Online
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Juni 2012


Werte Leserinnen und Leser,
in dieser FANZINE-KURIER-Ausgabe besprechen wir erstmals ein Fanzine, das ausschließlich in elektronischer Form erscheint. Ich bin bestrebt, die Rezensionen zu E-Fanzines und E-Magazinen auszubauen – schließe aber auch eine andere zukünftige Erscheinungsform des FANZINE-KURIER nicht  aus –, denn das der Anteil gedruckter Publikationen zurückgeht, nun, das ist unverkennbar (und nicht nur hier zu beobachten).
Viele Grüße
Armin Möhle
 


EXTRAVENÖS 27: ATLAN-KALENDER 2012/ INTRAVENÖS 205
FANTASTIC ARTZINE 1
ARCANA 15
PALADIN 175/GOLEM 94
XUN 27
DORGON 6: DIE SAGGITTIONEN
EXODUS 26 RELOADED 2012
SF-NOTIZEN 613/MIRONA THETIN 2

 


EXTRAVENÖS 27: ATLAN-KALENDER 2012
14 Seiten DIN A 4, Mittelheftung.
INTRAVENÖS 205
88 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Rüdiger Schäfer, Kolberger Str. 96, 51381 Leverkusen, E-Mail: kontakter@atlan-club-deutschland.de.
Internet: www.atlan-club-deutschland.de.

Woran erkennt der Normalsterbliche, dass sich das Jahr dem Ende neigt und bald der rot ummantelte Coca Cola-Scherge vor der Tür steht? Nun, wenn er nicht vollkommen ignorant und mit Scheuklappen bewehrt durch die Welt geht, wird es ihm spätestens Mitte Oktober anhand der zunehmenden Pfefferkuchen, Spekulatius und Schokoladenweihnachtsmännern in den weit ausladenden Regalen der Supermärkte offenbart werden.
Woran erkennt ein ignoranter und mit Weihnachtsscheuklappen bewehrter FK-Mitarbeiter, dass das Fest der Feste naht? Richtig. Er erhält per Rentierpost (oder wie auch immer) ein Fanzine-Paket aus dem hohen Norden. Zwar nicht ganz vom Nordpol, aber immerhin von den Küsten des großen Nordmeeres stammt es.
Und es hat einen ganz und gar unchristlichen Inhalt!
Auffällig augenfällig ist auch an diesem Fanzine-Paket des ACD der schön geratene ATLAN-KALENDER, der mich wieder ein Jahr begleiten wird. Allerdings kann ich Rüdiger Schäfers Begeisterung für das Titelbild, dass er aus eigener Tasche auch gleich noch als DIN A 3 Poster anfertigen ließ, nicht ganz teilen. Sicher, Rüdiger Wick ist ein überbordendes Bild gelungen, das bunt und detailprächtig viele Aspekte des Lebens und Wirkens des unsterblichen Arkoniden auf Terra thematisiert. Allerdings mag ich mich mit dem zentralen Motiv, dem Abbild des Namensgebers und seiner weiblichen Begleitung nicht anfreunden, zu grobschlächtig wirken die Gesichtszüge, zu devot schaut die Dame zu ihrem Helden auf.
Während der 2011er Kalender Motive aus dem legendären Zyklus der MEISTER DER INSEL aufgriff, steht 2012 ganz im Zeichen des Lebens und Wirkens Atlans während seiner langen Odyssee durch die Vorgeschichte des terranischen Imperiums ... Die Bilder sind sehr unterschiedlich: Collagen, und Buntstiftzeichnungen, farbige und schwarzweiße Werke sind ebenso enthalten wie einfache Grafiken mit klarem Strich als auch sorgfältig und detailreich ausgearbeitete Kunstwerke.
Wie auch im Vorjahr ist so ein Kalender entstanden, der nie langweilig wird und für jeden Geschmack das richtige Bild parat hat. Außerdem enthält jedes Kalenderblatt Daten zur Geschichte Atlans und Hinweise auf die wichtigsten Feiertage des jeweiligen Monats (am 21. Januar ist „Weltknuddeltag“). Sicherlich ein sehr schöner Beitrag mit langer Wirkungsdauer. Trotzdem ist es  schade, dass es dem ACD nicht gelingt außer dem Kalender auch andere Ausgaben des Clubaushängeschildes EXTRAVENÖS zu produzieren. Es muss doch noch unzählige Facetten des unsterblichen Arkoniden geben, die noch nicht ausreichend historisch, soziologisch, psychologisch, literaturwissenschaftlich oder meinetwegen auch physikalisch ausgelotet wurden ...
Im ebenfalls mitgelieferten INTRA 205 erzählt Rüdiger Schäfer die Entstehungsgeschichte des Kalenders und wir erfahren zum Beispiel, warum das Bild von Alfred Kelsner so merkwürdig unscharf wirkt – dadurch aber durchaus an Stimmung gewinnt. Das Original wurde als Dia geliefert und musste dann mühsam und unter zu Hilfenahme unterschiedlichster Technologien reproduziert werden. Diese Information hilft schon mal weiter!
Auch dieses INTRA enthält die übliche interessante Mischung von Beiträgen. Auffällig wie immer die vergleichsweise üppige Leserbriefsparte. Dann gibt es die üblichen Rubriken wie „Wer nicht fragt...“ oder „Deutschstunde“ von Rüdiger Schäfer, Erik Nagel präsentiert wieder seine „Akte Erik“ mit Informationen zu einer Exklave der Bundesrepublik, fest umschlossen von schweizerischen Landmassen. Ein umfangreicher Beitrag beschäftigt sich mit den Erlebnissen von Elvira auf dem PR-WElTLCON, es gibt einige wenige Buchrezensionen und dann kommt schon wieder Rüdiger Schäfter mit der Vorstellung einer weiteren der „besten TV-Serien aller Zeiten“ und das ACD-Superquiz geht in eine weitere Runde. Ein farbiges „Heft im Heft“ informiert über den ACD (dezenter Hinweis: man oder frau kann auch Mitglied werden!) und bringt zusätzlich auf 16 farbigen Fotoseiten Impressionen vom PR-WELTCON 2011. Ganz besonders gewürdigt werden dabei die Dioramen mit Figuren aus dem ATLAN-Universum – oder sollte man sagen: Atlan plus Gespielinnen?
Dieser Club macht Spaß. Man merkt die Vernarrtheit der Mitglieder in ihren Namensgeber, die Bereitschaft das eigene Leben, in den Dienst des dienstältesten Arkoniden zu stellen – und jederzeit augenzwinkernd die Rolle wieder zu verlassen und sich dem Alltag zu stellen.
Schade nur, dass diese INTRA-Ausgabe fast ausschließlich von Rüdiger Schäfer bestritten wird. Allein acht zum Teil umfangreiche Beiträge stammen von ihm. Das sollte doch eigentlich den Ehrgeiz der anderen Mitglieder anstacheln. Wir werden sehen ...

Holger Marks, Marburg

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FANTASTIC ARTZINE 1
72 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: 100 Exemplare, 9,70 EUR.
Kontakt: Lutz Buchholz, Schulstr. 12, 56587 Straßenhaus, E-Mail: ravenoflight@web.de.
Internet: www.fantasticartzine.de.

Ihre Blüte erlebten die phantastischen Fanzines in den neunzehnhundertachtziger Jahren. Meist handelte es sich dabei um die nicht-kommerziellen Hefte von SF-Clubs, deren aktive Mitglieder die regelmäßig erscheinenden Ausgaben gestalteten und im Copyshop vervielfachten; aber es gab auch Projekte, zu denen Autoren und Zeichner ohne Vereinshintergrund eingeladen wurden.
Die Fanzine-Ära ging in den neunzehnhundertneunziger Jahren jäh zu Ende, einerseits weil die Mitwirkenden vor dem Abschluss ihres Studiums oder ihrer Ausbildung standen, sich beruflich engagieren mussten und eine Familie gegründet hatten, womit andere Interessen in den Vordergrund rückten. Andererseits aber auch weil das Internet den meisten Gemeinschaftsprojekten den Todesstoß versetzte, denn nun konnte jeder, der Zeit und Lust hatte, sich und seine Werke auf einer persönlichen Homepage ins beste Licht rücken.
Da das Internet bunt ist, gingen die Anfragen an Zeichner zurück, die Fanzine freundliche Werke in Schwarz-Weiß fertigten. Dank der diversen Computer-Programme musste man nun auch gar nicht mehr zeichnen, sondern bloß noch den PC und die Zeichen-Programme beherrschen können, um aus vorgefertigten Elementen eine phantastische Landschaft und etwas ungelenk wirkende (Menschen-) Wesen basteln zu können. Natürlich haben sich die Programme inzwischen weiter entwickelt, und viele Künstler bedienen sich Mischtechniken, d. h., sie zeichnen (noch oder wieder) und bearbeiten das Bild am PC, mit erheblich ansprechenderen Resultaten.
Diejenigen, die an den Print-Medien festhalten wollten, profitierten von den verschiedenen Print/Book on Demand-Anbietern, so dass sich eine rege Klein- und Kleinstverlagsszene etablierte.
Trotzdem, bis auf wenige Ausnahmen sind die Fanzines Vergangenheit …
… und an diese Zeit möchten Lutz Buchholz und Michael Marrak erinnern, insbesondere an die Zeichner, die damals die Fanzines illustrierten. Natürlich sind nicht alle bekannten Künstler, die in den neunzehnhundertachtiger/neunziger Jahren aktiv waren, im FANTASTIC ARTZINE vertreten – das hätte den Umfang des Bandes gesprengt.
In der ersten von hoffentlich vielen weiteren Ausgaben finden sich hauptsächlich Weggefährten und Bekannte der Herausgeber, die kurz vorgestellt werden oder selbst zu Wort kommen, ein Foto oder Selbstbildnis inklusive, dazu drei bis sechs Illustrationen, teils Vignetten, teils ganzseitige Zeichnungen, und alle schwarz-weiß. Allein Cover und Backcover verraten, dass die Künstler auch Farbbilder erstellen.
Die stilistische Vielfalt ist weniger groß, als man bei fünfzehn Zeichnern erwartet, was daran liegt, dass sich bestimmte Techniken, die sich gut reproduzieren ließen, durchsetzten und sich viele miteinander bekannte Künstler gegenseitig inspirierten. So findet man sehr klare, idealistisch-realistische Illustrationen von Michael Marrak, Christian Seipp und Klaus G. Schimanski, sowie mit präzise gesetzten Strichen angefertigte Bilder von Malte S. Sembten, Thomas Hofmann und Manfred Lafrentz – um nur einige Beispiele zu nennen.
Wer die Neunzehnhundertachtziger mit gestaltete, wird die meisten Künstler oder ihre Werke kennen und sich freuen, nach so langer Zeit wieder einmal etwas von ihnen zu sehen, ja, ein ansprechen gestaltetes Fanzine in den Händen zu halten – wie in der guten alten Zeit.
Doch auch die jüngeren Phantastik-Freunde sollten einen Blick riskieren, lässt das FANTASTIC ARTZINE doch ahnen, wie aktiv, ideenreich und ambitioniert diese Generation war und in vielen Fällen noch ist – und dass man auch ohne Zeichenprogramme vielleicht sogar noch schöner zeichnen kann.

Irene Salzmann, Kranzberg

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ARCANA 15

72 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1610-7373.
Auflage: unbekannt, 4,00 EUR, 3er-Abonnement 10,00 EUR.
Kontakt: Verlag Lindenstruth, Nelkenweg 12, 35396 Gießen, E-Mail: arcana@verlag- lindenstruth.de.
Bankverbindung: Sparkasse Giessen (BLZ 513 500 25), Konto 228023459.

Das „Magazin für klassische und moderne Phantastik“ erscheint zwar nur ungefähr zweimal im Jahr, aber dafür besitzt ARCANA einen Inhalt, auf den man sich freuen kann, beschäftigen sich die Redakteure doch mit den Geschichten und Themen, die im modernen Mainstream eher untergehen – längst vergessenen Autoren und Geschichten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert und eher subtiler Phantastik, bei denen viele Dinge unausgesprochen bleiben. Auch in der aktuellen Ausgabe, die erstmals mit einem Vierfarbcover erscheint, ist das der Fall.
Herzstück der Ausgabe 15 sind die beiden Geschichten „Das Verschwinden des Michael Siefener“ wird von Ulrich Spiegel berichtet. Er macht sich auf die Suche nach dem schon seit einigen Monaten verschollenen Autorenkollegen und -freund, erlebt dabei auch so manche Überraschung. Nicht alle davon sind angenehm.
Die Geschichte liest sich mit einem Augenzwinkern. Auch wenn einige Wendungen böse sind, so ist der Text doch insgesamt humorvoll, ja fast satirisch zu nennen.
„Die Maske“ ist eine Geschichte aus dem Jahr 1900. Sie stammt aus der Feder von Richard March (1857 – 1915), der vor allem durch seine okkulten Horror-Erzählungen bekannt wurde.
Alles beginnt mit einer Zugfahrt. Der Ich-Erzähler unternimmt eine ganz normale Reise, wie er sie schon dutzendfach hinter sich gebracht hat. Er schaut aus dem Fenster und unterhält sich mit Mitreisenden.
Aber dann geschieht etwas, was ihn aus der Bahn wirft. Es ist weniger der Diebstahl einiger seiner Wertsachen durch einen jungen Gentleman, als die Begegnung mit anderen seltsamen Passagieren, die ihm seltsam bekannt erscheinen und es ihrerseits auf ihn abgesehen zu haben scheinen. Die Geschichte sollte man auf jeden Fall zwei- oder dreimal lesen – einmal um sich einen Überblick zu bekommen, ein zweites Mal, um auch die genauen Details mitzubekommen und ein drittes Mal, um die Fußnoten zu lesen, die zwar sehr interessant sind, aber doch stellenweise sehr den Lesefluss aufhalten.
Dazu kommt noch ein sehr persönlicher Artikel von Uwe Voehl zum fünfjährigen Bestehen des „Horrorforum.com“, einer digitalen Community für Fans der Dunklen Phantastik und bekannter Bereiche und Rezensionen unbekannterer Werke.
Sicherlich ist der Inhalt der Ausgabe nicht spektakulär, aber wie immer ungewöhnlich und deshalb recht interessant. Vor allem Fans der dunklen, aber gediegenen Phantastik werden ihre Freude an den Geschichten haben und durch den Artikel vielleicht Gleichgesinnte wiederfinden. Nur wer erwartet, dass sich das Heft mit modernem Horror und Mainstream-Grusel beschäftigt, der wird schwer enttäuscht.

Christel Scheja, Solingen

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PALADIN 175
24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 94
24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Die 175. Ausgabe des PALADIN bietet einen (für fannische Verhältnisse) ungewöhnlichen Beitrag: ein Bühnenstück mit dem Titel „Die Zerstörung der Vielfalt“, verfasst von Clemens Nissen s. ps. Das Schauspiel ist in der Gegenwart (allenfalls in der nahen Zukunft) und in Ostfriesland (sic!) angesiedelt und thematisiert durch die zunehmende Mobilität und das Gewinnstreben der Menschen ausgelöste kulturelle, wirtschaftliche, politische und ökologische Veränderungen im regionalen wie im globalen Rahmen: Der Busreisegruppe, die sich in einem ostfriesischen Gasthof einquartiert, steht später eine tödliche Libellenplage gegenüber.
„Die Zerstörung der Vielfalt“ ist kurzweilig, von dem vierten Akt etwas abgesehen, in dem Protagonisten nur noch im Gastraum ausharren und ausgiebig miteinander diskutieren. Das ist im ersten und zweiten Akt zwar überwiegend auch der Fall, diese sind aber deutlich kürzer. Mit dieser Einschränkung ist „Die Zerstörung der Vielfalt“ ein gelungenes Schauspiel, mit dem nicht nur der PALADIN, sondern auch der Autor Neuland betreten hat.
Der GOLEM 94 enthält vier Kurzgeschichten.
Marcel Labbé-Laurent und Hermann Sitz widmen sich in ihren Stories „Regression“ und „Über den Regenbogen: Mond“ den Schicksalen Unangepasster. „Regression“ spielt in ferner Zukunft. Die Nachfolger der Menschen sind Cyborgs, die an die sogenannten „HMNS“ glauben, ihre Erbauer. Ein Exemplar meldet daran Zweifel an und wird beseitigt. „Über den Regenbogen: Mond“ ist dagegen wenige Jahre oder Jahrzehnte in der Zukunft angesiedelt: Schüler, die nicht gewissen Normen entsprechen, werden aussortiert. Der Protagonist und sein Bruder können ihren Häschern jedoch entkommen.
Das Ende beider Stories bietet Ansatzpunkte für weitere Handlungen. Dadurch die Geschichten wirken nicht völlig abgeschlossen und sind etwas unbefriedigend.
„Die Sünderin“ von Helen P. Kraft findet sich ihrem Tod in der Hölle wieder, wo Luzifer ihre Verfehlungen aufzählt. Die kurz darauf relativiert werden. Hanne Rejzek erklärt in „Als mich der Teufel liebte“, nicht, warum jener vor der Tür ihrer Protagonistin stand, woraus sich die im Titel erwähnte Beziehung entwickelt. Es sind erfrischende Kurzgeschichten, die eine durchdachter und konventioneller als die andere, die sich abheben will und dafür ein (kleines) logisches Problem in Kauf nimmt. Denn wenn schon der Teufel vor der Tür steht, dann doch nur einem Zweck ...
Der GOLEM unterstreicht auch mit der 94. Ausgabe seine wichtige Funktion als Spielweise neuer Autorinnen und Autoren. Je mehr Mut sie zum Ungewöhnlichen aufbringen können, desto interessanter fallen ihre Stories aus.

Armin Möhle, Wallenhorst

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XUN 27
100 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1862-7552.
Auflage: unbekannt, 4,50 EUR, 3er-Abonnement 14,50 EUR, 5er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.

Um einen besinnlichen Jahreswechsel war XUN-Herausgeber Bernd Walter bemüht und legte deshalb 14 neue Stories in seinem Magazin für phantastische Geschichten vor, die aufgelockert von etlichen Grafiken und Zeichnungen und unterbrochen von einigen Rezensionen genügend Lesestoff für den einen oder anderen langen Winterabend bieten.
Patrik Poti liefert mit „Tor zum Himmel“ gleich die Titelstory für diese Ausgabe. Es passiert nicht viel in seiner Geschichte. Es geht um die persönliche Befindlichkeit einer ziemlich überheblichen Person, die aufgefordert ist, den Tod der Schwester zu bezeugen. Die Geschichte besticht eher mit langen, unnötig komplizierten Sätzen – die zudem auch nicht immer gelungen sind – und einem gewollt elaborierten Stil unter dem der kaum vorhandene Fortgang der Handlung erheblich leidet. Das ist eigentlich sehr schade, denn der Autor beweist gleichzeitig, dass er mit Sprache umgehen kann. Auch der Wortschatz braucht sich nicht zu verstecken.
Aber vielleicht ist diese Ausgabe auch dem Kontrastprogramm verschrieben. Mark-Denis Leitner bietet eine rasante Geschichte in kurzen Sätzen, die der Titelseite der Bildzeitung entstammen könnten. Der Protagonist glaubt Proband in einem Schlaflabor zu sein und hat sehr realistische Träume die bald mit einer anderen auch nur scheinbar vorhandenen Wirklichkeit verschmelzen. Kurz und knapp und doch recht komplex spielt die Geschichte sehr schön mit der alten Frage „Was wäre wenn?“
Andrea Tillmanns beschreibt in „Sonne“ das Schicksal zweier Schiffbrüchiger, die auf einer kahlen Felseninsel stranden. Langsam setzt sich dort eine unheimliche Metamorphose in Gang. Kaum anderthalb Seiten lang ist es eine nette und weitgehend unspektakuläre aber gut umgesetzte und zu lesende Kurzgeschichte.
Andreas Dresen beschreibt in „BioMec“ ebenfalls eine Metamorphose. Nach einem Unfall bekommt sein Held vier biomechanische Gliedmaßen. Wie immer in solchen Geschichten geht das nur am Anfang gut. Nach und nach und von Frau und Umwelt unbemerkt übernehmen die künstlichen Glieder erst seinen Körper und dann seinen Geist. Die Frau hat nichts dagegen, ist ihr „neuer“ Mann doch viel zugänglicher als der alte. Leider versucht Andreas weder eine Begründung noch eine Erklärung für das Phänomen. Phantastische Phänomene brauchen keine rationale Erklärung, in diesem Fall bleibt der Plot aber ein wenig in der Luft hängen.
Und dann kommt mit „Beobachte dein Herz“ von Christian Damerow nicht nur eine der längeren, sondern auch eine der besten Geschichten in dieser Ausgabe. Christians Held mit dem seltsamen Namen Voh Pallas ist Panoptiker. „Panoptismus“ ist ein Begriff, der vom französischen Philosophen Michel Foucault geprägt wurde und der sich auf die mit der Einführung des Kapitalismus einhergehende zunehmende Überwachung und Disziplinierung der einzelnen Menschen bezieht. Entsprechend widmet sich Voh Pallas der Überwachung einer freigeistigen Künstlerin mittels Videoüberwachung, nicht wissend, dass er selbst sich längst in einer Erinnerungsschleife befindet und nur noch in der Vergangenheit lebt.
Die Geschichte ist nicht nur spannend erzählt, sondern überrascht auch mit einigen unerwarteten Wendungen. Hier zahlt es sich aus, dass Christian der Geschichte Raum gibt, sich zu entwickeln.
Nach einigen Buchvorstellungen von Gunter Arentzen und Alisha Bionda geht es ins Genre der Märchen. Denn an dieses Subgenre lehnt sich die geradlinige und ohne viel Spannung und unerwartete Momente erzählte Geschichte von Hanno Berg. In „Die Dracheninsel“ rettet eine Frau ihren Mann vor einem bösen Zauberer und unzählige andere Seelen obendrein. Eine nette aber vorhersehbare Geschichte.
„Gute Geschäfte“ macht ein Gefängnisdirektor auf einem abgelegenen Planeten, verhelfen ihm doch einige außerirdische Insassen zusätzliche Einnahmen, in dem ihre Körper sehr schmackhafte Speisepilze produzieren. Allerdings nur, wenn die Insassen unglücklich sind ... Bettina Ferbus ist mit dieser Geschichte eine skurrile und humorvolle Geschichte gelungen, die mit zu den besten gehört, die diese Anthologie zu bieten hat.
Konventioneller geht es dann in Michael Berminés „Halblicht“ zu. Der Protagonist erwirbt ein abseits gelegenes Haus, um das sich einige Legenden ranken. Man weiß ja, wie so etwas endet. Lediglich die Art des Bösen verleiht in diesem Fall der Geschichte einen gewissen Reiz.
Wir bleiben beim Kontrastprogramm! Kai G. Klein schildert in „Zur blauen Stunde“ die Geschichte der Mondbesiedlung, die anschließende globale Katastrophe und eine Rückübersiedlung der Mondbewohner auf die Erde. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine „Erzählung“, enthält die Geschichte doch keinerlei wörtliche Rede. Dafür allerlei lyrische bzw. emphatische Schilderungen wie: „Ich lege meine Hand auf meine Brust, in die Wölbung, dorthin wo die Verbundenheit ruht, ganz dicht bei meinem Herzen.“ Weniger Emphase und mehr Storyentwicklung wären besser gewesen.
Gefangen in seinen Halluzinationen versucht Thomas Leinwebers Protagonist eine „Flucht“ vor den Monstern seiner Phantasie. Eine temporeiche und konsequent durchgeführte Geschichte, der es zumindest eine Weile gelingt, den Leser im Zweifel über die Vorgänge zu lassen.
Rene Janßen schließt sich dem momentanen Trend an und liefert mit „Spieltrieb“ eine moderne Vampirgeschichte ab und beweist, dass es auch Vampire nicht immer leicht haben. Vor allem wenn sie keine Lust mehr verspüren, den Anspruch an Grausamkeit und Rücksichtlosigkeit zu erfüllen, den ihre Artgenossen an sie stellen. So ist Renes Geschichte letztlich eine Reflektion über Vampire und vielleicht auch über das Erwachsenwerden allgemein.
Zwischen „Chaos und Hoffnung“ bangen die beiden Protagonisten in Thomas Tippners Geschichte, bis sich herausstellt, dass sie in einem apokalyptischen Szenario genau das verkörpern. Die Geschichte ist aus der Perspektive eines sechsjährigen Mädchen erzählt. Wie schwer das durchzuhalten ist, merkt man an einigen Stellen, an denen die Ausführungen für ein Kind dieses Alters kaum glaubwürdig darzustellen sind. Und auch sonst wirkt die Geschichte ein wenig verworren und langatmig. Immerhin transportiert Thomas die Angst und die Verwirrung seiner Protagonistin sehr gut.
Und zu guter Letzt zeigt uns Gerald Meyer, dass sie längst unter uns sind: die Aliens. In „Cut up“ geht es vorerst nur um ein Stück Silizium. Vorerst! Eine Meditation eines Außerirdischen mit kritischen Untertönen über den Umgang der Menschen mit ihren Ressourcen. Nicht das, aber der Ton machen in diesem Fall die Musik.
Und natürlich fehlt auch in dieser Ausgabe von XUN nicht eine weitere Episode (mittlerweile die XVIII.)der „Nebelmond“-Geschichte von W. Berner. Die Helden sehen ihrem Sklavendasein entgegen. Selbst einen sporadischen Leser fällt es leicht, in die Geschichte hineinzukommen. Allerdings bleibt das Ziel unklar. Dafür bleiben Bonmots im Gedächtnis wie die „eigens auf seine Physiognomie zugeschnittene Sitzgelegenheit...“
Was bei XUN immer wieder auffällt ist die Fülle an neuen Namen von Erzählerinnen und Erzählern. Das ist für mich eine besondere Qualität, die XUN auszeichnet. Dem Herausgeber gelingt es immer wieder – zum Beispiel im Gegensatz zu EXODUS – neue Autorinnen und Autoren mit ihren Werken in seinem Magazin zu versammeln. Das bedeutet natürlich auch Kompromisse zu machen. Und ein gutes Lektorat erfordert ein wichtiges Gut: Zeit. Das hat Herausgeber Bernd Walter auch erkannt und sucht über die XUN-Homepage nach motivierten Lektoren. Hoffen wir, dass sich welche finden, damit das Potential das oftmals ungenutzt in den Geschichten liegt, ausgegraben und genutzt werden kann. Denn trotz all der Kritik an einzelnen Geschichten und der schwankenden Qualität bleibt XUN für mich ein immens wichtiges Story-Fanzine. Vielleicht auch gerade deswegen.

Holger Marks, Marburg

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DORGON 6: DIE SAGGITTIONEN – NEUE FREUNDSCHAFTEN UND GEFÄHRLICHE FEINDSCHAFTEN
52 Seiten, HTML/PDF/ePub/Mobi, Download: dorgon.proc-community.de/index.php/download -romane/78-die-hefte-der-dorgon-serie/294.
Kontakt: PERRY RHODAN ONLINE-CLUB e. V., Nils Hirseland, Redder 15, 23730 Sierksdorf, E-Mail: atlan@proc.org.
Internet: www.proc-community.de.

Die LONDON mit Perry Rhodan an Bord wurde von der Sekte „Kinder der Materiequelle“ entführt. Ein fremdes Raumschiff verbrachte sie nach M64. Perry Rhodan erfährt, dass dort im Zentrum eine übermächtige Wesenheit herrscht, die in der Vergangenheit Eindringlinge getötet und sodann massiv in die Geschichte der Galaxis eingegriffen hat. Es handelt sich um die Entität MODROR. Diese lässt den Kanzler Doroc und seine Familie umbringen und Perry Rhodan von intriganten Einheimischen als Täter ausgeben, um die Saggittonen gegen PR aufzubringen.
Die LONDON mitsamt ihrer Besatzung entführt sie in unser Universum. Perry Rhodan und seine Getreuen schlagen sich in New York und Eutin anno 1998 herum und werden von den Häschern MODRORS verfolgt.
Der Pararealist Sato Ambush kämpft mit seinem Alter Ego Embuscade. Er springt zwischen Paralleluniversen umher und kann schließlich auch Perry Rhodan helfen.
Der Fan-Roman von Nils Hirseland folgt dem Erfolgsrezept vieler PR-Zyklen. Er bietet eine fiktive Geschichte von Sterneinvölkern, Intrigen und Action.
Die Charaktere bleiben leider eindimensional. MODROR und seine Helfershelfer verhalten sich brutal und rücksichtslos, ebenso Embuscade. Die Handlungsabläufe folgen bekannten Mustern. Sprachlich fallen Unebenheiten und Wortwiederholungen auf. Bei einem Fan-Projekt möchte man über vieles hinwegsehen vor dem Hintergrund der erheblichen Mühe, die der jeweilige Autor investiert hat.
Die Komplexität der Geschichte und die Auseinandersetzungen bilden eine phantasievolle und eine spannende Komponente, wie man sie typischerweise für einen PR-Roman benötigt. Leider fehlt es an spezifisch eigenen Einfällen. Im Ergebnis bleibt „Die Saggittonen“ in erster Linie ein Versuch, die kommerzielle Serie nachzumachen.
Möglicherweise handelt es sich innerhalb der DORGON-Reihe um einen schwächeren Roman.

Clemens Nissen s. ps., Schortens

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EXODUS 26 RELOADED 2012
110 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt, 9,90 EUR, 2er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: rene.moreau@ exodusmagazin.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 285170505.
Internet: www.exodusmagazin.de.

Mit genau vier Seiten zusätzlich (im Vergleich zur ursprünglichen Ausgabe) ist die Neuauflage von EXODUS 26 erschienen. Bei diesen handelt es sich immerhin um vier Farbseiten, auf denen Bilder des Künstlers Helmut Wenske Platz fanden, die in EXODUS 26 nicht zum Abdruck gelangten. So umfasst seine Galerie in EXODUS 26 RELOADED 2012 nunmehr dreizehn Seiten; plus drei weitere Grafiken sowie Cover und Backcover, natürlich alles farbig!
Der Künstler wird in dem Artikel „Helmut Wenske: Kein Leben für die Science Fiction – aber was für ein Leben!“ von Uwe Anton vorgestellt. In den sechziger und siebziger Jahren fertigte Helmut Wenske Cover für Magazine, LPs, SF-Bücher u. a. an, bei denen es sich in der Regel nicht um Auftragsarbeiten handelte und die wohl durchweg unter dem Einfluss von „bewusstseinserweiternden Drogen“ (Seite 61) entstanden. In seinen Motiven greift Helmut Wenske in der Tat über die Realität hinaus; Uwe Anton schreibt nicht zu Unrecht: „Wenn man ein graphisches Lebenswerk als psychedelisch bezeichnen kann, dann seins.“ (Seite 47). Und der Stil des Künstlers ist ebenso unverwechselbar. Helmut Wenske selbst kommt selbstverständlich auch zu Wort.
Bei den Kurzgeschichten sind offenbar keine Änderungen gegenüber der Ursprungsausgabe vorgenommen worden.
„Triff Adenauer in Cöln“ von Uwe Post ragt als einzige Alternativweltstory aus EXODUS 26 RELOADED 2012 heraus, aber nicht nur dort, denn diese Art von Science Fiction ist ohnehin selten anzutreffen. Ein Agent aus einer Parallelwelt dringt in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhundert in ein Deutsches Reich ein, das von Kaiser Wilhelm II regiert wird. Adenauer ist Bürgermeister von Cöln, und er befindet sich an einem Wendepunkt der Historie.
„Purpurgras“ von Olaf Kemmler ist eine Abenteuergeschichte, die eine Großwildjagd auf dem Planeten Minos schildert, die anders verläuft, als es die Protagonisten erwarten. Die Motivation des Hauptfigur, sich regelmäßig an der Jagd zu beteiligen, erscheint konstruiert und übertrieben tragisch; ohne sie hätte die Story auch funktioniert. „Die Zeitwüste“ von Christian Weis mutet wie ein Fantasystory an, in der ein alternder Wanderer auf einen gedankenlesenden Magier trifft, der tatsächlich etwas anderes ist (ja, so nahe können die Grenzen der Genres beieinander liegen …). Axel Kruse greift in „9,81 m/sec²“ das Konzept des Generationsraumschiffes auf, dessen Besatzung den Charakter ihrer Umgebung zu hinterfragen beginnt – und aufdeckt.
Satirische Ausblicke in eine nahe Zukunft werfen Horst Pukallus in „Letzte Trendansage“ und Hans Joachim Alpers in „Mörderland“. „Letzte Trendansage“ schildert einen Außentermin einer Ministerin, der von Hightech dominiert wird: viel Aufwand für ein mageres Ergebnis … In „Mörderland“ ist die Schöpferin jenes VR-Spiels noch aktiv und nimmt sich der allzu erfolgreichen Mitspieler an. „Der Korridor“ von Martin Baresch ist eine intensive Studie eines überlasteten Gesundheitssystems der Zukunft und eines „Versuchsmenschen“, der darin gefangen ist und befreit wird.
Auch drei humoristische Stories enthält die vorliegende Ausgabe. In „Zu viele Reptilienärzte in seiner Umgebung“ von Helmut Ehls sind jene Doktoren nicht nur in der Lage, jede Krankheit zu heilen, sondern implantieren ihren Patienten auch Schuppen auf die Haut. Aber ihr Motiv …! „Der Fluch“ von Frank G. Gerigk trifft seinen Protagonisten, der zum Zombie wird und entwickelt Aktivitäten, die er als Lebender vermissen ließ und seine Umgebung überraschen. „Der ganz normale Wahnsinn“ von Reinhard Kleindl ermöglicht es einem Patienten eines Sanatoriums, auf einem Schrottplatz ein Raumschiff zu bauen (sic!) und in die Galaxis aufzubrechen, wo das Spiel zwischen Patienten und Ärzten erneut beginnt.
Die Kurzgeschichten in EXODUS 26 RELOADED 2012 sind in jedem Fall gut geschrieben und lesenswert, wenn auch inhaltlich gelegentlich sehr konventionell. Empfehlenswert ist die Ausgabe aber nicht nur wegen des Stories, sondern auch und vor allem wegen der (erweiterten) Galerie und der anderen Bilder Helmut Wenskes.

Armin Möhle, Wallenhorst

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SF-NOTIZEN 613/MIRONA THETIN 2
48 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 99 Exemplare, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: Kurt S. Denkena, Postfach 760 318, 28733 Bremen, E-Mail:  Kurt.Denkena@ superkabel.de.
Bankverbindung: Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01) Konto 1203 4369

Mirona Thetin! Allen regelmäßigen, sporadischen, ehemaligen und aktuellen Lesern von PERRY RHODAN klingen die Ohren, wenn sie diesen Namen hören (und vielleicht auch – Zeitparadoxa sei Dank – den zukünftigen....)!
Welch eine Mystik und Verklärung und nicht zuletzt auch Verheißung liegt in diesem Namen? Kaum eine Figur aus der Serie, die einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat (nicht nur bei dem weißhaarigen Arkoniden), obwohl sie nur für eine kurze Zeit und in wenigen Bänden vertreten war. Es mag daran liegen, dass Frauen zu der Zeit ohnehin eine untergeordnete Rolle spielten. Und Frauen, die heimlich ein ganzes Sternenreich beherrschten gab es schon gar nicht – bis auf eben diese eine: Mirona Thetin.
Kurt S. Denkena, bekennender ATLAN-Fan und jahrzehntelanger Beobachter utopischen Denkens, hat es diese Figur angetan. Und deswegen rief er vor einigen Jahren einen Fanzine-Zyklus ins Leben, der in loser Folge Beiträge über Faktor I und ihre Geschichte liefern sollte (siehe zu den Anfängen FK 134). Nach langer Pause erschien nun der zweite Band. Als Erscheinungsdatum ist April 2007 angegeben ist, das Werk scheint das Opfer lemurischer Zeitschleifen geworden zu sein....).
In einen – im wahrsten Sinne – zentralen Beitrag forscht darin Ernestine Gohr dem Wesen von „bösen Frauen“ nach. In einem historischen Rundumschlag beleuchtet sie die Stellung und gesellschaftliche Akzeptanz von Frauen, die eine einflussreiche Stellung in der Geschichte inne hatten. Neben dem kurzen soziologischen Überblick ist ihr Fazit, dass starke Frauen in der Phantastik sehr gefährlich leben. Meist sind die böse und obendrein männermordende Vamps. Wenig Grund für den Herrn der Schöpfung sie am Leben zu lassen.
Ein Schicksal, das auch Faktor I teilte.
Kurt Denkena schildert – sozusagen als Rahmenprogramm – den ersten Teil der Handlung von PR-Band 299. AM ENDE DER MACHT lautet der Titel. Interessant sind die persönlichen Anmerkungen Kurts, die immer wieder die Schilderung Mirona Thetin und ihres Gespielen Atlan hinterfragen und aus heutiger Sicht kommentieren.
Hauptbestandteil dieser Ausgabe ist jedoch der erste Teil einer längeren Geschichte aus der Feder von Kim Fischer mit dem Titel „Mission der Schatten“. Die Story spielte lange vor der Haupthandlung der Serie und wir erleben eine Mirona Thetin in der Blüte ihrer Macht. Leider erfahren wir dagegen überhaupt nichts über die Autorin. (Ist es vorstellbar, dass es sich bei der Autorin um die gleichnamige Schlagersängerin handelt? Welcher Mythos wird da enthüllt?)
„Mission der Schatten“ spielt auf einer Raumstation der Meister der Insel, in der geheimnisvolle Bruchstücke einer seltsamen Zeitblase erforscht werden. Als die Tamrätin Thetin die Station betritt geschehen kurz hintereinander zwei Morde Die Geschichte beginnt langsam und etwas umständlich, gewinnt dann aber an Fahrt. Der Autorin gelingt ist, die verschiedenen Handlungsebenen und ihr Personaltableau geschickt zusammen zu führen. Und es bleiben genügend Andeutungen und ungeklärte Fragen für die restlichen beiden Teil übrig.
Unter dem Strich ist MIRONA THETIN 2 eine absolut lesenswerte und angesichts der grafischen Unterstützung von Kai Jürgens auch eine absolut sehenswerte Sonderausgabe der SFN. Bleibt nur zu hoffen, dass weitere geplante Ausgaben nicht eben so lange in der Zeitschleife hängen bleiben.

Holger Marks, Marburg

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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, 6er-Abonnement 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Christel Scheja,
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Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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