Online
149

Febr. 2011

Werte Leserinnen und Leser,
ich bedauere, dass Publikationen wie PHANTASTISCH! und SOL dem FANZINE-KURIER erneut enteilt sind, was die Besprechungen der neuen Ausgaben angeht. Lediglich im Fall von FUTURE MAGIC ist es dem FK-Team gelungen, einen Gleichstand zwischen der neuesten Ausgabe und der Rezension zu erreichen Aber dieses Fanomen bleibt uns natürlich ein Ansporn ...
Als Ausgleich dafür und auch für fast viermonatige Wartezeit auf den FANZINE-KURIER 149 können wir immerhin einen Umfang von 16 Seiten bieten (vier mehr als üblich).
Neben den Rezensionen über PHANTASTISCH! 41 und SOL 61 ist für den FANZINE-KURIER 150 auch eine Besprechung über den RETTUNGSKREUZER IKARUS SONDERBAND 4: NUR DREI STUNDEN vorgesehen – u. a. m., versteht sich.
Viele Grüße
Armin Möhle



INTRAVENÖS 197, 198/EXTRAVENÖS 26/SF-KATZENNOTIZEN
FUTURE MAGIC 69
EXODUS 27
PHANTASTISCH! 40
RETTUNGSKREUZER IKARUS 43: KASERNENWELT
XUN 25
PHASE X 7 – DAS MAGAZIN FÜR PHANTASTIK
FUTURE MAGIC 70
SOL 60 
PALADIN 171: REISEBERICHTE 4/GOLEM 91

 

 
INTRAVENÖS 197, 198
52, 48 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
EXTRAVENÖS 26 : ACD/SFN-KALENDER 2011
26 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: ATLAN CLUB DEUTSCHALND, Kurt S. Denkena, Postfach 760318, 28733 Bremen, E-Mail: kasse@atlan-club-deutschland.de.
Internet: www.atlan-club-deutschland.de.
SF-KATZENNOTIZEN (SF-NOTIZEN 694/695)
36 Seiten, DIN A 5, Mittelheftung
Auflage: 5 Leben, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: Kurt S. Denkena, Postfach 760318, 28733 Bremen, E-Mail: Kurt.Denkena@super- kabel.de.

Hier kommen gleich zwei mittlerweile jahrzehntealte "Institutionen" des SF-Fandoms zusammen, die schon seit einer ganzen Weile eine gelungene und befruchtende Symbiose frönen. Der ACD ist sicherlich einer der ältesten Clubs im deutschen SF-Fandoms. Nicht umsonst steuert das interne Clubsmagazin INTRAVENÖS konsequent auf die Jubiläumsausgabe 200 zu. Und die SF-NOTIZEN sind sicherlich das Urgestein aller kritischen Informationsblätter rund um das phantastische Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.
Das INTRA des ACD ist natürlich ein typisches Clubmagazin, das allerdings durch die Fülle der guten und intelligenten Beiträge überzeugen kann. Es gibt die üblichen Leserbriefe, aber auch so Rubriken wie: "Wer nicht fragt", in der man z.B. erfahren kann, ob Menschen in einem Moor versinken. Rüdiger Schäfer ist einer der fleißigsten Mitarbeiter, der gleich mit mehreren Beiträgen in jeder Ausgabe des INTRA vertreten ist. Er stellt regelmäßig "Die besten TV-Serien aller Zeiten" vor, präsentiert "Geistreiche Zitate" und hält als Lehrmeister eine "Deutschstunde" ab, in der er über komplizierte Besonderheiten der deutschen Sprache doziert.
Nebenbei findet er noch Zeit lange Leserbriefe zu schreiben oder einen langen und ausführlichen Erfahrungsbericht mit der neuen PlayStation MOVE (nebst einigen erhellenden Bildern). Man fragt sich langsam, aus was der Mann keinen irgendwie gearteten Beitrag (s. a. die Besprechung von SOL 60 in dieser Ausgabe) macht und wann er das alles schreibt ...
Besonders beeindruckt war ich über das breite inhaltliche Spektrum der Leserbriefe, in der weit über das Clubgeschehen hinaus aktuelle gesellschaftliche Ereignisse diskutiert werden. Das ist Zeugnis eines lebendigen Clublebens – auch wenn es wie immer nur unter wenigen Mitgliedern stattfindet.
Externes Aushängeschild des ACD ist das Magazin EXTRAVENÖS, dessen aktuellste Ausgabe als Jahreskalender für 2011 erscheint. Die Kalenderbilder schmücken Interpretation verschiedener PERRY RHODAN-Coverabbildungen aus dem legendären Zyklus "Meister der Insel". Weit in die Vergangenheit führen uns diese Bilder – der Zyklus erschien immerhin in den Jahren 1965 bis 1967 – die von namhaften Künstlern erstellt wurden. Mit dabei u. a. Klaus G. Schimanski, Robert Straumann-Knöri, Uwe Janßen, Robert Musa und viele andere. Auch Marianne Sydow steuerte ein Kalenderblatt bei. Und wer mag kann versuchen, die Originaltitelbilder herauszufinden. Dem Erfolgreichen winkt ein andromedanisches Überraschungspaket ... Ein schönes Geschenk für die Mitglieder, das einen das ganze Jahr über begleitet und gleichzeitig pädagogisch wertvoll immer wieder auf die Redaktionstermine für das nächste INTRA hinweist ...
Eine weitere Institution des Fandoms sind die SF-NOTIZEN des unermüdlichen kritischen Utopiabeobachters Kurt S. Denkena. Kurt ist aber nicht nur SF-Fan, sondern auch Katzenliebhaber und bringt seit einiger Zeit als Sonderausgaben seiner SFN ein- bis zweimal im Jahr in den KATZENNOTIZEN allerlei Nachrichten und Neuigkeiten über des Deutschen liebstes Haustier. Vor allem die Schilderungen der häuslichen Katzenhistorie sind immer sehr interessant und wer selbst ein Haustier beherbergen darf, weiß die Ängste und Nöte, die man auszustehen hat, sehr gut nachzuvollziehen. Das liebevoll gemachte Heft enthält außerdem Hinweise auf "Katzenlektüre", also Romane, in den Katzen die Hauptrolle spielen.
Das Paket erreichte mich kurz vor der Jahreswende und bescherte mir einige vergnügliche Lesestunden. Wer sich ein breites und offenes Clubleben wünscht und mit dem Gedanken spielt sich in dieser Hinsicht zu engagieren, sollte vielleicht mal beim ACD vorbeischauen ...

Holger Marks, Marburg

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FUTURE MAGIC 69
66 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 18,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kalvoda@call-and-more.at.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.

In seinen einleitenden Worten bedauert Redakteur Andreas Leder, dass die Vielfalt der Beiträge durch das Sommerloch gelitten habe. Dies erklärt, warum die 69. Ausgabe des FUTURE MAGIC lediglich zwei Stories und jede Menge Sekundärtexte beinhaltet. Letztere größtenteils von Andreas Leder selbst verfasst, um die Seiten zu füllen.
"Shane – Teil 2" von Susanne Stahr ist eine Fortsetzungsgeschichte in zwei Teilen. Kennt man den Beginn nicht, rätselt man zunächst, worum es eigentlich geht.
Coverabbildung FUTURE MAGIC 69Der Handlung lässt sich entnehmen, dass sich die Menschen weiter entwickelt haben, dabei aber nicht nur telepathische Fähigkeiten zur Kommunikation erlangten, sondern offenbar in anderen Bereichen Degenerationserscheinungen zeigen. Sie experimentieren mit menschenähnlichen Hominiden, von denen ein Exemplar durch seine Intelligenz und Lernfähigkeit überrascht. Sidonius, einer der Wissenschaftler, sieht längst mehr als nur Tiere in den Forschungsobjekten. Als er herausfindet, dass einige seiner Kollegen etwas Übles planen, muss er handeln, will er seine Schützlinge retten ...
Man denkt bei der Lektüre spontan an PLANET DER AFFEN, wenngleich keine wirklichen Parallelen existieren, sieht man einmal davon ab, dass zwei Spezies aufeinander treffen, die verschiedene Entwicklungsstufen innehaben und einander unterschätzen. Die zahlreichen Protagonisten werden nicht näher beschrieben, sondern definieren sich durch ihre Taten. Man wird nicht richtig warm mit ihnen, was sicher nicht allein daran liegt, dass man sich als Quereinsteiger in einer laufenden Handlung zurechtfinden muss.
Susanne Stahr versteht es, interessante und unterhaltsame Geschichten zu schreiben, aber diesmal fehlt einfach das gewisse Etwas, um den Leser zu packen.
Andreas Leders Protagonist übersieht "Kleinigkeiten", darum verlässt sein Shuttle den Kurs und droht, in den Weiten des Alls verloren zu gehen. Dann jedoch hat er Glück im Unglück, und der Leser erlebt eine kleine Überraschung.
SPACE ODDITY und "Major Tom" inspirierten wohl zu dieser kurzen Erzählung, mit der der Autor das Rad nicht neu erfindet. Vergleichbares und auch ähnliche Pointen hat man schon oft in der SF gelesen.
Der Sekundärteil bietet eine bunte Mischung aus Wissenschafts-News, beispielsweise zu Sauerstoff erzeugenden Bakterien, schauspielenden Robotern, einem misslungenen dänischen Raketen-Projekt und einem nahe an der Erde vorbei fliegenden Meteoriten.
Darauf folgen sehr kurze Notizen zu einigen Filmen wie STAR TREK XII und GHOST RIDER 2, auf die man sich demnächst freuen darf.
Interessant liest sich die Glosse von Andreas Leder zum Thema "Exzessives SMS-Tippen macht krank". Was die Forscher nachweisen konnten, wundert niemanden, der regelmäßig die "wichtigen Manager-Typen" und Schulkinder/Studenten beobachtet, die mit ihren Handys verwachsen scheinen und schneller tippen als die meisten Sekretärinnen. Alles, was im Übermaß betrieben wird, artet leicht aus und kann krankhafte Züge annehmen (Internet-, Spiel-Sucht etc.). Physische Folgen wie Gelenkentzündungen werden ebenso genannt wie psychische Probleme: "Textaphrenie", "Tangestgefühle" und "Komatexten".
Im Rezensionsteil befassen sich Fred H. Schütz, Andreas Leder, Stefan Bellack und Eva Kalvoda mit Filmen/DVDs, darunter DAS MEDAILLION, DAS A-TEAM – DER FILM, OUTLANDER, und dem Game TOBAGO, auf das ein Interview mit Bruce Allan, dem Schöpfer des Spiels, und eine Vorstellung der Website www.reich-der-spiele.com folgt, auf der man Testberichte zu diesem und zahlreichen anderen Produkten entdecken kann. Es fällt auf, dass die Inhaltsangaben in einigen Fällen sehr ausführlich sind und viel von dem verraten, was man lieber selber sehen möchte, während der Meinungsteil eher kurz und beiläufig abgehandelt wird. Am informativsten lesen sich die Beiträge von Stefan Bellack und Eva Kalvoda.
Abgerundet wird mit Leserbriefen und eingestreuten Fotos und Grafiken, wobei die farbige Titelillustration von Franz Miklis das Highlight liefert.
Alles in allem wirkt FUTURE MAGIC 69 wie eine dünne "Notausgabe", in die der Redakteur alles hinein packte, was verfügbar war, um das Fanzine termingerecht fertig zu bekommen. Natürlich darf man nicht immer Vielfalt und große Überraschungen erwarten, außerdem sind die Geschmäcker verschieden. Andreas Leder hat sich bemüht und das Beste aus dem Sommerloch gemacht, was möglich war.

Irene Salzmann, Kranzberg

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EXODUS 27
108 Seiten DIN A 4, Seitenbindung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt, 9,90 EUR, 2er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: rene.moreau@ exodusmagazin.de.
Internet: www.exodusmagazin.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 285170505.

Es ist immer wieder ein besonderes Ereignis und ein leider viel zu seltenes Vergnügen eine neue Ausgabe von EXODUS in der Hand zu halten. Auch die neue Ausgabe bietet viel fürs Auge und für den literarisch interessierten Geist. Die Mittelheftung ist einer Klebebindung gewichen. Was angesichts des Umfangs einen wesentlichen besseren und solideren Eindruck macht.
Das Cover besticht durch ein nicht gewolltes umlaufendes Titelbild von Crossvalley Smith, das – auch wenn die Ausgabe bereits im Oktober erschienen ist – gut zur Weihnachtszeit passen will. Dem Künstler aus dem sauerländischen Kreuztal ist im Mittelteil des Heftes auch die Galerie nebst einer ausführlichen Vorstellung gewidmet. Klaus N. Frick stellt den Künstler, der sich in den letzten Jahren innerhalb der deutschsprachigen Science Fiction und Phantastik-Szene einen Namen gemacht hat, wie er schreibt, vor. In einem Interview erhält Smith dann Gelegenheit die Philosophie seiner Kunst zu beschreiben. Smith arbeitet mit Computergrafiken, weil er damit seine Ideen besser umsetzen kann. Dabei entstehen phantastische Landschaften und surreale Bilder wie "First Contact" oder "End of all days". Es sind Bilder, in denen sich der Betrachter verlieren, eintauchen in eine fremde Welt und der Phantasie freien Lauf lassen kann. Aber sie bleiben manchmal ein wenig steril, leblos, vermitteln keinen eigenen Geist – wohl auch, weil kaum Personen abgebildet werden. Das schmälert nicht die künstlerische Kompetenz und Virtuosität von Crossvalley Smith, sondern beschreibt eher eine persönliche Vorliebe, die man teilen kann oder auch nicht. Sicherlich ist es ein großes Verdienst der EXODUS-Redaktion, diesem Künstler ein breites Forum und ein Format zu bieten, bei dem seine Arbeiten zur Geltung kommen.
Coverabbildung EXODUS 27Die Verbindung von Grafik und Stories ist ohnehin eine der großen Stärken von EXODUS und die Liste der renommierten Künstler ist lang und reicht auch diesmal wieder von Hubert Schweizer und Thomas Franke über Thomas Hofmann, Andrä Martyna, Gerd Frey, Manfred Lafrentz zu Klaus G. Schminanski, Robert Straumann und Mark Freier. Die gute Verbindung von Text und Grafik macht eine EXODUS-Ausgabe zu einem Gesamtkunstwerk, wie man es sonst kaum findet.
Zumal die textliche Qualität sich in keinster Weise hinter den Grafiken verstecken muss. Besonderer Höhepunkt dieser Ausgabe – und deshalb ganz an den Schluss gepackt – ist eine Kurzgeschichte von Johanna und Günter Braun, die aus dem Nachlass zu stammen scheint (leider fehlen dazu die Angaben). "Die Außerirdischen holen den Germanistik-Professor" ist eine sehr typische Geschichte, wie man sie aus der Feder dieses Autorenpaares kennt. Außerirdische wollen lernen, wie man Gedichte schreibt und entführen dazu einen Germanistik-Professor, der sich zwar als nicht geeignet erweist, aber trotzdem einen Weg eröffnet. Erik Simon stellt in einem längeren Beitrag vor allem das Werk der beiden Ausnahmeautoren vor. und beantwortet damit en passant die Frage, ob und wie sekundärliterarische Beiträge in EXODUS einen Sinn machen. Nämlich genau so!
Auch bei den weiteren Geschichten ist ein durchweg satirischer Zug festzustellen. Reinhard Keindls "Grüße aus einer Behörde" benutzt als Stilmittel einen imaginären Brief an die Mutter, den ein hoffnungsvoller Aspirant einer seltsamen Behörde verfasst. Die Behörde kontrolliert die Naturgesetze und wir werden davor gewarnt, dass es nicht ratsam ist z. B. elementare Rechenregeln außer Kraft zu setzen. Eine ungewöhnliche Idee, die leider etwas sperrig umgesetzt ist.
In Martin Schemms "Mnemosyne" erhalten alternde Menschen einen neuen Körper mit dem alten Gedächtnisinhalt. Eine überzeugende Form der Verjüngung, wenn nicht bei bei der Transaktion auch andere "fremde" Gedächtnisinhalte übertragen würden. Für die zukünftige Marketingindustrie könnte diese Geschichte wegweisend sein....
Wie das Schicksal eines Kindersoldaten in der Zukunft aussehen könnte schildert Frank Neugebauer in seinem Rührstück "Kindersoldat Rinti". Er wollte – gibt er als Motivation für diese Geschichte an – etwas typisches über Afrika im SF-Gewand schreiben. Da ich noch weniger über Afrika weiß wie er, kann ich kaum beurteilen, ob ihm das gelungen ist. Er erzählt zumindest am Anfang in einem angemessenen gewollt einfachen und naiven Stil. Mit der Übertragung der traumatischen Erfahrungen realer Kindersoldaten in eine verfremdete an Cordwainer Smith erinnernde Kriegslandschaft werde ich jedoch nicht ganz warm.
Warm und etwas harmlos kommt dagegen eine weitere Geschichte um die Flugratten des Planeten Nomori daher, die Helmut Hirsch präsentiert. "Der Tanz der Seekühe" schildert die Erlebnisse dieser sympathischen Außerirdischen auf der Erde und verbindet ihr Schicksal mit der Frage nach intelligentem Leben, der Entdeckung einer weiteren intelligenten Art auf der Erde und dem Appell an die Menschen, ihre intelligenten Mitgeschöpfe nicht zu jagen und zu konsumieren. Helmut Hirsch gönnt seiner Geschichte und seinen Figuren den notwendigen Platz, um sich zu entwickeln. Es macht gar nichts, dass es regelmäßig die Menschen sind, die den schwarzen Peter zugesprochen bekommen. Von den Flugratten von Nomori möchte man einfach noch mehr lesen...
"Mayday" von Wolf Welling greift Themen wie Terrorismus und Überwachungsstaat auf. Die Idee einer "eZecke", die jeder Bürger in seinem Überwachungsstaat an sich trägt, hat mich sehr fasziniert, wohl auch weil die sprachliche Schöpfung so schön mit der hinterhältigen Funktion harmoniert und das Verhalten echter Zecken aufgreift.
Ob man sich um Michael Tillmann sorgen sollte? Bereits zum zweiten Mal schwelgt er in seiner Faszination für Gräber. Diesmal schickt er seinen Protagonisten in "Beksinski – Heimat der Gräber" gleich auf einen Planeten voller Grabmale. Die Geschichte kann nur düster sein und ob sie gut endet, mag jeder Leser selbst beurteilen. Der gestrandete Raumfahrer auf dem Planeten voller Gräber wird schließlich zum Friedhofswächter ... Es bleibt unklar, ob dies nur in der Phantasie eines Sterbenden stattfindet. Das "Gräber-Thema" ist jedenfalls um eine Variation erweitert.
Das virtuelle Computerrealitäten nicht immer so verlaufen, wie es sich die Programmierer vorstellen, wissen wir spätestens seit der Einführung des Holo-Decks bei STAR TREK. Besonders enttäuschend muss es daher sein, wenn das Programm die erhoffte Befriedigung besonderer primärer Triebe immer wieder sabotiert und einen dann auch noch der Ausstiegsmöglichkeit beraubt. Hans Jürgen Kugler ist mit "Gefressen" eine schöne, amüsante Variation dieses Themas gelungen.
Mit einer anderen subtilen Methode eines totalitären Staates, seine Bürger und Bürgerinnen im wahrsten Sinne des Wortes "ruhig" zu stellen beschäftigt sich Christoph von Zastrow in "Clean". Hier wird Lithiumcarbonat ins Trinkwasser gemischt, um die Gefühle der Menschen auszuschalten. Die Protagonistin erlebt einige "wache" Phasen, da ein Abtrünniger sie mit "reinem" Wasser versorgt, aber sie auch erkennen lässt, das Gefühle manchmal schmerzlich sein können. Schließlich kehrt sie zum staatlichen Wasserhahn zurück...
Außerdem gibt es noch "Luna Bräu" von Uwe Post und "Spritzenkinder" von Verana Wolf.
EXODUS 27 ist ein dickes Heft mit vielen exzellenten Geschichten und hervorragenden Grafiken und bietet einige angeregte, mal amüsante, mal nachdenkliche Lesestunden. Nur schade, dass die nächste Ausgabe wahrscheinlich erst Ende 2011 erscheinen wird. Aber das Warten lohnt sich bestimmt.

Holger Marks, Marburg

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PHANTASTISCH! 40
68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.200 Exemplare, 5,75 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR.
Kontakt: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.

In PHANTASTISCH! 40 setzt Achim Schnurrer seinen Artikel über Voltaire als "Klassiker der phantastischen Literatur" fort. In dem ausführlichen und detaillierten Text finden neben dem Lebensweg Voltaires und zeitgeschichtlicher Ereignisse und Umstände erstmals auch die literarischen Arbeiten des Autors Erwähnung – Fortsetzung folgt.
Auf die literarischen Aspekte seines Themas konzentriert sich dagegen Christian Endres in dem Beitrag "Zeitloser Prometheus", in dem er den Roman FRANKENSTEIN von Mary Shelley fundiert durchleuchtet, ohne den historischen Kontext zu vernachlässigen. Der Artikel entstand aufgrund der Veröffentlichung der Urfassung des Romans bei dtv (TB 13836, 2009) und wird mit einer Auflistung der Frankenstein-Verfilmungen inklusive kurzer Kommentare von Max Pechmann ergänzt.
Während sich Frank Romberger mit "Hundstage für Schwarze Auge", in der er neuen Zyklus in dem Rollenspieluniversum vorstellt, auf konventionellen Bahnen bewegt, loten Horst Illmer, Heiko Langhans und Uwe Anton eher abseitige Bereiche der phantastischen Literatur aus. Horst Illmer stellt in "Odysseus in der Unterwelt oder die Leichen des jungen W." klassische und/oder populäre Werke der Weltliteratur vor, die mit Horrorelementen verändert wurden (also tatsächlich existieren ...). Der Artikel mündet in die kurze "Exklusive Leseprobe" von Christian Endres´Roman DIE ZOMBIES VON OZ (Atlantis Verlag, 2010), der offenbar demselben Muster folgt.
Coverabbildung PHANTASTISCH! 40Von dem abgelaufenen Urheberrecht der Originalwerke profitiert mit John Scalzi ein weiterer zeitgenössischer Autor, wie Heiko Langhaus "In Sachen Fuzzy Nation" aufzeigt. Scalzi hat den Roman LITTLE FUZZY von H. Beam Piper (deutsch als DER KLEINE FUZZY, Terra-TB 319, 1979) nacherzä..., pardon, neu interpretiert, jedenfalls einen neuen Roman verfasst. Uwe Anton berichtet in "Streit gibt es in den besten Familien" von den Versuchen von Philip K. Dicks fünfter und letzter Ehefrau, Tessa, aus seinem literarischen Erbe (besser: einigen Fragmenten davon) Kapital zu schlagen.
Tommi Brem stellt anhand einiger Beispiele die "Einflüsse der Science Fiction" auf die zeitgenössische Kunst vor, Stefan Pannor berichtet in "Das Blut der Geschichte" über die Comicaktivitäten Stephen Kings, der seiner ungebrochenen Produktivität einen weiteren Aspekt hinzufügt, und Carsten Polzin entreißt in einer weitere Folge von "Meilensteinen des phantastischen Films" den subtilen Horrorfilm NIGHT OF THE EAGLE (von dem es offenbar keine deutsche Fassung gibt) der Vergessenheit.
Drei Autorinnen werden in PHANTASTISCH! 40 interviewt. Kathrin Lasky und J. R. Ward sind die Etablierteren; erstere mit ihrer DIE LEGENDE DER WÄCHTER-Trilogie (Tierfantasy, die bei Ravensburger erschienen ist), letztere mit ihren BLACK DAGGER-Vampirromanen (von denen inzwischen sechzehn von Heyne veröffentlicht wurden). Den Autorinnen ist anzumerken, dass sie eine gewisse Routine darin haben, Interviews zu führen. Gesa Schwarz hat dagegen kürzlich mit ihrem Roman GRIM debütiert (Lyx, 2010) und damit die Völker-Fantasy mit den Gargoyles, die bislang noch nicht oder selten als Protagonisten verwandt wurden, bereichert. Die junge Autorin beantwortet die Fragen, die ihr gestellt werden, sehr ausführlich. Es sind, den unterschiedlichen Lebensläufen und literarischen Arbeiten der Autorinnen entsprechend, abwechslungsreiche Gespräche.
"San Marcos Pool" von Monika Weiher ist eine phantastische Kurzgeschichte, die die Entstehung von blinden Molchen erklärt und mit einer nicht unbedingt überraschenden Pointe aufwartet, die sich aber stimmig in die Handlung einfügt. "Solarboys" von Arno Edler ist dagegen wenige Jahre in der Zukunft angesiedelt. In einer nicht bezeichneten Wüste halten Araber die von Europäern erbauten Sonnenspiegel sauber, bis sich ein Attentat ereignet. Die Pointe besteht darin, dass der Protagonist Programmierer wird, um einen solchen Anschlag zukünftig zu verhindern. Was will uns das Autor damit sagen?! Das nicht jeder Araber ein Terrorist ist ...?!
Die PHANTASTISCH!-Redaktion hat mit der Nr. 40 wieder eine ausgesprochen vielseitige und hochinteressante Ausgabe vorgelegt.

Armin Möhle, Wallenhorst

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RETTUNGSKREUZER IKARUS 43: KASERNENWELT

102 Seiten DIN A 5, Klebebindung, ISBN 978-3-941258-61-7.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.

Dem RETTUNGSKREUZER IKARUS ist es gelungen, den Androiden Trooid, sowie An´ta und Doktor Anande auf ein Raumschiff der mit der Wanderlust Infizierten schleusen. Sie verfolgen nun dieses Schiff bis zum Zielort und hoffen so, etwas über ihren unbekannten Feind zu erfahren.
Derweil ist auf dem Planeten, auf dem die Infizierten leben, eine Bewegung entstanden die sich die Schlechtgelaunten nennen. Diese Wesen sind gegen die Wanderlustseuche immun und hoffen irgendwann diese grauenhafte Welt verlassen zu können. Dagegen lehnen sich die "Verrückten" auf. Diese Fanatiker, ebenfalls immun, die sich einen eigenen Glauben leisten und auf die Ankunft der Götter warten, wollen die Schlechtgelaunten dazu bekehren auszuharren bis alles einen Sinn ergibt. Beide Gruppen bekämpfen einander sind jedoch extrem vorsichtig um nicht den "Glücklichen", also den Infizierten, aufzufallen.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 43Inzwischen nähert sich, außer der IKARUS, noch ein alter Bekannter der KASERNENWELT. Es ist niemand geringeres als Dr. Botero, der beschlossen hat in die Fußstapfen von Kronprinz Joram zu treten.
Das Titelbild wirkt diesmal abstrakt und zeichnet sich durch die Gegensätze von kalten geometrischen Formen im Gegensatz zu nicht eindeutig ovalen Formen aus. Der Kalt-Warm Aspekt lässt eine unwirkliche Atmosphäre entstehen. Bei genauerer Betrachtung kristallisiert sich ein Maschinenteil heraus. Dies könnte eventuell zum Antrieb eines Raumschiffs gehören.
Autoren und Zeichner der Serie arbeiten wieder einmal Hand in Hand um Geschichte und Cover in Einklang zu bringen.
Dirk van den Boom erzählt den weiteren Verlauf der Geschichte routiniert und spannend. Er beweist damit wieder einmal sein Händchen für interessante Stories. Kein Wunder, liegt ihm diese Geschichte als Mit-Erfinder der Serie doch am Herzen. Außerdem ist er für die Redaktion verantwortlich.
Wer mehr über Dirk van den Boom und den Atlantis Verlag erfahren möchte sollte die empfohlenen Homepages besuchen.
Die Serie um den RETTUNGSKREUZER IKARUS und seine Besatzung mag viele an die STAR TREK-Serien erinnern. Doch wer genau hinschaut wird erkennen, dass dieses Universum noch komplexer ist. Es braucht den Vergleich mit namhaften Serien wie PERRY RHODAN nicht zu scheuen. Das liegt vor allem an dem gut aufgelegten Serien-Team, die immer geneigt sind neue Autoren an ihrer Serie teilhaben zu lassen. So wird eine Vielfalt an Charakteren angelegt, die ihresgleichen sucht.

Petra Weddehage, Paderborn

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XUN 25

100 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1862-7552.
Auflage: unbekannt, 4,50 EUR, 3er-Abonnement 14,50 EUR, 5er-Abonnement 23,00 EUR.
Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.

Kaum zu glauben: das "Magazin für fantastische Geschichten" XUN ist schon 30 Jahre alt. Mit der 25. Ausgabe feiert es gleichzeitig auch das dreißigjährige Jubiläum. Dementsprechend gibt es einen längeren Artikel von Herausgeber Bernd Walter, in dem er die Ereignisse um das Erscheinen der ersten Ausgabe noch einmal Revue passieren lässt. Und er katapultiert uns damit zurück in die gute alte Zeit des deutschen Fandoms. In seinem Artikel geht es natürlich um einen jungen aufstrebenden SF-Club, der ein eigenes Fanzine haben möchte. Nach einigem hin und her war auch ein Name gefunden (XUN wird als Sonnensystem bei RAUMPATROUILLE erwähnt) und natürlich sollte das erste Heft rechtzeitig zum PR-Weltcon 1980 in Mannheim fertig werden. Die darauffolgenden Schilderungen über die Fahrt zum Con, die zu überwindenden organisatorischen Schwierigkeiten und Entbehrungen, die man damals im jugendlichen Alter noch allzu bereit aufnahm, lesen sich sehr vergnüglich und lassen alle, die damals schon im Fandom dabei waren, an die ersten eigenen Gehversuche erinnern. Leider erfahren wir aber nicht mehr über die Geschichte von XUN – hier wäre vielleicht noch ein zweiter Teil angebracht ...
Während der Schwerpunkt auch dieser Ausgabe eindeutig bei den Geschichten liegt, so gibt es doch diesmal ein rechts ausführliches Interview mit Achim Schnurrer (alias Luc Bahl), das Andy Schmid für das Conbuch des ColoniaCons führte. Das Interview ist sehr informativ und vermittelt ein umfangreiches Bild des Interviewten, manchmal hat es allerdings den Anschein, als wenn sich Achim Schnurrer etwas über die Fragen amüsiert.
Außerdem liefert Alisha Bionda auf ca. zehn Seiten vier Rezensionen mehr oder weniger aktueller Neuerscheinungen aus dem phantastischen Genre ab. Mir hat die schematische Einteilung der Beiträge in "Inhalt", "Meinung" und "Fazit" nicht so gefallen – zumal sie auch nicht immer eingehalten wird. Die Besprechungen sind allerdings sehr ausführlich und im wahrsten Sinne des Wortes "erschöpfend". Hier würde ich mir mehr Zuspitzung wünschen.
Aber nun genug der Vorrede. Kommen wir zu dem, wofür das Magazin XUN eigentlich steht: zu den Stories.
Coverabbildung XUN 25Den Auftakt macht als Headlinerin Tanya Carpenter mit der Geschichte "Die Tränen Luzifers". Die Autorin aus meiner mittelhessischen Nachbarschaft präsentiert damit den Prolog des dritten Bandes ihrer "Ruf des Blutes"-Serie. Als Prolog für eine längeren Handlungsbogen mag die Geschichte angehen, auch wenn sie auf mich etwas uninspiriert wirkt. Eigentlich nicht sehr originell, einen Feuerdämon mit Wasser zu bekämpfen! Weitere bibliografische Hinweise wären für das Verständnis ebenfalls hilfreich gewesen. Die Informationen über den Veröffentlichungszusammenhang musste ich mir anderweitig besorgen.
"Zwischen Nacht und Morgen" wandert die Protagonistin Andreas Tillmanns durch einen dunklen Wald und wird durch einen verstauchten Knöchel gezwungen, eine Nacht im Freien zu verbringen. Wer das schon mal gemacht hat, wird erahnen, welche düsteren Gedanken und Ängste sich im Kopf breit machen. Andreas Heldin bekommt aber unerwarteten Schutz. Eine nette unspektakuläre, aber gekonnt umgesetzte Geschichte, die die Romantik und den "Hauch des Phantastischen" sehr gut zu transportieren weiß.
"Home, sweet Home", diesem Motto sind einige Geschichten in dieser Ausgabe verpflichtet. Wobei das sichere, warme und gepflegte Eigenheim dann als gar nicht so sicher, heimelig und erstrebenswert erweist. Das kann an dem Dämon liegen, den J. Thanner in "Onkel Rogers Tod" in den Kellergewölben einer Vorstadtwohnung leben lässt und der regelmäßig nach Nahrung verlangt. Das kann auch an den inneren Dämonen liegen, die jeder Mensch mit sich herumschleppt und die Friedhelm Rudolph in "Schattenlauf" heraufbeschwört und die den nächtlichen Toilettengang noch unangenehmer werden lassen, als er ohnehin schon ist. Das kann an nicht näher definierten, selbstverständlich unsichtbaren Mitbewohnern liegen, die sich einen Spaß daraus machen, immer eine Schrank- oder Wohnungstür aufzusperren, die man eigentlich fest verschlossen glaubt und die damit Jennifer Schreiner in "Nachts geschlossen" eine an Tagebucheintragungen orientierte Geschichte liefern. Und selbstverständlich kann man einen großen Dachboden auch mal zu einer kleinen Geisterbeschwörung unter Freundinnen nutzen, wie sie Felizitas Kürschner in "Blutsbande" beschreibt. Sabine Völkel erörtert in "Ein unverkäufliches Objekt" warum eine eigentlich luxuriöse Villa nicht verkauft werden kann und warum ehrgeizige Maklerinnen lieber auf den Ratschlag der ortsansässigen Bevölkerung hören sollten. Und schließlich sind die eigenen vier Wände das Refugium für einen gepflegten "Feierabend", auch wenn es der eines Auftragskillers ist – und Jens Brehl sich alle Mühe gibt, den Leser mit seiner Erwartungshaltung erst auf eine ganze andere Spur zu führen. Ob man sich nach der Lektüre dann in den eigenen Wänden noch wohl fühlt?
Eine der gelungensten Geschichten dieser Ausgabe ist für mich die kurze Erzählung "Albatros" von Steffen König. Der Protagonist geht darin auf die Suche nach einem geheimnisvollen Luftschiff, das über mehrere Jahrzehnte den unterschiedlichen Piloten aufgefallen war. Leider verrät das der Story vorangestellte Zitat aus einem Jules Verne-Roman die Auflösung vorzeitig. Die Geschichte ist aber gut ausgearbeitet, routiniert und spannend erzählt und arbeitet konsequent auf die eigentlich überraschende Auflösung hin. Gleichzeitig ist sie auch eine Hommage an einen vielfach verkannten Altmeister der Phantastik.
.Rainer Wißmann beschreibt in "Taxifahrt" gekonnt und humoristisch angehaucht ein surreales Nahtoderlebnis. Eine der kürzeren, aber gelungenen Beiträge. Und auch Susanne Ulrike Maria Albrecht überzeugt mit sprachlicher Finesse beim "Aufruhr im Niemandsland" mit einem Parforceritt durch die gewohnte Märchenlandschaft.
Eine weitere Folge von W. Berners "Nebelmond"-Reihe darf in XUN 25 nicht fehlen. Diesmal finden sich die Helden als Sklaven "In den Fängen der Drool" wieder.
XUN 25 ist im wahrsten Sinne des Wortes randvoll mit Material. Die Geschichten sind nicht von durchgehender Qualität und unterscheiden sich stark hinsichtlich der methodischen und stilistischen Umsetzung. Aber es ist schön, ein Story-Magazin zu haben, das weder auf ein bestimmtes Genre festgelegt ist und auch Beiträge zulässt, die nicht eindeutig der Phantastik zuzuordnen sind. Manchen Stories hätte eine gründliche Überarbeitung sicherlich gut getan. Aber das ist eine andere Geschichte.

Holger Marks, Marburg

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PHASE X 7 – DAS MAGAZIN FÜR PHANTASTIK

122 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISBN 978-3941258150.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag, Guido Latz, Bergstr. 34, 52222 Stolberg.
Internet: www.atlantis-verlag.de.

Fangen wir mit dem Nachwort an: "Nach langem Warten ist sie nun zu Ende gelesen, die 7. Ausgabe unseres Magazins." Die Redaktion meint damit wohl den zeitlichen Abstand zur vorhergegangenen Ausgabe. Tatsächlich ist es aber auch die Lektüre selbst, die eine Weile dauert.
PHASE X Nr. 7 befasst sich mit der Phantastik als Hörgenuss.
Als ersten Beitrag hat die Redaktion eine Zukunftsvision aus den Jahren 1925/26 ausgegraben, nämlich "Das Radio-Gymnasium". Es geht darin um Fernunterricht mittels Rundfunkübertragung und Fernsehen – eine ähnliche Szene, wie man sie 22 bis 23 Jahre später in der Vision 1984 von George Orwell findet, hier allerdings noch positiv gesehen.
Ralf Steinberg empfiehlt unter dem Titel "Das Weltall ist nicht stumm" vier Hörspielreihen. Dabei führt er sowohl in die jeweilige Handlung ein als auch in die spezifischen Stärken der betreffenden Produktion. Gleich im Anschluss daran gibt er ein Interview mit Andreas Masuth wieder, dem Autor einer der besprochenen Reihen, nämlich von PLANET EDEN.
Markus Mäurer macht auf "Die phantastischen Hörspielreihen von Lausch" aufmerksam, namentlich auf das comichafte HELLBOY und das fantasymäßige DRIZZT, die er wegen des Gewaltpegels bzw. düsterer, anspruchsvoller Ausgestaltung als nur für Erwachsene geeignet ansieht.
Einen Artikel über Hörbücher schrieb Ralf Strohbach. In "Phantastisches ungekürzt" befasst er sich mit den Änderungen, die bei der Umsetzung vom geschriebenen Wort drohen und damit, welche Wege der Kunde gehen kann.
Coverabbildung PHAXE X 7PHASE X Nr. 7 bietet des Weiteren eine Umfrage unter 61 Aktivisten nach den beliebtesten Phantastik-Verlagen. Ob die Zahl der Befragten groß genug ist, erscheint zweifelhaft vor dem Hintergrund, dass der Gewinner 37 Stimmen auf sich vereinigt und die Kandidaten ab Platz 32 der Liste nur jeweils zwei bis drei Nennungen aufweisen – selbst wenn man berücksichtigt, dass jede Person mehrere Stimmen hatte.
In der irreführenden Rubrik "Literatur/Artikel" findet sich die Geschichte "Lauf zum Vollmond" von Sean McMullen, der einzige primärliterarische Beitrag im Heft. Dem Autoren gelingt es, der Geschichte der menschlichen Spezies in Ausprägungen neben dem Homo Sapiens eine phantastische Wendung zu geben, ohne Außerirdische ins Spiel zu bringen. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Der australische Urheber der überaus gelungenen Story steht sodann Rede und Antwort unter dem Motto "Ich werde sehr stark von Ideen und Charakteren getrieben".
Christel Scheja und Linda Budinger klären eingehend über "Filk" auf, also über Musik von Fans für Fans; Erstere interviewt sodann die Filk-Musikantin Kirstin Tanger.
Die britische Sängerin, Komponistin, Produzentin und neuerdings auch Schriftstellerin Aino Laos beantwortete per E-Mail Fragen der PHASE X-Redaktion: "Ich bin ein Mensch, der gerne Herausforderungen annimmt."
In dem Artikel "A Night at the Opera" stellt Michael Schmidt Konzeptalben, Rockopern und moderne Musicals vor, und zwar bekannte Stücke von GENESIS, THE WHO und PINK FLOYD.
Ralf Steinberg berichtet vom Charme der märchenhaften Rockoper "Rosa Laub" aus den 1970er Jahren, made in GDR.
Mit zwei musikalischen Versionen der "Reise zum Mittelpunkt der Erde", beide von Rick Wakeman veröffentlicht, befasst sich Holger M. Pohl. Die Beschreibung ist gelungen, indes bekümmert es ein wenig, dass das papierene PHASE X nur gelesen werden kann und nicht klingt, sodass das akustische Erlebnis nicht wirklich nachzuvollziehen ist.
Unter dem Titel "Taikostar Galactica" legt Achim Hiltrop teils in Berichtsform, teils im Interview mit Bear McCreary offen, dass die neue, düstere Serie KAMPFSTERN GALACTIVCA, die in Handlungsführung und optischer Gestaltung hervorsticht, auch in musikalischer Hinsicht allerlei Ungewöhnliches zu bieten hat, vor allem wurden exotische Instrumente eingesetzt.
Martin Strasser stellt "Den vergessenen Wolfkind" vor, nämlich den österreichischen Schriftsteller Peter Vujica, der mystische, abgründige Geschichten verfasst hat, und unter dem Titel "Die Magie der Außenseiter" auch die Pfälzer Krimi-Autorin Fanny Morweiser.
Über die Zukunft des Buches macht Christian Endres sich Gedanken. In "Der Thrill des Podcast-Königs" schildert er, wie Scott Sigler mit seinem Roman WARTH CORE und Folgewerken über kostenlose PodCasts der Durchbruch gelang, nachdem Verlage ihn zunächst hatten abblitzen lassen.
PHASE X Nr. 7 ist eine geballte Ladung vielfältiger Beiträge. Man liest sie am besten in kleinen Stücken und hat so lange etwas davon. Es ist nicht schlimm, dass dies dauert – und es lohnt sich, auf eine solche Ausgabe zu warten.

Clemens Nissen s. ps., Schortens

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FUTURE MAGIC 70

62 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 18,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kalvoda@call-and-more.at.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.

Vor einer Zäsur steht der SFC STARDRAGONS: Nach Jahren bis Jahrzehnten wollen Eva Kalvoda und Andreas Leder ihre Aktivitäten als Kontakterin des Clubs bzw. als Redakteur von FUTURE MAGIC einstellen. Das ist verständlich. Angesichts der konstanten Aktivitäten des Clubs bin ich optimistisch, dass sich Nachfolger finden werden, zumal der Umfang der Arbeiten übersichtlich ist (FM erscheint "nur" vierteljährlich).
Das Thema der neuen FUTURE MAGIC-Ausgabe sind "Riesen". Eva Kalvoda gibt zunächst einen kurzen Überblick über Riesen in Mythologie, Religion und Sagen, ergänzt von Fred H. Schütz, der u. a. auf Riesen in dem einen oder dem anderen Werk der Weltliteratur eingeht. Günter Princ berichtet über "Riesen im Comic", basierend auf seinem Archiv, und über "Riesen im Film", hier vor allem über die Verfilmungen diverser Klassiker. Beide Artikel sind reich bebildert; weitergehende bio- und filmografische Angaben fehlen allerdings. Stefan Bellack hat für "Von Riesenprinzessinnen und Riesenbrüdern" die Riesen-Sagen seiner hessischen Heimat recherchiert.
Coverabbildung FUTURE MAGIC 70Zwei humoristische Beiträge runden das Riesen-Thema ab. Susanne Stahr schildert in "Mein Freund Krümel" die Tücken des Zusammenlebens mit einem Riesen und Eva Kalvoda beschreibt in "Die Riesen im Kopf" ihre persönlichen Vorstellungen derselben. Gut, dass sie im fünften Geschoss wohnt, Riesen aber nur zwei Stockwerke groß werden ...
"Schokolade und Marshmallows" von Susanne Stahr ist zwar ebenfalls humoristisch, arbeitet aber zu sehr mit Klischees, um an "Mein Freund Krümel" heranzureichen. "Begegnung mit dem Tod" von Werner M. Höbart ist das erste Kapitel des Romans "Spielplatz Mikrokosmos", der in der ZERO-Reihe der LIGHT EDITION erscheinen soll, weckt aber nicht an das Interesse an dem Projekt. "Begegnung mit dem Tod" ist leider nur ein uninspirierter Fantasy-/SF-Mischmasch, immerhin gut und treffend illustriert von Irene Salzmann.
Thomas Kager legt zwei fundierte PC-Spielerezensionen vor, und zwar über LOST HORIZON und VENETICA, gefolgt von Andreas Leders Filmbesprechung über JONAH HEX, bei der zwar die Inhaltsangabe überwiegt, die aber auch in ausreichendem Umfang die Meinung des Autors wiedergibt. Der Nachruf von Hermann Urbanek über den SF-Autor E. C. Tubb beschränkt sich dagegen auf die Schilderung des Lebens des Verstorbenen und auf die Auflistung seiner Werke. Inhaltsangaben sind rar, und eine Wertung sowohl einzelner Romane als auch des Gesamtwerk Tubbs lässt der Nachruf vermissen. Zwar gehörte E. C. Tubb nicht zu den herausragenden Autoren der Science Fiction, hat dennoch seinen unbestreitbaren Platz im Genre.
Neben Irene Salzmann sind auch Frank H. Miklis, Michael Wittmann und ein Zeichner namens Speedy (der karikaturenhafte Bilder anfertigte) mit ansehnlichen Grafiken in FUTURE MAGIC 70 vertreten.
Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe reißt diverse Aspekte an, und unter den übrigen Beiträgen findet sich auch lesenswertes. Eines ist allen Beiträgen gemein: Engagement. FUTURE MAGIC beweist damit erneut seine Ausnahmestellung unter den Clubzines.

Armin Möhle, Wallenhorst

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SOL 60
72 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.200 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Internet: www.prfz.de.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.

Meist treten sie gemeinsam auf. Erst erreicht mich PHANTASTISCH! und dann mit ein wenig Verspätung und unregelmäßig – bestimmt durch unseren Redax – das Magazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE: SOL. Es bräuchte allerdings diese zeitliche Übereinstimmung gar nicht, damit deutlich wird, dass beide Magazine aus dem gleichen Hause kommen. Ist die Machart und vor allem das Layout doch Zeugnis genug, um die Verwandtschaft aufzuzeigen. Für das Layout und die Gestaltung der Seiten ist in beiden Fällen Gunter Puschmann zuständig, der hier auch einmal erwähnt werden soll und der wahrscheinlich manchmal ob der Textfülle schier verzweifeln mag. Denn beide Magazine, sowohl PHANTASTISCH! als auch die SOL strotzen vor Text und langen bis hin zu sehr langen Beiträgen.
Natürlich sind die Inhalte in SOL auf den Serienkosmos rund um den Erben des Universums beschränkt, dafür deckt das "Brudermagazin" PHANTASTISCH! den ganzen Rest ab. Insofern ist es müßig, sich darüber zu mokieren, die SOL wäre zu "rhodanlastig". Etwas anderes kann sie gar nicht sein. Und wem's nicht gefällt sollte zu PHANTASTISCH! greifen.
Dementsprechend bietet auch die 60. Ausgabe einen ausgewogenen Mix aus Beiträgen, in dem jeder Fan beliebte Aspekte der Serie wiederfindet.
Coverabbildung SOL 60Ein Beitrag in dieser Ausgabe, der mir besonders gefallen hat, spielt allerdings nicht in der galaxiendurchschreitenden Ferne, sondern in einer Fantasy-Welt. Rainer Nagel stellt die Fantasy-Serie MYTHOR vor, da bei Fanpro vor einiger Zeit der "Schattenland"-Zyklus (entsprechend den Heften 140 bis 149) erschienen ist. Der Artikel zeichnet sehr ausführlich die Entstehung und den Werdegang der Serie nach. Auch Vorläufer wie z. B. DRAGON werden gewürdigt. MYTHOR erschien Anfang der 1980er Jahre und damit weit vor der großen HdR-Fantasywelle. Sicherlich hätte eine solche Serie heute ganz andere Chancen.
Karl Eisner fragt sich in seinem Beitrag "Uwe Anton – ein Jahr", ob und was sich verändert hat, seitdem Uwe Anton die Exposéredaktion übernommen hat. Er stellt Veränderungen fest, zum einen in der Entwicklung der Handlung, die zu einer geringeren Vorhersehbarkeit führen sollen als auch in der Struktur der Handlungsführung, in dem Anton die starren Viererblöcke, die es unter Feldhoff oft gab, auflöst und unterschiedliche Handlungsaspekte miteinander "verdrillt". Um langfristige Tendenzen zu erkennen, sei es aber noch zu früh. Und diese langfristigen Tendenzen dürften dann wohl auch nicht Anton allein zuzuschreiben sein.
Die beiden Interviews mit Arndt Ellmer und Werner Fuchs geben wieder sehr erschöpfend Auskunft. Rainer Stache hat sich mit Arndt Ellmer über seine Arbeitsweise und seine literarische Karriere unterhalten. Mich wunderte in dem Interview nur, warum die angebliche Enthüllung des Realnamens von Ellmer immer noch für Gesprächsstoff sorgt. War doch längst klar, dass sich hinter diesem Pseudonym Wolfgang Kehl verbirgt. Im Gespräch von Rüdiger Schäfer mit Werner Fuchs steht mehr der Verlag FanPro im Mittelpunkt und dessen Werdegang von einem Ladenlokal über einen auf Rollenspiele spezialisierten Verlag bis hin zu dem Verlagshaus mit dem breiten Angebotsspektrum, wie er sich heute darstellt. Ein sehr informativer Beitrag, zumal Werner Fuchs auch kein Blatt vor den Mund nimmt und nicht vor deutlichen Worten zurückscheut.
In sehr vielen Worten schildert Interviewer Rüdiger Schäfer dann auch seine Arbeit an der "Masarin"-Trilogie bei den ATLAN-Taschenbüchern. Der Beitrag bietet ein paar Interna hinsichtlich der Namensgebung der Romane, der Abstimmung zwischen den Autoren und den Versuchen, Brüche in der Handlung zu vermeiden – oder zu kaschieren. Komplett nachvollziehen kann man diesen Anmerkungen aber wohl nur, wenn man die betreffenden Bücher kennt ...
Und zwei Beiträge mit politischem Hintergrund gibt es auch noch. Michael Hinz macht sich in "Wer die Wahl hat ... hat sie wirklich?" Gedanken über die Regierungssysteme und die politischen Parteien bei PERRY RHODAN. Er zieht dabei auch immer wieder Parallelen zur bundesrepublikanischen Realität, z. B.in dem er die Rolle des Bundespräsidenten mit der Rhodans vergleicht. Er verortet das politische Modell der Serie in einer parlamentarischen Demokratie, die eher dem anglikanischen Modell entspricht. Der Artikel enthält viele interessante Denkansätze, um wirklich erschöpfend zu sein bleibt er jedoch zu skizzenhaft. Hier wäre eine längere und vielleicht durchdachtere Ausarbeitung sinnvoll.
Grafiker Günter Puschmann stellt sich in seiner unregelmäßigen Kolumne "P-Blog"" der Frage, ob die LFT ein Sozialstaat ist und beantwortet die Frage eindeutig und mit einem guten Gewissen mit "Ja". Angesichts fast unbegrenzt zur Verfügung stehender Ressourcen ist die Schere zwischen Arm und Reich in einer Zukunftsgesellschaft wie PR kaum vorhanden. Hier hätte man auch Parallelen bei STAR TREK oder ähnlichen Serien finden können.
Rainer Staches Kommentierungen zu den aktuellen Heften der Serie, ein Bericht über die Arbeiten an der PR-Filmdoku sowie über Aktivitäten der PR-FANZENTRALE vervollständigen diese Ausgabe der SOL. Eine gelungene, vielseitige Ausgabe mit einer hohen Zahl von interessanten Beiträgen.

Holger Marks, Marburg

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PALADIN 171: REISEBERICHTE 4

24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 91
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Zu einer festen Institution im PALADIN sind die Reiseberichte von Angelika Öhrlein geworden. Wer sich fragt, was das mit SF, Fantasy oder Horror zu tun hat, sollte daran denken, dass auch die Erde mit all ihren Kulturen noch sehr fremdartige Orte zu bieten hat, die durchaus Inspiration bieten könnten.
Angelika berichtet diesmal von einem Kurztrip nach Tunesien, da ja bekanntermaßen gerade jetzt zum Anfang des Jahres 2011durch die Unruhen in die Schlagzeilen geraten ist. Doch anders als viele Pauschaltouristen beschränkt sie sich nicht auf das Ausspannen in einem Resort, sondern ist mit landes- und sprachkundigen Begleitern unterwegs. Da man nur fünf Tage im Land weilt, beschränkt man sich auf die Erkundung des Urlaubsortes Sousse und seiner Sehenswürdigkeiten sowie einen Ausflug zur Freitagsmoschee nach Kairouan.
Wie immer sind die Erlebnisse sehr lebendig geschildert, mit vielen kleinen Anekdoten und Erfahrungen zu Land und Leuten garniert. Der Text lässt sich trotz der kleinen Schrift und dem einspaltigen Satz sehr gut lesen und ist unterhaltsam vom Anfang bis zum Ende, da die Autorin eigene Befindlichkeiten und interessante Beobachtungen und Informationen sehr schön miteinander vermischt ohne mit all zu viel persönlichem zu langweilen.
Alles in allem ist diese Ausgabe des PALADIN damit vielleicht nicht jedermanns Sache, aber durchaus interessant für alle, die auch schon einmal gerne einen Blick auf Reiseberichte werfen oder vielleicht selbst einmal das Land besuchen wollen.
Coverabbildung GOLEM 91Uwe Post hat es sich zur Aufgabe gemacht, im GOLEM Geschichten zu präsentieren, die recht ungewöhnlich sind, und daher aus dem Rahmen der üblichen SF und gelegentlich auch einmal Fantasy fallen. Diesmal widmet er sich der Frage, wie es Autoren gelingt, trotz der sich überstürzenden Gegenwart immer noch interessante "Near Future"-Geschichten verfassen, ohne dass sie von der Realität eingeholt werden.
Gabriele Behrend taucht in "Improvisationen für B." in die Gedanken und Gefühlswelt einer Performancekünstlerin der besonderen Art ein, die aus Liebe und Trauer den Schritt wagt, die Grenzen ihrer virtuellen Möglichkeiten zu überschreiten, um ein Zeichen für die Ewigkeit und ihre Verbundenheit zu setzen.
"Schulfrei" von Udo F. Rickert zeigt, dass ein Schulbusfahrer und der Direktor einer Schule die Hoffnung doch nicht aufgeben müssen, dass irgendwann wieder einmal jemand ihre Dienste brauchen wird.
"Cut up!" von Gerald Meyer erzählt von einer geheimen Erkundung und den Erkenntnissen eines Alien, der wie in DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND seine eigenen Schlüsse über die Erde zieht.
Kann das ein Bewusstsein einer Toten auf künstliche Wesen übertragen werden? Und was passiert, wenn dieser Schritt gelingt. Ist die Rettung auf Dauer? Oder müssen alle Beteiligten auf Dauer einen hohen Preis bezahlen? Fragt Thomas Templ in "Toys".
Die Sammlung besteht aus höchst unterschiedlichen Geschichten – die Bandbreite geht von lyrischen und bildhaften Geschichten wie "Improvisationen für B." bis hin zu makaber-zynischen Analysen der heutigen Welt in "Cut up" und "Schulfrei". Allerdings kann nur die erste Geschichte durch ihre intensiven Bilder wirklich überzeugen. Bei dem Rest der Geschichten hat man das Gefühl, das Motiv schon einmal an anderer Stelle und wesentlich besser umgesetzt gelesen zu haben. Gerade "Cut up!" ist sehr leicht zu durchschauen und "Schulfrei" hätte eine weitaus interessantere Pointe verdient. "Toys" beginnt sehr vielversprechend, flacht aber zum Ende hin sehr stark ab.
Alles in allem werden die Geschichten aber dem Anspruch gerecht, ein wenig vom Mainstream abzuweichen und "anders" zu sein, auch wenn die Ausführung nicht immer gelungen ist. Da die Abwechslung aber gewährleistet ist, dürfte jeder Leser seinen Favoriten finden.

Christel Scheja, Solingen

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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Christel Scheja, Petra Weddehage.
Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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