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148

Okt. 2010


Werte Leserinnen und Leser,
die Verspätung dieser Ausgabe hat dazu geführt, dass der FANZINE-KURIER von manchen Publikationen, PHANTASTISCH! und SOL diesmal, erneut überholt wurde. Doch bevor sich das FK-Team auf die Aufholjagd begibt, präsentieren wir zunächst die Ausgabe (noch zwei Ausgaben, diese mitgerechnet, bis zur Nr. 150 ...).
Viele Grüße
Armin Möhle



RETTUNGSKREUZER IKARUS 41: STURMANGRIFF DER TS'GNA
PHASE X 6 – DAS MAGAZIN FÜR PHANTASTIK
XUN 24
EDITION HEIKAMP 27: WAS IST DAS HIER?
PLOP 84
SOL 59
FUTURE MAGIC 68
EXODUS 22 (Nachdruck 2010)
PHANTASTISCH! 39
RETTUNGSKREUZER IKARUS 42: GESANDTSCHAFTEN



RETTUNGSKREUZER IKARUS 41: STURMANGRIFF DER TS'GNA
104 Seiten DIN A 5, Klebebindung, ISBN 978-3-941258-22-8.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.

Die Wanderlust-Seuche breitet sich in der Galaxis aus. Vom Reisefieber sind nur Erwachsene zwischen 25 und 40 Jahren betroffen. Sie verlassen ihre Kinder, und auch langjährige Beziehungen werden aufgegeben. Dies führt dazu, dass auf den befallenen Planeten überall Engpässe in der Versorgung der zurückgebliebenen Bevölkerung entstehen. Die erfahrenen Fachkräfte verlassen die Planeten mit unbekanntem Ziel, und nur Kinder, Jugendliche und Rentner sind noch übrig. Diese müssen mit ihren begrenzten Fähigkeiten die Industrie am Laufen halten und auch noch die verlassenen Bedürftigen versorgen.
In der Zwischenzeit gerät die Seuche völlig außer Kontrolle und weitet sich zu einer Pandemie aus. Die Völker der Galaxis können nun nur noch auf eine wundersame Rettung in Form eines Heilmittels hoffen.
Die Söldnerin Skyta kommt mit einem der obersten Vertreter der Schwarzen Flamme nach Vortex Outpost. Dr. Anande ist schockiert, als dieser dem erstaunten Team um Sally McLennane erklärt das die Schwarze Flamme ein Heilmittel besitzt, aber die Zusammensetzung des Elixiers ein Geheimnis bleiben muss. Nur ein paar wenige Auserwählte sollen geimpft werden um sich unter die Infizierten zu mischen und so den unbekannten Feind zu infiltrieren. Der Doktor versucht alles, um die Formel für den Impfstoff dennoch in Erfahrung zu bringen.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 41Die geheimnisvollen Ts´gna, eine Spezies, die das Aussehen von riesigen Termiten hat, greift derweil die Raumstation an. Wieder einmal kämpfen die mutigen Frauen und Männer des Raumcorps‘ an verschiedenen Fronten – und es sieht nicht gut aus.
Erik Schreiber greift die Thematik um die Seuche auf, dabei erzählt er diese Geschichte aus der Sicht der Verteidiger von Vortex Outpost. Doch auch die Seite der Angreifer wird hervorragend ausgeleuchtet. So bekommt der/die Leser/in ein ganz besonderes Verständnis für das Volk der Ts´gna. Beispielsweise ein Holzsnack für den kleinen Hunger zwischendurch zeigt den eigenwilligen Humor von Erik Schreiber.
Wieder einmal darf man feststellen, dass die einzelnen Autoren der Serie gut miteinander kommunizieren, so dass die Geschichten nahtlos ineinander übergreifen. Auch dieser Band stellt wieder eine Bereicherung der Serie dar. Vor allem der Cliffhanger am Ende macht Lust auf mehr.
Eric Schreiber gibt hier sein Debüt als Autor der IKARUS-Serie und bereichert dadurch die stilistische und inhaltliche Vielfalt, die den Reiz der Serie ausmacht. Wer mehr von dem Autor lesen möchte, sollte sich den Band CLASSIC BATTLETECH: FRÜCHTE VOLL BITTERKEIT oder die MAGIRA-Jahrbücher von 2006/2008 besorgen. Außerdem ist er der Herausgeber des FANTASTISCHEN BÜCHERBRIEFS und Organisator der Darmstädter Spät-Lese-Abende.
Das Titelbild zeigt Leutnant terMöhlen und seine Truppen in Verteidigungsstellung. Sie scheinen sich in einem Schleusengang von Vortex Outpost zu befinden. Durch die Fenster sieht man, wie die Kampfjets im Weltall die Station verteidigen. Die in düsteres Rot getauchte Szene betont die gefährliche Situation, in der sich die Verteidiger befinden.
Wieder einmal ist es einem Autor gelungen, die Fans der IKARUS-Serie gut zu unterhalten. Wer mehr über die Serie oder ihre Autoren wissen will sollte die oben genannte Seite besuchen. 

Petra Weddehage, Paderborn

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PHASE X 6 – DAS MAGAZIN FÜR PHANTASTIK
120 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISBN 978-3941258105.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag, Guido Latz, Bergstr. 34, 52222 Stolberg.
Internet: www.atlantis-verlag.de.

Die sechste Ausgabe von PHASE X beschäftigt sich mit "Außerirdischen, Fabelwesen und Dämonen", also mit klassischen Themen der Science Fiction, der Fantasy und des Horrors.
"Das Antlitz der Phantastik" stellt Carsten Pohl anhand von gängigen Erscheinungsformen von SF- und Fantasyfiguren vor (beispielsweise die Pendants Vulkanier/Elben). Er legt dar, dass damit regelmäßig bestimmte Charaktereigenschaften (nach dem Gut/Böse-Schema) verbunden werden, obwohl es wissenschaftlich längst erwiesen ist, dass von der äußeren Erscheinung eines Menschen nicht auf seinen Charakter geschlossen werden kann, aber immerhin geht es auch um "Außerirdischen, Fabelwesen und Dämonen" ... Doch diese Erkenntnis ist sehr wohl in der Phantastik angekommen. Carsten Pohl weist auch einige Figuren nach, die diesem Schema nicht folgen, auch wenn sie in den phantastischen Genres in der Minderheit sind.
Beschreibende, nicht wertende Artikel sind die Beiträge von Oliver Kotowski, Christel Scheja und Ralf Steinberg. Oliver Kotowski stellt "Fabelwesen aus 1001 Nacht" vor, Christel Scheja die Fantasy-Figuren "Greif und Phönix" und Ralf Steinberg in "It's not a bug" die Aliens aus den HOMANX-Romane des US-amerikanischen Autors Alan Dean Foster. Fragen lassen die Beiträge nicht offen, höchstens nach weiteren Fabelwesen in TAUSENDUNDEINE NACHT. Das Interview mit Alan Dean Foster, in dem er vor allem über die HOMANX-Romane berichtet, stellt eine sinnvolle Ergänzung dar.
Coverabbildung PHASE X 6Zwei bedeutende SF-Autoren werden in PHASE X 6 gewürdigt. In "Das Jahr, in dem ich Kontakt aufnahm" setzt sich Holger M. Pohl mit den vier ODYSSEE-Romanen des britisches Autors Arthur C. Clarke auseinander. Einerseits weiß er die Faszination, die die Romane auf ihn ausgeübt haben (insbesondere der erste, versteht sich), zu vermitteln, andererseits zeigt er die Widersprüche zwischen den Romanen und das von Buch zu Buch sinkende Niveau auf.
Martin Strasser greift sich dagegen nicht nur einen Aspekt aus den Arbeiten des von ihm favorisierten Autors heraus, sondern stellt sein komplettes Werk vor: "Der Poet der Phantasie". Ray Bradbury verfasste nicht nur SF-, sondern auch Horror- und Kriminalromane, gilt als subtiler und poetischer Erzähler. Schön, dass PHASE X diesen Altmeister der Phantastik empfiehlt, von dem in den letzten Jahren Romane und Kurzgeschichtensammlungen im Diogenes Verlag und in der Edition Phantasia verlegt wurden.
Eine kurze Einführung in die Future History des walisischen Autors Alastair Reynolds (RELAVATION SPACE, dazu gehören u. a. die Romane UNENDLICHKEIT, DIE ARCHE und OFFENBARUNG) ist seiner Kurzgeschichte "Ein Spion auf Europa" vorangestellt. "Ein Spion auf Europa" ist prägnant erzählt, schildert eine Episode der Auseinandersetzung zwischen zwischen zwei Machtblöcken im RELAVATION SPACE-Universum, ist stellenweise brutal und hält für den Protagonisten eine fatale Überraschung bereit.
Es wird nicht klar, welchen Sinn die unstrukturierte Rezension des Philip K. Dick-Romans DIE MEHRBEGABTEN von Michael Schmidt haben soll. DIE MEHRBEGABTEN zählt zu den uninteressanteren Romans Dicks. Sicherlich spielen in dem Roman Außerirdische eine Rolle. Der Themenwahl von PHASE X 6 entsprechend hätte es sich jedoch angeboten, auch weitere Romanen und Kurzgeschichten Dicks auf dieses Sujet der SF hin zu untersuchen. Die Rezensionen von Michael Schmidt in "Neue Diamanten", womit diverse Bücher aus Kleinverlagen gemeint sind, sind zwar kürzer, aber stringenter.
Der Nachruf auf Michael Crichton von Christian Endres lässt bedauerlicherweise einen Hinweis auf den Film ANDROMEDA – TÖDLICHER STAUB AUS DEM ALL, einem Klassiker des Genres vermissen, zu dem Crichton die Romanvorlage verfasste. JURASSIC PARK folgte erst viel, viel später!
Auch der Comic wird in PHASE X abgedeckt, und zwar mit Christian Endres' Artikel "Mythen, Märchen und Tentakel", der mit Mike Mignola den Zeichner und Texter der HELLBOY- und B. U. A. P.-Serien vorstellt, ergänzt mit einem Interview.
Das Gespräch mit Carlo Rambaldi, das Achim Hiltrop mit dem "Monstermacher-Maestro" führte, ist das kürzeste in der vorliegenden Ausgabe, und wurde von dem Interviewer sowohl mit einer kurzen Einführung in das Thema im allgemeinen als auch über den Interviewten im besonderen versehen. Rambaldi kreierte diverse Filmfiguren, so in ALIEN, KING KONG (1977) und E. T. Es bleibt jedoch unklar, wie groß sein kreativer Anteil an den Entwürfen tatsächlich war. Die Fortsetzung des Interviews mit Wolfgang Hohlbein, für das Alisha Bionda verantwortlich zeichnet, lässt sich in PHANTASTISCH! 33 nachlesen. In PHASE X 6 spricht Hohlbein über seine vergangenen Projekte, in PHANTASTISCH! 33 über seine zukünftigen.
PHASE X 6 enthält diverse interessante Beiträge. Im Vergleich mit der einzigen weiteren Publikationen, die Magazinansprüche verfolgt, nämlich PHANTASTSCH!, schneidet es schlechter ab. Manche Beiträge in PHASE X 6 lassen Wünsche offen, zeigen Mängel in der Konzeption und/oder Ausführung. Das sind Blößen, die sich PHANTASTSCH! meist nicht gibt. Für den Leser ist und bleibt PHASE X aber auch unter diesen Umständen eine Bereicherung.

Armin Möhle, Wallenhorst

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XUN 24
88 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1862-7552.
Auflage: unbekannt, 3,50 EUR, 3er-Abonnement 12,00 EUR, 5er-Abonnement 19,00 EUR, 8er-Abonnement 30,00 EUR.
Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.

Der Story-Reader bietet in erster Linie acht Kurzgeschichten:
Jakub Mateja spielt in "Der Werwolf" mit der Angst vor sagenhaften Schreckensgestalten und bringt auch noch einen Außerirdischen ins Spiel. Die Story ist nicht ohne Witz, aber handwerkliche Fehler wie z. B. falsche Zeitformen trüben den Genuss.
"§ 600" verbietet es, Kinder zur Welt zu bringen, die kriminelle Anlagen aufweisen. Stefanie Kissling beschreibt hier die Not einer Schwangeren, die sucht, den Häschern des Staates zu entkommen. Die Story ist kurz und anrührend geschrieben, wenngleich nicht frei von Klischees.
Sehr brachial geht es in Chris Mouns "Soldat X" zu. Die Geschichte ist nur etwas für Freunde von Military SF, allerdings nicht schlecht geschrieben.
Coverabbildung XUN 24Stilistisch und inhaltlich sticht "Das Einhorn" hervor. Andrea Tillmanns beginnt märchenhaft und überrascht mit einer guten bösen Auflösung.
In eine andere Richtung geht Sami Salamé mit "Funkstille auf Heavy Rotation", fesselt den Leser mit einer durchgehend rabenschwarzen, abgründigen Story über Schuld und Voyeurismus.
Wer Held von "Karottenterror" ist, ist nicht schwer zu erraten. W. Berner schreibt so leicht und lustig bis klamaukhaft, wie man es aus den Abenteuern des Mausbibers kennt.
Ebenfalls von ihm stammt die 15. Folge der Serie "Nebelmond". Da ich die ersten 14 nicht kenne und mich nur mühsam in die fremde Welt eingelesen habe, will ich mich mit einer Wertung zurückhalten.
In "Das Ende einer Jagd" scheint Felizitas Kürschner zunächst eine konventionelle Geisterjäger-Geschichte zu erzählen, findet dann aber zu einem überraschenden Ende.
Marcus Schmutzler beschreibt mit der "Toteninsel" eine unspektakuläre Alternative zur Hölle, die eigenartig realistisch anmutet.
In "Absolute Power" trägt Christian Laumann einige Gedanken zusammen, die zwischen Philosophie und Suff pendeln.
Alexander Gails' "Totenbeschwörer" kann Verstorbene wieder zum Leben erwecken – nicht aber ihre Seelen zurückbringen. Eine schöne Geschichte, die leider im Abgang etwas an Originalität verliert.
XUN 24 bietet außerdem einige Buchrezensionen, ferner diverse Illustrationen und einen Comic.
Auch wenn die Macher es nicht gerne hören werden, ist eindeutig festzustellen, dass es sich um ein Fanzine handelt. Einerseits fehlt es für eine professionelle Veröffentlichung an einem straffen Lektorat, andererseits merkt man einigen Beiträgen an, dass die Autoren noch nicht lange Stories schreiben. Aber auch wenn die Bezeichnung "Kurzgeschichten-Magazin" etwas hochgestochen wirkt, darf man darüber dankbar sein, dass ein solches Forum existiert, und über den Hang zum edlen Erscheinungsbild als modernistische Marotte hinwegsehen.
XUN 24 leistet genau das, was ein Story-Fanzine alter Schule zu bieten hatte: Die Freiheit, sich schriftstellerisch auszutoben, ohne von inhaltlichen oder stilistischen Vorgaben und Anforderungen ausgebremst zu werden. So verstanden, ist es rundum wertvoll.

Clemens Nissen s.ps., Schortens 

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EDITION HEIKAMP 27: WAS IST DAS HIER?
48 Seiten DIN A 6, Mittelheftung, ISBN 978-3-937440-48-4.
Auflage: 100 Exemplare, 3,95 EUR.
Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.
Internet: www.edition.heikamp.net.

WAS IST DAS HIER? ist der zweite Gedichtband (Nr. 27) von Heinrich Schmidt in der EDITION HEIKAMP nach GERADE ZUM TROTZ (Nr. 19). Der vielseitige Künstler ist Mitglied der Autorengruppe Kleeblatt. Darüber hinaus zeichnet und fotografiert er und entwirft Metall-Skulpturen unterschiedlicher Art. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich auf seiner reich bebilderten Homepage umschauen.
Heinrich Schmidt, Jahrgang 1951, ist gelernter Schlosser, verheiratet und Vater von vier Kindern. Seit 1992, so sagt er, ist er Hausmann und mit den Problemen des häuslichen Alltags bestens vertraut. Seine diesbezüglichen Erfahrungen und Eindrücke haben die Themen seiner Gedichte nachhaltig beeinflusst: Enttäuschungen, Liebe, Ehe/Beziehungen, das Älterwerden, Verlust, Tod, Einsamkeit.
Coverabbildung WAS IST DAS HIER?Meist beziehen sich diese Motive auf eine zwischenmenschliche Beziehung, hin und wieder finden sich aber auch Natur-Impressionen, z. B. der Wandel eines Baumes mit den Jahreszeiten, das kurze Leben einer Fliege. Allen Lyriken ist gemein, dass sie melancholische Grundstimmung haben, selbst wenn vordergründiger Spott enthalten und der Text als Satire zu verstehen ist.
In "Muss nachdenken" sinniert der Autor über die Ehe, in der es mitunter wegen einer Bagatelle zu Streitigkeiten kommen kann. "Ihr hört es nicht mehr" ist seinen Eltern gewidmet, deren Zuwendung man oft erst dann richtig zu schätzen weiß, wenn sie nicht mehr da sind. Falls es die "Reinkarnation" wirklich gibt, sollte man bedenken, dass man vielleicht als niedere Lebensform wiedergeboren wird und achtsam selbst gegenüber kleinen Lebewesen sein. Gibt man Geborgtes nicht zurück, wird "Der gute Nachbar" zum Feind, aber zum Glück gibt es noch andere, von denen man etwas leihen kann.
Das Vorwort des Autors nimmt vorweg, dass man seine Werke nicht allzu ernst nehmen und Spaß an ihnen haben soll. Er offeriert auf knapp 50 Seiten 38 Lyriken von unterschiedlicher Länge (ab vier Zeilen und bis zu drei Seiten). Zwar legt er großen Wert aufs Reimen – Paarreim, Kreuzreim – doch opfert er den Gleichklang öfters zugunsten des Inhalts. Für Auflockerung sorgen neun Illustrationen, die nicht in allen Fällen zu dem jeweiligen Gedicht passen.
WAS IST DAS HIER? wendet sich an ein Publikum, das experimentelle Literatur und insbesondere Lyriken schätzt, Freude an lustigen Reimen und bissig-witzigen Impressionen hat.

Irene Salzmann, Kranzberg

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PLOP 84
60 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: 150 Exemplare, 3,00 EUR, 4er-Abonnement 10,00 EUR.
Kontakt: Melchior Condoi, Alte Dorfstr. 9, 19073 Schossin, E-Mail: mcondoi@gmx.de.
Bankverbindung: Netbank (BLZ 200 905 00), Konto 6008751340.
Internet: www.plop-fanzine.de.

Manchmal dauert es lange, bis der Kult zu einem kommt. Eindeutig zu lange, in diesem Fall. PLOP ist das Comic-Magazin in Deutschland mit einer langen Tradition. Die erste Ausgabe erschien 1982 und nicht zuletzt Walter Moers hat erste Beiträge in PLOP veröffentlicht, bevor er dann vom Eichborn-Verlag "entdeckt" wurde. Nach wie vor ist es eines der wenigen Magazine, das angehenden Comic-Zeichnern eine Möglichkeit bietet, ihre Werke zu veröffentlichen, eine Resonanz von Lesern und anderen Künstlern zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln.
Da frage ich mich, warum es so lange gedauert hat, bis PLOP hier einmal auftaucht.
Comic-Zeichner haben im Gegensatz zu einem Autor, der nur mit Worten überzeugen muss, zwei Aufgaben. Sie müssen sich eine interessante, plausible und unterhaltende Geschichte ausdenken und müssen diese dann auch noch zeichnerisch umsetzen. Diese doppelte Herausforderung erklärt vielleicht, warum es wenig Comic-Fanzines gibt.
Um so wichtiger sind natürlich die wenigen Gegenbeispiele wie PLOP. Auch wenn ich wenig bekannte Namen in dieser Ausgabe finde. Einzig mir bekannter Zeichner ist Ulrich Magin, der auch hin und wieder seine Werke in den bekannten Heften rund um den Erben des Universums unterbringen kann.
Sehr ansprechend ist das farbige Cover von Alexandra Chachulski, von der leider keine weiteren Beiträge im Heft zu finden sind.
Coverabbildung PLOP 84Umfangreichster und interessantester Beitrag in dieser Ausgabe ist ein Interview von Andreas Alt mit Sebastian Metschl, der seine Comics unter den Künstlernamen BÄSH veröffentlicht. Natürlich wird dieses Interview in Form eines Comics wieder gegeben. Das gibt dem Künstler Gelegenheit sich ordentlich in Szene zu setzen. Die ungewöhnliche Form tut dem Inhalt allerdings keinen Abbruch. Sebastian erzählt, wie er zum Comic-Zeichnen kam und welche künstlerischen Vorstellungen und Ideale er hat. Besonders die Spannung zwischen einer gelungenen grafischen Darstellung und der Story eines Werkes wird ausführlich diskutiert. Ein grafisch wie inhaltlich sehr spannender und lesenswerter Beitrag.
Die meisten anderen Beiträge sind wesentlich kürzer, meist nur wenige Seiten, zum Teil nur Onepager oder Funnies bzw. Cartoons.
Carsten Krause liefert mit "Michael`s not with us anymore" einen stark konturierten Beitrag ab. Unser aller Michael Jackson trifft im Himmel auf Jimi Hendrix (was für ein Trost!) aber eben nicht auf Elvis, denn wir wissen ja alle…. Auch wenn ich kein Michael Jackson-Fan bin, hat mir der Beitrag sehr gut gefallen.
Auch der Beitrag von Mike Menke "Wer bist Du, Kevin-Justin?" operiert mit Sprachwitz. Der Zeichner macht sich aus meiner Sicht ein wenig zu sehr über bestimmte obercoole Typen lustig. Die Satire wirkt ein wenig überdreht, die Zeichnung ist aber ebenfalls sehr gelungen und transportiert die satirische Note der kleinen Geschichte sehr gut.
Carsten Krause lässt den lieben Gott eine sehr drastische Maßnahme vollziehen, um seine Schöpfung wieder in Reih' und Glied zu bringen damit wieder "Frieden auf Erden" herrscht. Der Strich ist hier etwas feiner als bei den vorangegangen Beispielen und die Anordnung der Panels ist eher konservativ, der Beitrag weiß aber insgesamt zu überzeugen.
Der interviewte BÄSH zeigt in seinem Beitrag die Nöte eines Superhelden bei der Arbeitssuche auf, der seien Superkräfte nicht als Postbote vergeuden möchte…. Skurriler Humor ergänzt sich in diesem Beitrag mit einer dynamischen Zeichenführung, wie wir sie ja auch schon bei dem gezeichneten Interview vorgefunden haben.
Viele kürzer Beiträge sind noch zu finden, von denen hier nur noch "Rabenzwei" von Andreas Fecke und "Die Kokusnuß" des Künstlers Frunk erwähnt werden sollen. "Rabenzwei" sind im Grunde kurze Strips, die mit wenig künstlerischem Aufwand – die Bilder gleichen sich sehr – kurze melancholische bis tragische Beiträge abliefern. "Die Kokusnuß" von Frunk dagegen könnte mit groben Strich und einfachen Zeichnungen eher als ein Diskussionsbeitrag zur Menschwerdung des Affen gewertet werden.
Eine sehr ausführliche Leserbriefsparte und Rezensionen von anderen Comic-Magazinen in Deutschland ergänzen diese Ausgabe von PLOP.
Wer sich für Comics interessiert kommt um PLOP nicht herum.

Holger Marks, Marburg

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SOL 59
60 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.200 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.
Internet: www.prfz.de.

Auch die 59. Ausgabe der SOL ist prallvoll mit verschiedensten Beiträgen:
Rainer Stache bietet als "Der galaktische Beobachter" erneut einen Rückblick auf jüngste Heftromane und beanstandet dabei manche Ausdrucksschwäche.
Der Comic-Zeichner Till Felix steht Stefan Barton Rede und Antwort. Mit "Ich war mir nie der Dimensionen des Universums bewusst" meint er das Perryversum. Felix erklärt u. a., dass für den Neustart der Perry-Comics eine stilistische Neuorientierung nötig war, weil die in den siebziger Jahren provozierende Erotik heutzutage kein Aufsehen mehr erregen würde.
Joachim Adam schwärmt über "die dunklen Seiten eines Klassikers", nämlich das Buch DER KINDERDIEB von Brom. Es handelt sich um eine düstere Version der Peter Pan-Geschichte.
Über platte und veraltete Anzeigen in Heftromanen der siebziger Jahre mokiert sich Ritchie Pettauer in "SF-Werbung aus der Vergangenheit".
Auf vier Seiten gibt es Ablichtungen vom PERRY RHODAN-Stand auf der Leipziger Buchmesse – leider mit vielen wiederkehrenden Gesichtern. Ferner sind in die SOL zwei ansprechende Lesergrafiken von Helmut Bone und Norbert Reichinger eingestreut.
Im "Logbuch der Redaktion: Ein Roman von zwei Autoren" berichtet Klaus N. Frick vom PR-Heft 2538, das vom mittlerweile verstorbenen Robert Feldhoff begonnen und von Uwe Anton vollendet wurde.
Coverabbildung SOL 59Mit einem Cartoon klassifiziert Ulrich Magin die Science Fiction humoristisch als psychische Störung.
In der Story "Altersvorsorge" führt Götz Roderer vor, welche beruflichen Perspektiven ein künstliches Exoskelett eröffnen könnte, das die Fähigkeiten des eigenen Körpers drastisch erweitern würde.
Frank G. Gerigk arbeitet in der Serie "Die Flieger des Johnny Bruck" diesmal akribisch die Heftromane 201 bis 300 auf. Seine Schilderung lässt erahnen, dass viele Titelbilder damals in Windeseile entstanden, und er deutet an, wie sich die rasante militärische Aufrüstung der sechziger Jahre in fiktiven gigantomanischen Weltraumkriegen widerspiegelte.
Unter dem Titel "Perry geht in die Volkshochschule" macht Christian Montillon darauf aufmerksam, dass er in Kooperation mit der VHS Frankfurt einen Schreib-Workshop zu phantastischer Literatur durchführen will.
Andrea Doderer steuert mit "Eine Ode an Crest" und "Herzen im Quantenmeer" zwei Gedichte mit Weltraum-Motiven bei.
Rüdiger Schäfer schrieb ein Essay über die Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Science Fiction: In "Der Mensch will staunen" langweilt er nicht mit einer Flut physikalischer Thesen, sondern nähert sich dem Thema auf eine menschliche, SF-Lesern angemessene und realistische Art.
Dies ist zweifellos einer der Höhepunkte der SOL 59.
Zurückhaltend befasst sich Günter Puschmann im P-Blog "Imperium Rhodanium" mit politischen Strukturen im Perryversum. Er lässt durchblicken, dass dieses Feld nicht zu den Kernkompetenzen einer abenteuerlichen Weltraum-Serie zählt, und erzeugt dabei ein gehöriges Problembewusstsein. Damit liefert er ebenfalls einen sehr wertvollen Beitrag.
Klaus N. Frick berichtet selbstkritisch, wie er mit seinem "TERRA ASTRA-Versuch" als Schriftsteller vom Verlag abgewiesen wurde und dass er nun selbst Lektor ist.
In der Geschichte "Brüder der Verschwörung" stürzt Dietmar Doering reptilienartige Außerirdische beim Umgang mit heiligen Schriften der Menschheit in Gewissensnöte.
Frank G. Gerigk wagt in seinem Artikel "Zur Phylogenese der Lemurer" den Spagat zwischen wissenschaftlicher Evolutionslehre und der Menschheitsentstehung, wie sie in der PERRY RHODAN-Serie ersonnen wurde.
In "Tierisch intelligent – Animalische Aliens" problematisiert Matthias Hinz, dass außerirdische Spezies der PERRY RHODAN-Serie in aller Regel der irdischen Tierwelt entlehnt und obendrein noch dem menschlichen Körperbau angenähert wurden.
Die SOL bietet in der 59. Ausgabe wiederum bewährte Reihen, bunte Einfälle, interessante Hintergrundinformationen und gewährt durchaus selbstkritische Einblicke. Auch wenn nicht jeden Leser jedes Detail interessieren und jede Idee ansprechen kann, dürfte es kaum einen SF-Interessierten geben, der das Heft nach der Lektüre unzufrieden beiseite legt.

Clemens Nissen s. ps., Schortens

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FUTURE MAGIC 68
88 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 18,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kalvoda@call-and-more.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.

Fanzines gehören zu einer aussterbenden Rasse. Wenn es die Hefte noch gibt, die mit viel Liebe und Fleiß zusammengestellt werden, dann in regen kleinen Clubs mit aktiven Mitgliedern so wie dem SFC STARDRAGONS aus Österreich.
In der aktuellen 68. Ausgabe lautet das Schwerpunktthema Zauberer. Schon Eva Kalvoda macht deutlich, "Zauberer ist nicht gleich Zauberer". Ganz am Anfang erinnert sie die Leser daran, dass der Archetyp des Zauberers – Gandalf aus DER HERR DER RINGE eigentlich so gut wie nie seine magischen Kräfte benutzt, während andere weißbärtige Stabträger, die eher Merlin nachempfunden sind, ihre Magie inflationär verwenden. Erich Lloyd hat die magischen Orte in Südengland besucht, an denen König Artus und sein Hofzauberer gelebt haben sollen, Susanne Stahr macht sich Gedanken über "Magie – was ist das?", genau so wie sich Eva Kalvoda fragt: "Zauberer – Fiktion oder Wirklichkeit". Ein eine ähnliche Kerbe schlägt Fred H. Schütz mit "Die Heiligen drei Könige und der Mann aus Vinci".
Coverabbildung FUTURE MAGIC 68Dazu kommen noch Gedichte und Geschichten und mit Magiekundigen, bei denen vor allem "Isabelle" heraus ragt, in dem ein Fluch für das Geschöpf eines Magiers zum Segen wird.
Daneben gibt es noch Erzählungen, kleine Artikel oder Rezensionen, die mit dem Schwerpunktthema nichts zu tun haben, aber neben den phantastischen Genres auch noch die Wissenschaft berücksichtigen.
Was an den Artikeln in FUTURE MAGIC auffällt ist, dass sie sehr persönlich gehalten sind. Selten recherchieren die Autoren und fassen die Quintessenz ihrer Erkenntnisse zusammen, viel mehr schreiben sie ihre eigenen Gedanken und Ideen zu dem Thema auf. Das merkt man vor allem an den Texten, die gerade einmal ein bis zwei Seiten umfassen. Sicherlich sind sie für einen Kenner der Materie nicht unbedingt so informativ, wie er sich erhofft, dennoch wird man von der ein oder anderen Aussage zum Nachdenken angeregt, auch wenn man Argumente gegen eine geäußerte These sucht. Auch den Geschichten merkt man an, dass sie aus inneren Impulsen und Freude heraus geschrieben sind und nicht, um sich irgend einem Verlag anzubiedern. Vielleicht ist die ein oder andere für einen Neueinsteiger nicht verständlich, da sie zu einer Fortsetzungsgeschichte gehört, aber es gibt genug andere Texte, die alleine für sich stehen können.
Bei den Rezensionen und Meinungen haben sich die Autoren auch sehr interessante Dinge heraus gesucht, Filme wie KICK-ASS, REPO MAN und THE BODY, die in der Masse eher untergehen. Kritik wird durchaus geübt und wenn dann auch sehr nachvollziehbar und begründet.
Das macht auch die 68. Ausgabe wieder zu einem gelungenen Aushängeschild für den Club und zu einem interessanten Einstieg für Neugierige.

Christel Scheja, Solingen

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EXODUS 22 (Nachdruck 2010)

72 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt, 9,90 EUR, 2er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: renemoreau@ exodusmagazin.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 2851 70-505.
Internet: www.exodusmagazin.de.

Zuzüglich zu den fortlaufenden Nummern des phantastischen Magazins EXODUS" erschien ein Nachdruck einer älterer Ausgabe, die sich durch ein Farbcover und eine farbige Künstler-Galerie von der Erstauflage unterscheidet. Dadurch hat sich der Titel optisch vergleichbaren Magazinen wie PHANTASTISCH! oder SOL angenähert.
Inhaltlich bietet EXODUS 22 (jenen Lesern, die die erste Auflage versäumten) den bewährten Mix aus Leserbriefen, Geschichten, der Vorstellung eines Künstlers und zu den Storys passend gewählte bzw. extra erstellte Illustrationen.
Insgesamt elf SF-Erzählungen verschiedener Autoren sind in der vorliegenden Ausgabe zu finden, deren Bandbreite von humorig-satirisch über kritisch und nachdenklich stimmend bis spannend reicht.
"Der Instant Man" kommt aus der Tüte, lässt sich leicht und schnell heran züchten, ist dann für wenige Wochen ein treuer Begleiter, lässt sich nach Ablauf seiner ‚Lebensspanne‘ leicht entsorgen und durch den nächsten ersetzen. Ab und zu kommt es jedoch vor, dass das humanoide Haustier anders reagiert, als es sollte, und verschwindet. Dann suchen Leute wie Allwin von "LookyLooky" nach dem Vermissten. Im aktuellen Fall wurde dieser von einer Terror-Organisation entführt und als Selbstmordattentäter missbraucht ...
Coverabbildung EXODUS 22Uwe Posts Geschichte beginnt humorig mit der Schilderung, welche Auswüchse der Segen der Technik – Genmanipulation, Reality-TV etc. – annehmen und in welche Abhängigkeiten bzw. Kontaktarmut er die Menschen treiben kann, doch bleibt das Lachen im Hals stecken, als der Autor seine Zukunftsvision mit dem Thema "Terror" verknüpft und die Satire zum Horror-Szenario wird. Das offene, langsam ausklingende Ende schwächt diesen Punkt wieder ab und vermittelt den Eindruck, als habe sich der Autor nicht recht zwischen beiden Motiven entscheiden können.
Der "Herr der Sterne, Herr der Schmerzen" von Olaf Kemmler besucht den Planeten Ostaria. Er sendet seinen Helfer Andrion aus, um Konflikte zu schaffen, die in den Bewohnern des Planeten starke Emotionen entfachen, von denen sich das mächtige Wesen nähren will. Dass er dadurch die Welt zerstört, spielt für ihn keine Rolle. Als Andrion der schönen Marina begegnet, beginnt er immer mehr zu bedauern, dass er für seinen Herrn so viele schreckliche Verbrechen begehen muss, aber was haben er und die Ostarianer dieser überlegenen Lebensform entgegenzusetzen?
Man fühlt sich ein wenig an Galactus und den Silver Surfer bzw. an den Teufel und die Schlange als Versucher erinnert. Der Handlanger empfindet plötzlich Gewissensbisse, ausgelöst durch die Liebe, doch bleibt er trotz allem ein Opfer, das manipuliert wird und nicht ganz das als Lohn bekommt, was er erwartet hat. Allerdings ergibt sich daraus eine neue Chance – und eine Story, die den Hoffnungsschimmer beinhaltet, dass nicht immer ein düsteres Ende vorprogrammiert ist.
Wolfgang G. Fienhold erzählt vergnüglich und spritzig, ohne dabei das religiöse Empfinden des Lesers verletzten zu wollen, "Wie die Welt entstand". Zweifellos haben sich auch schon andere an diesem Thema versucht, aber dem Autor gelingt es vortrefflich, seine Satire auf den Punkt zu bringen und die Behauptung auf die Schippe zu nehmen, dass die Menschheit Gottes einzigartige Schöpfung sei, obwohl es "da draußen" weitere intelligente Wesen geben könnte, bzw. dass Schöpfergottheiten, falls sie existieren, wirklich einen konkreten Plan verfolgen.
Das sind nur drei Beispiele für die abwechslungsreiche Auswahl an Kurzgeschichten, zu denen von Künstlern wie Lothar Bauer, Manfred Lafrentz, Robert Straumann u. a. ansprechende Illustrationen beigesteuert wurden.
Ein Highlight ist zweifellos "die Galerie Mario Moritz", in der Udo Mörsch und Heinz Wipperfürth den Maler, Musiker und Autor vorstellen und ihn bei der Beschreibung seiner "Welten in Bryce" (sieben Farbbilder plus Front- und Backcover) auch selber zu Wort kommen lassen. Man erfährt so manches über Mario Moritz, seine Techniken und welche Ideen er gern umsetzt.
EXODUS 22 hält, was der Untertitel verspricht: Es ist ein SF-Story- und Grafik-Magazin, dessen Lektüre den Genre-Fans einige kurzweilige Stunden bereitet, da praktisch für jeden Geschmack etwas dabei ist, zahlreiche Illustrationen die Texte auflockern und mit der farbigen Galerie ein wahrer Augenschmaus geboten wird. Der Preis ist für rund 70 Seiten jedoch stolz, der trotz des positiven Gesamteindrucks so manchen dürfte zögern lassen, ob er das Magazin wirklich kaufen soll.

Irene Salzmann, Kranzberg

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PHANTASTISCH! 39
68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.200 Exemplare, 5,75 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR.
Kontakt: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.

In der 39. PHANTASTISCH!-Ausgabe bespricht Horst Illmer vier voluminöse SF-Romane, die nicht als solche publiziert wurden, seiner Auffassung nach jedoch zum Genre gehören: DIE ARENA von Stephen King (Heyne, 2009), LIMIT von Frank Schätzing (Kiepenheuer & Witsch, 2009), UNENDLICHER SPASS von David Foster Wallace (Kiepenheuer & Witsch, 2009) und GEGEN DEN TAG von Thomas Pynchon (Rowohlt, 2008), mit einem Umfang zwischen jeweils ca. 1.300 und etwa 1.600 Seiten. "Science Fiction-[Leser] am Limit", so der treffende Titel des Beitrags.
Ich muss einräumen, dass ich aufgrund meiner Lesererfahrungen kein Freund solcher Backsteine bin: Der breitgewalzte Inhalt rechtfertigt nicht den Umfang. Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt auch Horst Illmer. Zwar lobt er alle vier Romane, sieht aber deutliche Qualitätsunterschiede. Interessant ist, dass die von ihm favorisierten Schriftsteller (David Foster Wallace und Thomas Pynchon) keine klassischen Genre-Autoren sind.
Achim Schnurrer beginnt einen weiteren Artikel über einen "Klassiker der phantastischen Literatur". Diesmal fiel seine Wahl auf "Voltaire: Zadig, Mikromegas und andere phantastische Erzählungen." In ersten Teil erfährt der Leser jedoch wenig über den Autor und seine Werke, dafür umso mehr über das Leben seiner Freundin, der Marquise Émilie du Châtelet. Christian Hoffmann porträtiert in seinem "Plädoyer für einen großen Unbekannten" mit Avram Davidson einen SF-Autor, von dem nur einige Kurzgeschichten in deutschen Fassungen erschienen sind (als Jude lehnte es Davidson auf, auf deutsch publiziert zu werden).
Coverabbildung PHANTASTISCH! 39Ein sehr origineller Artikel ist "Wer wohnt eigentlich in Geisterhäusern?" von Max Pechmann. Er stellt eine Reihe von Horrorfilmen vor, in dem diverse Gebäude, vom klassischen Spukhaus bis zur Mauthütte, die Handlungsschauplätze sind. "Horror – wo hat er seine Ursprünge und was bedeutet er für uns" von Bernd Jooss verspricht dagegen zuviel. Der Artikel ist eher ein übersichtlicher Abriss der Geschichte des Horror-Genres (auf drei Seiten) und vermittelt keine neuen Erkenntnisse: "Wir brauchen sie (die Horrorliteratur), um uns mit unseren eigenen Unsicherheiten und Ängsten auseinandersetzen zu können."
Mit den Artikeln "Die Reise des Kriegers" von Christian Endres, "Terry Pratchetts Scheibenwelt-Hexen im Hörbuch" von Thomas Krüger und mit einer neuen Folge aus der Reihe "Meilensteine des phantastischen Films" von Carsten Polzin werden auch wieder die Comics-, Hörspiel- und Filmfans unter den PHANTASTISCH!-Lesern bedient.
Ein umfangreiches, sehr informatives Interview führte Christian Endres mit dem Autor Steven Savile, der nach Romanen zu TV-Serien und zur WARHAMMER-Spielewelt mit SILBER sein offenbar bislang eigenständigstes Werk verfasst hat (das im nächsten Jahr in der deutschen Fassung erscheinen soll). Das Gespräch setzt in PHANTASTISCH! 39 Maßstäbe, an die die übrigen zwei Interviews wegen ihrer Kürze (sowohl insgesamt als auch den Umfang der Antworten der Gesprächspartner betreffend) nicht heranreichen können. Michael Peinkofer ist ein weiterer Vertreter der Völker-Fantasy, und Stephan R. Bellem bediente sich in seinen bisherigen Romanen offensichtlich auch klassischer Motive der Fantasy.
Die zwei Kurzgeschichten in PHANTASTISCH! 39 kreisen um das Thema Sprache. Der Titel der Story von Michael Johann Bauer, "Der Worthauer" ist wörtlich zu nehmen. Der Plot funktioniert natürlich nur in dem surrealistischen Rahmen, den der Autor entwirft. Sven Klöpping beschreibt "Die Invasion der Sprachen", die über die Menschheit hereinbricht, aber nicht das erwartete Chaos auslöst. Die Story bietet humoristische Abwechselung zwischen den ansonsten ernsten Beiträge von PHANTASTISCH! 39.
PHANTASTISCH! 39 ist eine gute, durchschnittliche Ausgabe der Reihe. Was bei PHANTASTISCH selbstverständlich keine Abwertung bedeutet.

Armin Möhle, Wallenhorst

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RETTUNGSKREUZER IKARUS 42: GESANDTSCHAFTEN
106 Seiten DIN A 5, Klebebindung, ISBN 978-3-941258-32-7.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.

Die Wanderlust-Seuche hat sich zu einer Pandemie ausgebreitet. Es scheint kein Gegenmittel zu geben. Überraschend melden sich Skyta, eine Söldnerin der Schwarzen Flamme, und ihr Vorgesetzter bei Sally McLennane. Zu ihrem Erstaunen erfährt die Chefin von Vortex Outpost, dass die Schwarze Flamme ein Heilmittel besitzt, aber die Zusammensetzung des Elixiers nicht verraten will.
Dies ist eine Sache, die Sally McLennane keinesfalls hinnehmen kann. Immerhin ist sie es gewohnt, alle Fäden in der Hand zu halten und nicht am Rand des Spielfeldes auf ihren Einsatz zu warten. Sie macht sich zusammen mit Skyta zum Hauptquartier der Schwarzen Flamme auf, um dort mehr zu erfahren. Dabei wird die Söldnerin mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und muss sich einer schmerzlichen Wahrheit stellen.
Gleichzeitig begeben sich An´ta, Jovian Anande und der Androide Trooid auf eine gefährliche Mission. Sie sollen sich unter die infizierten Wesen mischen, um so den Übeltätern auf die Spur kommen.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 42Dieses Mal hat sich Sylke Brandt der Ereignisse um die geheimnisvolle Seuche angenommen. Gekonnt greift sie die Thematik auf, so das kein Stilbruch zu erkennen ist. Die Arbeit und Kommunikation der einzelnen Autoren dieser Serie greift nahtlos ineinander über und zeigt, dass das Team gut zusammenarbeitet. Darum an dieser Stelle ein verdientes Lob und gleichzeitig ein riesiges Kompliment an alle Mitarbeiter dieser Serie.
Sylke Brandt arbeitet nicht nur beim RETTUNGSKREUZER IKARUS-Team regelmäßig als Autorin mit. Auch andere Serien wie SARAMEE und den Kurzgeschichtenband WELTRAUMKRIEGER bereichert sie mit ihrer Fantasy. Die Autorin ist Jahrgang 1970 und schreibt auch im Mohlberg Verlag an den Serien ERDE 2000 und RHEN DARK mit. Zudem betätigt sie sich als Zeichnerin. Illustrationen von ihr finden sich im Rollenspielwerk für das Grundregelwerk ARCANE CODEX.
Das Titelbild zeigt drei gutgebaute männliche Söldner, die einer Schweißerin bei ihrer Arbeit zuschauen. Dies liegt nicht unbedingt an ihrer Tätigkeit, sondern eher an der knappen Kleidung der betreffenden Dame. Lila Hotpants und ein gebundenes, ebenfalls in lila gehaltenes, bauchfreies Oberteil setzen die beiden großen Vorteile der Frau ins rechte Licht. Eine sehr amüsante Szenerie. Farblich ist die Darstellung in hellen Farben gehalten, so fällt die Bekleidung der Dame sofort ins Auge des Betrachters. Thomas Knip schafft es einmal mehr, die Szenerie des IKARUS-Universums gekonnt umzusetzen. Ihm und seinen Kollegen gebührt dafür ein Danke – und weiter so!
RETTUNGSKREUZER IKARUS und kein Ende in Sicht. Super! Auch mit dem 42. Band beweisen die Autorinnen und Autoren, dass ihnen die Ideen noch lange nicht ausgehen und dass immer noch Überraschungen, unbekannte Völker und zahlreiche Bedrohungen vorhanden sind und die Helden die Galaxis vor ungeahnten Gefahren retten müssen.

Petra Weddehage, Paderborn

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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Christel Scheja, Petra Weddehage.
Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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