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Geschichte

Dez. 2013


Die Geschichte des FANZINE-KURIER umfasst mittlerweile über drei Jahrzehnte. Im Februar 1982 erschien die erste Ausgabe des SF-KURIER; auf acht Seiten bot sie Fanzine- und Comicrezensionen, Zitate, Infos sowie die erste und letzte Story. Der seinerzeitige Herausgeber Michael Schneider produzierte noch weitere sechs Ausgaben (im Grunde nur vier Ausgaben, weil zwei Doppelnummern darunter waren), die sich auf Fanzinebesprechungen konzentrierten. Seine letzte SFK-Ausgabe, der SFK 6/7, erschien im Herbst 1982.

Mit der achten Ausgabe von Juni 83 übernahm ich den SF-KURIER. Mich störte es, dass in den (größeren) Fanzines durchweg ausführliche Buchbesprechungen erschienen, fannische Publikationen jedoch stiefmütterlich behandelt wurden. Das ist auch noch heute, ungeachtet eines nicht zu übersehenden Strukturwandels, meine Intention: Fanzines oder verwandten Publikationen das Ausmaß an Beachtung zukommen zu lassen, das ansonsten nur professionelle Produkte erfahren. Ich konzentrierte mich von vornherein auf die literarischen Fanzines, zum einen, weil die Flut kleinerer Publikationen erst einige Jahre später einsetzen und bei mir auch nicht dasselbe Interesse hervorrufen sollte, zum anderen, weil es bei meinem Konzept ohnehin unmöglich war und ist, jedes Fanzines zu besprechen.
Bis September 1985 publizierte ich weitere 17 Ausgaben, die einen Umfang von durchschnittlich zwölf Seiten aufwiesen und zeitweise monatlich erschienen. Die SFK-Ausgaben 21 bis 23 wurden innerhalb des Multiegozines ALHPA SYNTAURI von Michael Haitel u. a. abgedruckt.
Der SF-KURIER war kostenlos; d. h. er wurde im PRBCBS (PERRY RHODAN BRIEFCLUB BULLYS SCHREIBTISCH) verteilt und war ansonsten gegen Rückporto zu beziehen. Probleme bei der Materialbeschaffung und eine gewisse Motivationslosigkeit führten zur Einstellung des SFK mit der 25. Ausgabe. Stattdessen übernahm ich die Fanzineredaktion der ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD (SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND). In den AN-Ausgaben 99 bis 111, erschienen 86 und 87, publizierte ich vorwiegend Fanzinerezensionen nach dem Vorbild des SFK.
Mit AN 111 gab ich meine Redaktion aufgrund meiner Unzufriedenheit mit dem SFCD und meinen Arbeitsbedingungen als AN-Spartenredakteur (damals gab es noch Seitenbegrenzungen für die Redakteure) auf. Ich fasste den Entschluss, den SF-KURIER wiederzubeleben – unter dem treffenderenden Titel FANZINE-KURIER, aber unter Fortführung der Nummerierung. Der FK 26 erschien Januar 88. Der Erfolg des FANZINE-KURIER gab mir seinerzeit recht, was meinen Ausstieg aus AN anging. Die Zahl der Mitarbeiter und die der besprochenen Zines stieg im Vergleich zu AN um das Zwei- bis Dreifache an.
Auch der FK wurde wie der SFK über den PRBCBS vertrieben; als der PRBCBS im Oktober 1988 gespalten wurde, stellte ich mit dem FK 30 auf Direktvertrieb (gegen Rückporto) um.
Ab 1989 erschien der FANZINE-KURIER zweimonatlich (mit einem Umfang von jeweils 16 oder 20 Seiten und einer Auflage von unverändert 100 Exemplaren). Ab der 32. Ausgabe kostete er 1,00 DM für ein Einzelexemplar bzw. 5,00 DM für sechs Ausgaben. Im FK 34 erschien der erste und bislang einzige Artikel: Holger Marks befasste sich mit der NEW ERA-Anzeigenaktion in einer Reihe von Fanzines. Ab 1989/1990 etwa verstand ich den FANZINE-KURIER auch als Pendant zu den Fanzinebibliographien diverser Infozines, die sich zwar einer erheblich größeren Anzahl von Zines widmen konnten, aber nur auf eine verkürzte Weise (was vor allem 1989 zu üblen Auswüchsen führte).
Völlig gelöst hatte ich mich von den ANDROMEDA NACHRICHTEN nicht. Schon vor meinem Wiedereinstieg als Redakteur der Fanzinesparte der AN im September 1990 (und mit AN 128) waren dort hin und wieder Nachdrucke aus dem FK erschienen. Den SFK bzw. FK stellte ich diesmal jedoch nicht ein; ich druckte vielmehr die Fanzinerezensionen aus dem FK auch in AN ab. Als ich jedoch im August 1992 vor die Entscheidung FK oder AN gestellt wurde, entschied ich mich für die Fortführung des FANZINE-KURIER.
Kurz nach dem Erscheinen der 50. Ausgabe (Juni 1992) wurde auch der FK von der Welle der Splatterfanzines erfasst, die durch das Fandom flutete, was zu einigen deutlichen, ablehnenden Stellungnahmen diverser FK-Mitarbeiter führte.
Den bislang größten Einbruch für den FANZINE-KURIER und natürlich auch für die übrigen Fanzines markierte die Portoerhöhung im Frühjahr 1993: Ich musste den Umfang einer FK-Ausgabe auf 12 Seiten zu beschränken, um den günstigsten Tarif für eine Büchersendung nutzen zu können, und weniger Fanzines erschienen bzw. wurden im FK besprochen. Außerdem wurde eine Preiserhöhung auf 1,20 DM für das Einzelexemplar und auf 6,00 DM für das Jahresabonnement notwendig.
Im Dezember 1996 erschien die 75. Ausgabe des FANZINE-KURIER. In diesem Monat wurde auch der FANZINE-KURIER-ONLINE von Johannes Unnewehr, Heidelberg, dankenswerterweise in das (virtuelle) Leben gerufen und bis zur 81. Ausgabe betreut.
Seit Januar 1998 erscheinen die FK-Rezensionen wieder in den ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD (AN 171); zuvor hatte ich dem seinerzeitigen AN-Chefredakteur die Übernahme der Redaktion der Fanzinesparte (unter Benutzung des FK-Materials) angeboten, nachdem der Posten einige Monate unbesetzt geblieben war. In der zweiten Jahreshälfte zeigte auch der (längst wiedervereinigte) PRBCBS Interesse am FANZINE-KURIER. Mit der 86. Ausgabe lebte nach einem Jahrzehnt der Vertrieb des FK im PRBCBS wieder auf, diesmal im sogenannten „Interesseabo“, d. h. nur die Mitglieder erhielten den FK, die ihn auch beziehen wollen.
Mit der 82. Ausgabe übernahm ich auch die Edition des FK-ONLINE, zumindest rechnerisch. Tatsächlich wurde der FK-ONLINE erst Mitte 1999 aktualisiert. Im März 2001, neunzehn Jahre nach der ersten FANZINE-KURIER-Ausgabe, erschien der FK 100. Im Juni 2003 wurde der FK-ONLINE optisch überarbeitet und ein Gästebuch eingefügt (das später entfernt wurde). Mit dem FANZINE-KURIER 126 (Dezember 2005) endete der Vertrieb im PRBCBS, vorgeblich, weil die Rücksichtnahme auf die Erscheinungstermine der CLUBNACHRICHTEN, mit denen der FK verteilt wurden, sich als unflexibel herausstellte, tatsächlich als Vorbereitung auf meinen Ausstieg aus dem Club.
Die Besprechungen, die in den letzten Jahren im FANZINE-KURIER erschienen sind, dokumentieren den Wandel der Fanzineszene: von den klassischen Fanzines der achtziger und neunziger Jahre zum Entstehen der Kleinverlagsszene (es wurden sogar einige Taschenbücher rezensiert, was ich nicht wiederholen würde) und von Publikationen, die sich als Magazine verstehen, sei es wegen ihrer hochwertigen Aufmachung, ihrer Ambitionen, oder einfach, weil sie eine ISSN tragen. Das wirft neben einer Definitionsdiskussion (die ich hier nicht führen will) die Frage auf, ob der Titel FANZINE-KURIER noch berechtigt ist. Ein besserer ist mir freilich noch nicht eingefallen.
Neben diesem Strukturwandel hatte sicherlich auch das Veröffentlichungsmedium Internet eine Auswirkung auf die Erscheinungsfrequenz des FANZINE-KURIER. Es ist nicht unbedingt einfacher, aber deutlich kostengünstiger, Texte oder komplette Publikationen im Internet bereit zu stellen.
Das FK-Zusatzangebot durch den FK-ONLINE, den Abdruck der Besprechungen in den ANDROMEDA NACHRICHTEN und der (zeitweise) Vertrieb des FK im PRBCBS führte zu einem nicht unerwarteten Rückgang der Direkt-Abonnenten.
Die geringe Erscheinungsfrequenz in 2012 – es erschienen nur zwei FK-Ausgaben – und die bevorstehende Portoerhöhung (auch für Büchersendungen) führten mich zu dem Entschluss, den FK ab 2013 als Printausgabe einzustellen. Erfreulicherweise eröffnete sich mir die Möglichkeit, den FANZINE-KURIER im FANDOM OBSERVER
(www.fandomobserver.de) fortzuführen: als eigene Rubrik, ohne Nummerierung. Letztere setze ich "nur" mit den PDF- und EPUB-Ausgaben fort, die erscheinen, sobald ich über genügend Material verfüge.
Die 
Integration des FANZINE-KURIER in den FO ist eine (kleine) Erfolgsgeschichte: So erschienen in den FO-Ausgaben des Jahres 2013 insgesamt 26 Rezensionen zu Magazinen und Fanzines, also mehr als in den zwei eigenständigen FK-Ausgaben von 2012 (mit 15 Besprechungen)!  Der Wermutstropfen bleibt natürlich die (angekündigte) Einstellung des FANDOM OBSERVER mit der Nr. 300.

Armin Möhle, Wallenhorst