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Werte
Leserinnen und Leser,
in
dieser
FANZINE-KURIER-Ausgabe besprechen wir erstmals ein Fanzine, das
ausschließlich in elektronischer Form erscheint. Ich bin
bestrebt, die Rezensionen zu E-Fanzines und E-Magazinen
auszubauen – schließe aber auch eine andere zukünftige
Erscheinungsform des FANZINE-KURIER nicht aus –,
denn das der Anteil gedruckter Publikationen zurückgeht, nun,
das
ist unverkennbar (und nicht nur hier zu beobachten).
Viele
Grüße
Armin
Möhle
EXTRAVENÖS 27: ATLAN-KALENDER 2012
14 Seiten DIN A 4, Mittelheftung.
INTRAVENÖS 205
88 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Rüdiger Schäfer,
Kolberger
Str. 96, 51381 Leverkusen, E-Mail: kontakter@atlan-club-deutschland.de.
Internet: www.atlan-club-deutschland.de.
Woran
erkennt der Normalsterbliche, dass sich das Jahr dem Ende neigt und
bald der rot ummantelte Coca Cola-Scherge vor der Tür steht?
Nun,
wenn er nicht vollkommen ignorant und mit Scheuklappen bewehrt durch
die Welt geht, wird es ihm spätestens Mitte Oktober anhand der
zunehmenden Pfefferkuchen, Spekulatius und
Schokoladenweihnachtsmännern in den weit ausladenden Regalen
der
Supermärkte offenbart werden.
Woran erkennt ein ignoranter und mit Weihnachtsscheuklappen bewehrter
FK-Mitarbeiter, dass das Fest der Feste naht? Richtig. Er
erhält
per Rentierpost (oder wie auch immer) ein Fanzine-Paket aus dem hohen
Norden. Zwar nicht ganz vom Nordpol, aber immerhin von den
Küsten
des großen Nordmeeres stammt es.
Und es hat einen ganz und gar unchristlichen Inhalt!
Auffällig augenfällig ist auch
an diesem Fanzine-Paket des
ACD der schön geratene ATLAN-KALENDER, der mich wieder ein
Jahr
begleiten wird. Allerdings kann ich Rüdiger Schäfers
Begeisterung für das Titelbild, dass er aus eigener Tasche
auch
gleich noch als DIN A 3 Poster anfertigen ließ, nicht ganz
teilen. Sicher, Rüdiger Wick ist ein überbordendes
Bild
gelungen, das bunt und detailprächtig viele Aspekte des Lebens
und
Wirkens des unsterblichen Arkoniden auf Terra thematisiert. Allerdings
mag ich mich mit dem zentralen Motiv, dem Abbild des Namensgebers und
seiner weiblichen Begleitung nicht anfreunden, zu
grobschlächtig
wirken die Gesichtszüge, zu devot schaut die Dame zu ihrem
Helden
auf.
Während der 2011er Kalender Motive aus dem legendären
Zyklus
der MEISTER DER INSEL aufgriff, steht 2012 ganz im Zeichen des Lebens
und Wirkens Atlans während seiner langen Odyssee durch die
Vorgeschichte des terranischen Imperiums ... Die Bilder sind sehr
unterschiedlich: Collagen, und Buntstiftzeichnungen, farbige und
schwarzweiße Werke sind ebenso enthalten wie einfache
Grafiken
mit klarem Strich als auch sorgfältig und detailreich
ausgearbeitete Kunstwerke.
Wie auch im Vorjahr ist so ein Kalender entstanden, der nie langweilig
wird und für jeden Geschmack das richtige Bild parat hat.
Außerdem enthält jedes Kalenderblatt Daten zur
Geschichte
Atlans und Hinweise auf die wichtigsten Feiertage des jeweiligen Monats
(am 21. Januar ist „Weltknuddeltag“). Sicherlich
ein sehr
schöner Beitrag mit langer Wirkungsdauer. Trotzdem ist
es
schade, dass es dem ACD nicht gelingt außer dem Kalender auch
andere Ausgaben des Clubaushängeschildes EXTRAVENÖS
zu
produzieren. Es muss doch noch unzählige Facetten des
unsterblichen Arkoniden geben, die noch nicht ausreichend historisch,
soziologisch, psychologisch, literaturwissenschaftlich oder meinetwegen
auch physikalisch ausgelotet wurden ...
Im ebenfalls mitgelieferten INTRA 205 erzählt Rüdiger
Schäfer die Entstehungsgeschichte des Kalenders und wir
erfahren
zum Beispiel, warum das Bild von Alfred Kelsner so merkwürdig
unscharf wirkt – dadurch aber durchaus an Stimmung gewinnt.
Das
Original wurde als Dia geliefert und musste dann mühsam und
unter
zu Hilfenahme unterschiedlichster Technologien reproduziert werden.
Diese Information hilft schon mal weiter!
Auch dieses INTRA enthält die übliche interessante
Mischung
von Beiträgen. Auffällig wie immer die
vergleichsweise
üppige Leserbriefsparte. Dann gibt es die üblichen
Rubriken
wie „Wer nicht fragt...“ oder
„Deutschstunde“
von Rüdiger Schäfer, Erik Nagel präsentiert
wieder seine
„Akte Erik“ mit Informationen zu einer Exklave der
Bundesrepublik, fest umschlossen von schweizerischen Landmassen. Ein
umfangreicher Beitrag beschäftigt sich mit den Erlebnissen von
Elvira auf dem PR-WElTLCON, es gibt einige wenige Buchrezensionen und
dann kommt schon wieder Rüdiger Schäfter mit der
Vorstellung
einer weiteren der „besten TV-Serien aller Zeiten“
und das
ACD-Superquiz geht in eine weitere Runde. Ein farbiges „Heft
im
Heft“ informiert über den ACD (dezenter Hinweis: man
oder
frau kann auch Mitglied werden!) und bringt zusätzlich auf 16
farbigen Fotoseiten Impressionen vom PR-WELTCON 2011. Ganz besonders
gewürdigt werden dabei die Dioramen mit Figuren aus dem
ATLAN-Universum – oder sollte man sagen: Atlan plus
Gespielinnen?
Dieser Club macht Spaß. Man merkt die Vernarrtheit der
Mitglieder
in ihren Namensgeber, die Bereitschaft das eigene Leben, in den Dienst
des dienstältesten Arkoniden zu stellen – und
jederzeit
augenzwinkernd die Rolle wieder zu verlassen und sich dem Alltag zu
stellen.
Schade nur, dass diese INTRA-Ausgabe fast ausschließlich von
Rüdiger Schäfer bestritten wird. Allein acht zum Teil
umfangreiche Beiträge stammen von ihm. Das sollte doch
eigentlich
den Ehrgeiz der anderen Mitglieder anstacheln. Wir werden sehen ...
Holger Marks, Marburg
FANTASTIC ARTZINE 1
72 Seiten DIN A 5,
Seitenbindung.
Auflage: 100
Exemplare, 9,70 EUR.
Kontakt: Lutz
Buchholz, Schulstr. 12, 56587 Straßenhaus, E-Mail: ravenoflight@web.de.
Internet: www.fantasticartzine.de.
Ihre Blüte erlebten die phantastischen Fanzines in den
neunzehnhundertachtziger Jahren. Meist handelte es sich dabei um die
nicht-kommerziellen Hefte von SF-Clubs, deren aktive Mitglieder die
regelmäßig erscheinenden Ausgaben gestalteten und im
Copyshop vervielfachten; aber es gab auch Projekte, zu denen Autoren
und Zeichner ohne Vereinshintergrund eingeladen wurden.
Die Fanzine-Ära ging in den neunzehnhundertneunziger Jahren
jäh zu Ende, einerseits weil die Mitwirkenden vor dem
Abschluss
ihres Studiums oder ihrer Ausbildung standen, sich beruflich engagieren
mussten und eine Familie gegründet hatten, womit andere
Interessen
in den Vordergrund rückten. Andererseits aber auch weil das
Internet den meisten Gemeinschaftsprojekten den Todesstoß
versetzte, denn nun konnte jeder, der Zeit und Lust hatte, sich und
seine Werke auf einer persönlichen Homepage ins beste Licht
rücken.
Da das Internet bunt ist, gingen die Anfragen an Zeichner
zurück,
die Fanzine freundliche Werke in Schwarz-Weiß fertigten. Dank
der
diversen Computer-Programme musste man nun auch gar nicht mehr
zeichnen, sondern bloß noch den PC und die Zeichen-Programme
beherrschen können, um aus vorgefertigten Elementen eine
phantastische Landschaft und etwas ungelenk wirkende (Menschen-) Wesen
basteln zu können. Natürlich haben sich die Programme
inzwischen weiter entwickelt, und viele Künstler bedienen sich
Mischtechniken, d. h., sie zeichnen (noch oder wieder) und bearbeiten
das Bild am PC, mit erheblich ansprechenderen Resultaten.
Diejenigen, die an den Print-Medien festhalten
wollten, profitierten
von den verschiedenen Print/Book on Demand-Anbietern, so dass sich eine
rege Klein- und Kleinstverlagsszene etablierte.
Trotzdem, bis auf wenige Ausnahmen sind die Fanzines Vergangenheit
…
… und an diese Zeit möchten Lutz Buchholz und
Michael
Marrak erinnern, insbesondere an die Zeichner, die damals die Fanzines
illustrierten. Natürlich sind nicht alle bekannten
Künstler,
die in den neunzehnhundertachtiger/neunziger Jahren aktiv waren, im
FANTASTIC ARTZINE vertreten – das hätte den Umfang
des
Bandes gesprengt.
In der ersten von hoffentlich vielen weiteren Ausgaben finden sich
hauptsächlich Weggefährten und Bekannte der
Herausgeber, die
kurz vorgestellt werden oder selbst zu Wort kommen, ein Foto oder
Selbstbildnis inklusive, dazu drei bis sechs Illustrationen, teils
Vignetten, teils ganzseitige Zeichnungen, und alle
schwarz-weiß.
Allein Cover und Backcover verraten, dass die Künstler auch
Farbbilder erstellen.
Die stilistische Vielfalt ist weniger groß, als man bei
fünfzehn Zeichnern erwartet, was daran liegt, dass sich
bestimmte
Techniken, die sich gut reproduzieren ließen, durchsetzten
und
sich viele miteinander bekannte Künstler gegenseitig
inspirierten.
So findet man sehr klare, idealistisch-realistische Illustrationen von
Michael Marrak, Christian Seipp und Klaus G. Schimanski, sowie mit
präzise gesetzten Strichen angefertigte Bilder von Malte S.
Sembten, Thomas Hofmann und Manfred Lafrentz – um nur einige
Beispiele zu nennen.
Wer die Neunzehnhundertachtziger mit gestaltete, wird die meisten
Künstler oder ihre Werke kennen und sich freuen, nach so
langer
Zeit wieder einmal etwas von ihnen zu sehen, ja, ein ansprechen
gestaltetes Fanzine in den Händen zu halten – wie in
der
guten alten Zeit.
Doch auch die jüngeren Phantastik-Freunde sollten einen Blick
riskieren, lässt das FANTASTIC ARTZINE doch ahnen, wie aktiv,
ideenreich und ambitioniert diese Generation war und in vielen
Fällen noch ist – und dass man auch ohne
Zeichenprogramme
vielleicht sogar noch schöner zeichnen kann.
Irene Salzmann, Kranzberg
ARCANA 15
72 Seiten DIN A 5,
Mittelheftung, ISSN 1610-7373.
Auflage: unbekannt,
4,00 EUR, 3er-Abonnement 10,00 EUR.
Kontakt: Verlag
Lindenstruth, Nelkenweg 12, 35396 Gießen, E-Mail: arcana@verlag-
lindenstruth.de.
Bankverbindung:
Sparkasse Giessen (BLZ 513 500 25), Konto 228023459.
Das
„Magazin für klassische und moderne
Phantastik“ erscheint zwar nur
ungefähr zweimal im Jahr, aber dafür besitzt ARCANA
einen Inhalt, auf
den man sich freuen kann, beschäftigen sich die Redakteure
doch mit den
Geschichten und Themen, die im modernen Mainstream eher untergehen
–
längst vergessenen Autoren und Geschichten aus dem 19. und
frühen 20.
Jahrhundert und eher subtiler Phantastik, bei denen viele Dinge
unausgesprochen bleiben. Auch in der aktuellen Ausgabe, die erstmals
mit einem Vierfarbcover erscheint, ist das der Fall.
Herzstück der
Ausgabe 15 sind die beiden Geschichten „Das Verschwinden des
Michael
Siefener“ wird von Ulrich Spiegel berichtet. Er macht sich
auf die
Suche nach dem schon seit einigen Monaten verschollenen Autorenkollegen
und -freund, erlebt dabei auch so manche Überraschung. Nicht
alle davon
sind angenehm.
Die Geschichte liest sich mit einem
Augenzwinkern.
Auch wenn einige Wendungen böse sind, so ist der Text doch
insgesamt
humorvoll, ja fast satirisch zu nennen.
„Die Maske“ ist eine
Geschichte aus dem Jahr 1900. Sie stammt aus der Feder von Richard
March (1857 – 1915), der vor allem durch seine okkulten
Horror-Erzählungen bekannt wurde.
Alles beginnt mit einer Zugfahrt.
Der Ich-Erzähler unternimmt eine ganz normale Reise, wie er
sie schon
dutzendfach hinter sich gebracht hat. Er schaut aus dem Fenster und
unterhält sich mit Mitreisenden.
Aber dann geschieht etwas, was ihn
aus der Bahn wirft. Es ist weniger der Diebstahl einiger seiner
Wertsachen durch einen jungen Gentleman, als die Begegnung mit anderen
seltsamen Passagieren, die ihm seltsam bekannt erscheinen und es
ihrerseits auf ihn abgesehen zu haben scheinen. Die Geschichte sollte
man auf jeden Fall zwei- oder dreimal lesen – einmal um sich
einen
Überblick zu bekommen, ein zweites Mal, um auch die genauen
Details
mitzubekommen und ein drittes Mal, um die Fußnoten zu lesen,
die zwar
sehr interessant sind, aber doch stellenweise sehr den Lesefluss
aufhalten.
Dazu kommt noch ein sehr persönlicher Artikel von Uwe
Voehl zum fünfjährigen Bestehen des
„Horrorforum.com“, einer digitalen
Community für Fans der Dunklen Phantastik und bekannter
Bereiche und
Rezensionen unbekannterer Werke.
Sicherlich ist der Inhalt der
Ausgabe nicht spektakulär, aber wie immer
ungewöhnlich und deshalb
recht interessant. Vor allem Fans der dunklen, aber gediegenen
Phantastik werden ihre Freude an den Geschichten haben und durch den
Artikel vielleicht Gleichgesinnte wiederfinden. Nur wer erwartet, dass
sich das Heft mit modernem Horror und Mainstream-Grusel
beschäftigt,
der wird schwer enttäuscht.
Christel Scheja, Solingen
PALADIN 175
24
Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt,
Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 94
24 Seiten DIN A 5,
Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt,
2,00 EUR.
Kontakt: SFC
THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne,
E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.
Die 175. Ausgabe des PALADIN bietet einen (für fannische
Verhältnisse) ungewöhnlichen Beitrag: ein
Bühnenstück mit dem Titel „Die
Zerstörung der
Vielfalt“, verfasst von Clemens Nissen s. ps. Das Schauspiel
ist
in der Gegenwart (allenfalls in der nahen Zukunft) und in Ostfriesland
(sic!) angesiedelt und thematisiert durch die zunehmende
Mobilität
und das Gewinnstreben der Menschen ausgelöste kulturelle,
wirtschaftliche, politische und ökologische
Veränderungen im
regionalen wie im globalen Rahmen: Der Busreisegruppe, die sich in
einem ostfriesischen Gasthof einquartiert, steht später eine
tödliche Libellenplage gegenüber.
„Die Zerstörung der Vielfalt“ ist
kurzweilig, von dem
vierten Akt etwas abgesehen, in dem Protagonisten nur noch im Gastraum
ausharren und ausgiebig miteinander diskutieren. Das ist im ersten und
zweiten Akt zwar überwiegend auch der Fall, diese sind aber
deutlich kürzer. Mit dieser Einschränkung ist
„Die
Zerstörung der Vielfalt“ ein gelungenes Schauspiel,
mit dem
nicht nur der PALADIN, sondern auch der Autor Neuland betreten hat.
Der GOLEM 94 enthält vier Kurzgeschichten.
Marcel Labbé-Laurent und Hermann Sitz
widmen sich in ihren
Stories „Regression“ und „Über
den Regenbogen:
Mond“ den Schicksalen Unangepasster.
„Regression“
spielt in ferner Zukunft. Die Nachfolger der Menschen sind Cyborgs, die
an die sogenannten „HMNS“ glauben, ihre Erbauer.
Ein
Exemplar meldet daran Zweifel an und wird beseitigt.
„Über
den Regenbogen: Mond“ ist dagegen wenige Jahre oder
Jahrzehnte in
der Zukunft angesiedelt: Schüler, die nicht gewissen Normen
entsprechen, werden aussortiert. Der Protagonist und sein Bruder
können ihren Häschern jedoch entkommen.
Das Ende beider Stories bietet Ansatzpunkte für weitere
Handlungen. Dadurch die Geschichten wirken nicht völlig
abgeschlossen und sind etwas unbefriedigend.
„Die Sünderin“ von Helen P. Kraft findet
sich ihrem
Tod in der Hölle wieder, wo Luzifer ihre Verfehlungen
aufzählt. Die kurz darauf relativiert werden. Hanne Rejzek
erklärt in „Als mich der Teufel liebte“,
nicht, warum
jener vor der Tür ihrer Protagonistin stand, woraus sich die
im
Titel erwähnte Beziehung entwickelt. Es sind erfrischende
Kurzgeschichten, die eine durchdachter und konventioneller als die
andere, die sich abheben will und dafür ein (kleines)
logisches
Problem in Kauf nimmt. Denn wenn schon der Teufel vor der Tür
steht, dann doch nur einem Zweck ...
Der GOLEM unterstreicht auch mit der 94. Ausgabe seine wichtige
Funktion als Spielweise neuer Autorinnen und Autoren. Je mehr Mut sie
zum Ungewöhnlichen aufbringen können, desto
interessanter
fallen ihre Stories aus.
Armin Möhle, Wallenhorst
XUN 27
100 Seiten DIN A 5,
Seitenbindung, ISSN 1862-7552.
Auflage: unbekannt,
4,50 EUR, 3er-Abonnement 14,50 EUR, 5er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: Bernd
Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.
Um einen besinnlichen Jahreswechsel war XUN-Herausgeber Bernd Walter
bemüht und legte deshalb 14 neue Stories in seinem Magazin
für phantastische Geschichten vor, die aufgelockert von
etlichen
Grafiken und Zeichnungen und unterbrochen von einigen Rezensionen
genügend Lesestoff für den einen oder anderen langen
Winterabend bieten.
Patrik Poti liefert mit „Tor zum Himmel“ gleich die
Titelstory für diese Ausgabe. Es passiert nicht viel in seiner
Geschichte. Es geht um die persönliche Befindlichkeit einer
ziemlich überheblichen Person, die aufgefordert ist, den Tod
der
Schwester zu bezeugen. Die Geschichte besticht eher mit langen,
unnötig komplizierten Sätzen – die zudem
auch nicht
immer gelungen sind – und einem gewollt elaborierten Stil
unter
dem der kaum vorhandene Fortgang der Handlung erheblich leidet. Das ist
eigentlich sehr schade, denn der Autor beweist gleichzeitig, dass er
mit Sprache umgehen kann. Auch der Wortschatz braucht sich nicht zu
verstecken.
Aber vielleicht ist diese Ausgabe auch dem Kontrastprogramm
verschrieben. Mark-Denis Leitner bietet eine rasante Geschichte in
kurzen Sätzen, die der Titelseite der Bildzeitung entstammen
könnten. Der Protagonist glaubt Proband in einem Schlaflabor
zu
sein und hat sehr realistische Träume die bald mit einer
anderen
auch nur scheinbar vorhandenen Wirklichkeit verschmelzen. Kurz und
knapp und doch recht komplex spielt die Geschichte sehr schön
mit
der alten Frage „Was wäre wenn?“
Andrea Tillmanns beschreibt in „Sonne“ das
Schicksal zweier
Schiffbrüchiger, die auf einer kahlen Felseninsel stranden.
Langsam setzt sich dort eine unheimliche Metamorphose in Gang. Kaum
anderthalb Seiten lang ist es eine nette und weitgehend
unspektakuläre aber gut umgesetzte und zu lesende
Kurzgeschichte.
Andreas Dresen beschreibt in „BioMec“ ebenfalls
eine
Metamorphose. Nach einem Unfall bekommt sein Held vier biomechanische
Gliedmaßen. Wie immer in solchen Geschichten geht das nur am
Anfang gut. Nach und nach und von Frau und Umwelt unbemerkt
übernehmen die künstlichen Glieder erst seinen
Körper
und dann seinen Geist. Die Frau hat nichts dagegen, ist ihr
„neuer“ Mann doch viel zugänglicher als
der alte.
Leider versucht Andreas weder eine Begründung noch eine
Erklärung für das Phänomen. Phantastische
Phänomene
brauchen keine rationale Erklärung, in diesem Fall bleibt der
Plot
aber ein wenig in der Luft hängen.
Und dann kommt mit „Beobachte dein
Herz“ von Christian
Damerow nicht nur eine der längeren, sondern auch eine der
besten
Geschichten in dieser Ausgabe. Christians Held mit dem seltsamen Namen
Voh Pallas ist Panoptiker. „Panoptismus“ ist ein
Begriff,
der vom französischen Philosophen Michel Foucault
geprägt
wurde und der sich auf die mit der Einführung des Kapitalismus
einhergehende zunehmende Überwachung und Disziplinierung der
einzelnen Menschen bezieht. Entsprechend widmet sich Voh Pallas der
Überwachung einer freigeistigen Künstlerin mittels
Videoüberwachung, nicht wissend, dass er selbst sich
längst
in einer Erinnerungsschleife befindet und nur noch in der Vergangenheit
lebt.
Die Geschichte ist nicht nur spannend erzählt, sondern
überrascht auch mit einigen unerwarteten Wendungen. Hier zahlt
es
sich aus, dass Christian der Geschichte Raum gibt, sich zu entwickeln.
Nach einigen Buchvorstellungen von Gunter Arentzen und Alisha Bionda
geht es ins Genre der Märchen. Denn an dieses Subgenre lehnt
sich
die geradlinige und ohne viel Spannung und unerwartete Momente
erzählte Geschichte von Hanno Berg. In „Die
Dracheninsel“ rettet eine Frau ihren Mann vor einem
bösen
Zauberer und unzählige andere Seelen obendrein. Eine nette
aber
vorhersehbare Geschichte.
„Gute Geschäfte“ macht ein
Gefängnisdirektor auf
einem abgelegenen Planeten, verhelfen ihm doch einige
außerirdische Insassen zusätzliche Einnahmen, in dem
ihre
Körper sehr schmackhafte Speisepilze produzieren. Allerdings
nur,
wenn die Insassen unglücklich sind ... Bettina Ferbus ist mit
dieser Geschichte eine skurrile und humorvolle Geschichte gelungen, die
mit zu den besten gehört, die diese Anthologie zu bieten hat.
Konventioneller geht es dann in Michael Berminés
„Halblicht“ zu. Der Protagonist erwirbt ein abseits
gelegenes Haus, um das sich einige Legenden ranken. Man weiß
ja,
wie so etwas endet. Lediglich die Art des Bösen verleiht in
diesem
Fall der Geschichte einen gewissen Reiz.
Wir bleiben beim Kontrastprogramm! Kai G. Klein schildert in
„Zur
blauen Stunde“ die Geschichte der Mondbesiedlung, die
anschließende globale Katastrophe und eine
Rückübersiedlung der Mondbewohner auf die Erde. Es
ist im
wahrsten Sinne des Wortes eine
„Erzählung“,
enthält die Geschichte doch keinerlei wörtliche Rede.
Dafür allerlei lyrische bzw. emphatische Schilderungen wie:
„Ich lege meine Hand auf meine Brust, in die
Wölbung,
dorthin wo die Verbundenheit ruht, ganz dicht bei meinem
Herzen.“
Weniger Emphase und mehr Storyentwicklung wären besser gewesen.
Gefangen in seinen Halluzinationen versucht Thomas Leinwebers
Protagonist eine „Flucht“ vor den Monstern seiner
Phantasie. Eine temporeiche und konsequent durchgeführte
Geschichte, der es zumindest eine Weile gelingt, den Leser im Zweifel
über die Vorgänge zu lassen.
Rene Janßen schließt sich dem momentanen Trend an
und
liefert mit „Spieltrieb“ eine moderne
Vampirgeschichte ab
und beweist, dass es auch Vampire nicht immer leicht haben. Vor allem
wenn sie keine Lust mehr verspüren, den Anspruch an
Grausamkeit
und Rücksichtlosigkeit zu erfüllen, den ihre
Artgenossen an
sie stellen. So ist Renes Geschichte letztlich eine Reflektion
über Vampire und vielleicht auch über das
Erwachsenwerden
allgemein.
Zwischen „Chaos und Hoffnung“ bangen die beiden
Protagonisten in Thomas Tippners Geschichte, bis sich herausstellt,
dass sie in einem apokalyptischen Szenario genau das
verkörpern.
Die Geschichte ist aus der Perspektive eines sechsjährigen
Mädchen erzählt. Wie schwer das durchzuhalten ist,
merkt man
an einigen Stellen, an denen die Ausführungen für ein
Kind
dieses Alters kaum glaubwürdig darzustellen sind. Und auch
sonst
wirkt die Geschichte ein wenig verworren und langatmig. Immerhin
transportiert Thomas die Angst und die Verwirrung seiner Protagonistin
sehr gut.
Und zu guter Letzt zeigt uns Gerald Meyer, dass sie längst
unter
uns sind: die Aliens. In „Cut up“ geht es vorerst
nur um
ein Stück Silizium. Vorerst! Eine Meditation eines
Außerirdischen mit kritischen Untertönen
über den
Umgang der Menschen mit ihren Ressourcen. Nicht das, aber der Ton
machen in diesem Fall die Musik.
Und natürlich fehlt auch in dieser Ausgabe von XUN nicht eine
weitere Episode (mittlerweile die XVIII.)der
„Nebelmond“-Geschichte von W. Berner. Die Helden
sehen
ihrem Sklavendasein entgegen. Selbst einen sporadischen Leser
fällt es leicht, in die Geschichte hineinzukommen. Allerdings
bleibt das Ziel unklar. Dafür bleiben Bonmots im
Gedächtnis
wie die „eigens auf seine Physiognomie zugeschnittene
Sitzgelegenheit...“
Was bei XUN immer wieder auffällt ist die Fülle an
neuen
Namen von Erzählerinnen und Erzählern. Das ist
für mich
eine besondere Qualität, die XUN auszeichnet. Dem Herausgeber
gelingt es immer wieder – zum Beispiel im Gegensatz zu EXODUS
– neue Autorinnen und Autoren mit ihren Werken in seinem
Magazin
zu versammeln. Das bedeutet natürlich auch Kompromisse zu
machen.
Und ein gutes Lektorat erfordert ein wichtiges Gut: Zeit. Das hat
Herausgeber Bernd Walter auch erkannt und sucht über die
XUN-Homepage nach motivierten Lektoren. Hoffen wir, dass sich welche
finden, damit das Potential das oftmals ungenutzt in den Geschichten
liegt, ausgegraben und genutzt werden kann. Denn trotz all der Kritik
an einzelnen Geschichten und der schwankenden Qualität bleibt
XUN
für mich ein immens wichtiges Story-Fanzine. Vielleicht auch
gerade deswegen.
Holger Marks, Marburg
DORGON 6: DIE
SAGGITTIONEN – NEUE FREUNDSCHAFTEN UND GEFÄHRLICHE
FEINDSCHAFTEN
52 Seiten,
HTML/PDF/ePub/Mobi,
Download: dorgon.proc-community.de/index.php/download
-romane/78-die-hefte-der-dorgon-serie/294.
Kontakt: PERRY
RHODAN ONLINE-CLUB e. V., Nils Hirseland, Redder 15, 23730 Sierksdorf,
E-Mail: atlan@proc.org.
Internet: www.proc-community.de.
Die LONDON mit Perry Rhodan an Bord wurde von der Sekte
„Kinder
der Materiequelle“ entführt. Ein fremdes Raumschiff
verbrachte sie nach M64. Perry Rhodan erfährt, dass dort im
Zentrum eine übermächtige Wesenheit herrscht, die in
der
Vergangenheit Eindringlinge getötet und sodann massiv in die
Geschichte der Galaxis eingegriffen hat. Es handelt sich um die
Entität MODROR. Diese lässt den Kanzler Doroc und
seine
Familie umbringen und Perry Rhodan von intriganten Einheimischen als
Täter ausgeben, um die Saggittonen gegen PR aufzubringen.
Die LONDON mitsamt ihrer Besatzung
entführt sie in unser
Universum. Perry Rhodan und seine Getreuen schlagen sich in New York
und Eutin anno 1998 herum und werden von den Häschern MODRORS
verfolgt.
Der Pararealist Sato Ambush kämpft mit seinem Alter Ego
Embuscade.
Er springt zwischen Paralleluniversen umher und kann
schließlich
auch Perry Rhodan helfen.
Der Fan-Roman von Nils Hirseland folgt dem Erfolgsrezept vieler
PR-Zyklen. Er bietet eine fiktive Geschichte von
Sterneinvölkern,
Intrigen und Action.
Die Charaktere bleiben leider eindimensional. MODROR und seine
Helfershelfer verhalten sich brutal und rücksichtslos, ebenso
Embuscade. Die Handlungsabläufe folgen bekannten Mustern.
Sprachlich fallen Unebenheiten und Wortwiederholungen auf. Bei einem
Fan-Projekt möchte man über vieles hinwegsehen vor
dem
Hintergrund der erheblichen Mühe, die der jeweilige Autor
investiert hat.
Die Komplexität der Geschichte und die Auseinandersetzungen
bilden
eine phantasievolle und eine spannende Komponente, wie man sie
typischerweise für einen PR-Roman benötigt. Leider
fehlt es
an spezifisch eigenen Einfällen. Im Ergebnis bleibt
„Die
Saggittonen“ in erster Linie ein Versuch, die kommerzielle
Serie
nachzumachen.
Möglicherweise handelt es sich innerhalb der DORGON-Reihe um
einen schwächeren Roman.
Clemens Nissen s. ps., Schortens
EXODUS 26 RELOADED
2012
110 Seiten DIN A 4,
Mittelheftung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt,
9,90 EUR, 2er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt:
René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren,
E-Mail: rene.moreau@
exodusmagazin.de.
Bankverbindung:
Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 285170505.
Internet: www.exodusmagazin.de.
Mit genau vier Seiten zusätzlich (im Vergleich zur
ursprünglichen Ausgabe) ist die Neuauflage von EXODUS 26
erschienen. Bei diesen handelt es sich immerhin um vier Farbseiten, auf
denen Bilder des Künstlers Helmut Wenske Platz fanden, die in
EXODUS 26 nicht zum Abdruck gelangten. So umfasst seine Galerie in
EXODUS 26 RELOADED 2012 nunmehr dreizehn Seiten; plus drei weitere
Grafiken sowie Cover und Backcover, natürlich alles farbig!
Der Künstler wird in dem Artikel „Helmut Wenske:
Kein Leben
für die Science Fiction – aber was für ein
Leben!“ von Uwe Anton vorgestellt. In den sechziger und
siebziger
Jahren fertigte Helmut Wenske Cover für Magazine, LPs,
SF-Bücher u. a. an, bei denen es sich in der Regel nicht um
Auftragsarbeiten handelte und die wohl durchweg unter dem Einfluss von
„bewusstseinserweiternden Drogen“ (Seite 61)
entstanden. In
seinen Motiven greift Helmut Wenske in der Tat über die
Realität hinaus; Uwe Anton schreibt nicht zu Unrecht:
„Wenn
man ein graphisches Lebenswerk als psychedelisch bezeichnen kann, dann
seins.“ (Seite 47). Und der Stil des Künstlers ist
ebenso
unverwechselbar. Helmut Wenske selbst kommt selbstverständlich
auch zu Wort.
Bei den Kurzgeschichten sind offenbar keine Änderungen
gegenüber der Ursprungsausgabe vorgenommen worden.
„Triff Adenauer in Cöln“ von Uwe Post ragt
als einzige
Alternativweltstory aus EXODUS 26 RELOADED 2012 heraus, aber nicht nur
dort, denn diese Art von Science Fiction ist ohnehin selten
anzutreffen. Ein Agent aus einer Parallelwelt dringt in den sechziger
Jahren des zwanzigsten Jahrhundert in ein Deutsches Reich ein, das von
Kaiser Wilhelm II regiert wird. Adenauer ist Bürgermeister von
Cöln, und er befindet sich an einem Wendepunkt der Historie.
„Purpurgras“ von Olaf Kemmler
ist eine Abenteuergeschichte,
die eine Großwildjagd auf dem Planeten Minos schildert, die
anders verläuft, als es die Protagonisten erwarten. Die
Motivation
des Hauptfigur, sich regelmäßig an der Jagd zu
beteiligen,
erscheint konstruiert und übertrieben tragisch; ohne sie
hätte die Story auch funktioniert. „Die
Zeitwüste“ von Christian Weis mutet wie ein
Fantasystory an,
in der ein alternder Wanderer auf einen gedankenlesenden Magier trifft,
der tatsächlich etwas anderes ist (ja, so nahe können
die
Grenzen der Genres beieinander liegen …). Axel Kruse greift
in
„9,81 m/sec²“ das Konzept des
Generationsraumschiffes
auf, dessen Besatzung den Charakter ihrer Umgebung zu hinterfragen
beginnt – und aufdeckt.
Satirische Ausblicke in eine nahe Zukunft werfen Horst Pukallus in
„Letzte Trendansage“ und Hans Joachim Alpers in
„Mörderland“. „Letzte
Trendansage“
schildert einen Außentermin einer Ministerin, der von
Hightech
dominiert wird: viel Aufwand für ein mageres Ergebnis
… In
„Mörderland“ ist die Schöpferin
jenes VR-Spiels
noch aktiv und nimmt sich der allzu erfolgreichen Mitspieler an.
„Der Korridor“ von Martin Baresch ist eine
intensive Studie
eines überlasteten Gesundheitssystems der Zukunft und eines
„Versuchsmenschen“, der darin gefangen ist und
befreit wird.
Auch drei humoristische Stories enthält die vorliegende
Ausgabe.
In „Zu viele Reptilienärzte in seiner
Umgebung“ von
Helmut Ehls sind jene Doktoren nicht nur in der Lage, jede Krankheit zu
heilen, sondern implantieren ihren Patienten auch Schuppen auf die
Haut. Aber ihr Motiv …! „Der Fluch“ von
Frank G.
Gerigk trifft seinen Protagonisten, der zum Zombie wird und entwickelt
Aktivitäten, die er als Lebender vermissen ließ und
seine
Umgebung überraschen. „Der ganz normale
Wahnsinn“ von
Reinhard Kleindl ermöglicht es einem Patienten eines
Sanatoriums,
auf einem Schrottplatz ein Raumschiff zu bauen (sic!) und in die
Galaxis aufzubrechen, wo das Spiel zwischen Patienten und
Ärzten
erneut beginnt.
Die Kurzgeschichten in EXODUS 26 RELOADED 2012 sind in jedem Fall gut
geschrieben und lesenswert, wenn auch inhaltlich gelegentlich sehr
konventionell. Empfehlenswert ist die Ausgabe aber nicht nur wegen des
Stories, sondern auch und vor allem wegen der (erweiterten) Galerie und
der anderen Bilder Helmut Wenskes.
Armin Möhle, Wallenhorst
SF-NOTIZEN
613/MIRONA THETIN 2
48 Seiten DIN A 5,
Mittelheftung.
Auflage: 99
Exemplare, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: Kurt S.
Denkena, Postfach 760 318, 28733 Bremen, E-Mail: Kurt.Denkena@
superkabel.de.
Bankverbindung:
Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01) Konto 1203 4369
Mirona Thetin! Allen regelmäßigen, sporadischen,
ehemaligen
und aktuellen Lesern von PERRY RHODAN klingen die Ohren, wenn sie
diesen Namen hören (und vielleicht auch –
Zeitparadoxa sei
Dank – den zukünftigen....)!
Welch eine Mystik und Verklärung und nicht zuletzt auch
Verheißung liegt in diesem Namen? Kaum eine Figur aus der
Serie,
die einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat (nicht nur bei dem
weißhaarigen Arkoniden), obwohl sie nur für eine
kurze Zeit
und in wenigen Bänden vertreten war. Es mag daran liegen, dass
Frauen zu der Zeit ohnehin eine untergeordnete Rolle spielten. Und
Frauen, die heimlich ein ganzes Sternenreich beherrschten gab es schon
gar nicht – bis auf eben diese eine: Mirona Thetin.
Kurt S. Denkena, bekennender ATLAN-Fan und jahrzehntelanger Beobachter
utopischen Denkens, hat es diese Figur angetan. Und deswegen rief er
vor einigen Jahren einen Fanzine-Zyklus ins Leben, der in loser Folge
Beiträge über Faktor I und ihre Geschichte liefern
sollte
(siehe zu den Anfängen FK 134). Nach langer Pause erschien nun
der
zweite Band. Als Erscheinungsdatum ist April 2007 angegeben ist, das
Werk scheint das Opfer lemurischer Zeitschleifen geworden zu sein....).
In einen – im wahrsten Sinne
– zentralen Beitrag forscht
darin Ernestine Gohr dem Wesen von „bösen
Frauen“
nach. In einem historischen Rundumschlag beleuchtet sie die Stellung
und gesellschaftliche Akzeptanz von Frauen, die eine einflussreiche
Stellung in der Geschichte inne hatten. Neben dem kurzen soziologischen
Überblick ist ihr Fazit, dass starke Frauen in der Phantastik
sehr
gefährlich leben. Meist sind die böse und obendrein
männermordende Vamps. Wenig Grund für den Herrn der
Schöpfung sie am Leben zu lassen.
Ein Schicksal, das auch Faktor I teilte.
Kurt Denkena schildert – sozusagen als Rahmenprogramm
– den
ersten Teil der Handlung von PR-Band 299. AM ENDE DER MACHT lautet der
Titel. Interessant sind die persönlichen Anmerkungen Kurts,
die
immer wieder die Schilderung Mirona Thetin und ihres Gespielen Atlan
hinterfragen und aus heutiger Sicht kommentieren.
Hauptbestandteil dieser Ausgabe ist jedoch der erste Teil einer
längeren Geschichte aus der Feder von Kim Fischer mit dem
Titel
„Mission der Schatten“. Die Story spielte lange vor
der
Haupthandlung der Serie und wir erleben eine Mirona Thetin in der
Blüte ihrer Macht. Leider erfahren wir dagegen
überhaupt
nichts über die Autorin. (Ist es vorstellbar, dass es sich bei
der
Autorin um die gleichnamige Schlagersängerin handelt? Welcher
Mythos wird da enthüllt?)
„Mission der Schatten“ spielt auf einer Raumstation
der
Meister der Insel, in der geheimnisvolle Bruchstücke einer
seltsamen Zeitblase erforscht werden. Als die Tamrätin Thetin
die
Station betritt geschehen kurz hintereinander zwei Morde Die Geschichte
beginnt langsam und etwas umständlich, gewinnt dann aber an
Fahrt.
Der Autorin gelingt ist, die verschiedenen Handlungsebenen und ihr
Personaltableau geschickt zusammen zu führen. Und es bleiben
genügend Andeutungen und ungeklärte Fragen
für die
restlichen beiden Teil übrig.
Unter dem Strich ist MIRONA THETIN 2 eine absolut lesenswerte und
angesichts der grafischen Unterstützung von Kai
Jürgens auch
eine absolut sehenswerte Sonderausgabe der SFN. Bleibt nur zu hoffen,
dass weitere geplante Ausgaben nicht eben so lange in der Zeitschleife
hängen bleiben.
Holger Marks, Marburg
Der FANZINE-KURIER erscheint
in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin
Möhle
Eibenweg
18
49134
Wallenhorst.
E-Mail:
armoe@gmx.de.
Preise der Printausgabe:
Einzelexemplar 0,60
EUR, 6er-Abonnement 3,00 EUR (in Briefmarken oder per
Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen.
Auslandspreise auf Anfrage.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Holger Marks, Clemens
Nissen s. ps., Irene
Salzmann, Christel Scheja,
.
Auflage
der Printausgabe: 30 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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