Online
155

Apr. 2014


Werte Leserinnen und Leser,

dieser FANZINE-KURIER enthält die Besprechungen, die in den FANDOM OBSERVER-Ausgaben 288 bis 294 erschienen sind. In den FO-Ausgaben des vergangenen Jahres habe ich insgesamt 26 Rezensionen zu Fanzines und Magazinen veröffentlicht, deutlich mehr als in dem letzten Jahr der eigenständigen Existenz des FANZINE-KURIER (15 Besprechungen in 2012).
Für den FK 156 sind die Rezensionen aus den FO-Ausgaben 295 bis 300 vorgesehen.
Nach der Einstellung des FANDOM OBSERVER mit der Nr. 300 wird der FANZINE-KURIER als eigenständige Rubrik in den ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD erscheinen.
Viele Grüße
Armin Möhle



PHANTASTISCH! 49
PERRY RHODAN: MEISTER DER INSEL – GELEITZUG NACH ANDROMEDA
PHANTASTISCH! 50
CTHULHU LIBRIA 56
INTRAVENÖS 220
PHANTASTISCH! 51
PHANTAST 9: HELDEN
PALADIN 178/GOLEM 98
EXODUS 30
THE SEVEN CHAMBERS OF OUR EXPRESSIONS
XTME:PHANTASTIK 2
PHANTASTISCHE KÜRZESTGESCHICHTEN 5: NANOWELTEN
PARADISE 90
STARBASE 1
PHANTASTISCH! 52
 


PHANTASTISCH! 49
68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg.
Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de.

DER HOBBIT ist in den bundesdeutschen Kinos zwar bereits gelaufen (bzw. der erste Teil, naja …), PHANTASTISCH! 49 bietet dennoch zwei Artikel zu diesem Thema an. Als Nachzügler …?! Aber nicht zu der Verfilmung. „Auf den Hobbit gekommen“ von Christian Endres berichtet nicht nur der Autor darüber, wie es zu seinem ersten Kontakt mit DER (KLEINE) HOBBIT als Buch kam, sondern von dem der Autoren Markus Heitz, Bernd Frenz und Jonas Wolf sowie der Zeichner David Wenzel und David Petersen. Sie wissen die Faszination, die vor allem der erste Lektüre des HOBBITS auf sie ausübte, zu vermitteln.
Über „Wo die wilden Hobbits wohnen“ berichtet Tony DiTerlizzi. Äh, nein, natürlich nicht. Sondern über den Zeichner Maurice Sendak, der Titelbilder und Innenillustrationen für Kinder- und Jugendbücher schuf. Und der Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beinahe eine Neuausgabe des HOBBITS illustriert hätte. Ein Missverständnis zwischen Tolkien und Sendak sowie seine Erkrankung verhinderten dies. Eine interessante Randnotiz in der Publikationsgeschichte der verschiedenen Romane und Kurzgeschichten, die Tolkien in seiner Mittelerde ansiedelte.
Der interessante Artikel in dieser PHANTASTISCH!-Ausgabe ist zweifellos „Kassiber – Verbotenes Schreiben“ von Achim Schnurrer. Er berichtet darüber, unter welchen Umständen Autoren, die meist aus politischen Gründen inhaftiert waren, ihre schriftstellerische Arbeit im Gefängnis fortsetzten. Dass es sich dabei nicht um Autoren der Phantastik (im weitesten Sinn) handelt, mindert die Relevanz des Artikels selbstverständlich nicht. In seiner Serie „Klassiker der phantastischen Literatur“ stellt Achim Schnurrer mit Sergey Prokofjev (1891 – 1953) einen Autor vor, der zwar auch politisch verfolgt (in der UdSSR), aber offenbar nicht inhaftiert wurde und dessen phantastische Erzählungen wohl nur einen geringen Teil seiner kreativen Aktivitäten darstellten; vor allem arbeitete Prokofjev nämlich als Komponist.
Einen modernen Klassiker der Science Fiction-Literatur bringt Hermann Ibendorf in das Gedächtnis der Leser zurück: „‚Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen ...‛ – … und andere politisch unkorrekte Ansichten“. Er stellt die inhaltlich bahnbrechenden DANGEROUS VISIONS-Anthologien des US-amerikanischen Autors und Herausgebers Harlan Ellison vor. Zwei davon sind als Originalausgaben erschienen, die dritte, die umfangreichste, erwartet noch ihre Veröffentlichung. Die erste DANGEROUS VISIONS-Anthologie erschien 1970 zweigeteilt und gekürzt bei Heyne, von der zweiten sind nur einzelne Kurzgeschichte auf deutsch veröffentlicht worden. Ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, welche literarischen Schätze sich in den DANGEROUS VISIONS-Anthologien verbergen müssen!
In einem größerem Ausmaß als üblich sind Beiträge über Comics in PHANTASTISCH! 49 vertreten. Sonja Stöhr stellt in „Es war einmal in New York“ umfangreich die Serie FABLES vor, und Christian Endres nimmt „Abschied von einer Comic-Legende“, nämlich von dem im vergangenen Jahr verstorbenen Zeichner Joe Kubert.
Die Auswahl der Interviewpartner in der vorliegende Ausgabe ist sehr vielfältig. Neben dem bereits etablierten und und inhaltlich breit gefächerten Autor Bernd Perplies, der Fantasy-, Post doomsday- und PERRY RHODAN-Romane verfasst hat, wird auch mit den Brüdern Tem und Stephan Orgel gesprochen, die mit ORKS VS. ZWERGE (Heyne, 2012) gerade ihr erstes Werk vorgelegt haben. Mit Carsten Polzin wird der Herausgeber der Fantasy-Reihe des Piper Verlages interviewt und mit Andrea Sorrentino ein Comiczeichner, letzterer kürzer als bei den anderen Gesprächspartnern. Und wieder ist festzustellen, dass es sich bei den Interviews keineswegs um ein stereotypisches Frage- und Antwortspiel handelt, sondern dass die Interviewer die Arbeiten und Aktivitäten ihrer Gesprächspartner kennen und individuell darauf eingehen.
Die einzige Kurzgeschichte in PHANTASTISCH! 49 stammt von Armin Rößler. Auf einem Planeten haben sich Menschen eingerichtet, ohne die Möglichkeit, mit ihrer Heimat Kontakt aufzunehmen und in sie zurückzukehren. Der jugendliche Protagonist macht sich mit seinem einheimischen Pendant auf dem Weg, um „Feuergeister“ zu suchen – und findet ein Raumschiff, das ein funktionsfähiges Funkgerät enthält! Das ist simpel gestrickt; es wird nicht klar, ob das entdeckte Raumschiff eines der Menschen ist und ob es der Protagonist oder zumindest seine Eltern bedienen können (naja, oder zumindest nur das Funkgerät …).
Auch die Nr. 49 ist eine solide, lesenswerte Ausgabe des PHANTASTISCH!-Magazins, nach der große Jubiläums unmittelbar bevorsteht und, wie sollte es anders sein, Erwartungen weckt.

Armin Möhle, Wallenhorst
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PERRY RHODAN: MEISTER DER INSEL – GELEITZUG NACH ANDROMEDA

144 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: 25 Exemplare (4. Auflage), 6,50 EUR plus Versandkosten.
Kontakt: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kurt Kobler, Feuerwerker Str. 44, 46238 Bottrop, E-Mail: kontakt@terranischer-club-eden.com.
Internet: www.terranischer-club-eden.com.

Viele PERRY RHODAN-Leser, insbesondere die älteren, sind der Überzeugung dass der Zyklus DIE MEISTER DER INSEL (Band 200 bis 299) der Beste war, an den allenfalls noch M87 (Band 300 bis 399) heranreicht, der aber nie übertroffen wurde.
Selbst wenn die Lektüre schon eine Weile zurückliegt, erinnert man sich noch sehr gut und gern an die faszinierenden Welten, die die damaligen Autoren (u. a. K. H. Scheer, Clark Darlton, William Voltz) schufen, an die interessanten Völker und die schillernden Charaktere.
Wäre dieser Zyklus zwei, drei oder vier Jahrzehnte später geschrieben worden, hätte man ihn gewiss unterteilt und mindestens doppelt so viele Bände herausgeholt. Ob das gut gewesen wäre, darf man bezweifeln, denn auch der Schreibstil der Heftromane der 1960er Jahre gehört zu den MdI dazu. Die Helden sind noch kernige Raumfahrer, es wird geballert und das Universum gerettet, wobei the sense of wonder ständig spürbar ist, anders als in späteren, routiniert herunter geschriebenen, unnötig ausgewalzten Bänden und Zyklen, die einem neuen Heldenverständnis geschuldet waren/sind.
Natürlich sind viele Themen innerhalb des MdI-Zyklus‘ der vordergründigen Spannung und dem Tempo zum Opfer gefallen und wurden, weil nebensächlich, nicht berücksichtigt. Damals hinterfragte der Leser auch nicht jedes Heft bis ins letzte Detail, sondern genoss einfach das aufregende Abenteuer. Lückenfüller bzw. in sich abgeschlossene Einzel- und Doppelhefte gab es natürlich so manche, in denen man die Punkte hätte einbinden können, die man aus heutiger Sicht vermisst.
Ein kleines Manko, das man nun zum Anlass nimmt, Fan-Romane zu schreiben, die diese offenen Fragen beantworten sollen. Dabei halten sich die Autoren streng an die Vorgaben des PERRY RHODAN-Universums, benutzen bekannte Charaktere und fügen eigene Figuren hinzu.
GELEITZUG NACH ANDROMEDA von Norbert Mertens (nach einer Idee von Kurt Kobler) befasst sich mit der Frage, auf welche Weise die terranischen Schiffe, die in der Nachbargalaxie gegen die MdI und deren Hilfsvölker kämpfen, Nachschub erhalten:
Oberst Anson Tesker, der aufgrund einer Verletzung, die er sich im Einsatz zuzog und die nie richtig heilte, aus dem aktiven Dienst ausschied, erscheint es wie ein Geschenk des Himmels, als man ihm das Kommando über die SKARG anbietet, einen arkonidischen Robotraumer, der für den Flug mit dem Versorgungskonvoi umgebaut wurde.
Mit an Bord geht der arkonidische Ingenieur Andor da Calbur, der sogleich vom Gehirn des Schiffes als „Erhabener“ identifiziert und somit in der Befehlskette Tesker vor die Nase gesetzt wird. Das sollen jedoch nicht die einzigen Probleme bleiben. Erst nimmt die SKARG die Überlebenden eines feindlichen akonischen Schiffes an Bord, die um Hilfe baten, dann gerät sie in die Gewalt der Tefroder, einem Hilfsvolk der MdI.
Von diesen erfahren sie, dass ein Transmitter in der Nähe des Sol-Systems installiert werden soll, über den eine tefrodische Flotte die Zentralwelt der ahnungslosen Terraner angreifen will …
Norbert Mertens konzentriert sich auf die erste Etappe des GELEITZUGS NACH ANDROMEDA, die gleich zu Beginn mit Komplikationen aufwartet – und ab da wird alles nur noch schlimmer. Schließlich sind die Crewmen der SKARK die Einzigen, die von den Invasionsplänen der Tefroder wissen und sie vielleicht vereiteln können.
Parallel zur spannenden Handlung, teils in Rückblenden, baut der Autor seine kleine Schar an Charakteren detailliert und individuell auf. In einigen Nebenfiguren erkennt man unschwer Autoren, die die PERRY RHODAN-Serie prägten, und Personen aus dem Umfeld von Norbert Mertens.
Weniger gelungen ist ihm die Quotenfrau Kharoly von Sefkol. Offenbar versuchte er, mit ihr auf humorige Weise ein bisschen Romantik in die Handlung zu tragen, was jedoch gründlich misslungen ist. Zum einen möchte man bezweifeln, dass es an Bord eines Schiffes keinerlei weibliche Besatzungsmitglieder gibt, die anstelle eines Kadetten auf eine Gefangene aufpassen (und sich nicht von ihr um den Finger wickeln lassen würden). Zum anderen benimmt sich die Akonin nicht wie eine erwachsene Frau, sondern ausgesprochen albern. Allerdings hatten und haben auch die meisten anderen PERRY RHODAN-Autoren Schwierigkeiten, überzeugende Protagonistinnen zu schaffen. Das ist aber auch schon das Einzige, was negativ auffällt.
Norbert Mertens schreibt kurzweilig und schafft es, das PERRY RHODAN-Universum, wie man es kennt, in Szene zu setzen und ihm ein weiteres, glaubwürdiges Kapitel hinzuzufügen.
Abgerundet wird der Band durch ein Glossar nebst Abbildungen, Autoren-Porträts und Illustrationen in schwarz-weiß. Letztere stammen von Raimund Peter, der auch das farbige, zum Thema passende Titelbild lieferte.
Die Gestaltung des Bandes gefällt: Paperback mit umlaufenden Hochglanzcover, einem den Romanheften nachempfundenes Layout, bei dem auch nicht die Einleitung und das Kästchen, das die Hauptfiguren vorstellt, vergessen wurden. Das Papier ist von guter Qualität, der Druck sauber, das Lektorat vorbildlich.
Für ein Fan-Projekt ist GELEITZUG NACH ANDROMEDA ein wirklich beachtenswerter Roman, bei dem alles stimmt – und der zweifellos mit den Werken der professionellen PERRY RHODAN-Autoren mithalten kann.
 
Irene Salzmann, Kranzberg


PHANTASTISCH! 50

88 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg.
Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de.

Zwölf Jahre ist es her. Von einigen Nullnummern als Beilage in der SOL, dem Mitgliedermagazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE abgesehen, erschien 2001 die erste Ausgabe von PHANTASTISCH! – „Neues aus anderen Welten.“ Jetzt feiert das Heft ein beeindruckendes Jubiläums. Es ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass deutsche SF-Magazine so lange bestehen.
50 Ausgaben! Eine beeindruckende Strecke! Die Jubiläumsausgabe beglückt uns mit einem erheblich größeren Umfang – ohne dies allerdings wie jüngst bei der PR-Jubiläumsausgabe, auch auf den Preis aufzuschlagen – und einem umlaufenden Titelbild von Thomas Thiemeyer. Was sollte der verwöhnte Konsument auch weniger erwarten?
Nun, große, international bekannte Namen gehören sicherlich auch dazu. Wobei auch hier – bei der dauernden Qualität der Interviewten – kaum noch eine Steigerung möglich erscheint. Immerhin Charles Stross gehört momentan zu den ganz Großen der Science Fiction. Einer der wenigen, die dieses Genre noch am Leben halten. Und in dem Gespräch, das Arno Behrend mit ihm führte, geht es dann auch gleich ans Eingemachte. In einer langen Sequenz definiert Stross mal eben schnell den Weg zur künstlichen Intelligenz nicht ohne ihn anschließend kritisch zu hinterfragen, „weil wir uns von einer funktionierenden Definition von Intelligenz entfernen“ und vergessen: „wir sind Säugetiere“ und damit letztlich nichts anderes als eine „Organisation großer Haufen eukaryotischer Zellen.“ Solche Interviews machen Spaß, weil sie wissenschaftliche Erkenntnisse oder besser Fragestellungen mit einer fiktionalen Umsetzung verbinden.
Aber Charles Stross ist nicht der einzige große Name, der dieser Ausgabe ihren Jubiläumsstatus versüßt. Für die Entwicklung und Akzeptanz der SF in Deutschland hat wohl kaum einer mehr getan als Wolfgang Jeschke. Mit dem mittlerweile Sechsundsiebzigjährigen führte Florian Breitsameter ein Gespräch über das neue Buch Jeschkes und die Rolle der Religionen für die Menschheit. Jeschke gibt sich manchmal etwas wortkarg und harsch. Ebenfalls Pionierarbeit für die deutsche Phantastik leistete Rainer Erler. Mit der Serie DAS BLAUE PALAIS und vielen weiteren Filmen schrieb er TV-Geschichte. Mit ihm führte Olaf Brill ein überlanges Interview, das aber durch den Blick hinter die Entstehungsgeschichte der Filme und eine ausführliche Filmographie einen hohen Informationswert hat.
Der Letzte im Reigen der Interviewten ist der fleißige US-amerikanische Schreiber Mike Resnick, der auf dem WorldCon 2012 nicht an den Fragen von Christian Endres vorbeikam.Er äußert sich vor allem über die Änderung im Buchmarkt und steuert fast ein Fazit bei: „Solange sich Männer und Frauen fragen, wie das Morgen wohl sein mag, gibt es einen Bedarf an Science Fiction.“ Genau: solange!
Aber mit den Interviews hören die großen Namen noch nicht auf. Joe R. Lansdale macht sich in einem Essay Gedanken darüber, welche Einfluss Edgar Allen Poe bis heute vor allem auf die finstere Seite der Literatur hat. Der Beitrag hat starke autobiografische Züge und vermittelt den Eindruck, der Autor Lansdale stehe mehr im Fokus als Poe.
Christian Hoffmann setzt mit „Auf in die Leyermark“ die Serie von Betrachtungen phantastischer Literatur mit regionalen bzw. landschaftlichen Bezügen fort. Diesmal ist es Bayern bzw. die Leyermark. Ein ausführlicher, aufwändig recherchierter Beitrag, der Lust macht mal wieder das eine oder andere genannten Buch aus dem Regal zu nehmen.
Es bleibt kaum Platz, um alle Beiträge zu nennen. Das besondere Highlight dieser Ausgabe ist für mich die Zusammenstellung utopisch-phantastischer Buchcover. Unter dem Titel „Lockende Zukunft“ startet Horst Illmer einen Streifzug durch die Buchgestaltung vom 19. Jahrhundert bis in die Jetztzeit – natürlich mehr als reichlich illustriert mit entsprechenden farbigen Coverabbildungen. Man kann in den malerisch expressionistischen, surrealen, funktionalistischen bis ins unfassbar naive changierende Bilder schwelgen und sich verlieren.
Und Spaß machen auch viele der unzähligen im Heft verteilten Rezensionen. Vor allem wenn man solche Sätze vorgesetzt bekommt, wie in einer Buchvorstellung von Christian Endres: „Ein packender Unisex-Werwolf-Roman für den Thriller-Mainstream, ob man nun eher phantastisch geeicht ist und auf Urban und Dark-Fantasy steht oder nicht...“ schreibt er über die neue Werwolf-Trilogie von Jason Starr.
2025 wird es soweit sein. Dann wird die hunderste Ausgabe von PHANTASTISCH! 50 auf dem Rezensententisch liegen – in welcher Form auch immer. Das wünsche ich den Herausgeber – aber ganz besonders auch uns, den Lesern und Nutznießern eines wunderbaren und einzigartigen SF-Magazins.

Holger Marks, Marburg


CTHULHU LIBRIA 56
81 Seiten, PDF, Download: www.cthulhu.de/artikel/cthulhu-libria-nr-56/.
Kontakt: Eric Hantsch, Bischofswerdaer Straße 273, 01844 Neustadt i. Sa., E-Mail: Erichantsch@yahoo.de.
Internet: www.cthulhu-libria.blogspot.de/.

Der herausragende Beitrag in dieser Ausgabe ist der Artikel „Eis-Propheten – Wurde die Titanic-Kastastrophe vorausgesagt?“ von Dr. Ralf Bülow. Diese Frage ist selbstverständlich nur rhetorischer Natur; dem Autor gelingt ein reizvoller Einblick in ein unbekanntes Kapitel der Literaturgeschichte, nämlich in zwei Erzählungen und einen Roman aus dem 19. Jahrhundert, die Schiffskatastrophen schildern, die diverse Parallelen zum Untergang der TITANIC aufweisen (der besprochene Roman, ATLANTIS, stammt übrigens von Gerhart Hauptmann). Natürlich waren hier keine Propheten am Werk, sondern von verwandten Plots ausgehend gelangten die Autoren zu Handlungsverläufen, die sich gegenseitig ähneln – und dem Untergang der TITANIC.
CTHULHU LIBRIA 56 ist gut bestückt mit Rezensionen, der Intention als „Magazin für Lovecraft'sche Phantastik und Literatur“ entsprechend von Horror-Romanen aus Kleinverlagen, die Motive des Cthulhu-Mythos aufgreifen oder auch nicht, die wie gewohnt ausführlich und mehr oder minder kritisch sind. Axel Weiss beispielsweise bespricht die Anthologie DARK CRIME (Romantruhe), allerdings nur die Einzelgeschichten, lässt aber ein Gesamtfazit vermissen. Naja … Immerhin finden sich nicht nur lobende Besprechungen, sondern auch der eine oder der andere Verriss.
Auch ein gewisser Teil der neuen CL-Ausgabe wird von den sogenannten „Novitätenbericht des Monats“ eingenommen (etwa ein Dutzend Seiten), der Vorstellung von einschlägigen Neuerscheinungen, die überwiegend auf Verlagstexten beruhen. Zu den „Novitätenbericht des Monats“ gehören auch Leseproben aus dem einem oder dem anderen vorgestellten Buch. Diesmal handelt es sich nicht um einzelne Romankapitel, sondern um abgeschlossene Kurzgeschichten. „Ein klassischer Fall“ von Jörg Kleudgen stammt aus seiner Kurzgeschichtensammlung GEMISCHTE SCHLACHTPLATTE (Murder Press) und ist eine Kriminalstory mit einer schwachen oder, je nach Perspektive, einer spekulativen Pointe. „Steine“ von Stefan Melneczuk ist aus seiner Collection SCHATTENLAND entnommen und eine, wie ein Science Fiction-Leser sagen würde, Post doomsday-Version. Die Art der Katastrophe, die die Menschen zu Stein werden ließ (von dem Protagonisten einmal abgesehen), wird nicht erklärt, was bei einer Horror-Story natürlich nicht erforderlich ist. sondern nur vorgestellt. Als das erledigt ist, endet „Steine“ abrupt.
Eric Hantsch besuchte die Leipziger Buchmesse 2013, übt Kritik an nicht optimalen organisatorischen Abläufen (so ist es wohl ein Kapitel für sich, auf der Buchmesse ein Buch zu kaufen …) berichtet von seinen Besuchen bei den Ständen diverser Kleinverlagen und von den Lesungen ihrer Autoren.
Die Stories „Das Schreien der Kröten“ von Thorsten Scheib und „Der Leser/Die Leiche im Herbststurm“ von Jörg Kleudgen beenden CTHULHU LIBRIA 56. „Das Schreien der Kröten“ (nun, etwas anderes, um genau zu sein …) ist verantwortlich für die erhebliche charakterliche und körperliche Metamorphose des Bruders des Protagonisten, die letzterer aufdeckt, ihre Ursache zerstört und doch nicht von ihrem Einfluss verschont bleibt. So weit, so konventionell. Jörg Kleudgen greift in „Der Leser/Die Leiche im Herbststurm“ zwar auch Motive aus der Horror- bzw. SF-Literatur auf, weiß sie jedoch stimmungsvoller umzusetzen. Der Protagonist erliegt dem Reiz eines Häuschen, in dem er unbekannte Schriften von Forschern entdeckt, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen – und setzt die Experimente fort.
Im Vergleich zu früheren Ausgaben (siehe meine Besprechung über CL 52 und 53 im FANDOM OBSERVER 286) ist der Umfang des „Novitätenberichts des Monats“ erfreulicherweise geschrumpft. Es sei dahin gestellt, ob das schlicht darauf beruht, dass nur wenige neue Horror-Bücher erschienen sind, oder Ausdruck einer Konzeptänderung ist. Dann ist CTHULHU LIBRIA mit dem verstärkten Abdruck von (interessanten) Artikel und Kurzgeschichten auf dem richtigen Weg. Und wer einen Überblick über die einschlägigen Neuerscheinungen der Kleinverlage gewinnen will, kommt an CL ohnehin nicht vorbei.

Armin Möhle, Wallenhorst
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INTRAVENÖS 220
40 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 85 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Rüdiger Schäfer, Kolberger Str. 96, 51381 Leverkusen, E-Mail: kontakter@atlan-club-deutschland.de.
Internet: www.atlan-club-deutschland.de.

Diätempfehlungen für Katzen, der NSA-Abhörskandal, die Vorteile des Golfens, die Auswirkungen plätschernden Wassers auf den Harndrang, ein Besuch in London und (fast) zum Tee bei der Queen sowie der Flug der ACD Force One zur Vorbereitung des (fast) größten Ereignisses dieses Jahres. All diese Themen können doch nicht in ein einziges Fan-Magazin passen?
Doch sie können! Und noch ein paar mehr.
Zumindest wenn es sich um das interne Clubmagazin des ATALAN CLUB DEUTSCHLAND handelt. (Dabei entsteht in meinem Hirn die Frage, ob es demnächst auch einen ACD-Neo geben wird, sofern der Neo-Atlan sich als würdig erweist. Vielleicht sollte das mal diskutiert werden.)
Der ACD ist einer der wenigen noch verbliebenen „Dauerläufer“ im deutschen SF-Fandom. Ein Läufer mit beachtlicher Ausdauer, wenn auch mit Höhen und Tiefen, mit Phasen in denen die Puste kaum noch reicht und dann wieder Perioden in denen die Endorphin-Ausschüttung für immer neue Höhenflüge sorgt. Meist macht sich das ganz konkret an der Seitenzahl des INTRA bemerkbar. Und damit liegt die zweihundertzwanzigste Ausgabe im guten Mittelfeld der letzten Monate.
Zu Anfang findet Ernestine Gohr ernste, aber sehr passende Worte zum Tode von Marianne Sydow, die Anfang Juni kurz vor ihrem 69. Geburtstag starb.
ACD in Bewegung“ könnte man den Schwerpunkt dieser Ausgabe betiteln. Klaus Dieter Ludwig schildert seinen Besuch beim Lomnitz-Con. Ein Con „back to the roots“, wohl weil es recht gemütlich zugegangen ist und viel erzählt und getrunken wurde und das Conlokal einen mehr als heimeligen Eindruck machte. Beim Lesen des Berichts entsteht der Eindruck, Klaus Dieter wäre mehr damit beschäftigt gewesen, die anwesenden Kinder zu bespaßen als dem Con-Programm zu lauschen. Aber es soll auch Autorenlesungen und Vorträge über Weltraumfahrt gegeben haben.
Ein Mann mit vielen Baustellen ist Rüdiger Schäfer. Woher er dann die Zeit für einen Städtetrip nach London nimmt, wird allein sein Terminkalender wissen. Standesgemäß liegt seine Unterkunft in der Crestfield Road. Von dort wird dann die Hauptstadt des ehemaligen britischen Empire erkundet: Royal Opera House, Oxford Street, Harrods und Selfridge, die Knightsbridge und der Buckingham Palace, Westminster Cathedral, Baker Street und das Britische Museum, kaum zu fassen, was der Mann alles in wenige Tage Aufenthalt bewältigen kann.
Letzte Neuigkeiten über den ACD-Weltcon 2013 – der jetzt auch schon Geschichte ist –, weitere Folgen aus der Reihe „Wer nicht fragt...“ sowie eine Reihe von Leserbriefen komplettieren diese Ausgabe.
Es ist schon seltsam, wie wenig in dieser Ausgabe von Science Fiction, Aliens oder dem namensgebenden Arkoniden die Rede ist. Es kann doch nicht sein, dass die Geschichte des zehntausend Jahre alten Arkoniden schon restlos erforscht ist. Und selbst wenn, dürfte es unter den Gelehrten doch garantiert unterschiedliche Meinungen geben. Aber vielleicht ist das auch mehr ein Zeugnis davon, dass der ACD ein Club ist, in dem sich Gleichgesinnte gefunden haben, die mehr gemeinsam haben als nur die sporadische Bettlektüre ...

Holger Marks, Marburg
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PHANTASTISCH! 51
72 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg.
Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de.

Es gehört zur (traurigen) Pflicht einer Publikation wie PHANTASTISCH!, auch über die Großen des Genres zu berichten, die uns für immer verlassen haben. Allen voran über Jack Vance, der vor wenigen Monaten im Alter von 97 Jahren starb und der durch seine Produktivität und seinen Ideenreichtum jedem langjährigen Science Fiction-Leser ein Begriff sein wird, auch wenn Vance vielleicht nicht zu seinen Lieblingsautoren zählen mag. Der Nachruf in PHANTASTISCH! 51 wurde von Horst Illmer verfasst.
Verstorben sind auch die „Puppen-Pioniere Ray Harryhausen und Gerry Anderson“, über die Olaf Brill berichtet. Ray Harryhausen kreierte die wohl einmalige Stop-Motion-Technik, wie Filme wie KAMPF DER TITANEN und JASON UND DIE ARGONAUTEN prägte. Gerry Anderson wird wegen seiner originellen Puppenserie THUNDERBIRDS unvergesslich bleiben, weniger wegen seiner späteren unausgegorenen (Realfilm-) Serie MONDBASIS ALPHA 1.
Das Kommen und Gehen des Lebens zeigt sich in PHANTASTISCH! 51 aber nicht nur (einseitig) in den Nachrufen. Viel Aufmerksamkeit erfährt der (bislang eher unbekannte) Fantasy-Autor Steven Brust, von dessen Serie um den Berufskiller Vlad Taltos bislang (nur) sechs Bände bei Klett-Cotta erschienen sind, obwohl sie mittlerweile dreizehn Bücher umfasst und sogar auf insgesamt neunzehn ausgelegt ist, wie der Autor in dem Interview verrät. Eine Erklärung für das geringe Interesse der deutschen Verlage – und der Leser?! – an seinen Romanen vermag er aber nicht anzubieten. In jedem Fall stellt die Kombination aus Artikel und Interview, für die Christian Endres verantwortlich zeichnet, eine ideale Möglichkeit dar, einen gar nicht mehr so „neuen“ Autor kennenzulernen.
Das Interview mit dem Fantasy-Autor Oliver Plaschka, geführt von Sonja Stöhr, wird immerhin (noch) mit einer Rezension seines neuesten Romans ergänzt. Die übrigen Autoreninterviews, zum einen mit der Nachwuchsautorin Andrea Bottlinger (AETERNUM, Knaur, 2013) und zum anderen mit dem arrivierten Horrorschriftsteller Edward Lee, stehen für sich. Die Gespräche mit Oliver Plaschka und Andrea Bottlinger (geführt von Christian Humberg, mit dem die Autorin bei diversen Projekten zusammen arbeitete) sind zwar informativ, aber relativ harmlos, zumindest im Vergleich mit dem Interview mit Edward Lee, der mitunter sehr brutale Horrorromane schrieb, die in Deutschland nur in einem Kleinverlag (Festa) erscheinen. Nachdem Steven Brust mit einem Berufskiller bereits ein zwiespältige Figur kreierte, wird der von Edward Lee offenbar übertroffen. „Ich entschuldige mich nicht für das, was ich mache.“ sagt er. Nun, warum sollte er sich auch entschuldigen …?!
Nicht in einem Interview, sondern in einem Artikel stellt Horst Illmer den israelischen Science Fiction-Autor Lavie Tidhar vor, von dem in Deutschland bislang zwei Romane erschienen sind, die sehr interessant anmuten (BOOKMAN: DAS EWIGE EMPIRE 1, Piper, 2012 und OSAMA, Rogner & Bernhard, 2013). Der jüngste wird von Horst Illmer auch besprochen. Ein schöner Hinweis auf einen neuen Autoren, der sich offenbar nicht in dem thematischen Einheitsbrei des Genres verliert!
In PHANTASTISCH! darf natürlich nicht eine neue Folge der Serie „Klassiker der phantastischen Literatur“ von Achim Schnurrer fehlen. In der vorliegenden Ausgabe beschäftigt er sich jedoch nicht mit einem Autor, sonder mit einem mehr oder minder phantastischen Motiv: „Schlaraffenland: Die Wegbeschreibung“. Er arbeitet die Ausdrucksformen von der Antike über das Mittelalter bis in die beginnende Neuzeit heraus und stellt Bezüge zur Gegenwart her. Der Text wird in der 52. Ausgabe von PHANTASTISCH! fortgesetzt.
Anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums der Erstveröffentlichung der (von ihnen gesammelten) Märchen der Brüder Grimm lässt Sonja Stöhr diverse Autoren, Comiczeichner, Museumsleiter u. a. m. zu Wort kommen – was die Märchen aus ihrer heutigen Einschätzung bedeuten, und welche für Kinder gar nicht zu empfehlen sind … Naja. Okay, wenn die Befragten auf ihre eigenen Werke zu sprechen kommen, heben sie sich von Allgemeinplätzen zu den Grimmschen Märchen ab. Das Kontrastprogramm bietet Christian Endres in „Auf der Straßen der Toten“, einem Artikel über die Wild-West-Horror-Romane von Joe R. Lansdale (STRASSE DER TOTEN, Golkonda Verlag, 2013). Mit seinem Beitrag „Der Dachs lässt schön grüßen“, dem Kinder- und Jugendbuchklassiker DER WIND IN DEN WEIDEN (u. a. Knesebeck, 2012) von Kenneth Grahame, nähert er sich den Märchen der Brüder Grimm wieder an ...
Die einzige Story in PHANTASTISCH! 51 ist ein Reinfall. „Hunger“ von Jan Gardemann fängt mit einem Vater/Sohn-Konflikt an. Der Vater entpuppt sich nach seinem Tod als Kannibale, dessen Obsession um sich greift … D. h., die Bewohner oder des Dorfes, in dem der Protagonist heimisch ist, essen sich gegenseitig auf. Und das alles auf etwa eineinhalb Seiten!
Nach der Jubiläumsausgabe macht PHANTASTISCH! mit der Nr. 51 nahtlos weiter, was fundierte, vielfältige und interessante Interviews, Artikel und Rezensionen angeht. Aber etwas anderen hatten wir auch nicht erwartet, nicht wahr?

Armin Möhle, Wallenhorst
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PHANTAST 9: HELDEN
95 Seiten, PDF, Download: fictionfantasy.de/phantast.
Kontakt: Amrûn Verlag, Jürgen Eglseer, Eichenweg 1a, 83278 Traunstein, E-Mail: eglseer@fictionfantasy.de.
Internet: www.fictionfantasy.de, www.literatiopia.de.

Die Wartezeit von mehr als einem halben Jahr ließ die Frage aufkommen, ob der PHANTAST kommentarlos eingestellt wurde … Auf der Homepage ist zwar ein vierteljährlicher Erscheinungsrhythmus angegeben, doch welchen verzögernden Einflüssen Hobbyprojekte ausgesetzt sein können, weiß jeder, der fannisch aktiv war und ist. Umso erfreulicher ist das Erscheinen der neunten PHANTAST-Ausgabe, die sich dem Thema „Helden“ widmet.
Das kann ein weites inhaltliches Feld sein, vor allem, wenn eine fundierte und differenzierte Definition des Begriffes fehlt oder vorhanden ist, aber ignoriert wird – wie im PHANTAST 7 zum Thema „Klassische Phantastik“ … So versuchen sich die Macher der neuen PHANTAST-Ausgabe in ihrem Leitartikel gar nicht erst an einer Definition, sondern berichten von ihren persönlichen Leseerfahrungen, von Protagonisten, die sie als Helden empfunden haben, von Figuren aus Sagen, Filmen und Computerspielen, für die dasselbe gilt. Eine legitime Lösung des Definitionsproblems, das hohe inhaltliche Hürden umgeht.
Als ein Medium, das für die Darstellung von Heldentaten – das Definitionsproblem einmal außer acht lassend – prädestiniert ist, stellen sich Comics dar. Judith Gor berichtet über „Manga-Helden: düstere Einzelkämpfer und schöne Kriegerinnen“ und versäumt es nicht, zu Beginn ihres Beitrages klarzustellen, was sie unter „Helden“ und, nicht zu vergessen, „Heldinnen“ in diesem Kontext versteht. Judith Gor geht in weiteren Artikeln auch auf einschlägige Anime-Filme ein: “Leluch vi Britannia – Der charismatische Anti-Held aus Code Geass“ und „In Okumura – der stürmische Teufelskerl aus Blue Exercist.“
Jürgen Elgseer stellt „Kinderhelden in Strumpfhosen – Die DC-Superheros im Fischer Verlag“ vor, wobei Figuren wie Batman und Superman jeden Definitionsversuch entbehrlich machen.
Rainer Skrupsch und Dennis Koch führen ein Gespräch über die Comicfiguren „Spirou und Fantasio“, die den Helden von Judith Gor und Jürgen Eglseer nicht einmal ansatzweise entsprechen. Das gilt auch für „Peyo – Vater eines jugendlichen Pagen, blauer Wichtel und eines kleinen verschnupften Jungen“, der Serien wie DIE SCHLÜMPFE und BENNI BÄRENSTARK zeichnete und über den Markus Drevermann berichtet. Die Texte wären in einer PHANTAST-Ausgabe zum Schwerpunkt „Comics“ genauso gut aufgehoben gewesen – vielleicht sogar besser.
Eingestreut sind einige Besprechungen über verschiedene SF- und Fantasy-Romane, deren Protagonisten von den Rezensentinnen und Rezensenten als „Helden“ (in verschiedener Hinsicht) bezeichnet werden, Captain Future und Mark Brandis beispielsweise.
Mit einem klassischen Helden, dem niemand dieses Attribut streitig machen würde, beschäftigt sich Markus Drevermann in seinem fundierten Artikel „Siegfried – Der Held der Sagenwelt“. Er stellt die diversen Variationen der Siegfried-Sage und ihre Rezeption in der Literatur, aber auch ihre politische Vereinnahmung in gewissen Epochen dar.
Leider nur mit drei Pseudonymen ist ein weiterer tiefschürfender Artikel gekennzeichnet: „Moriendum esse: Vom Tod des Protagonisten in der Fantasyliteratur“. Hier kommt zum ersten Mal im PHANTAST 9 (und am Ende der Ausgabe …) zum Ausdruck, dass zum klassischen Heldenverständnis der Heldentod gehört. Die Autoren untersuchen sehr ausführlich und detailliert die Mechanismen, mit denen Tode von Protagonisten entwickelt und beschrieben werden, und untersuchen ihre Funktion in der Handlung. Nicht nur theoretisch, sondern auch anhand einer Reihe von Beispielen (so etwa in dem DAS LIED VON FEUER UND EIS-Zyklus von George R. R. Martin).
Mit drei Interviews wartet PHANTAST 9 auf (damit steht der PHANTAST erneut seinem „großen Bruder“ PHANTASTISCH! nur wenig nach). Judith Gor zeigt auch hier großes Engagement, sie führte sämtliche Interviews. Sie sprach sowohl mit Filipe Tavares von dem Comicverlag Cross Cult, in dem es natürlich (auch) um die Heldenbilder in den Comics geht, die er herausgibt, als auch mit der Jugendbuchautorin Andrea Gunschera, die nicht nur differenziert ihre Einschätzung von Jugendbuchhelden, wie sie sie versteht, sondern auch über Heldinnen und Helden in der Romantic Fantasy wiedergibt. Und mit mit Fantasy-Autor Oliver Plaschka, der seine Meinung zur Entwicklung des Heldenbildes in diesem Genre äußert.
Von Oliver Plaschka stammt auch die Episode „Im Haus der sieben Sünden“ aus seinem Roman DAS LICHT HINTER DEN WOLKEN (Klett-Cotta, 2013). Der Gast eines Wirtshauses entpuppt als Weggefährte des verschwundenen Vaters des Barmannes und wird zu seinem Helden. Das Romankapitel kann durchaus für sich allein stehen.
Mit „Soldat und Krieger“ liefert Markus Heitkamp eine eigenwillige Version des Ersten Weltkrieges ab. Darin kämpfen nicht nur Menschen, sondern auch Zwergen, Elfen, Goblins und andere Fantasy-Figuren. Ein Zwerg, der durch den Entzug von Bier und Tabak zum Verräter wurde, will sich in einem Himmelsfahrtkommando rehabilitieren. Das ist zwar einerseits originell, verharmlost andererseits die Schrecken des Krieges.
Die Grafiken im PHANTAST 9 sind entweder bunte, Manga-ähnliche Bilder (Toto, Reyhan, Marie Sann, Sheriban Ceylan und Nepi), düstere, detaillierte Darstellungen bedrohlicher Szenen (Benjamin von Eckartsberg, Che Rossié und Anne-Catherine Höffer) oder schlichte Strichzeichnungen (Ingo Römling).
Der PHANTAST 9 liefert sicherlich keine tiefschürfende und umfassende Definition des Helden. Die Publikation enthält eine Reihe von interessanten Beiträgen, die nur leicht oder auch unverändert ihren Platz auch in nur geringfügig anders gewichteten (PHANTAST-) Ausgaben hätten finden können. Sie zeigen aber durchaus Aspekte eines nicht klassischen Heldenverständnisses auf.

Armin Möhle, Wallenhorst
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PALADIN 178
20 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 98
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Die 98. Ausgabe des GOLEM wartet mit drei Geschichten auf:
Das Anden-Einhorn“ von Sabrina Zelezny kämpft im Verborgenen gegen die Herrschaft der spanischen Krone. Bei seiner Jagd nach diesem Fabeltier gerät der preußische Wissenschaftler Alexander von Humboldt in Gewissensnöte.
Mit „Tiefraumflug T77 Galateia“ übernimmt Alexander Bodin den Action-Part. Das Spiel mit der virtuellen Realität in den Köpfen von Raumfahrern, die im künstlichen Tiefschlaf liegen, erinnert an die MATRIX-Filme, findet aber zu einer eigenständigen Auflösung.
Mein Held und ich“ von Tanja Rast zeigt eine Schriftstellerin im Kampf mit ihrem Protagonisten, der sie in ihrer Stube aufsucht. Gnade empfängt, wer Gnade gibt. Hier dominiert die humorvolle Seite.
Die drei Geschichten sind kurzweilig, allein der mittleren hätte man zum besseren Verständnis gewünscht, dass sie zur Entfaltung mehr Raum gehabt hätte.
Aber es gibt ja noch den PALADIN: Mit „Vorhölle“ präsentiert Mark Eyland dort eine echte Horror-Story, und zwar so, wie man sie sich wünscht: Mit einem eher unterschwelligen, aber beherrschenden Grauen, das ohne übermäßige Gewaltdarstellungen auskommt. Dies ist nicht nur die längste, sondern auch die packendste der vier Geschichten. Obendrein rundet sie die Vielfalt ab. Insgesamt kann der Mix wieder einmal nur empfohlen werden.

Clemens Nissen s. ps., Schortens
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EXODUS 30
128 Seiten DIN A, Seitenbindung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt, 12,90 EUR, 2er-Abonnement 25,00 EUR.
Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: rene.moreau@ exodusmagazin.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 285170505.
Internet: www.exodusmagazin.de.

Eine Maschine braucht doch eine Mechanik, oder nicht?“ fragt sich der junge Robert in Thorsten Kuipers „Grosvenors Räderwerk“. Zahnräder, Pleuelstangen, stählerne Gehäuse, Schmieröle und dreckige Mechaniker mit großen Schraubenschlüssel vor dampfenden Motoren, die schwitzend und fluchend ihre Arbeit verrichten. Das ist ein Bild aus der guten alten Zeit, als fachkundige Menschen noch in der Lage waren mit ihrer Hände Arbeit die Maschinen und damit die Welt zu reparieren.
Diese Zeit ist vorbei, vergangen, aber nicht vergessen. Sie lebt weiter. In den Phantasien der Retro-SF und des Steampunks. Fast scheint es wie ein unlösbares Paradoxon: rückwärtsgewandte Zukunftsentwürfe, Geschichten, die eine vergangene Zukunft beschreiben, oder eine die hätte sein können. Als „(...) anachronistische Collage von Ungleichzeitigem“ beschreibt Heinz Wipperfürth in einem kurzen erläuternden Beitrag diesen zwar nicht unbedingt ganz neuen, aber doch momentan sehr angesagten Trend. Und ist die Verführung nicht groß, den unzähligen Möglichkeiten und Spielereien des Subgenres zu erliegen und selbst einmal ein „Was wäre wenn?“ auszuprobieren. Eine prall gefüllt neue Themen-Ausgabe von EXODUS wäre schön Beweis genug. Aber es ist ja nur ein Beispiel und ein Trend, dem auch EXODUS folgt. Retro-SF und gar Steampunk sind so etwas wie der Sommerhit einer Saison, die nicht nach Jahreszeiten gezählt wird.
Ob es allerdings immer nur nostalgische Gefühle sind, die Sehnsüchte nach einer einfachen Welt, in der die „Technik noch für jeden verständlich war“, die zu dieser Form der „Vergangenheits­bewältigung“ führen, kann auch bezweifelt werden. Ebenso wie nicht jeder Mensch des vorindustriellen Zeitalters die Funktionsprinzipien einer Dampfmaschine verstehen konnte. Dampf, diese feuchte, wabernde kaum zu fassende Substanz soll eine schwere Lokomotive antreiben? Kann man glauben ... Aber in einem hat Heinz Wipperfürth recht: Damit begann es, die Entfremdung des Menschen von der Technik. Er schuf sich eine Lebenswelt, die ihm zunehmend fremder weil unverständlicher wurde, der er aber gleichzeitig auf Gedeih oder Verderb ausgeliefert war und ist.
Und so kann Retro-SF oder Steampunk in besonders guten Momenten auch eine Kritik an der gesellschaftlichen Entwicklung seit der industriellen Revolution sein. So zum Beispiel in dem schon erwähnten „Grosvenors Räderwerk“ von Thorsten Küper. Man kann die Geschichte als eine Parabel auf die weit verbreitete Kinderarbeit in den Bergwerksstollen Großbritanniens zu Beginn der industriellen Revolution lesen. Zum Aufbau einer Rechenanlage nutzt der skrupellose Grosvenor auf eine diabolische, nicht näher beschriebene Art die Energie von Kindern. Der junge Robert, ebenfalls von diesem Schicksal bedroht, kann auf das Luftschiff von Ada Lovelace und Isambard Kingdom Brunel fliehen.
Name dropping“ auch eine sehr gut funktionierende und oft genutzte Möglichkeit, der vergangenen Zukunft nicht nur Authentizität, sondern eine besondere Note des Wiedererkennens und der Vertrautheit zu geben. Thorsten Kuipers bemüht dabei nicht willkürlich irgendwelche historische Personen. Ada Lovelace als Tochter von Lord Byron und Weggefährtin von Charles Babbage passt genauso in das Szenario wie Brunel, der Baumeister des Thames-Tunnels und Ingenieur von Brücken und Eisenbahnen. Er stellt diese realen und in gewissen Weise positiven Personen seinem „mad scientist“ gegenüber. Ach ja, und Robert, die jugendliche Hauptperson ist auch nicht irgendwer ...
Vielleicht könnte man „name dropping“ als vorherrschendes Gestaltungsmerkmal der Retro-SF ansehen. Helmut Ehls, der sich als versierter Kenner der Romane Karl Mays erweist, überlegt in „Am Set von ,Der Schatz im Silberkanalʻ“, was May geschrieben hätte, wenn er ein Jahrhundert später als SF-Autor seine Brötchen hätte verdienen müssen. Die Antwort liegt auf der Hand und schließlich wird das schöne Werk „Old Laserhand und die Grünhäute vom Mars“ auch noch verfilmt, natürlich von Harald Reinl, produziert von Reginald Windland – ein wenig künstlerische Freiheit muss schließlich sein. Auch wenn die Geschichte vielleicht nicht den historischen Tiefgang aufweist, so ist sie doch ein großer Spaß und persifliert recht eindrucksvoll Mays Bestreben den Ruf als Kolportage-Autor los zu werden.
Bekannte Namen tauchen auch in Arnold Sprees „Das Schäuble“ auf, von denen „Turbo-Rezensent“ Illmer nur einer von einigen ist. Ein unschuldiges Wesen, selbst als „Schäuble“ bezeichnet, gerät auf der Suche nach seiner Nahrung genannt „Shund“ an die Besatzung der STAR QUEST, unter der sich u. a. ein K. H. Scheer, ein Kurt Brand oder ein Prof. Heinz Haber befindet. Auch hier lebt die Geschichte von der absurden und komischen Ausgangssituation und der gekonnten mit vielen Anspielungen versehenen Umsetzung der Geschichte.
Einer ganz besonderen „Person“ der Literaturgeschichte widmet sich Matthias Falke in seiner Geschichte mit dem langatmigen Titel „Die spektakuläre und heldenmütige Entführung der originalgetreuen Lokomotive Emma.“ Die Gruppe Jugendliche, die das Museum am Rand der Dimensionsschranke betreten, ist nicht so harmlos wie der erste Blick vermuten lässt. Natürlich gelingt das Unternehmen und die Entführer fliegen mit Emma in einen staubigen Westen. Spannend, wenn auch nicht ganz unvorhersehbar flicht Matthias Falke persönliche Auseinandersetzung und Abenteuer zu einer stimmigen Geschichte, deren angedeuteter Hintergrund vermuten lässt, sie könne Teil eines weitaus längeren Werkes sein.
Die Ideen und Erfindungen nehmen kein Ende in dieser EXODUS-Ausgabe. Da ist noch die Emerald-Anlage zu nennen, die Philip Schwarz dazu verwendet, Luftschiffe fliegen zu lassen. In Frank Neugebauers Mischung aus viktorianischer und futuristischer Geschichte tauscht der Schlangenkönig Kristalle gegen Milch. Kristalle, die eine seltsame Strahlung abgeben. Und in Olaf Kemmlers „Ein Koffer voller Gedanken“ bestimmen diese Gedanken das Schicksal seines Protagonisten – zum Guten und leider auch zum Bösen. Und Ulf Hildebrandt bemüht nicht nur Nicola Tesla, sondern auch einen Sohn von Kapitän Nemo, der vergeblich versucht, die Welt vor den Wesen des Äthers zu bewahren.
Die großen alten, dunklen, diabolischen Wesen der Unterwelt können in einer Sammlung, die sich dem Golden Age der Phantastik der fünfziger und sechziger Jahre verpflichtet fühlt, natürlich nicht fehlen. Manchmal reicht auch hier schon ein Name. Der Professor aus Arkham, der zwei unbedarfte Studenten in seinem Observatorium beschäftigt, hat natürlich ganz andere Absichten. Nur diesmal stammt die Bedrohung nicht aus der Unterwelt, sondern sie kommt von den Sternen. Steffen König gelingt mit „Titans Flüstern“ nicht nur eine kleine Hommage an Lovecraft, er verbindet auch Mystizismus mit Science Fiction und liefert damit eine weitere Variante der Retro-SF ab.
Saudade“ ist ein portugiesisches bzw. galizisches Wort für „Weltschmerz“ oder „Wehmut“ und steht u. a. für ein nostalgisches Gefühl, einen geliebten Menschen verloren zu haben. Und genau dieses Gefühl beschreibt die gleichnamige Geschichte von Thomas Franke.
Hartmut Kasper schickt seinen ruhelosen Helden in das unheimliche Restaurant „Der grüne Jademond“. Eine stimmungsvolle Studie mit leicht angehauchtem philosophischen Hintergrund.
Fehlt noch eine Geschichte: „Die Lem-Variable“ von Martin Beckmann. Ein gescheiterter Zeitungsreporter fährt zurück in seine Heimatstadt und kommt dabei einer ungeheuerlichen Alien-Verschwörung auf der Spur.
Wie immer entscheidet der persönliche Geschmack oder die Präferenz für bestimmte Szenerien, welche der Geschichte man in den Kreis der persönlichen Favoriten aufnimmt. Nur schlechte oder auch nur mittelmäßige Geschichten findet man keine. Und wenn ein Werk das kritische Lektorat von Heinz Wipperfürth, Hans Jürgen Kugler und Fabian Tomaschek überstanden hat, sind auch sämtliche stilistische Ungenauigkeiten ausgemerzt. Bliebe für den verzweifelten Rezensenten vielleicht noch die Suche nach Tippfehlern...
Der zweite Grund, warum jede EXODUS-Ausgabe ein wahrer Genuss ist, ist das hervorragende und klar Layout sowie die überaus exzellenten Grafiken und Bilder. Das Titelbild von Pierangelo Boog ist ein virtuoser inhaltlicher Opener, der die SF der fünfziger Jahre mit dem Golden Age der Comic-Helden zu verbinden scheint. Viele weitere hervorragende Bilder und Grafiken, extra zur Illustration der jeweiligen Geschichte angefertigt, durchziehen das ganze Heft. Man kann stundenlang darin blättern ohne sich satt zu sehen.
Ein kompletter visueller Retro-Flash erwartet den Betrachter aber in der diesmal sehr umfangreichen Galerie. Sie ist Rudolf Sieber-Lonati gewidmet. Der Künstler lieferte über fünfunddreißig Jahre lang die Titelbilder von Heftromanen unterschiedlichster Genres und hat damit zumindest in Deutschland das Bild des Genres maßgeblich geprägt. Für UTOPIA-Romane und Zauberkreis-Hefte zauberte er Bilder, die sowohl Faszination wie auch das Grauen des Weltraums ausdrückten und die sich um technologische Machbarkeit wenig sorgten. Auch das ein Credo der Retro-SF: Alles ist möglich! Oder sagen wir lieber fast alles. Denn an dieser Ausgabe von EXODUS vorüberzugehen, ohne sich ein Exemplar zu sichern, wäre ein Frevel ganz besonderer Art und im Prinzip voll und ganz unmöglich!

Holger Marks, Marburg
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THE SEVEN CHAMBERS OF OUR EXPRESSIONS
138 Seiten DIN A 5, Paperback.
Auflage: unbekannt, 7,95 EUR.
Kontakt: HARY-PRODUCTION, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken, E-Mail: info@hary.li.
Internet: www.hary.li, www.haryPro.de.

Eric Cathey ist ein US-Amerikaner, der seit 1995 in einer Todeszelle in Texas sitzt. Er wird beschuldigt, zusammen mit einer Bande eine junge Frau ermordet zu haben. Nach eigenen Angaben hat er die Tat nicht begangen und hofft auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens und die Aussetzung der Todesstrafe. www.ericcathey.com ist nur eine von mehreren Internet-Seiten, über die er und die Menschen, die von seiner Unschuld überzeugt sind, auf seinen Fall aufmerksam zu machen versuchen und um Unterstützung bitten.
Astrid Pfister, Autorin und Herausgeberin (u. a. WELT DER GESCHICHTEN), hat gemeinsam mit Eric Cathey einen illustrierten Lyrik-Band in Englisch verfasst, der bei HARY-PRODUCTION erschienen und auch als E-Book erhältlich ist. Der Verkaufserlös kommt einem Fond zugute, durch den ein Anwalt finanziert werden soll.
Die Lyriken sind in sieben Kapitel untergliedert. Das und auch der Titel erinnern ein wenig an Dante Alighieris neun Höllenkreise (sieben Kammern) in seiner „Divina Commedia“ und spielen darauf an, dass jeder Insasse der Todeszelle täglich die Höllenkreise durchwandert, da er nicht weiß, wann ...
Die Themen, die Eric Cathey und Astrid Pfister verarbeiten, sind nachvollziehbar: Liebe, Enttäuschung/gebrochenes Herz, Angst/Gefangenschaft, Verlust, Hoffnung/Glaube, politische und soziale Missstände und Probleme. Jedes Kapitel wird von einer Illustration und einem kurzen Vorwort eingeleitet.
Die Autoren, insbesondere Eric Cathey, reflektieren ihr Leben, ihre Träume und Sorgen, erlauben Einblicke in ihr Denken, stellen dabei auch Bezüge zu ihrem Umfeld und aktuellen Geschehnissen her. Die Gedichte lesen sich prosaisch ohne Reim, wie Momentaufnahmen.
Sie künden von den tiefen Gefühlen für einen geliebten Menschen, von der Trauer, ihn verloren zu haben, und den Selbstvorwürfen, weil man einen Fehler begangen und den Menschen vertrieben hat, dem menschenunwürdigen Leben im Gefängnis, der Kraft, die man aus dem Glaube an Gott schöpft. Sie appellieren aber auch an den Leser, seine Möglichkeiten als demokratischer, politisch aktiver Mensch zu nutzen, um sich für eine bessere Welt einzusetzen. In Konsequenz werden auch Missstände angeprangert, durch die viele erst auf die schiefe Bahn geraten – und schlimmstenfalls dasselbe Schicksal wie Eric Cathey erleiden.
Zweifellos ist Lyrik, dazu noch in Englisch, nicht jedermanns Fall. Lässt man sich dennoch auf THE SEVEN CHAMBERS OF OUR EXPRESSIONS ein, sieht man sich mit zeitgenössischen, teilweise ergreifenden und erschütternden Texten konfrontiert, die zum Nachdenken anregen.
Durch den Kauf des Bandes unterstützt man nicht nur Eric Cathey, über dem die Todesstrafe wie das Damokles-Schwert hängt, sondern setzt auch ein Zeichen gegen diese unmenschliche, barbarische Form der Bestrafung, die noch immer in vielen Ländern praktiziert wird und bereits vielen Unschuldigen das Leben gekostet hat.

Irene Salzmann, Kranzberg
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XTME:PHANTASTIK 2
126 Seiten, Kindle Edition, Download: www.amazon.de, 0,99 EUR.
Kontakt: Johannes Zum Winkel, Otto-Kraus-Str. 10, 90411 Nürnberg, E-Mail: jzw@xtme.de.
Internet: phantastik.xtme.de.

Die Autorin Myra Çakan ist die Herausgeberin des eZines oder eMagazins XTME:PHANTASTIK, das ausschließlich im Rahmen der Kindle Edition bezogen werden kann und von dem nunmehr die zweite Ausgabe verfügbar ist. XTME:PHANTASTIK veröffentlicht fast ausschließlich Kurzgeschichten; laut Homepage abwechselnd jeweils Science Fiction (einschließlich Steampunk) und Fantasy (Mystery inklusive).
Die Nr. 2 ist die erste Fantasy-Ausgabe.
Uwe Post entführt die Leser in „Orkisch für Anfänger“ in die Scheib..., äh, nein, natürlich nicht, sondern nach Fernhinten im Multiversum. Ein Mystikinspektor begibt sich in Begleitung eine Orkin auf die Suche nach den verschwundenen Elfen. Den beiden stehen einige Begegnungen mit Magiern, Zwergen, Räubern, Drachen u. a. m. bevor. Wie für den Autor typisch ist auch „Orkisch für Anfänger“ eine humorvoll-ironische Kurzgeschichte, die zahlreiche Sujets und Klischees der Fantasy auf die Schippe nimmt.
Konventionellere Fantasy stellt dagegen „Blut im Verlies“ von Kay Noa dar. Punica dringt in die Mittfeste ein, um ihren Onkel Tarsano zu befreien, der wegen eines Attentats auf den Kaiser eingekerkert wurde. In die Angelegenheit greift ein weiterer Mitspieler ein. Die Story ist routiniert geschrieben; bei ihr könnte es sich um eine Episode aus einem längeren Text handeln.
Mit einem schönen Plot wartet „Yemonyas Traum“ von Peter Nathschläger auf. Eine alte Malerin in Havanna verkauft ein Bild an ein junges Touristenpärchen. Doch es ist mehr als nur ein Gemälde – erfahrene Leser werden vermutlich ahnen, worum es sich außerdem handelt.
Der silberne Löffel – Ein fairer Handel“ von Ann-Merit Blum wird von dem Hehler, äh, Antiquitätenhändler, Millbread St. John verkauft, aber umgehend und nachdrücklich von dem rechtmäßigen Eigentümer zurückgefordert, so dass sich St. John auf dem Weg zu dem Käufer macht, um den Löffel zurück zu holen. Der Löffel ist selbstverständlich ein magischer Gegenstand. Nun, warum auch nicht?! Die Story weist satirische Züge auf, wenn auch nicht in demselben Ausmaß wie in „Orkisch für Anfänger“.
Morgenflieger“ von Nika Lubitsch katapultiert die Klatschjournalistin Renate Wertmann in das Leben nach den Tod, in ihren persönlichen Alptraum. Die Story wirkt spröde, was die Autorin erklärt: Der Text beruht auf einer Übung in einer Schreibgruppe, in der eine Sonnenaufgang ohne Adjektive beschrieben werden sollte.
Den Autorinnen und Autoren werden nach ihren Kurzgeschichten mehrere standardisierte Fragen gestellt, die sie mehr oder minder ausführlich beantworten. Hinweise auf ihre in der Kindle Edition veröffentlichten Romane schließen sich an, einschließlich Leseproben in unterschiedlichem Umfang.
Dem Grafiker Timo Kümmel werden in dem Interview aber überwiegend individuelle Fragen gestellt … XTME:PHANTASTIK 2 bietet auch vier Farbgrafiken des Zeichners, zwei ältere unveröffentlichte und zwei weitere, die demnächst Verwendung als Buchcover finden werden. Das Cover der Ausgabe stammt im übrigen von Lothar Bauer.
Susanne Pavlovic gibt in „Groß anfangen und dann ganz klein durchstarten“ einen Überblick über die literarische Entwicklung der Zwerge, angefangen von ihrem erstmaligen Auftreten im 13. Jahrhundert bis hin zu den bekannten Tolkienschen Werken. Die charakteristischen Eigenschaften von Zwergen arbeitet die Autorin in dem Interview mit Lomir Feuerbeil heraus – einem Zwerg, versteht sich.
Bernd Wiese stellt den 1913 erschienenen Roman TOTENZAUBER: EINE LEGENDE IM WERDEN von Fedor Ssologub vor. In der Rubrik „Aus alten Bücherschränken“. Der Beitrag besteht vor allem aus einer umfangreichen Inhaltsangabe.
XTME:PHANTASTIK 2 bietet lesenswerte und gute Fantasy- und Mystery-Kurzgeschichten, die umso besser werden, je weiter sie sich von konventionellen Handlungsstrukturen entfernen. Die Autoren- und Zeichner-Interviews wirken schematisch. Auch wenn der monopolartige Vertrieb von XTME:PHANTASTIK über die Kindle Edition zwiespältig anmutet (auch wenn Kindle-Apps für Android-Geräte, PCs, Macs, iPhones und iPads verfügbar sind, nicht jedoch für andere eBook-Reader) kann XTME:PHANTASTIK 2 – auch angesichts des günstigen Preises – empfohlen werden.

Armin Möhle, Wallenhorst
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PHANTASTISCHE KÜRZESTGESCHICHTEN 5: NANOWELTEN
80 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 3,00 EUR.
Bezug: Phantastische Bibliothek Wetzlar, Turmstraße 20, 35578 Wetzlar, E-Mail: mail@phantastik.eu.
Internet: www.phantastik.eu.

Auch wenn Retro-SF, also der rückwärtsgewandte Blick auf Zukunftsvisionen von Vorgestern, gerade en vogue ist, gibt es noch Herausgeber und Autoren, die halten die Fahne des Zukünftigen und der Visionen oben.
Bestes Beispiel ist der Band NANOWELTEN. Herausgeben von Thomas Le Blanc im Eigenverlag der Phantastischen Bibliothek Wetzlar umfasst er 36 Geschichten von 29 Autorinnen und Autoren. Es ist bereits der fünfte Band der seit 2011 erschienenen Publikationsreihe mit phantastischen Miniaturen. Keine Story ist länger als zwei Seiten, manche kürzer, ganz selten schmuggelt sich unter dem nachsichtigen Auge des Herausgebers eine klein wenig längere Geschichte in das Heft. Außerdem müssen sie sich an eine inhaltliche Vorgabe halten. Der erste Band dieser Reihe verlangte, dass der skurrile Satz „Ihr Haar zersprang wie blaues Glas“ sich organisch in die Geschichten einfügte. Ein anderes Mal ging es darum, sich vorzustellen, was ein „Gnurk“ ist oder sich mit der „bösen Seite des Mondes“ zu beschäftigen. Der vorletzte Band stellte genreübergreifend Miniaturen aus der Welt Karl Mays in Zentrum und fragte, welche Geschichten May heutzutage schreiben würde. Das erinnert an die letzte Ausgabe von EXODUS, in der auch eine solche Geschichte von Helmut Ehls enthalten war – die war aber viel zu lang!
Gibt es im Kleinen nicht ähnliche Strukturen wie auf unserer menschlichen Lebensebene? Das ist die Hintergrundfrage für die Nanowelten. Und die Autorinnen und Autoren lösen die Frage auf ganz unterschiedlicher Weise.
Da sind einmal die Storys, die ich mit dem Überbegriff „Teppichvölkergeschichten“ frei nach Terry Pratchet bezeichnen möchte. In ihnen existieren winzig kleine Lebewesen in einem eigenen kleinen Lebensbereich, der zum Beispiel aus einer Schneekugel bestehen kann wie bei Iris Leonhards „Das Dorf im Schnee“ oder wie bei Alexander Reß eine Stadt unter einer Parkbank bevölkern. Diese mehr oder weniger eher der Fantasy zuzurechnenden Geschichten bieten oft einen ähnlichen Verlauf und enden meist tragisch.
Ganz der Fantasy zuzurechnen ist dagegen zum Beispiel die „Staubkornfee“ von Claudia Meyer, ein Kindermärchen über eine Fee die leider etwas zu klein geraten ist und trotzdem ihre Bestimmung findet.
Und dann gibt es natürlich Geschichten, die einer alten Idee eine neue Variante abzuringen versuchen. Das gelingt zum Beispiel Jacqueline Montemurri hervorragend mit „Im Auge des Betrachters“. Ein Mann lässt sich darin soweit schrumpfen und wandelt fortan in seinem eigenen kleinen Universum. Eher konventionell setzt Gudrun Reinboth ihre Geschichte „Schöne neue Heimat“ um, in der ein Raumschiff auf der Suche nach einer Heimatwelt ist. Natürlich ist dieses Raumschiff winzig und sein Schicksal schnell besiegelt.
Dann gibt es noch die Kategorie der „Viren mit Bewusstsein“.In Friedhelm Schneidewinds „Rote Ritter“ sind es Viren mit Pseudobewusstsein, die zur Krebsbekämpfung eingesetzt werden. Natürlich wissen diese das nicht und glauben sich in einem heldenhaften Kampf gegen ein übles Monster. Und derselbe liefert mit „Mini-Demokratie“ noch eine andere Variante dieser Kategorie. Diesmal sind es Mini-Vampire die demokratisch entscheiden, was sie mit dem Wirtskörper anstellen und ob er überleben darf. Trotz dieser originellen Idee ist die Story leider sehr konventionell „erzählt“.
Die erzwungene Kürze lässt nicht viel gestalterischen Spielraum und erzwingt oft eine simple „Nacherzählung“ anstatt eine erzählte Geschichte entstehen zu lassen. Aber viele Beiträge zeigen auch, dass es anders geht. So zum Beispiel Rainer Schorm mit „Enzymatische Solidarität oder DNA-Blues“. In der trotz der Kürze sehr komplexen Geschichte mögen die Enzyme keinen Hiphop, was dann schon mal zu Durchfall führen kann. Oftmals sind es die eher technisch orientierten Geschichten, die mit einer überzeugenden Geschichte aufwarten können und die durchaus kritisch mit den Auswirkungen der Nanowelt umgehen. Sei es auf individueller Ebene, so bei André Lautenbachers „Disconight“ in der die vom Gehirn gesteuerten Hautimplantate nicht immer den gewünschten Flirterfolg garantieren. Ganz neue Abhörmöglichkeiten schildert Jan Osterloh in „Schöne neue Werbewelt“ und Jörg Weigand zeigt in „Das Nanobot-Experiment“ eine ungewöhnliche militärische Verwendung der neuen Technik. Eine schöne augenzwinkernde Geschichte. Und Karl-Ulrich Burgdorf zeigt in seiner Philip K. Dick gewidmeten Geschichte „Im Auge des Betrachters“ auf, wie das menschliche Gehirn mit Nanobots eine kognitive Einheit bildet und dadurch erheblich getäuscht werden kann. Von ihm stammt auch das einzige Werk, das hier nicht beurteilt werden kann. Leider fehlt mir die geeignete Nano-App um den „Beitrag aus der Nanowelt“ geschrieben von Minimus Zwerger jr. lesen zu können.
36 Geschichten mit 36 Ideen zeigen, wie kreativ und vielfältig eine Idee umgesetzt werden kann. Das Zusammenspiel von „professionellen Autoren“ und „Fanautoren“ gelingt hervorragend. Die Geschichten sind allesamt lesbar, wenn auch nicht alle von gleicher Originalität Aber verstecken muss sich hier keine.
Einzig einige handwerkliche Mängel wie der fehlende Seitenschnitt, der Eigenproduktion geschuldet, oder die recht kleine Schrift (sic!) stören etwas. Auch wären einige wenige Informationen zu den Autorinnen und Autoren wünschenswert.
So, jetzt aber Schluss. Schon über 800 Wörter! Zum Glück ist das Genre der „Kürzestrezensionen“ noch nicht erfunden ...

Holger Marks, Marburg
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PARADISE 90
120 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.

Auflage: 70 Exemplare, 5,00 EUR.
Kontakt: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kurt Kobler, Feuerwerker Str. 44, 46238 Bottrop, E-Mail: kontakt@terranischer-club-eden.com.
Internet: www.terranischer-club-eden.com.

Beim Anblick des Covers kommen nostalgische Gefühle auf und Erinnerungen werden wach an Zeiten, als noch nicht alles Hochglanz war. Eine einfache schwarz-weiße Grafik ziert das Titelbild. Es zeigt einen Krieger mit Lanze vor einer Berglandschaft. Es ist ein einfaches Bild, wahrscheinlich mit Blei oder Kohle gezeichnet. Eine Erinnerung an die gute, alte Zeit, als Fanzines noch hektographiert oder mit sündhaft teuren, aber schlechten Kopierern vervielfältigt wurden.
PARADISE ist eine der wenigen Club-Fanzines, die noch existieren. Aber es gibt wenig Beiträge, die sich mit dem Clubleben beschäftigen. Antje regt an, sich über eine Facebook-Seite für den Verein Gedanken zu machen und „Drübarede“ macht sich in seiner Kolumne „Seitenstecher“ Gedanken über die Aufgaben eines „Verlegers“, will aber eigentlich nur über die Inaktivität vieler Clubmitglieder meckern. Die ganz alltäglichen Clubprobleme also.
Wie sich für ein Club-Fanzine gehört, bietet auch diese Ausgabe den bekannten Mix aus Stories, Artikel und Rezensionen. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig auf den PERRY RHODAN-Kosmos und seine Ableger.
Den wohl bemerkenswertesten Beitrag liefert Wolfgang Thadewald mit dem zweiten Teil seiner „Wolkengeschichte mit Aufheiterung“. Der Besuch Walter Ernstings im Himmel geht weiter, er trifft auf weitere Autorenkollegen und führt mal ernste, mal auch sehr komische Gespräche. Viele Details werden sich nur denjenigen erschließen, die die PR-Autoren und ihr Verhältnis ein wenig besser kennen. Aber die philosophischen Anspielungen gefallen allemal.
Dagegen fällt die Geschichte von Dennis Mathiak etwas ab. „Abschied“ war die Siegerstory 2007 des „WILLIAM WORD AWARDS. Sie schildert den vergeblichen Protest eines Jugendlichen beim Verlassen eines Planeten. Obwohl sehr gefühlvoll erzählt bleibt sie ohne wirkliche Höhepunkte.
Da es nun zwei RHODAN-Universen gibt, ergeben sich natürlich auch neue Möglichkeiten des Crossover und ein kreativer Autor kann dabei gleich neue „Realitäten“ erschaffen. Das nutzt der Autor, der sich unter dem Pseudonym Roi Danton versteckt, mit dem Auftakt zu einem längerfristigen und ausführlichen Projekt, das er als „Graue Allianz 2.0 Neo Saga“ bezeichnet. „Roi Dantons Weg in Neoversum“ ist etwas langatmig erzählt und bricht leider ab, als es beginnt spannend zu werden. Für die Fortführung des Projektes werden noch Mitstreiter gesucht!
Etwas älter ist die Eröffnungsrede, die Andreas Eschbach beim PR-WeltCon in Mannheim hielt. Interessant wird sie im Nachhinein durch eine nebensächliche Bemerkung zu den Expokraten der Serie. Eschbach vergleicht das Amt des Exposé-Autoren mit dem des Papstes, weil jeder, der es einmal innehat, es in der Regel bis zum Ende seines Lebens behält. Bis auf Uwe Anton, der als weitblickender SF-Autor den Rücktritt Ratzingers vorwegnahm ...
Die sekundärliterarischen Beiträge sind allesamt sehr ausführlich und kompetent. Hans-Peter Kügler stellt mit URANUS eine österreichische Heftserie aus den fünfziger Jahren vor. Thomas Harbach befasst sich in einer ausführlichen Rezension mit dem Band 3 der PR-CHRONIKEN von Hermann Urbanek und spart dabei auch nicht mit Kritik.
Ebenfalls sehr ausführlich aber nichts für Menschen, die die Romane noch lesen wollen, ist die Vorstellung der Bände 2 bis 4 der Reihe ARMAGEDDON-ZONE. Joachim Kutzner wertet nicht nur, sondern beschreibt auch den Inhalt ausführlich. Und nicht zuletzt stellt Nobert Mertens anlässlich der Neuausgabe im Atlantis-Verlag die EARL DUMAREST-Reihe von E. C. Tubb vor.
Schlicht über meinen Horizont geht dafür der Beitrag von Overhead, der sich in seinem Artikel „Teilchen oder Welle“ Gedanken über die Struktur des Universums macht. Dafür reicht mein physikalisches Verständnis nicht. Andererseits weiß ich nicht, ob man Fachwissenschaftlern wirklich ernsthaft vorwerfen kann, sie würden nicht genügend Science Fiction lesen.
Für Fans gepflegter Heftliteratur bietet PARADISE jede Menge Lesestoff und Anregungen für die weitere Lektüre. Da allerdings recht wenig über das Clubleben verraten wird, fehlt die persönliche Note, die man bei anderen Club-Fanzine durchaus vorfindet.

Holger Marks, Marburg
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STARBASE 1
20 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 1,50 EUR.
Kontakt: Aaron Hedrich, Abt-Moser-Str. 22, 88339 Bad Waldsee, E-Mail: starbasefanzine @web.de.
Internet: www.starbasefanzine.npage.de.

Es gibt sie tatsächlich noch – die jungen wagemutigen Fanzinemacher, die trotz Internet und E-Books den Schritt wagen, ein Heft auf Papier anzubieten und dieses mit viel Spaß an der Freude zu gestalten. STARBASE – „Das Fanzine für Trekkies“ ist ein mutiger Vertreter dieser aussterbenden Art.
Auf zwanzig Seiten präsentiert Aaron ausschließlich Werke aus seiner Feder, hofft aber, dass sich dies in den kommenden Ausgaben schnell ändern wird. Er bespricht einige alte, heute nur noch gebraucht erhältliche Romane von Heyne, freut sich auf die Veröffentlichung weiterer VOYAGER-Romane, präsentiert mit „Die Klingon-Falle“ eine spannende Geschichte um Kirk, Spock und McCoy, während „Worf unter Verdacht“ bereits in der Zeit der NEXT GENERATION spielt und aus Fortsetzung angelegt ist.
Dazu kommen noch zwei kurze Artikel um Vulkanier, Romulaner und nicht zuletzt die Medizin der Sternenflotte. Nur Titelbild und Rückseite zieren eigene Zeichnungen, im Heft selber herrschen Szenenfotos vor.
Wer selbst in den späten 1980ern und frühen 1990ern Fanzines gemacht hat, wird sich in diese Zeit zurückversetzt fühlen, hält er das Heft in den Händen. Denn es ist sehr einfach gestaltet, manches wirkt wie ausgedruckt und dann auf einem Blatt zusammengeklebt, dann wieder wechseln Schriftarten in einer Geschichte.
Das entspricht zwar lange nicht mehr dem, was heute bei mindestens beim Layout eines Fanzine erwartet wird, ebenso wie die Häufung von unnötigen Flüchtigkeitsfehlern, aber dennoch kann man es mit ein wenig gutem Willen akzeptieren – spricht aus jeder Seite des Heftes doch die Leidenschaft und Liebe zu STAR TREK und der Wunsch diese mit anderen zu teilen.
Es bleibt zu hoffen, dass der junge Autor, Künstler und Herausgeber mutige Mitstreiter findet und sich nicht unterkriegen lässt. Denn aller Anfang mag zwar schwer sein – aber daraus kann durchaus noch etwas mehr erwachsen.
STARBASE 1 mag zwar seine Schwächen und Fehler haben, hat aber dennoch einen gewissen Reiz, erinnert es doch gerade ältere Leser an die Anfänge des Fandoms und macht Hoffnung darauf, dass die klassische Fanzinekultur nicht erlischt, so schlicht und einfach das Heft jetzt auch noch gestaltet sein mag.

Christel Scheja, Solingen
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PHANTASTISCH! 52
72 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg.
Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de.


Achim Schnurrer setzt in PHANTASTISCH! 52 seinen Artikel „Schlaraffenland: Die Wegbeschreibung“ fort. Diesmal beschreibt er jedoch nicht die (weitere) historische Entwicklung dieses Motivs in der phantastischen Literatur, sondern konzentriert sich auf das Werk des Schuhmachers und Schriftstellers Hans Sachs (1494 -1576), der zwar in Konflikt mit der Obrigkeit geriet, aber nicht davon abließ, sich dem Schlaraffenland-Motiv weiterhin zu widmen – und es auch wohl auch als Inspiration für seine Gedichte und seine Meistersänge benutzte. Der Beitrag verweist auf weitere Autoren, die in derselben Epoche wie Hans Sachs lebten und schrieben, enthält einen theoretischen Exkurs über die Spielarten des Schlaraffenland-Motivs und Verweise auf die Gegenwart.
Und wird in PHANTASTISCH! 53 fortgesetzt. Puh. Und beendet. Der Autor will wieder in die historische Darbietung seines Themas einsteigen. Die Artikel aus der „Klassiker der phantastischen Literatur“-Reihe sind regelmäßig herausragend und lesenswert, wenn sie (auch) den geschichtlichen Kontext beleuchten, in dem sich die vorgestellten Autoren oder Motive bewegten.
Ein (kleiner) Schwerpunkt in dieser Ausgabe liegt bei Comics – und bei textfreien Bildergeschichten, um genau zu sein. Christian Endres beschreibt sein „Ertrinken in Bildern“ in einer solchen des US-amerikanischen Künstlers Eric Drooker. Im Mittel des Interesses von Sonja Stöhr steht die Hörspiel- bzw. Comicserie MALCOM MAX: „Vom Hörspielstar zum Comichelden“. Die Autorin stellt die Entwicklung der Serie dar, sowohl inhaltlich als auch, was ihre Publikationsformen angeht. Interviews mit dem Autor und dem Zeichner der (Comic-) Serie schließen sich an. Achim Schnurrer stellt seine vielfältigen Interessen unter Beweis, indem er „Die Wormworld Saga“ von Daniel Lieske vorstellt, die ihren Weg aus dem Internet in die gedruckte (Comic-) Welt fand. Ach, und der zweiseitige Comic von Olaf Brill und Michael Vogt darf (in diesem Zusammenhang) nicht vergessen werden.
Es ist aber nicht zu befürchten, dass die phantastische Literatur keine oder nur unzureichende Berücksichtigung findet ... Natürlich nicht! Achim Schnurrer ist nicht nur in der klassischen phantastischen Literatur und im Comic zu Hause, sondern auch im Trash: Er stellt in „Pol Pot Polka“ den zweiten Band um die durchgeknallte Geheimagentin Kay Blanchard aus dem Evolver Books Verlag vor. Sonja Stöhr geht ihrem Faible für einschlägige Jugendliteratur nach und empfiehlt „Phantastisches Lesefutter für junge Leser“ und bietet eine Reihe von Kauf- und Schenkanregungen für Eltern, Tanten und Onkeln, Freunde … Einen „Werkstattbericht“ zur E-Book-Reihe HORROR FACTORY inklusive Leseprobe liefert Christian Endres ab.
Christian Endres verfasste auch „Von Oz bis Nimmerland“, den Bericht über „Die phantastischen Bilderwelten des Robert Ingpen“, der über 100 Kinderbücher illustrierte und/oder schrieb, so auch bekannte Titel wie IN 80 TAGEN UM DIE WELT, ALICE IM WUNDERLAND, DER WIND IN WEIDEN u. a. m. Der Artikel ist reich und schön bebildert, aber „nur“ der zweitbeste in der PHANTASTISCH! 53. Denn der herausragendste Beitrag ist „Derselbe Schrecken noch einmal“ von Max Pechmann. Der Autor arbeitet die Unterschiede der verschiedenen Versionen von Horrorfilmen heraus, die japanischen oder koreanischen Originale einerseits, die US-amerikanischen Remakes andererseits. Die fehlende Kreativität und die nicht vorhandene Risikobereitschaft in Hollywood sind erschreckend. Nichtsdestotrotz dokumentieren sich in den Filmversionen die Unterschiede zweier Kulturen.
Die Story „Rote Zipfelmützen“ von Heidrun Jänchen kommt humorvoll-satirisch daher. Die Geschichte spielt mit Klischees der Space Opera – und anderen.
Nein, die Interviews in PHANTASTISCH! 53 werden selbstverständlich nicht vergessen … Michael Marcus Thurner spricht in seinem immerhin fünfseitigen Interview über seine vielfältigen und zahlreichen Projekte in der PERRY RHODAN-Serie, der Science Fiction und in der Fantasy. Derek Landry ist der Schöpfer des ungewöhnlichen Detektiv Skulduggery Pleasant, einem Skelett, dessen Abenteuer auch unter Jugendlichen ihre Leser finden. Susanne Picard ist (genau wie ihr Kollege Marcus Michael Thurner) auch mit Veröffentlichungen in Heftromanserien, in der Science Fiction und in der Fantasy hervorgetreten. Die Interviews zeichnen sich auch in dieser Ausgabe dadurch aus, dass sie individuell auf den Werdegang und die Arbeiten der Gesprächspartner eingehen. Richtig, es wird bald überflüssig, das zu erwähnen.
PHANTASTISCH! 52 ist eine solide Ausgabe. Das nicht jeder Beitrag den Vorlieben des Lesers entspricht, liegt in der Vielfalt eines Magazins begründet – und kann in der nächsten Ausgabe schon wieder völlig anders sein.

Armin Möhle, Wallenhorst
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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe und Redaktion:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Christel Scheja,

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!