Online
117

April 2004

Werte Leserinnen und Leser,
diese FANZINE-KURIER-Ausgabe bietet im Gegensatz zu der vorangegangenen zwar weniger, aber zum Teil umfangreichere Besprechungen. Außerdem hat sich ein gewisser Schwerpunkt herausgebildet, der bei Rezensionen diverser PERRY RHODAN-Fanzines liegt (bedingt auch durch eine Besprechung, die bereits im FK 116 erscheinen sollte).
Zum FK 116 ist nachzutragen, daß in der Mitarbeiterliste Dirk van den Boom fehlte, die hiermit berichtigt sein soll. Mit dieser Ausgabe kehrt Thomas Harbach zum FK-Mitarbeiterkreis zurück, und mit Doris Dreßler ist eine weitere Gastrezensentin vertreten.
Die Besprechung über FESTAK 30 wird im FK 118 nachgereicht. Für den Abdruck in dieser Ausgabe hat sie mich nicht rechtzeitig erreicht, außerdem hätte der dafür nötige Platz (vermutlich) gefehlt. Außerdem sind für die kommenden Ausgabe Rezensionen über FUTURE MAGIC 45, PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 70, INTERN 245 u. a. vorgesehen.
Viele Grüße

Armin Möhle



SOL 33
WALTER ERNSTING – VOM LEBEN OHNE SCIENCE FICTION
DEUS EX MACHINA
ARCANA 4
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 69
SOL 34
STURM DER GEDANKEN
WHISPERING TIMES 20
ALLZU MENSCHLICHES
PHANTASTISCH! 14
MARC O‘ POPEL CLASSIC STORIES 8


SOL 33
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.600 Exemplare, 5,27 €, 4er-Abonnement 22,00 €.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker (BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.


SOL, das Zentralorgan der PERRY RHODAN-Gemeinde in Deutschland, präsentierte in seiner 33. Ausgabe eines der letzten großen grafischen Werke von Klaus G. Schimanski, ein wunderschönes Cover mit Atlan und seiner verflossenen Mirona Thetin. Kurz danach hat Klaus, gemeinhin auch Smiley genannt, frustriert die Kontakte zur Szene weitgehend abgebrochen. Das Cover ist jedoch nahezu ein Poster wert, nicht nur wegen des großzügigen Ausschnitts der dargestellten Dame...
Abgesehen von diesem sehr schönen Auftakt bietet die vorliegende Ausgabe die bekannte Mischung aus PR-spezifischen Themen, die nur selten durch sachte Ausflüge in andere Bereiche aufgelockert werden. Besonders erwähnenswert ist dabei ein Beitrag von Hermann Ritter – "Dark Orion" –, in dem er die bekannten gesellschaftlichen und historischen Details des RAUMPATROUILLE-Universums zusammengetragen hat, die ein eher düsteres Bild einer postnuklearen, postfaschistischen Welt zeichnen, was man normalerweise erst einmal nicht mit der klassischen Fernsehserie verbindet. Sehr interessant, leider aber nicht sehr flüssig zu lesen, daher Abzüge in der B-Note. Historisch recht interessant ist ein Interview mit dem ehemaligen PR-Chefredakteur Kurt Bernhardt aus ferner Vergangenheit, das zwei damals 16jährige Fans mit ihm geführt haben. Es bleibt zu spekulieren, was passieren würde, wenn heute zwei Jungfans spontan in der PR-Redaktion auftauchen und Klaus Norbert um ein Interview bitten würden. Sehr schön auch das Interview mit Frank Borsch, noch interessanter der Hintergrundbericht von Frank Böhmert zu seinem Roman in der ODYSSEE-Taschenbuchreihe.
SOL 33 ist für den PR-Fan sicher eine Bereicherung. Das Magazin ist sehr ordentlich gemacht, inhaltlich vielfältig und offenbar mit großem Engagement aller Beteiligten. Es ist, natürlich, in erster Linie ein Instrument zur Leserbindung, aber als solches funktioniert es ausgezeichnet und bietet immer mal wieder ein Highlight von weitergehendem Interesse. Lesbar und ansehnlich.

Dirk van den Boom, Saarbrücken


WALTER ERNSTING – VOM LEBEN OHNE SCIENCE FICTION
48 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 EUR.
Bezug: Dieter Braeg, Dohler Str. 249, 41238 Mönchengladbach.


Griechenland ist immer eine Reise wert. Ein Land, das über 200 bewohnte Inseln, eine wie die andere in faszinierender Unterschiedlichkeit, aufweisen kann, die aus dem dunkel türkisen Blau der Ägäis hellgrau, fast weiß aus dem Wasser ragen, bietet Anreiz genug, den Weg nach Südosten einzuschlagen und unter wärmender Sonne auf den Spuren der Antike zu wandeln oder wenigstens den Duft von Oregano und Salbei zu genießen. Die glückliche Mischung aus Kultur, Sonne und Meer zieht schon lange Liebhaber des Mediterranen an und Walter Ernsting reiht sich ein in die lange Reihe derjenigen, deren Traumziel Griechenland war und ist. 1959 endlich unternahm er mit einem Freund eine mehrmonatige Reise. Davon, unter anderem, ist in dem 48seitigen Heft WALTER ERNSTING – VOM LEBEN OHNE SCIENCE FICTION, herausgegeben von Dieter Braeg, die Rede.
Zugegeben, die liebevoll gemachte Broschüre scheint etwas für Eingeweihte: Für PERRY RHODAN, die vielleicht die unbekanntere Seite des Serienmitbegründers Ernsting kennenlernen wollen oder für Fans des Films RAUBFISCHER IN HELLAS, in dem immerhin Deutschland größte Heulsuse Maria Schell mitspielte. Und doch – obwohl ich keines von beiden bin, den Film bisher nicht einmal kannte, obwohl er angeblich in den dritten Programmen immer mal wieder präsentiert wird, war die Lektüre zunächst kurios bis amüsant und später durchaus spannend, insbesondere wenn man in einem Interview, das vor immerhin 38 Jahren geführt wurde, ein differenziertes Bild des Vielschreibers erhält.
Kern der Broschüre bildet ein kleiner Ausschnitt aus Ernstings Leben, der so gar nichts mit Science Fiction zu tun hat. 1959 machten sich Walter Ernsting und sein Freund Helmut Ehrensberger mit dem Auto auf den Weg durch Jugoslawien nach Griechenland. Ziel war die zerklüftete Küste des Pilion, von wo aus sie mit einem Faltboot auf die Sporaden aufbrechen wollten, um geheimnisvolle Inseln zu entdecken. Ernsting arbeitete die Erfahrungen jounalistisch auf und seine Reiseberichte wurden im selben Jahr im OBERBAYERISCHEN VOLKSBLATT veröffentlicht (Abdrucke finden sich ebenfalls in der Broschüre). Durchaus schrullig mutet heutzutage manche Wortwahl an, wenn zum Beispiel die ortsansässigen Griechen mit "Eingeborenen" übersetzt werden. Die Beschreibungen atmen mehr den Geist von Heyerdahlschen Südseetrips, denn einer schlichten Griechenlandreise, aber vor 45 Jahren mag vieles noch abenteuerlicher gewesen sein, als ich es mir heute vorstellen kann...
Tatsächlich erleben die beiden ein ganz besonderes Abenteuer, das dann aber doch mehr mit zeitgenössischer Literatur zu tun hat. Denn auf Trikeri, einer kleinen, selbstverständlich kargen, Insel treffen sie auf Alfons Hochhauser, unter den Einheimischen bekannt als "Xenophon" (Übersetzung: der sich fremd anhört). Hochhauser hatte eine gewisse Bekanntheit dadurch erlangt, Hans Hass‘ Führer durch die Inselwelt der Ägäis gewesen zu sein, viel interesanter aber ist, dass er das lebende Vorbild für den Protagonisten in dem Film RAUBFISCHER IN HELLAS war. Damit nicht genug, offenbart er sich als Autor der Romanvorlage, was einigermaßen verwunderlich ist, wird doch allenthalben ein gewisser Werner Hellwig als Autor genannt. Übrigens erfahren wir in der Broschüre, dass der mir mal wieder völlig unbekannte Roman seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1939 ganze 13 weitere Auflagen in unterschiedlichen Verlagen erlebt hat, zuletzt 1991 bei Reclam. Es sei nämlich so gewesen, so erfährt Ernsting bei "Xenophon", dass Hellwig vor mehr als 20 Jahren zu Gast bei ihm gewesen sei und bei der Gelegenheit auch das Manuskript zu lesen bekommen habe. Was aber "Xenophon" wirklich ärgert, ist, nicht etwa beklaut worden zu sein, sondern, dass das Plagiat eine gegensätzliche Botschaft enthalte. Während seine Botschaft Versöhnung gewesen sei, laute sie bei Hellwig Vergeltung, was denn auch genauso im Film umgesetzt worden war. Ernsting lässt die Geschichte in den kommenden Jahren nicht los und bemüht sich, Wiedergutmachung für den eigentlichen Autor zu erlangen. Es entstehen Zeitungsartikel, das ganze Sujet verarbeitet er, zusammen mit den anderen Reiseerinnerungen, zu einem Roman, der aber seinerseits nie gedruckt wird. Die Angelegenheit verläuft im Sande und wurde nun wieder zu neuem Leben erweckt. Braeg hat von Ernsting den Artikel "Die echten und die falschen Raubfischer" erhalten, in dem sorgfältig bewiesen wird, dass es sich um ein obendrein noch schlechtes Plagiat handelt. Das liest sich heute noch spannend und statt "Xenophon", der offensichtlich seinen Gleichmut auf Trikeri erlangt hat, verspürt man den Ärger über die freche Vorgehensweise. Die Geschichte ist immerhin bizarr genug, dass sie eine neuerliche Veröffentlichung rechtfertigt.
Ein persönliches Vorwort von Dieter Braeg, der Ernsting schon einige Male in Salzburg besucht hat, einige Bilder mit dem unverwechselbaren 50er Jahre Flair und ein umfangreiches Interview von 1966, in dem sich einige offene Worte zum Thema Trivialliteratur lesen lassen, runden das Heft ab. Wer ein Faible für absonderliche Geschichten, die das Leben schreibt, hat, sollte sich ein Exemplar sichern und Fans der Großserie PERRY RHODAN dürfte die Anekdote aus dem Leben des Mitbegründers gewiss unterhalten.

Doris Dreßler, Düsseldorf


DEUS EX MACHINA
208 Seiten, Taschenbuch, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 11,45 EUR.
Bezug: DIE STORY-OLYMPIADE, Ernst Wurdack, Goethestr. 18, 93152 Nittendorf, E-Mail: info@storyolympiade.de.
Internet: www.storyolympiade.de.


DIE STORY-OLYMPIADE ist nicht nur ein jährlicher, genreübergreifender Storywettbewerb (ausdrücklich nur für Amateure), der seit nunmehr zum sechsten Mal veranstaltet wird, sondern fungiert auch als Herausgeber diverser Bücher. DEUS EX MACHINA ist der zehnte Band der Reihe und der erste, der SF-Kurzgeschichten enthält. (Ein zweiter ist in Vorbereitung, der Redaktionsschluß wird allerdings, wenn diese Besprechung erscheint, bereits verstrichen sein.) Der Titel des Bandes deutet zunächst auf eine Themenausgabe hin, entpuppt sich aber identisch mit dem der ersten Kurzgeschichte.
Coverabbildung DEUX EX MACHINADie Herausgeber des gut aufgemachten Taschenbuches, Dieter Schmitt und Armin Rößler, weisen auf dem Klappentext und in dem Nachwort auf die inhaltliche Vielfalt der zwei Dutzend Stories hin. Was auch durchaus zutreffend ist, allerdings bewegen sich die Kurzgeschichten innerhalb bekannter Handlungsmuster, was aber, zugegeben, ein Phänomen ist, das nicht nur DEUS EX MACHINA betrifft. Außerdem wissen die Autorinnen und Autoren ihre Handlungen gekonnt aufzubauen und pflegen lesbare Stile. Ausgesprochen erfreulich ist auch, daß der Umfang der Kurzgeschichten ihren Inhalten angemessen ist, langweilige Schwafeleien finden sich in DEUS EX MACHINA nicht.
Vielleicht war es Absicht; die beste Story steht am Ende des Heftes: "Faust" von Armin Rößler ist eine stimmungsvolle Schilderung der Kultur und der Ökologie einer nichtmenschlichen Spezies, der sich der Protagonist und sein weibliches Pendant gezwungenermaßen anpassen, darin aber auch ihre Befriedigung finden. Besonders ansprechend sind natürlich auch weitere Texte: "Nutze Deine Chance!" von Thomas Kohlschmidt variiert DAS MILLIONENSPIEL: Zeitreisende sollen in der Vergangenheit Attentate verüben und müssen für einen bestimmten Zeitraum der Verfolgung der Sicherheitskräfte entgehen. "Totengesang" von J. Th. Thanner ist eine bittere Kurzgeschichte, in der ein Forscher die verheerenden Folgen einer unbedachten Handlung erkennen muß. In Petra Vennekohls Beitrag verursacht ein bewußter Fehler eines Wissenschaftlers die gewünschte "Feldstudie", allerdings mit unkalkulierbaren Folgen.
Erstaunlich und erfreulich ist die hohe Anzahl der humoristischen und ironischen Kurzgeschichten. "Die verbesserte Universalfernbedienung" von Bernhard Brunner versucht, auch ihren Benutzer unter ihre Kontrolle zu bringen. Im "Betatest" von Uwe Sommerbrei bewährt sich eine Terraforming-Maschine, allein ihr Nutzer erweist sich als inkompetent. "Der Erbtöter" von Dieter Schmitt trägt zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bei. In der "Y-Faktor" von Wilko Müller jr. beschert die Erfindung von Elektrobakterien den Protagonisten zunächst Reichtum, zerstört aber die Zivilisation. Der Protagonist in "Vor dem Sturm" von Heidrun Jänchen erweist sich seiner (zugewiesenen) Partnerin als unterlegen, was die Ausbe..., äh, wirtschaftliche Nutzung des Planeten Urmia angeht, und ihr Erfolg ist zudem noch fairer als sein Plan.
"Die Abaddon-Mission" von Frank W. Haubold beginnt vielversprechend als Hommage an Dan Simmons. Die Story spielt in einem Universum, das dem der HYPERION- bzw. ENDYMION-Romane ähnlich ist. Der Kreuzer ABADDON trifft unerwartet auf einen Planetoiden mit einer zunächst noch schlafenden Intelligenz, deren Hintergrund und Handlungsweise nicht nur überraschen, sondern auch etwas unglaubwürdig sind, weil sie zuvor mit keiner Zeile angedeutet wurden. Für diesen weit gesteckten Handlungsrahmen ist auch eine sechzehnseitige Kurzgeschichte zu beengt. Und die privaten Endzeitvisionen wie "Raum-Zeit-Schattierungen" von Antje Ippensen oder "Anahita" von Marlies Eifert werden wegen ihrer Perspektivlosigkeit sicherlich nicht das Interesse jeden Lesers finden.
Insgesamt allerdings überrascht DEUS EX MACHINA mit einem hohen Niveau. Es dürfte sich für Leser (und auch für Autoren) lohnen, die SF-Subreihe der STORY-OLYMPIADE mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen.

Armin Möhle, Wallenhorst

ARCANA 4
68 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 €, 3er-Abonnement 9,00 €.
Bezug: Verlag Lindenstruth, Postfach 101026, 35340 Giessen, E-Mail: arcana@verlag-lindenstruth.de.
Bankverbindung: Sparkasse Giessen (BLZ 513 500 25), Konto 228023459.


Auch wenn das Überangebot an phantastischer Literatur im heutigen deutschen Markt manch einen überfordert und sich nur auf die großen Namen konzentrieren läßt, so erinnern sich doch manche – zumeist ältere – Leser gerne an die Anfänge des Genres. Sie beschäftigen sich mit den Phantasten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die teilweise längst vergessen sind. ARCANA holt solche Perlen gediegenen Horrors ans Licht, und so nimmt in dieser Ausgabe die Novelle "Das Tier im Walde" mehr als die Hälfte des Heftes ein.
Die Geschichte führt einen jungen Maler in einen einsamen, stillen Wald Österreichs. Der Mann genießt die Idylle, die er schon so lange gesucht hat, doch er muß schnell entdecken, daß der Frieden des Waldes nur eine Täuschung ist. Immer wieder geht Abends oder des Nachts ein Wesen um, daß ahnungslose Wanderer tötet. Die Menschen haben Angst und verkriechen sich daher mit Gebeten in ihre Hütten – wie die Familie des Försters, bei der er mehrere Tage bleibt. Doch er, der Fremde, will das Geheimnis ergründen. Nur ein alter Köhler wagt ihm das Geheimnis des Waldes anzuvertrauen. Schon lange macht eine Bestie den Wald unsicher, die in heidnischer Zeit verflucht wurde, und sich am Tage in der Gestalt eines nichtsahnenden Menschen verbirgt. Nur wenn sie das Liebste was sie besitzt tötet, kann sie frei sein. "Das Tier im Walde" zeigt deutlich, was frühe Phantastik ausmacht – es braucht weder Action noch Splatter und Gore, um Spannung und Grusel zu erzeugen. Auf ähnlich hohem Niveau sind auch die anderen Beiträge des Heftes. Elisabeth Willenz erzählt von ihrem Beutezug in einem Antiquariat, Rein A. Zondergeld wird über seine Meinung zur derzeitigen Qualität der deutschen Phantastik interviewt und schließlich stellt Michael Siefener Montague Summers klassische Gespenster-Anthologien vor.
Alles in allem ist ARCANA sein Geld wert – vor allem für die Freunde gediegeneren klassischeren Horrors.

Christel Scheja, Solingen


PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 69
76 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 €, 5er-Abonnement 15,50 €.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str. 119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: www.light-edition.net/magazin/.


Die Nummer 69 der PERRY RHODAN PERSPEKTIVE schwebt zwischen dem Neuaufbruch der PERRY RHODAN-Serie in den STERNENOZEAN (es werden die Bände 2200 bis 2208 besprochen) und dem Zeichner und Maler Dirk Schulz, der mit Interview und Bibliographie auf der einen Seite als Zeichner der Titelbilder um Band 2200 auf der anderen Seite vertreten ist. Im Vorwort jammert der Herausgeber Frank Zeiger, dass das tolle Material von Dirk Schulz nur eingeschränkt und meistens in schwarzweiß präsentiert werden kann, das farbige und gelungene Titelbild des Heftes ist von Stefan Lechner. Vielleicht hätte man die Dirk Schulz-Hommage auch mit einem Bild aus seiner Feder auf dem Cover vervollständigen können?
Im Mittelpunkt steht die Besprechung der PERRY RHODAN Hefte 2200 bis 2208. Zuerst die Cover mit einigen entsprechenden Bemerkungen der Künstler. Hier zeigt sich schnell der Unterschied zwischen der beabsichtigten Wirkung (die Betrachtung des Schöpfers) und der Wirkung auf den Leser (hier Michael Thiesen und Stefan Barton). Interessante Kontraste, wobei manches Mal zu tief in die Bilder geschaut wird und die Anmerkung fehlt, dass die PR Titelbilder immer noch zu den gelungenen Werken auf dem deutschen Heftromanmarkt gehören.
Danach folgen die Kommentare von Marcus Kubach und Andres Nordiek zu den laufenden Romanen. Die Nuancen zwischen den beiden werden weniger und selbst im Falle des Romans von Hanns Kneifel (DER ARKONIDENJÄGER, Band 2201) mit den extrem entgegengesetzt ausgefallenen Rezensionen stehen diese nicht einmal in einem Widerspruch. Es ist eine Frage der Perspektive, ob man Kneifels Rückfall auf seine goldenen Zeiten als Hommage oder geistigen Eigendiebstahl bezeichnet. Beide gehen mit dem Heft kritisch um, der eine (Marcus Kubach) baut sich selbst die Brücke zu einem guten Urteil, der andere (Andreas Nordiek) findet den entsprechenden Draht nicht und äußert seine nachvollziehbare Kritik in offenen Worten. Bei den restlichen Romanen sind die Unterschiede in den Besprechungen so minimal, dass es sich lohnt, auf die Feinheiten zwischen den Zeilen zu achten.
Der neue Zyklus kommt auf den ersten Metern gut weg und selbst Leser der Serie können hier neue Akzente finden. Die Neueinsteiger oder Wiederkehrer (zu denen sich der Autor dieser Rezension auch zählt) werden daran erinnert, etwas genauer die Hefte zu lesen oder verwirrende Situationen hier in Kurzform rekapitulieren zu können.
"Der Sternenozean" von Dr. Robert Hector ist eine zweite Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Bände mit der abschließenden Bemerkung, dass die altgedienten voltzianischen Kosmiker keine kritischen Worte finden, der Autor leider auch. Nach der detaillierten Zusammenfassung in den Einzelkritiken ist diese Wiederholung nicht nur überflüssig, sondern langweilig und es entsteht der Eindruck, dass der Redakteur Schwierigkeiten hatte, diese Nummer mit Material zu füllen.
Coverabbildung PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 69Dr. Robert Hector schreibt dann für eine unbekannte Zielgruppe über das "Geheimnis der Daa´muren". Unbekannte Zielgruppe insoweit, als das sein Artikel nur aus einer Zusammenfassung der Ereignisse um den Krater des Kometeneinschlages besteht und für die Freunde der Serie eine Zusammenfassung der letzten zehn Hefte darstellt. Diese sind an der kurzen Abrissen überhaupt nicht interessiert, denn sie haben schließlich die Romane gelesen, potentielle Neueinsteiger erfahren nichts über die Qualität des Zyklusses, denn Robert Hector verzichtet auf jedes Wort positiver oder negativer Kritik. Da macht er es sich zu einfach und wer die Hefte noch nicht gelesen hat, wird nach den ersten Zeilen auch nicht weiterlesen. Im Gegensatz zum RHODAN-Artikel und der Betrachtung der BAD EARTH-Serie finden sich keine Abbildungen der Titelbilder. Auch wenn die Reproduktionen oft nur sehr klein wiedergegeben werden, lockern sie den Text entsprechend auf.
Heftromanserien nehmen einen breiten Raum in der PERRY RHODAN PERSPEKTIVE ein und dank dem rührigen Bastei Verlag haben die Fanzineherausgeber jetzt drei Serien, über die sie schreiben können.
Andreas Nordiek macht den Anfang (nach der größten Weltraumserie) mit einem Überblick über die BAD EARTH Romane 9 bis 18. Leider sind sie Texte für Rezensionen zu kurz und bleiben an der Oberfläche (was die PR Besprechungen manchmal zu viel haben, ist hier eindeutig zu wenig). Dabei spiegelt sich mehr als einmal nur die persönliche Betrachtungsweise des Kritikers im Text wieder und keine objektive Beschreibung der Serie oder Kritik am Ablauf. Es wäre schöner, wenn Andreas öfter auf das "Ich meine..." oder "Ich denke..." verzichten würde und stattdessen dem Leser vermittelt, an welchen Punkten seine Rezension ansetzt. Einige dieser Schwächen gleicht er im Fazit wieder aus, doch als Betrachtung der Bastei Serie ist diese Besprechung (oder diese Besprechungen) zu oberflächlich und wenig aussagekräftig.
Andreas Nordiek geht dann noch auf den zweiten und dritten Teil des ODYSSEE-Zyklusses ein, der in Kooperation mit dem Heyne Verlag erscheint. Richtig stellt er kurz die Parallelen zu ANDROMEDA zusammen, die bewusst von der Exposèredaktion gewählt worden sind und geht mit den beiden Taschenbüchern von Leo Lukas und Hanns Kneifel kritisch, aber fair um.
Ein gutes Interview ist wie ein Gespräch unter Freunden. Der Außenstehende erfährt sehr viel über den Befragten und wenn zwischen den beiden Parteien eine gute Stimmung aufkommt, gerät das Frage- und Antwortspiel in den Hintergrund. Werner Höbart spricht mit dem Zeichner Dirk Schulz. Als erstes fällt optisch der Missgriff auf, die Fragen und Antworten durchzunumerieren. Selbst wenn das Interview per E-Mail geführt worden ist, sollte der Redakteur darauf verzichten, buchhalterisch alles genau zuzuordnen. Hinzu kommt, dass Werner einen extrem unsicheren Eindruck hinterlässt. Es finden sich zum Teil Fragekomplexe, die umfangreicher als die entsprechenden Antworten sind. Zum Teil sucht der Interviewer die Antwort für sich selbst anstatt offene Fragen zu stellen. Dann folgt eine schnelle Abfolge von Fragen, die anscheinend aufeinander aufbauen sollen, es im Grunde aber nicht machen. Der Komplex INDIGO ist zu Beginn und am Ende des Interviews zu finden, hier hätten die Fragen-Antworten chronologisch zusammengeführt werden können. Hinzu kommt die Beweihräucherung, die Dirk Schulz gekonnt und sehr sympathisch abwendet. Seine Antworten sind interessant, prägnant und geben einen kurzen Einblick in seine Arbeitsweise. Über den Menschen erfährt aber bis auf die chinesischen Hund und seine Arbeit in der Werbeagentur zu wenig.
Abschließend findet sich ein Statement von Christian Matz mit dem Titel "Warum es Lemuria nicht mehr geben darf", eine Art politische Zusammenfassung von Ereignissen und Fiktionen, die auf den Kernsatz zusammenlaufen, es darf nicht sein, was nicht sein kann. Selten erhebt sich Christian Matz von den angesammelten Fakten und beginnt –wie in einem guten Essay üblich- zu fabulieren und zu spekulieren. Für den großen Titel ein zu kleiner Text.
Die neue PERRY RHODAN PERSPEKTIVE –optisch sehr sauber mit einem gelungenen Titelbild – ist ein zwiespältiges Heft. Die intensive Auseinandersetzung mit der PERRY RHODAN-Serie macht die Ausgabe natürlich erstens für alle Fans aber zweitens auch für potentielle Neueinsteiger sehr lesenswert (immerhin kann durch die Betrachtung des neuen Zyklus schnell ein Überblick gewonnen werden, der jeden selbst entscheiden lässt, ob er die Serie wieder liest). Schwach sind die oft zu unkritischen oder belanglosen Artikel von Robert Hector.
Mit dem Interview mit Dirk Schulz geht man auf den Background der Serie ein. Eine Thematik, die die Redaktion vertiefen sollte, denn über 2.200 Hefte bieten jede Art von Stoff und dank der guten Zusammenarbeit mit VPM hat man die Möglichkeit, auf die Macher zuzugehen und mit ihnen freundschaftlich den Mythos PERRY RHODAN –wie der Name des Fanzines sagt – aus einer Perspektive zu sehen. Diese fehlt bei vielen Artikeln und die schwachen Werke ziehen die akribische detaillierte Arbeit an der Serie nach unten.

Thomas Harbach, Lübeck


SOL 34
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.600 Exemplare, 5,27 €, 4er-Abonnement 22,00 €.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker (BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.


"Die mit dem Mund aufgenommene und mit der Hornzunge zerkleinerte Nahrung wird mit Speichel aus der Mundspeicheldrüse durchmischt und dabei erste Stoffe aufgespaltet." So steht es da! Mal abgesehen von der grammatikalischen Unzulänglichkeit dieses Satzes, informiert er uns über die beginnende Verdauung bei einem Blues. Danach "gelangt die Nahrung durch eine peristaltische Muskelröhre in den reinen Speichermagen, wo diese bis zu elf Stunden festgehalten wird, bis das Blut einen Nachholbedarf signalisiert." Ob einem Blues aber der Magen knurrt, erfahren wir nicht. Dafür versorgt uns Dütyr Büyn in seinem Artikel über die Anatomie der Blues (Yülziish) noch mit weiteren, für mich allerdings vollkommen überflüssigen Informationen über den Blutkreislauf, die Muskulatur, das urolymphatische System sowie über die Funktionsweise der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane. Alles illustriert mit schönen Körperzeichnungen wie man sie besser nicht in einem medizinischen Lehrbuch finden könnte. Aber will ich das wirklich alles wissen? Ich glaube nicht!
Interessanter könnten die Informationen über den OBSIDIAN-Zyklus, einer neuen Atlan-Miniserie sein. Wenn man wirklich etwas darüber erfahren würde. Aber außer, daß es natürlich wieder spannend wird, das lose Handlungsfäden aufgegriffen werden und Atlan eine faszinierende Figur ist, gibt es kaum detaillierte Aussagen über den Inhalt. Weder in der Projektvorstellung von Klaus N. Frick noch in den Interview mit Uwe Anton, dem Ideengeber der Miniserie, das Ulrich Bettermann mit ihm führte. Da sind die anschließenden Fragen, die nichts mit dem Perryversum zu tun haben und die Antons weitere Tätigkeiten und literarischen Vorlieben beleuchten wesentlich interessanter.
Coverabbildung SOL 34Ansonsten macht sich Langeweile breit. Der Artikel "Abenteuer Weltraum" von Alexander Huiskes informiert über ein neues PR-Rollenspiel. Allerdings schreibt Alexander wirklich für absolute Anfänger und erklärt die Systematik und die Vorgehensweise bei einem Rollenspiel überdeutlich und mit vielen Wiederholungen. Jemand, der schon einmal von einem Rollenspiel gehört hat, wird diese Seiten überblättern. Sie sind offensichtlich für ein wesentlich jüngeres Publikum geschrieben.
Ein paar ermüdende Werkstattberichte folgen. Horst Hoffmann berichtet, wie es zu dem PR-Schnapszahlenband 2.222 gekommen ist und Ernestine Gohr schreibt über ihre Erfahrungen als Redakteurin des Atlan-Fanzines EXTRAVENÖS. Das ist alles auch nicht wirklich spannend, weil es kaum Nachrichtenwert hat. Bis auf vielleicht die Bemerkung Hoffmanns, PR-Chefredakteur Klaus N. Frick und Exposé-Redakteur Robert Feldhoff hätten durchaus Sinn für Humor und seien nicht so verknöchert wie damals G. M. Schelwokat und Kurt Bernhardt. Ja, die Zeiten ändern sich.
Ein bißchen was abgewinnen kann man dagegen vielleicht dem Völkerdatenblatt von Michael Thiesen, das sich diesmal mit den Überschweren beschäftigt. Da es einen chronologischen Überblick über die gesamte Serie enthält, kann der Leser gleich das eigene Wissen testen und nachprüfen wo noch Lücken im Wissen oder im Heftbestand bestehen.
Rein spekulativ aber immerhin leidlich interessant ist der Beitrag von Robert Hector, der die Weltraumbeben der aktuellen PR-Handlung mit den realen Erdbeben vergleicht und Parallelen zwischen terrestrischer Plattentektonik und den physikalischen Modellen des Perryversums zieht.
Ganz lesenswert ist auch das Interview mit Rüdiger Vaas, der nicht nur regelmäßig Beiträge für den PR-Report schreibt, sondern als Wissenschaftsjournalist und Buchautor tätig ist.
Und es bleibt weiter langweilig. Selbst das Fazit ist nicht neu: SOL ist ein Magazin für absolute Fans, die nicht genug von ihrer Lieblingsserie bekommen können. Für alle anderen hat es – böse ausgedrückt – den Charme einer Fachzeitschrift für Münzsammelkunde…

Holger Marks, Marburg


STURM DER GEDANKEN
20 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 €.
Bezug: Crago-Verlag, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


STURM DER GEDANKEN ist die erste Einzelpublikation der Autorin Ursula Sieberichs. Die Fremdsprachenkorrespondentin stellte für den vorliegenden zweiten Band der EDITION HEIKAMP einige Kurzgeschichten und Gedichte zusammen.
Die Stories, allesamt unter das Überthema "Sturm der Gedanken" gestellt, handeln von Personen, die ein nicht alltägliches Schicksal bewältigen müssen. Kern der Erzählungen ist jeweils eine Wende in den Gedanken der Charaktere.
In der Titelstory erlebt der Leser die Denkvorgänge und Gefühle einer Frau mit, die vor drei Jahren ihren Mann tot aufgefunden hat.
"Harry" ist die Hauptperson einer weiteren Story. Der Mann hat vor einigen Jahren seine Frau verloren und führt seitdem ein ereignisloses Leben. Das ändert sich, als in der Nachbarschaft eine junge allein stehende Frau einzieht...
Die Gedichte setzen sich sowohl mit ganz klassischen Bereichen wie Liebe und Romantik ("Die Liebe", "Mai"), aber auch mit philosophischen Themen ("Die Zeit") auseinander. Die kurzen Verse regen den Leser zum Nachdenken an.
Der Crago-Verlag gibt mit der EDITION HEIKAMP eine nicht alltägliche Reihe heraus und will vor allem Lyriker und Freunde nachdenklich stimmender Kurzgeschichten ansprechen.
Für Fans dieser Genres ist das Zine auf jeden Fall einen Blick wert.

Richard Salzmann, Kranzberg


WHISPERING TIMES 20
48 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 65 Exemplare, 0,77 EUR oder Fanzinetausch.
Bezug: Armin Möhle, Eibenweg 18, 49134 Wallenhorst, E-Mail: armoe@gmx.de.


"Das Internet und der papierene Rest", so betitelt Armin Möhle seinen Artikel über das Fandom, das Internet und eben diesen papiernen Rest, den man in Form von Fanzines noch auf Conventions oder im Abonnement erhält. Vieles davon ist inzwischen entweder bewußt infantil gehalten oder ein reiner Träger für die Werbung, Massenware ohne Anspruch und Seele. Nicht so WHISPERING TIMES.
Das Duoegozine von Holger Marks und Armin Möhle gibt es schon lange, seine Wurzeln reichen zurück in die Zeiten, als im Fandom noch junge Menschen aktiv waren, die von Idealismus und Neugier auf die Zukunft getrieben wurden. Längst haben sich die jungen Wilden von einst (soweit noch im Fandom) Nischen für ihre Selbstbestätigung gesucht, die Cons erinnern an Klassentreffen, die Besucher und Ehrengäste sind weitgehend immer die gleichen. Mehr noch: Die ersten schwarz gerahmten Anzeigen beweisen, daß nicht nur die Träume, sondern auch die Träumer selbst sterblich sind. Es wäre müßig, wenn Armin und Holger darüber in Heulen und Wehklagen ausbrechen würden. Die Dinge liegen nun einmal so. Wir sind nicht die einzigen Vereinsmeier, die mit Nachwuchsproblemen und der Konkurrenz durch die elektronischen Medien zu kämpfen haben.
Coverabbildung WHISPERING TIMES 20Darum gehen sie es pragmatisch an, Armin Möhle rezensiert neue Romane von Brian M. Stableford und die Biografien von drei Altmeistern der Science Fiction: Philip K. Dick, Walter Ernsting und Karl-Herbert Scheer. Wer nun indigniert die Augenbraue hochzieht und meint, die drei könnte man nun wirklich nicht in einen Topf werfen, sollte den Artikel einfach mal lesen. Danach ist Scheer zwar immer noch "Handgranaten-Herbert" und Dick wird ebenfalls niemand seinen Platz in der Hall of Fame der Science Fiction streitig machen, aber hinter dem Mythos wirken sie ein wenig menschlicher, weniger abstrakt.
Ein Genuß ist auch Armin Möhles Bericht über die Abgründe jenseits der hanseatisch kühlen Fassade des LyCons in Lübeck.
Holger Marks nutzt das Internet für eine kleine Recherche bezüglich seiner eigenen Person und stellt die originellsten Fundstellen zu einer Kolumne zusammen. Darunter auch ein Zitat, das ich wohl dereinst aus einem Fanzine gepflückt habe, denn in meiner Zitat-Datei findet sich die Quelle leider nicht mehr, nur die Jahreszahl 1995.
Freunde hören gern von den Strapazen, die einem grausiges Klima, betrügerische Geldwechsler und giftige Spinnentiere zugefügt haben. Es erspart ihnen die eigene Urlaubsreise (Lindsay Davis, 1995 in GNADENFRIST). Von dieser Art sind auch Holger Marks Reiseimpressionen aus Wales. Eindrücke anderer Art vermittelt Margaret Mahy in einem Artikel über die beiden ERDSEE-Trilogien Ursula K. LeGuin. Marks übersetzte den im Juli 2002 in dem australischen Magazin MAGPIES erschienen Text, der nicht nur etwas über LeGuins Romanwelt, sondern insbesondere auch viel über die Autorin selbst sagt. Und Leser, die bisher nur WINTERPLANET oder PLANET DER HABENICHTSE kennen, werden darüber hinaus eine ganz andere Seite dieser außergewöhnlichen Autorin kennenlernen. Allein dieser Artikel würde den Kauf des Fanzines schon lohnen.
WHISPERING TIMES 20 wird seinem Selbstverständnis als "dicker Brief an Freunde" mehr als gerecht. Wer ein geeignetes Fanzine als Tauschobjekt oder wenigstens das Rückporto übrig hat, sollte sich das Heft besorgen. Mit der Lektüre kann man sich dann Zeit lassen, denn die Texte unterliegen nicht dem Zwang der Aktualität, sie sind im besten Sinne zeitlos.

Siegfried Breuer, Berlin


ALLZU MENSCHLICHES
228 Seiten, Taschenbuch, Offset, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 10,50 EUR.
Bezug: EPLA-Verlag, Am Teich 9, 27777 Ganderkesee, E-Mail: epla.plachetka@t-online.de.
Internet: www.epla-verlag.de.


ALLZU MENSCHLICHES ist eine Anthologie des EPLA-Verlags, eines sogenannten Druckkostenzuschuss-Verlags, der es ambitionierten Autoren ermöglicht, ihre Geschichten endlich einmal in einem Buch abgedruckt zu sehen – gegen eine entsprechende Beteiligung an den Entstehungskosten, versteht sich.
Im vorliegenden Buch sind 31 Autoren mit 51 Geschichten vertreten. Dem SF-Leser sind vermutlich nur Frank Neugebauer und Axel Kruse u. a. durch das Fanzine ATMOSFÄHRE (Herausgeber Frank Neugebauer) bekannt.
"ALLZU MENSCHLICHES ist ein absolutes Lesevergnügen.", verspricht der Klappentext – eine Behauptung, die den Rezensenten stets skeptisch stimmt, doch das Buch kann angenehm überraschen.
Gemäß dem Titel schildern die Autoren kleine Alltagsszenen, die entweder traurig und nachdenklich stimmen oder ein Lächeln entlocken, denn die Geschichten sind weitgehend realistisch, beschreiben nachvollziehbare, vielleicht sogar in ähnlicher Form erlebte Ereignisse und nehmen typisch Menschliches gekonnt auf die Schippe.
Beispielsweise erzählt Karsten Rauchfuß in "Lebensmuster" das Wiedersehen zweier Schulfreunde, von denen jeder behauptet, seine beruflichen Ziele erreicht zu haben. Keiner bringt den Mut auf zuzugeben, dass sie in Wirklichkeit gescheitert und auf Jobsuche sind. In unserer Leistungsgesellschaft, in der der Konkurrenzkampf und gesellschaftliche Druck auf den Einzelnen immer stärker wird, will jeder mehr scheinen, als er tatsächlich ist.
Der Zufall spielt eine wichtige Rolle in Willi Corstens "Miriam". Ein Busfahrer sieht täglich ein Mädchen viel zu früh an der Haltestelle stehen, darf sie aber aus rechtlichen Gründen erst nach seiner Runde einsteigen lassen. Als er einmal beobachtet, wie das Kind von einem großen Hund angesprungen wird und sich ängstigt, pfeift er auf die Regeln, holt das Mädchen und den verspielten Hund in den Bus und setzt die Fahrt fort. Als er die Haltestelle erneut erreicht, hat sich dort ein schwerer Unfall ereignet, und wäre Miriam noch dort gestanden… Hin und wieder verhindert ein unerwartetes Ereignis, ein spontaner Entschluss Schlimmstes.
Die "Familienbande" von Alexander Patritzky bestehen nur dem Namen nach. Wer ein schwarzes Schaf ist, wird schnell ausgegrenzt, so auch der homosexuelle Onkel des Protagonisten. Als Letzterer nach vielen Jahren den Kontakt zu dem Onkel wieder aufnimmt, führt das prompt zu einem Eklat. Allerdings hat der junge Mann erkannt, dass die inneren Werte das Wesentliche sind und nicht die Art und Weise, wie eine Person ihr Leben lebt, abseits dessen, was allgemein zur "Norm" deklariert wird.
Alle Stories sind zeitgenössisch, ausgenommen einer allegorischen und zweier SF-Geschichten, die, obwohl sie sich am Thema orientieren, nicht so ganz in dieses Umfeld hinein passen wollen. Maat Kaiserling kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen seinen Robot-Kapitän in "Schere schneidet Papier umwickelt Stein" von Frank Neugebauer. Tatsächlich ist die Maschine sehr viel menschlicher und daher perfider, als es der Protagonist erwartet hätte. Diese Erzählung hätte nicht zwangsläufig ein SF sein müssen – verlagert in eine seelenlose Firma wäre sie auch realisierbar gewesen und hätte sich besser eingefügt. "Die Fretschneks warten schon" von Axel Kruse erschien bereits in der ATMOSFÄHRE und wurde in einer anderen Rezension besprochen.
Man mag nun von Druckkostenzuschuss-Verlagen halten, was man will (es gibt genügend andere kleine Verlage, die talentierten Schreibern eine Chance und ein Belegexemplar geben, ohne dass der Autor zur Kasse gebeten wird) – die Anthologie als solche ist durchaus als gelungen zu bezeichnen, sie ist wirklich ein Lesevergnügen. Ob jedoch der eingefleischte SF-Fan sie sich wegen lediglich zweier Stories zulegen möchte, sei dahin gestellt.

Irene Salzmann , Kranzberg


PHANTASTISCH! 14
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.500 Exemplare, 4,90 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.


PHANTASTISCH! hat für seine 14. Ausgabe einen ausgesprochen populären Mitarbeiter gewinnen können: Andreas Eschbach, der angenehm locker über "Auf den Spuren der europäischen Science Fiction" plaudert, d. h., über die Suche nach Autorinnen und Autoren aus den europäischen Staaten für seine Anthologie EINE TRILLION EURO (Bastei/Lübbe TB 24326). Angesichts der Informationsfülle fällt es nicht auf, daß es sich im Grunde nur um ein Nebenprodukt besagter Anthologie handelt, die noch nicht erschienen ist... (Und deshalb als Product Placement verstanden werden könnte.)
Einen Auszug aus einer wissenschaftlichen Arbeit stellt die "Rezeption von Stanislaw Lems ROBOTORMÄRCHEN im deutschen Sprachraum" von Jacek Rzeszotnik dar – und wirkt in dieser Form, mit knapp 40 Fußnoten auf nur eineinhalb Seiten, in PHANTASTISCH! deplaziert.
Coverabbildung PHANTASTISCH! 14Nicole Rensmann führte für die vorliegende Ausgabe immerhin drei Interviews: mit dem Horror-Schriftsteller Brian Lumley (NECROSCOPE-Zyklus u. a.), dem Fantasy-Autor Markolf Hoffmann (DAS ZEITALTER DER WANDLUNG-Trilogie) und mit Boris Koch, dessen Kurzgeschichten wohl auch dem Horror zugehörig sind (auch wenn er weniger bekannte Sujets als sein bekannter Kollege Lumley benutzt) und der sich zudem als Kleinverleger betätigt (Medusenblut). Der Interviewerin gelingen interessante Einblicke in das Werk und in die Arbeitsweise ihrer Gesprächspartner, die weder zu umfangreich sind noch nur an der Oberfläche schürfen, und nach denen die PHANTASTISCH!-Leser wissen müßten, welcher Autor ihren Vorlieben entsprechen könnte... Durch die Auswahl der Autoren vermied Nicole Rensmann von vorneherein inhaltliche Parallelitäten.
Die Frage "Lesen wie die Kinder?" stellt Kathrin Lange. Sie definiert ein neues Genre, und zwar die "All-Age-Literatur", also Jugendliteratur, die ihre Leser auch unter Erwachsenen findet und von den Verlagen konsequenterweise auch ohne entsprechendes Label angeboten werden... (Die HARRY POTTER-Romanen mögen das bekannteste, aber nicht das einzige Beispiel dafür sein.) Der Autorin ist darin zuzustimmen, daß die "All-Age-Literatur" höchstwillkommen ist, wenn sie gute Romane größeren Leserkreisen zugänglich macht.
Götz Roderer ist unter den PHANTASTISCH!-Mitabeitern der Experte für die Vermittlung neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. In seinem neuen Beitrag, "Apokalypse mal Fünf", macht er nicht nur Meterioteneinschläge für das Massensterben von Lebensformen am Ende diverser Epochen der Erdgeschichte verantwortlich, sondern auch Hypernovae, die die Erde mit Gammastrahlung überschütten würden – und womit sich auch gute und faszinierende SF-Romane schreiben ließen...
Die Stories vermögen nicht dasselbe Interesse wie die Artikel und Interviews zu wecken. "Für eine Faust voll Euros" von Malte S. Sembten enthält im Grunde zwei Plots: Daß sich die Ausgangssituation einer Zeitreise nach deren Abschluß verändert, ist nicht neu, auch nicht, daß Zeitreisen der Ausführung von Attentaten dienen sollen. (Nahezu zeitgleich erschien in der Anthologie DEUS EX MACHINA eine Kurzgeschichte mit einem ähnlichen Plot.) "Hinter dem Gargoynenstern" von Jörg Isenberg ist dagegen dermaßen mit Details über die Welt des Autoren, ihre Bedrohung und ihre Rettung vollgestopft, daß sie genügend Stoff für eine längere Arbeit bieten würde.
PHANTASTISCH! 14 enthält natürlich auch die üblichen Rubriken wie "Trash und Treasury" von Thomas Harbach und diesmal außerdem die Übersicht über die phantastischen Kinofilme des vergangenen Jahres, anhand derer der Leser feststellen kann, welche Streifen er zu sehen verpaßt hat – oder die nach Ansicht des Autoren einen Besuch nicht wert gewesen wären.
Es wäre übertrieben zu behaupten, daß sich in PHANTASTISCH! 14 ein Highlight an das nächste fügt – aber nicht nur eines, sondern eine ganze Reihe davon bietet die Ausgabe durchaus, und das ist bereits außergewöhnlich genug.

Armin Möhle, Wallenhorst


MARC O' POPEL CLASSIC STORIES 8: DER DAMENLOSE REITER (48)/TOTE, TERROR, TOTENHEBER (49)
36 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 1,60 €.
Bezug: Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.zeittramp.de.


"High Noon" in Völlan Town. Die Darltons kommen, unter der Führung ihres ältesten Bruders Clark... Sie treffen auf Wolfram Zackig, Ex- Oberst aus der Armee von Burkhard von Aschendorff und Ex-Kommandeur der 547. Volksgrenadierdivision von Morxarden. Das kann natürlich nicht gut gehen. Glück für Zackig, daß ihm zwei Satteltramps unter die Arme greifen und er die moralische Unterstützung von Pretty Kitty, der örtlichen Saloondame, erhält.
Und schon sind wir mitten drin, in der verrückten Welt des MARC O‘POPEL, die uns manchmal wie aus dem Leben gegriffen erscheint. Hier den weiteren Inhalt der beiden Bände zu referieren, würde allen Lesern den Spaß nehmen. Nur so viel sei gesagt, daß in Band 49 eine völlig unerwartete, aber letztlich völlig belanglose Wendung der Ereignisse, die Handlung auch nicht weiter voranbringt. Warum auch?
Theo Klein hat diesmal zwei ältere Bände der legendären Fantasy-Chaos-Serie des seligen SFC THUNDERBOLT ausgegraben. Beide Bände erschienen in erster Auflage bereits Anfang 1986. Kurz bevor die beiden Begründer der Serie Michael Hoegen und Thomas Leonhardt mit Band 50 (STONED AND CRUCIFIED) ihren Abschied gaben.
Theo versucht seitdem, die Fahne hochzuhalten… oder den Bierkrug… und bringt in loser Folge alte Ausgaben und ab und an meist selbstgeschriebene neue Folgen heraus. Entweder man mag diese Form des albernen Humors, der immer wieder bekannte oder weniger bekannte Personen einbe- und durch den Dreck zieht – oder man mag ihn nicht. Mehr kann man dazu nicht sagen. Jeder nicht ganz ernste Charakter sollte es jedoch mal versuchen.
Die medienhistorische Bedeutung dieser Projektes wurde bereits an anderer Stelle (FK 103 vom Oktober 2001) ausführlich erörtert und braucht hier nicht revidiert zu werden.
Gefällig ist auch die Aufmachung mit den atmosphärischen Zeichnungen von Hans-Martin Rall und Jörg Ritter, die den kleinen Band abrunden. Man kann nur hoffen, daß Theo nicht die Lust verliert und ab und an auch mal ein neuer Band dabei herausspringt.
Sagte ich schon, daß ich vorbelastet bin?

Holgar von Marksfelden, Marburg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Doriß Dressler, Thomas Harbach, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Richard Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 85 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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