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Sept. 2013


Werte Leserinnen und Leser,

diese Ausgabe enthält die Rezensionen, die in den FANDOM OBSERVER-Ausgaben 283 bis 287 erschienen sind. In diesen Ausgaben erschienen dreizehn Besprechungen zu Fanzines und Magazinen. Das sind mehr als im ersten Halbjahr 2012, als der FANZINE-KURIER noch eigenständig erschien! Die Integration des FANZINE-KURIER in den FO ist also schon eine (kleine) Erfolgsgeschichte. Der Wermutstropfen bleibt natürlich die (angekündigte) Einstellung des FANDOM OBSERVER mit der Nr. 300 ...
Viele Grüße
Armin Möhle



PALADIN 177/GOLEM 96
XUN TASCHENBUCH DER FANTASTIK 8
PHANTAST 7: KLASSISCHE PHANTASTIK
EXTRAVENÖS 28: ACD-/SFN-KALENDER 2013/INTRAVENÖS 215/SF-NOTIZEN 724
PHANTAST 8: ROMANTIK
INTERPLANETAR 27
CTHULHU LIBRIA 52/
CTHULHU LIBRIA 53
SF-NOTIZEN 726, 727/SF-KATZENNOTIZEN 738, 739
GOLEM 97
ARCANA 17
PARADISE 89
PHASE X 9 – DAS MAGAZIN FÜR PHANTASTIK
DER FLAMMIFER VON WESTERNIS 47


 
PALADIN 177

36 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 96
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Die neue Sendung des SFC THUNDERBOLT umfasst wie üblich eine PALADIN- und eine GOLEM-Ausgabe, die Nr. 177 und 96 diesmal.
Der PALADIN 177 enthält die zweite Kurzgeschichte von Tanja Rust, die auf dem schleswig-holsteinischen Land spielte: „Winterglut“ (die erste, „Sommerwut“, erschien im PALADIN 176). Nur wenige Tage vor der Wintersonnenwende erreichen die Protagonistin und ihr Kater das verschneite Klaxdonnersbüll (sic!). Die Frau hat sich von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt und abgesetzt und richtet sich in einem kleinen Kotten am Dorfrand ein. Auf dem Nachbargrundstück befindet sich ein abgebrannter Hof, und in der örtlichen Kirche das Denkmal eines Ritters, der seinerzeit eifrig Hexen verbrannte. Die Protagonistin sieht ein Feuer auf dem abgebrannten Hof, das tatsächlich nicht existiert, und andere Erscheinen nicht realer Natur.
Der Plot von „Winterglut“ ist für erfahrene Leser konventionell, doch der Autorin gelingen eindringliche Schilderungen, sowohl von der persönlichen Situation der Protagonistin als auch von den vergangenen und doch gegenwärtigen Geschehnissen, in denen sie in Klaxdonnersbüll verwickelt wird. Der Horror lauert auch in Norddeutschland, auf dem platten Land …
Im GOLEM 28 thematisiert zunächst Stefanie Steinert in „Ich und mein Froschkönig“ die Frage, wie sich Sex zwischen einem (weiblichen) Menschen und einem (männlichen?!) Alien praktisch abspielt. In den STAR TREK-TV-Serien beispielsweise treten eine Reihe von Paaren auf, von denen eine oder ein einer Mensch ist, die oder der andere nicht. Die Frage, wie diese Pärchen es denn miteinander treiben, wird nicht beantwortet. Aber, Pardon, es handelt sich durchweg um Humanoide …! Was in „Ich und mein Froschkönig“ nicht der Fall ist. Die Autorin beantwortet jene Frage in jeder Phase ihrer Kurzgeschichte sehr humorvoll.
Da, wo die Hoffnung sitzt“ von Stefanie Kißling ist dagegen eine traurige Kurzgeschichte, die auf ihre Art und Weise genauso gelungen ist. Ein (geistig behindertes?!) Kind hält die Leiche seiner Mutter in den Armen. Es bleibt offen, wie die Mutter zu Tode kam; die Erinnerungen und Emotionen des Kindes sind sehr eindringlich.
Die dritte und letzte Kurzgeschichte im GOLEM 95, „Die Gedichte des Raumfahrers“ von Johannes Tosin, setzt ein gewisses Faible des Lesers für Lyrik voraus. Der Autor bindet sieben Gedichte in eine Rahmenhandlung, eine Expedition in die Randbereiche des Sonnensystems, ein. Ein gewisser Weltschmerz kommt bei dem Protagonisten zum Ausdruck; beispielsweise ist er einzige der Raumschiffbesatzung, der ohne Partner/Partnerin zu dem Flug aufgebrochen ist. Ich bin versucht zu sagen: selbst Schuld! Und das die Expedition von einem Meteroitenschauer vernichtet wird, kann auch nicht überraschen.
Der PALADIN 177 und der GOLEM 95 bieten vielfältige, abwechslungsreiche und lesenswerte Kurzgeschichten an. Mit gewissen Nuancen, versteht sich.

Armin Möhle, Wallenhorst
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XUN TASCHENBUCH DER FANTASTIK 8
104 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISBN 978-3848-217-91-5.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Bernd Walter, Michelsbergstr. 14, 74080 Heilbronn, E-Mail: xun@xun-online.de.
Internet: www.xun-online.de.
   
Ein weiteres Produkt aus der sehr umtriebigen freien Redaktion XUN. Und eines, dass in mehrfacher Hinsicht Grund zum Nachdenken gibt.
Zuerst gilt es, den Unterschied zwischen dem XUN TASCHENBUCH DER FANTASTIK und dem auch schon häufig vorgestellten XUN – „Magazin für fantastische Kurgeschichten und Rezensionen“ zu bemerken. Der äußere Eindruck und der erste Blick sind nicht sehr hilfreich. Die Titelbildgestaltung ist nahezu identisch und das Format auch.
Beim Blick in das Taschenbuch fällt allerdings das etwas dickere Papier und der großzügigere Satz auf. Die Schrift ist größer und die Seiten wirken nicht so „vollgestopft“. Dafür fehlen die Illustrationen. Und Rezensionen gibt es passend zum Etikett eines Taschenbuchs auch keine.
Dafür den bekannten Mix aus Science-Fiction, Fantasy. Horror und auch Non-SF Geschichten.
In der Titelgeschichte „Die eisblauen Augen Gottes“ von Dominik Grittner fällt ein angeblicher Terrorist in die Hände eines sadistischen Polizeioffiziers. Relativ früh offenbart der Gefangene, dass er der ist „den sie Gott nennen“. Daraufhin entspinnt sich ein facettenreichen Spiel mit Für- und Gegenargumenten das konsequent bis zum bitteren Ende der Welt fortgesetzt wird. Auch wenn die Story nicht unbedingt auf einem Raumschiff, sondern überall spielen könnte, ist sie zurecht Titelstory geworden.
Armin Möhle legt mit „Auslese“ eine waschechte SF-Geschichte vor. In ihr reproduzieren Fremdwesen mit dem schönen Namen „Antennata“ fröhlich Menschen, um sie für ihre Zwecke zu nutzen. Am Ende rächt sich diese ruchlose Tat natürlich. Armin hat schon bessere Geschichten geschrieben. Vielleicht hätten auch einige Passagen etwas ausführlicher geschildert werden können. So bleibt leider vieles einfach im Raum stehen.
Einen ganz anderen Ton schlägt Tom Perlich in „Das Geschenk“ an. In einer launigen, sehr an der Alltagssprache orientierten Erzählung schildert er, welche Konsequenzen es haben kann, wenn man das falsche Souvenir aus dem Urlaub mitbringt. Und die Gefahr, dass einem die Freundin abhanden kommt, ist dabei noch die geringste. Die im Grunde sehr sympathische Erzählweise führt leider dazu, dass die Geschichte zwischendurch ins Naive oder Banale abrutscht. Auch überflüssige Sätze wie „Der Delfin erwachte zum Leben“, die vom Autor verwendet werden, um die Spannung zu steigern, bewirken leider oft das Gegenteil. Zum Schluss wird die Geschichte dann aber richtig spannend und die Methode das verfluchte Mitbringsel loszuwerden ist überzeugend und originell geschildert.
Ich muss zugeben, bei dem Titel der nächsten Geschichte dachte ich erst an ein völlig anderes Sujet. Aber „Rosa Elfen“ von W. Berner handelt von einem Drogenkonsumenten, der zu viel vom falschen Stoff genommen hat. Daraufhin sieht er an den ungeeignetsten Orten die titelgebenden Gestalten und reagiert daraufhin nicht immer sozialadäquat. Inwieweit damit auch das Thema der „Designerdrogen“ aufgegriffen wird, die zwar Cannabis-Derivate sind aber als Kräutermischungen oder Badesalze verkauft werden, bleibt unklar.
Der polnische Autor Krzystof T. Dabrowski erzählt in „Schäbiges Leben“ (aus dem Polnischen übersetzt von Anna Siwik-Kachrczyk) die Lebensgeschichte eines in Russland aufgewachsenen Drogendealers und Kriminellen. Das ist eigentlich kein Thema für eine Kurzgeschichte. In manchen Passagen wirkt die Story wie eine Zusammenfassung, andere wie die Drogenphantasien sind ausführlicher geschildert und geben ihr eine ungewöhnliche und trotz allem lesenswerte Note.
Das unerwartete Verhalten freilebender Wildtiere in Großstädten thematisiert Kai G. Klein in seiner Groteske „Affe zu! Klappe tot!“. Die ausschließlich aus wörtlicher Rede bestehende Geschichte gewinnt einem aus Versehen verschluckten Kapuzineräffchen ungewöhnliche Aspekte ab. Kurzweilig und ungewöhnlich.
Kurzgeschichten, die aus fiktiven Logbucheintragungen ebenso fiktiver Raumschiffbesatzungen bestehen, sind nicht mein Fall. Das mag daran liegen, dass dieses Stilmittel wenig persönliche Interaktion zulässt und meist einen Hang zur Bürokratie erkennen lässt. Olaf Lahayne gelingt es in „Das höchste Gebot“ trotzdem ein wenig Spannung aufkommen zu lassen und liefert eine glaubwürdige gelungene Geschichte ab, gerade auch weil er sich immer mehr von den Logbuch-Eintragungen löst.
Alexander Gail hat mit „Jäger“ eine typische Fantasy-Geschichte geschrieben, in der ein Königssohn sich in einem Wald verirrt, dort eine seltsame fremde Frau trifft usw. Ihm gelingt es leider nicht, der Geschichte eine besondere Note zu geben.
Die Herzlosen“ ist eine überzeugende SF-Horror Geschichte. Geschrieben von der einzigen Frau im Reigen. Stefanie Kißlings Außerirdische haben es auf die Herzen der Menschen abgesehen. Warum ist letztlich egal. Weltherrschaft ist immer ein guter Grund. Und wieder haben die Menschen kaum etwas entgegenzusetzen und ergeben sich fatalistisch in ihr Schicksal. Eine launige und mit Humor geschriebene Geschichte um ein altes Thema.
Ob nun XUN – das Taschenbuch oder XUN – das Magazin. Er steckt immer eine bunte Mischung vielfältiger Geschichten drin. Und wie immer ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Holger Marks, Marburg


PHANTAST 7: KLASSISCHE PHANTASTIK
103 Seiten, PDF, Download: fictionfantasy.de/phantast.
Kontakt: Amrûn Verlag, rgen Eglseer, Eichenweg 1a, 83278 Traunstein, E-Mail: eglseer@fictionfantasy.de.
Internet: www.fictionfantasy.de, www.literatiopia.de.
 

Die PHANTAST-Ausgaben, die sich auf einem großformatigem Tablet-PC als gut lesbar zeigen, sind Themenbände. So war es nicht zu erwarten, dass die Ausgabe 7 eine Ausnahme machen würde …
KLASSISCHE PHANTASTIK, dass ist der Schwerpunkt der siebten Ausgabe. Der zugleich die Definitionsfrage aufwirft, die Gesa Schwarz in ihrem Artikel „Phantastik“ differenziert, fundiert und dezidiert beantwortet. Sie versteht Phantastik nicht als Oberbegriff von Genres wie der Science Fiction und der Fantasy, sondern grenzt diese voneinander ab: „Demnach zeichnet sich die Phantastik durch das Zusammentreffen zweier oppositioneller Teilwelten aus: einer real-möglichen und einer nicht- real-möglich.“ (Seite 10). Danach ist es unvermeidbar, die weiteren Beiträge in der Ausgabe an ihren Maßstäben zu messen.
Leider bleibt Gesa Schwarz die einzige Autorin im PHANTAST 7, der eine solche genaue Unterschiedung gelingt. Die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheinen unter „Phantastik“ SF, Fantasy, usw. usf. zu subsummieren – wie auch die Autoren Thomas Plischke und Ole Johan Christiansen im Interview –, was zu einer gewissen Beliebigkeit führt.
Der Artikel von Jürgen Eglseer stellt zwar die Frage, „Was zum Teufel ist Klassische Phantastik?“, beantwortet sie aber nicht. Stattdessen versucht er zu klären, was Romane zu Klassikern macht, wobei Autorennamen wie Robert Hugh Benson und Bernhard Kellermann fallen und ältere und weniger alte Heftromanreihen erwähnt werden. Seine Ansätze sind zwar sinnvoll, doch der Phantastik, wie sie Gesa Schwarz definiert, kommt der Artikel nicht nahe. In seinen Rezensionen von DAS ERBE DER URANIDEN von Hans Dominik und FLITTERWOCHEN IM WELTALL von Georg Griffith bleibt Jürgen seiner Linie treu. Die Romane haben aufgrund ihres Alters sicherlich das Prädikat „klassisch“ verdient, aber ansonsten … Zu letzterem schreibt Jürgen Eglseer: „Dennoch ist der (…) Roman ein leicht zu lesendes und sehr unterhaltsames Beispiel früher Science Fiction.“ Aha. Er befasst sich auch mit dem SF-Film ALARM IM WELTALL.
Horst-Dieter Radke stellt in „Gustav Goes: Das verschlossene Buch“ vor. Der gleichnamige Roman erschien wohl um 1910; sein Autor ist ein deutscher Offizier, der im Ersten Weltkrieg kämpfe und danach im Militärapparat arbeitete. Sein Buch ist als Fantasy, vielleicht auch als Märchen zu betrachen, aber nicht als Phantastik. Die Einordnung von DER (KLEINE) HOBBIT, dessen Geschichte Markus Drevermann in „Hin und wieder zurück“ erzählt, ist dagegen erheblich einfacher.
Judith Gor rezensiert die Steampunkt-Anthologie ERINNERUNGEN AN MORGEN und die Comicvarinate von ALICE IM WUNDERLANd aus dem Splitter Verlag (2010), Rupert Schwarz die unbestrittenen Klassiker MENSCHEN, GÖTTERN GLEICH von H. G. Wells und FARM DER TIERE von George Orwell. Kai Bosse greift den Film CAMELOT von 1967 auf und arbeitet seine (spärlichen) phantastischen Elemente heraus, die tatsächlich der Fantasy entlehnt sind.
Dennis Kock und Rainer Skupsch führten ein „Kritikergespräch“ über „Michael Coneys Pallahax-Romane“, das ausführlich auf die Romane des Autors eingeht und die Wertschätzung, die Dennis Kock und Rainer Skupsch ihm entgegenbringen, zu vermitteln vermag. Das Gespräch weckt Interesse, die PALLAHAXI-Romane Coneys selbst zu lesen. Nur – wie passt dieser Beitrag in eine Publikation, die sich der Phantastik verschrieben hat?!
Mit Carl Grunert stellt Dieter von Reeken sehr fundiert einen weiteren deutschen Autor vor, der (überwiegend) zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts Novellen publizierte, „(...) die man heute wohl zu einem großen Teil als Scienctific Romances (…) oder sogar als Science Fictionbezeichnen würde (…).“ (Seite 82). Seine Kurzgeschichte „Das Phonogramm von Pompeji“ bildet den Abschluss des PHANTAST 7. Ein Archäologe macht eine sonderbare Entdeckung, die zur Lüftung eines sowohl tragischen als auch romantischen Geheimnisses führt. Das Phänomen, das dazu dient, ist technischer Natur.
„Der Cthulhu-Mythos“, den die fleißige Judith Gor den Lesern nahebringt, entspricht noch am ehesten der Phantastik-Definition von Gesa Schwarz. Judith Gor gibt einen kurzen Überlick über den Autor und über seine Kreation, bevor sie zwei Novellen (die in den Bänden CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS 1 &2, Festa Verlag, 2011, erscheinen sind) und von dem Cthulhu-Mythos inspirierte Musik vorstellt.
Die Ausgabe enthält eine Reihe von sehr ansehnlichen Grafiken der spanischen Künstlerin Victoria Francés, die meist traurig anmutende Frauen vor Hintergründen zeigen, die mit mehr oder minder unheimlichen Details versehen sind.
Der PHANTAST 7 enthält zwar interessante Beiträge, mit denen er sein selbst gewähltes Thema jedoch größtenteils verfehlt. Vielleicht war die Vorgabe „Klassische Phantastik“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu eng gefasst; möglicherweise wäre „Klassiker der utopisch-phantastischen Literatur“ besser gewesen, was andererseits die Besprechung von Filmen ausgeschlossen hätte. Aber das ist natürlich nur Spekulation!

Armin Möhle, Wallenhorst


EXTRAVENÖS 28: ACD-/SFN-KALENDER 2013

14 Seiten DIN A 4, Spiralbindung.
Auflage: 85 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
INTRAVENÖS 215
52 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Rüdiger Schäfer, Kolberger Str. 96, 51381 Leverkusen, E-Mail: kontakter@atlan-club-deutschland.de.
Internet: www.atlan-club-deutschland.de.
SF-NOTIZEN 724
28 Seiten, DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: IKUB; c/o Kurt S. Denkena, Postfach 760 318, 28733 Bremen, E-Mail: Kurt.Denkena@superkabel.de.
 
„Erotik im Perryversum“ lautet das Motto des ACD-Kalenders für 2013. Ein erster Gedanke: zwei Welten die gegensätzlicher nicht sein könnten. Ist doch der gute alte Perry-Roman seid alters her prüde und enthaltsam und kommt selten über Andeutungen hinaus. Auch wenn das in den letzten Jahren anders geworden sein mag: der Ruf bleibt.
Und so versammelt der 2013er Kalender des ATLAN CLUB DEUTSCHLAND 13 Motive von zwölf Künstlern und Künstlerinnen, die eine sehr unterschiedliche Herangehensweise an das Thema offenbaren. Mal eher komisch oder ironisch, mal sehr direkt dann wieder verspielt, mal eher naiv, naturalistisch oder abstrakt, eindeutiger oder versteckter, aber nie vulgär oder pornografisch.
Ein Kalender also, den man sich ruhigen Gewissens an die Wand hängen kann, Die künstlerische Vielfalt ist beachtlich. Sie reicht von Zeichnungen, wie das sehr gelungene Deckblatt von Norbert Reichinger oder einfachen Studien von Petra Kufner, über Kollagen von Esther Huck oder Kai Uwe Jürgens, zu phantasievollen Bearbeitungen von PR-Titelbildern, bis hin zu humoristischen Einfällen von Pastore (Arbeitstitel „Für`n Arsch“) und fraktalen Farbspielen von Marianne Sydow. Ein wenig verliebt habe ich mich in das Kalenderblatt von Uwe Janssen für den Monat Mai – und das liegt nicht nur an der vollbusigen Schönheit –, das allerdings nicht unbedingt im Perryversum angesiedelt sein muss.
Kurt S. Denkena steuert mit seinen SF-NOTIZEN ein Begleitheft zu dieser umfangreichen Dezember-Lieferung des Clubs bei. Er erläutert die Entstehungsgeschichte des Kalenders und gibt einen Einblick in die Vorüberlegungen und auch die Schwierigkeiten manche Bilder für den Druck aufzubereiten. So bereitete es ihm schon einige Kopfzerbrechen, ob er die sehr gelungene, aber eben schwarzweiße Zeichnung von Norbert Reichinger wirklich als Deckblatt nehmen sollte. Oder wie schafft man es, die Schrift auf den Titelbildpersiflagen von Esther Huck möglichst so aussehen zu lassen wie auf den Originalheftromanen? Darüber hinaus enthält das Begleitheft alternative Entwürfe der Kalenderbilder sowie drei Kurzgeschichten zur Thematik.
Natürlich darf eine neue, diesmal sehr auf Weihnacht geschminkte Ausgabe des INTRA, dem Clubzine des ACD, nicht in der Lieferung fehlen. Ein farbiges umlaufendes Cover zeigt den Arkoniden in winterlicher Landschaft und umrahmt von drei langhaarigen Schönheiten in knappen Weihnachtsmannkostümen. Rüdiger Schäfer bleibt bei diesem Cover dem Thema treu. INTRA bietet in seiner 215. Ausgabe die übliche Mischung aus Leserbriefen, Rezensionen, Artikeln und sonstigen notwendigen Beiträgen für ein Clubfanzine. Die Leserbriefe geben einen Einblick in das Privatleben der – leider viel zu wenigen – aktiven Mitglieder. Von Elvira lesen wir eine kurze Geschichte, wie es sich zugetragen haben könnte, wenn der namensgebende Arkonide dabei gewesen wäre, in jener Nacht, da draußen bei den Hirten auf dem Felde vor den Toren Bethlehems. Rüdiger Schäfer erlöst seine Schüler nach der 22. Deutschstunde, kündigt aber eine naturwissenschaftliche Seminarreihe an. In der letzten Folge geht er dem Phänomen des Medien-Primings nach. Ein gruseliger Beweis, wie beeinflussbar Menschen doch sind. Der abschließende „Leitfaden zur Vereinfachung der deutschen Sprache“ lädt nicht zur Nachahmung ein.
Die eben schon genannte Elvira hat auf mehreren Seiten Klatsch und Tratsch aus dem Leben Atlans zusammengestellt und wir dürfen erleben, dass auch Arkoniden keine Experten bei der fachgerechten Aufstellung eines Weihnachtsbaumes sind. Ernestine Gohr und Peter Herfurth-Jesse steuern einige Rezensionen bei, es gibt ein Rätsel, einen Kassenbericht und eine Mitgliederliste. Alles so, wie es sein soll. Irgendwie erinnert das Heft immer wieder an die gute alte Zeit des Fandoms, als SF-Clubs in unzähliger Zahl unzählige Clubzines produzierten und sie fleißig miteinander tauschten. Wie sang schon Hannes Wader: „Das ist vorbei, vergessen. Das gibt es schon lange nicht mehr ...“
Ergänzt wird diese „Jahresendlieferung“ des ACD durch den PROGRESSREPORT 1 zum ACD-Weltcon 2013, den es vom 9. - 11. August in Oldau-Hambühren in der Nähe des niedersächsischen Städtchens Celle zu besuchen gilt. Es gibt jede Menge Infos zum Con. Kaum verwunderlich. Es gibt aber auch eine Promo-Karte zum Sammelkarten Spiel zum Con – und es gibt Informationen über Anne Frank, da der Con in einem Anne Frank-Haus stattfinden wird.
Weitere Promo-Ausgaben für den Gabentisch ist Band 1 der PR-FAN-EDITION (DIE GALAKTISCHEN SÖLDNER von Roland Trianskowski) sowie den schon etwas älteren Comicband von Ulrich Magin (den Buchmessecon-Besucher ebenfalls in der Promo-Tasche vorfanden ...).
Viel Stoff. Und was den ACD-Kalender angeht durchaus von nachhaltiger Wirkung!
   
Holger Marks, Marburg


PHANTAST 8: ROMANTIK
95 Seiten, PDF, Download: fictionfantasy.de/phantast.
Kontakt: Amrûn Verlag, rgen Eglseer, Eichenweg 1a, 83278 Traunstein, E-Mail: eglseer@fictionfantasy.de.
Internet: www.fictionfantasy.de, www.literatiopia.de.
 
Nach der siebten Ausgabe mit dem anspruchsvollen, vielleicht zu anspruchsvollen Thema KLASSISCHE PHANTASTIK wendet sich der PHANTAST 8 nunmehr der ROMANTIK zu.
Judith Gor zeigt in ihrem Leitartikel „Romantische Phantastik“ sofort auf, welchem Zweig der Romantik sich die Macher der Ausgabe widmen wollen: „Tatsächlich meinen wir auch Romantik im Sinne von Liebesgeschichten und streifen die kulturgeschichtliche Epoche nur am Rande.“ (Seite 7). Die Romantik weist auch andere Motive auf, so das Unheimliche, das (in der Moderne) in Form von Fantasy- und SF-Elementen eine Verbindung zu Liebe, Sex und Sehnsucht eingeht, woraus eine eigene (Sub-?) Gattung in der phantastischen Literatur (hier verwandt als Oberkategorie …) entstanden ist.
Markus Drevermann stellt die „Romantische Comicwelt“ vor. Er spannt einen überraschend weiten Bogen von Donald und Daisy bis hin zu jüngeren , düsteren Comics, der von Judith Gor mit ihrem Artikel „Manga-Romantik: kitschig, dramatisch und schräg ...“ kongenial ergänzt wird.
Mit einschlägigen Romanen und Comics befassen sich die Rezensionen von Stefanie Hochadel (DIE RACHE DES RITTERS, Egmont Lyx, 2012), Judith Gor (DIE MECHANIK DES HERZENS, carls's book, 2012, FEUERSCHWINGEN, Heyne, 2012, DAS GELIEHENE HERZ, Tokyopop, 2012) und Jürgen Elgseer (A VALENTINE STORY, Dark House Comics, 2003). Auch musikalische Ausdrucksformen der Romantik werden nicht vernachlässigt; Jürgen Eglseer stellt Schauspielmusik zur Komödie EIN SOMMERNACHTSTRAUM von William Shakespeare vor, während Judith Gor „Romantische Klänge für Cyperpunks“ von zeitgenössischen Bands anbietet.
Die Interviewdichte im PHANTAST 8 ist hoch. Das erste ist aber kein Interview im klassischen Sinne; die Autorinnen des Lyx-Jubiläumsbandes 5 JAHRE – 5 GESCHICHTEN (geben ihre durchaus individuellen und motivierten Einschätzungen zu der Frage nach „(...) der Bedeutung der Romantik in der Phantastik (...)“ ab. Torsten Fink spricht vor allem über seine PRINZEN-Trilogie (Blanvalet), Julia Abrahams und Natalja Schmidt betrachten romantisch-phantastische Romane aus der Sicht von Literaturagentinnen, Kathleen Weise und Inka Lorren Minden zeigen sich als Autorinnen mit einem vielfältigen Repertoire. Die Interviewten gehen auf die Fragen ein, die ihnen gestellt werden, ein und liefern keine vorgefertigten Antworten ab. Schön, dass sie auf diese Art und Weise zeigen, dass sie Publikation wie den PHANTAST ernst nehmen!
Inka Lorren Minden bietet mit der Story „Elbfeuer“ eine Kostprobe aus ihrem Werk an. Es ist eine Fantasygeschichte mit einem klassischen Plot: Eine Elbin soll mit einen Prinzen aus einem verfeindeten Stamm heiraten, flieht, lernt ihren Zukünftigen inkognito kennen und lieben. Das ist für erfahrene Leser natürlich nichts neues, auch sicherlich nicht in der „Romantic Fantasy“ … „Die Geistruferin“ von Sandra Gernt ist die letzte Überlebende ihres Volkes (in einer Fantasy-Welt), wird gefangen genommen und durch ihren Gesprächspartner in ein Geflecht als Schuld und Sühne verstrickt, das konstruiert und überladen wirkt.
Neben den Textbeiträgen fallen die teilweise aufwändig inszenierten Fotos von Annie Bertram auf, die eher das Unheimliche als das Verbindende der Romantik betonen.
Der PHANTAST 8 wird seinem selbst gewählten Thema gerecht. Lesern, die Einblicke in eine Spielart der phantastischen Literatur gewinnen wollen, die üblicherweise nicht zu ihren bevorzugten Lektüre gehört, begehen keinen Fehler, wenn sie sich die Ausgabe herunterladen. Sie werden ja nicht gezwungen, nach der Lektüre ihre Lesegewohnheiten zu ändern.
   
Armin Möhle, Wallenhorst


INTERPLANETAR 27
32 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,30 EUR 2er-Abonnement 5,80 EUR, 3er-Abonnement 8,70 EUR.
Kontakt: Michael Schuster, Liebigstr. 26, 63069 Offenbach.
 
Aus dem Raum zwischen den Planeten dringen drei Texte zu uns vor:
Das alte Dokument“ prophezeit dem Regime der tyrannischen, über viele Welten herrschenden Uhl in sibyllinischer Weise den Untergang. Die Regenten senden Kundschafter aus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Da die Mission unerfreulich erscheint, wird sie an Leute delegiert, die in der Hierarchie weiter unten stehen und ihre Chance suchen. Sie agieren mit Einschüchterung und Gewalt, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Letztlich wird das System jedoch durch Provokation, Sabotage und Fehlinformation genarrt.
Die zweite Geschichte, das „Treffen der Strafenvollstrecker“, gibt einen Einblick in das Leben der Folterknechte der Uhl. Sie ist recht kurz und belässt es bei einer Situationsbeschreibung.
Schließlich geht es um „Ehrungen bei den Uhl“. Anfangs hat man noch den Eindruck einer Geschichte: Ein Ehrenbeauftragter klärt, ob ein Clanmitglied geehrt werden soll. Der Ansatz von Handlung tritt dann aber immer weiter zurück, letztlich bleibt wiederum eine Schilderung der Verhältnisse, diesmal zu dem Thema, wann und unter welchen Umständen bei den Uhl Ehrungen verliehen werden.
Die Texte wirken ein wenig, als wären sie in den Empfangsschüsseln des SETI-Projektes eingetroffen, mühsam verdeutscht und ihrer Fremdartigkeit noch nicht soweit entkleidet worden, dass man ihnen flüssig folgen könnte. „Das alte Dokument“ bietet zwar einen interessanten Ablauf, deckt den Leser aber so dicht mit erfundenen Namen und Bezeichnungen ein, dass er Mühe hat, zum Ziel zu gelangen. So heißen die Personen „Grompo-Nayput Ohsav Sa-110“, „Ewipi-Om Na Ba-Dii“, „Amalai Po Sa-Aa“ etc., an Orten gibt es z.B. „Masanvbipar UT 1 A“ und „Gonvlepo“.
Das „Treffen der Strafenvollstrecker“ liest sich einfacher, bedient allerdings alle Vorstellungen, die man von Henkern und Folterknechten üblicherweise hat.
Ehrungen bei den Uhl“ erweist sich als trockene Beschreibung, die einen Hilfstext für ein Rollenspiel abgeben könnte. Große Überraschungen enthält sie nicht.
INTERPLANETAR 27 weist Ideen auf, die eine – wenn auch nicht klischeefreie, so doch immerhin unterhaltsame – Handlung ermöglichen würden. Der Autor müsste sich dafür aber mehr auf seine Leser zu bewegen. Namen sollten so gewählt werden, dass man sie sich merken kann, Beschreibungen so eingebunden sein, dass sie den Textfluss unterstützen, statt ihn zu bremsen. So würde aus der leichten Kost auch eine leicht verdauliche.
 
Clemens Nissen s. ps., Schortens


CTHULHU LIBRIA 52
90 Seiten, PDF, Download: www.cthulhu.de/artikel/cthulhu-libria-52/.
CTHULHU LIBRIA 53
74 Seiten, PDF, Download: www.cthulhu.de/artikel/cthulhu-libria-nr-53/.
Kontakt: Eric Hantsch, Bischofswerdaer Straße 273, 01844 Neustadt i. Sa., E-Mail: Erichantsch@yahoo.de.
Internet: www.cthulhu-libria.blogspot.de/.
 
CTHULHU LIBRIA, das „Magazin für Lovecraft'sche Phantastik und Literatur“, erscheint monatlich mit einem ansehnlichen Umfang, was sich bei näherem Hinsehen aber relativiert: Ein großer Teil der Ausgaben bestehen aus dem „Novitätenbericht des Monats“, also kurzen Vorstellungen von einschlägigen Neuerscheinungen, wobei die Herausgeber offenbar auf Verlagstexte zurückgreifen. Die Verlagsvorschauen nehmen demgegenüber einen eher kleinen Raum ein – in den Folgeausgaben von CTHULHU LIBRIA werden die Bände in dem „Novitätenbericht des Monats“ sicherlich umso ausführlicher auftauchen.
Weitere – viele! – Seiten werden mit den „Leseproben“ gefüllt, die Büchern aus dem „Novitätenbericht des Monats“ entnommen sind: in CT 52 mehrere Kapitel aus der Story „Wanted für Hell“ von Malte S. Sembten (DER FLUCH DER HEXE, Zaubermond Verlag) und aus dem Roman ENTWEIHT von Brian Lumley (Festa Verlag), in CT 53 diverse Kapitel aus dem Roman REBELLION DER SYNTHETIKER von Angela Fleischer (Begedia Verlag) und aus der Kurzgeschichte „Alptraumhaft“ von Hubert Katzmarz (DES HUBERT KATZMARZ GESAMMELTE WERKE I: ALPTRAUMHAFT, p.machinery).
CT 52 enthält darüber hinaus eine Kurzgeschichte, einen Nachdruck: „Teufel an der Wand“ von Tanja Carpenter. Eine verlassene Ehefrau lernt einen neuen Liebhaber kennen, der sich als Teufel höchstpersönlich entpuppt und sie rächt. Die Entscheidung, ob sie bei ihm bleiben will, lässt die Story offen, aber … „Teufel an der Wand“ ist routiniert erzählt, der Plot wird erfahrene Leser nicht überraschen.
In CT 53 steht neben den „Leseproben“ ein Comic von Johann Peterka: „Shadow over Innsmouth“, der Motive aus dem Cthulhu-Mythos von Lovecraft aufgreift und sehr eindringlich gezeichnet ist.
Eric Hantsch wirft in CT 52 auch einen Blick zurück: „Das phantastisch-literarische Jahre 2012 – Eine Retrospektive“. Er greift einige einschlägige Bände aus Kleinverlagen heraus. Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass diese Bücher in den vorangegangenen CT-Ausgaben bereits Erwähnung fanden. Axel Weiss untersucht in „Wie die Außerirdischen auf die Erde kamen: H. P. Lovecraft und die Scheinwissenschaft“ Zusammenhänge zwischen Lovecrafts Werk, der Prä-Astronautik und andere unwissenschaftlicher Theorien. Zumindest ansatzweise, wie er selbst zugibt. Vermutlich haben sich Lovecraft und seine Zeitgenossen gegenseitig beeinflusst.
Axel Weiss beschäftigt sich in CT 53 in „Der Untergang der Cranatic – Eine Gespenstergeschichte taucht auf“ mit der Veröffentlichungsgeschichte jener gleichnamigen Novelle, die wohl zu seinen Lieblingsgeschichten zählt (und ursprünglich Teil eines Romans des Autors A. J. Mordtmann war, der 1902 erschien).
Die Buch- und Comicrezensionen in den beiden CT-Ausgaben sind regelmäßig ausführlich, aber selten kritisch. Für sporadische Horror-Leser wird ein Fazit wie das von Carmen Weigand (CT 53) über den Roman DER BESUDLER AUF DER SCHWELLE von Edward Lee (Festa Verlag) zwiespältig sein: „Insgesamt und trotz allen Ekels hatte ich einige sehr unterhaltsame Lesestunden und reichlich Action und einem apokalyptisch guten Finale.“ Die Besprechungen sind auch durchweg in verschiedenen Portalen im Internet zu finden, die rezensierten Bücher jedoch nicht mehr in jedem Fall auch im Buchhandel.
Der größte Vorzug von CTHULHU LIBRIA ist in der Tat die regelmäßige, umfassende Informationen über Horrorneuerscheinungen. Ansonsten betreibt das PDF-Fanzine in seinem sehr großen Ausmaß Mehrfachverwertung, die Artikel sind größtenteils uninteressant. Damit ist es weit davon entfernt, ambitioniert zu sein.
   
Armin Möhle, Wallenhorst


SF-NOTIZEN 726
8 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
SF-NOTIZEN 727
16 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
SF-KATZENNOTIZEN 738
4 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
SF-KATZENNOTIZEN 739
4 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 150 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Kontakt: IKUB, Kurt S. Denkena, Postfach 760 318, 28733 Bremen, E-Mail: Kurt.Denkena@superkabel.de.
   
Vom Älter werden ist schon mal die Rede. Vom Aufhören allerdings nicht. Die SF-NOTIZEN und ihr tierischer Ableger gehen in den mittlerweile 39. Jahrgang. Und die Themen bleiben bunt und vielfältig und liegen auch gerne mal abseits des gewohnten Genremixes. Allein diese vier Ausgaben bieten einen bunten Reigen an Stoff. Sie gehen unter anderem der Frage nach, ob Darth Vader als alleinerziehender Vater überleben würde. Kritisch und mit persönlicher Stimme gewürdigt wird der jüngst verstorbene Jesco von Puttkamer. 100. Jahre ist seid dem Erscheinen von Bernhard Kellermanns DER TUNNEL vergangen, dem „ersten Kriegsbuch vor dem Krieg“, das die Materialschlachten des kommenden Infernos vorwegnahm.

Nachdenkliches zum Thema Fernsehen gibt es auch. So wundert es nicht, dass eine Doku-Soap über der Fantasy-Autoren Wolfgang Hohlbein keine Fortsetzung fand. Und nicht nur die Sesamstraße auch die alten Kinderbücher mit Pippi Langstrumpf und Co. werden jetzt politisch korrekt umgeschrieben. Ob das Krümelmonster weiter seine zuckerhaltigen Kekse mümmeln darf?
Hobbits, George R. R. Martin, die strahlende Zukunft in den fünfziger Jahren, die Covergestaltung bei PERRY RHODAN und der unsägliche Trend bei jeder Gelegenheit einen Erotik-Kalender zu machen stehen auf der ebenfalls nicht schmalen Themenliste der beiden SFN-Ausgaben.
Nützliche oder auch weniger nützliche Tipps für Katzenliebhaber geben die beiden Ausgaben der SFKN. So geht es um eine Kamera, die aufnimmt wo der Streuner streunt, um eine Katze als Fluchthelfer sowie um das Orientierungsvermögen der schnurrenden Vierbeiner. Possierliche Tiere und natürlich auch Katzen malt Martin Eder – und landet damit prompt ebenfalls in Kurts KATZENNOTIZEN. Wenig erfährt der Leser diesmal von den bremischen Hauskatzen. Aber das wird sicherlich nachgeholt.
Sehr viel Stoff also auf gar nicht so vielen Seiten untergebracht. Ein Quell, in dem man baden kann und aufnehmen, was einen interessiert. Aber die persönliche Färbung der Berichte und die Breite der Themen machen die SF-NOTIZEN zu einer einzigartigen Erscheinung im SF-Fandom.
 
Holger Marks, Marburg


GOLEM 97
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.
 
Die 97. Ausgabe des GOLEM aus dem SFC THUNDERBOLT bietet dem Leser drei Kurzgeschichten an.

Der Protagonist von Uwe Hermann wird „Entführt“. Von Außerirdischen natürlich. Und um als Organersatzlager zu dienen. Die Außerirdischen sind zwar nicht zu einhundert Prozent menschenähnlich, benötigen aber für ihre Soldaten, die in einem interstellaren Krieg kämpfen und verwundet werden, menschliche Organe. Aus welchen Gründen menschliche Organen mit den Körpern der Außerirdischen kompatibel sind, wird nicht erklärt, immerhin aber, warum sie nicht auf die technischen Komponenten zurückgreifen, die sich stattdessen den Menschen einsetzen. Anstelle ihrer natürlichen Organe.
Uwe Hermann treibt das Organentnahmespiel bis zum konsequenten Ende. Das ist eine ungewöhnliche, humoristische Sichtweise, die eine ungelöste Frage ignoriert.
Die Alabaster-Lüge“ erzählt Stefanie Steinert. Die Story spielt in einer streng reglementierten Kolonie auf einen nicht näher bezeichneten Planeten und schildert verschiedene Episoden in dem Leben einer Familie, die sich auch in der Jetzt- und Realwelt ereignen könnten. Die Story endet mehr oder minder abrupt, sie hätte mit der Methode der Autorin noch beliebig fortgesetzt werden können (und vielleicht dann nie ein Ende gefunden …). Die kindliche Erzählperspektive macht die Story interessant.
Dr. Brillbiers Blickwinkel“ von Stefanie Bender besticht durch einen ausgefallenen Plot. Der Protagonist erhält eine Ersatzbrille, die ihm die Realität auf eine sehr verstörende und bedrohliche Art und Weise zeigt. Das Ende ist freilich nicht optimal: Als der Protagonist zum Optiker zurückkehrt, erfährt er, dass Dr. Brillbier bereits vor dreißig Jahren verstorben ist. Es hätte genügt, wenn er tags zuvor verschwunden oder gestorben wäre. Oder das Geschäft inzwischen ausgebrannt wäre.
Die Kurzgeschichten in der vorliegenden GOLEM-Ausgabe beantworten zwar nicht jede Frage, die der Leser an sie stellen wird, sind ansonsten aber durchaus lesenswert.
 
Armin Möhle, Wallenhorst


ARCANA 17
68 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1610-7373.
Auflage: unbekannt, 4,00 EUR, 3er-Abonnement 10,00 EUR.
Kontakt: Verlag Lindenstruth, Nelkenweg 12, 35396 Gießen, E-Mail: arcana@verlag-lindenstruth.de.
Internet: www.verlag-lindenstruth.de.
   
Die siebzehnte Ausgabe von ARCANA, dem „Magazin für klassische und moderne Phantastik“ zeigt wieder einmal, was dem Herausgeber und Leiter des Verlages Lindenstruth wichtig ist – nämlich die klassischen Schauerromane in Erinnerung zu rufen, die so gut wie in Vergessenheit geraten sind und daran zu erinnern, dass auch im kaiserlichen Deutschland oder der Weimarer Republik Autoren der Phantastik zugeneigt waren. Moderne Geschichten abseits des Mainstreams fehlen diesmal ganz.

Die Ausgabe wird von zwei alten Kurzgeschichten beherrscht. „Der unheimliche Kapitän“ stammt von Hermann Dressler, der laut Vorwort gerade in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein fleißiger Autor war, der seine Schauergeschichten in vielen unterschiedlichen Verlagen veröffentlichten und recht populär gewesen sein muss. Allerdings sind viele seiner Werke verloren gegangen. In der Geschichte hat ein Fischer eine unheimliche Begegnung mit einem seltsamen Fremden. Aber genau dieser Moment ist der Schlüssel zu seinem eigenen Glück.
Die Geschichte von Medhans Lea“ stammt von E. & H. Heron, einem Mutter/Sohn-Autorengespann aus dem spätviktorianischen England, das erfolgreiche Gruselgeschichten veröffentlichte. Wie der Titel schon andeutet ist die Vergangenheit eines alten herrschaftlichen Anwesen der Grund für den dort herrschenden Spuk, dem die Helden mutig und ohne Furcht entgegentreten, um das Grauen zu beenden.
Zuletzt wird noch die EX OCCIDENTE PRESS vorgestellt, ein kleiner Verlag, der unbekannte aber literarisch hochwertige Schauergeschichten in bibliophilen Ausgaben und kleiner Ausgabe präsentieren, die oft schon kurz nach dem Erscheinen vergriffen sind und dementsprechend im Wert steigen.
Dazu kommen noch Rezensionen und ein Blick in die weiteren Planungen für den Verlag Lindenstruth.
Die Zusammenstellung ist wieder einmal sehr interessant, dürfte aber sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen. Beide Schauergeschichten zeichnen sich dadurch aus, dass das Grauen nur angedeutet und das Unheimliche schattenhaft bleibt. Blut und Mord fehlen ganz. Auch die Erzählweise wirkt eher behäbig und beschaulich als mitreißend.
Dennoch besitzen beide Geschichten eine dichte Atmosphäre, die nicht nur die düster-melancholische Stimmung, sondern auch die Zeit in der sie entstanden sind, widerspiegeln.
Der Blick auf den Verlag ist sehr interessant, aber vermutlich nur für die wenigsten eine Kaufanregung.
Alles in allem zeichnen sich alle Artikel, auch die Rezensionen durch eine besondere Sorgfalt und Liebe aus. Durch die Fußnoten des Übersetzers der Story „Die Geschichte von Medhans Lea“ bekommt man zudem noch interessante Informationen, die das Verständnis der Erzählung erleichtern aber auch noch Detailwissen vermitteln, das man sonst mühsam hätte suchen müssen.
Alles in allem kann auch diese Ausgabe von ARCANA wieder überzeugen, bietet sie doch alles, was der Liebhaber gehobener klassischer Phantastik mag und darüber hinaus, kommen so wie diesmal doch erneut vergessene Perlen wieder ans Licht. Nur wer weniger der Schauerliteratur als dem modernen Horror zugetan ist, wird von dem Inhalt enttäuscht sein.
   
Christel Scheja, Solingen


PARADISE 89
104 Seiten DIN A 5, Seitenbindung.
Auflage: 60 Exemplare, 5,00 EUR plus Versandkosten.
Kontakt: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kurt Kobler, Feuerwerker Str. 44, 46238 Bottrop, E-Mail: kontakt@terranischer-club-eden.com.
Internet: www.terranischer-club-eden.com.
   
Höchst lebendig präsentiert sich der TERRANISCHE CLUB EDEN mit der 89. Ausgabe seines Fanzines PARADISE, auch wenn sie einiges Fremdmaterial enthält.

Michaela Stadelmann, Chefin des Wunderwald-Verlages, berichtet von ihrem Versuch, in Eigenregie ein E-Book zu veröffentlichen. In einem weiteren Artikel klagt sie ihr Leid über Fluten eingehender E-Mails.
Norbert Mertens hat den „7. Raumpatrouille-Orion-Con“ in Dorsten besucht, Steffanie Jahnke den SF-Stammtisch „Die Zeitmaschinisten“ in Essen. Beide warten mit sympathischen Erlebnisberichten auf. Peter Scharle war dabei, als die Ausstellung „Science Fiction in Deutschland“ eröffnet wurde, und findet über sie wohlwollende Worte.
Mit der Frage, ob E-Books der „Tod der Printmedien“ sind, beschäftigt Norbert Mehrens sich in einer auch für Büchernarren verständlichen Weise, er stellt die praktischen Grundlagen, Vor- und Nachteile gegenüber gedrucktem Text dar. Mit Erwägungen zu „Buch und Lesegeräten aus Verlagssicht“ setzt Michaela Stadelmann dies fort. Beide Autoren zeigen sich offen gegenüber der neuen Kulturtechnik. Im Artikel über „Perry Rhodan Neo und Kindle Reader“ gerät Wendelin Abt geradezu in Euphorie über das neue Medium und den Neustart der Serie. Eine nicht minder begeisterte „kleine Hommage“ über „51 Jahre Perry Rhodan“ schließt er an. Ebenfalls positiv bespricht Joachim Kutzner das PERRY RHODAN EXTRA 15, DAS PLEJADENSPIEL von Hubert Haensel, er verreißt aber die Zugabe, das Hörbuch ZEITSPIEL.
Auf die mittlerweile eingestellte 2. Auflage der Serie VAMPIRA blickt Andy Schmid zurück, er gibt eine Übersicht und rezensiert etliche Romane.
Joe Kutzner stellt die neue Endzeit-Saga ARMAGGEDDON ZONE vor, die seit 2012, von deutschen Autoren geschrieben, in E-Book-Form erscheint.
In einer untergegangenen Welt spielt auch die Geschichte „Der Letzte seiner Art“ von Stefanie Rafflenbeul, die im PARADISE 89 abgedruckt ist. Eine unterhaltsame, lohnende Lektüre.
Unter dem Titel „Nichts ist vollkommen“ präsentiert Wolfgang Thadewald den ersten Teil einer Story, mit der er inhaltlich Großes versucht: Freunde und Bekannte besuchen Walter Ernsting im Himmel, insgesamt sollen es 47 an der Zahl sein. Da kaum ein Leser sie alle kennen wird, dürfte das Vergnügen, individuelle Eigenschaften wiederzuerkennen, manchem nicht vergönnt sein. Dass ein himmlisches Wiedersehen in alter Form fragwürdig ist, wird in der Geschichte durchaus angesprochen. Noch grundsätzlicher bliebe allerdings zu erwägen, ob man wirklich jedermann im Jenseits wieder treffen möchte und ob er dort noch immer jene körperlichen Gebrechen oder psychischen Unzulänglichkeiten hätte, die ihn auf Erden belastet haben.
Heinz-Ulrich Grenda versucht sich unter „Zwei Seelen – Chaos“ an einem Gedicht, reimt allerdings, ohne ein Versmaß anzuwenden.
Hans Peter Kögler stellt „Österreichische SF-Heftreihen der Jahre 1948 - 1965“ vor, hier die Serie STAR UTOPIA.
Christian Spließ weist auf das Reclam-Heft zu Klassikern der Fernsehserie hin und macht auf ein Sachbuch zu Game of Thrones aufmerksam.
Auch vor dem Hintergrund des Todes des Schriftstellers Ray Bradbury befasst Norbert Mertens sich ausführlich mit den MARS-CHRONIKEN in der Literatur und ihrer – misslungenen – Verfilmung.
Joe Kutzner stellt kurz die anno 1909 erschienene, französische SF-Heftromanserie Sar Dubnotal - der große Geisterbanner vor, Joachim Kutzner den HOBBIT.
PARADISE 89 ist vor allem aufgrund der Artikel rund um das Thema E-Book und wegen der Geschichte „Der Letzte seiner Art“ für jedermann lesenswert. Für Fans phantastischer Literatur sind auch die vielen Beiträge zu SF-Serien und -Autoren sowie fannischen Projekten eine reichhaltige Fundgrube. Dass ein gewisses Schwergewicht auf Heftromanen liegt, ist allerdings unverkennbar.
   
Clemens Nissen s. ps., Schortens


PHASE X 9 – DAS MAGAZIN FÜR PHANTASTIK
88 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISBN 978-3941258150.
Auflage: unbekannt, 6,90 EUR.
Kontakt: Atlantis Verlag, Guido Latz, Bergstr. 34, 52222 Stolberg.
Internet: www.atlantis-verlag.de.
 
PHASE X 9 bietet Artikel und Kurzgeschichten zum Thema „Mobile Phantasien“ an.

Christel Scheja stellt den mittlerweile achtzehnbändigen DRACHENREITER-Zyklus der US-amerikanischen Autorin Anne McCaffrey vor. Der Faszination ihrer „Drachenreiter von Pern“ sind nicht wenige Leser erlegen. Christel arbeitet zutreffend heraus, dass McCaffrey mit ihrem Zyklus etwas Einmaliges geschaffen hat. Andererseits ist der DRACHENREITER-Zyklus auch ein Beispiel dafür, wie eine ursprünglich interessante Idee unendlich ausgewalzt wird und ihren Reiz verliert: So habe ich die Lektüre der DRACHENREITER-Romane nach dem achten Band eingestellt und die Bücher anschließend verkauft.
Alastair Reynolds bespricht den Film DIE PHANTASTISCHE REISE (1966); ihm gelingt es, dem Leser seine Begeisterung für den Streifen ambivalent zu vermitteln.
Mit dem klassischen Fortbewegungsmittel in der Science Fiction, dem Raumschiff, setzen sich Simon Spiegel und Christel Scheja auseinander. Ersterer berichtet über „Fliegende Attraktionen – Zur Funktion des Raumschiffs im Science Fiction-Film“, während sich Christel mit „Hyperraum, Wurmloch oder FTL – Reisen durchs All im Wandel der Zeiten“ befasst. Beide Artikel beschäftigen sich mit der Film-SF (die PR-Serie wird nur gestreift). Simon Spiegel konzentriert sich auf die Darstellung von Raumschiffen in (überwiegend) älteren SF-Filmen, in denen die Effekte, mit der ein Raumschiffflug dargestellt wird, im Vordergrund stehen. Christel Scheja stellt dagegen die Konzepte für den überlichtschnellen Raumflug vor, die populären SF-TV-Serien zugrunde liegen.
Im Sinne des Wortes bodenständiger gibt sich der Artikel „‚A Transatlantic Tunnel, hurrah!‛ – Langstreckentunnel in der Science Fiction“ von Ralf Bülow, mit dem vor allem Darstellungen des Baus von transatlantischen Tunneln gemeint sind. Die bekanntesten Romane, die sich damit beschäftigen, sind wohl DER TUNNEL von Bernhard Kellermann (u. a. DAS BESTE GmbH, 1987) und DER GROSSE TUNNEL von Harry Harrison (Goldmann SFTB 23178, 1973/1979). Es überrascht, wie viele weitere Autoren das Thema ebenfalls aufgegriffen haben, überwiegend in Kurzgeschichten.
Den fünf Artikeln in PHASE X 9 stehen genauso viele Stories gegenüber.
Im Angesicht Gottes fliegen“ von Nina Allan ist eine eindringliche, atmosphärisch dichte Kurzgeschichte, die die letzten Tage schildert, die eine physisch veränderte Raumfahrerin auf der Erde verbringt. „Wie ich einen Tunnel baute“ von Inge Ranz greift ein anderes Thema auf: Zwei Nachbargrundstücke sollen durch einen – na?! – Tunnel verbunden werden, damit sich Frau Nachbarin und Herr Nachbar zukünftig ungestört besuchen können. Die Story ist gespickt mit amüsanten und skurrilen Details, in denen sich der Plot zum Ende hin leider verliert. „Hübsch eingepackt“ ist die letzte Story des US-amerikanischen Autors E. C. Tubb, die in PHASE X 9 in deutscher Erstveröffentlichung erscheint. Okay, es gibt durchaus Bewegung in ihr: Der undurchsichtige Nachbar der Protagonistin lässt sich von einer Partneragentur Frauen vermitteln, die nach einem kurzen Besuch bei ihm davon fahren und danach verschwinden. Und irgendwo muss auch der Nachbar in sein Haus gelangt sein.
Zwei klassische Kurzgeschichte beschließen die Ausgabe. In „Eine andere Welt – Kapitel XX. Aerostatische Lokomotiven“ von Grandville (deutsche Erstveröffentlichung 1847!) probiert der Protagonist verschiedene ungewöhnliche Transportmethoden aus (die sich aus den Umständen seiner Zeit ergeben, natürlich). Der Test ist mit schönen, passenden Illustrationen versehen. „Die entflohene Blume – Eine Geschichte von Mars“ stammt von Kurd Lasswitz (Erstveröffentlichung 1910). Zwei Kinder jagen der im Titel genannten Pflanze nach und erleben eine (für sie pädagogisch wertvolle …) Überraschung.
PHASE X 9 ist eine interessante Lektüre. Über den Zusammenhang von „Hübsch eingepackt“ mit „Mobilen Phantasien“ lässt sich diskutieren. Der eine oder der andere Artikel mehr wäre wünschenswert gewesen, vielleicht nicht nur über Bewegungen im Raum, sondern auch in der Zeit – aber das wäre bereits ein Thema für eine weitere PHASE X-Ausgabe!
   
Armin Möhle, Wallenhorst


DER FLAMMIFER VON WESTERNIS 47
40 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1437-6563
Auflage: 750 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen), für Mitglieder kostenlos.
Kontakt: DEUTSCHE TOLKIEN GESELLSCHAFT E. V., Julia Pelzer, Brüggemannsweg 13, 22309 Hamburg.
Internet: www.tolkiengesellschaft.de.
 
Flammifer von Westernis
ist ein anderer Name von Earendil, dem Stern dem die Edain auf dem Weg nach Numenor folgten. Er ist Bote und Wegweiser zugleich, und somit ein geeigneter Namensgeber für die Vereinszeitschrift der DEUTSCHEN TOLKIEN GESELLSCHAFT (DTG).
Dabei ist mir nicht immer klar, was die DTG eigentlich sein will. Es gibt einerseits den Anspruch einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Tolkiens Schaffen, andererseits findet man viele fannische Ansätze. Genau das wird auch in dieser Ausgabe deutlich.
In einem Interview mit dem durch Funk und Fernsehen bekannten Literaturkritiker Denis Scheck (der nebenbei gesagt nie einen Hehl aus seinem Hang für phantastische Inhalte macht) entlarvt dieser den HOBBIT als Kapitalismus-Satire. „Ich glaube, dass Bilbo Beutlin jemand ist, der von Venture-Kapitalisten, den Zwergen, dazu missbraucht wird, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen, den Schatz von Smaug abzuluchsen.“ präsentiert Scheck eine ungewöhnliche aber treffende Interpretation. Und Dennis Scheck findet auch kritische Worte zu der HOBBIT-Verfilmung, die er als „dramaturgisch verrutscht“ bezeichnet.
Natürlich haben auch die Mitglieder der DTG sich Gedanken zum ersten HOBBIT-Film gemacht. Die gesammelten „Stimmen zum Hobbit-Film“ kommen zwar insgesamt zu einer positiven Beurteilung, aber es gibt auch starke Kritik, z. B. an der Darstellung von Radagast oder der stark überzeichneten Schlussszene.
Artikel, die sich mit Randbereichen oder Seitenaspekte der tolkienschen Universums beschäftigen, sind für mich oft die lesenswertesten und interessanteren Beiträge im Flammifer. So beschäftigt sich Andreas Zeilinger in „Harad – dem unbekannten Süden“ mit einer Region Mittelerdes, über die wir nur wenig wissen, die aber die interessante Frage in sich birgt, warum die Menschen des Südens sich Sauron anschlossen. Wer es wissen will, muss den Beitrag lesen.
Als „Crossover-Beitrag“ könnte man den Artikel „Éowyn und die kanaanäische Frau“ von Pastor Manuel Kronast bezeichnen. Der Beitrag gibt eine Predigt wieder, die der tolkienbegeisterte Pfarrer im Rahmen des Tolkien-Tags 2012 in Hannover während eines Sonntagsgottesdienstes gehalten hat. Er vergleicht dabei die Geschichte des Neuen Testamentes mit der von Éowyn und findet Parallelen in der Überwindung von Grenzen und der Infragestellung von gesellschaftlichen Regeln und Konventionen.
Das sind Beiträge, die für mich den FLAMMIFER immer wieder zu einer spannenden Lektüre machen, weil sie Gelegenheit geben, mal wieder tiefer in Tolkiens Welt einzutauchen. Es fehlen aber natürlich auch nicht die typischen Beiträge einer Mitgliederzeitschrift: Berichte von Stammtischtreffen, Mittelerdefesten oder Tolkien-Tagen. Das muss so sein, ist aber mehr für die Dabeigewesenen interessant.
Auch die Gestaltung der Zeitschrift kann sich sehen lassen. Besonders die Titelbildgestaltung ist von internationalem Rang und mittlerweile eine feste Institution geworden. Diesmal gestaltete die deutsche Künstlerin Jenny Dolfen das Titelbild mit der Darstellung von Feanors Eid aus dem Silmarillion.
DER FLAMMIFER VON WESTERNIS ist ein gelungener und sehenswerter „Ausweis“ für einen Verein der in der nächsten Zeit – mal wieder – Hochkonjunktur haben dürfte....
 
Holger Marks, Marburg
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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Christel Scheja.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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