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PHANTASTISCH! 49 PERRY RHODAN: MEISTER DER INSEL – GELEITZUG NACH ANDROMEDA PHANTASTISCH! 50 CTHULHU LIBRIA 56 INTRAVENÖS 220 PHANTASTISCH! 51 PHANTAST 9: HELDEN PALADIN 178/GOLEM 98 EXODUS 30 THE SEVEN CHAMBERS OF OUR EXPRESSIONS XTME:PHANTASTIK 2 PHANTASTISCHE KÜRZESTGESCHICHTEN 5: NANOWELTEN PARADISE 90 STARBASE 1 PHANTASTISCH! 52 PHANTASTISCH! 49 68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437. Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR. Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg. Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de. DER
HOBBIT ist in den bundesdeutschen Kinos zwar bereits gelaufen (bzw.
der erste Teil, naja …), PHANTASTISCH! 49 bietet dennoch
zwei
Artikel zu diesem Thema an. Als Nachzügler …?! Aber
nicht
zu der Verfilmung. „Auf den Hobbit gekommen“ von
Christian Endres berichtet nicht nur der Autor darüber, wie es
zu seinem ersten Kontakt mit DER (KLEINE) HOBBIT als Buch kam,
sondern von dem der Autoren Markus Heitz, Bernd Frenz und Jonas Wolf
sowie der Zeichner David Wenzel und David Petersen. Sie wissen die
Faszination, die vor allem der erste Lektüre des HOBBITS auf
sie
ausübte, zu vermitteln.
Über „Wo die wilden Hobbits wohnen“ berichtet Tony DiTerlizzi. Äh, nein, natürlich nicht. Sondern über den Zeichner Maurice Sendak, der Titelbilder und Innenillustrationen für Kinder- und Jugendbücher schuf. Und der Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beinahe eine Neuausgabe des HOBBITS illustriert hätte. Ein Missverständnis zwischen Tolkien und Sendak sowie seine Erkrankung verhinderten dies. Eine interessante Randnotiz in der Publikationsgeschichte der verschiedenen Romane und Kurzgeschichten, die Tolkien in seiner Mittelerde ansiedelte. Der
interessante Artikel in dieser PHANTASTISCH!-Ausgabe ist zweifellos
„Kassiber – Verbotenes Schreiben“ von
Achim
Schnurrer. Er berichtet darüber, unter welchen
Umständen
Autoren, die meist aus politischen Gründen inhaftiert waren,
ihre schriftstellerische Arbeit im Gefängnis fortsetzten. Dass
es sich dabei nicht um Autoren der Phantastik (im weitesten Sinn)
handelt, mindert die Relevanz des Artikels selbstverständlich
nicht. In seiner Serie „Klassiker der phantastischen
Literatur“
stellt Achim Schnurrer mit Sergey Prokofjev (1891 – 1953)
einen
Autor vor, der zwar auch politisch verfolgt (in der UdSSR), aber
offenbar nicht inhaftiert wurde und dessen phantastische
Erzählungen
wohl nur einen geringen Teil seiner kreativen Aktivitäten
darstellten; vor allem arbeitete Prokofjev nämlich als
Komponist.
Einen modernen Klassiker der Science Fiction-Literatur bringt Hermann Ibendorf in das Gedächtnis der Leser zurück: „‚Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen ...‛ – … und andere politisch unkorrekte Ansichten“. Er stellt die inhaltlich bahnbrechenden DANGEROUS VISIONS-Anthologien des US-amerikanischen Autors und Herausgebers Harlan Ellison vor. Zwei davon sind als Originalausgaben erschienen, die dritte, die umfangreichste, erwartet noch ihre Veröffentlichung. Die erste DANGEROUS VISIONS-Anthologie erschien 1970 zweigeteilt und gekürzt bei Heyne, von der zweiten sind nur einzelne Kurzgeschichte auf deutsch veröffentlicht worden. Ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, welche literarischen Schätze sich in den DANGEROUS VISIONS-Anthologien verbergen müssen! In
einem größerem Ausmaß als üblich
sind Beiträge
über Comics in PHANTASTISCH! 49 vertreten. Sonja
Stöhr
stellt in „Es war einmal in New York“ umfangreich
die
Serie FABLES vor, und Christian Endres nimmt „Abschied von
einer Comic-Legende“, nämlich von dem im vergangenen
Jahr
verstorbenen Zeichner Joe Kubert.
Die Auswahl der Interviewpartner in der vorliegende Ausgabe ist sehr vielfältig. Neben dem bereits etablierten und und inhaltlich breit gefächerten Autor Bernd Perplies, der Fantasy-, Post doomsday- und PERRY RHODAN-Romane verfasst hat, wird auch mit den Brüdern Tem und Stephan Orgel gesprochen, die mit ORKS VS. ZWERGE (Heyne, 2012) gerade ihr erstes Werk vorgelegt haben. Mit Carsten Polzin wird der Herausgeber der Fantasy-Reihe des Piper Verlages interviewt und mit Andrea Sorrentino ein Comiczeichner, letzterer kürzer als bei den anderen Gesprächspartnern. Und wieder ist festzustellen, dass es sich bei den Interviews keineswegs um ein stereotypisches Frage- und Antwortspiel handelt, sondern dass die Interviewer die Arbeiten und Aktivitäten ihrer Gesprächspartner kennen und individuell darauf eingehen. Die einzige Kurzgeschichte in PHANTASTISCH! 49 stammt von Armin Rößler. Auf einem Planeten haben sich Menschen eingerichtet, ohne die Möglichkeit, mit ihrer Heimat Kontakt aufzunehmen und in sie zurückzukehren. Der jugendliche Protagonist macht sich mit seinem einheimischen Pendant auf dem Weg, um „Feuergeister“ zu suchen – und findet ein Raumschiff, das ein funktionsfähiges Funkgerät enthält! Das ist simpel gestrickt; es wird nicht klar, ob das entdeckte Raumschiff eines der Menschen ist und ob es der Protagonist oder zumindest seine Eltern bedienen können (naja, oder zumindest nur das Funkgerät …). Auch
die Nr. 49 ist eine solide, lesenswerte Ausgabe des
PHANTASTISCH!-Magazins, nach der große Jubiläums
unmittelbar bevorsteht und, wie sollte es anders sein, Erwartungen
weckt.
Armin Möhle, Wallenhorst PERRY RHODAN: MEISTER DER INSEL – GELEITZUG NACH ANDROMEDA 144 Seiten DIN A 5, Seitenbindung. Auflage: 25 Exemplare (4. Auflage), 6,50 EUR plus Versandkosten. Kontakt: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kurt Kobler, Feuerwerker Str. 44, 46238 Bottrop, E-Mail: kontakt@terranischer-club-eden.com. Internet: www.terranischer-club-eden.com. Viele PERRY RHODAN-Leser, insbesondere die älteren, sind der Überzeugung dass der Zyklus DIE MEISTER DER INSEL (Band 200 bis 299) der Beste war, an den allenfalls noch M87 (Band 300 bis 399) heranreicht, der aber nie übertroffen wurde. Selbst wenn die Lektüre schon eine Weile zurückliegt, erinnert man sich noch sehr gut und gern an die faszinierenden Welten, die die damaligen Autoren (u. a. K. H. Scheer, Clark Darlton, William Voltz) schufen, an die interessanten Völker und die schillernden Charaktere. Wäre dieser Zyklus zwei, drei oder vier Jahrzehnte später geschrieben worden, hätte man ihn gewiss unterteilt und mindestens doppelt so viele Bände herausgeholt. Ob das gut gewesen wäre, darf man bezweifeln, denn auch der Schreibstil der Heftromane der 1960er Jahre gehört zu den MdI dazu. Die Helden sind noch kernige Raumfahrer, es wird geballert und das Universum gerettet, wobei the sense of wonder ständig spürbar ist, anders als in späteren, routiniert herunter geschriebenen, unnötig ausgewalzten Bänden und Zyklen, die einem neuen Heldenverständnis geschuldet waren/sind. Natürlich sind viele Themen innerhalb des MdI-Zyklus‘ der vordergründigen Spannung und dem Tempo zum Opfer gefallen und wurden, weil nebensächlich, nicht berücksichtigt. Damals hinterfragte der Leser auch nicht jedes Heft bis ins letzte Detail, sondern genoss einfach das aufregende Abenteuer. Lückenfüller bzw. in sich abgeschlossene Einzel- und Doppelhefte gab es natürlich so manche, in denen man die Punkte hätte einbinden können, die man aus heutiger Sicht vermisst. Ein kleines Manko, das man nun zum Anlass nimmt, Fan-Romane zu schreiben, die diese offenen Fragen beantworten sollen. Dabei halten sich die Autoren streng an die Vorgaben des PERRY RHODAN-Universums, benutzen bekannte Charaktere und fügen eigene Figuren hinzu. GELEITZUG NACH ANDROMEDA von Norbert Mertens (nach einer Idee von Kurt Kobler) befasst sich mit der Frage, auf welche Weise die terranischen Schiffe, die in der Nachbargalaxie gegen die MdI und deren Hilfsvölker kämpfen, Nachschub erhalten: Oberst Anson Tesker, der aufgrund einer Verletzung, die er sich im Einsatz zuzog und die nie richtig heilte, aus dem aktiven Dienst ausschied, erscheint es wie ein Geschenk des Himmels, als man ihm das Kommando über die SKARG anbietet, einen arkonidischen Robotraumer, der für den Flug mit dem Versorgungskonvoi umgebaut wurde. Mit an Bord geht der arkonidische Ingenieur Andor da Calbur, der sogleich vom Gehirn des Schiffes als „Erhabener“ identifiziert und somit in der Befehlskette Tesker vor die Nase gesetzt wird. Das sollen jedoch nicht die einzigen Probleme bleiben. Erst nimmt die SKARG die Überlebenden eines feindlichen akonischen Schiffes an Bord, die um Hilfe baten, dann gerät sie in die Gewalt der Tefroder, einem Hilfsvolk der MdI. Von diesen erfahren sie, dass ein Transmitter in der Nähe des Sol-Systems installiert werden soll, über den eine tefrodische Flotte die Zentralwelt der ahnungslosen Terraner angreifen will … Norbert Mertens konzentriert sich auf die erste Etappe des GELEITZUGS NACH ANDROMEDA, die gleich zu Beginn mit Komplikationen aufwartet – und ab da wird alles nur noch schlimmer. Schließlich sind die Crewmen der SKARK die Einzigen, die von den Invasionsplänen der Tefroder wissen und sie vielleicht vereiteln können. Parallel zur spannenden Handlung, teils in Rückblenden, baut der Autor seine kleine Schar an Charakteren detailliert und individuell auf. In einigen Nebenfiguren erkennt man unschwer Autoren, die die PERRY RHODAN-Serie prägten, und Personen aus dem Umfeld von Norbert Mertens. Weniger gelungen ist ihm die Quotenfrau Kharoly von Sefkol. Offenbar versuchte er, mit ihr auf humorige Weise ein bisschen Romantik in die Handlung zu tragen, was jedoch gründlich misslungen ist. Zum einen möchte man bezweifeln, dass es an Bord eines Schiffes keinerlei weibliche Besatzungsmitglieder gibt, die anstelle eines Kadetten auf eine Gefangene aufpassen (und sich nicht von ihr um den Finger wickeln lassen würden). Zum anderen benimmt sich die Akonin nicht wie eine erwachsene Frau, sondern ausgesprochen albern. Allerdings hatten und haben auch die meisten anderen PERRY RHODAN-Autoren Schwierigkeiten, überzeugende Protagonistinnen zu schaffen. Das ist aber auch schon das Einzige, was negativ auffällt. Norbert Mertens schreibt kurzweilig und schafft es, das PERRY RHODAN-Universum, wie man es kennt, in Szene zu setzen und ihm ein weiteres, glaubwürdiges Kapitel hinzuzufügen. Abgerundet wird der Band durch ein Glossar nebst Abbildungen, Autoren-Porträts und Illustrationen in schwarz-weiß. Letztere stammen von Raimund Peter, der auch das farbige, zum Thema passende Titelbild lieferte. Die Gestaltung des Bandes gefällt: Paperback mit umlaufenden Hochglanzcover, einem den Romanheften nachempfundenes Layout, bei dem auch nicht die Einleitung und das Kästchen, das die Hauptfiguren vorstellt, vergessen wurden. Das Papier ist von guter Qualität, der Druck sauber, das Lektorat vorbildlich. Für ein Fan-Projekt ist GELEITZUG NACH ANDROMEDA ein wirklich beachtenswerter Roman, bei dem alles stimmt – und der zweifellos mit den Werken der professionellen PERRY RHODAN-Autoren mithalten kann. PHANTASTISCH! 50 88 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437. Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR. Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg. Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de. Zwölf Jahre ist es her. Von einigen Nullnummern als Beilage in der SOL, dem Mitgliedermagazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE abgesehen, erschien 2001 die erste Ausgabe von PHANTASTISCH! – „Neues aus anderen Welten.“ Jetzt feiert das Heft ein beeindruckendes Jubiläums. Es ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass deutsche SF-Magazine so lange bestehen. 50 Ausgaben! Eine beeindruckende Strecke! Die Jubiläumsausgabe beglückt uns mit einem erheblich größeren Umfang – ohne dies allerdings wie jüngst bei der PR-Jubiläumsausgabe, auch auf den Preis aufzuschlagen – und einem umlaufenden Titelbild von Thomas Thiemeyer. Was sollte der verwöhnte Konsument auch weniger erwarten? Nun, große, international bekannte Namen gehören sicherlich auch dazu. Wobei auch hier – bei der dauernden Qualität der Interviewten – kaum noch eine Steigerung möglich erscheint. Immerhin Charles Stross gehört momentan zu den ganz Großen der Science Fiction. Einer der wenigen, die dieses Genre noch am Leben halten. Und in dem Gespräch, das Arno Behrend mit ihm führte, geht es dann auch gleich ans Eingemachte. In einer langen Sequenz definiert Stross mal eben schnell den Weg zur künstlichen Intelligenz nicht ohne ihn anschließend kritisch zu hinterfragen, „weil wir uns von einer funktionierenden Definition von Intelligenz entfernen“ und vergessen: „wir sind Säugetiere“ und damit letztlich nichts anderes als eine „Organisation großer Haufen eukaryotischer Zellen.“ Solche Interviews machen Spaß, weil sie wissenschaftliche Erkenntnisse oder besser Fragestellungen mit einer fiktionalen Umsetzung verbinden. Aber Charles Stross ist nicht der einzige große Name, der dieser Ausgabe ihren Jubiläumsstatus versüßt. Für die Entwicklung und Akzeptanz der SF in Deutschland hat wohl kaum einer mehr getan als Wolfgang Jeschke. Mit dem mittlerweile Sechsundsiebzigjährigen führte Florian Breitsameter ein Gespräch über das neue Buch Jeschkes und die Rolle der Religionen für die Menschheit. Jeschke gibt sich manchmal etwas wortkarg und harsch. Ebenfalls Pionierarbeit für die deutsche Phantastik leistete Rainer Erler. Mit der Serie DAS BLAUE PALAIS und vielen weiteren Filmen schrieb er TV-Geschichte. Mit ihm führte Olaf Brill ein überlanges Interview, das aber durch den Blick hinter die Entstehungsgeschichte der Filme und eine ausführliche Filmographie einen hohen Informationswert hat. Der Letzte im Reigen der Interviewten ist der fleißige US-amerikanische Schreiber Mike Resnick, der auf dem WorldCon 2012 nicht an den Fragen von Christian Endres vorbeikam.Er äußert sich vor allem über die Änderung im Buchmarkt und steuert fast ein Fazit bei: „Solange sich Männer und Frauen fragen, wie das Morgen wohl sein mag, gibt es einen Bedarf an Science Fiction.“ Genau: solange! Aber mit den Interviews hören die großen Namen noch nicht auf. Joe R. Lansdale macht sich in einem Essay Gedanken darüber, welche Einfluss Edgar Allen Poe bis heute vor allem auf die finstere Seite der Literatur hat. Der Beitrag hat starke autobiografische Züge und vermittelt den Eindruck, der Autor Lansdale stehe mehr im Fokus als Poe. Christian Hoffmann setzt mit „Auf in die Leyermark“ die Serie von Betrachtungen phantastischer Literatur mit regionalen bzw. landschaftlichen Bezügen fort. Diesmal ist es Bayern bzw. die Leyermark. Ein ausführlicher, aufwändig recherchierter Beitrag, der Lust macht mal wieder das eine oder andere genannten Buch aus dem Regal zu nehmen. Es bleibt kaum Platz, um alle Beiträge zu nennen. Das besondere Highlight dieser Ausgabe ist für mich die Zusammenstellung utopisch-phantastischer Buchcover. Unter dem Titel „Lockende Zukunft“ startet Horst Illmer einen Streifzug durch die Buchgestaltung vom 19. Jahrhundert bis in die Jetztzeit – natürlich mehr als reichlich illustriert mit entsprechenden farbigen Coverabbildungen. Man kann in den malerisch expressionistischen, surrealen, funktionalistischen bis ins unfassbar naive changierende Bilder schwelgen und sich verlieren. Und Spaß machen auch viele der unzähligen im Heft verteilten Rezensionen. Vor allem wenn man solche Sätze vorgesetzt bekommt, wie in einer Buchvorstellung von Christian Endres: „Ein packender Unisex-Werwolf-Roman für den Thriller-Mainstream, ob man nun eher phantastisch geeicht ist und auf Urban und Dark-Fantasy steht oder nicht...“ schreibt er über die neue Werwolf-Trilogie von Jason Starr. 2025 wird es soweit sein. Dann wird die hunderste Ausgabe von PHANTASTISCH! 50 auf dem Rezensententisch liegen – in welcher Form auch immer. Das wünsche ich den Herausgeber – aber ganz besonders auch uns, den Lesern und Nutznießern eines wunderbaren und einzigartigen SF-Magazins. Holger Marks, Marburg
„Eine
Maschine braucht doch eine Mechanik, oder nicht?“ fragt sich
der junge Robert in Thorsten Kuipers „Grosvenors
Räderwerk“.
Zahnräder, Pleuelstangen, stählerne Gehäuse,
Schmieröle und dreckige Mechaniker mit großen
Schraubenschlüssel vor dampfenden Motoren, die schwitzend und
fluchend ihre Arbeit verrichten. Das ist ein Bild aus der guten alten
Zeit, als fachkundige Menschen noch in der Lage waren mit ihrer
Hände
Arbeit die Maschinen und damit die Welt zu reparieren.
Diese Zeit ist vorbei, vergangen, aber nicht vergessen. Sie lebt weiter. In den Phantasien der Retro-SF und des Steampunks. Fast scheint es wie ein unlösbares Paradoxon: rückwärtsgewandte Zukunftsentwürfe, Geschichten, die eine vergangene Zukunft beschreiben, oder eine die hätte sein können. Als „(...) anachronistische Collage von Ungleichzeitigem“ beschreibt Heinz Wipperfürth in einem kurzen erläuternden Beitrag diesen zwar nicht unbedingt ganz neuen, aber doch momentan sehr angesagten Trend. Und ist die Verführung nicht groß, den unzähligen Möglichkeiten und Spielereien des Subgenres zu erliegen und selbst einmal ein „Was wäre wenn?“ auszuprobieren. Eine prall gefüllt neue Themen-Ausgabe von EXODUS wäre schön Beweis genug. Aber es ist ja nur ein Beispiel und ein Trend, dem auch EXODUS folgt. Retro-SF und gar Steampunk sind so etwas wie der Sommerhit einer Saison, die nicht nach Jahreszeiten gezählt wird. Ob es allerdings immer nur nostalgische Gefühle sind, die Sehnsüchte nach einer einfachen Welt, in der die „Technik noch für jeden verständlich war“, die zu dieser Form der „Vergangenheitsbewältigung“ führen, kann auch bezweifelt werden. Ebenso wie nicht jeder Mensch des vorindustriellen Zeitalters die Funktionsprinzipien einer Dampfmaschine verstehen konnte. Dampf, diese feuchte, wabernde kaum zu fassende Substanz soll eine schwere Lokomotive antreiben? Kann man glauben ... Aber in einem hat Heinz Wipperfürth recht: Damit begann es, die Entfremdung des Menschen von der Technik. Er schuf sich eine Lebenswelt, die ihm zunehmend fremder weil unverständlicher wurde, der er aber gleichzeitig auf Gedeih oder Verderb ausgeliefert war und ist. Und so kann Retro-SF oder Steampunk in besonders guten Momenten auch eine Kritik an der gesellschaftlichen Entwicklung seit der industriellen Revolution sein. So zum Beispiel in dem schon erwähnten „Grosvenors Räderwerk“ von Thorsten Küper. Man kann die Geschichte als eine Parabel auf die weit verbreitete Kinderarbeit in den Bergwerksstollen Großbritanniens zu Beginn der industriellen Revolution lesen. Zum Aufbau einer Rechenanlage nutzt der skrupellose Grosvenor auf eine diabolische, nicht näher beschriebene Art die Energie von Kindern. Der junge Robert, ebenfalls von diesem Schicksal bedroht, kann auf das Luftschiff von Ada Lovelace und Isambard Kingdom Brunel fliehen. „Name dropping“ auch eine sehr gut funktionierende und oft genutzte Möglichkeit, der vergangenen Zukunft nicht nur Authentizität, sondern eine besondere Note des Wiedererkennens und der Vertrautheit zu geben. Thorsten Kuipers bemüht dabei nicht willkürlich irgendwelche historische Personen. Ada Lovelace als Tochter von Lord Byron und Weggefährtin von Charles Babbage passt genauso in das Szenario wie Brunel, der Baumeister des Thames-Tunnels und Ingenieur von Brücken und Eisenbahnen. Er stellt diese realen und in gewissen Weise positiven Personen seinem „mad scientist“ gegenüber. Ach ja, und Robert, die jugendliche Hauptperson ist auch nicht irgendwer ... Vielleicht könnte man „name dropping“ als vorherrschendes Gestaltungsmerkmal der Retro-SF ansehen. Helmut Ehls, der sich als versierter Kenner der Romane Karl Mays erweist, überlegt in „Am Set von ,Der Schatz im Silberkanalʻ“, was May geschrieben hätte, wenn er ein Jahrhundert später als SF-Autor seine Brötchen hätte verdienen müssen. Die Antwort liegt auf der Hand und schließlich wird das schöne Werk „Old Laserhand und die Grünhäute vom Mars“ auch noch verfilmt, natürlich von Harald Reinl, produziert von Reginald Windland – ein wenig künstlerische Freiheit muss schließlich sein. Auch wenn die Geschichte vielleicht nicht den historischen Tiefgang aufweist, so ist sie doch ein großer Spaß und persifliert recht eindrucksvoll Mays Bestreben den Ruf als Kolportage-Autor los zu werden. Bekannte Namen tauchen auch in Arnold Sprees „Das Schäuble“ auf, von denen „Turbo-Rezensent“ Illmer nur einer von einigen ist. Ein unschuldiges Wesen, selbst als „Schäuble“ bezeichnet, gerät auf der Suche nach seiner Nahrung genannt „Shund“ an die Besatzung der STAR QUEST, unter der sich u. a. ein K. H. Scheer, ein Kurt Brand oder ein Prof. Heinz Haber befindet. Auch hier lebt die Geschichte von der absurden und komischen Ausgangssituation und der gekonnten mit vielen Anspielungen versehenen Umsetzung der Geschichte. Einer ganz besonderen „Person“ der Literaturgeschichte widmet sich Matthias Falke in seiner Geschichte mit dem langatmigen Titel „Die spektakuläre und heldenmütige Entführung der originalgetreuen Lokomotive Emma.“ Die Gruppe Jugendliche, die das Museum am Rand der Dimensionsschranke betreten, ist nicht so harmlos wie der erste Blick vermuten lässt. Natürlich gelingt das Unternehmen und die Entführer fliegen mit Emma in einen staubigen Westen. Spannend, wenn auch nicht ganz unvorhersehbar flicht Matthias Falke persönliche Auseinandersetzung und Abenteuer zu einer stimmigen Geschichte, deren angedeuteter Hintergrund vermuten lässt, sie könne Teil eines weitaus längeren Werkes sein. Die Ideen und Erfindungen nehmen kein Ende in dieser EXODUS-Ausgabe. Da ist noch die Emerald-Anlage zu nennen, die Philip Schwarz dazu verwendet, Luftschiffe fliegen zu lassen. In Frank Neugebauers Mischung aus viktorianischer und futuristischer Geschichte tauscht der Schlangenkönig Kristalle gegen Milch. Kristalle, die eine seltsame Strahlung abgeben. Und in Olaf Kemmlers „Ein Koffer voller Gedanken“ bestimmen diese Gedanken das Schicksal seines Protagonisten – zum Guten und leider auch zum Bösen. Und Ulf Hildebrandt bemüht nicht nur Nicola Tesla, sondern auch einen Sohn von Kapitän Nemo, der vergeblich versucht, die Welt vor den Wesen des Äthers zu bewahren. Die großen alten, dunklen, diabolischen Wesen der Unterwelt können in einer Sammlung, die sich dem Golden Age der Phantastik der fünfziger und sechziger Jahre verpflichtet fühlt, natürlich nicht fehlen. Manchmal reicht auch hier schon ein Name. Der Professor aus Arkham, der zwei unbedarfte Studenten in seinem Observatorium beschäftigt, hat natürlich ganz andere Absichten. Nur diesmal stammt die Bedrohung nicht aus der Unterwelt, sondern sie kommt von den Sternen. Steffen König gelingt mit „Titans Flüstern“ nicht nur eine kleine Hommage an Lovecraft, er verbindet auch Mystizismus mit Science Fiction und liefert damit eine weitere Variante der Retro-SF ab. „Saudade“ ist ein portugiesisches bzw. galizisches Wort für „Weltschmerz“ oder „Wehmut“ und steht u. a. für ein nostalgisches Gefühl, einen geliebten Menschen verloren zu haben. Und genau dieses Gefühl beschreibt die gleichnamige Geschichte von Thomas Franke. Hartmut Kasper schickt seinen ruhelosen Helden in das unheimliche Restaurant „Der grüne Jademond“. Eine stimmungsvolle Studie mit leicht angehauchtem philosophischen Hintergrund. Fehlt noch eine Geschichte: „Die Lem-Variable“ von Martin Beckmann. Ein gescheiterter Zeitungsreporter fährt zurück in seine Heimatstadt und kommt dabei einer ungeheuerlichen Alien-Verschwörung auf der Spur. Wie immer entscheidet der persönliche Geschmack oder die Präferenz für bestimmte Szenerien, welche der Geschichte man in den Kreis der persönlichen Favoriten aufnimmt. Nur schlechte oder auch nur mittelmäßige Geschichten findet man keine. Und wenn ein Werk das kritische Lektorat von Heinz Wipperfürth, Hans Jürgen Kugler und Fabian Tomaschek überstanden hat, sind auch sämtliche stilistische Ungenauigkeiten ausgemerzt. Bliebe für den verzweifelten Rezensenten vielleicht noch die Suche nach Tippfehlern... Der zweite Grund, warum jede EXODUS-Ausgabe ein wahrer Genuss ist, ist das hervorragende und klar Layout sowie die überaus exzellenten Grafiken und Bilder. Das Titelbild von Pierangelo Boog ist ein virtuoser inhaltlicher Opener, der die SF der fünfziger Jahre mit dem Golden Age der Comic-Helden zu verbinden scheint. Viele weitere hervorragende Bilder und Grafiken, extra zur Illustration der jeweiligen Geschichte angefertigt, durchziehen das ganze Heft. Man kann stundenlang darin blättern ohne sich satt zu sehen. Ein kompletter visueller Retro-Flash erwartet den Betrachter aber in der diesmal sehr umfangreichen Galerie. Sie ist Rudolf Sieber-Lonati gewidmet. Der Künstler lieferte über fünfunddreißig Jahre lang die Titelbilder von Heftromanen unterschiedlichster Genres und hat damit zumindest in Deutschland das Bild des Genres maßgeblich geprägt. Für UTOPIA-Romane und Zauberkreis-Hefte zauberte er Bilder, die sowohl Faszination wie auch das Grauen des Weltraums ausdrückten und die sich um technologische Machbarkeit wenig sorgten. Auch das ein Credo der Retro-SF: Alles ist möglich! Oder sagen wir lieber fast alles. Denn an dieser Ausgabe von EXODUS vorüberzugehen, ohne sich ein Exemplar zu sichern, wäre ein Frevel ganz besonderer Art und im Prinzip voll und ganz unmöglich! Holger Marks, Marburg THE
SEVEN CHAMBERS OF OUR EXPRESSIONS
138 Seiten DIN A 5, Paperback. Auflage: unbekannt, 7,95 EUR. Kontakt: HARY-PRODUCTION, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken, E-Mail: info@hary.li. Internet: www.hary.li, www.haryPro.de. Eric
Cathey ist ein US-Amerikaner, der seit 1995 in einer Todeszelle in
Texas sitzt. Er wird beschuldigt, zusammen mit einer Bande eine junge
Frau ermordet zu haben. Nach eigenen Angaben hat er die Tat nicht
begangen und hofft auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens und die
Aussetzung der Todesstrafe. www.ericcathey.com ist
nur eine von mehreren
Internet-Seiten, über die er und die Menschen, die von seiner
Unschuld überzeugt sind, auf seinen Fall aufmerksam zu machen
versuchen und um Unterstützung bitten.
Astrid Pfister, Autorin und Herausgeberin (u. a. WELT DER GESCHICHTEN), hat gemeinsam mit Eric Cathey einen illustrierten Lyrik-Band in Englisch verfasst, der bei HARY-PRODUCTION erschienen und auch als E-Book erhältlich ist. Der Verkaufserlös kommt einem Fond zugute, durch den ein Anwalt finanziert werden soll. Die Lyriken sind in sieben Kapitel untergliedert. Das und auch der Titel erinnern ein wenig an Dante Alighieris neun Höllenkreise (sieben Kammern) in seiner „Divina Commedia“ und spielen darauf an, dass jeder Insasse der Todeszelle täglich die Höllenkreise durchwandert, da er nicht weiß, wann ... Die Themen, die Eric Cathey und Astrid Pfister verarbeiten, sind nachvollziehbar: Liebe, Enttäuschung/gebrochenes Herz, Angst/Gefangenschaft, Verlust, Hoffnung/Glaube, politische und soziale Missstände und Probleme. Jedes Kapitel wird von einer Illustration und einem kurzen Vorwort eingeleitet. Die Autoren, insbesondere Eric Cathey, reflektieren ihr Leben, ihre Träume und Sorgen, erlauben Einblicke in ihr Denken, stellen dabei auch Bezüge zu ihrem Umfeld und aktuellen Geschehnissen her. Die Gedichte lesen sich prosaisch ohne Reim, wie Momentaufnahmen. Sie künden von den tiefen Gefühlen für einen geliebten Menschen, von der Trauer, ihn verloren zu haben, und den Selbstvorwürfen, weil man einen Fehler begangen und den Menschen vertrieben hat, dem menschenunwürdigen Leben im Gefängnis, der Kraft, die man aus dem Glaube an Gott schöpft. Sie appellieren aber auch an den Leser, seine Möglichkeiten als demokratischer, politisch aktiver Mensch zu nutzen, um sich für eine bessere Welt einzusetzen. In Konsequenz werden auch Missstände angeprangert, durch die viele erst auf die schiefe Bahn geraten – und schlimmstenfalls dasselbe Schicksal wie Eric Cathey erleiden. Zweifellos ist Lyrik, dazu noch in Englisch, nicht jedermanns Fall. Lässt man sich dennoch auf THE SEVEN CHAMBERS OF OUR EXPRESSIONS ein, sieht man sich mit zeitgenössischen, teilweise ergreifenden und erschütternden Texten konfrontiert, die zum Nachdenken anregen. Durch den Kauf des Bandes unterstützt man nicht nur Eric Cathey, über dem die Todesstrafe wie das Damokles-Schwert hängt, sondern setzt auch ein Zeichen gegen diese unmenschliche, barbarische Form der Bestrafung, die noch immer in vielen Ländern praktiziert wird und bereits vielen Unschuldigen das Leben gekostet hat. Irene Salzmann, Kranzberg
STARBASE 1
20 Seiten DIN A 5, Seitenbindung. Auflage: unbekannt, 1,50 EUR. Kontakt: Aaron Hedrich, Abt-Moser-Str. 22, 88339 Bad Waldsee, E-Mail: starbasefanzine @web.de. Internet: www.starbasefanzine.npage.de. Es
gibt sie tatsächlich noch – die jungen wagemutigen
Fanzinemacher, die trotz Internet und E-Books den Schritt wagen, ein
Heft auf Papier anzubieten und dieses mit viel Spaß an der
Freude zu gestalten. STARBASE – „Das Fanzine
für
Trekkies“ ist ein mutiger Vertreter dieser aussterbenden Art.
Auf zwanzig Seiten präsentiert Aaron ausschließlich Werke aus seiner Feder, hofft aber, dass sich dies in den kommenden Ausgaben schnell ändern wird. Er bespricht einige alte, heute nur noch gebraucht erhältliche Romane von Heyne, freut sich auf die Veröffentlichung weiterer VOYAGER-Romane, präsentiert mit „Die Klingon-Falle“ eine spannende Geschichte um Kirk, Spock und McCoy, während „Worf unter Verdacht“ bereits in der Zeit der NEXT GENERATION spielt und aus Fortsetzung angelegt ist. Dazu
kommen noch zwei kurze Artikel um Vulkanier, Romulaner und nicht
zuletzt die Medizin der Sternenflotte. Nur Titelbild und
Rückseite
zieren eigene Zeichnungen, im Heft selber herrschen Szenenfotos vor.
Wer selbst in den späten 1980ern und frühen 1990ern Fanzines gemacht hat, wird sich in diese Zeit zurückversetzt fühlen, hält er das Heft in den Händen. Denn es ist sehr einfach gestaltet, manches wirkt wie ausgedruckt und dann auf einem Blatt zusammengeklebt, dann wieder wechseln Schriftarten in einer Geschichte. Das entspricht zwar lange nicht mehr dem, was heute bei mindestens beim Layout eines Fanzine erwartet wird, ebenso wie die Häufung von unnötigen Flüchtigkeitsfehlern, aber dennoch kann man es mit ein wenig gutem Willen akzeptieren – spricht aus jeder Seite des Heftes doch die Leidenschaft und Liebe zu STAR TREK und der Wunsch diese mit anderen zu teilen. Es
bleibt zu hoffen, dass der junge Autor, Künstler und
Herausgeber
mutige Mitstreiter findet und sich nicht unterkriegen lässt.
Denn aller Anfang mag zwar schwer sein – aber daraus kann
durchaus noch etwas mehr erwachsen.
STARBASE 1 mag zwar seine Schwächen und Fehler haben, hat aber dennoch einen gewissen Reiz, erinnert es doch gerade ältere Leser an die Anfänge des Fandoms und macht Hoffnung darauf, dass die klassische Fanzinekultur nicht erlischt, so schlicht und einfach das Heft jetzt auch noch gestaltet sein mag. Christel Scheja, Solingen PHANTASTISCH! 52 72 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437. Auflage: 1.500 Exemplare, 5,30 EUR, 4er-Abonnement 21,20 EUR. Kontakt: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstraße 34, 52222 Stollberg. Internet: www.phantastisch.net, www.atlantis-verlag.de. Achim
Schnurrer setzt in PHANTASTISCH! 52 seinen Artikel
„Schlaraffenland:
Die Wegbeschreibung“ fort. Diesmal beschreibt er jedoch nicht
die (weitere) historische Entwicklung dieses Motivs in der
phantastischen Literatur, sondern konzentriert sich auf das Werk des
Schuhmachers und Schriftstellers Hans Sachs (1494 -1576), der zwar in
Konflikt mit der Obrigkeit geriet, aber nicht davon abließ,
sich dem Schlaraffenland-Motiv weiterhin zu widmen – und es
auch wohl auch als Inspiration für seine Gedichte und seine
Meistersänge benutzte. Der Beitrag verweist auf weitere
Autoren,
die in derselben Epoche wie Hans Sachs lebten und schrieben,
enthält
einen theoretischen Exkurs über die Spielarten des
Schlaraffenland-Motivs und Verweise auf die Gegenwart.
Und wird in PHANTASTISCH! 53 fortgesetzt. Puh. Und beendet. Der Autor will wieder in die historische Darbietung seines Themas einsteigen. Die Artikel aus der „Klassiker der phantastischen Literatur“-Reihe sind regelmäßig herausragend und lesenswert, wenn sie (auch) den geschichtlichen Kontext beleuchten, in dem sich die vorgestellten Autoren oder Motive bewegten. Ein (kleiner) Schwerpunkt in dieser Ausgabe liegt bei Comics – und bei textfreien Bildergeschichten, um genau zu sein. Christian Endres beschreibt sein „Ertrinken in Bildern“ in einer solchen des US-amerikanischen Künstlers Eric Drooker. Im Mittel des Interesses von Sonja Stöhr steht die Hörspiel- bzw. Comicserie MALCOM MAX: „Vom Hörspielstar zum Comichelden“. Die Autorin stellt die Entwicklung der Serie dar, sowohl inhaltlich als auch, was ihre Publikationsformen angeht. Interviews mit dem Autor und dem Zeichner der (Comic-) Serie schließen sich an. Achim Schnurrer stellt seine vielfältigen Interessen unter Beweis, indem er „Die Wormworld Saga“ von Daniel Lieske vorstellt, die ihren Weg aus dem Internet in die gedruckte (Comic-) Welt fand. Ach, und der zweiseitige Comic von Olaf Brill und Michael Vogt darf (in diesem Zusammenhang) nicht vergessen werden. Es
ist aber nicht zu befürchten, dass die phantastische Literatur
keine oder nur unzureichende Berücksichtigung findet ...
Natürlich nicht! Achim Schnurrer ist nicht nur in der
klassischen phantastischen Literatur und im Comic zu Hause, sondern
auch im Trash: Er stellt in „Pol Pot Polka“ den
zweiten
Band um die durchgeknallte Geheimagentin Kay Blanchard aus dem
Evolver Books Verlag vor. Sonja Stöhr geht ihrem Faible
für
einschlägige Jugendliteratur nach und empfiehlt
„Phantastisches
Lesefutter für junge Leser“ und bietet eine Reihe
von
Kauf- und Schenkanregungen für Eltern, Tanten und Onkeln,
Freunde … Einen „Werkstattbericht“ zur
E-Book-Reihe HORROR FACTORY inklusive Leseprobe liefert Christian
Endres ab.
Christian Endres verfasste auch „Von Oz bis Nimmerland“, den Bericht über „Die phantastischen Bilderwelten des Robert Ingpen“, der über 100 Kinderbücher illustrierte und/oder schrieb, so auch bekannte Titel wie IN 80 TAGEN UM DIE WELT, ALICE IM WUNDERLAND, DER WIND IN WEIDEN u. a. m. Der Artikel ist reich und schön bebildert, aber „nur“ der zweitbeste in der PHANTASTISCH! 53. Denn der herausragendste Beitrag ist „Derselbe Schrecken noch einmal“ von Max Pechmann. Der Autor arbeitet die Unterschiede der verschiedenen Versionen von Horrorfilmen heraus, die japanischen oder koreanischen Originale einerseits, die US-amerikanischen Remakes andererseits. Die fehlende Kreativität und die nicht vorhandene Risikobereitschaft in Hollywood sind erschreckend. Nichtsdestotrotz dokumentieren sich in den Filmversionen die Unterschiede zweier Kulturen. Die
Story „Rote Zipfelmützen“ von Heidrun
Jänchen
kommt humorvoll-satirisch daher. Die Geschichte spielt mit Klischees
der Space Opera – und anderen.
Nein, die Interviews in PHANTASTISCH! 53 werden selbstverständlich nicht vergessen … Michael Marcus Thurner spricht in seinem immerhin fünfseitigen Interview über seine vielfältigen und zahlreichen Projekte in der PERRY RHODAN-Serie, der Science Fiction und in der Fantasy. Derek Landry ist der Schöpfer des ungewöhnlichen Detektiv Skulduggery Pleasant, einem Skelett, dessen Abenteuer auch unter Jugendlichen ihre Leser finden. Susanne Picard ist (genau wie ihr Kollege Marcus Michael Thurner) auch mit Veröffentlichungen in Heftromanserien, in der Science Fiction und in der Fantasy hervorgetreten. Die Interviews zeichnen sich auch in dieser Ausgabe dadurch aus, dass sie individuell auf den Werdegang und die Arbeiten der Gesprächspartner eingehen. Richtig, es wird bald überflüssig, das zu erwähnen. PHANTASTISCH!
52 ist eine solide Ausgabe. Das nicht jeder Beitrag den Vorlieben des
Lesers entspricht, liegt in der Vielfalt eines Magazins
begründet
– und kann in der nächsten Ausgabe schon wieder
völlig
anders sein.
Armin Möhle, Wallenhorst Herausgabe und Redaktion:
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Holger Marks, Clemens
Nissen s. ps., Irene
Salzmann, Christel Scheja, Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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