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116

Febr.2004

Werte Leserinnen und Leser,
in dieser FANZINE-KURIER-Ausgabe erscheinen mehr Besprechungen als üblich, immerhin fünfzehn über sechzehn Fanzines, zum Teil allerdings über kleinere, d. h. weniger umfangreiche Publikationen. Ich denke, das kompensiert sich – immerhin können im FK nur Besprechungen über die Fanzines gedruckt werden, die erscheinen... (Und mich und/oder meine Mitarbeiter erreichen, natürlich.)
Für den FANZINE-KURIER 117 sind Rezensionen über FESTAK 30, DEUS EX MACHINA, WHISPERING TIMES 20 u. a. vorgesehen.
Viele Grüße
Armin Möhle



STAMMTISCH-BOTE 8
BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUEL 244
REGEN PRASSELT LEISE
INTERN 244
SUBKULTUR UND SUBVERSION
SOLAR-X 160
PHANTASTISCH! 13
DIE ATMOSFÄHRE 3
UND ICH NAHM RACHE
SCIENCE FICTION OKULAR 215, 216
RETTUNGSKREUZER IKARUS 17: DAS ANANDE-KOMPLOTT
WINDKÖNIG 2: DAS GEHEIMNIS DES WINDGÜRTELS
ENPUNKT 40
FUTURE MAGIC 42
SOLAR-X 161



STAMMTISCH-BOTE 8
50 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: Horst Schwagenscheidt, Heidestr. 16, 45476 Mülheim, E-Mail: Schwagi.MH@T-Online.de.


Der STAMMTISCH-BOTE ist das Nachrichtenblatt des SF-Stammtischs JIM PARKER heißt es im Impressum dieses Fanzines. Die meisten von uns werden dadurch nicht wesentlich klüger, da sie mit dem Namen dieses Helden nichts mehr anfangen können.
Die Erkenntnis bricht sich Bahn bei Lektüre des "kläglichen Versuchs, einen Conbericht zu schreiben": Dort wird nämlich ein "SF-Oldie-Con" vorgestellt, also ein Treffen, an dem nur gestandene SF-Fans teilnehmen dürfen, die älter als 50 Jahre sind.
Der SF-Stammtisch würdigt die Teilnahme seiner Mitglieder mit einer ganzen Reihe gut reproduzierter Bilder und führt die Personen überdies einzeln namentlich auf. Der Con war offenbar ein geselliges Beisammensein in einer ländlichen großen Pension, eine Plauderrunde mit Grill und allem, was das Restaurant zu bieten hatte. Manchen der Teilnehmer darf man getrost der hiesigen SF-Prominenz zurechnen.
Es ist wohl unvermeidlich, dass in solcher Runde neben der Zukunft auch die Vergangenheit breiten Raum einnimmt. So werden zwei – gelungene und sehr kurze – SF-Stories aus den Jahren 1957 und 1958 nachgedruckt, und das Fanzine widmet sich den Schlammschlachten, die im Zeitraum 1969 bis 1971 über den Actiongehalt und etwaige ideologische Implikationen der PERRY RHODAN-Serie geführt wurden. Der Produktionsleiter Willi Hauck des Arthur Moewig-Verlages gab anno 1969 ein wenig geschicktes, konfus anmutendes Interview zu den Faschismusvorwürfen gegenüber der Serie, und die Herren Berghaus, Schwagenscheidt und Alpers schlachteten dies in einer Kampfschrift gegen PR aus, die dem Leser schlicht den Atem raubt und in ihrer Machart – aufgehängt nicht an Zitaten aus der Serie, sondern an Auszügen aus Original-NS-Rassenhetze – selbst einen äußerst üblen Eindruck macht.
Nun, diese überzogene Auseinandersetzung liegt mittlerweile zum einen zeitlich weit hinter uns, zum anderen auch inhaltlich, da die Serie unter Willi Voltz einen recht drastischen Kurswechsel erlebte, und doch würde man noch heute, wenn man jene alten Zeilen liest, gern deren Urheber mit der Frage konfrontieren, welche ideologische Ausrichtung sie z. B. bei den JAMES BOND-Filmen ausmachen (Übermensch? Gestapo-Methoden? Imperialismus? Lebensverachtung? Militarismus?).
Auch die witzigen Beiträge des Fanzines – zu den Themen "Weihnachten" und "Feuerwerk" - schöpfen aus Vergangenem.
Das Fazit? Zunächst einmal zeigt die Existenz der "SF-Oldies", dass man als gewöhnlicher Fan mittleren Alters nicht der ersten Generation von Phantastik-Begeisterten angehört – und somit wohl auch nicht der letzten – sowie dass dieses Faible nicht erlöschen muss, sondern lebenslang mit Gleichgesinnten verbinden kann.
Der STAMMTISCH-BOTE offenbart allerdings auch, dass ältere SF-Fans ebenso dazu neigen, in der Vergangenheit zu schwelgen, wie andere gleichaltrige Zeitgenossen.
Und so bleibt der Wunsch, dass die "Oldies" einerseits ihre gewachsenen Kontakte zueinander genießen, sich andererseits aber auch ins Getümmel der jüngeren stürzen, denn es sollte unter SF-Fans keine altersspezifischen Unterschiede in dem gemeinsamen Bemühen geben, sich Gedanken über die Zukunft zu machen.

Clemens Nissen s. ps., Neuenburg


BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL 244
92 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 40 Exemplare, 2,60 €, 6er-Abonnement 16,00 €, 12er-Abonnement 30,00 €.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG, Martin Hahn, Ledergasse 59, 73525 Schwäbisch Gmünd.
Bankverbindung: Postbank Stuttgart (BLZ 600 100 70), Konto 3483 51-700.
Internet: www.sfcbw.de.


Es gibt Fanzines, die auch im Zeitalter von Computer, PAGEMAKER und PDF-Format immer noch auf die althergebrachte Weise durch Kopieren und Kleben erstellt werden. Das BWA ist unverkennbar durch seine unorthodoxe Aufmachung , in der sogar der Abdruck von handschriftlichen Texten möglich ist – etwas was für Layoutfetischisten ein Graus sein muß. Mir macht das nicht viel aus, denn ich finde genau das ist ein Ausdruck, daß es hier in erster Linie um die Inhalte geht – nicht um eine schöne Schale, die aber nichts weiter als Optik bietet. Die vielen Leserbriefe, in denen es hoch hergeht, zeugen von einem immer noch regen Clubleben und sehr aktiven Mitgliedern, die Spaß an ihrem Hobby und der Kommunikation mit anderen Fans haben. Da wird ebenso von den Erlebnissen auf einem Konzert berichtet, wie auch der Inhalt der letzten Hefte ausführlich und manchmal sehr kritisch auseinander genommen, wenn etwa unausgesprochene Tabus berührt werden, wie der Umgang mit Kindesmissbrauch.
Etwa die Hälfte des Heftes sind Leserbriefen und Clubinternem vorenthalten. Dazu gehört auch die Veröffentlichung von Rezensionen über das BWA selber, die hier den Clubmitgliedern zur Kenntnis gebracht werden – ein Trend, der sich jetzt in den einzelnen Clubs auszubreiten scheint. Der Rest dieser Ausgabel widmet sich Werkstattberichten über das Schreiben und die Gewinner des Kurzgeschichtenwettbewerbs, News aus dem Internet, die aber immer noch aktuell sind, sowie Buchrezensionen aus dem Bereich Fantasy, SF, Horror und Krimi. Fünf Kurzgeschichten runden das Heft ab, die alle ein wenig düster und sarkastisch sind. Während "Der Besucher" den Ich-Erzähler an etwas Wichtiges gemahnt, entführt Sabine Lang mit "Heldentod" in die Welt der nordischen Mythen und "Plus minus Eins..." in den fernen Weltenraum, der gar nicht so fremd zu sein scheint. Auch die restlichen Geschichten sind gut ausgewählt, da sie die Bandbreite der Genres und Themen ergänzen. So bietet gerade diese Ausgabe wieder einen guten Rundumschlag durch die Facetten des Clublebens im BWA, das teilweise auch für Aussenstehende sehr gut verständlich ist und vielfältige Unterhaltung, die ihresgleichen sucht.

Christel Scheja, Solingen


REGEN PRASSELT LEISE
20 Seiten DIN A 6, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 €.
Bezug: Crago-Verlag, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Durch die Herausgabe des vorliegenden Heftchens beweist der Autor erneut sein Können als Verfasser kleiner, tiefsinniger Gedichte. J. Heinrich Heikamp, der schon einige Publikationen aufzuweisen hat, wählte 15 Werke aus unterschiedlichsten Themenbereichen aus und stellte damit Band 1 der "Edition Heikamp" im Crago-Verlag zusammen.
Der Lyriker setzt sich sowohl mit ganz klassischen Bereichen wie Liebe und Romantik ("Immer wieder"), aber auch mit aktuellen Begebenheiten ("Am Neumarkt") auseinander. Seine kurzen Verse regen zum Nachdenken an oder warten mit einer Pointe auf ("Im Büro").
Diese Sammlung ist für jeden Fan zeitgenössischer Lyrik auf jeden Fall zu empfehlen!

Richard Salzmann, Kranzberg


INTERN 244
60 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 2,00 €.
Bezug: ÄON-TEAM E. V., Thorsten Grewe, Gruwellstr. 11, 44329 Dortmund.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ 440 100 46), Konto 106 878 461, lautend auf ÄON Team e. V.
Internet: www.projekt-nebelwelten.de.


Christel Scheja ist die fleißigste Mitarbeiterin dieser Ausgabe: Neben einem halben Dutzend Zeichnungen ist sie mit drei Artikeln vertreten, die durchaus interessant sind, von denen aber nicht jeder dem Charakter des INTERN, das sich genau wie der herausgebende Club mit dem Medium Film beschäftigt, entspricht.
In "Vom Aberglauben im Lebenskreis" arbeitet sie die Hintergründe diverser Rituale heraus, die zum Teil noch heute unser Leben prägen. (Und sich womöglich in Fantasy-Stories zur Detaillierung verwenden lassen.) "Von Metallbikini, Seidenrobe und Lendenschurz" ist eine Übersicht über die Moden, in die in Mythen- und Fantasyfilme die Helden und ihre Gespielinnen gekleidet werden und die natürlich nur den Zweck verfolgen, die optischen Reize der Schauspieler und Schauspielerinnen optimal zur Geltung zu bringen. "Was ist eigentlich FILK?" ist die umfassende Darstellung der Entwicklung und der Ausdrucksformen einer zumindest in Deutschland selten fannischen Aktivität, dem Singen selbst komponierter oder mit eigenen Texten versehener Musikstücke, natürlich phantastischen Inhalts.
Coverabbildung INTERN 244Filmfreunde werden dagegen in der Vorstellung der HIGHLANDER-Serie von Alain Meesschaert und des STARGATE-Specials LOWDOWN auf ihre Kosten kommen. Ute Kloß berichtet außerdem vom letztjährigen GALILEO 7-Con, auf dem diverse Schauspieler aus den STAR TREK-Serien und etwa 1.000 Besucher zusammentrafen. Daß DER EINSAME DER ZEIT nicht das einzige (endlose) fannische Filmprojekt ist, zeigt das Interview mit den Machern des Streifens NYDENION. Ob es inhaltlich interessanter ist, sei dahingestellt; der Hintergrund von NYDENION ist wieder einmal ein Weltraumkrieg...
Konfus mutet der Comic aus Text und Computergrafiken an, den Bernhard Kletzenbauer, Michael Lontke und Martin Brendel unter dem Titel "Feindkontakt" zusammengestellt haben. Der Titel ist Programm, außerdem werden auf den drei Seiten des Beitrages locker über 17.000 Jahre übersprungen...
Den Druck des INTERN besorgt ab dieser Ausgabe übrigens die Hary-Production. Wen wundert es deshalb, daß in dem Artikel von Thorsten Grewe über die Renaissance der Heftserien (nicht in der SF und verwandten Genres) zwei Coverabbildungen von Hary-Produkten auftauchen, die in dem Artikel überhaupt nicht erwähnt werden... Product Placement nennt man das wohl.
Das ÄON-TEAM hat mit INTERN 244 erneut eine abwechslungsreiche Ausgabe vorgelegt, in denen die Beiträge, die sich mit den bewegten Bildern auf den Kinoleinwänden und den heimischen Mattscheiben beschäftigen, etwas unterrepräsentiert sind, was aber nicht für jeden Leser einen Nachteil darstellen muß.

Armin Möhle, Wallenhorst


SUBKULTUR UND SUBVERSION
32 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 €.
Bezug: Crago-Verlag, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


In seinem autobiographischen Essay "Subkultur und Subversion – Wanderer zwischen Zeichen, Zeiten und Zeilen" legt der Verfasser Dominik Irtenkauf seine eigene, ganz spezielle Theorie über das Vorhandensein bestimmter Subkulturen dar. Seiner Ansicht nach können diese Alternativszenen nicht ohne einen Overground existieren und werden durch ihr subversives Potential (daher auch der Name "Subkultur", so Dominik Irtenkauf) geprägt. Beide Ebenen sind in einem Zustand des Dualismus gleichberechtigt. Die Themenfrage des Essays ist die Theorie, was passieren könnte, wenn der Untergrund, die Subkultur, der höheren Ebene entgegenstrebt und sich dadurch verbreitert.
In seinem Aufsatz bietet der Autor interessante Einblicke in seine Gedankenwelt. Seine eigene Person ist dabei der Leitfaden, der den geneigten Leser durch seine Ausführungen leiten soll. Allerdings bleiben diese manchmal für den Laien recht unverständlich und unzusammenhängend. Das Debütwerk des Germanistikstudenten und Geisterjägers ist für die Leser geeignet, die sehr tief hinter die Kulissen ihrer eigenen Subkultur, in der sie sich bewegen, blicken wollen.

Richard Salzmann, Kranzberg


SOLAR-X 160
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 2,50 €, 10er-Abonnement 25,00 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: people.freenet.de/dircaea/.


Es fällt schwer. Es fällt mir schwer zu ignorieren, daß bereits 160 Ausgaben des Halleschen Rezensionsmagazins erschienen sind – und wahrscheinlich Zweidrittel der Ausgaben im FK besprochen wurden.
Vielleicht ist es daher angebracht, ein wenig in Fandomhistorie zu schwelgen. SOLAR-X tauchte im FK 43 das erste Mal auf. Das war im Dezember 1990, kurz nach der Wende. Besprochen wurde die Ausgabe 9 von niemandem anderen als me myself, zusammen mit einem anderen Fanzine aus den FNL. Während der TERMINATOR von Hans-Peter Neumann dann irgendwann eingestellt wurde, gibt es SOLAR-X immer noch.
Kurze Zeit später führte Armin dann ein Inhaltsverzeichnis ein und erleichterte damit die Arbeit des Chronisten. Die Ausgaben 10 und 11 wurden von Dirk van den Boom im FK 43 besprochen. Dirk schreibt noch von Berühungsängsten zwischen "Ossi- und Wessi-Fandom" angesichts der unterschiedlichen Entwicklungen und Traditionen und vermutet, daß es noch eine Weile dauern wird, bis sich die "Beziehungen" normalisiert haben.
Coverabbildung SOLAR-X 160Dann gab es eine Pause und SOLAR-X taucht erst wieder mit der Ausgabe 27 im FK-Jubiläumsband 50 auf. Mittlerweile ist es Juni 92 geworden. Erneut von Dirk van den Boom geschrieben, stellt die Rezension stark auf den Charakter des Clubzines ab, das auch mal schwächere Beiträge der Mitglieder abdrucken muß.
Danach häuft es sich. SOLAR-X Besprechungen fehlen in kaum einer FK-Ausgabe. Oft werden gleich mehrere Ausgaben besprochen. Und relativ schnell bildete sich eine Durchschnittsmeinung heraus. "Eine gelungene Synthese aus Sachverstand, kritischer Meinung und Spaß an der Sache" schrieb der Rezensent über Band 36 im April 93. Neben dem immer wieder attestierten hohen Sachverstand und der breiten Kenntnis des Genres wurden aber auch die Schwächen bloßgelegt. Wenig Grafiken und oft ein zu vernachlässigender Storyteil, dem gleichwohl in den Rezensionen ein sehr viel stärkeres Gewicht beigemessen wurde, weil sich darüber nun leichter etwas schreiben läßt.
In letzter Zeit tauchte SOLAR-X immer seltener im FK auf. Die letzte Besprechung (SOLAR-X 154) wurde im April 2003 (FK 111) abgedruckt. Und vielleicht ist das auch eine gesunde und normale Entwicklung, die es Herausgebern und Rezensenten erspart, lustlos abgespulte Rezensionen lesen bzw. schreiben zu müssen, in denen ohnehin nicht viel Neues stehen kann. Ein paar kurze Anmerkungen zur vorliegenden Ausgabe müssen natürlich trotzdem sein.
Auch Band 160 bietet einen großen Block an Rezensionen, aufgeteilt in Science Fiction, Fantasy und Phantastik. Aufgelockert wird dieser Block durch einen offenen Briefwechsel zwischen Thomas Hofmann und Michael Drewniok der beispielhaft verdeutlicht, daß ein Rezensent immer mit den selbstgesetzten Maßstäben zu kämpfen hat. Und natürlich ist die Meßlatte individuell verschieden hoch gesetzt. Wenn Michael Drewniok sie höher setzt als Thomas Hofmann, so ist das sein gutes Recht. Da wird, denke ich, jeder Herausgeber mit leben können, solange die Kritik bei aller Subjektivität sachlich und fair bleibt.
Auch diese Ausgabe von SOLAR-X schließt mit einem Block von vier Stories. Zwei davon haben mir gut gefallen, nämlich Frank Rogers "Primäre Ziele", eine Übersetzung von Wilko Müller. Leider ist nicht angegeben, woher sie stammt. Und natürlich Peter Schünemanns "Ein kleiner Spaziergang an Halloween", der stilistisch und erzählerisch zu überzeugen weiß. Frank Neugebauers "Kutschermäntel" läßt mich – wie so oft bei diesem Autor – etwas ratlos zurück und bei Frank Müllers "Freie Räume" habe ich wenig den Pfiff an der ganzen Sache vermißt obwohl sie sonst sehr solide und gut geschrieben ist.
Also: alles wie gehabt! Nichts Neues. Auch im Osten nicht. SOLAR-X ist eine Institution geworden. Das ist gut so und sollte auch so bleiben.

Holger Marks, Marburg


PHANTASTISCH! 13
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.500 Exemplare, 4,90 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.


Mit PHANTASTISCH! hat sich im deutschsprachigen Raum ein Magazin etabliert, das über den Tellerrand des Fandoms hinweg seriös, aber nicht akademisch alle Subgenres der titelgebenden Phantastik aktuell beleuchtet. Dies schlägt sich sowohl in der Storyauswahl, als auch in den sekundärliterarischen Texten nieder. Internationale und heimische Autoren kommen dabei gleichermaßen zu Wort. Man hat zur Abwechslung mal nicht den Eindruck, das die angloamerikanische Science Fiction und Fantasy alles unter sich erstickt und der abgerissene, versprengte Haufen der deutschen Autoren trotzig seine Fahne in den trüben Himmel reckt. Stattdessen wird der österreichische Autor Andreas Gruber gleichberechtigt neben dem US-Amerikaner Dean Koontz interviewt, beide Gespräche sind ausführlich, informativ und haben eine Substanz, die eine nochmalige Lektüre lohnend macht. Lesern und Sammlern wird jener breite Raum gewährt, der dem festen Platz der Science Fiction im Gutenberg-Universum gerecht wird.
Coverabbildung PHANTASTISCH! 13Da ist zum Beispiel ein langer, eines Autorenlexikons würdiger Artikel über den irischen Schriftsteller Joseph Thomas Sheridan Le Fanu (1814 – 1873). Sheridan Le Fanu galt lange Zeit und vielleicht zu Unrecht als ein fast vergessener Klassiker der unheimlichen Phantastik. Heute mögen seine Spuk- und Schauergeschichten etwas verstaubt wirken, aber Literatur ist ja immer ein Spiegel ihrer Zeit und nur in dieser Sichtweise wird man ihr letztlich gerecht. Die gleiche Motivation, die einen Sammler viktorianischer Gruselschmöker dazu bewegt, jede noch so unbedeutende Kurzgeschichte mit Sorgfalt bibliographisch zu erfassen und zu rezensieren, treibt auch Sammler von deutscher Vorkriegs-, Alt-BRD- oder DDR-SF an. Sie alle bilden das Fundament, auf dem ein ganzes Literaturgenre wachsen, gedeihen und tiefe Wurzeln treiben kann. Wie Schönheit ist auch Trivialität etwas, das nur im Auge des Betrachters entsteht. Und was dem einen sin Uhl, ist dem anderen schon lange sin Nachtigall.
Das darf in besonderer Weise wohl auch für das US-amerikanische Magazin AMAZING gelten, in dem in den 1940er Jahren der Herausgeber und Vielschreiber Raymond Palmer die kruden Phantasien des geistig verwirrten Sonderlings Richard S. Shaver zu einer abstrusen Plan-B-Hysterie aufbauschte. Inwiefern das alles mit den UFOs und dem Roswell-Alien zusammenhängt, beschreibt Ulrich Magin in einem unterhaltsamen Artikel.
Die, gegenüber den bisweilen ausufernden Rezensionen, angenehm kurzen Nachrufe beschäftigen sich mit dem russischen Schriftsteller Kir Bulytschow (1934 – 2003) und dem US-amerikanischen Altmeister Hal Clement (1922 – 2003). Kir (nicht Kirill!) Bulytschow starb am 18. Oktober vorigen Jahres, kurz bevor er zu einer Lesung nach Leipzig fahren konnte. Es wurde dann aus traurigem Anlass ein Abschiedsabend, bei dem seine deutschen Übersetzer Erik Simon und Aljonna Möckel zugegen waren.
Die Rezensionen in PHANTASTISCH! 13 widmen sich wieder ausgewählten Neuerscheinungen nicht nur der Klein- und Taschenbuchverlage. Gleichermaßen berichtet Götz Roderer über wissenschaftlich-technische Historie und Entdeckungen.
Ein Magazin lebt natürlich auch von seinen Stories. Neben der klassischen Gespenstergeschichte "The Sexton’s Adventure" von Sharidan Le Fanu – es geht um schauerliche Begegnung eines Totengräbers mit dem Geist eines Selbstmörders – sind Uwe Hermann und Andreas Gruber die Autoren in PHANTASTISCH! 13. Beide liefern kurze Pointenstories ohne großen Tiefgang. Hermann schildert in "Die Gebrüder Wayne" eine groteske Begebenheit, bei der Wissenschaftler von drei nahezu magisch befähigten Brüdern gefoppt werden. Der eine baut aus Schrott merkwürdige Aggregate (die man, aus dem Sand gebuddelt, schon mal für außerirdische Artefakte halten kann), die beiden anderen haben das Talent, Technik zu "heilen" bzw. zum Absturz zu bringen. Insgesamt ergänzen sie sich in idealer Weise.
Auch bei Andreas Gruber geht es in "Ramada Inn" außerirdisch zu. Nicht übermäßig motivierte Geheimagenten karren in Leihwagen Aliens mehr oder weniger unauffällig zum NASA-Kontrollzentrum nach Roswell. Dabei kann durchaus mal eines der Wesen kaputtgehen und das gibt dann eine ziemliche Sauerei. Aber Schwund ist schließlich überall. Auf PHANTASTISCH! 13 bezogen heißt das, dass von allen Beiträgen darin die Storys am verzichtbarsten sind.

Siegfried Breuer, Berlin


DIE ATMOSFÄHRE 3
20 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 40 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: Frank Neugebauer, Am Bloher Forst 5, 26160 Ofen.


Üblicherweise erscheint DIE ATMOSFÄHRE als Anthologie mit den Kurzgeschichten verschiedener Autoren. Diesmal ist ein Egozine daraus geworden, das lediglich eine längere und eine kurze Erzählung vom Herausgeber beinhaltet, eine Selbstvorstellung nebst Foto, sowie den Hinweis auf einen Druckkostenzuschussverlag.
"Kutschermäntel": Eine Gruppe Wissenschaftler erforscht den Planeten Detrius. Als sich der Winter nähert, wird versucht, eine der einheimischen Lebensformen, die Kutschermäntel, zu retten. Einige der Leute sind skeptisch, denn es könnte ihre eigenen Überlebenschancen schmälern, aber letztlich wird alles unternommen, um diese Wesen vor dem Erfrieren zu bewahren. Dass sie alle offenbar von den Kutschermänteln manipuliert wurden, begreift nur einer – und das zu spät.
"Im mechanischen Garten" erinnert ein wenig an die Geschichte vom geizigen Riesen. Auch hier wird schließlich ein Kind hineingelassen, nur findet das Mädchen keine wunderschöne Anlage vor, in der sich alle glücklich fühlen, und es gibt kein Happy-End.
Wie in vielen SF-Geschichten von Frank Neugebauer ist nichts so, wie es auf den ersten Blick hin scheint. Die Protagonisten werden von anderen Lebensformen getäuscht, manipuliert und dazu gebracht, den Aliens einen Vorteil einzuräumen. Durchschauen die Menschen das perfide Spiel, haben sie längst keine Chance mehr, an der Situation etwas zu verändern. Die Erzählungen verstehen sich als eine Allegorie auf bestehende Missstände. Unsere Kutschermäntel sitzen in Berlin...
Es gibt nicht mehr viele Fanzines, und wer kritische SF schätzt, sollte einen Blick in DIE ATMOSFÄHRE werfen. Wer mag, darf dem Autor auch eigene Manuskripte senden…

Irene Salzman
n, Kranzberg


UND ICH NAHM RACHE
8 Seiten DIN A 6, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,00 €.
Bezug: Crago-Verlag, Postfach 1248, 97990 Weikersheim.


Drei kleine, aber feine Horrorkurzgeschichten von Erwin Beitelmann findet man in diesem Mini-Fanzine des Crago-Verlags. In "Aufmerksamkeit" eröffnet sich dem Leser erst im letzten Absatz die Pointe bzw. das, was eine Horrorstory ausmacht; in dem Fall wird hier ein Familienvater zum Mörder.
"Trauer" greift ein beliebtes Thema des Horror-Genres auf. Eine Frau, die vor einiger Zeit von einem Vampir gebissen wurde, wünscht sich, wieder einmal die Sonne zu sehen. Dafür nimmt sie auch ihr eigenes Ende in Kauf...
In "Und ich nahm Rache" revanchiert sich ein unschuldig gehängter, inzwischen toter Mann zunächst blutig an seinen Richtern und schließlich an der ganzen Bevölkerung seines Heimatdorfes. Er ist nur von Rache und Hass gegen alle Menschen beseelt, die an seinem Tode schuldig sind.
Eigentlich sind fünf effektive DIN A 6-Seiten Text zu wenig, um Genrefans zum Kauf zu verleiten. Wer sich dennoch verlocken lässt, den erwarten kleine, aber richtig gruselige Horror-Erlebnisse, so dass er den Erwerb gewiss nicht bereut.

Richard Salzmann, Kranzberg


SCIENCE FICTION OKULAR 215, 216
12, 16 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN E. V., Horst Schwagenscheidt, Heidestr. 16, 45476 Mülheim, E-Mail: Schwagi.MH@T-Online.de.


Es ist nicht einfach, ein Clubzine zu rezensieren, das in erster Linie die Aufgaben eines Newsletters für die Mitglieder, in dem diese über Termine und Themen des kommenden monatlichen Stammtisches und anderer Treffen oder auch Clubinternem informiert werden. Viel Platz für andere Dinge bleibt auf den 12 bzw. 16 Seiten nichts, aber die kurzen Beiträge sind passend gewählt. So beinhaltet die Weihnachtsausgabe 215 die Kurzgeschichte "Der Stern" von Arthur C. Clarke, im nachfolgenden Heft findet sich ein kurzes aber sehr informatives Essay über James Ballard bei dem mir aber Hinweise auf in Deutschland erschienene Romane und Kurzgeschichten fehlen, und ausführliche Rezensionen und Meinungsäußerungen zu aktuellen Filmen wie MATRIX REVOLUTIONS und HERR DER RINGE III.
Alles in allem zeigen die sauber und übersichtlich gelayouteten Hefte, daß man sich sachlich und ernsthaft aber nicht zu verkrampft und fanatisch mit der Science Fiction beschäftigen will und bieten auch möglichen Neugierigen einen kurzen Einblick in das Vereinsleben und die Einstellung der Mitglieder zu ihrem Hobby.
Allerdings ist mir nicht bekannt, ob auch an Interessenten Hefte vergeben werden, dafür müßte man sicherlich obige Adresse kontakten.

Christel Scheja, Solingen


RETTUNGSKREUZER IKARUS 17: DAS ANANDE-KOMPLOTT
128 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 €.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.


Fast jedes Mitglied des RETTUNGSKREUZER IKARUS-Besatzung ist eine gescheiterte Existenz, die im Raumcorps eine zweite Chance erhielt: der Captain der IKARUS, Roderick Sentenza, ein unehrenhaft entlassener Schlachtschiffkommandant des Galaktischen Multimperiums, die Technikerin Sonja DiMersi, die durch einen Fahrlässigkeit den Tod der Crew ihres früheren Raumschiffs verursachte, der Robotiker Darius Weenderveen, der – vergleichsweise harmlos – in den Konkurs ging, und der Schiffsarzt Jovian Anande, dem ein Großteil seiner Erinnerungen genommen wurde.
Es bot sich natürlich an, das Schicksal Anandes irgendwann zum Thema eines Romans zu machen. Im 17. Band ist es soweit: DAS ANANDE-KOMPLOTT, verfaßt von Sylke Brandt, die neben den Innenillustrationen auch das Titelbild schuf, das sich stilistisch deutlich von den Arbeiten der bisherigen Coverzeichner abhebt und deshalb eine interessante Abwechslung und Variation in den Titelbildern der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie darstellt.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 17Der Kronprinz des Multimperiums Joran, Erzfeind des Raumcorps im allgemeinen und Captain Sentenzas im speziellen, deckt die Vergangenheit Anandes auf, die bislang nur die Leser aus dem ersten Band der Serie kannten: Anande nahm illegale gentechnische Experimente an Embryonen der Kant’Takki vor, um einen seltenen Impfstoff zu gewinnen. Sein damaliger Arbeitgeber, die HOLY SPIRIT MEDICS, vertuschte die Angelegenheit, tilgte Anandes Spuren in einer Reihe von Datenbanken und durch einen chirurgischen Eingriff auch einen Teil seines Gedächtnisses.
Das Gerichtsverfahren gegen Anande mutet zunächst seltsam an und ähnelt weniger einem Strafverfahren als US-amerikanischen Zivilprozessen: Im Raumcorps existiert offenbar keine Staatsanwaltschaft, der Kläger ist vielmehr ein Privatmann, natürlich vertreten durch einen Anwalt, eine Verurteilung zu Schadenersatz ist zwar möglich, wenn auch nicht unbedingt an die Geschädigten... Ein Gerichtsverfahren hat natürlich seine Vorbilder in Literatur und Film (auch in der SF), der Autorin gelingt es aber gut, den Reiz dieser Situation einzufangen, von den rhetorischen Duellen der Anwälte über die Kreuzverhöre der Zeugen bis hin zu den Ermittlungen jenseits des Verfahrens.
Sylke Brandt und, natürlich, der Exposé-Autor, übertreiben allerdings, als sie einem Giftanschlag auf die Richterin ein Attentat mit einer Handgranate folgen lassen. Das ist der Glaubwürdigkeit willen nicht nötig, und der Verzicht darauf hätte DAS ANANDE-KOMPLOTT zu dem ersten Roman in der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Reihe gemacht, in dem kein Schuß fällt und/oder eine Bombe, ein Raumschiff o. a. detoniert...
DAS ANANDE-KOMPLOTT erweitert das inhaltliche Spektrum der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie, bleibt ihr aber auch (zu) treu. Kronprinz Joran scheitert mal wieder (wie der Mann sich angesichts seiner Inkompetenz in seiner Position halten kann, ist mir ein Rätsel – im Gegensatz zum Exposé-Autor), und die Serie klammert sich an ihren Protagonisten fest. Die Handlung hätte auch eine andere Wendung nehmen können: Anande und/oder seine Vorgesetzten folgen nach der Aufdeckung seiner Verbrechen ihrem Gewissen – und der Arzt verschwindet in der Versenkung...

Armin Möhle, Wallenhorst


WINDKÖNIG 2: DAS GEHEIMNIS DES GÜRTELS
36 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 €.
Bezug: Crago-Verlag, Postfach 1248, 97990 Weikersheim, E-Mail: www.germania-comic-team.de.


Es ist schon mehrere Jahre her, dass der deutsche Superheld Windkönig von den kreativen Mitgliedern des Germania-Comic-Teams, darunter H. J. Heikamp und M. T. Schönrock, geschaffen wurde. Nach seinem ersten Auftauchen in einem dünnen Fanzine mussten die Leser lange auf Band 1 warten, und nun liegt endlich die zweite Folge vor, wieder mit farbigem Cover.
Auf Grund der langen Wartezeit ist WINDKÖNIG wohl bei vielen als Eintagsfliege in Vergessenheit geraten, aber ein Comic bedeutet sehr viel Arbeit und Zeit – wer ein Insider ist, weiß das und hat Geduld.
In "Das Geheimnis des Gürtels, Teil 2" muss Windkönig zwei entführte Kinder befreien und gegen fiese Superverbrecher kämpfen. In "Allerlei Zirkus" greift er ein, als sich ein gefeuerter Artist auf drastische Weise rächen will. Die Zeichner sind um einen realistischen Stil bemüht, der von den gängigen amerikanischen Superhelden-Comics beeinflusst wurde. Die Geschichten spielen vor tatsächlich existierenden Kulissen, in Bochum, und wer die Stadt kennt, hat sicher seinen Spaß daran, die Gebäude und Plätze zu identifizieren.
Ergänzt wird mit dem Steckbrief des Titelhelden, einer Leserbriefecke und Hinweisen auf weitere Publikationen des Crago-Verlags.
Natürlich darf man das Heft nicht mit einem kommerziellen Comic vergleichen und dieselben Maßstäbe anlegen. Die Künstler arbeiten in ihrer Freizeit an der Serie, die Zeichnungen wirken noch experimentell, doch sind sie entwicklungsfähig.
Es wird oft bedauert, dass es in Deutschland keine Comic-Szene gibt wie in anderen Ländern (Japan, Frankreich, Italien, USA…). Nur wenige ambitionierte Künstler finden sich zusammen und werden tätig, halten über einen längeren Zeitraum durch, bringen ein Projekt zum Abschluss – das alles trifft hier zu, was man durchaus würdigen sollte.

Irene Salzmann, Kranzberg


ENPUNKT 40
52 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 2,00 €, 4er-Abonnement 6,00 €.
Bezug: Klaus N. Frick, Postfach 2468, 76012 Karlsruhe, E-Mail: klaus@enpunkt.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ 642 510 60), Konto 187 954.


Enpunkt wird 40. Nein, ich meine nicht das vorliegende Fanzine, ich meine seinen Urheber, Klaus Enpunkt Frick. Im Vorwort des Fanzines reflektiert der gute Klaus, was das für ihn bedeutet und was ihm heute nicht mehr ganz so leicht fällt wie damals. Das ist nachvollziehbar, ist doch die Zeit auch an Klaus nicht spurlos vorüber gegangen. Sein jugendliches Grinsen hat er sich bewahrt, doch die schloddrigen Klamotten, in denen er einst durch Freudenstädter Jugendzentren eilte, um Fan-Ansammlungen zu steuern, hat er unlängst gegen feine Jacketts und gut gebügelte Hemden ausgetauscht, auch der Punk-Rebell ist dann doch letztendlich dem geschäftsmäßigen Verlagsvertreter gewichen. Doch wer will es ihm vorwerfen? Klaus Norbert ist nicht zuletzt deswegen eine Symbolfigur der deutschen SF-Szene, weil er mit ihr alt geworden ist. Der Blick in die Vergangenheit verklärt so einiges, das gilt für alle; selbst der gewagte Afro-Look, mit dem FK-Redakteur Armin Möhle (als er noch genügend Haare hatte) damals auf Cons auftauchte, wirkt im Rückblick ausgesprochen attraktiv. Das Interessante ist, dass Klaus trotz aller politischen Platitüden, derer er sich regelmäßig in seinem Egozine nicht enthalten kann, noch fähig zur Selbstkritik ist. Es gibt ziemlich wenige Menschen, die in der Lage und willens sind, über sich selbst nachzudenken. Es ist schön, dass Fanzines wie ENPUNKT diese Selbstreflektion offen machen können.
Coverabbildung ENPUNKT 40ENPUNKT 40 ist die übliche Mischung aus Plattenbesprechungen, kleinen Erlebnissen und ihrer Einschätzung, Hinweisen auf andere, für die von Klaus abgearbeitete Musikszene relevante Personen und natürlich die mittlerweile zur Institution gewordenen Reiseberichte, meistens aus Subsahara-Afrika. Interessant ist natürlich die Leserseite: Offenbar erhält Klaus nur Zuspruch zu seinem Produkt. Ein weiterer Punkt, in dem sich das Doppelleben des ENPUNKT aneinander angleicht: Auch auf der LKS von PERRY RHODAN sucht man die Kritik vergeblich.
Der beste Beitrag der Nr. 40 drehte sich jedoch weder um Afrika noch um ohrenbetäubende Musik: Es ist eine höchst feinsinnige Betrachtung über das Verhalten von Männern auf öffentlich zugänglichen Toiletten. Ein Beitrag, der ewige Weisheit enthält, und die wiederum kann nur auf Klausens Lebenserfahrung zurückzuführen sein.
ENPUNKT 40 sollte man nicht lesen, man sollte es durchblättern und hängen bleiben. Genauso wie Klaus: Der hat in seinen 40 Jahren auch so einiges durchgeblättert und ist schließlich hängen geblieben, irgendwo zwischen Armani-Jackett und nur schwer als bequem einzustufenden Stiefeln. Wir müssen uns erst dann Sorgen um ihn machen, wenn er in einer ENPUNKT-Ausgabe anfängt, über seine Prostata-Probleme zu philosophieren. Aber bis dahin hat er ja noch ein wenig Zeit...

Dirk van den Boom, Saarbrücken


FUTURE MAGIC 42
72 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Kundratsstr. 20/8/25, A-1100 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, lautend auf Andreas Leder.


Auf gut 70 Seiten findet der Leser des Clubzines des SFC STARDRAGON Artikel, Geschichten und SF-News allgemeiner Art.
Hauptbestandteil der Nummer 42 sind populärwissenschaftliche Texte, die sich mit dem Schwerpunktthema "Roboter" befassen. So beschäftigt sich ein Artikel mit Robotern allgemein, ein anderer stellt die berühmten Asimovschen Robotergesetze vor, ein weiterer listet Kuriositäten im Zusammenhang mit dem Thema auf. Alles in allem sind es kurze, lesenswerte Aufsätze, die sich näher mit spezifischen
Coverabbildung FUTURE MAGIC 42Eigenschaften des Überthemas auseinandersetzen.
Die Stories sind kurz bzw. mittellang und behandeln ebenfalls das Schwerpunktthema.
"Was größer ist als eine Laus..." von Susanne Stahr ist eine Kurzgeschichte, in der eine junge Frau aus zusammengesuchten, wertlosen Schrottteilen ein Kunstwerk namens "Gott der Müllhalde" zusammenschraubt. Eine im Straßengraben liegende Scheibe hat auf den "Gott" eine außergewöhnliche Wirkung: Er wird lebendig, sehr zum Nachteil der Erschafferin...
Diese stilsicher formulierte Geschichte ist mit einigen Horrorelementen versehen (v. a. am Schluss). Das Lebendigwerden eines seelenlosen Müllhaufens schafft die Verbindung zum Topos "Roboter".
Überdies vorhanden sind Rezensionen über andere Fanzines wie PHANTASTISCH!, von Kinofilmen (X-MEN II, FLUCH DER KARIBIK) und wissenschaftliche Aufsätze zu allgemeinen Stichworten wie "5 Jahre ISS" oder "Wurmlöcher".
Illustrationen und Fotos lockern den lesbar dargestellten Text auf und runden das Erscheinungsbild ab.
Das Cover wird von einer interessanten Grafik namens "Jachten in der Werft" von Franz H. Milkis geziert.
Zusammenfassend lässt sich FUTURE MAGIC als ein bemerkenswertes, gut gemachtes Clubzine mit interessanten Texten bezeichnen, das nicht nur auf SF-interessierte Leser zugeschnitten ist. Auch den Fantasy-Fans sei das Magazin empfohlen, denn die Schwerpunktthemen wechseln von Heft zu Heft.

Richard Salzmann, Kranzberg


SOLAR-X 161
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 2,50 €, 10er-Abonnement 25,00 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: people.freenet.de/dircaea/.


SOLAR-X hält an der strengen, wenig abwechslungsreichen Aufteilung zwischen sekundär- und primärliterarischen Beiträgen fest. In dieser Ausgabe folgen auf fünfzig Seiten Rezensionen und Artikeln nur noch etwa zehn Seiten, die mit Kurzgeschichten gefüllt sind.
Immerhin ist der sekundärliterarische Part sehr vielfältig: Zum inhaltlichen Spektrum der Rezensionen gehören PR-Romane, Comics, Hörbücher und Fanzines ebenso wie SF- und Fantasy-Romane aus den bekannten Taschenbuchverlagen und Bücher aus Klein- und US-amerikanischen Verlagen. Thomas Höding verfaßte mit "Der Nachweis der Nichteinmaligkeit" eine vierseitige Replik auf den SOLAR-X-Sonderband LEBEN IM ALL, den der SX-Herausgeber Wilko Müller jr. im vergangenen Jahr publizierte, und Hans-Peter Neumann den Nachruf auf den SF-Sammler Heinz-Jürgen Ehrig. Einige dieser Beiträge sind zwar bereits in anderen Publikationen veröffentlicht worden, aber das ist inzwischen nichts Ungewöhnliches (und beschränkt sich auch nicht auf SOLAR-X).
Die Kurzgeschichten stehen größtenteils im Zeichen der letzten Frei-Tage des letzten Jahres. Barbara Schinko läßt in "Kollision" den Weihnachtsmann dem Christkind in die Quere kommen. Nach einem kurzen Wortwechsel brechen beide desillusioniert zu einer Kneipentour auf. Die Intention der Story ist nicht neu. Jürgen Müller spielt in "Jule, Pampe, der Auto-Kocher und Hase und Wolf als Tagelöhner" geschickt mit diversen Sujets der SF und vermag damit das Weihnachtsfest stärker zu karikieren als seine Vorautorin. In "Das Ende" von Kurt Scharf muß sich ein alternder Zauberer um die Verlängerung seiner Lizenz bemühen, womit sich der Autor auch, zumindest teilweise, außerhalb gängiger Plots bewegt.
Es ist bedauerlich, daß den zahlreichen Zeichnungen von Klaus G. Schimanski und von Thomas Abrahamsson kein Raum für eine großformatigere Wiedergabe eingeräumt wurde, sondern ihre Arbeiten zum Teil stark verkleinert erschienen sind.
Vermutlich wird der Einfluß den Redakteurs auf den Inhalt von SOLAR-X 161 begrenzt gewesen sein, dennoch ist der sekundärliterarische Part zu übergewichtig. Der Verzicht auf den Abdruck einiger Rezensionen oder die Verschiebung ihres Abdruckes auf die nächste Ausgabe oder eine Umfangerweiterung hätten den unverkleinerten Abdruck diverser Grafiken ermöglicht, was zu der Auflockerung von SX 161 beigetragen hätte.

Armin Möhle, Wallenhorst


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Richard Salzmann, Christel Scheja.

Auflage der Printausgabe: 80 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!