Online 140 |
Werte Leserinnen und Leser, die
Printausgabe des FANZINE-KURIER 139 wies bedauerlicherweise diverse sachliche Fehler
auf. So waren die Kontaktdaten, d. h. die Postadressen, des
RISSZEICHNUNGS-JOURNALS 124 und von AD ASTRA 108 veraltet. Korrekt
lauten sie RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND (RCD), Georg Joergens,
Gogrevestraße 12, 40223 Düsseldorf bzw. HARY PRODUCTION,
Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken. Vor allem ist im FK 139 der
PALADIN 163 besprochen worden, nicht die Nr. 162. Sorry ...
Viele GrüßeDie Herausgeber des PANEL 27 muss ich wegen der erneuten Verschiebung des Abdrucks der Rezension nochmals um Geduld und Verständnis bitten. Ansonsten sind für den FK 141 Besprechungen über SOL 52, FUTURE MAGIC 61, PALADIN 164, GOLEM 86 u. a. vorgesehen. Armin Möhle ARCANA 10 SCIENCE FICTION OKULAR 259, 260 SOL 51 RETTUNGSKREUZER IKARUS 35: KONTAKT EDITION HEIKAMP 22: DER BESTE ALLER MÄNNER XUN 19 DRACHENBRIEF 140 WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE SONDERAUSGABE 2007 SF-NOTIZEN 650
ARCANA 10 64 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1610-7373. Auflage: unbekannt, 4,00 EUR, 3er-Abonnement 10,00 EUR. Kontakt: Verlag Lindenstruth, Postfach 101026, 35340 Giessen, E-Mail: arcana@verlag-lindenstruth.de. Bankverbindung: Sparkasse Giessen (BLZ 513 500 25), Konto 228023459. Das "Magazin für klassische und moderne Phantastik" widmet sich dem Horrorgenre. Das Heft beginnt nach dem Vorwort mit einem Nachruf, der den Leser unter dem Titel "Blut darf erst gar nicht gerinnen" insgesamt auf den Inhalt einstimmt. Uwe Voehl preist Ernst Vlcek als Horror-Autoren, während er dessen SF-bezogenes Arbeitsumfeld eher verächtlich als "Perry Rhodan-Maschinerie" abtut. Auf den Ende Juni 2008 verstorbenen Herausgeber Kalju Kirde blickt Franz Rottensteiner zurück. Über den "Okkultisten Gustav Meyrink" schrieb Tobias Bachmann eine "biographische Notiz", sie wird um einen "Bilderbogen seiner Werke" ergänzt, für den als Verfasser ein "Robert N. Bloch" angeführt wird. Fotina Morosowa, Michail Parfönow, Wjatscheslaw Korop und Robert N. Bloch stellen "Horrorliteratur und Phantastik im modernen Russland" vor. Das Buch FASZINIERENDE FANTASTIK DER ANTIKE von Meinhard-Wilhelm Schulz rezensiert Marco Frenschkowski, während Robert N. Bloch William Hope Hodgsons Werk CARNACKI, DER GEISTERFINDER bespricht. Die Ausführungen in den Artikeln und Rezensionen sind recht gedrängt, dabei aber aufschlussreich. Eingestreut sind die Geschichte "Die Chinesenhand", erschienen 1927, verfasst von Egon von Kapherr, und Otto Hipps 1925 erstveröffentlichte Story "Das zuckende Herz" sowie die ähnlich alte "Die Knochen" von Ernst Wolfgang Freißler, ferner das Gedicht "Schädel Friedhöfe küssen" von "Schädelwaldt". Fast alle Beiträge machen den Eindruck, als Appetithappen für Werke des Horrorgenres zu fungieren, sicherlich auch gern für Ausgaben des Verlages Lindenstruth oder der Bibliothek ARCANA. Sie zu bewerten, fällt einem Fan, der in erster Linie an SF interessiert ist, schwer. Die Geschichten und das Gedicht suchen Schauer zu verbreiten und werden wohl nur in der Zielgruppe wirklich auf Begeisterung stoßen. Die Story "Die Knochen" weist mit der zerstörerischen Wirkung eines Pfeilgiftes auf das Knochensystem einen ausgefallenen Gruseleffekt auf, "Das zuckende Herz" schildert das grausige Wiedersehen mit einer Geliebten, während "Die Chinesenhand" recht blutrünstig ausfällt, erst recht aber "Schädelwaldts" Gedicht. Fazit: Für Horror-Freaks bietet Arcana Nr.. 10 gewiss lohnende Leseanregungen und -Häppchen, für andere Fans der Phantastik ist das Magazin nur am Rande interessant. Clemens Nissen s. ps., Schortens SCIENCE FICTION OKULAR 259, 260 14, 10 Seiten DIN A 4, Seitenheftung. Auflage: unbekannt, jeweils 1,50 EUR. Kontakt: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de. Internet: www.sfokular.de. Im Gegensatz zu den Vornummern bieten die Ausgaben 259 und 260 des SF OKULAR wieder mehr und wesentlich abwechslungsreicheren Lesestoff. Es sieht fast so aus, als wären einige Mitglieder aus ihrem Sommerschlaf erwacht, denn sie haben Gedanken und Überlegungen zu brisanten Themen aufs Papier gebracht. So kündigt Gabi Behrend in der Ausgabe 259 an, über die "Phantastik im Werk von Angelo Branduardi" zu berichten, der gemeinhin eher als Schlager- und Schnulzensänger bekannt ist und setzt dieses Vorhaben in der Ausgabe 260 auch entsprechend um, indem sie einige Texte und ihre Übersetzungen präsentiert, die ihre Ausführungen fundamentieren. Der italienische Sänger entwirft in seinen Balladen eine mystische Welt, die eng mit Sagen und Legenden verknüpft ist und die Phantasie anregt. Wolfgang C. Goede stellt die Ideen und Überlegungen vor, die man sich zu einer "Brücke von Europa nach Amerika" gemacht hat. Was auf seine Art und Weise sehr utopisch erscheint wird sogar immer noch ernsthaft überlegt, auch wenn sicherlich die Kosten für heutige Verhältnisse unbezahlbar wären. "Die Transatlantik-Brücke" ist auch das Thema von Irma Leus Bericht. Arno Behrend bespricht den Kinofilm DARK KNIGHT, während Gabi Behrend und Irma Leu ihre Eindrücke vom Elstercon 2008 schildern. In der Ausgabe 260 gibt es neben dem Essay zu Angelo Branduardi noch Rezensionen zu DAS MARSGRAB von K. K. Rusch und BABYLON A. D. sowie einen Überblick über die Verleihung und die Träger des CURT SIODMAK-Preises 2008. Alles in allem bietet gerade die Ausgabe 259 diesmal auch mehr Informationen für den außenstehenden Leser und zeigt, dass es durchaus auch noch andere aktive Mitglieder außer den "üblichen Verdächtigen" gibt. Dementsprechend gering ist auch diesmal der redaktionelle und clubinterne Teil. Allerdings können auch diese Nummern nicht verleugnen, dass das SF OKULAR" weiterhin eine Informationsschrift des SF CLUBS NRW ist, die sich in erster Linie an die Mitglieder und Beitrittswillige richtet. Christel Scheja, Solingen SOL 51 68 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453. Auflage: 1.400 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR. Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt. Internet: www.prfz.de. Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg (BLZ 25850110), Konto 46042420. Einen breiten Raum in der neuen SOL nimmt das Gedenken an Ernst Vlcek ein. Das beginnt mit Swen Papenbrocks schönem und treffenden Titelbild über das dieses Mal auf einem schwarzem Hintergrund gedruckte Vorwort und endet bei Heiko Langhans kurzer, mit einigen persönlichen Bemerkungen ergänzter Werksübersicht. Insbesondere Uschi Zietsch stellt einige private Fotos zur Verfügung, welche sie mit sehr persönlichen Erinnerungen versieht. Uwe Anton und Horst Hoffmann sprechen außerhalb der PERRY RHODAN-Teams über ihre Zusammenarbeit mit Ernst Vlcek bzw. über eine Anekdote nach einer feucht fröhlichen Autorenkonferenz. Roman Schleifer und Rüdiger Schäfer – Vlcek ist Ehrenmitglied der PRFZ gewesen – bilden den fannischen Block. Der "Galaktische Beobachter" setzt sich mit den PERRY RHODAN-Romanen 2426 bis 2437 auseinander. Auffällig ist, dass Wim Vandemann wieder in den allerhöchsten Tönen gelobt wird. Sicherlich gehört Wim Vandemann zu den einfallsreicheren Autoren, denen die exzentrischen Egotrips vor allem eines Leo Lukas abgehen, aber wenn es zum Vergleich mit Becketts Fußstapfen kommt, wirkt das Lob ein wenig zu übertrieben. Mit der Handlung des Roman selbst ist Rainer Stache zufrieden. Insbesondere die kritische Auseinandersetzung mit dem nur vordergründig stetig bemühten Helfer der Menschheit ES in den Romanen um das STARDUST-System wird gelobt. Im Vergleich zum vorangegangenen Zyklus hält die Exposéredaktion noch die zahlreichen Fäden geschlossen in der Hand und selbst kleine Nebenhandlungen scheinen auf das große Ziel Band 2.500 hinzuführen. Die Ergänzung seiner Kolumne um "Da lacht der Leserbriefonkel", "Da tränt das Auge" und "Der Klops des Quartals" ist gut. Vielleicht hilft diese Art der Entlarvung irgendwann den Autoren und Lektoren, sich wieder auf die deutsche Sprache inklusive des Konjunktivs und vor allem auf die Geschichte der RHODAN- Serie zu konzentrieren. Insbesondere beim kleinen Bruder PERRY RHODAN ACTION hat es sich erwiesen, dass die RHODAN-Mannschaft mit einer Handvoll zum Teil überforderter Jungautoren nicht in der Lage ist, eine zweite qualitativ vernünftige Serie zu produzieren. Vor allem Christian Montillon und Klaus N. Frick dürften für die vielen RHODAN-historischen Fehler in der ACTION-Reihe verantwortlich sein. Christian Montillon ist in der vorliegenden SOL nur auf der 63. INTERcomic in Köln vertreten. Nach diesem kleinen Hinweis kann der penible Beobachter die Fotos fünf und sechs von Rüdiger Schäfer in dieser Ausgabe zählen … Nur Ernst Vlcek ist öfter vertreten. Ansonsten bleibt noch anzumerken, dass zumindest die SOL 51 fast schon zu einer "Rüdiger Schäfer empfiehlt"-Ausgabe geworden ist. Mit entsprechenden Fotos stellt Schäfer nicht nur den neuen Tischschmuck für die PERRY RHODAN-Stammtische vor, welcher kostenlos an die entsprechenden Gruppen angegeben wird, sondern auch das PERRY RHODAN ADVENTURE. Rainer Stache geht noch kurz auf das PR-Spiel DIE KOSMISCHE HANSE ein. Die SOL 51 offeriert drei Interviews mit neuen unverbrauchten Gesichtern. Da ist zum einen Marc A. Herren, welcher sich erst einen Platz als Charakter in einem PERRY RHODAN-Band ersteigerte und dann zum ersten Schweizer im erweiterten RHODAN-Team geworden ist. Allerdings lässt sich an dem Interview auch die chaotische Planung hinter den Kulissen der PERRRY RHODAN ACTION-Serie ablesen, denn während Marc A. Herren immer wieder von seinem ersten Roman im Rahmen dieser Miniserie spricht, hat er inzwischen einen weiteren Band geschrieben. Marc A. Herren wirkt in dem kurzweilig zu lesenden Interview mit Roman Schleifer unverbraucht, seine Antworten sind offen und ausführlich. Dabei geht er auch durchaus selbstkritisch mit seiner eigenen Person um. Ein Mensch, welcher das Leben genießen möchte, der noch Wünsche, Träume und Ambitionen hat. Er ist sich allerdings auch der eigenen Schwächen bewusst und kokettiert mit ihnen. Ulrich Bettermann interviewt den PERRY RHODAN-Lektor und -Zuarbeiter zu Christian Montillons PERRY RHODAN ACTION, Alexander Huiskes. Der Leser hat allerdings sehr schnell den Eindruck, als habe sich Ulrich Bettermann zu Beginn des Interviews wenig mit der Schwesterserie beschäftigt. Es fehlen kritische Rückfragen und auf die teilweise markanten Fehler in Hinblick auf die Serienhistorie wird nicht eingegangen. Alexander Huiskes selbst berichtet von seiner Arbeit als Lektor der RHODAN-Romane und den Ablauf nach der Abgabe des Manuskripts durch den Autoren innerhalb des Verlages. Das mit weitem Abstand interessanteste Interview führt Stefan Barton mit Vincent Burmeister, der gerade seinen Abschied als Zeichner der PERRY-Comics eingereicht hat. Vincent Burmeister ist sicherlich ein unsteter Geist, ein Querdenker, welcher auf keinen Fall stromlinienförmig daherkommen will. Dabei ist er sich bewusst, dass seine innere Einstellung Kritik hervorruft und ihm das Leben teilweise nicht einfach macht. Aber Vincent Burmeister hat sich entschlossen, diesen schwierigen Weg zu gehen. Was das Interview so erfrischend anders macht, ist Vincents fehlende Liebe zum Erben des Universums. Er hat sich von einer gänzlich anderen Perspektive in diesen Stoff hineingearbeitet, dafür Lob und Kritik – hier reagiert er allerdings sehr dünnhäutig – geerntet und sich künstlerisch weiterentwickelt. Stefan Barton räumt Vincent Burmeister mit seinen sehr offenen Fragen auch genügend Raum ein, sich als Persönlichkeit vorzustellen und seine Arbeit im Team sowie die Besonderheiten der Comicfabrik zu erläutern. Raimund Peter berichtet über neue Pläne zu 3-D-Videoanimationen. Es ist erstaunlich, wie weit die Technik inzwischen fortgeschritten ist und das Heimkino im künstlerisch computerisierten Sinne des Wortes in neue Dimensionen führt. Es empfiehlt sich, vor Beginn der Lektüre – soweit Raimund Peters Werke noch unbekannt sind – erst den Links zu folgen und sich einige Beispiele seiner Computerkunst anzusehen. Deutlich humorvoller, aber nicht weniger unterhaltsam ist das fiktive Interview über den Ringwulst und seinen technischen Auswirkungen auf die gesamte Raumfahrtindustrie. Der Artikel ist als fiktives Interview aufgebaut. An einer Stelle sprechen die Interviewer mit einem großen Fragezeichen ihren in Hinblick auf technisches Wissen überforderten Lesern absichtlich aus der Seele. In Kombination mit den im RISS-ZEICHNUNGSJOURNAL veröffentlichten Zeichnungen ein unterhaltsamer und vor allem origineller Beitrag. Rainer Castor berichtet in seinem Werkstattbericht von einem neuen Abschnitt innerhalb der blauen ATLAN-Hardcoverreihe. Nach Abschluss der Varganen-Thematik fügt Castor einige Bände um Chapat und Atlans Traummaschinenabenteuer zu DER INTRIGANT VON ARKON zusammen. Das interessante Element dieses kurzen Artikel ist ein Einblick in Rainer Castors Arbeitsweise, der beim vorgestellten Band im Grunde neben der Zusammenfassung von fünf Einzelheften zu einem geschlossenen Abenteuer auch wie bei einem Puzzle Fragmente aus weiteren Heften entnehmen und in die Handlung integrieren musste. Robert Hector berichtet in seinem Artikel von der Entstehung der PSI-Materie und ihrem Zusammenhang mit ES sowie ARCHETIM. Obwohl der Artikel sehr fundiert, aber trocken geschrieben worden ist, hilft er insbesondere den Neueinsteigern in die laufende Serie sich den zahlreichen pseudotechnischen Entwicklungen und ihre Zusammenhänge mit den jeweiligen Superintelligenzen zu nähern. In seiner gewohnt soliden Art stellt Michael Thiessen mit den Illustrationen von Thomas Scheilecke in den Völker- Datenblättern die "Mom´Serimer" vor. Inge Mahn leistet mit ihren Erinnerungen an William Voltz dem großartigen Autoren inzwischen einen Bärendienst. Sie ist im Jahre 1970 angekommen, aber insbesondere der zehnte Teil liest sich ausgesprochen langweilig. Wieder ein kurzer Bericht von einer weiteren Autorenkonferenz mit gutem Essen und vielen geistigen Getränken am Abend zuvor, dann folgt das Brainstorming und die Preiserhöhung bei den RHODAN-Romanen hat eine Aufbesserung des Honorars um 50,00 DM zur Folge. William Voltz kümmert sich jetzt verstärkt um die Leserkontaktseite. Die Voltz' sind ohne ihren Sohn – der ist bei Freunden – drei Wochen in den Urlaub gefahren. Die Redaktion täte gut daran, Frau Mahn einen PERRY RHODAN-interessierten Co-Autoren wie zum Beispiel Heiko Langhans an die Seite zu stellen, welcher die hier leblos präsentierten Fakten extrapoliert und ihre Stellung im PR-Kosmos gewichtet darstellt. So findet sich der Hinweis, dass Voltz mit den fünfhunderter Bänden mehr und mehr in die Exposéredaktion eingebunden wird und ein entsprechender Brief mit Vorschlägen wird stark verkleinert abgedruckt. Aber welche Folgen dieser im Grunde existentielle Umbruch für die Serie hat, wie die Zusammenarbeit mit Scheer funktionierte, bleibt außen vor. Weiterhin ist Frau Mahns Stil ermüdend und die bloße Auflistung von Fakten chronologisch geordnet reicht einem Vollblutautoren wie Willi Voltz nicht zur Ehre. Die einzige Story der SOL-Ausgabe ist "Das Plateau der Götter" von Dietmar Doering. Eine weitere Götter aus dem All und First Contact-Geschichte, die zwar stilistisch erstaunlich ansprechend geschrieben ist, inhaltlich aber nicht sonderlich überzeugen kann. Wenn sich ein Autor auf diesen sehr bekannten Wegen bewegt, sollte er zumindest plottechnisch einige Überraschungen in seinem literarischen Köcher verbergen. Dank der guten Interviews mit neuen Gesichtern und der Nachrufe auf Ernst Vlcek, welche über die Verlagsplattitüden hinausgehen und sehr persönlich wirken, überzeugt die SOL 51 mehr als ihre Vorgängerausgaben. Thomas Harbach, Lübeck RETTUNGSKREUZER IKARUS 35: KONTAKT 128 Seiten DIN A 5, Klebebindung, ISBN 978-3-941258-01-3. Auflage: unbekannt, 6,90 EUR. Kontakt: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen. Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de. KONTAKT ist die Fortsetzung von DIE VERSCHWÖRER und stammt ebenfalls aus der Feder von Irene Salzmann. Der Roman setzt sowohl die Geschehnisse auf der Raumstation Vortex Outpost, die im Zeichen des drohenden Angriff der Outsider, der Evakuierung und diplomatischer Ränkespiele steht, und als auch im Nexoversum fort. Der Botschafter Septimus Cornelius wird verdächtigt, in das letzte Attentat auf den telepathisch begabten Vizianer Pakcheon verwickelt zu sein, wird arrestiert, kann fliehen und mit dem vermeintlich toten Telepathen auf dessen Raumschiff entkommen. Die Handlung nimmt eine überraschende Wendung, als Pakcheons Witwe auf Vortex Outpost auftaucht. Im Nexoversum erkennen Shilla und Jason Knight, dass sie dem Bioraumschiff CELESTINE II nicht entkommen können und bereiten seine Vernichtung vor. Wie in DIE VERSCHWÖRER entwirft die Autorin auch in KONTAKT routiniert eine dichte Handlung. Das bringt es mit sich, dass Irene gegen Ende des Romans mehrere Seiten benötigt, um die Motive und Handlungen der Verschwörergruppe aufzuklären. Damit ähnelt KONTAKT eher einem Kriminal- als einem SF-Roman, aber diese Symbiose hat durchaus ihren Reiz. Dem Krimi-Genré wohl auch entlehnt (andererseits auch für die RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie typisch) sind die Feuergefechte, die sich in KONTAKT zweimal durchchoreografiert in geschlossenen Räumen abspielen und zu lange andauern. Einem Strahl- oder Pistolenschuss (mit einer Geschossgewindigkeit von mehreren hundert Metern in der Sekunde!) kann kein Protagonist ausweichen, weder in einem SF- noch in einem zeitgenössischen Kriminalroman – vorausgesetzt, der Schütze hat gut genug gezielt. Der eigentümliche Beziehung zwischen Septimus Cornelius und Pakcheon gibt die Autorin auch in KONTAKT wieder Raum. Die beiden sorgen gegen Ende des Romans dafür, dass der Titel des Romans einen Sinn ergibt. Während der neuerlichen Intrigen, Kämpfe und Verbrechensaufklärung auf Vortex Outpost war das nicht der Fall. DIE VERSCHWÖRER und KONTAKT hätten auch in drei Romanen erscheinen können. Nicht nur vom Gesamtumfang her wäre das möglich gewesen, sondern auch die zwei Handlungsebenen, die Raumstation Vortex Outpost und das Nexoversum, hätten voneinander getrennt werden können. Auch dann hätten der Cliffhanger zwischen den beiden Romanen und das Ende von KONTAKT funktioniert (vorausgesetzt, der Nexoversum-Roman wäre zwischen den Vortex Outpost-Bänden platziert worden). Eine solche Trennung hätte, zugegeben, vor allem ökonomisch Sinn gemacht und schmälert den überwiegend positiven Eindruck von KONTAKT nicht. Als RETTUNGSKREUZER IKARUS-Band 36 wird die SCHLACHT UM VORTEX OUTPOST angekündigt. Nanu, das hatten wir doch schon einmal, und zwar in ANTAGONIST (Band 26)?! Wäre es nicht sinnvoller, endlich die Hyperbombe in das Nexoverum zu befördern ...?! Armin Möhle, Wallenhorst EDITION HEIKAMP 22: DER BESTE ALLER MÄNNER 28 Seiten DIN A 6, Mittelheftung, ISBN 78-3-937440-40-8. Auflage: 100 Exemplare, 2,80 EUR. Kontakt: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim. Internet: www.edition.heikamp.net. Gisela Schäfer, Jahrgang 1935, ist Gründerin der "Autorengruppe Kleeblatt". Seit geraumer Zeit erscheinen ihre Kurzgeschichten in den Anthologien kleiner Verlage und im Eigenverlag. Innerhalb der EDITION HEIKAMP/Crago-Verlag ist DER BESTE ALLER MÄNNER (Band 22) bereits ihre zweite Publikation nach PEINLICH; PEINLICH (Band 13). Wer sich über jenes Büchlein bereits königlich amüsierte, weil die Autorin darin trefflich die unabänderlichen Kleinigkeiten des Alltags, wegen derer sich jeder trotz besseren Wissens ereifert, auf die Schippe nimmt, wird auch an ihrem neuen Werk viel Vergnügen haben. Diesmal sind es Szenen aus dem Eheleben, die veräppelt werden. Kritik in beide Richtungen ist enthalten, denn Mann und Frau können manchmal einfach nicht über ihren Schatten springen, und wenn sie es doch tun, geht es meist schief. Momente mit Situationskomik werden mit einem Augenzwinkern wiedergegeben, so dass man nicht beleidigt ist, selbst wenn man gewissermaßen den Spiegel vorgehalten bekommt. Solche Geschehnisse gehören einfach dazu, und man liebt den anderen deswegen nicht weniger – und auch das bringt die Autorin zum Ausdruck: "Der Beste aller Männer" ist eine Liebeserklärung an ihren Mann und ein Danke für viele schöne Ehejahre. Beispielsweise erzählt Gisela Schäfer in "Mitgegangen" von den Folgen der Flexibilität. Sie begleitet ihn zum Fußball, gibt zu, dass die Atmosphäre im Stadion überwältigend ist, sie aber auch ein wenig Angst vor den Fans hat, die mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind und randalieren könnten. Umgekehrt lässt er sich in ein Konzert mitnehmen, wo er prompt einschläft und sich auch noch beschwert, dass er dauernd geweckt wird. Eine "Aufräumaktion" ist hin und wieder nötig, aber wehe, man vergreift sich dabei am Allerheiligsten des anderen. Verständnis oder gar Freude über die Hilfe? Ganz sicher nicht. Am besten, man stellt den Urzustand wieder her, und das geht ganz schnell. "Essen kochen" gehört zu den Pflichten der Frau, selbst wenn sie krank ist. Obwohl alles gerichtet ist und die Suppe nur noch erhitzt werden muss, macht er ein Drama daraus. Anschließend ist er so stolz, dass er fast platzt, weil er den Knopf am Herd betätigen konnte: Ein und Aus. Außer diesen drei findet man neben einem einstimmenden Vorwort noch zehn weitere satirische Geschichten von ein bis zwei Seiten Länge. Sie alle schildern Begebenheiten, wie man sie selbst so oder ähnlich erlebt hat. Man kann sich identifizieren und darüber schmunzeln, dass alle in etwa die gleichen Erfahrungen im Laufe einer Ehe sammeln und dass die Eigenarten, die als typisch Frau oder typisch Mann gelten, nicht ganz zu Unrecht dem jeweiligen Geschlecht zugesprochen wurden. Wer dem Alltag mit Humor begegnen kann, wird wieder einmal feststellen, dass das Leben selbst mit die besten Geschichten schreibt. Die Erzählungen von Gisela Schäfer kann man jedem empfehlen, der ironische und doch warmherzige Kurzgeschichten aus dem wahren Leben schätzt, in denen die kleinen Macken, die jeder hat, aufs Korn genommen werden. Band 13 und nun auch Band 22 zählen zu den Highlights der EDITION HEIKAMP. Irene Salzmann, Kranzberg XUN 19 76 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1862-7552. Auflage: 125 Exemplare, 3,30 EUR, 3er-Abonnement 11,75 EUR, 5er-Abonnement 18,75 EUR, 8er-Abonnement 30,00 EUR. Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de. Internet: www.xun-online.de. Mit schöner Regelmäßigkeit legt die FREIE REDAKTION XUN von Bernd Walter ein neues Story-Zine vor. 19 Ausgaben zeugen von Ausdauer, Durchhaltevermögen und von einem großen Quantum an Leidenschaft für die Sache. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf den Herausgeber, sondern auch auf seine fleißigen Storylieferanten und all die Illustratoren und Zeichner, die zu dieser Konstanz beitragen. Ein bisschen mehr mussten sie diesmal arbeiten. Hat XUN nun doch erstmals 78 Seiten, Vier Seiten mehr als sonst, vier Seiten mehr Platz für Stories und Grafiken. Und keine davon bleibt ungenutzt. Allein elf Autoren und Autorinnen sowie sieben Grafiker bzw. Grafikerinnen haben an diesem Band mitgearbeitet. Reine SF-Stories findet man kaum, wie so oft in letzter Zeit ist auch dieses Heft fest in der Hand von Horror und Fantasy, allerdings nicht ohne zwinkernden Humor und einer gehörigen Portion Ironie. Den Einstieg bestreitet diesmal Marc Stein mit einer psychologischen Studie. "Narbenkind" ist ein junges Mädchen mit Borderline-Syndrom. Sie ritzt sich ihre Unterarme und wird deswegen auch noch von ihren Mitschülern gehänselt. Bis es schließlich zu einem erlösenden, aber auch gewalttätigen Ausbruch kommt. Marc lässt sich sehr viel Zeit mit der Entwicklung der Geschichte. Am Anfang wirkt seine Sprache etwas blumig und aufgesetzt. Auch einige andere stilistische Schwächen hätten sicherlich vermieden werden können. Aber die Geschichte ist einfühlsam geschrieben und kommt ohne große Effekthascherei aus. Warum der Bösewicht aber nun ausgerechnet Holger heißen muss, will ich gar nicht wissen ... Ob man mit Astrid Pfister verheiratet sein möchte? Wenn man ihre Geschichte "Der Alcatraz-Fan" liest, könnten einem Bedenken kommen. Denn das Schicksal, das sich die genervte Ehefrau ihres Protagonisten für ihn ausdenkt, ist gelinde gesagt einfach nicht nett. Eine kluge und pointiert umgesetzte konsequente Kurzgeschichte. Die Geschichte, die man ehesten im SF-Genre ansiedeln würde, liefert Frank Hebben mit "Natürliche Auslese" ab. Es ist eine Postdoomsday-Geschichte, in der zwei zwielichtige Helden auf der Suche nach kostbaren Hinterlassenschaften – in diesem Fall "Wasser" – der untergegangenen Zivilisation sich selbst das Leben schwer machen. Die Geschichte lebt vom ironischen Unterton, einige skurrilen Einfällen und überraschenden Wendungen. Manuela P. Forst debütiert mit ihrer Geschichte "Im Namen heiliger Gerechtigkeit". Es ist eine Werwolf-Geschichte im volkstümelnden Stil. Manuela bemüht sich, etwas bayerisches Lokalkolorit hinzuzufügen. Trotzdem bleiben ihre Hauptpersonen unglaubwürdig und schemenhaft. Gerade an den Charakterzügen ihrer Hauptperson, die auch Schlüsselfigur für die ganze Geschichte ist, hätte sie stärker arbeiten müssen, damit die Story funktioniert. Von W. Berner gibt es die mittlerweile zehnte Episode der Longstory "Nebelmond". Auch wenn es löblich ist, dass der Herausgeber für gelegentliche Leser wie mich ein kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse mitliefert, so irritiert es doch, wenn der Autor der Episode zu Beginn ebenfalls eine komplette Zusammenfassung liefert. Hier hat der doppelte Mopp unnötig zugeschlagen. Zum Inhalt kann ich wenig sagen. Die Episode bietet gute Unterhaltung, auch wenn die Theatralik der Dialoge manchmal etwas aufgesetzt wirkt. Ebenfalls das erste Mal in XUN vertreten ist Helmut Marischka. Er greift eine gern verwendete Masche auf und lässt Engel und Dämonen als menschliche Wesen in Nadelstreifen agieren. Die Story ist nicht ganz neu aber flott erzählt und ganz gefällig. Die letzte der drei Neueinsteigerinnen ist Sabine Kosmin. In "Lautlos" erzählt sie das Schicksal einer Geisterjägerin, die aus irgendeinem Grund nicht mitbekommen hat, dass sie gestorben ist. Sie wundert sich nur, warum alle ihre Bekannten, auf ihre Kontaktversuche nicht mehr reagieren und ihr Konto gesperrt ist. Da sie nicht mehr in ihre Wohnung kann vegetiert sie immer auf der Suche nach der nächsten Kippe auf einem Bahnhof herum. Schließlich trifft sie auf weitere Geisterjäger und erkennt nach und nach ihre Situation. Fraglich ist allerdings, ob die Geschichte nicht aus einer anderen Erzählperspektive besser funktioniert hätte. Sabine erzählt aus der Sicht der unwissend verstorbenen Geisterjägerin und muss daher zum Schluss notgedrungen die Perspektive wechseln, um ihre Story zum Abschluss bringen zu können. Auch lässt ihre Erzählung einige Fragen offen: Warum kann der Geisterjägerlehrling die verstorbene Samantha ohne weiteres sehen und hören, während dies ihrem ehemaligen Partner nicht gelingt? Kleine Fehler, die der aber ansonsten ganz solide und frech erzählten Geschichte keinen Abbruch tun. Nur den sentimentalen Schluss hätte ich mir etwas knapper gewünscht, schon allein wegen der Erzählperspektive. Dann kommt die zweite Longstory. A. T. Legrand führt die Geschichte um Kristall und ihre Geister jagenden Kameraden fort. In diesem Teil passiert nicht viel. Er wird viel geredet und erklärt inklusive der umständlichen Schilderung einer ausgedachten Kosmologie von Himmel, Hölle und der Erde als Mittelwelt. Die Dialoge sind ausführlich und zum Teil recht ausschweifend. Der Autor scheint manchmal das Ziel vor den Augen zu verlieren. Ein etwas strafferer Erzählfluß würde der Geschichte sicherlich gut tun. Drei kurze Geschichten bleiben noch. Ulrike Stegemann erzählt von einer Prinzessin, die nicht zwangsverheiratet werden möchte und sich auf "Die andere Seite des Spiegels" flüchtet. Trotz des ironischen Untertons fragt man sich, wo die Pointe bleibt. Nina Horvath braucht dagegen nur eine Seite, um zu erklären, warum "Ein bisschen Weltuntergang" nicht so wichtig ist wie der frisch gebrühte Kaffee in der Tasse. Eine kurze, knappe Humoreske. Katja Häuser beschäftigt sich zum Schluss mit unvorhersehbaren Schwierigkeiten bei der Besiedelung des Mars und schließt damit den Reigen der eher knappen und vergnüglichen Geschichten in diesem Band ab. Mir haben besonders der immer wieder durchscheinende Humor und die ironisch angelegten Geschichten in diesem Band gefallen. Auch wenn die eine oder andere Geschichte Schwächen aufweisen mag, so gibt es keine wirklich peinlichen Ausreißer nach unten. Etwas enttäuschend sind dagegen etliche Illustrationen und vollkommen als Fremdkörper wirken die beiden Rezensionen sowie ein kurzer Artikel übers Tarot von Gunter Arentzen. Da hätte ich lieber noch eine weitere Geschichte gelesen. Auf XUN ist Verlass. Auch diese Ausgabe bietet solide Kost, viele gute Ansatzpunkte und Potentiale. Manchmal würde man sich aber vielleicht die eine oder andere Überraschung wünschen ... Holger Marks, Marburg DRACHENBRIEF 140 16 Seiten DIN A 4, Seitenheftung. Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen). Kontakt: Dieter Steinseifer, Dr. Geiger-Str. 1, 83022 Rosenheim. In regelmäßiger Folge gibt Dieter Steinseifer den DRACENBRIEF heraus, der sich weniger an außenstehende Leser richtet, sondern mehr ein internes Informationsblatt für die Mitglieder des Drachenclans von FOLLOW ist. Meistens können sie sich über die aktuellen Clanaktivitäten und Ereignisse im realen wie fiktiven Umfeld informieren, sie haben aber auch die Möglichkeit, ihre eigenen Charaktere und Ideen zur vom Clan simulierten Kultur vorzustellen. Auch die Ausgabe 140 fasst wieder einmal ein Rollenspielabenteuer zusammen. Ulrich Meier alias Ariel Dunkelmond und seines Zeichens Elf ist Teil einer Gruppe von abenteuerlustigen Bewohnern Ranabars, die im Auftrag eines geheimnisvollen Mannes aus Alba nach einer kostbaren Gussform suchen, die sich ausgerechnet in den Händen eines Hexers und Nekromanten auf sich hat. Nach und nach wird ihnen auch klar, dass hinter den Kulissen wohl weit mehr vor sich geht als ihr Auftraggeber ihnen anvertrauen wollte. Dementsprechend ziehen sie die Konsequenzen, als sie sich betrogen fühlen Der Autor bemüht sich die Geschehnisse unterhaltsam und auch für den Außenstehenden unterhaltsam wieder zu geben, was ihm weitestgehend gelingt, auch wenn der ein oder andere Scherz sicherlich nur für passionierte Rollenspieler interessant ist. Wie immer bekommt man so einen Einblick in die Aktivitäten des Clans und den Eindruck, dass auch die Spielrunden der Mitglieder viel Spaß mit sich bringen. Eine bessere Werbung kann man für seine Gruppe gar nicht machen. Christel Scheja, Solingen WELT DER GESCHICHTEN – PULP MAGAZINE SONDERAUSGABE 2007 64 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-4880. Auflage: unbekannt, kostenlos für Abonnenten. Kontakt: Bernd Rothe, Domeinerstr. 23, 31785 Hameln. Internet: www.welt-der-geschichten.eu. Die PULP MAGAZINE SONDERAUSGABE 2007 wird angeblich nur an die Abonnenten der Reihe ausgeliefert – "angeblich", weil im Impressum der übliche Preis für ein PULP MAGAZINE ausgewiesen ist. Diesen Widerspruch vermag ich nicht aufklären, sehe darin freilich keine Priorität. Der Inhalt des Heftes ist selbstverständlich wichtiger: die PULP MAGAZINE SONDERAUSGABE 2007 enthält vier Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren. In der ersten Story, "Das Buch" von Astrid Pfister, erwirbt die Protagonistin jenen Band, in dem exakt beschrieben wird, was ihr widerfahren ist bzw. wird. Das letzte Kapitel liest sie leider nicht – mit fatalen Folgen. Der Plot ist natürlich vorhersehbar. Die Kurzgeschichte ist flüssig erzählt, zu ihrer Verbesserung hätte eine Kürzung in Maßen beigetragen. Der Autor der Story "Ohne Knoblauch, bitte!" verbirgt sich hinter dem Kürzel H. H. Daran mag man eine gewisse Feigheit vermuten, denn "Ohne Knoblauch, bitte!" ist der schlechteste Text in der PULP MAGAZINE SONDERAUSGABE 2007. Ein Jachtbesitzer bricht mit seinem Schiff und diversen Freunden zu einer Tour in die Karibik auf. Als er seinen Talisman verliert, finden seine Gäste und er nacheinander und auf unappetitliche Art und Weise den Tod. Die Splattereffekte sind Selbstzweck, der Autor ergötzt sich an ihnen. Seine Disziplinlosigkeit zeigt sich auch an dem abrupten Perspektivwechsel am Schluss der Kurzgeschichte. Das alles ist Pulp im negativen Sinn! "Die Präsenz der Verneinung" von M. Sagenhorn ist eine SF-Story, die zunächst eine interessante, wohl in der Tat seltene Idee umsetzt, zum Schluss jedoch in die ausgetretenen Pfade des Splatters tritt. Es ist schade, dass der Autor mit dem Plot offenbar nicht mehr anzufangen wusste. In "Jagd durch die Nacht" von Andrea Tillmanns kommen zwei ehemalige Schulkameradinnen bei einem Discothekenbesuch Vampiren auf die Spur, die ihr Geheimnis natürlich gewahrt wissen wollen. Für die Story gilt ähnliches wie für "Das Buch": einerseits bietet sie eine vorhersehbare Handlung, andererseits sorgt die Erfahrung der Autorin durchaus für eine angenehme Lektüre. Und eine Kürzung hätte auch dieser Story nicht geschadet. Das PULP MAGAZINE bleibt auch mit der SONDERAUSGABE 2007 seiner Linie treu: Es bietet (erneut) Kurzgeschichten, die sich bekannter Themen aus den phantastischen Genres bedienen und die teils sorgfältig, teils schlampig verfasst dargeboten werden. Erfreulich ist immerhin, dass diesmal auch anderen Schriftstellern als dem bisherigen PULP MAGAZINE-"Hausautor" Rainer Innreiter Gelegenheit zu Veröffentlichungen geboten wurde. Armin Möhle, Wallenhorst SF-NOTIZEN 650 40 Seiten DIN A 5, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen). Kontakt: Kurt S. Denkena, Postfach 760 318, 28755 Bremen. "Es ist ein Fossil, ein reiiiines Fossil!" So würde ein anderer Norddeutsche, der in letzter Zeit durch Monologe in einer Eppendorfer Imbissbude zu bescheidenem Ruhm gelangt ist, dieses Blatt vielleicht charakterisieren. Aufgrund des gesunden Konkurrenzdenkens zwischen den beiden Hansestädten Bremen und Hamburg möchte ich den Bier trinkenden Bademantelträger hier aber nicht weiter bemühen. Im 34. Jahrgang erscheinen die SF-NOTIZEN nun und wieder mal gilt es ein bescheidenes Jubiläum zu vermelden. 650 Ausgaben sind es mittlerweile, mithin fast 20 Ausgaben pro Jahr. Das Erscheinungsbild hat sich mit der Zeit gewandelt. Die kritische und satirische Herangehensweise des Herausgebers allerdings nicht. Konstanz und Sturheit: zwei hervorragende Charaktereigenschaften, die jedes Nordlicht zieren (soll mal einer sagen, FK-Rezensionen trügen keine autobiografischen Züge ...). Inhaltlich bietet diese in klassischer Double Ace-Aufmachung daher kommende Ausgabe schwere Kost, an der sich vor allem manch PR-Fan den Magen verderben dürfte, wenn er es denn läse ... Versöhnlich und informativ ist die eine Hälfte des Double Ace. Deswegen ziert wohl ein tippender Harpo Marx das Titelbild. KSD gibt ein Interview mit Christopher Ecker wieder, den Kai U. Jürgens anlässlich des Todes von Thomas M. Disch interviewte. Der Beitrag enthält viel Informationen über Disch, seine letzten Jahre und seine Werke. Vor allem die Gedichte spielen eine große Rolle. Ecker, der begonnen hat, die Lyrik Dischs ins Deutsche zu übersetzen, hat über diese Tätigkeit einen engen und freundschaftlichen Kontakt zu dem amerikanischen Autor aufgebaut. Nun hofft Ecker, einen deutschen Verleger für die Gedichte zu finden. Es bleibt zu hoffen, dass ihm das gelingt. Garniert ist der Beitrag mit diversen Informationen aus verschiedenen Lexika. Dann dreht man das Heft um und gelangt in eine ganz andere Welt. Es kommen zwei längere Artikel, die sich mit der aktuellen Entwicklung bei PERRY RHODAN auseinandersetzen. Schon der Titel des ersten Beitrag wird jeden Fan einen erschreckten Sprung zurück machen lassen. "Der böse Geist der Perry Rhodan Serie: Rainer Castor, der Appendix." Nun ist es keine große Kunst, Rainer Castor als miserablen Autoren zu entlarven. Jeder, der schon mal einen Band von ihm gelesen hat, wünscht ihn sich ganz schnell zurück in die hinterste Ecke des RHODAN-Archivs. Aber der Autor, der sich unter dem Pseudonym Che Boves tarnt, geht viel weiter. Es geht ihm auch um eine ideologisch-inhaltlich Kritik der Tätigkeit Castors bei RHODAN. Er findet bei Castor eine "Verzahnung von ethischer Skrupellosigkeit mit den Abgründen rechtspopulistischer Ideologie" (Seite 4), eine Nähe zu "US-amerikanischer Nazi-SF (...) und zu der Politik des blödgesoffenen Christen-Fundamentalisten Bush und seiner Nazi-Partei" (Seite 6) und findet Castor hätte "die ideologisch fundierte Selbstgerechtigkeit eines Kriegsverbrechers und Folterknechtes wie Donald Rumsfeld..." (Seite 12). Es scheint, dass der Autor die internen Verhältnisse der PR-Mannschaft sehr genau kennt und man fragt sich immer wieder, wer wohl hinter dem Pseudonym stecken mag. In die gleiche Kerbe, wenn auch mit nicht ganz so drastischen Worten, haut auch der zweite Beitrag, in dem Jonathan Bücherwurm "Die dunkle Seite des Sternenozeans" beleuchtet. Der Beitrag besticht durch Vergleiche mit anderen Serien, in denen ähnliche Entwicklungen und Handlungsstränge auftauchen. Sicherlich eine Indiz für die Phantasielosigkeit des momentanen Expokraten- und Redaktionsteams bei RHODAN und Co. Neben Castor gerät hier u.a. Michael Nagula ins Zentrum der Kritik, der für Intoleranz, Hetze und marktschreierischen Rechtspopulismus verantwortlich gemacht wird. Das kann man so stehen lassen. Muss man aber nicht. Kurt Denkena relativiert in einer längeren Stellungnahme gerade die sprachlich überzogene und stark ideologisch gefärbte Kritik der beiden Beiträge. Aber der Tenor der Warnung bleibt: Soll die PR-Leserschaft reif geschrieben werden für "Terra-nationalistischen Hurrapatriotismus", wobei natürlich Terra durch Deutschland (oder etwas globaler: die Weißen) zu ersetzen ist. (Seite 32)? fragt er und schließt mit den Worten: "Wenn allerdings konkurrierende SF-Serien identische ideologische Versatzstücke/Propaganda an den Leser zu bringen versuchen, dann sollten Warnglocken durch den Hyperraum dröhnen." Es ist ein Verdienst der SFN, die noch immer von der "Initiative kritischer Utopia BeobachterInnen" herausgegeben wird, dass die Glocken nicht aufhören zu läuten ... Holger Marks, Marburg Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Clemens Nissen s. ps., Holger Marks, Irene Salzmann, Christel Scheja.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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