Online
127

Febr. 2006

Werte Leserinnen und Leser,
die Preise der im FANZINE-KURIER 126 besprochenen Ausgaben des Crago-Verlags sind selbstverständlich nicht unbekannt: DIE LETZTE FIGUR kostet 1,50 EUR, DER DRITTE ARMREIF 3,00 EUR und DIE KLEINE PUNKERIN 2,00 EUR. (In der Internet-Ausgabe bereits korrigiert.)
Ab dieser Ausgabe wird der FK im PRBCBS nicht mehr im Interesseabo erhältlich sein, sondern nur noch direkt bei mir. Damit will ich die Abhängigkeit von den Erscheinungsterminen der CLUBNACHRICHTEN beseitigen. Die Bullypinnen und Bullypen, die den FANZINE-KURIER bislang im Interesseabo bezogen haben, erhalten diese Ausgabe direkt – natürlich verbunden mit der Bitte, ein Abonnement abzuschließen. Oder die Internetausgabe zu nutzen, die ich zukünftig gleichzeitig mit dem Erscheinen der Printausgabe aktualisieren werde. (In der Vergangenheit hatte ich zuvor den Vertrieb der Printausgabe abgewartet.)
Für den FK 128 kann ich Besprechungen über FUTURE MAGIC 50, PHANTASTISCH! 21 u. a. ankündigen.
Viele Grüße
Armin Möhle



WATCHTOWER 7
EXTRAVENÖS 20: ACD/SFN-KALENDER 2006/ATLAN PERSPEKTIVEN 9
EDITION HEIKAMP 7: DAS ROTE KOSTÜM
EXODUS 18
EDITION HEIKAMP 5: DAS TAGEBUCH
STAMMTISCH-BOTE 12
SCIENCE FICTION OKULAR 235
XEGO 4
STORY CENTER 2005
EDITION HEIKAMP 8: DER KÖNIG AUF DEM MISTHAUFEN
PALADIN 155/GOLEM 75
SOL 41
EDITION HEIKAMP 9: SYLVIAS MUND IST ROT



WATCHTOWER 7
48 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 EUR – 11,25 EUR, 3er-Abonnement 15,00 EUR.
Bezug: Horst Hoffmann, Triftstr. 7, 50126 Bergheim.
Bankverbindung: Sparkasse Köln (BLZ 370 502 99), Konto 1142 065 672.


Es scheint in letzter Zeit eine gewisse Renaissance alter Fanzines aus den siebziger Jahren zu geben – so als ob die Recken von damals mitten in der Midlife-crisis stecken und es noch einmal wissen wollen: Können wir so sein wie damals, so wild, so unorthodox und so... jung?
WATCHTOWER 7 ist ein typisches Beispiel dafür, und dann auch noch eines, das sich schon inhaltlich anbietet. Das von Horst Hoffmann – dem PR-Autoren, ja – editierte Magazin gehörte vormals zu den satirischen Fanzines einer Zeit, als Fan-Publikationen noch die zentrale Ausdrucksform waren und Klamauk nichts anstößiges. Und in der Tat: Obgleich der Untertitel „Deutschlands satirisches SF-Magazin“ lautet, ist es eher ein Klamauk-Fanzine, das, auf manchmal etwas unbeholfene Art und Weise, und oft in Kolportage des NATIONAL INQURIER, vor allem und vielfältig die PR-Serie auf die Schippe nimmt.
Daran ist grundsätzlich absolut nichts auszusetzen, vor allem nicht durch diesen Rezensenten, der in seiner eigenen Sturm-und-Drang-Phase vor 20 Jahren nicht viel intelligentere Druckerzeugnisse produzierte und eine Zeitlang des höchst zweifelhaften Ruf des „Oberchaotiker des Fandoms“ genoss. Dennoch stellt sich bei der Lektüre der zahlreichen Artikel der Eindruck ein, dass manche Pointe bemüht, manche Verballhornung mehr in Richtung Schenkelklatscher geht und dass die Wiederholung einiger Gags diese auch nicht besser machten. Wenn lang und breit und in verschiedenen Aufmachern die Story der vatikanischen PR-Ausgabe möglichst breit getreten wird, dann entlockt das nur das erste Mal noch ein Schmunzeln, und irgendwann wird es dann schlicht etwas nervig.
Natürlich hat das Fanzine mancherlei historischen Wert. Eine wüste Klamaukstory von Rainer Zubeil alias Thomas Ziegler aus dem Jahr 1975 ist eine nette Reminiszenz. Doch letztendlich ist der Gesamteindruck dieses Fanzine-Revivals das eines bemüht „Witzigkeit“ ausstrahlenden PERRY RHODAN-Verarschungsheftes, das nicht einmal dadurch besonderen Reiz erhält, dass der Urheber des Fanzines selbst zu den PR-Autoren gehört.
Für Freunde historischer Rückblicke oder jene, die damals dabei gewesen sind, vielleicht ein kleiner Blick zurück ohne Zorn (und möglicherweise mit etwas Wehmut), aber im großen und ganzen leider zu infantil, um witzig zu sein. Immerhin: Es gibt ein paar s/w-Ablichtungen nackter Frauen. Man ist dann auch für Kleinigkeiten dankbar.

Dirk van den Boom, Saarbrücken


EXTRAVENÖS 20/SF-NOTIZEN 590: ACD/SFN-KALENDER 2006
32 Seiten DIN A 4 (quer), Offset, Spiralbindung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
ATLAN PERSPEKTIVEN 9
16 Seiten DIN A 6 quer, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 145 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Kurt S. Denkena, Postfach 760318, 28733 Bremen, E-Mail: kasse@atlan-club-deutschland.de.
Internet: www.atlan-club-deutschland.de.


Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit der Pakete und der überfüllten Postämter. Manchmal bringt der gestresste Paketzusteller allerdings eine kleine Überraschung. Diesmal war es ein etwas ungewöhnlicher Kalender für das Jahr 2006. Es ist zwar nicht so, dass ich nicht schon drei weitere zu Hause gehabt hätte, die auf ihren Einsatz warteten. Aber ein Kalender des ACD ist natürlich nicht irgendein Kalender und verdient zumindest zwei, drei weitere Blicke.
Gabi Scharf, Dietmar Krüger, Matthias Klaus, Uwe Janßen, Norbert Reichinger und sieben weitere Zeichner und Zeichnerinnen haben diesen Kalender ermöglicht. Ihre Bilder decken ein breites Spektrum stilistischer Möglichkeiten ab, von naiven „Ostereierbildern“ bis hin zu realistischen Charakterstudien. Drei der zwölf Bilder sind durch das Sponsoring der SF-NOTIZEN von Kurt S. Denkena sogar in Farbe gehalten. Viele können und wollen ihr Nähe zum Perryversum und dem Ableger ATLAN gar nicht verhehlen. Rebecca Böhm verdeutlicht mit ihrem Beitrag, daß die Lüste und Begierden der Menschen sich auch in der Zukunft nicht verändern und karikiert eine PLAYBOY-Ausgabe aus dem Jahre 1405 NGZ. Passend zum Ostermonat April gibt es die erwähnte naive Zeichnung von Andy Schmidt, mit Häschen, Ostereiern und fotomontierten Porträts der bekannten Serienhelden. Stilistisch nicht sehr anspruchsvoll, aber die Fotomontage gibt dem Bild eine besondere Würze, die geeignet ist, die Würde der intergalaktisch erprobten Recken in Zweifel zu ziehen...
Besonders bei den Bild von Uwe Janßen wirkt sich der Farbdruck positiv aus, da seine Bilder in der Regel sehr farbenfroh und lebendig sind. So auch bei „Zeitstützpunkt der Sonnenflieger“, dem Kalenderblatt für Mai 2006.
Und natürlich bewahrt sich auch dieser Kalender einen Höhepunkt für den Schluss auf. Eine fraktale Grafik mit dem Titel „Im Nebelwald des Sturmplaneten“ von Marianne Sydow, ebenfalls in Farbe gedruckt, schmückt das Blatt für Dezember. Zudem liegt dieselbe Grafik noch als fertige Postkarte bei (der Nutzwert der Sendung erhöht sich immer mehr....).
Marianne Sydow ist natürlich allen Fans als langjährige Autorin bei PERRY RHODAN und ATLAN bekannt. Kurt S. Denkena versucht daher, in den mitgelieferten ATLAN PERSPEKTIVEN 9 den Hintergründen für die Grafik auf die Spur zu kommen. Er entdeckt den ATLAN-Roman 214 mit dem Titel IM REICH DER SONNENPFLANZEN, in dem eine Textpassage als Vorlage für die Grafik gedient haben könnte. Aber mehr als eine Vermutung ist das nicht. Konkrete Hinweise, warum gerade eine kurze Passage aus einem beliebigen ATLAN-Abenteuer, die Vorlage oder Idee zu dieser Grafik gewesen sein soll, finden sich leider nicht. Fraktale Grafiken geben der Phantasie oftmals einen hohen Spielraum und der von der Künstlerin vergebene Titel deutet auch nicht unmittelbar auf den von Kurt S. Denkena ausfindig gemachten Roman hin.
Kurt S. Denkena nutzt ohnehin diese Ausgabe um den Werdegang von Marianne Sydow wieder einmal näher zu beleuchten und befasst sich sehr ausführlich mit dem entsprechenden Heftroman. Das natürlich sehr kompetent und mit der von ihm gewohnten Kritikfähigkeit, allerdings gerät der Zusammenhang mit dem Kalenderblatt dabei etwas aus dem Blickwinkel.
Insgesamt ist diese Lieferung für ATLAN-Fans und für die Mitglieder des ACD ein nettes Schmankerl. Zudem enthält der Kalender alle Geburtstage der Mitglieder und die Erscheinungstermine der jeweiligen Clubzines. Auffällig dabei ist, dass manche Menschen von der Natur besonders begünstigt werden. So hat Dieter Steinseifer anscheinend zweimal im Jahr Geburtstag. Und dann gibt es auch noch zu Weihnachten Geschenke....

Holger Marks, Marburg


EDITION HEIKAMP 7: DAS ROTE KOSTÜM
16 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 2,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Band 7 der EDITION HEIKAMP, Crago-Verlag, beinhaltet eine Kurzgeschichte von Markus T. Schönrock, der Insidern durch seine Arbeit an der deutschen. Superhelden-Comic-Serie WINDKÖNIG und verschiedene andere Aktivitäten bekannt ist.
Ein verheirateter Kollege nimmt Manfred als Alibi zu einem Seitensprung mit. Gabi ist eine Traumfrau, und Manfred verliebt sich prompt in sie. Als sie schon wenig später fallen gelassen wird, treffen sich die beiden ganz zwanglos und verabreden sich von da an regelmäßig. Manfreds Glück ist vollkommen, als Gabi ihm schließlich das Jawort gibt. Auch nach Jahren sind sie noch immer ein verliebtes Paar, doch dann bekommt Manfred eine neue Kollegin…
In Rückblenden wird erzählt, wie Manfred seine Traumfrau kennen lernt, sie heiratet und schließlich hintergeht. Was er zuvor an seinem Kollegen kritisierte, macht er nun selbst und zerstört auf diese Weise seine glückliche Ehe. Gabi möchte ihm zwar verzeihen, denn sie verbrachten schöne Jahre miteinander, aber das Vertrauen ist dahin.
Der Autor schildert die Vorgänge zwar aus der Perspektive des Protagonisten, bleibt dabei jedoch relativ wertfrei. Die Motive werden nicht weiter hinterfragt, Manfred wird nicht als mieser Sündenbock abgestempelt, wenngleich die Schuldfrage eindeutig geklärt ist, und auch Gabi hat alles versucht.
Es ist eine Geschichte, wie sie sich in vielen intakten Beziehungen abspielen mag. Es gibt überhaupt keinen Grund für einen Seitensprung, aber als sich plötzlich die Gelegenheit bietet, will es der Mann in der Midlife-Crisis noch mal wissen, bevor seine Zeit abläuft: Ist er noch attraktiv genug, um eine Geliebte an sich zu binden? Er denkt nicht, sondern genießt und trägt schließlich die Konsequenzen. Natürlich weiß Manfred, dass er einen Fehler begeht, dass seine Neugierde auf die rassige Kollegin letztlich zur Trennung von Gabi führte. Er bereut, doch es ist zu spät, die Uhr kann nicht zurück gedreht werden. Für eine kurze Zeit des Vergnügens und der Selbstbestätigung hat er alles verloren, was ihm wichtig war. Geblieben sind allein treue Freunde, die ihn trotzdem nicht im Stich lassen, und die Erinnerung an Gabi in ihrem roten Kostüm.
Nach der Lektüre fragt man sich: War es das wirklich wert? – Die Antwort dürfte klar sein. Der Autor braucht nicht zu moralisieren, das macht der Leser automatisch.

Irene Salzmann, Kranzberg


EXODUS 18
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 200 Exemplare, 5,00 EUR, 2er-Abonnement 10,00 EUR, 3er-Abonnement 15,00 EUR.
Bezug: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: kontakt@sfflohmarkt.de.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100 50), Konto 2851 70-505.
Internet: www.sfflohmarkt.de.


Von der Aufmachung her wirkt EXODUS professionell. Das Layout ist sauber und ausgewogen. Die Schriftgröße und Spaltenbreite sind gut gewählt, Illustrationen, die bis auf das letzte Bild in der Galerie (das etwas verschwommen wirkt, als sei es vergrößert worden), in guter Auflösung abgedruckt wurden, lockern den Text auf.. Sie sind von hoher Qualität und für die Geschichten angefertigt worden.
Coverabbildung EXODUS 18 Einzige Ausnahme ist die Galerie, die den Schweizer Illustrator Pierangelo Boog vorstellt, der in den siebziger Jahren im Fandom und der SF-Verlagszene aktiv war. Da er an der Umsetzung seiner Themen nichts verändert hat, wirken die Bilder, einschließlich des Titelbildes wie aus einer vergangenen Zeit, auch wenn sie extra für EXODUS entstanden sind. Sie bieten damit eine gelungene Abwechslung.
An Autoren hat der Herausgeber alles versammelt, was in der SF-Szene Rang und Namen hat, angefangen mit PERRY RHODAN-Autor Horst Hoffmann, der mit „Satans letztes Geschöpf“ kein besonders überzeugendes Werk zum Thema „Doppelmoral und Kirche“ abgeliefert hat. Trotz seiner Schreiberfahrung ist diese die schwächste Geschichte des Heftes, da weder Thema noch Umsetzung besonders neu und originell sind.
Weiter geht es unter anderem mit Thomas Berger, Bernd Karwath, Frank G. Gerik, J. Th. Thanner und Markus K. Korb. Vor allem die langen Geschichten wissen zu überzeugen. Die Autoren nehmen sich Zeit, ihre Personen in die Situation einzufügen, und arbeiten sich zumeist sehr geschickt auf die Pointe zu. Gelungen sind dabei „Der elektrische Sarg“ von Markus K. Korb, der aufzeigt, dass auch modernste Technik nicht unbedingt das Lebendig-Begraben-Werden verhindert, wenn gewisse Komponenten nicht mitspielen. In „Asche zu Asche“ bietet jemand eine kostengünstige Möglichkeit an, Diamanten herzustellen. Der Rohstoff allerdings ist ein ganz besonderer.
Auf waffenstarrende Space Operas wird verzichtet, dafür spielt man lieber mit menschlichen Träumen und Leidenschaften und vernichtet sie mit Genuss, wenn auch manchmal etwas zu plakativ, oder man zeigt die Spätfolgen gewisser Arbeitsfelder auf: Denn was machen Zeitreiseagenten, wenn sie ihren Dienst abgeleistet haben? Wo kommen sie unter, da für ihre Umwelt nicht unbedingt so viel Zeit vergangen ist? Das erzählt „AFPEC“ von Markus Kastenholz.
Inhaltlich konzentriert man sich also auf die düsteren Spielarten der SF und Phantastik, positive Zukunfts- und Gegenwartsvisionen wirken nur auf den ersten Blick so, spätestens am Ende kommen sie bitterböse daher. Leider wird dabei vor allem bei den kürzeren Geschichten von Horst Hoffmann und Thomas Berger auf eine gewisse Subtilität verzichtet.
Alles in allem ist EXODUS eine ordentliche Sammlung von Kurzgeschichten für alle jene Leser, die bösartige und zynische Visionen mögen, in denen die grausamen Seiten menschlichen Seins hervor gekehrt werden. Da der Herausgeber darauf geachtet hat, nur Erstveröffentlichungen anzunehmen, bekommt man zudem nur neue Texte für sein Geld.

Christel Scheja, Solingen


EDITION HEIKAMP 5: DAS TAGEBUCH
16 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 2,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.

Beim Entrümpeln findet Christine auf dem Dachboden ihr altes Tagebuch. Sie war 14, als sie es von einer Freundin geschenkt bekam. Beim Lesen der Einträge erinnert sie sich an wichtige Begebenheiten ihres Lebens, die im Laufe der Jahre fast in Vergessenheit gerieten: die erste große Liebe, die Enttäuschung darüber, schon bald wegen einer anderen verlassen worden zu sein, die Begegnung mit ihrem jetzigen Ehemann, die Hochzeit, das erste Kind, der Abschluss der Ausbildung, das zweite Kind – und wieder fügt sie nach langer Zeit einige neue Zeilen hinzu.
Man hebt gern Dinge auf, an denen Erinnerungen hängen, doch die meisten kann immer noch das Tagebuch erzählen. Bilder von glücklichen und weniger glücklichen Tagen ziehen durch den Kopf der Protagonistin. Sie sieht die Parallelen zwischen ihrem jüngeren Ich und ihrer Tochter und begreift erst jetzt richtig das Glück, das sie an der Seite ihres Mannes gefunden hat.
Was auch immer passiert, man weiß nie, wozu es gut ist, und es bleibt einem ohnehin nichts anderes übrig als zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Auf Trauriges folgt Schönes, das man vielleicht gerade wegen der ernsten Dinge besonders schätzen sollte. Das Leben ist kurz, man vergisst zu schnell gerade die freudigen Ereignisse. Daher sollte man ab und zu inne halten, Erinnerungen wach rufen und intensiver leben. Ein Tagebuch mag dabei helfen…
Sieglinde Ippers Kurzgeschichte ist als Band 5 der EDITION HEIKAMP im Crago-Verlag erschienen und zählt sicher zu den besinnlichsten Geschichten in dieser erlesenen Sammlung.

Irene Salzmann, Kranzberg


STAMMTISCH-BOTE 12
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: Horst Schwagenscheidt, Heidestr. 16, 45476 Mülheim, E-Mail: Schwagi.MH@T-Online.de.


Der STAMMTISCH-BOTE ist der drucktechnische Ausruf eines Süchtigen. Wie Hellmuth W. Mommers, aber mehr als fannischer Ebene hat es Horst Peter Schwagenscheidt – Jahrgang 1938 – ins Fandom zurückgezogen. In den sechziger Jahren Herausgeber der SF-TIMES in den siebziger Jahren Gründungsmitglied der AST, ein Mitglied der inner- und außerclublichen Opposition. Seit 1999 zurück in der Selbsthilfegemeinschaft. Sein STAMMTISCH-BOTE erscheint unregelmäßig. Wie schreibt Horst Schwagenscheidt, er versucht seinem schlechten Ruf wieder gerecht zu werden. Zumindest in dieser Ausgabe findet man keine Spur davon.
Hopes „Leidsartikel“ ist eine Sammlung von Gedanken. Das Spektrum reicht von verlorenen Monaten bis zu christlichen Überzeugungen. Wenn er die Teilnehmer am Oldiecon in Unterwössen nebst Begleitung auflistet, aber zum eigentlichen Congeschehen fünf farblich sehr gut wiedergegebene und lustig untertitelte Fotos beisteuert, so mag das den Teilnehmern genüge tun. Ein Leser fühlt sich außen vor und fragt sich, was das Ganze in dieser Form soll. Der Austritt von Klaus N. Frick aus dem SFCD als Chef-Rhodanese wird erwähnt, aber nicht kommentiert. Das einige jetzige Rastadter und ehemalige Fans ein seltsames Verhältnis zu ihrer Wiege haben und kaum mehr proaktiv im Fandom erscheinen, ist keine Neuigkeit. Wenn – wie hier erwähnt – der Jubiläumscon den letzten Ausschlag gegeben haben soll, bleibt nur die Bemerkung, dass ich keinerlei Aktivitäten des Verlages und des Chefredakteurs gesehen habe. Zur Erinnerung, Walter Ernsting hat ja erst den SFCD gegründet und dann PERRY RHODAN geschaffen. Aber die Entwicklung geht ja weiter.
Im nächsten STAMMTISCH-BOTEN werden sich sicherlich Kommentare zur PR-FANZENTRALE finden. Es ist schade, dass Horst Schwagenscheidt seine Erfahrung nicht in seine Leitartikel einbringt, schließlich hat er turbulentere Zeiten miterlebt als diesen Sturm im Wasserglas.
Es folgen zwei Geschichten. Eine von Fredric Brown. Peinlich, peinlich, den Namen des Autoren zweimal falsch und nur einmal richtig zu schreiben. Da hilft auch nicht die Ausrede, der Verlag hat auf dem Cover den Fehler auch schon gemacht. Lustig sind die Vergleiche der deutschen Übersetzungen in verschiedenen Magazinen und Verlagen. Um Original und „Fälschung“ gegenüber zu stellen, fehlt leider der Originaltext. Trotzdem gehört dem Diogenes Verlag die goldene Zitrone. Der folgende Text Browns ist eine lustige satirisch angehauchte Idee einer Geschichte. Kurz, prägnant geschrieben, mit den atheistischen Ideen Browns durchsetzt, aber bei weitem nicht so pointiert und bissig wie viele seiner besten Arbeiten.
„Schöne alte Welt“ von Martin Jordan – aus einem DTV Taschenbuch des Jahres 1967 – ist das zweite Beispiel für christliches Fundamentalistentum. Zwei Männer finden beim Besuch eines der letzten fünf alten Häuser in Großbritannien – das verkauft werden soll – einen obszönen auf Papier gedruckten Kalender. Mit einem Augenzwinkern nimmt Jordan die so saubere Moral der Kirche auf die Schippe. Die eigentliche Pointe ist sehr schnell erkennbar, doch finden sich in dem kurzen Text so viele Randinformationen, dass die Lektüre trotzdem der plottechnischen Schwäche unterhaltsam und kurzweilig ist.
Abschließende Informationen beziehen sich auf die wieder entdeckten BÄRZINES von H. J. Ehrig, die Veröffentlichungen Dieter von Reekens in seinem empfehlenswerten Kleinverlag und hochgeistige Getränke. Warum Gustav Gaisbauer in Unterwössen allerdings dazu gezwungen wurde, die ganzen Biervorräte zu vernichten, bleibt das Geheimnis des Herausgebers/Autors/geistigen Vaters.
Der STAMMTISCH-BOTE ist ein sehr sauber gedrucktes und mit gut wiedergegebenen Fotos ausgestattetes Ego-Zine. Irgendwie rührig, unterhaltsam, aber wie aus einer anderen Zeit oder Dimension.

Thomas Harbach, Lübeck


SCIENCE FICTION OKULAR 235
12 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, jeweils 1,50 EUR.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Irma Leu, Berliner Str. 206, 45144 Essen, E-Mail: Irma.Leu@freenet.de.
Internet: www.cspp.com/sfo/.


Passend zum Erscheinungsmonat der Ausgabe enthält das SF-OKULAR 235 eine originelle Weihnachtsgeschichte von Katja Schmid. „Die Weihnachtsformel“ vereinfacht das jährliche Einkaufen der Geschenke sehr. Einmal Plüschtiere gleich immer Plüschtiere, und einmal Science Fiction gleich ... Ja, genau. Das Verkaufen der (ungeliebten) Geschenke ist verboten und kann nur im geheimen geschehen. Doch was geheim sein soll bleibt es nicht zwangsläufig. Eine Alternative wäre die Einstellung des gegenseitigen Schenkens, doch das bietet zugegebenermaßen keinen Plot für eine Kurzgeschichte. – Sandra Vockenberg bespricht auf zwei Seiten (inklusive Filmfotos) den Streifen HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH, die übrigen Beiträge sind dagegen deutlich kürzer: eine weitere Filmrezension über SERENITY – FLUCHT IN NEUE WELTEN von Irma Leu, weniger detailliert und kritisch, zwei Infos und ein kurzer Ausblick auf das mögliche clubinterne Geschehen des neuen Jahres.
Wegen der Weihnachtsgeschichte ragt das neue SF-OKULAR aus dem clubinternen Rahmen heraus, auch wenn es chronologisch inzwischen etwas obsolet geworden ist.

Armin Möhle, Wallenhorst


XEGO 4
64 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 3,00 EUR.
Bezug: Marin Blabanov, c/o Mailbox, Taborstr. 22c/174, A-1020 Wien, E-Mail: info@marincomics.com.
Internet: www.marincomics.de.


Comic-Fanzines stellen mich immer vor ein Problem bei der Abfassung von Rezensionen: Die Lektüre dauert meist nicht lange und der doch eher flüchtige visuelle Eindruck bietet oft nicht genug Stoff für eine anschließende Reflektion, vor allem dann nicht, wenn man sich im Grunde im Genre gar nicht so besonders gut auskennt. XEGO 4 bezeichnet sich als „Trash-Comix-Egozine für die Ego-Shooter-Generation“, was möglicherweise eine tiefere, codierte Aussage beinhaltet, deren Bedeutung ich aber leider nicht entschlüsseln konnte. Ich komme daher zu dem Schluss, dass es sich schlicht um ein recht witziges, mit z. T. ausgezeichneten Comiczeichnungen gefüllten Fanzine handelt, das sich bedenkenlos in die lange Tradition deutscher Comicfanzines einordnen läßt.
Coverabbildung XEGO 4 Dominierend für den Inhalt sich die Fortsetzungen zweier SF-Comicserien, eine um die überaus attraktive Heldin Dani-E (in der ihre schwere Kindheit beleuchtet wird) sowie die des Helden Travellic, der als „Hero for hire“ allerlei hanebüchene Abenteuer zu bestehen hat, und dessen Vorgeschichte in dieser Ausgabe ebenfalls Beachtung findet. Beide Comics sind von hohem zeichnerischen Niveau – und mit einem sehr schönen Lettering versehen, wenn ich das anfügen darf –, wenngleich die Stories manchmal etwas abstrus wirken und sich möglicherweise erst erschließen, wenn man auch die anderen Folgen dieser Serien goutiert hat. Der Herausgeber besteht darauf, dass es sich hierbei um „Trash“ handelt, und, wie gesagt, ich weiß nicht, was er damit meint. In jedem Falle sind die Comics unterhaltsam und aufgrund ihrer handwerklichen Qualität auch keine Marter für das ästhetische Empfinden, trashig ist möglicherweise die mitunter etwas abgefahrene Handlung, aber das wäre angesichts dessen, was manchmal für ein Krempel bei großen Verlagen in edel aufgemachten Alben erscheint, doch etwas weit her geholt.
Einen längeren Textbeitrag enthält XEGO 4 auch, nämlich den dritten Teil der Story „Etwas Rosa in der Nacht“, deren tieferer Sinn sich mir nun wirklich nicht erschlossen hat und deren Stil ein wenig wie hingerotzt wirkt. Das mag nun daran liegen, dass mir auch hier der Inhalt der ersten beiden Folgen entgangen ist, doch der Qualitätsunterschied zu den Comics ist schon erheblich und ich bin dann auch geneigt, das Attribut „Trash“ hierfür gelten zu lassen.
Fazit: Ein kurzweiliges, abwechslungsreiches und letztendlich auch qualitativ überzeugendes Comicfanzine, für das man drei Euro ausgeben kann.

Dirk van den Boom, Saarbrücken


STORY CENTER 2005
132 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 500 Exemplare, 4,00 EUR.
Bezug: SFCD e. V., Andreas E. Kuschke, Billerbeck 25, 29465 Schnega, E-Mail: sfcd-aek@freenet.de.
Bankverbindung: SFCD e. V., Saar Bank e. G., (BLZ 591 900 00) Kto. 001 133 11.
Internet: www.sfcd-online.de.

Einmal im Jahr erscheint mit dem STORY CENTER des SFCD e.V. eine Sammlung von SF-Kurzgeschichten junger Talente, die sich auf vielfältige Weise mit der Zukunft beschäftigen. Dabei sind selten Themen vorgegeben, diese ergeben sich aus den Einsendungen wie von selbst. So ist der Obertitel „Biosphären“ nicht ohne Grund gewählt, denn sie „können sowohl die physische, die psychische als auch die kulturelle Existenz von Lebensformen ermöglichen“.
Coverabbildung STORY CENTER 2005 Den 21 Autoren gelingt es, dies auf höchst unterschiedliche Art und Weise darzustellen. „Anbeginn“ erzählt von einer Lebensform, die gestrandet auf einem öden Planeten neues Leben hervorbringt. Daniela Sauerbier schildert nicht nur die zerstörten Hoffnungen der „Mutter“, als sie merkt, dass die Wesen, die sie geschaffen hat nicht ihren Wünschen entsprechen, aber sie macht auch Hoffnung für die Zukunft. In „Feierabend“ von Gabriele Reinecke zieht sich ein Mensch in sich selbst zurück, nur am Ende zu erkennen, dass er nicht ewig in seinem Elfenbeinturm hocken kann, sondern sich selbst erkennen muss. Das „Café Karaganda“ bietet angenehme Rast auf langen Reisen, aber auch unangenehme Überraschungen, wie ein Mann bitter erfahren muss und die Autorin Charlotte Engmann geschickt erzählt. „Der Baum“ von Chris C. Reul ist die letzte Erinnerung an eine Zeit, in der die Erde noch heil war und für ein junges Mädchen mehr als das – ein Neubeginn. Victoria Grinberg berichtet in „Unter der Himmelsstadt“ von einer Spezies, die uns gut vertraut, und manchmal auch lieb ist – aber unaufhaltsam an unserem Untergang und ihrem Überleben arbeitet. Petra Vennekohl macht deutlich dass auch der Weltraumschrott der Menschen sehr kostbar werden kann. Doch nicht immer sind die herumtreibenden Metallreste „Leichte Beute“. Armin Möhle macht in „Loyalitäten“ deutlich, dass der Mensch immer Mensch bleiben wird, auch wenn genügend Raum für ihm im Weltraum sein dürfte. Auch bereits abgesteckte Reviere sind heiß umkämpft.
Dies sind nur einige der Geschichten, die in dem mit einem schönen und farbintensiven Farbcover versehenen Band zu finden sind. Ob nun im Weltraum oder auf der Erde, in einer sehr nahen oder recht fernen Zukunft – alle Autoren sind mit Spaß an der Sache und entwerfen Visionen, die beweisen, dass deutsche SF nicht nur düster und zynisch sein muss, sondern auch einmal hell und voller Hoffnung sein darf ohne gleich kitschig zu wirken. Menschliche Leidenschaften werden natürlich dargestellt und nicht plakativ verzerrt, manchmal auch mit einem liebenswürdigen Augenzwinkern erzählt. „Raumschiffträume“, humorvoll verfasst von Jenni Schreiner bietet daher einen würdigen Abschluss.
Es lohnt sich als SF-Fan sich „Biosphären“ zuzulegen. Die Anthologie bietet von vorne bis hinten ausgereifte Geschichten, die nicht nur von bereits erfahrenen Autoren sondern auch von Newcomern stammen und bieten einen vielfältigen und sehr unterhaltsamen Blick auf das Genre.

Christel Scheja, Solingen


EDITION HEIKAMP 8: DER KÖNIG AUF DEM MISTHAUFEN
28 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 3,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Viel Abwechslung bietet die EDITION HEIKAMP, ein Label des Crago-Verlags. Neben Short Cuts, Fantasy, zeitgenössischen Erzählungen etc. findet man auch Kindergeschichten und Märchen. In der achten Ausgabe offeriert Dieter Obitz jungen und jung gebliebenen Lesern sechs märchenhafte Kurzgeschichten.
„Der König auf dem Misthaufen“: Nach dem Tod des gütigen Königs Radomil wird ein Nachfolger gesucht, den man schließlich in dem Bauern Jopp findet. Dieser möchte, wie schon sein Vorgänger, den Frieden bewahren und dafür sorgen, dass es allen seinen Untertanen gut geht. In Folge ersinnt er eine List, um die Eroberungspläne des habgierigen Königs vom Nachbarreich zu vereiteln.
Ein ganz alltägliches Problem sind rasende Autofahrer in Wohngebieten. „Peter und die Blumenautos“ bieten eine zauberhafte Lösung, wie sie sich sicher viele Kinder und besorgte Eltern wünschen.
Maxi ist „Der grüne Regenwurmdieb“. Zu diesem muss er notgedrungen werden, damit es trotz aller Widrigkeiten endlich klappt mit der Regenwurmzucht.
Mama bekommt zu Weihnachten „Die Puschelwaschmaschine“, in der der kleine Marcel seinen fussligen Teddy wäscht – mit entsprechenden Konsequenzen.
„Froschwetthüpfen zu Kunzenhausen“ lehnt sich an die äsopschen Fabeln an. Aus Arroganz schlagen die besten Springfrösche jegliche Warnung in den Wind und nehmen an einem Wettbewerb teil, den kein geringerer als der Storch mit gewissen Hintergedanken organisiert hat.
Papa Bär nimmt mutig das „Bienenfelsenperückenabentuer“ auf sich, da er sich zu Hause nur mit gefülltem Honigtopf blicken lassen kann. Die Bienen sind jedoch schlauer, als er glaubt, und doch –
In einer Welt, in der schlimme Dinge zum Tagesgeschehen gehören, ist man dankbar über jede noch so kleine Heile-Welt-Oase. Abgestumpft von den Nachrichten, Mord-und-Totschlag-Filmen und -Büchern übersieht man leicht, dass es auch noch anderes gibt.
Dieter Obitz schreibt für jüngere Leser märchenhaft-vergnügliche Geschichten, die ausnahmslos ein gutes Ende nehmen. An das ältere Publikum richtet der Autor seine Botschaften: Habgier rächt sich, Klugheit und Großzügigkeit werden langfristig belohnt, nehmt Rücksicht auf Schwächere, nimm Hilfe von anderen an, denke vor dem Handeln oder trage die Konsequenzen, Arroganz wird bestraft, scheinbare Feigheit kann Leben retten, wenn man weiß, wie man es anstellen muss, hat man Erfolg und auch der potentielle Gegner vermag über seinen eigenen Schatten zu springen.
Nach der Lektüre wünscht man sich, die Menschen wären alle vernünftiger, dann ließen sich viele alltägliche Probleme auch auf so simple Weise wie in diesen Geschichten lösen.

Irene Salzmann, Kranzberg


PALADIN 155
36 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 75
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Bezug: FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail:
TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.


Angelika Öhrlein setzt im PALADIN 155 ihren Urlaubs- bzw. Ausflugsbericht „Gartengucken am Niederrhein“ mit dem dritten Teil fort. Sie schildert den Besuch der (rekonstruierten) Römerstadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten auf eine lockere, sehr humorvolle und vergnügliche Art und Weise. Anschließend versucht Udo F. Rickert sich an einer Definition des Begriffes „Gerechtigkeit“, kann aber wegen der Kürze seines Artikels von nur zwei Seiten lediglich an der Oberfläche kratzen. „Die Alfred Bekker-Seiten“ waren mir bereits aus den CLUBNACHRICHTEN 330 größtenteils bekannt, wurden für den Abdruck im PALADIN 155 um ein Porträt des Autors, seine zu erwartende Bibliographie für 2006 (sic!) und um eine Leseprobe ergänzt. Immerhin ist der Anzahl der Parallelmitgliedschaften im PRBCBS und FUNTASY-CLUB THUNDERBOLT sehr begrenzt. Der „Kueperpunk“, knappe, prägnante Kommentare zu Filmen u. a. von Thorsten Küper beschließen das Heft (von dem Kassenbericht abgesehen).
Coverabbildung PALADIN 155 Der PALADIN 155 enthält nur wenige clubinterne Beiträge, Leserbriefschreiber sind die Thundos wohl nicht. So wirkt die Ausgabe mehr wie ein konventionelles Fanzines als wie ein Clubzine, auch wenn Beiträge wie von Angelika Öhrlein oder die Selbstdarstellung von Alfred Bekker typischerweise in Club- oder Egozines zu finden sind.
Der 75. GOLEM enthält vier Kurzgeschichten. Der Protagonist in „Der Auftrag“ von Stefan Wogawa ist ein drogenabhängiger Spezialist für illegale Aufträge in einer von Konzernen und Syndikaten beherrschten Welt. Aber auch er ist ein überflüssiger Zeuge. „Der Auftrag“ ist eine, was die Handlung angeht, dichte Kurzgeschichte. In Angelika Öhrleins Story „Kettensägen“ ist der Weg zum Astronauten mit diversen Prüfungen versehen: Bäume fällen, 80 Kilometer Autobahn zu Fuß, in drei Tagen und nur nachts zurücklegen, nicht auf fiktive Helfer hereinfallen... Das mag zunächst abstrus wirken, wird von der Autorin aber überzeugend dargestellt. In „Beschwörung mit kleinen Fehlern“ von Theo Klein findet sich ein Fantasyheld auf einem Bundeswehrschießplatz findet, stiehlt zwei oder drei Maschinenpistolen, kehrt in seine Welt zurück, in der er mit den Waffen seine Widersacher ausschaltet. Theo bedient sich gekonnt bekannter Sujets der Fantasy. Mit einem Anflug von Humor beschließt Uwe Post „Komet? Welcher Komet?“ den GOLEM 75. Der Protagonist eines schlechten Romans findet sich vor einem Psychiater wieder, weil er nicht nur Kometen grundlos abschoss, sondern auch seinen Autor ermordete.
Erzählerisch erreichen und halten die Stories ein gutes Niveau, unterhaltsam sind also allemal, wirken aber durchweg unvollständig bzw. ausbau- und fortsetzungsfähig.
Der GOLEM 75 wartet nicht einem erweiterten Umfang oder einem Rückblick auf die vorangegangenen Ausgaben oder einer GOLEM-Bibliographie auf. Es ist schade, dass diese Möglichkeiten einer Jubiläumsausgabe nicht genutzt wurden.

Armin Möhle, Wallenhorst


SOL 41
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.400 Exemplare, 5,27 EUR, 4er-Abonnement 22,00 EUR.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker (BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.


Das Schöne an regelmäßig erscheinenden Publikationen ist, dass man selten von ihnen überrascht wird. Man weiß von vornherein, was man bekommt. Das ist natürlich um so mehr bei Publikationen der Fall, die sich einem begrenzten Themenfeld widmen. Und so wusste ich natürlich auch schon, als ich diese Ausgabe von SOL aufschlug, was auf mich zukam. Eine bunte Mischung unterschiedlicher Beiträge rund um das Thema PERRY RHODAN und natürlich jede Menge Hinweise auf aktuelle Publikationen und Neuigkeiten aus dem aus dem Perryversum.
Alles nicht wirklich spektakulär aber in der Regel gut zu lesen und in dem gegebenen Rahmen auch informativ.
Berufsbiograph Heiko Langhans liefert eine ausführliche Würdigung zum 70zigsten Geburtstag von H. G. Francis ab und geht dabei sehr ausführlich auf das Wirken des Autoren für RHODAN und seine Ableger ein. Die weiteren Aktivitäten dieses vielfältigen Autoren verschwinden dagegen ein wenig.
Zwei mehr oder weniger neue Autoren im RHODAN-Universum werden durch ausführliche Interviews vorgestellt. Florian Breitsameter sprach mit Marc Hillefeld und Roman Schleifer interviewte Andreas Brandhorst. Gerade beim letzteren ist es natürlich besonders schade, das nur sehr wenig auf seine aktuellen Werke außerhalb des Perryversums eingegangen wird. Und es wirkt fast peinlich, daß Brandhorst immer wieder betonen muß, dass er keine Ambitionen hat, eine regelmäßiger Autor bei PERRY RHODAN zu werden. Bei dem Interview mit Marc Hillefeld, den ich bislang nicht kannte, tauchen Abbildungen von Taschenbüchern zur TV-Serie CHARMED auf, die aber im Text mit keinem Wort erwähnt werden. Man kann nur annehmen, dass Marc Hillefeld die Übersetzung besorgt hat.
Coverabbildung SOL 41 Auch die sonst üblichen Beiträge sind wieder in dieser Ausgabe enthalten. Es gibt den ersten Teil eines Völkerdatenblattes über die Cappins, Inge Mahn führt ihre Erinnerungen an William Voltz fort, die vor allem deshalb interessant sind, weil sie aus einer Zeit berichten, in der es nicht einmal selbstverständlich war, dass es in jedem Haushalt ein Telefon gab. Robert Hector macht sich Gedanken über die Transmittertechnologie und Marco Scheloske liefert einen Werkstattbericht über einen Modellbausatz für ein Raumschiff ab.
Das wird nur ein eingefleischter Fan interessant finden.
Lesenswerter ist dagegen der Beitrag von Rainer Stache, der sich wieder einmal als „galaktischer Beobachter“ mit der Entwicklung seiner Lieblingsserie auseinander setzt. Durchaus kritisch geht er mit einigen Entwicklungen in der Serie um, bemängelt zum Beispiel den völlig unmotivierten Abgang der Motana und mahnt komplexere Charakterisierungen der Romanfiguren an. Das ist eine kritisch konstruktive Herangehensweise bei der die Faszination für die Serie erhalten bleibt und von der ich gerne mehr lesen würde.
Ähnlich kritisch durchleuchtet Matthias Hinz einen älteren PR-Roman von H. G. Francis. Er setzt sich ausführlich mit dem Band auseinander, der gerade wohl wieder im Rahmen der bekannten Silberbände erschienen ist. Sehr schön arbeitet er die Inkohärenzen, die fragwürdige Dramaturgie und die zum Teil fehlende Kontinuität heraus. So wird in dem Roman ein Träger eines Zellaktivators ebenfalls von einer Seuche infiziert, obwohl sein Gerät ihn davor immunisieren müßte. Das sind natürlich alles Mängel, die mit den Produktionsbedingungen eines Heftromans entschuldigt werden können. Letztendlich stoßen Rainer Stache und Matthias Hinz in das gleiche Horn, wenn sie die Autoren der Serie um eine bessere und tiefschichtigere Charakterisierung der Romanfiguren bitten. Etwas ungeschickt platziert wirkt der Artikel jedoch, wenn man ihn direkt nach der Geburtstagslobhudelei über Francis liest.
Auffällig an dieser Ausgabe sind weiterhin zwei im Innenteil etwas versteckte Seiten, die wohl absichtlich mit schwarzem Hintergrund gedruckt wurden. In einem „Wort zur Perry Rhodan Fanzentrale“ berichtet Klaus N. Frick über die derzeitige Situation, die genauso wie bei vielen anderen Vereinen von der Untätigkeit der vielen passiven Mitglieder geprägt ist. Klaus ruft daher die Leser zur Mitarbeit auf. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Antrag an die Mitgliederversammlung über eine Satzungsänderung bezüglich der Auflösung der PR FANZENTRALE weist drohend auf die Konsequenzen hin.
Auch wenn ich seit Jahren einen skeptischen, meist mehr manchmal weniger großen Abstand zur PERRY RHODAN-Serie wahre, so fände ich es perspektivisch schade, wenn der gutgemeinte Ansatz einer Fanzentrale zum Sterben verurteilt wäre. Gerade die oben andeuteten Möglichkeiten, sich direkt mit den Machern über die Entwicklung der Serie austauschen zu können, sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Vielleicht müßte aber dazu der die Absicht zum Diskurs etwas deutlicher gemacht werden und andere Beweggründe, wie die Eigenwerbung, etwas hinten an stehen.
Denn wie schreibt Klaus N. Frick in einem weiteren Beitrag, in dem er zwei neu erschienene Romane Philip Dicks vorstellt, so schön: „Damals fanden es manche Menschen seltsam, daß ich einerseits Heftromane wie PERRY RHODAN und andererseits Philip K. Dick oder Charles Bukowski las. Seit dem Jahr 1984 ist allerdings eine Menge Zeit vergangen, und ich hoffe, daß die Berührungsängste heutzutage nicht mehr dieselben sind wie damals.“
Eben drum!

Holger Marks, Marburg


EDITION HEIKAMP 9: SYLVIAS MUND IST ROT
20 Seiten DIN A 6, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 2,00 EUR.
Bezug: Crago-Verlag, Michael Schneider-Braune, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Im Rahmen der EDITION HEIKAMP präsentiert der Crago-Verlag kleine Anthologien mit Kurzgeschichten. Die neunte Ausgabe beinhaltet vier zeitgenössische Erzählungen von Moritz Fichtner, der seit Jahren für den Hörfunk und große Tageszeitungen schreibt, darüber hinaus Erzählungen und Gedichte in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften publiziert.
Alle Geschichten in diesem Band sind geprägt von starken menschlichen Emotionen, die zur Triebfeder des Handelns der Protagonisten werden:
In der Titelgeschichte „Sylvias Mund ist rot“ führt eine unbedachte Äußerung dazu, dass sich Uwe dem Spott seiner Mitschüler ausgesetzt sieht und, schlimmer noch, dem von Sylvia. Ablehnung und verletzte Gefühle führen dazu, dass er mit gleicher Münze heimzahlt. Doch die Wunden bleiben.
„Ein Liebe-Herz für Rosemarie“ ist etwas ganz Besonderes, das Jonni dem Mädchen schenken möchte, in das er sich verliebt hat. Es fällt ihm schwer, seine Schüchternheit zu überwinden, zumal auch Jakob an Rosemarie interessiert ist. Der Mut des tapsigen Jonnis wird belohnt, denn die Angebetete erlaubt ihm zu hoffen.
„Bei der Bootsstation“ treffen sich Martin und Joana regelmäßig, obwohl sie neben ihm andere Freunde hat. Längst hat sie beschlossen, sich von ihm zu trennen, als Martin ihr einen Ring schenkt. Als Gegengabe bekommt auch er einen Ring, jedoch aus ganz anderen Gründen. Enttäuscht wirft er ihn ins Wasser, und Joana folgt seinem Beispiel, nun ebenso verletzt. Jede Reaktion ruft eine Gegenreaktion hervor, bei der jeder dem anderen beweisen will, dass ihm das Geschehene nichts ausmacht, wobei sie einander immer mehr wehtun, aber keiner kann mehr zurück.
Ein alter Loddel erzählt in „Der Stolz des Vaters“ von seiner Familie. Nachdem er seine Frau jahrelang verprügelte und auf den Strich schickte, setzt er sich ab in die USA. Erst als sie im Sterben liegt, kehrt er heim, um sein Erbe zu beanspruchen. Dieses haben sich jedoch längst seine beiden erwachsenen Töchter und deren Zuhälter unter den Nagel gerissen. Als der Loddel die Leiche sieht und die Zusammenhänge begreift, bekommt er es erstmals mit der Angst, und das Großmaul wird ganz klein. Habgier, Brutalität und Kriminalität zerstören die Menschen, und auf den Verursacher fällt alles am Ende zurück.
Bei der Lektüre fühlt man sich an die Schwarz/Weiß-Filme und (Jugend-) Bücher der Nachkriegszeit erinnert. Die gehemmten, jungen Menschen sind unfähig, ihre Gefühle auszudrücken und spielen daher miteinander, verletzten sich gegenseitig teils absichtlich, teils unbewusst. Aber auch Abgründe werden aufgetan, der Leser darf einen Blick hinter die Kulissen einer asozialen Familie werfen. Zunächst brüstet sich der Erzähler, was für ein toller Hecht er ist, bis er selber tief fällt, da seine Saat des Bösen aufgegangen ist.
Die Geschichten sind unbequem und bieten keine gefällige Lösung oder ein Happy-End; mehr als Hoffnung wird keinem der Protagonisten gegeben, und der Leser darf selber spekulieren, ob sich wenigstens für einen der Charaktere sein Wunsch erfüllt. Obwohl kurz und einfach gehalten, haben die Erzählungen eine große Ausdruckskraft und stellen sicher ein Highlight der EDITION HEIKAMP dar.

Irene Salzmann, Kranzberg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Thomas Harbach, Holger Marks, Irene Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 70 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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