Online
132

Febr. 2007

Werte Leserinnen und Leser,
die übliche Jahresstatistik erscheint mit einer Verspätung von einer Ausgabe. Üblicherweise ist sie in der letzten Ausgabe eines Jahres enthalten, aber vielleicht ging ich beim Erscheinen des FK 132 törichterweise davon aus, dass ich bis zum Jahresende noch eine Ausgabe zusammen stellen würde ... In 05 erschienen in sechs FK-Ausgaben 70 Rezensionen über 85 Fanzines, Magazine und Bücher, in 06 erblickten nur fünf FK-Ausgaben das fannische Licht der Welt, die freilich kaum weniger Besprechungen enthielten, und zwar 64 über „nur“ 77 Fanzines und verwandte Publikationen.
Die für diese Ausgabe vorgesehene Besprechung über die SCIENCE FICTION OKULAR-Nummern 244 und 245 wird im FANZINE-KURIER 133 nachgereicht. Für die Ausgabe sind außerdem Besprechungen über SOL 45, FUTURE MAGIC 54, RETTUNGSKREUZER IKARUS 29: TOD DEN UNSTERBLICHEN u. a. vorgesehen.
Viele Grüße
Armin Möhle



BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 279
PALADIN 158/GOLEM 77
XUN 14
STAMMTISCH-BOTE 14
PALADIN 159/GOLEM 80/DIE ABENTEUER DER SUPER-KIDS
RETTUNGSKREUZER IKARUS 28: WELT DER ADLATEN
DIE LEICHENKUTSCHE
NAUTILUS 9/DIE BEIDEN FRONTIGNAC
SOL 44
EXODUS 20
XEGO 8
DER BARDE 8
EDITION HEIKAMP 18: HELDENGESANG



BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 279
56 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 35 Exemplare, 2,60 EUR, 6er-Abonnement 16,00 EUR, 12er-Abonnement 30,00 EUR.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG, Michael Baumgartner, Ostring 4, 67105 Schifferstadt, E-Mail: hmbaumgartner@yahoo.de.
Bankverbindung: Postbank Stuttgart (BLZ 600 100 70), Konto 3483 51-700.
Internet: www.sfcbw.de.

Der SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG zählt zu den traditionsreichen deutschen SF-Vereinen, die es noch schaffen, monatlich ein Fanzine herauszubringen. Angesichts einer Mitgliederzahl von nur 30 – die sich in einer aktuellen Krise wohl sogar der 20 näherte – verdient es umso mehr Anerkennung, dass das BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL regelmäßig einen Umfang von etwa 50 Seiten erreicht.
Das Vorwort der vorliegenden Ausgabe hängt der „Chefredakteur“ Uwe Lammers – etwas bemüht – inhaltlich daran auf, dass das solare Sonnensystem „einen Planeten verloren“ habe. Tatsächlich ist der Pluto natürlich nicht abhanden gekommen, sondern nur neu eingestuft worden. Darüber hinaus steuert der Redax einen langen, engagierten Leserbrief bei und eine Rezension zum Comic UNHEIMLICHE BEGEGNUNG. Außerdem gräbt er wieder einmal ein interessantes Buch aus, nämlich ein KLEINES HANDBUCH DES [SICH] VERHÖRENS: DER WEISSE NEGER WUMBADA. Ferner berichtet er aus dem SCEPTICAL INQURIER. Weitere Leserbriefe gibt es von Dieter Schmitt und Klaus N. Frick. Filmnews, PERRY RHODAN- und andere Verlagsnachrichten werden in großem Umfang geboten.
José Ramos schreibt über eine Lesung mit Markus Heitz, die ihn nur mäßig angesprochen hat – gleichwohl ist der Artikel interessant. Michael Baumgartner steuert neben einer lesenswerten Kinokritik über CHILDREN OF MEN (mit leichten Schwächen: „Theo verfolgt die Nachricht in einem Kaffee in London.“) einen umfangreichen Leserbrief bei, außerdem berichtet er von der Homepage des SFCBW und dem „BoD-Projekt“. Letzteres ist derzeit so etwas wie eine Achillesferse des Vereins. Der Club hatte sich vorgenommen, aus den Reihen seiner Mitglieder die besten Kurzgeschichten auszuwählen, durch ein gewähltes internes Gremium redigieren zu lassen und sie sodann in Buchform zu veröffentlichen. Der Traum, ein solches Werk schon zum BuchmesseCon 2006 vorzulegen, ist indes gründlich geplatzt – das Gremium zerstritt sich, verkleinerte sich personell deutlich, und die Organisation klappt offenbar noch immer nicht; so berichtet Michael als Gremiumsmitglied im BWA 279, er wisse nicht, ob der Koordinator des Projekts „noch an Bord ist“, ob der Layouter „noch interessiert ist“ und „wie die Kurzgeschichtensammlung gedruckt wird“. Eine der längsten für den Abdruck ausgewählten Stories verlässt das Projekt, weil der Autor es zeitlich nicht einrichten kann, sie zu überarbeiten ...
Die Motivationsbremse hat offenbar weite Teile des Vereins erreicht, jedoch zeigen sich erste Ansätze einer Gegenwehr. Martin Hahn, der seinen Abgang als Kassierer immer wieder angekündigt und schließlich offiziell vollzogen hat, ohne dass sich je ein Nachfolger gefunden hätte, fügt sich nicht nur in sein Schicksal, weitermachen zu müssen, sondern will die Zügel wieder anziehen und ausstehende Beitragszahlungen von den Mitgliedern eintreiben. Es ist offenbar gelungen, einige Ausgetretene zurückzugewinnen; einige andere, die eigentlich schon nicht mehr im Verein sein dürften, werden in der Mitgliederliste noch als säumige Zahler aufgeführt – wohl in der Hoffnung, sie noch umstimmen zu können.
Das BWA 279 lässt hoffen, dass der SFCBW sich berappelt, vor allem dank des Engagements von Uwe Lammers, Martin Hahn und Michael Baumgartner. Es enthält eine ganze Reihe lesenswerter Beiträge. Ob man allerdings als schwäbischen Charme verbucht, dass die Druckqualität wieder einmal stark zu wünschen übrig lässt – Front- und Backcover wären vermutlich ansprechend, hätte man nicht an der Wiedergabe gegeizt –, das muss jeder für sich entscheiden.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


PALADIN 158
16 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 77
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Bezug: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V.,Uwe Post, Schalker Str. 113, 45881 Gelsenkirchen, E-Mail: uwe@thunderbolt.de.
Internet: www.thunderbolt.de.


Um die Kommunikation zwischen den Clubmitgliedern aufrecht zu erhalten sind nicht immer aufwendige Hochglanz-Fanzines von Nöten. Manchmal genügt auch das Newsletter-Format mit weniger als 20 Seiten um sich regelmäßig mitzuteilen. Das ist auch beim FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V. so. Auf den 15 Seiten (schade, dass kein Material mehr für die letzte und leere 16. Seite aufzutreiben war) melden sich Alfred Bekker, Angelika Öhrlein und Stefan Wogawa zu Wort. Ersterer nutzt die Gelegenheit um das neue STERNENFAUST-Hardcover beim Zaubermond-Verlag vorzustellen und ein wenig über sich und aus dem Nähkästchen zu plaudern. Angelika Öhrlein erzählt von ihrer letztjährigen Fahrt in die Hauptstadt und den bizarren Erlebnissen, die sie ausgerechnet am kältesten Tag des Jahres hatte, während sich Stefan Wogawa etwas zynisch über die Ereignisse der letzten Monate im speziellen und Ämter im allgemeinen äußert. Garniert werden die Texte noch mit einer Bildseite von Theo Klein mit Zeichnungen von 1979, die Erinnerungen an die klassisch-heroischen Marvel-Comics und barbarische Krieger aufkommen lassen.
Man merkt diesmal allerdings nur wenig vom Leben und der Stimmung im Club. Dennoch bietet das Heft einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten, sich den anderen mitzuteilen. Mehr allerdings auch nicht.
Ein weiteres regelmäßiges Fanzine des FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V. ist das von Uwe Post betreute Storyzine GOLEM. Es trägt diesmal den Titel „Einschnitte“. Drei Autoren kommen zu Wort. Ein Schlachtschiff der päpstlichen Inquisitionsflotte ist auf heiliger Mission. Es gilt die ungläubigen Außerirdischen allerdings nicht zu bekehren, sondern den Kühlhäusern zuzuführen, denn sie dienen den Gläubigen als Nahrung. Auf dem Planeten „Felix Marcus Silvester“ allerdings wird die heilige Aufgabe, wie auch die Glaubenswelt der Befehlshabenden auf eine harte Probe voller moralischer Querelen gestellt. Uwe Post spielt mit den Glaubensklischees, die man allgemein der katholischen Kirche zuordnet und versucht sie ad absurdum zu führen, doch so ganz will ihm das nicht gelingen. Die Geschichte ist weder humorvoll noch kann sie mit neuen Facetten des Themas überraschen.
Paul will eigentlich gar kein Puzzle kaufen, aber er kann in einem Laden gar nichts anders und lässt sich zu Hause von der Leidenschaft mitreißen. Sie kostet ihm Beruf, Familie und Lebensqualität. Zur Besinnung kommt er erst durch „Das fehlende Teil“. Makaber aber gelungen setzt Theo Klein das Grauen in Szene.
Der Weltuntergang kommt, aber so recht bemerken will das keiner. Auch der Erzähler nimmt das einfach so hin, denn auch der „Der hundertste Tag“ macht keinen Unterschied. Die Geschichte wirkt zunächst etwas wirr, wird aber nach mehrmaligem Lesen etwas klar, auch wenn ein wirklicher Sinn des ganzen nicht zu erkennen ist..
Alles in allem enthält der GOLEM 79 interessante Texte, die das Oberthema „Einschnitte“ auf ungewöhnliche Weise behandeln, auch wenn sie nicht immer so ganz zu überzeugen vermögen. Die Aufmachung ist wieder sehr edel, auch wenn durch die unterlegten Cliparts und Farben der Text manchmal nicht so gut zu lesen ist.

Christel Scheja, Solingen


XUN 14
68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 125 Exemplare, 3,25 EUR, 3er-Abonnement 11,50 EUR, 5er-Abonnement 18,25 EUR, 10er-Abonnement 36,50 EUR.
Bezug: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.


Vierzehn Ausgaben von XUN beweisen, dass sich dieses Fanzine etablieren konnte – und das in einer Zeit, in der es kaum noch Publikationen dieser Art gibt (von Club-Zines einmal abgesehen), da das Internet Kapazitäten abzieht und der kreative Nachwuchs fehlt. Eine Auflage von 125 Exemplaren ist zudem recht stattlich.
Gegenüber früheren Heften ist der Inhalt abwechslungsreicher geworden, was nicht zuletzt an neuen Mitarbeitern liegt, die vermutlich über die Rezensionen im FANZINE-KURIER und durch Mundpropaganda darauf aufmerksam gemacht wurden, dass die „Freie Redaktion XUN“ – anders als viele andere Redaktionen, die sich selbst und ihrem Freundeskreis genügen – offen ist für Beiträge.
Coverabbildung XUN 14Die vorliegende Ausgabe bietet sieben Stories, drei Fortsetzungserzählungen, drei Lyriken und 22 Zeichnungen (zuzüglich zu den farbigen Coverillustrationen), die zwar nicht auf die Geschichten abgestimmt sind, aber ihren Zweck, die Textblöcke aufzulockern, erfüllen. Dabei fallen besonders die aufwändigen Zeichnungen von Peter Wall und Manfred Lafrentz ins Auge.
Ulrike Stegemann lässt in „Mondschein auf meiner Seele“ einen ungewöhnlichen Gefangenen mit seinem Schicksal hadern: ein bekanntes Setting mit einem typischen Genre-Charakter.
„Das Archiv“ von Christian Laumann erweckt zunächst den Eindruck eines Horror-Szenarios, endet dann jedoch aufgrund einer schwachen Pointe enttäuschend anders.
„Blutig, bitte!“, wünscht Andreas Debrays Protagonist seine Rinderfilets. Was er bekommt, ist ein Albtraum. Dank des bösen Humors und einer großen Portion Surrealität zählt diese Story zu denen, die aus den überwiegend fragmentarischen Kurz-Erzählungen heraus stechen.
„Späte Rache“ von Astrid Pfister üben die Opfer eines Protagonisten, der an einer Insekten-Phobie leidet. Das Thema ist nicht neu, aber unterhaltsam aufbereitet.
„Trügerische Erinnerungen“ hat ein Mann, dem in der Geschichte von Jennifer Schreiner plötzlich alles – sein ganzes Leben - entgleitet. Als er die überraschende Wahrheit erfährt, kann und will er es nicht fassen.
Die Story „Café Nocturne“ von Markus Kastenholz wurde bereits in anderen Magazinen veröffentlicht: Was passiert, wenn der Schatten ein Eigenleben entwickelt und seinen Menschen loswerden will? Der Autor schafft eine bedrückende Atmosphäre und überlässt den Leser am Ende seinen Spekulationen.
Sabrina Eberl warnt vor dem „Blutmond“: Wenn das Monster durch den Wald streift, sollte man auf der Hut sein. Das Motiv ist bekannt, der Ausgang vorhersehbar.
„Vor der Dämmerung“ kann Rainer Wißmanns Charakter allem entfliehen, was ihm zu schaffen macht: seiner enervierenden Familie, den Bekannten, der Klassenlehrerin. Doch am Morgen will er es allen zeigen … Thematisiert werden Drogen-, Alkoholkonsum und die daraus resultierenden wirren Phantasien.
Bei „Nebelmond“ und „Crystal“ von A. T. Legrand sowie Kai Brauns’ „Good Hope“ handelt es sich um Fortsetzungsgeschichten, jeweils Teil 5. Auch wenn die vorausgegangene Handlung zusammengefasst wird oder dem aktuellen Part entnommen werden kann, sind diese Serien eigentlich nur für regelmäßige Leser interessant, die mit den Charakteren und den Details der Ereignisse vertraut sind.
Die Lyriken gehen etwas unter, zumal sie nicht dieselbe Akzeptanz finden wie Prosatexte.
Alles in allem bietet XUN für jeden Geschmack etwas, denn sämtliche phantastischen Genres werden abgedeckt, man findet sowohl sehr kurze wie auch ausführlichere Texte. Die Qualität hingegen ist durchwachsen. Die Story-Fragmente lassen oft zu viele Fragen offen, bekannte Klischees werden bemüht, die Pointen überraschen nicht. Die längeren Erzählungen wirken gefälliger, da sie eine richtige Handlung offerieren und das Schicksal des/der Protagonisten in den Mittelpunkt stellen.
Letztlich ist es jedoch eine Geschmacksfrage, was gefällt, und dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst ein Bild von XUN zu machen. Ein Besuch der ansprechend gestalteten Homepage mag dabei ganz hilfreich sein.

Irene Salzmann, Kranzberg


STAMMTISCH-BOTE 14
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: Horst Schwagenscheidt, Heidestr. 16, 45476 Mülheim, E-Mail: Schwagi.MH@T-Online.de.


Der STAMMTISCH-BOTE 14 präsentiert neben Nostalgischem auch zwei Weltersterscheinungen. Also Veröffentlichungen, die zum ersten Mal auf dieser ganzen Welt gedruckt worden sind und damit ein mehr oder minder großes und vor allem mehr oder minder junges Publikum erreichen. Beide Geschichten sind zum Teil bissige, aber trotzdem optimistische Satiren.
„Nutzungsanordnung“ von Shalima Shyuna als Formtext für Lesefähige – mit diesem Untertitel schlägt sie geschickt den Bogen zur zweiten längeren Geschichte – könnte die Feministinnen auf die buchstäblichen Palmen bringen. In fließendem Amtsdeutsch wird die Rechte und Pflichten einer über die festgelegten Toleranzgrenzen hinaus gehenden Ehefrau – die beste aller Ehefrauen, auch amtlich beglaubigt – im Falle der Mitnutzung durch einen Zweitmann zur Abwendung der Reizgefährdung der Öffentlichkeit der herrschenden Männer festgelegt. In diesem Stil lässt sich die Geschichte zwar nicht einfach zu goutieren, aber es ist immer wieder erstaunlich, was man aus unserer guten Amtssprache für den persönlichen Gebrauch alles heraus filtern und dann dementsprechend umschreiben kann. Mit sichtlichem Vergnügen demontiert die Autorin die Überstimulation der männlichen Domäne und zeigt, dass es doch alles kleine egoistische Machos sind, die unter der Überlegenheit der Frauen leiden und sich nur noch hinter unverständlichen, aber komplexen Gesetzen verstecken können.
Ein weiteres Thema – die allgegenwärtige PISA Studie – steht im Mittelpunkt des Aufsatzes der zwölfjährigen Inge Ranz – Klasse 5d. Unter dem sehr leicht verständlichen Titel “AHMAHADIGETIODAW” als Pisatire angelegt in leicht verständlichem und klaren Deutsch mit einfach, grammatikalisch richtig ausformulierten und entsprechend der unbekannten Kommataregelung in Abschnitte gleicher Wortzahl aufgeteilt.
Beide Texte lesen sich gut und beinhalten eine wohltuende Schärfe ohne den Versuch zu unternehmen, irgendwelche Botschaften dem Leser aufs Auge zu drücken.
Unter Nostalgisches findet sich dann der Nachdruck des Programms des ersten Cons des SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND in Bad Homburg. Es ist interessant, den Aufbau des Programms zu verfolgen. Beginn am Sonnabend, früher Nachmittag bis Montag in den Abend. Immerhin hat man in das Programmschema nicht nur eine „Pause zwecks persönlichen Kennenlernens der Tagungsteilnehmer“ eingebaut, am Sonnabend Abend gibt es die Möglichkeit für „weitere persönliche Fühlungsnahme“! Wie heute wieder üblich finden sich neben den Ausflügen in die Zukunft auch Begegnungen mit der Vergangenheit. Viele der Namen werden selbst dem im Fandom wenig bewanderten Leser noch einiges sagen.
Jeden STAMMTISCH-BOTEN zeichnet auch ein mehr oder minder langes Vorwort des Herausgebers aus. In diesem Fall von sentimentalen Gefühlen in Bezug auf den Jahreswechsel überfallen. So berichtet er von seinen Reisen zu anderen, ebenfalls bekannten Fans im Bremer Umland und schließlich von den Oldie-Cons. Das Vorwort ist genauso wechselhaft wie momentan das Wetter. Jeder kann sich überlegen, ob er ungeduldig auf Schnee warten möchte oder lieber doch gleich in das Frühjahr überwechselt. Und so wird manchem das Vorwort besser gefallen als anderen. Stellenweise ein wenig belanglos pompös.
Wie bei den anderen Ausgaben des STAMMTISCH-BOTEN alles in allem eine bunte Mischung aus alt und neu, in diesem Fall durch zwei gut zu lesende Geschichte deutlich über den Durchschnitt gehoben.

Thomas Harbach, Lübeck


PALADIN 159
32 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 80
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Bezug: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V.,Uwe Post, Schalker Str. 113, 45881 Gelsenkirchen, E-Mail: uwe@thunderbolt.de.
Internet: www.thunderbolt.de.
DIE ABENTEUER DER SUPER-KIDS
16 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,50 EUR.
Bezug: Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.zeittramp.de.


Kurz vor Weihnachten erscheint wieder einmal ein umfangreiches Fanzinepaket von dem nimmermüden SFC THUNDERBOLT. Jedes mal fast ein „Dreigestirn“: das Clubzine PALADIN, das Storyzine GOLEM sowie ein weiteres Goodie, diesmal die SUPER-KIDS, eine Fortsetzungsgeschichte über und für Kinder. Man könnte das alles auch in ein Heft packen. Aber Tradition ist eben Tradition .
In seinem Vorwort zum PALADIN hadert Theo Klein mit einigen Reaktionen zu vorangegangenen Ausgaben und kritisiert – vollkommen zu Recht – Rezensenten, die das besprochene Werk gar nicht mal gelesen haben. Aber irgendwie nimmt man das mittlerweile auch mit Humor. Erbitterte Briefschlachten und existenzgefährdende Klubkrisen gibt es deswegen nicht mehr. Theo bemerkt das mit einem fast bedauernden Unterton. Aber vielleicht hat man wirklich im Laufe des Lebens gelernt, sich nicht so wichtig zu nehmen, oder möchte auch nur vermeiden, kleinkariert zu erscheinen.
Der PALADIN enthält wieder einmal eine ganze Reihe von persönlichen Berichten und Statements. Angelika Öhrlein berichtet über einen Besuch im Berliner Kaufhaus des Westens und schildert ihre Eindrücke in verschiedenen Museen auf der Berliner Museumsinsel, verbunden mit Erinnerung über frühere Besuche. Der ausführliche Beitrag macht Lust auf einen baldigen Besuch in der Hauptstadt.
Stefan Wogawa legt mit Auszügen aus seinem Tagebuch nach. Gerade seine politischen Äußerungen, in denen sich seine persönlichen Erfahrungen widerspiegeln, machen diesen Beitrag lesenswert.
Uwe Post macht sich Sorgen um Zielgruppen. Anhand von Rezensionen bei AMAZON stellt er fest, dass unterschiedliche Leser ganz unterschiedlich auf einen Roman reagieren. Je nach persönlicher Präferenz und literarischer Vorbildung werden unterschiedliche Bücher bevorzugt. Anders als Uwe würde ich dem Bildungsgrad allerdings nicht eine so große Rolle zubilligen, außer vielleicht bei der Tatsache, ob überhaupt gelesen wird. Nach dieser eigentlich soliden Analyse und den wirklich erhellenden Zitaten aus den Leserrezensionen bei AMAZON verwirrt mich Uwes nächster Schritt allerdings restlos. Er kündigt ein eigenes Projekt an: Er will seinen zweiten Roman explizit am Geschmack des Publikums orientieren. Für den Leser schreiben, nicht für die Schublade, das ist sein Ziel. Schön und gut: aber eigentlich hat er uns doch gerade vorher klar gemacht, dass es den Leser nicht gibt. Trotzdem wünsche ich ihm viel Erfolg bei seinem Buchprojekt.
Anschließend gibt Thorsten Küper noch seinen Bericht über eine Lesung im Bochumer Radom, einer Sternwarte, ab und Theo Klein überzeugt mit einer paar kleineren Gedichten. Dann ist der PAL zu Ende. Er war sehr persönlich, es stand wenig über SF drin und auch wenig über das Clubleben der Thundos. Aber wen stört das (s. o.)?
Der GOLEM 80 enthält diesmal drei Geschichten, die trotz der zum Teil sehr guten Ansätze alle nicht restlos überzeugen können. Die längste und am besten ausgearbeitete Geschichte kommt von Fritz Salzmann und hat auch gleichzeitig den längsten Titel: „Krumme Wege beim Streben nach der perfekten Mausefalle“. Das Szenario der Geschichte ist gut ausgearbeitet, die Hauptperson ist vielschichtig, nicht unbedingt sympathisch und eine verräterische Nebenperson gibt es auch. Aber irgendwie bleibt die Hauptsache etwas unklar: Der Protagonist möchte einen Professor umbringen, der seinerseits andere Leute umbringt, es dabei aber immer wie ein Unfall aussehen lässt, so dass ihm von der Justiz nicht bewiesen werden kann. Auch das wäre noch hinzunehmen, aber irgendwie bleiben die Motive vollkommen im unklaren und zum Schluss zerplatzt die Geschichte, weil sich alles in Wohlgefallen auflöst. Daraus hätte man mehr machen können.
In „Knospe des Ordnenden“ nimmt Nikolaus Peinecke biblische Motive und schreibt damit eine Fremdweltengeschichte. Das ist skuril und Niklas Erfindungsreichtum ist beachtlich. Aber die Geschichte bleibt letztlich so stehen, ohne eine tiefere Ebene zu entwickeln. Es bleibt unklar, warum der Autor biblische Motive bemühte.
Zu guter Letzt schlägt sich Jennifer Schreiner mit „Mörderischen Nachbarn“ herum, die ständig bis spät in die Nacht feiern und ihr auch sonst keine Ruhe gönnen. Es ist eine typische Gimmick-Story, die auf ein überraschendes Ende hinsteuert. Solide, aber mehr auch nicht.
Theo Kleins SUPER-KIDS müssen sich schließlich mit dem verrückten Dr. Müx, mit Trollen und Kobolden auseinander setzen, um den jungen argentinischen Fußballstar Pablo zu retten. Da macht es auch nichts mehr, dass die Dortmunder Fußballer ihr Heimspiel verlieren. Theo schafft eine nette kleine Geschichte, die zwischen Märchen und Fantasy changiert und die in dieser Form endlos weitergeführt werden kann – jedenfalls so lange sich Theos eigene Kinder dafür interessieren.

Holger Marks, Marburg


RETTUNGSKREUZER IKARUS 28: WELT DER ADLATEN
102 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.


WELT DER ADLATEN von Irene Salzmann schließt an den 26. Band der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie, ANTAGONIST, an. In ANTAGONIST wurde der Angriff der Outsider und ihrer Verbündeten auf die Raumstation Vortex Outpost durch einen neuen, überraschend aufgetauchten Verbündeten des Raumcorps abgewehrt. Die Lediri sind gigantisch und leben zwischen den Sternen. Sie haben jedoch ein Problem: Sie drohen auszusterben. Die IKARUS bricht zu der Heimat der Adlaten auf, um die Ursachen zu ergründen und das Problem zu beseitigen.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 28Die Autorin baut in WELT DER ADLATEN eine für die Verhältnisse der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie ungewöhnlich komplexe Handlung auf. Sie führt ausgefallene Nebenfiguren ein, mit denen sie einige humorige Szenen beschreibt, lässt die telepathisch begabten Vizianer auftauchen, baut Verbindungen zu anderen Roman der Serie auf  und betreibt Protagonistenrecycling und – später – Entsorgung, in dem sie die mad scientist aus dem 8. Band, DAS JANUS-ELXIER, reaktiviert. (Selbstverständlich ist aus dem Roman nicht erkennbar, welche Handlungsteile auf den Vorgaben des Exposé-Redakteurs beruhen.) Jene Wissenschaftler hatten in DAS JANUS-ELXIER durch ein Serum die relative Unsterblichkeit erlangt, das jedoch gewisse Nebenwirkungen für ihre Mitmenschen hatte. Die Wissenschaftler wurden, nachdem ihre Forschungsergebnisse vernichtet worden waren, auf einen abgelegenen Planeten verbannt. So unrealistisch diese Lösung auch gewesen sein mag, wäre es natürlich eine Verschwendung gewesen, auf solche Figuren nicht wieder zurückzugreifen!
In WELT DER ADLATEN geht die IKARUS erfreulicherweise ihrer Bestimmung nach, nämlich ein medizinisches Problem zu lösen. Ich war überrascht, in dem Band keine Raumgefechte oder auch nur Auseinandersetzungen mit Handfeuerwaffen vorzufinden ... Freilich manifestieren sich Kräfte, die einen Erfolg der Wissenschaftler verhindern wollen, als einer der Unsterblichen getötet wird (brutaler Gewalt haben sie nichts entgegen zusetzen, genau wie andere Unsterbliche des Genres auch). Immerhin werden die Herkunft und die ursprüngliche Aufgabe der Lediri aufgedeckt.
Nach den vorangegangenen enttäuschenden Romane der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie, ANTAGONIST (Band 26) und MEMENTO MORT (Band 27), weiß WELT DER ADLATEN zu gefallen. Der Mörder des Unsterblichen wird noch nicht gefunden, dafür ist vermutlich der nächste Roman, TOD DES UNSTERBLICHEN, vorbehalten, in dem sich der Exposé-Redakteur hoffentlich nicht der letzten Unsterblichen entledigen will ...?!

Armin Möhle, Wallenhorst


DIE LEICHENKUTSCHE
28 Seiten DIN A 6, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,90 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.
Internet: www.edition-heikamp.de.


Wer die EDITION HEIKAMP des Crago-Verlags kennt, ist sicher schon auf den Autor Ernst Beitelmann gestoßen: Das Taschenheft UND ICH NAHM RACHE erschien 2005 als Band 3 und diente als Vorlage für das Comic-Heft DIE LEICHENKUTSCHE.
In diesem enthalten sind fünf Geschichten, die von Erwin Beitelmann und seinem Co-Autor Thorsten Wilts stammen. Nicht alle kennt man aus UND ICH NAHM RACHE, so dass den Lesern, die neugierig sind, ob die Umsetzung zum Comic gelungen ist, ein zusätzlicher Kaufanreiz geboten wird.
„Wen interessieren schon grüne Schleimmonster?“ Diese Frage beschäftigt einen Autor, der verzweifelt nach einer guten Idee sucht, die ihn schließlich im wahrsten Sinne des Wortes konsumiert.
Etwas „Aufmerksamkeit“ sucht eine frustrierte Ehefrau und Mutter, doch als sie diese von ihrem Mann erhält, ist es nicht wirklich das, was sie sich wünschte. Und nicht nur für sie hat das Anliegen tragische Konsequenzen.
„Und ich nahm Rache“ ist die längste Comic-Erzählung: Ein vermeintlicher Mörder wird ohne Prozess gelyncht. Er schwört Rache – und kehrt als dämonischer Rächer zurück.
„Trauer“ empfindet eine Vampirin, weil sie die Sonne nicht mehr sehen kann. Sie fasst einen folgenschweren Entschluss.
Wer auf die „Die Leichenkutsche“ trifft, dessen Zeit ist abgelaufen…
Alle Erzählungen greifen alltägliche oder aus dem Horror-Genre bekannte Themen auf und entbehren nicht einer kleinen Portion Selbstironie. Den beiden Autoren gelingt es, ihre Ideen auf den Punkt zu bringen und nicht unnötig auszuwalzen. In Folge konnte sich auch die Zeichnerin Iris N. Inge auf das Wesentliche konzentrieren und Comics schaffen, die zwischen zwei und sieben Seiten lang sind. Sie setzt hauptsächlich auf starke Schwarz/Weiß-Kontraste; Schraffuren und Rasterfolie findet man nur bei den etwas weniger düsteren Geschichten. Die Texte sind knapp und gehen Hand in Hand mit den Zeichnungen
Alles in allem hinterlässt das Comic-Heft einen positiven Eindruck, denn die Geschichten sprechen die Freunde des gepflegten Horrors genauso an wie die Fans der deutschen Comic-Szene, die seit den letzten Jahren zunehmend Beachtung erfährt. Die Gestaltung des kleinen Bandes ist sauber und solide, der Preis angemessen.

Irene Salzmann, Kranzberg


NAUTILUS 9
16 Seiten DIN A 4, Offset, Seitenheftung.
Auflage: unbekannt, 2 ,00 EUR.
JULES VERNE: DIE BEIDEN FRONTIGNAC
114 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,50 EUR
Bezug: JULES-VERNE-CLUB, Bernhard Krauth, Schleswigerstraße 6 - 8, 27568 Bremerhaven, E-Mail: Nautilus@Jules-Verne-Club.de.


Dies ist ein Blick in eine andere Welt!
Bei Jules Verne denkt ein SF-Fan zunächst einmal an einen speziellen Bereich der Phantastik. Tatsächlich befasst sich der JULES-VERNE-CLUB aber mit dem gesamten Schaffen des Schriftstellers, auch auf anderen Gebieten.
So erhalten die Mitglieder mit dem NAUTILUS 9 auch eine Sonderausgabe des Schwanks DIE BEIDEN FRONTIGNAC aus dem Jahre 1873. Jenes Theaterstück, rund 100 Seiten stark, wird vielen wie ein Pendant zu plattdeutschen Ohnesorg-Komödien vorkommen, wenn auch eines nach französischer Lebensart. Themen der Phantastik sucht man hier vergebens.
Die neunte Ausgabe der „Zeitung des Jules-Verne-Clubs“ druckt das anno 1874 aufgeführte Schauspiel „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“ ab. Zeitgenössische Illustrationen und der Figurenbogen unterstreichen den nostalgischen Charakter.
Jürgen Bodt berichtet, „wie die DDR zu weiteren Jules-Verne-Büchern kam“. Er unternahm in den siebziger und achtziger Jahren auf der Suche nach solchen Werken ausgedehnte Fahrradreisen durch Osteuropa bis nach Rumänien und Bulgarien – Erfahrungen, die er später zu zwei erfolgreichen Radwanderführern über Tschechien und die Slowakei verarbeitete. Der Artikel verströmt fannisches Flair, weckt Bewunderung und kündet wiederum von einer vergangenen Epoche, denn dass der Autor derartige Strecken auf dem Drahtesel – zudem ohne Gangschaltung – bewältigte und in Bushaltestellen übernachtete, ist ein „Reisemodell“, das man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann, ebenso wenig, dass jemand solche Mühen auf sich nahm, um bestimmte Unterhaltungsbücher zu finden.
Andreas Fehrmann rezensiert unter dem Titel „Spannende Romane sind kein Zufall“ die europäische Hochschulschrift von Ralf Junkerjürgen SPANNUNG – NARRATIVE  VERFAHRENSWEISEN DER LESERAKTIVIERUNG, die die Reiseromane von Jules Verne beispielhaft untersucht. Hier wie auch in dem Artikel „Hatte Jules Verne eine uneheliche Tochter?“ zeigt sich, dass der JULES-VERNE-CLUB sich nicht nur als lockere Amateurvereinigung sieht, sondern dem verneschen Werk und seinem Umfeld durchaus mit wissenschaftlicher Gründlichkeit zu Leibe rückt.
Dieser Ehrgeiz und die Konzentration auf einen Autoren unterscheiden ihn grundlegend von üblichen Science Fiction-Clubs. So sucht man im NAUTILUS vergeblich nach Amateurschriftstellerei der Mitglieder. Vielleicht trauen sie sich nicht, derlei neben tiefschürfenden Analysen zu veröffentlichen, oder sie wollen das Werk des Meisters nicht unter ihren Nachahmungsversuchen leiden lassen. Auch Leserbriefe enthält der NAUTILUS nicht, dafür allerdings einen Abdruck von Diskussionen aus dem Internet-Forum des Vereins, die sich unter dem Titel „Verne-Nachahmer in Deutschland?“ mit dem Verhältnis von Jules Verne zur allgemeinen SF beschäftigen.
Der JULES-VERNE-CLUB und seine „Zeitung“ NAUTILUS passen nicht in gängige Schemata des Science Fiction-Fandoms. Einerseits besteht ein starker SF-Bezug – von dem schon der Titel der Zeitschrift kündet. Andererseits tendiert der Verein dazu, sich mit der Zeit zu befassen, in der Verne seine Werke geschaffen hat. Dementsprechend wirken sowohl der NAUTILUS als auch die Internet-Präsenz des Clubs nostalgisch. Und schließlich ist der Verein allein auf den Schriftsteller Jules Verne ausgerichtet, wodurch auch Werke im Fokus liegen, die nicht der Phantastik zuzuordnen sind, und eine gewisse Exklusivität entsteht, welche die Kreativität der Mitglieder begrenzt. Von SF-Vereinen ist man es ja gewohnt, dass sie sich thematisch mit allem befassen, was die Fans interessiert – ganz gleich, welche Serie oder welcher Autor für den Club namens gebend ist. Zum einen lässt sich fast jedes technische oder gesellschaftliche Thema in die Zukunft extrapolieren, zum anderen ermöglicht diese Freiheit grenzenlose Aktivitäten in Briefen, Geschichten, Lyrik und Zeichnungen, die teils visionären, teils aber auch nur aktuellen Charakter haben. Im Gegensatz dazu fühlen sich die Mitglieder des JULES-VERNE-CLUBS offenbar auf das Schaffen des Meisters verpflichtet und versetzen sich lieber in die Welt seines Werkes und seiner Zeit.
Der NAUTILUS 9 und seine gewichtige Beilage bieten hier interessante Einblicke.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


SOL 44
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.400 Exemplare, 5,27 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Danneberg (BLZ 25850110), Konto 46042420.
Internet: www.prfz.de.


Bei unserer aktuellen Besichtigung des Flaggschiffes der PERRY RHODAN FANZENTRALE (PRFZ) kommt uns als erster der galaktische Beobachter Rainer Stache entgegen. In gewohnt bissiger und unterhaltsamer Manier berichtet er über die (bis Redaktionsschluss) aktuellen Heftromane 2334 bis 2347. Einzig der Umstand, dass nahezu ein Drittel seines Vortrages dem Verriss eines einzelnen Heftes zuzuordnen ist, lässt den Auftritt als etwas unausgewogen erscheinen.
Im Anschluss daran finden wir am schwarzen Brett das Protokoll zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2006, auf der, der Leser glaubt es kaum, über die mögliche Auflösung des Vereins abgestimmt wurde. Glücklicherweise wurde der Verein aber am Leben erhalten und daher muss das Flaggschiff nun zum Glück nicht verschrottet werden. Allerdings erfahren wir auch, dass das Schiff ziemliche Kosten verursacht, was aber angesichts der hohen Qualität der Verarbeitung auch nicht weiter verwundert. Gleich daneben entwickelt der neue Vorstand Rüdiger Schäfer seine Ideen zur weiteren Fortführung des Vereins, unterstützt durch einen Kommentar von Claus Wahlers.
Coverabbildung SOL 44Nach dem Verdauen dieser Nachrichten gehen wir langsam weiter und gelangen in eine Art Hörsaal, in der drei Nachwuchsautoren ihre von einer Jury prämierten Geschichten vorlesen. Gespannt hören wir zu und sind begeistert: Alle drei Geschichten haben ein hohes Niveau und wissen gut zu unterhalten. Auch wurden die Fehler vom letzten Mal (fehlendes Lektorat) offensichtlich vermieden. Ein weiterer Pluspunkt.
Auf unserem weiteren Weg kommen wir an einer Art Schaukasten vorbei, in dem ein neues Buch vorgestellt wird: ALLMÄCHTER – FASZINATION PERRY RHODAN. Der Autor Eckhard Schwettmann erzählt, wie es zu dem Buch kam und der galaktische Beobachter begegnet uns hier abermals, indem er eine Rezension zu dem Buch verfasst hat.
Später sollen wir noch auf weitere Buchrezensionen stoßen.
Unser Rundgang durch das Schiff bringt anschließend noch folgendes zutage:
Neben Interviews mit den Autoren Christian Montillon und Klaus Bollhöfener gibt es in der Galerie eine neue Folge des Comics zu besichtigen. Wir erfahren etwas über die Romanwelten des Hanns Kneifel, das Leben von William Voltz (Teil 6), lesen mit Interesse einen Aufsatz über die PERRY RHODAN-Motive auf Briefmarken und allem anderen, was mit der Philatelie zusammenhängt. Es wird uns die Geschichte der Akonen im Verhältnis zur Menschheit und den Arkoniden näher gebracht und Michael Marcus Thurner berichtet auf ironische Art und Weise, wie er das aktuelle Ende der ATLAN-HHeftreihe empfand.
Abgerundet wird das Ganze noch durch einen Artikel über das „Ultimative Universum“, der die Neuordnung des Superheldenkosmos bei Marvel beschreibt. Ein Bericht, der Lust auf mehr macht und der jedem Comic-Fan ans Herz gelegt werden sollte (bzw. die Comics). Auch die Information, dass PERRY RHODAN-Titelbildzeichner Dirk Schulz inzwischen für den Splitter Verlag zuständig ist, soll dem Interessierten nicht vorenthalten werden.
Zwar fehlt dem diesmaligen Rundgang ein wenig der Esprit vom letzten Mal, aber wieder wurde der Besucher gut, interessant, witzig und informativ unterhalten. Wir hoffen auf viele weitere Besuche auf der SOL.

Dirk Ozanik, Hildesheim


EXODUS 20
80 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,00 EUR, 2er-Abonnement 12,00 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR.
Bezug: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: kontakt@sfflohmarkt.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 2851 70-505.
Internet: www.sfflohmarkt.de.

EXODUS feiert seine 20. Ausgabe mit einem erhöhten Umfang – und einer selbst ausgesprochenen Beförderung: vom „Fanzine“ zum „Magazin“. Natürlich ist auch ein Fanzine ein Magazin oder eine Zeitschrift in dem Sinne, dass es sich um eine mehr oder periodisch erscheinende Publikation handelt. Dabei hat es EXODUS überhaupt nicht nötig, die Unterscheidung zwischen „Fanzine“ (im negativen Sinn) und „Magazin“ (als Auszeichnung) selbst vorzunehmen. Das erledigen die Leser und Rezensenten bereits selbst, wie der Leserbriefpart der vorliegenden Ausgabe zeigt.
Erzählerisch weisen die Kurzgeschichte in EXODUS durchweg ein hohes Niveau auf, inhaltlich verdeutlichen sie ein Problem, vor dem das Genre der SF insgesamt steht: vor dem offensichtlich eingeschränkten Ideenfundus. In „Das Lazarus-Projekt“ von Martin Schemm wird eine psychisch kranke Frau mit einer interaktiven Projektion ihres verstorbenen Mannes konfrontiert. Erfahrene Leser wird es nicht überraschen, dass es zu einer Wiedervereinigung der beiden kommt. Das gilt wohl auch für „Dort draußen, hinter den Sternen“ von Christian Weis. Der Vater eines Jungen, ein Astronaut, entpuppt sich als Klon, während das Original in seinem Raumschiff im Kälteschlaf liegt. Und für „Welten“ von Frank G. Gerigk, in dem sich ein alternder Schriftsteller in – na?! – virtuellen  Welten verliert. Und dass der Protagonist in „Der Krieg gegen die Parmanteren“ von Gerd Maximovič den verbrecherischen Charakter des Krieges erkennt, in dem er kämpfen muss, wird zumindest in unserer Epoche nicht mehr unbedingt eine Bereicherung von Leseerfahrungen darstellen. In stilistischer Hinsicht freilich hängt die Story jede andere Kurzgeschichte in der Ausgabe locker ab.
Coverabbildung EXODUS 20 Eine Methode, solche Wiederholungseffekte zu vermeiden, besteht für Autoren darin, in ihre Texte humoristische Elemente einzubinden bzw. sie in den Mittelpunkt zu stellen. Diesen Weg sind auch einige der EXODUS 20-Mitarbeiter gegangen. Bemüht ist der Humor, den Horst Hoffmann in „Die Missionare von Dulcilanea“ darbietet. Die Menschheit wird zum Einsammeln von Hundekot in die Galaxis entsandt – ich muss allerdings einräumen, dass ich kein Hundehalter bin. Frank Neugebauer präsentiert in der Tat obskure „Ko(s)mische Lebensläufe“, und in „Die achte Todsünde“ von Boris Koch trifft den Protagonisten eine unerwartete Konsequenz seiner Ratschläge.  In „Das Rosetta-Projekt“ verschaffen sich zwei Wissenschaftler durch einen Betrug weitere Forschungsmittel. In ausgetretene Pfade gerät dagegen auch die Story „Lernen für's Leben“ von Uwe Schimunek, in der eine durchgeknallte KI ihren Mentor fertig macht.
Die beste Story von EXODUS 20 steht fast am Ende: „Amundsen, Planet der Erhabenheit“ von Michael Tillmann, die Schilderung eines Erstkontakts auf einem Eisplaneten. Der Text fängt sehr schön die Eindrücke ein, die der unberührte Eisplanet bei den Forschern hinterlässt, beschreibt einen zurückhaltenden Kontakt und kreiert Aliens, die das einschlägige Repertoire des Genres zu bereichern wissen. Das Pendant ist „Pandoras letzter Wille“ von Uschi Zietsch; in der Story passt  einiges nicht zusammen: Herr Harbinger lebt in einer „sanften“ Diktatur, stützt sie auch, bemerkt kleine Veränderungen und dringt zum Herrscher vor, der sich als mythologische Figur entpuppt. Dieser Mischmasch hat wohl kaum einen Sinn.
Etwas verworren gibt sich „Wie ein Wind“ von Bernd Karwarth: Raumfahrer landen auf einem Planeten, entdecken Artefakte und geraten unter ihren Einfluss – aber vermutlich will der Autor genau letzteres durch die nicht-lineare Handlung (?!) darstellen. Erfolgreicher ist der Leser dagegen, wenn er sich auf „Harry und Soyla“ von Helmut Ehls einlässt. Gemeint sind zwei Mitglieder einer Doppelehe, die vom Mars aus zum Jupiter auswandern wollen. Die Story ist gespickt mit obskuren Ideen und Anspielungen. „Der Ätherseelenmensch“ von Carl Grunert ist ein Faksimile-Abdruck von 1913/1914. Die Sprache ist sehr eingängig und es erstaunt, wie früh in der phantastischen Literatur die Symbiose des Einzelnen mit dem Universum bereits thematisiert wurde.
Die Galerie von EXODUS 20 bietet sechs Zeichnungen von Klaus G. Schimanski, der auch das umlaufende Titelbild anfertigte. Klaus gehört sicherlich zu den technisch besten Zeichnern, die das Fandom – oder, für die EXODUS-Redaktion: die semiprofessionelle Szene – zu bieten hat. Christel Scheja ist in ihrer Einführung zuzustimmen, dass Klaus zwar eine gewisse ironische Distanz zu seinen Zeichnungen wahrt. Seine bevorzugten Motive jedoch, mehr oder minder bekleidete Frauen, waren bereits in der Vergangenheit der Gegenstand von Diskussionen. Fakt ist, das Akte zu den Standardthemen der darstellenden Kunst gehören. Fakt ist aber auch, dass die SF- und Fantasyillustration Akte nicht unbedingt aus ästhetischen Gründen heraus produziert. Klaus erzählt  mit seinen Zeichnung in EXODUS 20 eine lockere Geschichte, für die sicherlich nicht jeder blanke Busen erforderlich gewesen wäre.
Erfreulich ist, dass den Illustrationen für die Kurzgeschichten diesmal mehr Platz als in EXODUS 19 eingeräumt wurde.
Die 20. EXODUS-Ausgabe bietet Storylektüre auf einem überwiegend hohen Niveau. Darüber hinaus wäre es vermessen, von der Reihe zu erwarten, dass es ein grundlegendes Problem des Genres lösen soll.

Armin Möhle, Wallenhorst


XEGO 8
36 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,00 EUR.
Bezug: Marin Blabanov, c/o Mailbox, Taborstr. 22c/174, A-1020 Wien, E-Mail: info@marincomics.com.
Internet: www.marincomics.de.


Weiter geht es mit den seltsamsten Comics aller Welten. Knapp zwei Monaten nach dem fulminanten Auftakt legt Marin Balabanov den zweiten Teil seines Welten umspannenden Epos vor. Marin führt die anstehende Handlungsstränge weiter. „Neues Leben“, „Altes Leid!“ und „Blutiger Kampf“ sind die Zwischentitel der Handlung.
Zuerst beobachten wir wieder Jochen, wie er am Ende der Welt an einem Donaukanal seinen Gedanken nachhängt. Das geht bei Comics tatsächlich: jemanden beobachten, der seinen Gedanken nachhängt. Er hadert mit der Wirklichkeit und fragt sich, ob er den Partnertausch mit der Frau seines besten Freundes machen soll.
Derweil gehen seltsame Dinge auf dem Planeten Tanim vor. Heftige Interessenkonflikte zwischen den verschiedenen Organen des lebenden Planeten formieren sich zu einem globalen Kampf. Währenddessen findet Ken, das bislang einzige Lebewesen auf Tanim, eine Frau.
Bevor diese Geschichte fortgeführt wird, bekommt Jochen Besuch von den beiden Vampiren, die in der ersten Folge eine Sonde zum Planeten Tanim schickten. Sie halten ihn für einen der ihren und möchten ihn mitnehmen auf die lange Reise nach Tanim. Jochen dagegen entschließt sich endgültig, den Partnertausch wahrzunehmen.
Der zweite Teil der Tanim-Saga, wie ich sie einmal nennen möchte, hinterlässt den Leser etwas ratlos. Gänzlich ungeeignet ist die Lektüre für einen Leser, der den ersten Teil nicht kennt. Das muss kein Nachteil sein, sondern ist legitimes Recht eines umfassenden Werkes. Trotzdem gefiel mir der Auftakt besser.
Auch diesmal glänzt Marin wieder mit schönen, zum Teil seiten überspannenden Kompositionen seiner Bilder, die in einigen Punkten auch sehr innovativ sind. Trotzdem fehlt der letzte Pfiff. Die sehnsüchtig melancholische Grundstimmung bleibt erhalten, wird vielleicht sogar noch vertieft. Es fehlt aber die leichte sprachliche Ironie, die den ersten Band auszeichnete.
Ob es an dem strengen zweimonatigen Erscheinungsrhythmus liegt, den Marin sich selbst aufgegeben hat?
Ich bin trotz dieser vielleicht über kritischen Worte gespannt auf die nächsten Teile des Epos, nicht auch zuletzt weil Travellic zurückkehrt und ich schlichtweg sehr neugierig bin, wie Marin die vielen Handlungsstränge zusammenführen will. Und eins sollte man auf keinen Fall vergessen: die momentane Einzigartigkeit seines Werkes!

Holger Marks, Marburg


DER BARDE 8
96 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 6,00 EUR.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kalvoda@call-and-more.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, lautend auf Andreas Leder.

Internet: //members.chello.at/sfc_stardragons/.

DER BARDE ist das Storymagazin des SFC STARDRAGONS. Hier finden Romane und Geschichten Aufnahme, die durch ihre Länge oder Zusammengehörigkeit nicht in das normale Clubheft passen. So wie auch die Fantasy-Erzählung „Der Wald der Nächtlichen“ von Thomas Kager.
Coverabbildung DER BARDE 8Um seiner Familie zu helfen, beschließt der junge Bauernbursche Ken an einem Handelstreck teilzunehmen. Es gelingt ihm den Anführer Kassel zu überzeugen und in dem erfahrenen Pentin einen Freund zu finden, der ihm Mut macht. Denn ein alter, geistig verwirrter Mann rempelt ihn noch vor der Abreise in der Stadt an und behauptet, dass Ken den „Wald der Nächtlichen“ nicht mehr verlassen würde.
Der Junge weiß nicht, was er davon halten soll, doch der Ältere beruhigt ihn. Zwar leben dort die unheimlichen Geschöpfe, die der Irre erwähnt hat, aber sie sind keine Gefahr, wenn man gewisse Regeln beachtet.
Bald lassen die ersten Abenteuer mit Räubern und den Unbilden der Natur Ken vergessen, was er gehört hat. Mit den Tagen wächst die Erfahrung und Zuversicht, auch als sie den verwunschenen Wald betreten.
Doch das Schicksal holt Ken ein. Er begegnet den „Nächtlichen“ – aber anders als er jemals erwartet hat...
Warmherzig und auch ein wenig abenteuerlich erzählt Thomas Kager von den Erlebnissen seines jungen Helden. Er konzentriert sich ganz auf die Figuren und verzichtet dabei auf unnötiges exotisches Brimborium. Heraus kommt eine spannende Geschichte mit lebendigen Charakteren und einer positiven Ausstrahlung, die vom stimmungsvollen Cover und Illustrationen von Martin Balabanov noch unterstützt werden. Das Heft ist auf jeden Fall ein kleines Juwel für alle Fans von Fantasy-Geschichten, die nicht auf kuriose Äußerlichkeiten und stereotype Handlungen und Figuren setzen.

Christel Scheja, Solingen


EDITION HEIKAMP 18: HELDENGESANG
28 Seiten DIN A 6, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 2,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.
Internet: www.edition.heikamp.net.


Band 18 der EDITION HEIKAMP präsentiert vier Fantasy-Stories der Autorin Alexandra Balzer, von der in verschiedenen Anthologien Erzählungen und im Asaro-Verlag der Fantasy-Roman FÄDEN DEN SCHICKSALS erschienen sind. Weitere Bücher sind im Crago-Verlag in Vorbereitung.
In der Titelstory „Heldengesang“ erzählt ein Barde die beliebte Geschichte von „Aldemar dem Bärentöter“, der die Gunst des Grafen Firnhard verlor und sie auf kluge Weise zurück gewinnt. „Das Kästchen“ birgt eine Waffe, die Bjorge trotz der Warnung des Magiers an sich nehmen will. Als er den Drachenschatz öffnet, passiert etwas, mit dem der Recke nicht gerechnet hat. Der „Feentanz“ zieht den Jungen Olan in seinen Bann. Im Gegensatz zu ihrem Vater weiß die kleine Fee nicht, wie empfindlich die Menschen sind. „Malia“ hat es faustdick hinter den Ohren und lässt sich nicht wie „Aschenputtel“ von ihrer Stiefmutter und der Schwester schikanieren. Doch wer sich nicht an Vereinbarungen hält, bekommt am Ende die verdiente Strafe.
Die Autorin bedient sich vertrauter Genre-Archetypen und Themen: Drachen, Barden, Ritter, Feen usw. tummeln sich in diesen vier Geschichten. Die Hauptfiguren müssen eine Aufgabe erfüllen, um ihr Schicksal zum Besseren zu wenden, und so mancher scheitert an seiner Gier und Dummheit. Wie die meisten Menschen sind auch die Protagonisten leicht zu verführen durch Schätze oder die Schönheit der Feen. Allerdings haben die magischen Wesen nicht immer Übles im Sinn, denn auch sie wissen nicht alles, oder ihre Warnungen werden missachtet.
Es sind stille Geschichten, die ohne Action auskommen und sich vordringlich mit den Folgen unbedachten Handelns befassen. Während sich die drei ersten Erzählungen als typische Fantasy einstufen lassen, parodiert die letzte ein bekanntes Märchen-Schemata auf schwarzhumorige Weise. Von den Pointen wird man nicht wirklich überrascht, weil man Ähnliches oft genug gelesen hat. Allerdings versteht es Alexandra Balzer, ihre Stories durch einen flüssigen Stil vorzutragen, der gefällt. Drei passende Illustrationen (eine davon ist das Cover) von Ursula Schachschneider runden den Band ab.
HELDENGESANG wendet sich an die Leser der heroisch-humorigen Fantasy, die sich weniger für wilde Kämpfe als für die Menschen und die Konsequenzen ihrer Taten interessieren.

Irene Salzmann, Kranzberg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Dirk Ozanik, Irene Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 35 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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