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Werte Leserinnen und Leser,
unangeachtet etwaiger jahreszeitbedingter Aktivitätspausen bietet Euch der FANZINE-KURIER 130 immerhin 14 Besprechungen zu 16 Fanzines und verwandten Produktionen. Und es hat den Anschein, als würde sich diese Produktivtät fortsetzen: Für den FK 131 kann ich bereits Rezensionen über INTERN 253, RETTUNGSKREUZER IKARUS 27: MEMENTO MORT, XEGO 7, ENPUNKT 43, DRACHENBRIEF 130/131 und ENTHEETE u. a. ankündigen. Viele Grüße Armin Möhle MUNICH ROUND UP 175 EDITION HEIKAMP 12: FATALE SINNLICHKEIT STAMMTISCH-BOTE 13 FUTURE MAGIC 52 SCIENCE FICTION OKULAR 240, 241 PALADIN 157/GOLEM 78 RETTUNGSKREUZER IKARUS 26: ANTAGONIST WELT DER GESCHICHTEN 1 NOCTURNO 6 EDITION HEIKAMP 11: DER WIND WIRFT DEINEN NAMEN PHASE X 1 XUN 12 AD ASTRA 81: URIEL
MUNICH ROUND UP 175 36 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung. Auflage: unbekannt, 3,00 EUR, 2er-Abonnement 5,50 EUR, 3er-Abonnement 8,00 EUR. Bezug: Waldemar Kumming, Engadiner Str. 24, 81475 München. Bankverbindung: Postbank München (BLZ 700 100 80), Konto 1478 14 802. Wie bespricht man eine Grundfeste des Fanzinemarktes? Mit der kleinen Jubiläumsnummer 175 des Münchners Waldemar Kumming liegt nicht nur die Nummer des Worldcons 2005 in Glasgow vor, auf den Seiten findet sich noch ein Artikel von Heinz Galle über den Karl May Konkurrenten Robert Kraft. Der fast siebzigjährige Heinz Galle gehört nicht zuletzt dank seiner detaillierten Arbeit an den VOLKSBÜCHER UND HEFTROMANEN-Sachbüchern zu den Sammlern und Experten der phantastischen Literatur vor dem zweiten Weltkrieg. Das inzwischen jährlich erscheinende MRU war und ist eigentlich das deutsche Sprachrohr ins internationale Fandom. Nicht umsonst haben sie dem unermüdlichen Waldemar Kumming in Glasgow den BIG HEART AWARD verliehen. Für jahrzehntelanges Engagement in einer nicht immer pflegeleichten Familie. Schon in den achtziger Jahren – da begann ich das MRU ab und an zu lesen und vor allem die Fotos von kostümierten und manchmal auch sehr hübschen Frauen aus aller Welt zu betrachten – konnte man dank dieses Münchner Originals über das deutsche Fandom hinaussehen. Egal an welchem exotischen und unerreichten Ort ein Worldcon stattgefunden hat, der Waldemar war mit seiner Kamera oder seinen Getreuen Helfern vor Ort und lieferte fundierte Informationen und viele, viele Fotoseiten. Diese stellen auch den einsamen Höhepunkt und Mittelpunkt dieser Ausgabe dar. Auf insgesamt 15 Seiten zuzüglich der gesondert abgedruckten Personenbeschreibungen werden dem Außenstehenden ein guter Überblick und manchmal ein verwirrender Eindruck in das Geschehen eines solchen Mammutcons gegeben. Dazu kommt in fast skizzenhafter Form ein persönlicher Eindruck der Vorträge, die Waldemar Kumming selbst besucht hat. Der zweite Schwerpunkt ist Heinz Galles Artikel über Robert Kraft. Ausgangspunkt ist eine neue, in Kleinstauflage erschienene Biographie. Ohne auf diesen Text näher einzugehen, fasst Heinz Galle noch einmal kurz, prägnant das Leben dieses Kolportageschriftstellers zusammen. Im Magazin PHANTASTISCH! ist im letzten Jahr ein zweiteiliger Artikel über Krafts Leben mit einem kurzen Einblick in sein Werk veröffentlicht worden, der deutlich lesenswerter und vor allem detaillierter ist. Die große Enttäuschung bildet dann allerdings der freie Überflug über Krafts Werk. Da die meisten seiner Lieferungsromane – zwischen zweitausend und sechstausend Seiten lang – nur in wenigen, sehr seltenen Nachdrucken oder bei Antiquariaten in schlechtem Zustand zu exorbitanten Preisen zu erhalten sind, wäre es hier möglich gewesen, mehr als eine Handvoll Zeilen über die zum Teil auch heute noch interessanten, phantastischen Bücher zu verlieren. Immer wieder weist Heinz Galle zwar auf die Innovation in Robert Krafts Werk, seine erzählerische Klasse – wenn er sich von dem Druck des Vielschreibens einen Augenblick lösen konnte – und seine Gabe, technische Erfindungen nicht nur intelligent vorherzusehen, sondern sehr geschickt in seinen oft abenteuerlichen und unredigierten Fortsetzungsromanen einzusetzen, aber es bleibt bei diesen Hinweisen. Auch wenn er seinen Artikel nur als Appetitanreger versteht, kann Heinz Galle deutlich mehr. Die Thematik Robert Kraft ist entweder zu lang für einen kurzen Artikel – immerhin auch sieben Seiten – oder Heinz Galle fehlte die Zeit, wirklich ins Detail zu geben. Im Vergleich zu seinen drei Sachbüchern im Dieter von Reeken-Verlag wirkt die Beschreibung statisch. Kaum Unterstützung erhält er vom schlechten Druckbild, das die Titelbilder einfach in die Mitte der Zeilen setzt und seine Leser zwingt, drum herum zu lesen. In der vorangegangenen Ausgabe des MRU hat Heinz Galle zum Beispiel sehr viel lebhafter und prägnanter die phantastische Zeitschrift DER ORCHIDENGARTEN vorgestellt, die zwischen 1919 und 1921 in Berlin erschienen und weltweit sicherlich das erste Periodikum für reine phantastische Literatur darstellte. Wie gesagt, um Robert Kraft ein wenig kennenzulernen, ist der Artikel im Magazin PHANTASTISCH! sehr viel empfehlenswerter und es besteht im Grunde nicht die Notwendigkeit, Heinz Galles Expertise auf einen interessanten, aber zumindest für eine kleine Fangemeinde – mehr dürfte MRU auch nicht ansprechen – immer lebendiger werdenden Autoren zu „verschwenden“. MRU 175 stellt weiterhin ein klassisches Fanzine mit einer inzwischen fast generationenlangen Tradition dar. Immer noch mit viel Herzblut und Liebe gestaltet weist es zwar ein unorthodoxes Layout auf, spricht aber insbesondere die Fans an, die auch regelmäßig Worldcons besuchen und/ oder zumindest in Gedanken mitreisen möchten. Thomas Harbach, Lübeck EDITION HEIKAMP 12: FATALE SINNLICHKEIT 16 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung. Auflage: 100 Exemplare, 2,00 EUR. Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim. In der EDITION HEIKAMP findet der interessierte Leser ein reichhaltiges Angebot: Lyrik, zeitgenössische Kurzgeschichten, Phantastik und Erotik. Oft mischen sich die Genres. In Band 12 FATALE SINNLICHKEIT findet man drei erotische Stories von Sandra Henke, die im phantastischen Genre angesiedelt sind. Eine „Fatale Sinnlichkeit“ geht von dem ungewöhnlichen Gast eines Grafen aus, der nicht ahnt, auf was er sich bei diesem Bündnis einlässt. Für die Besucherin gibt es weder Freund noch Feind, ihrer tödlichen Macht erliegen alle. In „Smooth Criminal“ erlebt eine Sterbende den perfekten Orgasmus, und so fällt ihr der Abschied von ihrem tristen Dasein auch nicht schwer. Während sich der Game-besessene Lover nicht von seinem PC losreißen kann, erlebt eine junge Frau den „Coitus Diabolicus“ – und der Teufel erweist sich als ein weit besserer Liebhaber. Das passiert, wenn man den PC der Liebsten vorzieht… Die Geschichten sind ausnahmslos aus der weiblichen Perspektive erzählt, dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass sie sich mehr an ein männliches Publikum als an Leserinnen wenden. Die Sprache, die die Autorin benutzt, ist „männlich“. Auch wenn in den vergangenen Jahren zunehmend Erotika für Frauen auf den Markt gekommen sind (z.B. die Lesben-Krimis des Argument-Verlags, erotische Shojo- und Boys Love-Mangas) und Autorinnen in phantastischen Romanen und denen der allgemeinen Reihen weit mehr wagen als noch vor Jahren, so ziehen sie es in der Regel vor, den Akt an sich vorsichtig zu umschreiben und auf deftige Worte zu verzichten, die verletzend oder erniedrigend wirken können. Sandra Henke rächt die benutzten, abgeschobenen und vernachlässigten Frauen. Sie gibt ihnen Befriedigung und lässt sie einmal über den Mann und seine selbstsüchtigen Triebe dominieren. Trotzdem schildert sie Männer-Phantasien – vielleicht, weil dies immer noch gängiger ist? Mehr von der Autorin gibt es unter www.SandraHenke.de und www.Condannato-Vampire.de. Gerade bei Erotika muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er der Lektüre eine Chance geben möchte, denn es gibt individuelle Grenzen, was man in diesem Bereich akzeptieren und lesen will. Irene Salzmann, Kranzberg STAMMTISCH-BOTE 13 36 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung. Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen). Bezug: Horst Schwagenscheidt, Heidestr. 16, 45476 Mülheim, E-Mail: Schwagi.MH@T-Online.de. Die Unglücks-Nummer des STAMMTISCH-BOTEN ist voll der Klage über einen Fernsehbericht des WDR vom 25.03.1963. Dr. Gerd Courts fremdelte gewaltig mit dem Fandom und buk eine in sich ziemlich inkonsistente Mischung von negativen Einschätzungen über jenes seltsame Hobby, das er auf dem IV. Niederrhein-Con in Duisburg antraf. Winfried Scholz, Rolf Gindorf und Burkhard Blüm reagierten damals mit z. T. geharnischten Briefen an den WDR, mit denen sie die Ehre der SF-Fans zu retten suchten, wobei Mr. Gindorf allerdings einen Con-Teilnehmer aus den eigenen Reihen mit der Bezeichnung als „jugendlichen Wirrkopf“ ein wenig über die Klinge springen ließ. Jener war ja nur 17 ... (ob blond, ist nicht bekannt). Der heilige Ernst, mit dem das Phänomen in jenen Tagen untersucht wurde, lässt heute eher schmunzeln, so wenn sich Dr. Courts über eine „Verherrlichung des sattsam bekannten Halbstarkenjargons“ aufregte oder warnte, Jugendliche gerieten bei ihren Schreibübungen „fast in pornographische Bereiche“ – beides findet man heute wohl in jedem US-Krimi. Vielleicht hätte man ihn seinerzeit ernster nehmen sollen, und wir müssten in der Gegenwart nicht so viele coole Sprüche ertragen und weniger nacktes Fleisch sehen. Auch die WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG berichtete zeitnah über den Con. Sie fand aber zu bemerkenswerten Aussagen. So hieß es, das Niveau der Convention sei keineswegs so wissenschaftlich und literarisch, wie mancher sein Hobby darstellen wolle, die sogenannten Fans seien fast ausschließlich männlichen Geschlechts und hätten zwar eine Menge Ideen, würden sich aber nirgendwo politisch, sozial oder kulturell betätigen; im Grunde wolle man unter sich sein. Es fällt schwer, dem fundiert zu widersprechen; die Einschätzung scheint noch 43 Jahre später weitgehend richtig. Nur würde man heute wohl die fannische Auseinandersetzung mit dem phantastischen Genre selbst als kulturelles Tun betrachten – am augenfälligsten in der Amateurschriftstellerei. Derlei hat auch der 13. STAMMTISCH-BOTE zu bieten. Unter dem Titel „Träume sind doch keine Schäume“ lässt Mike Deckinger einen frustrierten Ehemann sich in eine erotische Phantasie hineinträumen. Helmut Struck kombiniert den eigenen Bericht über den IV. Niederrhein-Con mit einer kleinen Robotergeschichte: „Es war schlimm, Herr Professor“. Außerdem schwelgen Stammtisch-Mitglieder unter „Erschütternd – shocking“ in Erinnerungen an ein gemeinsames Besäufnis. So kommt eins zum anderen. Das Fanzine bietet einen interessanten Einblick in die Vergangenheit des SF-Fandoms und der öffentlichen Meinung und lädt auf diese Weise dazu ein, kulturelle Entwicklungen, aber auch Konstanten zu erkennen. Selbst in einem 43 Jahre alten Spiegel erblickt man immer noch das eigene, aktuelle Bild. Die weiteren Beiträge zeugen von jener Ungezwungenheit, wie sie heutzutage im Fandom vorherrscht. Das Heft bietet durchweg interessante und kurzweilige Lektüre. Clemens Nissen s. ps., Schortens FUTURE MAGIC 52 98 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung. Auflage: unbekannt, 5,00 EUR, 4er-Abonnement 17,00 EUR. Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at. Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, IBAN AT556000000077510891, BIC OPSKATWW lautend auf Andreas Leder. Der erste Eindruck von FUTURE MAGIC 52, dem Fanzine des SFC STARDRAGONS aus Österreich, ist äußerst ansprechend. Das Cover ziert ein Gemälde von einem wahrhaft futuristisch anmutenden Zug, der in blickfangender Art und Weise am Leser vorbeirauscht. Auch die Bindung weiß zu gefallen, macht sie doch den Eindruck, zukünftiges Zerfleddern des Heftes verhindern zu wollen. Und vor allem: Ein Fanzine mit knapp 100 Seiten im DIN A4 Format: schon beachtlich. Ein erster Blick ins Heft zeigt: auch der Aufbau weiß zu gefallen, die Schriftgröße ist angenehm und eine Erwähnung der beteiligten Künstler gibt es auch nicht immer. Hier schon. Wie aber sieht es nun mit dem Inhalt aus? Als erstes begegnet dem Leser der Themenschwerpunkt „Hexen – Heute und damals“, bestehend aus einer Mischung von Artikeln, Kurzgeschichten und Informationsschnipseln. Und genau in dieser Schnipselei liegt das Problem: Das Ganze wirkt bedauerlicherweise sehr konzeptlos und eine wirklich umfassende Information über die Hexen an sich erhält der Leser leider nicht. Das beginnt bereits damit, dass der erste Artikel keinerlei Einführung besitzt, sondern gleich „ans Eingemachte“ geht, dies aber auch nur sehr bruchstückhaft und ohne klare Linie. Auch die folgenden Artikel sind nicht wirklich besser. Der Leser sieht eine Aneinanderreihung von Informationshäppchen, in denen das Übergeordnete nur sehr bedingt zu erkennen ist. Insgesamt wirkt dieser Teil mehr als nur unstrukturiert. Nichtsdestotrotz sind die Artikel und Geschichten durchaus lesenswert Positiv erwähnen aus diesem Teil sollte man die Kurzgeschichte von Susanne Stahr, die sich sehr wohltuend aus dem Ganzen heraushebt. Auch eine zweite Geschichte, die von Susanne Stahr im Heft veröffentlicht wurde, hat dem Rezensenten ausnehmend gut gefallen. Ein Name, den man sich vielleicht auch außerhalb des Fanzines einmal merken sollte. Im Anschluss folgt dann ein längerer Abschnitt mit Kurzgeschichten (macht ein gutes Drittel des Heftes aus). Naturgemäß können dem Leser natürlich nicht alle Geschichten in gleicher Weise gefallen, aber insgesamt sind die Geschichten durchaus lesbar und ein netter Zeitvertreib, auch wenn der Rezensent sich das eine oder andere Mal gefragt hat, wo denn da der Zusammenhang zu SF und Phantastik bestehen soll. Als erstes begegnet uns eine Geschichte von Fred H. Schütz. Die (abgedruckten) Geschichten von Fred haben ein paar gemeinsame Komponenten: Sie sind ausgesprochen gut lesbar und haben eine etwas merkwürdige Pointe. Beispielsweise wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, obwohl der Protagonist am Ende der Story das Zeitliche segnet. Gewöhnungsbedürftig. Des weiteren hätte den Geschichten ein vermehrter Einsatz von Kommata durchaus zu einer besseren Lesbarkeit verholfen. Aber insgesamt sind die Stories gut zu lesen (Eine ist auf englisch. Warum eigentlich?). Es folgt eine Geschichte von Thomas Kager, die in der Welt von SHADOWRUN angesiedelt ist, einer Cyberpunk-Welt, die als Rollenspiel das Licht der Welt erblickte und bisher schon diverse Autoren zu einer Menge äußerst interessanter Romane inspiriert hat. Thomas Kager versteht es sehr gut, die „richtige“ SHADOWRUN-Atmosphäre zu vermitteln und obwohl es sich hier nur um einen Teil einer Fortsetzungsgeschichte handelt (immerhin lesen wir hier bereits Teil 13), fühlt der Leser sich in keinem Moment ahnungslos oder den Geschehnissen ausgeliefert. Diese Geschichte kann auch sehr gut alleine stehen und ist zudem sehr angenehm zu lesen. Kompliment! Auf Susanne Stahr wurde ja schon hingewiesen. Gute Geschichten in guter Qualität. Zum Abschluss des Heftes lesen wir kurze Berichte aus verschiedenen Bereichen, die einen durchaus interessanten Schlusspunkt setzen. Da wären: Lesebriefe der Autoren (nur für Mitglieder interessant), Wissenschaftsschnipsel (von skurril über nett bis interessant), Film-News (sehr kurz), Glosse (witzig!), Astro-News (interessant), ein Nachruf auf den SF-Autor Michael G. Coney (BRONTOMEK), Fanzinebesprechungen, Rezensionen zu einem interessanten Computerspiel, der Veröffentlichung neuer Perry-Comics, der abschließenden Doppelfolge der 5. Staffel von CSI LAS VEGAS sowie einem Buch über Perry Rhodan und der Zeitschrift SPACE VIEW 3/06. Interessante Informationen, kurzweilig verpackt. Das Heft hinterlässt also durchaus einen gemischten Eindruck. Von dem ziemlich unstrukturierten Einstieg in das Heftthema, über die interessanten bis guten Kurzgeschichten, denen gelegentlich ein wenig Lektorat gut getan hätte, über den bereichernden Abschnitt mit diversen Rezensionen und Informationen. Insgesamt erhält man für seine 5,00 EUR auf jeden Fall eine ganze Menge zu lesen. Inwieweit das auf Dauer für ein Interesse an dieser Publikation reicht, möge jeder für sich selbst feststellen... Dirk Ozanik, Hildesheim SCIENCE FICTION OKULAR 240, 241 14, 12 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, jeweils 1,50 EUR. Bezug: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de. Internet: www.cspp.com/sfo/. Wieder einmal liegen mir zwei Ausgaben des SF OKULAR vor. Die Nr. 240 ist im Juni, die 241 im Juli/August 2006 erschienen. Erstere präsentiert neben den Clubinterna folgende Beiträge: Irma Leu und Sandra Vockenberg beschäftigen sich mit „Sozialismus im SF-Roman“. Haben utopisch-sozialistische Gesellschaften in der Science Fiction überhaupt noch eine Zukunft, nachdem sie in der Realität gescheitert sind? Der Besuch von Nancy Kress ist Anlass für Irma Leu, die Autorin und eines ihrer Werke einmal genauer vorzustellen, Beate Tribukeit bespricht sehr ausführlich TINTENBLUT von Cornelia Funke und Sandra Vockenberg X-MEN III. In der Folgenummer dominieren die Rezensionen. Neben der Besprechung des Computerspiels ASHES OF EMPIRE von Walter Topf verfasst, sind auch noch Rezensionen zu WEIBERREGIMENT von Terry Pratchett, WILDE REISE DURCH DIE NACHT von Walter Moers und FLUCH DER KARIBIK II enthalten, alle von Sandra Vockenberg. Irma Leu hat den DarkSideCon besucht und erzählt kurz ihre Eindrücke. Das sind auch schon die gesamten Inhalte der Hefte, die weniger ein Fanzine im normalen Sinne sind, als ein clubinterner Newsletter sind, der die Mitglieder über neue Entwicklungen im Club oder die Orte und Inhalte der nächsten Treffen auf dem Laufenden halten und vielleicht auch Diskussionsgrundlagen schaffen will. Diesen Zweck füllen auch diese Ausgaben des SF OKULAR wieder gut aus. Christel Scheja, Solingen PALADIN 157 16 Seiten DIN A 5, Kopie, Seitenheftung. Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen). GOLEM 78 24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung. Auflage: unbekannt, 2,00 EUR. Bezug: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de. Internet: www.thunderbolt.de. Es ist alles so schön bunt hier! Besonders der GOLEM fällt mit vielen Farben auf. Nicht nur buntes Cover, sondern auch die Schrift wechselt absätzlich die Farbe. Das ist sicherlich eine Eigenschaft, die diese Ausgabe des THUNDERBOLT-Phantastikmagazins gegenüber anderen kleineren Storyzines abgrenzt. Die Ausgabe bringt Geschichten, die unter dem Motto „Umwandlung“ stehen. Gregor Samsa lässt grüßen! Es geht um die Umwandlung von Personen oder ihrer Eigenschaften. So steht es im kurzen Editorial des Herausgebers Uwe Post. Es fängt an mit „Sweet Candy Love“ von Sebastian Seemann. Die Story hängt sich an die Cyberspace-Geschichten an und schildert eine (vielleicht) neue Variante. Hier nutzt ein Jugendlicher die Möglichkeit, seinen Bewusstseinsinhalt in einen anderen Körper zu transferieren, um seiner Angebeteten nahe zu sein. Und Teenagerträume werden wahr. Leider nicht auf Dauer. Außerdem ist die ganze Geschichte natürlich illegal und der Schaden schwer vom Taschengeld zu bezahlen. Die Story bietet eine schöne Verbindung aus Jugendgeschichte und der Extrapolation computertechnischer Möglichkeiten. Gerade die Passagen, in denen die zwei Bewusstseinsinhalte in einem Körper gegeneinander kämpfen fand ich sehr gelungen. „Dungenieure in Düsseldorf“ von Uwe Post ist eine fabelhafte Humoreske, die auf ihre Weise auch sehr gelungen ist. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn vor meinem Haus plötzlich ein Trupp Zwerge auftauchen und ein mustergültiges Dungeon anlegen, das genauso konzipiert ist, wie wir es aus Rollenspielen kennen. Vielleicht käme ich auch in Versuchung, die verborgenen Schatzkisten selbst zu bergen, bevor die ersten Abenteuertrupps kommen. Nur würde ich mich vorher vergewissern, dass der für die Realität zuständige Beamte nicht zu früh aus dem Urlaub zurück kommt und die Überschneidung der Realitätsebenen nicht beheben kann. Eine nette Idee, die ebenfalls gefällig und kurz und knapp umgesetzt wurde. In „Schnurri“ beschäftigt sich Nadine Boos mit Unfällen, die bei Materietransportern – also beim „beamen“ – passieren können. Jedenfalls ist nach dieser Geschichte klar, dass man beim nächsten Transporterdurchgang peinlich darauf achten soll, keine Katzenhaare mitzuschleppen. Wahlweise auch keine Hundehaare, nehme ich an. Damit bietet diese Ausgabe des GOLEM drei gelungene Kurzgeschichten. Es ist kein dickes Heft, aber eine angenehme Lektüre. Im neuesten PALADIN beklagt Redakteur Theo Klein aus Werne den „Inhaltsminimalismus“ des traditionsbewährten Clubzines. Und man muss ihm – leider – recht geben. Der lange Reisebericht von Angelika Öhrlein über einen stürmischen Pfingstmontag und Uwes „Postnews 157“ sind die einzigen Beiträge dieses PAL. Nicht gerade viel und nicht gerade geeignet, ein lebendiges Clubleben darzustellen. Kein Wunder, dass ein Redakteur dabei Frust empfindet (der in diesem Fall positiv durch einen Farbdruck kompensiert wird). Aber warum sollte sich ein „Funtasy“-Club wie der THUNDERBOLT unnötig unter Druck setzen? Wegen aktueller Informationen lese ich kein Clubzine. Ich lese es, weil ich wissen will, womit sich meine Clubkollegen beschäftigen, an welchen Projekten sie gerade arbeiten und vielleicht, welche interessanten Urlaubserlebnisse sie hatten usw. Nur müssen die Clubmitglieder auch bereit sein, es mitzuteilen. Wenn das nicht gegeben ist, gestaltet sich das Clubleben zugegebenermaßen recht zäh – und der Frust des Redax wird verständlich. Nur ändern kann er es nicht. Ändern kann man nur die eigene Einstellung. Ein Hobby soll Spaß machen. Ein bisschen Druck kann nicht schaden. Aber ich lese lieber ein oder zwei Ausgaben des PAL pro Jahr, die mit Spaß und ein wenig Inspiration zusammengestellt wurden, als sechs Ausgaben, die nur erscheinen, um irgendeinen selbst gesetzten Termin einzuhalten. Das gilt übrigens für alle fannischen Erscheinungen, ob sie nun PALADIN oder NOCTURNO heißen. Holger Marks, Marburg RETTUNGSKREUZER IKARUS 26: ANTAGONIST 102 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung. Auflage: unbekannt, 6,90 EUR. Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen. Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de. In ANTAGONIST von Dirk van den Boom kommt es zum Showdown zwischen dem Raumcorps einerseits und den Outsidern andererseits – natürlich mit ihren jeweiligen Verbündeten und direkt vor der Raumstation Vortex Outpost, auf der der RETTUNGSKREUZER IKARUS stationiert ist. Mehrere hundert Raumschiffe treffen im Kampf aufeinander. Die Aufgabe der IKARUS ist es nicht, in die Auseinandersetzungen einzugreifen – was sie im Laufe der Serie oft genug getan hat – , sondern ihrer Bestimmung gemäß Verletzte zu bergen. Gleichwohl erhält der IKARUS-Captain Sentenza im Laufe des Gefechts das Kommando über das Multimperiale Schlachtschiff ANTAGONIST. Kriegerische Auseinandersetzungen sind und waren ein fester Bestandteil der (Serien-) SF. Durch die komplette PERRY RHODAN-Serie lassen sie sich verfolgen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß (ein K. H. Scheer hat sich wohl keine Gedanken darüber gemacht, wie man den Einsatz von zehntausenden Raumschiffen effizient koordiniert...). BABYLON 5 brachte sie in die TV-Serien-SF zurück, so dass sich auch STAR TREK: DEEP SPACE NINE genötigt sah, diesem Trend zu folgen. Und in der Tat ähnelt der Kampf um Vortex Outpost der Schlacht um Deep Space Nine in den letzten Folgen der TV-Serie. Auch in ANTAGONIST gelten Seriengesetze im allgemeinen und denen der IKARUS-Serie im speziellen. Die Raumstation wird selbstverständlich nicht vernichtet, auch wenn die Flotte des Raumcorps herbe Verluste hinnehmen muss. Ein neuer Verbündeter greift ein und bewahrt die IKARUS, das Raumcorps und ihre Alliierten vor der völligen Vernichtung, fügt sich damit aber immerhin widerspruchslos in die Serie ein. Es erscheint müßig, darüber diskutieren zu wollen, ob KONVOI, der sechste Band der Serie, von ANTAGONIST als IKARUS-Roman mit den umfangreichsten und heftigsten Kampfhandlungen abgelöst wird. Auch wenn sich die Schlacht vor Vortex Outpost durchaus aus den vorangegangenen Geschehnissen in der Serie ergibt, attraktiv wird sie dadurch nicht. Armin Möhle, Wallenhorst WELT DER GESCHICHTEN 1 264 Seiten, Taschenbuch, Offset, Seitenbindung. Auflage: unbekannt, 12,00 EUR. Bezug: Web-Site-Verlag, Glinder Str. 2, 27432 Ebersdorf, E-Mail: kontakt@web-site-verlag.de. Internet: www.Web-Site-Buecher.de. Fanzines gibt es schon seit „ewigen Zeiten“ und jeder, der sich mal ein wenig intensiver mit einem seiner Hobbys beschäftigt hat, wird bestimmt schon eines dieser (meist) kleinen Heftchen in seinen Händen gehalten haben. Meist sind dieses Heftchen von einfacher Qualität: minderwertiges Papier, abfärbende Druckerschwärze, schiefer Druck. Eben etwas für Fans. Was man aber nicht vergessen darf: Fanzines sind meistens nur mit Verlusten von Zeit und Geld zu produzieren. Früher noch mühsam mit Hand selbst im Keller abgezogen oder das Geld für die Kopien langwierig vom Mund abgespart, sind die Möglichkeiten im Laufe der Zeit doch wesentlich besser geworden, diesen kleinen Liebesbeweis von Fans für Fans zu produzieren. Aber noch immer ist damit kein Geld zu verdienen. Allenfalls die Portokosten bekommt der Hauptakteur im allgemeinen wieder herein. Dafür steckt aber eine Menge Arbeit und Liebe zum Hobby in diesem kleinen Ding. Auf Dauer reicht das natürlich selten aus und so ist es kein Wunder, das den meisten Fanzines nur ein relativ kurzes Leben beschieden ist. Erst recht, seitdem das Internet sich nun in einem Zustand etabliert hat, der es auch dem „Otto Normalverbraucher“ leicht möglich macht, mal eben ein wenig nach Artikeln oder neuen Kurzgeschichten (der Hauptanteil des Inhaltes von Fanzines) zu stöbern. Wozu auf Papier für Geld bestellen, wenn man es im Netz umsonst haben kann? Nun ist der „richtige“ Bücherfreund natürlich auf Dauer nicht ausschließlich fürs Internet zu haben: Er will auch immer noch richtiges Papier anfassen, am Besten in einem richtigen Buch. Diese kleinen Fanzineheftchen liest er zwar auch, aber so ein richtiges Buch hat schon was. Allerdings sind die Geschichten, die die Fans so erzählen, ebenfalls eher unkonventionell und nicht am Mainstream orientiert. An Geld verdienen denken die Autoren oftmals erst am Schluss. Zumindest mit ihren Geschichten. Und natürlich gibt es auch hier eine Menge Geschichten, die man nicht unbedingt gelesen haben muss. Aber eben auch solche, die es wert sind, von einem größeren Kreis gelesen zu werden. Ähnliches mögen sich auch Astrid Pfister und Bernd Rothe gedacht haben, als sie auf die Idee kamen, eine Anthologie mit derartigen Geschichten zu veröffentlichen. Dankenswerter Weise fanden sie im Web-Site-Verlag einen Partner, der ihnen half, ihr Vorhaben auch in die Tat umzusetzen. Und nun liegt es also vor uns, das erste Buch aus der Reihe WELT DER GESCHICHTEN. Ein schönes stimmungsvolles Hochglanzcover (ein anderes allerdings als im Netz zu sehen) in warmen Farben, ordentlich gebunden und auf gutem Papier. Der erste Eindruck ist also schon mal sehr gut. Beim Blättern fällt auf, dass alle Geschichten durch eine Illustration eingeleitet werden, was das Ganze schon mal ein wenig auflockert. Insgesamt liegen hier auf 260 Seiten 17 Geschichten mit einer Länge zwischen sechs und sechsunddreißig Seiten (inklusive der Illustrationen) vor. Wie fast immer in einer Anthologie gibt es gute und weniger gute Geschichten, wobei eindeutig festzuhalten ist, dass die Herausgeber dieses Bandes in den meisten Fällen ein sicheres Händchen hatten. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn man eine Überkategorie für die Geschichten finden wollte, wäre dies gar nicht so einfach, da sie doch alle recht unterschiedliche Themen haben. Allerdings ist das von den Herausgebern auch durchaus bewusst so gewählt. Im Großen und Ganzen kann man die Geschichten aber der Phantastik zuweisen. Am Ende des Bandes gibt es zu jedem Autoren und Illustratoren jeweils einen kurzen Absatz zu lesen, was einen sehr positiven Eindruck hinterlässt, zumal hier die Illustratoren einmal nicht, wie so oft, ohne größere Erwähnung bleiben. Schließlich tragen sie durch ihre Bilder auch erheblich zur Stimmung des Buches bei. Auffällig ist, dass es für das Buch kein Gesamtlektorat gegeben zu haben scheint, denn die diesbezügliche Qualität in den Geschichten schwankt doch sehr stark. Die Spannbreite reicht hier von „nichts zu meckern“ bis „unterirdisch schlecht“. Letzteres kommt zum Glück mit „Gustav Lindmanns Erbe“ nur einmal vor und da die Geschichte auch noch inhaltlich nicht schlüssig ist und obendrein äußerst sperrig zu lesen, buchen wir das einfach mal unter „Totalausfall“. Bleiben noch 16. Eine weitere Geschichte („Geisterstadt“) ist zwar gut geschrieben, jedoch wird die Motivation der Protagonisten sowie der Grund, warum die Welt so ist, wie sie hier dargestellt wird, in keinster Weise deutlich. So fehlt einfach zuviel Hintergrundwissen, um diese Geschichte interessant zu finden. In einigen Stories ist die Pointe durchaus vorhersehbar, was nur natürlich ist, schließlich wurde ja alles irgendwie schon einmal geschrieben. Der Leselust tut es aber keinen Abbruch. Schließlich kommt es ja auch darauf an, wie es erzählt wird... Sehr positiv anzumerken ist, dass einige Geschichten doch eine sprachliche Dichte aufweisen, wie sie normalerweise in Anthologien selten zu finden sind. So kann man bei diesen Werken durchaus ganz ernsthaft von „Literatur“ sprechen. Was ja bei „Fanstories“ durchaus nicht die Regel ist. Persönliche Favoriten des Rezensenten sind: „Der falsche König“, „Die Spinne“, „Die gepfählten Engel“ sowie „Spyridakis“. Ebenso der einzige Funny in dieser Sammlung: „Lysander“. Zwar weist die Geschichte ein paar kleinere Schwächen im Lektorat auf und die entliehenen Namen der Protagonisten erzeugen eine gewisse Vorhersehbarkeit des Geschehens, aber insbesondere für Rollenspieler ist die Geschichte äußerst witzig zu lesen. Für zukünftige Bände wäre vielleicht zu überlegen, ob man an den oberen Rand der Seiten nicht eventuell den Titel der Story anbringen könnte, um das Auffinden bestimmter Texte zu erleichtern. Fazit: Den Herausgebern ist hier eindeutig ein Einstieg auf hohem Niveau gelungen und lässt hoffen, dass es in Zukunft noch einige Ausgaben mehr aus der WELT DER GESCHICHTEN geben wird. Auch der Preis von 11,90 EUR erscheint durchaus angemessen. Das Gute an Fanzines ist ja eigentlich immer der Elan und das „Herzblut“, welches hinter der Entstehung dieser Hefte steht. Der Enthusiasmus, sein eigenes Hobby auch anderen vermitteln zu wollen. Und so haben die Herausgeber frohen Mutes gleich den Folgeband für Oktober 2006 angekündigt! Eine klare Empfehlung! Dirk Ozanik, Hildesheim NOCTURNO 6 316 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung. Auflage: 250 Exemplare, 11,95 EUR. Bezug: Markus Kastenholz, Herbert-Hellmann-Allee 21a, 79189 Bad Krozingen, E-Mail: markus-kastenholz@t-online.de. Internet: www.nocturno-mag.de.vu. Ein gutes Horrorfanzine soll Verunsicherung in die Welt hinaus tragen. NOCTURNO schafft das gleich auf mehrfache Weise. Für die erste allgemeine Verunsicherung ist allerdings das Rauschen im Blätterwald des Fandoms verantwortlich. So heißt es doch in der einen oder anderen Newsgazette, die Macher von NOCTURNO beabsichtigen, ihr Projekt einzustellen. Das verunsichert mich. Nicht, weil es ein ungewöhnliches Ereignis wäre, wenn ein Fanzine eingestellt wird. Das kann durchaus noch von meinem Alltagsbewusstsein kompensiert werden. Es verunsichert mich aber, da mir die Herausgeber als Reaktion auf meine Rezi der letzten Ausgabe von NOCTURNO versprochen haben, „jede Menge Vorsetzungen nachzulegen.“ Ich für meinen Teil bin geneigt, mich an diesem Versprechen zu orientieren und nicht jedem Rauschen eine Bedeutung zuzumessen. NOCTURNO ist noch dicker geworden. Auf mehr als dreihundert Seiten präsentieren die Macher eine sehr überzeugende Sammlung von Kurzgeschichten, meist aus dem Horrorgenre. Dazu gibt es ein paar Seiten mit Reaktionen zur letzten Ausgabe und auf den letzten Seiten eine kleine Übersicht über Produktionen anderer junger deutscher Autoren. Alle Stories sind eigens illustriert worden. Unter den Illustratoren finden sich Namen wie Michael Marrak, Klaus G. Schimanski, Manfred Lafrentz, Thomas Hofmann und als einzige Frau Nicole Erxleben. Bei den Geschichten ist das Verhältnis nicht so einseitig. 20 Autoren bieten ebenso viele Geschichten. Immerhin ein Viertel davon ist von Frauen geschrieben. Fast alle Autoren kennt man bereits aus den vorangegangenen Ausgaben von NOCTURNO. Es ist also wie gewohnt eine hochkarätige Mischung zusammengekommen. Die längste Geschichte stammt von Thomas Wagner. Seine Geschichte hat er – vielleicht auch als Hommage an die Herausgeber - „Nocturnalien“ genannt. Auf Einladung einer alten Freundin kehrt ein Mann in seine alte Heimatstadt zurück und steigt in dem Hotel „Noctunalien“ ab. Ein Hotel, das es eigentlich gar nicht geben dürfte und das natürlich sein Schicksal besiegeln wird. Die Geschichte ist sehr stimmungsvoll und ausführlich erzählt. Am Anfang vielleicht etwas langatmig wird der Leser ein wenig durch altertümelnde Wortwahl irritiert. Aber bald zieht sie ihn immer mehr in ihren Bann. Thomas Wagner bewegt sich damit gekonnt in der Tradition stimmungsvoller Horrorgeschichten, die nicht mit billigen Effekten, sondern durch ein gekonnt ausgefeiltes Szenario dem Leser das Gruseln lehren. Andreas Gruber hat mich diesmal durch eine ironisch angehauchte Geschichte fasziniert, die mich an dem Film mit der fabelhaften Amelie erinnerte. Im „Ristorante Mystico“ sorgt ein Kellner auf ungewöhnliche Art und Weise für das Wohlergehen seiner Mitmenschen. Der Mitteleinsatz wird allerdings durch kein Gesetz abgedeckt. Andreas Geschichte kommt ohne phantastische Elemente aus. Stellenweise ist sie etwas überzogen, was aber ihre ironische Anlage nur unterstreicht. Für mich eine der besten Beiträge in dem dicken Band. Aus dem Rahmen fällt die Geschichte von Horst Hoffmann. Sie ist reine SF. Der Titelheld lebt in einer Welt, in der alle Alltagsgeräte über eine künstliche Intelligenz verfügen. Bedrohlich wird die Situation aber erst, als sich Aliens einschalten und die Elektronik durcheinander bringen. Aber wirklich böse sind auch sie nicht, eigentlich wollen die Außerirdischen nur eine Frau, um den Fortbestand ihrer Art zu retten... Die Story beginnt sehr interessant und die Grundidee ist genauso nett wie abstrus. Allerdings ist das Ende zu abrupt und absehbar. Stefan Pinternagel ist mittlerweile bekannt für Geschichten mit einer absurden Grundidee. In „Ruckldigu“ sind es eigentlich ganz harmlose Stadtbewohner, die die Situation eskalieren lassen. Die Moral ist ganz einfach: versuche nicht ältere Mitbewohner aus dem Haus zu ekeln, auch wenn sie unangenehme Hobbies haben. Eine nicht ganz so ungewöhnliche Geschichte, wie sie Stefan sonst zu bieten hat. Man könnte noch viele Geschichten erwähnen, z. B Astrid Pfisters „Ring zum Glück“. Eine gefühlvolle Geschichte über den Trennungsschmerz einer Teenagerin. Oder Sebastians Manders „Die Bilder des Irren“, mit sehr schön ausgearbeiteten Bildbeschreibungen. Es gibt auch Geschichten mit gewöhnlicherem Hintergrund, einige variieren das Thema Vampirismus oder bemühen andere Standardwesen der Horrorliteratur. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei. Richtige Ausreißer sind nicht zu verzeichnen. Wieder einmal gibt NOCTURNO so eine guten Überblick über das Horrorschaffen deutschsprachiger Autoren. Und wieder einmal ist ein Punkt erreicht, an dem die Macher vor der Entscheidung stehen, ihr Produkt weiter zu professionalisieren oder sich der Stagnation anheim zu geben. Das ist keine leichte Entscheidung, wenn das eigene Herzblut (in einem völlig ungruseligen Sinne) davon betroffen ist. Ich habe es da leichter. Mit Stagnation kann ich leben. Ohne NOCTURNO wäre mein Rezensentendasein dagegen ganzes Stück ärmer. Holger Marks, Marburg EDITION HEIKAMP 11: DER WIND WIRFT DEINEN NAMEN 40 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung. Auflage: 300 Exemplare, 3,50 EUR. Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim. Von J. Heinrich Heikamp sind innerhalb der EDITION HEIKAMP bereits fünf kleine Sammlungen seiner Kurzgeschichten und Gedichte erschienen: Band 1, 4, 6, 11 und 15. Vergriffene Ausgaben werden nachgedruckt, so auch Band 4, DER WIND WIRFT DEINEN NAMEN. Auf ca. 30 Seiten findet man Gedichte zu den unterschiedlichen Themen, die den Verfasser vor rund zwanzig Jahren bewegt haben und vermutlich immer noch bewegen, denn sie sind ausnahmslos zeitlos: Politik und Krieg, Umwelt und Zerstörung, Glaube und Hoffnung, Liebe und Sehnsucht, Verlust und Schmerz, Kritik und Zorn. Phantastische Elemente verfremden gängige Motive. Gesellschaftskritik wird in dem Bewusstsein geübt, wie machtlos der Einzelne ist und wie wenig er darum verändern und vor allem zum Guten wenden kann. Die Gedichte sind nicht zum schnellen Herunterlesen gedacht. Man sollte nach jedem Text innehalten und eine Pause machen, um die enthaltene Aussage erfassen zu können. In knappen Worten bringt der Autor auf den Punkt, was so mancher Leser denkt, fühlt oder wünscht. Natürlich sind Gedichte nicht jedermanns Geschmack, doch wer Freude an Lyrik hat, sollte einen Blick in diesen kleinen Band werfen. Irene Salzmann, Kranzberg PHASE X 1 108 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung. Auflage: unbekannt, 6,90 EUR. Bezug: Atlantis Verlag Guido Latz, Bergstr. 34, 52222 Stolberg. Internet: www.atlantis-verlag.de. PHASE X ist ein neues, pardon, „Das Magazin für Phantastik“ aus dem Atlantis Verlag. Mitarbeiter hat es offenbar nicht – die Textbeiträge sind mit dem jeweiligen „Redakteur“ gekennzeichnet; ich neige allerdings dazu, dies für die Autorenangabe zu halten. PHASE X 1 widmet sich dem Thema „Helden“. Was also lag näher, in der Fantasy auf die Suche zu gehen und fündig zu werden?! Christel Scheja gibt zunächst einen Überblick über „Barbaren, Schurken und Flötenspieler“, also über Heldentypen der Fantasy und ihre Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte. Danach stellt Holger M. Pohl Michaels Moorcocks „Multiversum“ und seinen „Ewigen Helden“ vor, bei denen es sich (überwiegend) um Fantasy-Protagonisten handelt. PHASE X geht jedoch noch weiter in Literaturgeschichte zurück: Christian Endres gibt seiner Begeisterung über den Conan-Schöpfer Robert E. Howard u. a. dadurch Ausdruck, in dem er den Autor in die „PHASE X Hall of Fame“ erhebt – nun, Howard kann sich nicht dagegen wehren... Zu den Klassikern der Fantasy zählen auch Fafhrd und der Graue Mausling von Fritz Leiber, einem satirischen Gegenentwurf zu Howards Schlagetot und seinen Epigonen, mit denen sich Ralf Steinberg beschäftigt (es sind jedoch keine „Schurkischen Helden!“). Einen kurzen Blick in die modernen Fantasy wirft Achim Hildebrandt; an diversen Beispielen stellt er „Das Heldentum der Antihelden“ vor. Aber Helden finden sich nicht nur in der Fantasy, sondern auch in Rollenspielen und Comics. Natürlich auch in Romanen, die in Rollenspielwelten angesiedelt sind, wie in dem Klassiker MAGIRA und in der jüngeren Kreation WARHAMMER. Der Vorstellung der WARHAMMER-Romane von William King wird mehr Platz eingeräumt als den MAGIRA-Bänden von Hugh Walker; verständlich, denn die WARHAMMER-Romane sind zahlreicher. Unter den Beiträgen zu phantastischen Comics – Fantasy, STAR WARS, Superhelden – bietet nur Rupert Schwarz in „Der Aufstieg der Helden“ einen Überblick über die Entwicklung der (Superhelden-) Comics. Dass PHASE X 1 neben einem Fantasy-Brettspiel auch über Superhelden-Rollenspiele (sic!) berichtet, dürfte kaum überraschen. Beiträge zur Science Fiction bietet das neue Magazin nur spärlich. Wie die Vorstellung des Programms des Shayol-Verlags – nicht, dass der Verlag das nicht verdient hätte – ihren Weg in einen Helden-Themenband gefunden hat, ist schwer nachzuvollziehen. Dagegen lassen sich die Protagonisten der bekanntesten Romane von Alfred Bester, dessen Werk von Rupert Schwarz gewürdigt wird, schon eher als „Helden“ qualifizieren. Die einzige Story in PHASE X 1 verfasste Christoph Marzi: „Wolfsgesang“ ist eine alternative Version des Rotkäppchen-Märchens, dessen Ende nicht unbedingt zu überraschen vermag, die aber sehr schön erzählt wird. Der Großteil der Beiträge in PHASE X 1 haben den Charakter von Vorstellungen, nicht von kritischen Würdigungen. Kritische Anmerkungen findet sich allenfalls in „Barbaren, Schurken und Flötenspieler“; das Multiversums Moorcocks müsste eine Auseinandersetzung geradezu provozieren, da es der Beliebigkeit von Protagonisten und Handlungsorten Tür und Tor öffnet. Andererseits kann ich die Begeisterung für die Romane und Storysammlungen von Alfred Bester und Fritz Leiber durchaus nachvollziehen. In den Beiträgen über Comics, Rollenspiele und Rollenspielromane sind kritische Ansätze dagegen völlig – Fehlanzeige. Der Großteil der Texte ist zudem in einer vermeintlich lesefreundlichen Länge von drei bis fünf Seiten gehalten (in einem dreispaltigen Satz, wobei die äußere Spalte Fußnoten und Anmerkungen vorbehalten ist). Die Themenwahl der Beiträge in PHASE X 1 macht deutlich, das sich „Das Magazin für Phantastik“ einen großen Leserkreis erschließen will. Dabei besteht freilich die Gefahr, dass es für jede der anvisierten Zielgruppen uninteressant wird. Armin Möhle, Wallenhorst XUN 12 68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung. Auflage: 125 Exemplare, 3,00 EUR, 3er-Abonnement 10,50 EUR, 5er-Abonnement 16,50 EUR, 10er-Abonnement 33,00 EUR. Bezug: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de. Internet: www.xun-online.de. Totgesagte leben länger! Nach einer längeren Pause ist XUN wieder voll durchgestartet und mit der Nr. 12 liegt nun schon das vierte Heft in regelmäßiger Folge vor. Der Herausgeber ist offen für neue Mitarbeiter und wagt Experimente, für die er auch schon einmal die Fortsetzungsgeschichten eine Ausgabe ruhen lässt. So wird mehr als die Hälfte des Heftes von einem Comic im Mangastil – in der Szene werden solche Fanwerke auch „Doujinshi“ genannt – dominiert. Olga Hopfauf, die auch Titelbild und Backcover beigesteuert hat, erzählt die Geschichte des einsamen Vampirs Vincent in drei Episoden: „Vincent“, „Sie“ und „Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht“. Auf der Suche nach einem Ort und nach einer Person, mit der er sein Leben Teilen kann, streift Vincent durch die Welt, doch die Frauen, den er begegnet sind eher kurze und schmerzvolle Episoden. Bis zu dem Tag, an dem er das Mädchen kennen lernt, das bereit zu sein scheint, ihn mit all seinen dunklen Seiten zu akzeptieren. Doch zuvor muss er sie noch auf die Probe stellen. Der Comic ist im typischen, teilweise etwas statischen Doujinshi-Stil gezeichnet. Auch wenn die starken Manga-Einflüsse nicht zu leugnen sind, so bewahrt Olga Hopfauf doch viel von ihrem eigenen Zeichenstil. Wer solche Comics mag wird mit Zeichnungen und Inhalt zufrieden sein – alle anderen sollten den Comic als ungewöhnliches Experiment tolerieren, das immerhin eine im Moment sehr expandierende Szene im deutschen Fandom repräsentiert. Die Textbeiträge geraten dadurch naturgemäß etwas ins Hintertreffen, neben dem melancholischen Gedicht „Seenot meiner Seele“ finden sich nur noch drei kurze Geschichten, die von Menschen in Not berichten. „Eingesperrt“ ist der Held von Marius Kuhle, doch kann es für ihn Rettung geben? „Das Gemälde“ ist Teil eines alten Gemäuers – und der Schlüssel zu einem tödlichen Geheimnis, das der Protagonist in Ulrike Stegemanns Geschichte kennen lernt. Schließlich heißt es „Schach dem Inquisitor“ bei Niklas Peinke, und der Titel ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die drei Texte behandeln zwar keine ungewöhnlichen Themen, können aber durch ihre stimmige Atmosphäre punkten. Alles in allem ist die zwölfte Ausgabe von XUN rundum gelungen, vor allem weil sie einmal durch den ungewöhnlichen Inhalt frischen Wind in diesen Teil der Fanzine-Szene bringt und weit über den Tellerrand schaut. Christel Scheja, Solingen AD ASTRA 81: URIEL 68 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung. Auflage: unbekannt, 5,00 EUR. Bezug: HARY PRODUCTION, Waldwiesenstr. 22, 66538 Neunkirchen, E-Mail: info@hary.li. Internet: www.hary.li. Als Band 81 der AD ASTRA-Reihe legt Michael Schmidt den Auftakt einer neuen Subserie (?!) vor. Zumindest ein zweiter Teil ist angekündigt und darum fällt es auch schwer, den hier vorliegenden Roman in Bezug auf Exposition und Spannungsbogen zu kritisieren. Viele insbesondere in der zweiten Hälfte des Heftes angesprochene Elemente werden sich erst in der Fortsetzung entfalten, sie geben dem insbesondere auf den ersten dreißig Seiten seine Spur suchenden Heft vielleicht eine neue, interessante Richtung. Die Schwierigkeit URIELS ist in seiner anfänglichen Ideenlosigkeit begründet. Damit soll auf keinen Fall ausgedrückt werden, dass das Heft über keine Ideen verfügt, es sind einfach keine originären und originellen Ideen vorhanden. Kloning ist inzwischen ein in der Science Fiction in vielen Varianten untersuchtes Phänomen. Im Bereich Film stechen THE ISLAND – als inoffizielles Remake von CLONUS – auf der einen Seite, Filme wie GATTACA oder CODE 46 auf der anderen Seite heraus. Obwohl sie sich dem Oberbegriff des Klonens widmen, agieren sie auf gänzlich anderen Ebenen. Im Bereich der Science Fiction-Literatur könnten BLUEPRINT von Charlotte Kerner und David Brins COPY zwei andere, aber sehr gut umgesetzte Eckpfeiler dieses Subgenres bilden. Zwischen allen Extremen schwebt URIEL. Ein Mensch und doch ein Kunstwesen in einer Person brechen aus seinem Gefängnis ihres Labors/Krankenhauses aus. Auf seiner Flucht lernt Uriel die Journalistin Tanja kennen, verliebt sich in sie und offenbart ihr sein Innerstes, seine Herkunft. Einige Zeit später benötigt ihn sein alternder Schöpfer Arnheim für ein weiteres Experiment, bei dem Arnheims und Uriels Lebenszellen quasi getauscht werden, damit beide überleben können. Nach knappen zwanzig Seiten die erste wirklich interessante Idee des Romans. Bis dahin hat der Leser erstens kaum die Möglichkeit, die Charaktere wirklich kennen zu lernen sowie eine Sympathieebene aufzubauen und zweitens gibt sich der Autor nicht die Mühe, die einzelnen Protagonisten wirklich zu charakterisieren. Sie bleiben blass, es fehlen markante Züge oder gar Eigenschaften. Erst als Michael Schmidt die emotionale Ebene verlässt und zum eigentlichen Handlungsgeschehen zurückkehrt, gewinnt sein Roman an Format. Leider wirken einige Szenen – wie die Begegnung mit dem Schöpfer – zu schwach geschrieben und sie huschen quasi am Leser vorbei. Insbesondere die Struktur des ersten Romans offenbart erhebliche Schwächen. Obwohl er sich auf das eigentliche Geschehen konzentriert, wirkt die Exposition überhastet und die späteren Schlüsselszenen sind zu distanziert sowie zu hastig geschrieben. Der Leser ahnt schon, dass zwischen den im Roman immer wieder stattfindenden Doppelbegegnungen – Arnheim/Uriel ist nur die erste – viel mehr steckt als Michael Schmidt hier ausdrücken möchte oder kann, aber gleichzeitig wirkt dieses Vorgehen zumindest in der hier präsentierten Form konterproduktiv. Ein außen stehender Betrachter wird nicht in das Geschehen hineingerissen. Stilistisch ansprechend geschrieben liegen die Schwächen des Heftes noch in dem engen Ideenkorsett – es sind einige sehr interessante Szenen vorhanden, die bislang nicht weiter ausgeführt worden sind –, der schwachen Charakterisierung – mit keiner der Figuren wird der Leser warm, sie agieren sehr steif, manchmal unbeholfen und die Dialoge sind unnatürlich – und dem insbesondere in der zweiten Hälfte sehr hektischem Aufbau. Zumindest zwei der hier angesprochenen Punkte – Ideen und Struktur – können sich in den folgenden Hefte als bewusste Irreführung des Lesers herausstellen. Am Stil, den Dialogen und den Beschreibungen sollte Michael Schmidt noch feilen. URIEL ist in diesem Stadium eine interessante Fanproduktion mit vielen Schwächen und wenigen Höhepunkten, noch ein hässliches Entlein, aus dem die Wissenschaftler vielleicht in den folgenden Bänden einen schönen Schwan züchten könnten. Der Untertitel „Andere Zeiten – andere (härtere) Sitten“ wirkt allerdings deplatziert und hat mit dem eigentlichen Roman nichts zu tun. Thomas Harbach, Lübeck Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage. Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps.,
Dirk Ozanik, Irene Salzmann, Christel Scheja.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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