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142

April 2009


Werte Leserinnen und Leser,
der FANZINE-KURIER 142 hätte früher gedruckt und versandt werden können. Immerhin sind bereits FUTURE MAGIC 65, PHANTASTISCH! 34, SOL 54 u. a. erschienen ... Aus Kostengründen habe ich Wert darauf gelegt, diese FK-Ausgabe zusammen mit WHISPERING TIMES 21 zu verschicken. Wer jedoch nur eine Publikation aus dem Umschlag zieht, sollte sich nicht wundern: Es ist durchaus möglich, dass er oder sie nicht auf meiner Vertriebsliste steht. Oder auf der meines Mitherausgebers.
Noch bin ich optimistisch, dass es mir gelingt, im FK 143 die Besprechung über MANISCHE WIEGENLIEDER nachzuliefern.
Viele Grüße
Armin Möhle
 


PALADIN 165: KURZGESCHICHTEN 1, PALADIN 166: REISEBERICHTE 1
PLOP 82
PHANTASTISCH! 33
SCIENCE FICTION OKULAR 261, 262
BULLY 6
GOLEM 87
SOL 53
RETTUNGSKREUZER IKARUS 37: NEMESIS
FUTURE MAGIC 62
PLOP 83
SF-KATZEN-NOTIZEN 660, INTRAVENÖS 180
 


PALADIN 165/KURZGESCHICHTEN 1
16 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
PALADIN 166/REISEBERICHTE 1
16 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Der SFC THUNDERBOLT gehört zu den wenigen noch aktiven Clubs, der regelmäßig mit kleinen Fanzines aufwartet, darunter der PALADIN. Was einst als "Club-Info-Zine" dem Gedankenaustausch der Mitglieder diente, hat sich zu einem Heft mit Stories und Sekundärbeiträgen gewandelt, das an die Mitglieder bzw. inaktiven Abonnenten und sonstige Interessierte verschickt wird.
Da die Zahl der Beiträge zurückgegangen ist, fällt es dem Herausgeber nicht immer leicht, die monatlich erscheinenden Hefte zu füllen, so dass die Inhalte nicht immer "phantastisch" sind. Die Interessen der Leser haben sich mit der Zeit geändert – vielfältigere Texte dürften von daher durchaus willkommen sein.
Die Ausgaben 165 und 166 werden von Angelika Öhrlein bestritten.
"Die Schwester der Schwäne" beinhaltet zwei Kurzgeschichten, zum einen die Titelstory, die man der Fantasy zuordnen kann, zum anderen eine Mystery-Erzählung, "Lucas".
"Die Schwester der Schwäne" ist eine junge Prinzessin, die von ihrer Familie getrennt wurde und trotzdem Unglück über ihre Angehörige brachte. Damit so etwas nie wieder passiert, wird ihr ein großes Opfer abverlangt. Die Idee basiert auf einem bekannten Märchen-Motiv, wurde aber in ein exotisches Ambiente transferiert, das an das mittelalterliche China erinnert. Die Geschichte ist flüssig erzählt und unterhaltsam, braucht aber sehr lange, um auf den Punkt zu kommen. Etwas irritierend ist der Stil: kurze Sätze und ein Punkt, wo man mit Komma oder Semikolon verknüpfen würde.
"Lucas" ist ein guter Bekannter der Polizei, die ihn jedoch nie zu fassen bekommt. Nahezu in Robin Hood-Manier bestraft er Verbrecher, die durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen konnten. Immer wieder kehrt er nach Hause zurück, um sich von seiner Mutter erzählen zu lassen, wie sie ihn bekommen hat. Der Leser darf anschließend spekulieren, was Lucas wirklich ist. Die Pointe ist zwar nicht neu, überrascht aber doch, da die Autorin durch das Stichwort "Autismus" eine falsche Fährte legte. Da die Erzählung im zeitgenössischen Gewand mit einer Prise Mystery auftritt, wird sie vor allem jenen zusagen, die sich für Fantasy nicht sonderlich begeistern können, und liefert so einen Kontrast zur Titelstory.
"Hauzenberg – Januar 2008" ist ein Reisebericht der Autorin, in dem sie einige Urlaubstage in der Region Passau beschreibt. Sehr persönlich schildert sie ihre Impressionen vom Anfahrweg, der Unterkunft, den Gasthäusern und Ausflugszielen. Sie lobt und kritisiert, nimmt dabei ihre und die Eigenarten ihres Begleiters ein wenig auf die Schippe und erzählt im netten Plauderton, der sich gut lesen lässt. Der Bericht ist keinen Moment langweilig, und vielleicht hat mancher nun sogar Lust, selber Passau und Umgebung zu erkunden.
Die Inhalte der beiden PALADIN-Ausgaben bieten vielleicht nicht das, was man von den Fanzines eines SF-Clubs erwartet, aber man wird angenehm enttäuscht, denn sowohl die Geschichten wie auch der Reisebericht sind kurzweilig erzählt und unterhaltsam zu lesen.

Irene Salzmann, Kranzberg


PLOP 82
80 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: 150 Exemplare, 4,00 EUR, 4er-Abonnement 13,00 EUR.
Kontakt: Melchior Condoi, Alte Dorfstr. 9, 19073 Schossin, E-Mail: mcondoi@gmx.de.
Bankverbindung: Netbank (BLZ 200 905 00), Konto 6008751340.

Schon seit vielen Jahren erscheint das Comic-Magazin PLOP dreimal im Jahr und präsentiert die Werke junger Künstler, die ihre Geschichten in erster Linie aus Spaß an der Freud erstellen, um ihren Gedanken, Ideen aber auch dem Spott über bestimmte Auswüchse und Entwicklungen in der modernen Gesellschaft oder den Medien Luft zu machen. Dabei erheben sie in den wenigsten Fällen den moralischen Zeigefinger, sondern machen sich eher über Klischees lustig und versuchen sie ad absurdum zu führen.
"Drachenschatten-Charaktere" ist etwa eine augenzwinkernde Persiflage auf die vielen unzähligen Mangas, die auch in Deutschland zur Zeit entstehen. Bewusst wirken die vorgestellten Figuren schräger als üblich. "Hell’s Kitchen" ist durchaus wörtlich zu nehmen, das muss ein Zombie erfahren, der nach Hause zurück kehrt und dort wieder einmal das Fürchten lernen darf, denn seine Mutter ist immer noch konsequent, was das Mausen aus ihrem Kühlschrank angeht. Ernstere, aber durchaus realistische Töne schlägt "Heimkehr" an, in dem ein Mann nach sieben Jahren aus Kriegsgefangenschaft nach Hause zurück kehrt und feststellen muss, dass sich alles verändert hat – vor allem für ihn. Was wird er daraus für eine Konsequenz ziehen?
Ein anderer Künstler verarbeitet die Trauer über den Verlust seiner Katze durch einen Tumor in einer schlichten aber doch bewegenden Geschichte.
Dies sind nur einige der ein bis sechsseitigen Geschichten in dieser Ausgabe. Man muss den gewollt cartoon- und skizzenhaft gehaltenen Zeichenstil der Künstler zwar mögen und darf nicht bei allen hohe Qualität erwarten, aber nicht wenige von ihnen haben nachvollziehbare, teilweise sogar eindringliche Aussagen. Und allen sieht man die Leidenschaft ihrer Erschaffer an. Ergänzt wird das ganze durch Rezensionen von Comic-Publikationen – zumeist aus dem fannischen oder semiprofessionellen Sektor.
Auch wenn es mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, so hält PLOP doch immer noch eines aufrecht – den Beweis, das die Comiczeichner-Szene noch längst nicht in einen tiefen Schlaf versunken oder sich kommerziellen Strömungen angepasst hat.

Christel Scheja, Solingen


PHANTASTISCH! 33
68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.200 Exemplare, 5,75 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.

Die in dieser PHANTASTISCH!-Ausgabe Interviewten unterscheiden sich, was ihre Arbeiten angeht, deutlich voneinander.
Der prominenteste und arrivierteste von ihnen ist Wolfgang Hohlbein, der über alte und neue Projekte spricht, wovon nur letzteres Informationswert aufweist. Martin Clauß hat in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts dünne Serienfanzines in geringen Auflagen veröffentlicht. Er war in den letzten Jahren nicht untätig und hat nach BoD- und EBook-Veröffentlichungen den Sprung in die Kleinverlagsszene geschafft. Nicole Rensmann zeigt sich in der Rezension seines Buches DER ATEM DES RIPPERS inkonsequent, indem sie dem Roman zwar Mängel attestiert, dennoch ein positives Fazit zieht.
Coverabbildung PHANTASTISCH! 33Das umfangreichste Interview führte Günter Puschmann mit Oliver Scholl, dessen Werdegang vom PR-Risszeichner bis zum Production Designer bei US-amerikanischen (SF-) Filmen verlief. Vor allem mit den Hintergründen, Bedingungen und Details dieser Tätigkeit beschäftigt sich das Gespräch. Frank Schweizer hat einige Sachbücher verfasst, bevor er mit GRENDL (Otherworld-Verlag) einen Fantasyroman veröffentlichte. Auch dieses Interview ist detaillierter und engagierter als das schematische Gespräch mit Wolfgang Hohlbein.
Olaf Kemmler untersucht die Frage "Wie viel Science verträgt die Fiction?". In PHANTASTISCH! 33 beschäftigt er sich mit den Klassikern der SF, die die Geburtsstunde des Genres markieren, und gelangt in seinen fundierten Ausführungen zu dem Schluss, dass diese Romane ohne wissenschaftliche Anstöße nicht denkbar gewesen wären. Oder: "Ohne Science keine Fiction." Achim Schnurrer setzt das Porträt von L. Frank Baum fort und beendet es. Der Artikel steigt bei der Arbeit an DER ZAUBERER VON OZ ein, schildert die Nachfolgeromane, die OZ-Produktionen in anderen Medien und den weiteren Lebensweg des Autors. Auch dieses Porträt ist inhaltlich fundiert und sehr ansprechend geschrieben.
Die übrigen sekundärliterarischen Texte fallen gegenüber diesen Höhepunkten in PHANTASTISCH! 33 etwas ab. Horst Illmer stellt in einem fiktiven Gespräch die Kurd Lasswitz-Werkausgabe in dem Verlag Dieter von Reeken vor. Jochen Adam und Alisha Bionda beschäftigen sich mit Fantasy: ersterer mit dem Zyklus DIE CHRONIKEN DES BESCHWÖRERS von Gail Martin (Bastei/Lübbe), Alisha Bionda mit dem Roman DER VERWUNSCHENE ZWILLING von Lynn Flewelling (Otherworld-Verlag). Die Romane enthalten neben konventionellen Sujets wohl auch überraschende Handlungselemente. Carsten Polzin und Christian Enders bringen dem Leser noch einen historischen, phantastischen Film und einen ungewöhnlichen Comic nahe.
Die Stories unterstreichen, dass die Stärke von PHANTASTISCH! die sekundärliterarischen Beiträge sind. "Die Arbeitsplatz-Lotterie" von Uwe Hermann ist langatmig. "Ein Zwischenfall in der Eulenburg" von Frank Weinreich bedient sich des Vampirthemas und bleibt konventionell.
Bereits der Artikel "Wie viel Science verträgt die Fiction?" macht die neue PHANTASTISCH!-Ausgaben lesenswert. Es ist überflüssig, noch weitere (gute) Beiträge zu erwähnen.

Armin Möhle, Wallenhorst


SCIENCE FICTION OKULAR 261, 262
12, 12 Seiten DIN A 4, Seitenheftung.
Auflage: unbekannt, jeweils 1,50 EUR.
Kontakt: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de.
Internet: www.sfokular.de.

Mit der 261. Ausgabe, die die Monate November 2008 bis Januar 2009 umfassen soll, begrüßt der SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN das neue Jahr. Euphorie herrscht allerdings nicht gerade. Irma Leu und Sandra Vockenberg beklagen im Vorwort, dass die Mitglieder zu apathisch sind, und fragen sich, wie lange der Verein wohl noch besteht. Offenbar stammen alle Beiträge im SFO 261 von diesen beiden Personen, abgesehen vom Ausblick auf den DortCon 2009.
Irma Leus Bericht über den Vortrag zur "Zeitmessung" von Arno Behrend passt zu dieser Stimmung: Zwar wird eine Reihe von Informationen geboten, jedoch bleiben die Ausführungen sprunghaft und wenig tiefschürfend.
Ihre Vorstellung des Buches QUARANTÄNE von Robert Charles Wilson fällt interessanter aus. Sie bietet Einblick in einen Roman, der von der Idee lebt, man könne eine außerirdische Zivilisation beobachten, ohne in der Lage zu sein, Kontakt zu ihr aufzunehmen.
Irma Leu und Sandra Vockenberg schreiben zudem informativ und kritisch über den Kinofilm DER TAG; AN DEM DIE ERDE STILLSTAND.
Man hat deutlich das Gefühl, eine Notausgabe in den Händen zu halten. Die beiden Aktiven verdienen jedoch Respekt für ihr Engagement.
Nach der vorangegangenen Ausgabe scheint die Katerstimmung in der Februar-Nummer etwas verflogen zu sein. Ohne Wehklagen geht es gleich in medias res: Iris Altmann kündigt einen Vortrag zu Bill Pullmans Trilogie DER GOLDENE KOMPASS an. Beate Tribukeit beklagt unter dem Titel "Ein paar Gedanken über ältere und neuere (Comic)-Verfilmungen" die hektische, hirnlose Action, von der viele Streifen heutzutage geprägt sind (übrigens auch außerhalb der Phantastik, z. B. der letzte Bond). In den Inhalt des Filmes TINTENHERZ führt Sandra Vockenberg ein. Sie empfiehlt, ihn sich anzusehen. Harald Topf geht in "25 Jahre nach 1984 – Persönliche Überlegungen und Betrachtungen" der Frage nach, ob unser Gemeinwesen sich einem Überwachungsstaat nähert.
Die Autoren bieten interessante Einblicke und halten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Unabhängig davon, ob man ihnen immer folgen möchte, bleibt festzuhalten, dass das SFO 262 eine durchaus lohnende Lektüre bietet.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


BULLY 6
96 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 4,75 EUR.
Kontakt: Pascal Bothe, Weidenanger 21, 38640 Goslar, E-Mail: pascal.bothe@hotmail.de.
Bankverbindung: Sparkasse Goslar (BLZ 268 500 01), Konto 154069280.
Internet: www.bully-fanzine.de.

Manche Sterne brennen hell und erlöschen schnell. Im Juli 2007 erschien die erste Ausgabe. Anderthalb Jahre und sechs Ausgaben später soll nun Schluss sein. Mit Ausgabe 6 kündigt Pascal Bothe die – vorerst – letzte Ausgabe seines ambitiösen PERRY RHODAM-Fanzines an. Wie so häufig ist die Schule der Zeitkiller, der diese Entscheidung veranlasst. Auch wenn die Fangemeinde diese Entscheidung natürlich zu akzeptieren hat, ist es doch schade, wenn ein hoffnungsvolles und gelungenes Projekt nach so kurzer Zeit wieder eingestellt wird. Aber das kleine Wort "vorerst" lässt hoffen.
Aber schauen wir uns diese Ausgabe etwas genauer an. Natürlich macht Pascal zum Schluss keinen Schritt zurück. Das Heft überzeugt wieder mit einer soliden Aufmachung und einem stimmungsvollen Cover von Igor Posavec, das seine Nähe zum PR-Universum gar nicht verbergen will oder muss. Im Inneren finden sich weitere Grafiken und Zeichnung von Andreas Adamus, Harry Messerschmidt und Dieter Grzywatz. Reinhard Habeck steuert wieder einige Kurzcomics bei. Die Beiträge sind alle sehr gut und professionell. Es hätten gerne ein paar mehr sein können, um der Textlastigkeit des Heftes ein wenig entgegen zu wirken.
Coverabbildung BULLY 6Dafür ist nicht zuletzt der sehr lange Beitrag von Thomas Harbach verantwortlich. In seinem über dreißig Seiten langen Beitrag beschreibt er die "Planetenträume des Walty Klacktons", einer berühmt-berüchtigten Nebenfigur der PERRY RHODAN-Serie, die von dem kürzlich verstorbenen Ernst Vlcek ins Leben gerufen wurde. Der Artikel ist nicht nur sehr lang, sondern auch ermüdend und stereotyp. Thomas nimmt sich die Planetenromane rund um Klackton der Reihe nach vor, gibt eine kurze Inhaltsangabe und vermerkt Stärken und Schwächen der Romane. Dann kommt der nächste Roman bis er die Dutzend geschafft hat. Hier hätte ich mir eine etwas andere Anlage des Artikel gewünscht. Vielleicht einen Überblick über die Biographie Klacktons, eine Einordnung in das RHODAN-Universum und die Herausarbeitung der Bedeutung im Serienkontext inklusive Kritik zu einzelnen Aspekten. In der vorliegenden Form ist der Artikel nicht mehr als die Aneinanderreihung vieler Einzelbesprechungen zu einer Mammutrezension. Eine bewundernswerte, aber ermüdende Fleißarbeit.
Der zweite sekundärliterarische Beitrag ist kürzer und prägnanter. Armin Möhle beschreibt die Abenteuer des "Schwäbischen Ingenieurs und Raumfahrers" von Otto Willi Gail. Der Artikel enthält alles was man sich wünscht, eine Kurzbiographie des Autors, Inhaltsangaben der beiden relevanten Romane und eine Einordnung sowohl ins Genre als auch in die Technikgeschichte der Raumfahrt. Ein schöner Überblicksartikel, der durchaus Lust machen kann, sich diese fast vergessenen Werke einmal zu Gemüt zu führen. Außerdem findet sich noch eine Rezension von Armin zu dem neuesten Roman von Jack McDevitt. Dabei stellt sich ODYSSEE als der schwächste Roman um die Protagonistin Pricilla Hutchins heraus.
Fast obligatorisch in BULLY ist mittlerweile ein Bericht aus einer Schreibwerkstatt. Diesmal hat Claas M. Wahlers ein Seminar von Uschi Zietsch besucht und lässt uns an seinen Erfahrungen teilhaben.
Die drei Kurzgeschichten in diesem Band sind allesamt solide und lesbar. W. Berner beschreibt eine "Mutterliebe 2009" Die Story verliert sich ein wenig in den gewollt lustigen Beschreibungen der beiden Behördenvertreter und den ausgewalzten Dialogen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Auch das Ende ist nicht überraschend, aber der Autor arbeitet konsequent darauf hin. Gelungen sind allerdings die Milieuschilderungen und die damit verbundenen Überlegungen über die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft.
Blutrünstig gibt sich Alfred Bekker in "Kopf ab" nur vordergründig. Die Bewohner eines Planeten lassen sich freiwillig köpfen. Wer würde da nicht einschreiten wollen, um diese Bluttaten zu verhindern? Zum Glück halten sich die Terraner diesmal ausnahmsweise an die "Oberste Direktive" – wenn es auch schwerfällt. Aber sonst hätten wir das überraschende Ende nicht genießen können. Alfred Bekker gelingt eine schwarzhumorige Groteske mit überraschendem Ausgang.
Christel Scheja begibt sich mit "Das Geheimnis von Assinberyol" in die Tiefen des PR-Universums. Der Plot lebt durch das eifersüchtige Beäugen der beiden Hauptpersonen, einer sternengeborenen Kapitänin eines schrottreifes Raumfahrzeuges und ihrem Passagier, einem flüchtigen Verbrecher der Condos Vasac. Auf der Suche nach geheimen Unterlagen begegnen sie den geheimnisvollen Urbewohnern des Planeten. Eine Begegnung, die nur für eine Hauptperson positiv enden soll. Christel liefert eine gekonnt und spannend abgespulte Geschichte, bei der sie all ihre Routine ausspielen kann. Gefallen hat mir besonders die Charakterisierung der beiden Hauptpersonen. Es gelingt ihr, trotz der gebotenen Kürze und der gegebenen Enge des Genres, ein wenig Leben in sie hinein zu hauchen. Das wirkt!
Ein Interview von Pascal Bothe mit dem ATLAN-Illustrator Robert Straumann schließt den Reigen der vielfältigen Beiträge in diesem Heft ab.
Es wäre schade, wenn jetzt Schluss und BULLY 6 wirklich die letzte Ausgabe wäre. Pascal hat seinen BULLY zu einem kompletten Fanzine entwickelt, das eine Bereicherung in der sonst doch etwas eintönig gewordenen Fanzine-Landschaft war. War? "Vorerst" ist ein Wort, dass die Hoffnung nicht ganz sterben läßt ...

Holger Marks, Marburg


GOLEM 87
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Der GOLEM ist das Phantastik-Magazin des SFC THUNDERBOLT und bietet neben Kurzgeschichten auch einen Sekundärteil. Herausgeber Uwe Post arbeitet eng mit www.kurzgeschichten.de zusammen, denn die Zahl der aktiven Club-Mitglieder ist über die Jahre gesunken, so dass auch externe Beiträge – interessante Geschichten – stets willkommen sind.
Die in GOLEM 87 publizierten Geschichten sind auch interessant, erschließen sich aber nicht immer dem Leser nach nur einmaliger Lektüre. "Interessant" rangiert bei der Auswahl offenbar vor "unterhaltsam".
Christine Nonnemanns Protagonisten sind im "Außendienst" tätig. Wann immer ein Mensch mit seinem Dasein unzufrieden ist und sich wünscht, das vermeintlich glückliche Leben eines Tieres zu führen, gehen diese gedankenlos geäußerten Worte in Erfüllung, und die beiden Außendienstler sammeln ein, was an Magie frei wird. Ob das die Seele oder etwas anderes ist, welchen Nutzen diese Aktionen haben, ob auf diese Weise neue Welten entstehen, welche Art Wesen die Sammler sind, darüber darf der Leser selber spekulieren. Alle Missionen folgen praktisch dem gleichen Schema, ein wenig Ekelfaktor inklusive, und am Ende gibt es nicht einmal eine Pointe, die einen Aha!-Effekt auslöst.
"Ein Schrebergarten auf dem Mars" beschäftigt die Protagonistin von Lisa Lehmann. Die Einsamkeit setzt Clesta jedoch bald genauso zu wie Ray, der auf der Erde geblieben ist. Keiner der Planeten in diesem Endzeit-SF ist ein Paradies, und was den beiden geblieben ist, sind Videokonferenzen und die Frage, ob die Entscheidung richtig war. Eine eindeutige Antwort gibt das Alleinsein, das sich keiner wirklich wünscht.
Frederik Brake erzählt vom "Dämonenfrust", der so manchen überkommt, wenn er von einem Möchtegern-Magier beschworen wird, um eine banale Aufgabe zu erledigen. Dieser Dämon zieht die Konsequenzen auf schwarz-humorige Weise. Die Story ist witzig und weist eine Pointe auf, sie unterhält und ist damit der beste Beitrag.
"Die Möglichkeit einer Stadt" von Sam S. ist eine Aneinanderreihung von Episoden, die am Schluss zu einer vorhersehbaren Pointe führen, die eingangs durch den Zusatz "Eine Geschichte über Gott und die Welt" vorweg genommen wird. Der Autor verpackt seine Betrachtungen in die zynisch geschilderten Schicksale seiner Protagonisten.
Abschließend präsentiert Uwe Post den "SF-Jahresrückblick 2008", der sich auf einige deutsche Publikationen größerer und kleinerer Verlage konzentriert, aber keinen Überblick über die gesamte Szene bietet, sondern eher als eine persönliche Auswahl zu verstehen ist.
Alles in allem ist GOLEM 87 eine Lektüre, die man am besten durch das Stichwort "Geschmackssache" charakterisiert. Der Herausgeber verspricht nicht zu viel, denn die Geschichten sind ausnahmslos interessant, doch wenn "gewollt intellektuell" fabuliert und darüber der Auftrag vergessen wird, dass man die Leserschaft auch intelligent unterhalten soll, dient das Fanzine der Selbstdarstellung der Autoren und geht an einem breiteren Publikum vorbei.
Man sollte ein wenig in dem Heft blättern und für sich prüfen, ob es den Nerv trifft – oder nicht.

Irene Salzmann, Kranzberg


SOL 53
68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.400 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.
Internet: www.prfz.de.

Mit den Worten des Vorstandes leitet Rüdiger Schäfer sein letztes Amtskalenderjahr ein. Rainer Stache bespricht die PERRY RHODAN-Romane 2451 und 2461. Im Gegensatz zu den letzten, eher ambivalenten Kolumnen zeigt sich der galaktische Beobachter wieder in guter Form. Als Einleitung kritisiert der Autor die immer unwahrscheinlicher werdenden Risikoeinsätze des laufenden Zyklus, die übertriebene Kopien der K. H. Scheer-Ära darstellen. Er weiß zwischen der eher fragwürdigen Gesamtkonstruktion und den Leistungen der einzelnen Autoren zu differenzieren. Anschließend analysiert er kritisch, aber konstruktiv die einzelnen Romane.
Den Auftakt des sekundärliterarischen Teils eröffnen Björn Berenz "Impressionen von der Frankfurter Buchmesse 2008". Während der Inhalt wenig konkret ist und von der Tendenz an ähnliche Berichte anderer Beobachter in früheren Jahren erinnert, liest sich der Text aufgrund des Stils relativ locker. Die Bebilderung ist hinsichtlich der Quantität als auch Qualität allerdings sehr gut. Alfred Bekker geht auf den Neustart der von ihm mit konzipierten Bastei-Heftromanreihe STERNENFAUST als Paperbacknachdrucke ein. Kommerziell sehr geschickt verweist der Autor immer wieder auf die neuen Projekte aus seiner Feder. Diese Schleichwerbung ist penetrant und entwertet die teilweise interessanten Hintergrundinformationen. Nach Verfassen des Artikels ist bekannt geworden, dass Alfred Bekker sowohl die Mitarbeit an der Heftromanreihe eingestellt hat und den letzten Hardcoverroman für die ZAUBERMOND-Reihe wohl nicht mehr geschrieben hat, um sich den hier mehrmals erwähnten Projekten ausschließlich zu widmen.
Robert Hectors sehr ausführlicher Artikel geht auf "Das Geheimnis der Kosmokraten" ein. Dabei ist das Ausgangsmaterial – diverse Zitate – seiner Spekulation sehr lesenswert und gut gewichtet. Danach streift der Autor verschiedene andere Science Fiction Werke wie Greg Egans Romane oder Lems SOLARIS. Obwohl er mit Absolutismen arbeitet, erscheinen einige Querverweise plakativ und nicht überzeugend. Welches 2001 von Clarke meint Robert Hector? Die Kurzgeschichte oder die Novellierung nach dem sehr guten Film von Stanley Kubrick? Im Mittelteil spekuliert der Autor anschaulich über die Möglichkeit, dass die Kosmokraten negative Materie darstellen könnten oder ihre Position im Voltzschen Zwiebelschalenmodell aufgrund neuer Erkenntnisse zu überdenken ist, um im letzten Drittel seinen eigentlichen Tenor aus dem Fokus zu verlieren. Es wird kein Geheimnis der Kosmokraten gelüftet, dafür sind Robert Hectors vielfältige Spekulationen zumindest hypothetisch interessant. Am Ende erhofft sich Robert Hector aus seinen Gedankenspielereien Impulse für die laufende Romanhandlung nach Band 2500.
Coverabbildung SOL 53In seiner thematischen Loyalität absolut flexibel präsentiert Robert Hector gleich im Anschluss seine Meinung zu den Retro- Tendenzen der gegenwärtig laufenden PR-Publikationen. Dabei reicht das Spektrum von DAS ROTE IMPERIUM im Heyne Verlag über PERRY RHODAN ACTION bis zur ersten Auflage. Erstaunlich ist für den Leser die Tatsache, dass Robert Hector auf Ermüdungserscheinungen hinsichtlich der Kosmokraten und eine Sehnsucht nach den Sternen in den PR-Bänden zwischen 1250 und 1275 hinweist, ihm aber nicht auffällt, das aus heutiger Sicht diese "Zurück zu den Wurzeln"-Mentalität genau auf halber Strecke aufgetreten ist. Wie nicht selten argumentiert Robert Hector weniger in seinen Artikeln – man möchte ja auch niemandem im Verlag wirklich auf die Füße treten –, sondern fügt eine Reihe von Fakten zu einem lesbaren, aber im Grunde ins Nichts führenden Gedankenstrom zusammen. Insbesondere in Kombination mit dem Artikel über die Kosmokraten fragt sich der Leser, ob der Autor wirklich eine eigene Meinung sein Eigen nennt.
Ebenfalls sehr schwach ist Matthias Hinzs Artikel "Die Perry Rhodan Verschwörung". Zu oberflächlich und zu kurz reißt der Autor beliebte Verschwörungstheorien wie den Anschlag vom 11. September und natürlich die Mondlandung an. Er schlägt einen wirklich unbefriedigenden Bogen zu PERRY RHODAN, da das APOLLO- Programm und die PR-Serie im gleichen Jahr konzipiert worden sind.
Zu den ständigen Rubriken gehören die "Erinnerungen an Willy Voltz" von Inge Mahn. Im zwölften Teil geht es um die wichtige Übernahme der Exposéredaktion durch Willy Voltz unter Mitarbeit von Hanns Kneifel, nachdem K. H. Scheer nicht zuletzt aufgrund verschiedener Erkrankungen mit den Terminen nicht mehr zurecht gekommen ist. Dieses Thema wird sehr oberflächlich behandelt. Welchen Einfluss hat Scheer aus der Sicht Inge Mahns auf den laufenden Schwarm Zyklus? In einem Nebensatz beschreibt die Autorin die Rückkehr Kurt Mahrs in Team, immerhin ihr zweiter Ehemann! Auch hier keine weitergehende Bemerkung. Zumindest das Verhältnis zwischen den Fans und Willy Voltz wird etwas warmherziger und weniger sachlich beschrieben. Eine kleine Episode aus dem ersten Spanienurlaub mit der ganzen Familie rundet den Beitrag ab.
Ein Völkerdatenblatt – dieses Mal die Grall – von Michael Thiessen mit Zeichnungen von Thomas Scheilecke in der gewohnten Qualität darf nicht fehlen. Günther Puschmann spekuliert in seiner unregelmäßigen neuen Kolumne weiter über die Baustoffe der Zukunft. "KI Materialien" könnten bekannte fiktive Konstruktionen wie Arkonit ersetzen. Nicht ganz bierernst und auch für Laien informativ geschrieben ist dieser Beitrag wie schon der erste Teil in einer früheren Ausgabe der SOL nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlichen, aber aus heutiger Sicht allgegenwärtigen Thematik sehr lesenswert.
In der SOL 53 befinden sich dieses Mal zwei Interviews. Einmal spricht ATLAN-Autor Rüdiger Schäfer mit seinem ATLAN-"Monolith"-Zyklus-Exposéredakteur Götz Roderer. Außerdem wird Timothy Stahl, inzwischen Autor bei PERRY RHODAN ACTION, interviewt. Es empfiehlt sich hinsichtlich der Interviews mit Götz Roderer zuerst Rüdiger Schäfers sehr persönlich gefärbte Kritik an Götz Roderers gerade erschienenen Streifzug durch den Wissenschaften am Ende der SOL zu lesen. Rüdiger Schäfer und Götz Roderer sprechen im Verhältnis zur Gesamtlänge des Interviews intensiv, aber informativ über dessen Buch. Neben einigen persönlich-beruflichen Fragen geht Rüdiger Schäfer nach einer überraschend provozierenden Frage hinsichtlich Michael Marcus Thuners Exposéarbeiten aus einer Insiderposition auf den "Monolith"-Zyklus ein. Die Fragen sind konstruktiv und zielführend. Da zum Zeitpunkt des Interviews noch kein "Monolith"- Roman veröffentlicht worden ist, kann der Leser kein kritisches Hinterfragen insbesondere der Längen erwarten. Auf der anderen Seite vermisst man allerdings auch offene Fragen, wie zum Beispiel Götz Roderer in seinem Exposé Längen vermeiden will und wie frei er sich aufgrund der dieses Mal strengeren Ideenvorgaben von Klaus N. Frick wirklich bewegen konnte.
Alexander Huiskes interviewt Timothy Stahl, der nach zahlreichen Arbeiten für den Bastei Verlag jetzt einer der Stammautoren der PERRY RHODAN ACTION-Reihe ist. Alexander Huiskes geht in seinen einleitenden Fragen sehr gut auf andere Arbeiten Timothy Stahls ein. Dieser hat dadurch die Möglichkeit, sein Faible für das Phantastische und weniger die reine Science Fiction zu betonen. Im Gegensatz allerdings zu vielen anderen Mitarbeitern der PERRY RHODAN ACTION- Reihe wie Christian Montillon oder Frank Borsch bekennt sich Timothy Stahl zum Actioncharakter der Minizyklen. Für ihn ist Action ein durchaus ernstzunehmendes Genreelement. Der Einstieg in den komplexen PERRYX RHODAN ACTION-Kosmos ist ihm nicht leicht gefallen. Timothy Stahl hinterlässt einen sympathischen Eindruck, während Alexander Huiskes sich gut auf das Interview vorbereitet hat.
Beate R. Rosenbergs "Phytoluminer" ist eine stilistisch ansprechende Story, in welcher zu viele Ideen auf zu wenig Raum für den Leser nicht befriedigend beschrieben werden. Im ersten Teil schildert die Autorin die Liebe zwischen besonderen Pflanzen und der Protagonisten, die in einer Katastrophe münden. Im zweiten Teil des Textes wird aus einer anderen Perspektive auf die Ereignisse zurückgeblickt und eine unbefriedigende offene Pointe konstruiert. Viele im Kern gute Ansätze wirken teilweise zu überambitioniert beschrieben. Die Charakterisierung der Protagonisten ist teilweise zu eindimensional. Eine Sympathieebene zwischen Leser und insbesondere der unglücklich verliebten, tragischen Protagonisten und Empathen kann nicht aufgebaut werden. Hätte sich Beate R. Rosenberg ein wenig Zeit genommen, die einzelnen Figuren zu entwickeln und ihrer Geschichte einen umfangreicheren Hintergrund zu geben, wäre das Gesamtergebnis sicherlich deutlich besser geworden.
Die zweite Geschichte "Der Zielstern" von Matthias Hinz ist wahrscheinlich aus einem sentimentalen Moment heraus geboren worden, funktioniert aber als Story nicht wirklich. Perry Rhodan sinniert über sein Leben und seine Taten, bevor er mit dem nächsten Linearsprung wieder ins Sonnensystem zurückkehrt und alles vergessen ist. Es ist kein wirklicher Plot vorhanden und das Perry Rhodan möglicherweise in eine Sinnkrise geschlittert ist, nimmt der Leser dem Autoren keine Sekunde ab.
Kürzere Artikel wie Heiko Langhans über H. G. Francis Projekt eines PERRY RHODAN- Musicals oder Klaus N. Fricks "Der Redakteur erinnert sich" mit einer Postkarte von Walter Ernsting runden SOL 53 ab. Raimund Peter hat ein schönes Titelbild zur Ausgabe beigesteuert.
Wie schon die Ausgabe 52 bietet die vorliegende SOL das bekannte und im positiven Sinne routinierte Spektrum an thematisch breit diversifizierten Beiträgen. Aus dem Angebot ragen Günther Puschmanns originelle Ausblicke in die Welt mit künstlicher Intelligenz angereicherter Baumaterialien und das Interview mit Timothy Stahl positiv heraus.

Thomas Harbach, Lübeck


RETTUNGSKREUZER IKARUS 37: NEMESIS
106 Seiten DIN A 5, Klebebindung, ISBN 978-3-941258-09-9.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.

NEMESIS von Dirk van den Boom beendet den ersten Zyklus der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie. In dem vorangegangenen Band, SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST, waren die Outsider und ihre Verbündeten zwar besiegt worden, einige Handlungsstränge jedoch offen geblieben.
Der ehemalige Kronprinz des Multimperiums, Joran, ist in seinem manövrierunfähigen Schlachtschiff gefangen, das von seinem Erzfeind, dem IKARUS-Captain Roderick Sentenza, und einer Kompanie Schluttnick-Soldaten geentert wird. Joran soll nämlich lebend gefangengenommen werden. Aber da sind natürlich gewisse dramaturgische Gesetze vor ... Gleichzeitig fliehen der Usupator der Galaktischen Kirche, Decorian, und der Sektenführer Asiano vor ihren Häschern.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 37Zwei Handlungsfäden werden nicht abgeschlossen. Dem (unsterblichen) Wissenschaftler Botero gelingt es, ein Raumschiff der Outsider in seine Gewalt zu bekommen und zu fliehen. Außerdem können weitere Outsider-Schiffe entkommen – zumindest werden sie nicht explizit vernichtet. Das muss aber keineswegs bedeuten, dass diese Handlungsoption im neuen Zyklus genutzt wird. Auch die TERRANAUTEN-Serie wusste mit den "Grauen Garden", die, nachdem die Terranauten das "Konzil der Konzerne" besiegt hatten, in die Galaxis verschwanden, nichts anzufangen (von einer Ausnahme abgesehen.)
NEMESIS ist ein routiniert geschriebener, unspektakulärer Roman der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie, der keine Überraschungen bietet, und wegen eines Nachwortes und diverser Zeichnungen der IKARUS erfreulicherweise weniger umfangreich als üblich ist.
Dirk stellt in seinem Nachwort selbst fest, dass sich in der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie "(...) viele Topoi (wiederfinden), die man auch aus deren Bereichen der Space Opera, der Military SF und weiteren Subgenres kennt." Das war der Tenor vieler meiner Rezensionen über die RETTUNGSKREUZER IKARUS-Romane ... Gleichwohl ist dem Konzept ein gewisser Erfolg zu bescheinigen, da es eine Serie mit immerhin siebenunddreißig Romanen trug. Das ist mehr, als in der Historie der SF manche Heftromanserien aufweisen können. Freilich profitiert die RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie von gänzlich anderen wirtschaftlichen, besser: technischen Rahmenbedingungen, ohne die die komplette Kleinverlagsszene in den letzten Jahren und Jahrzehnten wohl nicht entstanden wäre.
Bedauerlich bleibt es dennoch, dass nur wenige Romane der siebenunddreißig RETTUNGSKREUZER IKARUS-Bände einen unkonventionellen Charakter aufweisen. Mit dem 38. Band, URLAUB AUF SHAHAZAN, wird die Reihe – und mit einem neuen Zyklus – fortgesetzt. Es ist der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie zu wünschen, dass sie die Gelegenheit nutzt, nicht nur um an ihren Erfolg anzuknüpfen, sondern auch, um eigenständige inhaltliche Akzente zu setzen.

Armin Möhle, Wallenhorst


FUTURE MAGIC 62
82 Seiten DIN A 4, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 18,00 EUR.
Kontakt: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder.
Internet: members.chello.at/sfc_stardragons.

Dank fleißiger und aktiver Mitglieder kann der SFC STARDRAGONS aus Wien immer noch regelmäßig ein gut gefülltes Heft herausgeben. Zwar kommen und gehen auch hier Leute, aber der harte Kern bleibt und versucht den Inhalt abwechslungsreich und unterhaltsam zu gestalten.
In der 62. Ausgabe hat man sich wieder einem Schwerpunktthema zugewandt. Mehrere kleine Artikel und Geschichten beschäftigen mit einem Fabeltier, das zwar auch vielen bekannt ist, aber wesentlich seltener beachtet wird, dem Greifen.
Die Autoren haben ihr Wissen zusammen getragen und plaudern in munteren kleinen Essays über ihre Erkenntnisse. Fred H. Schütz baut den seinen weniger sachlich als anekdotenhaft auf und bringt die Details in eher ungeordneter Reihenfolge unter. Interessanterweise macht er dabei auf die Ähnlichkeit des Greifen zu dem den persischen Simurgh oder den chinesischen Phönix Fenghuang aufmerksam und nimmt sich sehr viel Zeit, die verschiedenen äußerlichen Vorstellungen des Fabelwesens vorzustellen. Wesentlich sachlicher bleibt da Eva Kalvoda. Sie teilt die klassischen Mythen und die seltsamen Behauptungen über das Wesen in zwei Artikel auf. Filmfan Stefan Bellack erinnert sich zudem an einen Film, in dem einer der wenigen in Modellen animierten Greifen auftrat: SINDBADS GEFÄHRLICHE ABENTEUER.
Ansonsten bietet diese Ausgabe wieder die gewohnte Mischung aus (Fortsetzungs-) Geschichten, bei dem vor allem "Sigrams Hochzeit" aus Susanne Stahrs "Golconda"-Reihe durch ihre skurrile Phantasie herausragt, Artikeln und Meinungen zu Wissenschaft, Forschung und Fußball, News und Rezensionen zu Filmen und Büchern, aber auch Nachrufe auf Paul Newman, Michael Crichton, eine freche Glosse und nicht zuletzt auch Leserbriefe.
Vielen mag das FUTURE MAGIC dadurch wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit erscheinen, in dem es das Internet noch nicht in dieser Form gab, aber es ist auch ein höchst lebendiges Fanzines in dem die Mitarbeit und Begeisterung der Clubmitglieder stimmt, und das auch problemlos von Neueinsteigern gelesen werden kann.
Deshalb sollte man ruhig einen Blick zu riskieren, wenn man eine bunte Mischung aus Kreativität und Meinungen über phantastische Themen mag.

Christel Scheja, Solingen



PLOP 83

76 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: 150 Exemplare, 4,00 EUR, 4er-Abonnement 13,00 EUR.
Kontakt: Melchior Condoi, Alte Dorfstr. 9, 19073 Schossin, E-Mail: mcondoi@gmx.de.
Bankverbindung: Netbank (BLZ 200 905 00), Konto 6008751340.

Vor vielen Jahren erschien PLOP als Comic-Magazin im Moewig Verlag. Inzwischen wird es als Fanzine von Melchior Condoi fortgesetzt, geschrumpft auf Format DIN A 5 und offen für die Beiträge von Künstlern und Lesern. Entsprechend bunt ist der Inhalt: Leserbriefe, Comics und Rezensionen, wobei der Sekundärteil stets durch kleine Abbildungen und Illustrationen aufgelockert wird.
Die Comics, die den Schwerpunkt ausmachen, bieten verschiedene Inhalte – Underground, zeitkritisch, politisch, phantastisch - und stilistisch eine große Bandbreite – schlicht und cartoonhaft bis hin zur aufwändigen Illustration (im Original vermutlich koloriert). Die Mitwirkenden mögen dem Insider bekannt sein; wer weniger mit der einheimischen Comic-Szene vertraut und/oder kein regelmäßiger PLOP-Leser ist, kann sich ein Bild vom Können junger Talente machen.
Coverabbildung PLOP 83Beispielsweise wird die Auto-Liebe auf die Schippe genommen. Wer mit einem dicken Boliden protzt, kaschiert damit womöglich andere Unzulänglichkeiten. Ist der Unterschied zwischen Rechten und Linken wirklich so groß? Wenn Randale angesagt ist, sind alle gleich, und wer als Opfer herhalten muss, wird nicht mehr nach seiner Zugehörigkeit gefragt. Jeder kennt es: Man ist mit etwas beschäftigt – in diesem Fall sitzt man auf dem WC -, das Telefon klingelt, man schmeißt alles hin, denn es könnte sich um etwas Wichtiges handeln, und dann ist es eine von diesen Sch…-Bandansagen mit Werbemüll. Auch die Motive eines Amokläufers werden beleuchtet, vielleicht aus gegebenem Anlass, aber in diesem Zusammenhang leider nicht lustig. Diese und viele weitere Comic-Geschichten warten auf ihre Leser.
Die Rezensionen befassen sich vor allem mit Comic-Fan-Publikationen, darunter PANEL, COMICKAZE, COMIC! JAHRBUCH 2009, COMICS & MEHR sowie mit EXODUS als einzigem SF-Fanzine. Die gängigen Produkte der "großen" Verlage (Panini, Ehapa, Carlsen, Splitter usw.) finden keine Berücksichtigung.
Das Fanzine PLOP wendet sich an ambitionierte Comic-Künstler und an all jene, die sich für die kleine deutsche (Underground-) Szene interessieren, die fernab des Kommerz’ ihr eigenes Süppchen kochen. Man sollte Sinn für deftigen, manchmal makaberen Humor haben und aufgeschlossen sein für eine Themen- und Stil-Vielfalt, dann hat man gewiss seinen Spaß mit PLOP.
Positiv zu erwähnen ist außerdem, dass sich der Herausgeber immer freut, wenn man ihn kontaktiert und ihm Beiträge zur Verfügung stellt.

Irene Salzmann, Kranzberg


SF-KATZEN-NOTIZEN 660
32 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 8 Leben, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
INTRAVENÖS 180
84 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: Kurt S. Denkena, Postfach 760318, 28733 Bremen, E-Mail: kasse@atlan- club-deutschland.de.

Alle Jahre wieder – meist zur Weihnachtszeit – erreicht mich eine kleine, aber feine Fanzine-Sendung aus dem hohen Norden und verursacht heimatliche Gefühle. Diesmal verschwand die kleine Sendung unter einem Packen anderer Arbeit und tauchte erst jetzt wieder auf. Nun ist es auch ein gewissen Wagnis, einem bekennenden Hundebesitzer ein Katzen-Fanzine zu schicken (ganz zu schweigen, was unser Vierbeiner machen würde, wenn er es zwischen die Pfoten bekäme, sozusagen als "Ersatzvornahme" in Ermangelung der echten "Katzen"....). Aber man selbst ist ja Tierfreund und übt sich in Toleranz... und wird entschädigt.
Die SFKN sind eine angenehme und vergnügliche Lektüre und man erfährt erstaunliches über die kleinen schnurrenden Vierbeiner. KSD beginnt mit ungewöhnlichen Geschichten, die er aus verschiedenen Zeitungen entnommen hat und in denen Katzen eine Rolle spielen. Manchmal etwas unheimlich: bei der Katze, die sich im Altenheim immer zu den Menschen legt, die bald sterben werden, manchmal skurril: über die Heilpraktikerin, die Tiertherapie ohne Tiere anbietet oder menschlich: über die Katze, über deren Verbleib eine Sorgerechtsprozess entscheiden musste. Dann wird es persönlich und Kurt erzählt über die Ereignisse mit seinen Katzen während des letzten Jahres. Ein Beitrag, in dem viele Erinnerungen und Assoziationen verflochten sind. Man erfährt viel über das Leben Kurts mit Katzen – und Fledermäusen. Garniert ist das ganze mit vielen Bildern und Cartoons. Auch wenn es schwarzweiß gedruckt wurde, ist es inhaltlich ein buntes Heft geworden.
Genauso bunt und vielfältig kommt INTRAVENÖS 180 daher. Das Heft enthält die übliche Mischung eines Clubfanzines. Eine große Zahl von Leserbriefen zeugt von einem regen Clubleben. Artikel und Berichte, Stories und Gedichte sowie ein nicht eben leichtes ACD-SuperQuiz machen das Heft zu einer kurzweiligen Angelegenheit.
Besonderes Highlight (es war Weihnachten, als das Heft erschien) ist der abgedruckte Weihnachts-Sketch, den Kurt Denkena zusammen mit einer Kollegin erdacht hat. Wer das Stück liest kann gut nachvollziehen, warum es nie zur Aufführung gelangte. Nicht weil es schlecht wäre. Im Gegenteil, das Stück ist kurzweilig und gekonnt geschrieben. Es geht allerdings mit den Geschehnissen in der biblischen Weihnachtsgeschichte etwas "eigenwillig" um und könnte bei zarten Gemütern zu einer unangenehmen Rührung führen. Das wollten die Autoren ihren Kollegen wohl nicht antun. Der ATLAN-Gemeinde trauen sie aber wohl etwas mehr zu und schonen sie nicht. Ein buntes Heft, das man mal so durchblättern kann, um den einen oder anderen interessanten Beitrag zu lesen und sich an den Fragen des Quiz die Zähne auszubeißen, das man aber auch von vorne bis hinten verschlingen kann, das aber letztlich ein gutes Aushängeschild für einen aktiven und interessanten Club ist.

Holger Marks, Marburg



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfrage]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Clemens Nissen s. ps., Holger Marks, Irene Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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