Online
151

Nov. 2011


Werte Leserinnen und Leser,

diese FK-Ausgabe enthält erneut Rezensionen zu zwei aufeinander folgenden Ausgaben ein und derselben Fanzine- bzw. Magazinreihe (PALDIN, GOLEM und SOL). Ich bitte darum, mir das nachzusehen ... Der FANZINE-KURIER ist bei „Aufholjagd“ zwar wieder in das Hintertreffen geraten, aber Fanzine- und Magazinausgaben sowie die Besprechungen darüber wollen wir doch nicht unter den Tisch fallen lassen, nicht wahr?!
Viele Grüße
Armin Möhle


PALADIN 172/KURZGESCHICHTEN 3, GOLEM 92 
AD ASTRA BUCHAUSGABE 12: DIE NELKE IM KNOPFLOCH
PLOP SONDERHEFT: 30 JAHRE PLOP
SOL 61
PHANTASTISCH! 43
EXODUS 28
SOL 63
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151
PALADIN 173/REISEBERICHTE 5, PALADIN 174/SERIAL 2, GOLEM 93

 

 
PALADIN 172/KURZGESCHICHTEN 3
20 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 92
24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Das Fanzine des SFC THUNDERBOLT, PALADIN 172/KURZGESCHICHTEN 3 fällt mit 20 Seiten ziemlich dünn aus. Es trägt den Titel „Gleisbau“, der zugleich auch der Titel der einzigen darin befindlichen Story von Clemens Nissen ist. Illustrationen o. a. gibt es nicht; selbst das Vorwort des Herausgebers Theo Klein ist kurz und schmerzlos.
Zieht man den Umschlag mit passend gewähltem Farbcover ab, bleiben gerade noch 17 Seiten für die Story, die in einem großzügigen Zwei-Spalten-Layout, aber mit winziger Schrift gesetzt ist.
Frank Öwers versucht sich als Lokführer, was weniger leicht ist, als er dachte. Ihm unterlaufen Fehler, die in der Realität eine Katastrophe auslösen würden. Dass die Dinge, die er erlebt, nicht real sind, ahnt man früh, da sich seine Umgebung und sogar seine Form immer wieder verändern.
Der Protagonist findet sich in für SF-Stories typischen Settings wieder, philosophiert über entsprechende Themen, hat jedoch keine Aufgabe zu erfüllen, außer letztlich seine Lok korrekt zu führen. Hier bringt der Autor – keine Überraschung! - den aktuellen Disput um „Stuttgart 21“ ins Spiel und bezieht Position.
In Folge ist „Gleisbau“ weniger eine Geschichte, die unterhalten will, als eine kurze Betrachtung zu verschiedenen Themen und eine Aufforderung an den Leser, sich ebenfalls mit diesen auseinanderzusetzen.
GOLEM 92 wartet mit drei Kurzgeschichten auf:
Simon Halo schildert in „1 x Dackel, 1 x Frosch“ die Bemühungen seines Protagonisten, sich in der modernen, bunten 3D-Welt zurechtzufinden, die sich nicht mehr nur auf Zeitschriften und das Fernsehen beschränkt. Es ergeht ihm wie jedem, der nicht alles mitmachen will und dem darum wenig Verständnis von seinem Umfeld entgegengebracht wird – und schlimmer.
Die Sängerin“ Malina von Tanja Rast zieht durch die Lande und begegnet in den Trümmern einer Feste dem Geist eines Kriegers, dem sie mit ihrem Gesang Ruhe schenken und ihm den Weg auf die andere Seite weisen möchte. Doch dann tauchen Piraten auf, um das nahegelegene Dorf zu plündern … Die Autorin erzählt eine unterhaltsame Fantasy-Story, die in gängigen Bahnen verläuft und die Erwartungen erfüllt.
In Jürgen Henks „Dehumanized“ passiert dem Protagonisten genau das, was der Titel andeutet. Er ist Sportler und muss ständig seine Leistungen steigern. Training allein reicht nicht, darum greift er zu Medikamenten und lässt sich schließlich auf tiefer gehende „Verbesserungen“ ein. Die Realität lieferte die Vorlage zu einer SF-Story, in der der Mensch nicht mehr Mensch sein darf, da nur die Leistung zählt.
Die Geschichten sind grundverschieden, teils kritisch, teils unterhaltsam, mal der SF, mal der Fantasy/Mystery zuzuordnen – also für jeden Geschmack etwas. Die zugrunde liegenden Ideen mögen nicht neu sein, aber die Autoren verstehen ihr Handwerk und wissen zu überzeugen.
GOLEM 92 ist solide gestaltet mit Farbcover, einigen auflockernden farbigen Fotos und Illustrationen sowie einem angenehmen Layout.
Da auf clubinterne Beiträge verzichtet wurde, ist das Storyzine auch für Nicht-Mitglieder eine interessante Lektüre. Drei gelungene Geschichten und der kleine Preis sagen: Zugreifen!

Irene Salzmann, Kranzberg


AD ASTRA BUCHAUSGABE 12: DIE NELKE IM KNOPFLOCH
260 Seiten DIN A 5, Seitenbindung, ISSN 1640-3280.
Auflage: unbekannt, 12,95 EUR.
Kontakt: HARY PRODUCTION, Canadastraße 30, 66482 Zweibrücken, E-Mail: wah@harypro.de.
Internet: www.harypro.de.

Nachdem es mittlerweile preisgünstiger geworden ist, Bücher im Digitaldruck zu produzieren, als selbst Hefte zu kopieren, stellen immer mehr kleine Verlage auf diese Publikationsart um. So auch Hary Production. In seiner AD ASTRA-Buchreihe erscheinen nun ausgewählte Science Fiction-Romane. So auch DIE NELKE IM KNOPFLOCH von Frank Neugebauer. Das Buch trägt den Untertitel „Die Fliege an der Wand – und das Große Bodenfließen“,
Eduard Jurisst war bisher ein fleißiger und linientreuer Beamter der Entwässerungsbehörde. Doch das ändert sich, als er beim Genuss einer wohlverdienten Tasse Tee einen Schock erlebt, denn statt seinem Arm und dem Getränk sieht er plötzlich Adolphe Hitler vor sich, der zu einem Teil seines Körpers geworden zu sein scheint.
Zwar verblasst das Ganze nach einer Weile wieder, aber der Mann ist so tief erschüttert, dass er den Staatlichen Sicherheitsdienst einschaltet und ihnen offen Rede und Antwort steht. Diese sind nicht einmal sonderlich erschüttert, denn Jurisst ist nicht der erste, der solche Erlebnisse hat. Ganz offensichtlich hängt das Ganze mit der erst kürzlich entstandenen Ödzone zusammen, die sich ganz in der Nähe befindet.
Etwa zur gleichen Zeit taucht aus einer anderen Ödzone in Afrika ein unbekannter Mann auf. Er wirkt durch seine seltsamen Gliedmaßen wie ein Freak – mehr noch, alle Zeichen deuten darauf hin, dass er vielleicht sogar ein Außerirdischer ist.
Der SSD leitet Untersuchungen ein und erlaubt sogar Jurisst nach einigem Hin und Her, mit dem Mann, der sich Ubana Moitij nennt, zusammen zu kommen, nicht ahnend, was sie damit auslösen werden.
Denn auch Eduard weiß mehr als er bisher zugegeben hat und entwickelt seine eigenen Pläne, vor allem in Bezug auf das „Große Bodenfließen“.
Frank Neugebauer entführt uns in eine alternative Welt, in der die Geschichte anders verlaufen ist als vermutet, weil Hitler offensichtlich nur eine Randnotiz der Geschichte blieb und der Zweite Weltkrieg nicht stattgefunden hat. Stattdessen begegnet der Leser einem Staatsgebilde, das fatal an die ehemalige DDR erinnert, denn auch hier scheint Individualität und selbst erworbenes Wissen nicht gerade gern gesehen zu sein, ebenso wenig wie das Abweichen von der Norm.
In diese schöne, geordnete Welt bricht nun der Mann ein, der sich als Außerirdischer entpuppt. Ausgerechnet Jurisst kommt hinter sein Geheimnis und seine eigentlichen Ambitionen, die genau so makaber sind wie Ubana Moitijs wirkliches Aussehen.
Die Geschichte könnte spannend und unterhaltsam sein, wenn der Autor weniger behäbig und altmodisch schreiben würde. Verquaste Formulierungen und viele Abschweifungen blähen die Handlung unnötig auf und sorgen dafür, dass man nach und nach den Blick auf das wesentliche verliert.
Ausgerechnet der Hintergrund badet in vielen Klischees, die man auch heute noch den totalitären sozialistischen Regimes nachsagt und es ist nicht wirklich zu erkennen, ob der Autor das Ganze satirisch meint oder nicht. Dafür sind viele Anmerkungen und Andeutungen zu platt, selbst die wichtigen Figuren gewinnen nicht genug an Profil um wenigstens ein bisschen sympathisch zu wirken.
Letztendlich verliert die zugrundeliegende Idee von DIE NELKE IM KNOPFLOCH durch die umständliche Ausführung. Diese beschert dem Buch unnötige Längen und macht es selbst dem geduldigsten Leser schwer, die Handlung zu genießen. Hier wäre weniger vielleicht sogar mehr gewesen.

Christel Scheja, Solingen


PLOP SONDERHEFT: 30 JAHRE PLOP
40 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: 200 Exemplare, 3,00 EUR.
Kontakt:
Andreas Alt, Alter Heuweg 36, 86161 Augsburg, E-Mail: andreas_alt@t-online.de.
Internet: www.plop-fanzine.de.

Manchmal stehen die wichtigen Informationen zwischen den Zeilen. Und was man in diesem Falle dort lesen kann, ist nicht beruhigend.
Allein schon die Tatsache, dass das Sonderheft zum dreißigjährigen Bestehen des Comickultheftes PLOP nicht vom derzeitigen aktuellen Chefredakteur Melchior Condoi, sondern von Andreas Alt, der bis 2007 das Amt inne hatte, herausgegeben wird, lässt das kleine Monster der Beunruhigung wachsen. Andreas hatte das Amt wegen einer schweren Erkrankung 2008 aufgegeben.
Der erst fünfzehnjährige Schüler Melchior Condoi übernahm das Amt, sicherlich mit Unterstützung von anderen altgedienten Ploperianern.
Trotzdem ist die letzte Ausgabe (Nr. 84, s. FK 148) bereits im November 2009 erschienen. Und der aktuelle Chefredakteur taucht in diesem Sonderheft mit keinem Beitrag und sei es auch nur ein Leserbrief auf. Das ist definitiv nicht gut! Es bleibt nur zu hoffen, dass die altgedienten Herausgeber und der junge neue Chefredakteur sich zusammenraufen und dieses Traditionsmagazin nicht sterben lassen.
Sonst hätte sich die Sonderausgabe mit seinem Hauptthema irgendwie selbst ad absurdum geführt. Dann es geht in den meisten Beiträgen darum, wie die Zukunft der Comics aussieht. Und wie es sich für eine Jubiläumsausgabe gehört, gibt es viele „Grußadressen“ und Leserbriefe von noch aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern des Heftes. Spannend sind aber auch die Comics – was sonst auch irgendwie blöd wäre ...
„Future for the Fanzines?“ fragt sich Oliver Gfeller in seinem einseitigen Beitrag und gibt die Richtung vor. Braucht es noch Fanzines, wenn es doch das WWW mit seinen Blogs und Foren gibt, in den man Texte, Bilder oder auch ganze Comics kostenlos und ohne den mühseligen Gang zum Copyshop publizieren kann – und lässt es aussehen, als wäre es eine Generationenfrage, ob Papier oder Virtualität bevorzugt wird.
Peter Schaaff, einer derjenigen, die seine ersten Gehversuche in PLOP machte und mittlerweile vom Zeichnen leben kann, schreibt (sic!) ein „Plädoyer für digitale Fanzines“ und regt an, PLOP endlich digital erscheinen zu lassen. Nur auf dem Klo könnte man es dann nicht mehr lesen.
Virtualität spielt auch in den weiteren Beiträgen zur Zukunft des Comics eine große Rolle.
Christoph Schönhuber lässt in seinem Einseiter „Im Jahr 2090“ seinen Comic über eine Datenbrille direkt ins Auge des Betrachters projizieren. Im Jahre 3011 werden bei Paul Hoppe Bilder direkt über Elektroden ins Gehirn projiziert bzw. geteilt. Und in dem „Institut für Fanzineforschung“ anno 2150 findet laut Benjamin Brandt der Austausch durch Berühren der Fingerspitzen statt (Spock stand Pate).
Auch bei den Beiträgen, die sich nicht direkt mit der Zukunft der gezeichneten Geschichten befassen, gibt es ab und an Andeutungen. So zum Beispiel in Herods Superhelden-Adaption „Killver Curver“, bei dem man Ergänzungen oder auch ein alternatives Ende im Internet downloaden kann. Und Max Jähling stellt in seinem Beitrag fest, dass die Comics erwachsen geworden sind und beileibe nicht mehr nur Kinder ansprechen. Das ist zwar keine neue Erkenntnis könnte aber auch dazu auffordern, den Comics und ihren Zeichnern künftig einen eigenständigen und gleichberechtigten Platz im Kulturbetrieb zu gewähren.
So vielfältig wie Künstler auf die Frage nach der Zukunft der Comics antworten, so vielfältig ist auch der zeichnerische Stil dieser Ausgabe. Es gibt Beiträge, die mit einfachen stilistischen Mitteln – den Begriff Strichmännchen möchte ich vermeiden – eine Geschichte erzählen. Und dann Beiträge, die mit sehr viel Liebe zum Detail gezeichnet sind.
Der Herausgeber dieser Ausgabe, Andreas Alt, ergänzt den Reigen der Comics um eine sehr informative historische Übersicht über die Entwicklung von PLOP von 1981 bis heute. Und dort am Ende findet man dann auch ein paar tröstende Worte, wie es dann doch weitergehen könnte mit PLOP. Melchior Condoi will wohl noch eine Ausgaben machen und die Herausgeberschaft dann an den ehemaligen Redax Bernhard Bollen abgeben. Egal ob so oder anders: PLOP muss es weiter geben. Auch wenn die „bunten Bilder“ den Kinderschuhen entwachsen sind, brauchen Nachwuchskünstler ein Forum um sich auszuprobieren und erste Erfahrungen zu sammeln.
Aber für die überwiegende Mehrheit der fannischen Leser dürfte das keine neue Erkenntnis sein ...

Holger Marks, Marburg


SOL 61
60 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.200 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Internet: www.prfz.de.

Mit SOL 61, dem Fanzine der PERRY RHODAN FANZNETRALE, geht – so das Vorwort und die SOL-„Infos“ – eine Ära zu Ende: An die Stelle von Klaus Bollhöfener als Herausgeber und Chefredakteur treten André Boyens und Herbert Keßel, und die Betreuung der PERRY RHODAN FAN-EDITION übernimmt Michael Haitel von Volkmar Kuhnle. Davon einmal abgesehen, bleibt alles, wie gehabt, und so bietet das Heft den gewohnten Mix aus Stories, Artikeln und Illustrationen, die einen Bezug zur PERRY RHODAN“-Serie haben.
Zu den Sekundär-Beiträgen in SOL 61 gehören beispielsweise die „Erinnerungen an William Voltz, Teil 15“ von Inge Mahn, die von ihrem viel zu früh verstorbenen Mann, der einer der beliebtesten PR-Autoren war, erzählt, unterlegt durch Fotos, Abbildungen von Schriftwechseln mit dem Pabel-Verlag u. v. m.
Ein weiteres Thema sind die Titelbilder der Heft-Serie in „Titelbilddiskussionen, Teil 1“. Für spätere Auflagen und Publikationen im Ausland wurden einige Cover teilweise mit geringen Veränderungen neu gemalt.
Noch etwas gezielter befasst sich „Die Flieger des Johnny Bruck, Teil 4“ mit den Titelbildern, insbesondere den Vorlagen für die Raumschiffe im Wandel der Zeit.
Auch wenn es sich in diesen Fällen um Artikel-Serien handelt, kann man, wenn man die vorherigen Teile nicht kennt, den gut recherchierten Ausführungen problemlos folgen und bekommt durchaus Lust auf mehr.
Die beiden Storys stammen von Rüdiger Schäfer und Matthias Hinz:
In „Die Farbe des Hummers“ schildert Rüdiger Schäfer, der bereits eine Vielzahl ATLAN-Romane schrieb, wie der Arkonide im Auftrag von ES unmittelbar vor dem Start der STARDUST zum Mond ein folgenschweres Zerwürfnis zwischen Perry Rhodan und Reginald Bull verhindern soll. Man lernt die Charaktere von einer ungewohnten Seite kennen, insbesondere Perry Rhodan, der arrogant und selbstgefällig auftritt, dabei üble Witze auf Kosten seines besten Freundes macht und schlicht out of character ist. Auch wenn der Autor sein Handwerk wahrlich versteht, hat er hier doch etwas dick aufgetragen, und weniger wäre mehr gewesen.
Matthias Hinz befasst sich in „Eine unbedeutende Randnotiz“ mit seinen eigenen Figuren, die im Jahr 1463 NGZ Opfer eines skrupellosen Angreifers werden. Darren McMahon und seine Frau Katie Rodriguez sind nur zwei von vielen Toten und eben „Eine unbedeutende Randnotiz“. Eine traurige Tatsache: In der Masse geht das Individuum unter, für die Politiker sind sie gesichtslos und keinen zweiten Gedanken wert. Die Realität lieferte die Vorlage für die bittere Erzählung.
Natürlich bietet SOL 61 noch einiges mehr. In erster Linie sind die Beiträge für treue PR-Leser interessant; „normale“ SF-Fans können mit dem Magazin nur wenig anfangen. Aktiven Fans wird ein Blick hinter die Kulissen erlaubt und eine abwechslungsreiche Mischung aus Unterhaltung und Information offeriert. Wem die Hefte-Serie nicht genug ist, bekommt durch die SOL noch ein Extra-Häppchen.

Irene Salzmann, Kranzberg


PHANTASTISCH! 43
64 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1616-8437.
Auflage: 1.200 Exemplare, 5,75 EUR, 4er-Abonnement 19,80 EUR.
Kontakt: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.

In der vorliegenden Ausgabe stößt PHANTASTISCH! in ein neues (Sub-) Genre vor: „Bizarro Fiction – Die Literatur der Skurrilität und des Makabren“, die Dominik Grittner mittels eines Porträts des Autors Carlton Mellick III vorstellt. Bizarro Fiction, das sind „(...) Geschichten, die schildern, wie ein riesiger Hai einen Pornostar vergewaltigt oder wie man mit einer benachbarten schwarzen Witwe ein Kaffeekränzchen veranstaltet (...)“. Oder, etwas tiefschürfender betrachtet: „Die Essenz der Bizarro-Romane sei es, so Mellick, einen neuen Stil zu kreieren, was das Plotten betrifft. Ungewöhnliche Situation, durchgeknallte Charaktere – das (...) funktioniert am besten, wenn der ausgefallene Stil hinter der ausgefallenen Story seinen Platz einnimmt.“
Nun, es ist anzunehmen, dass eine Reihe von Lesern die Bizarro Fiction schlicht für Trash halten werden.
Ein Interview mit Carlton Mellick III schließt sich an (geführt von Christian Endres), in dem er seine Auffassung von der Bizarro Fiction vertieft. Andere Erfahrungen des Interviewten gleichen denen von Autoren, die in anderen, auch populäreren (Sub-) Genres tätig sind. Wer die Bizarro Fiction im allgemeinen und Carlton Mellick III im besonderen kennenlernen will, sei an den Festa Verlag verwiesen; dort sind bereits zwei Romane des Autors erschienen, und eine Storysammlung ist angekündigt.
Carsten Kuhr stellt in dem Interview mit Alexey Pehov einen jungen russischen Fantasy-Autor vor, der offenbar Mustern der anglo-amerikanischen Ausprägung des Genres folgt. Bernd Perplies und Christian Humberg arbeiten an einen Fantasy-Jugendbuchprojekt. Frank Romberger gibt das Gespräch nicht in der klassischen Interviewform wieder, sondern im Rahmen eines Artikels. Thomas Elbel ist ein junger deutscher Autor, dessen Debütroman ASYLON in diesen Tagen bei Piper erschienen ist und der von Andreas Decker interviewt wird. Das Gespräch wird durch den Prolog und einem Ausschnitt aus dem ersten Kapitel des Romans ergänzt, die durchaus das Interesse daran wecken, die Lektüre fortzusetzen.
Achim Schnurrer setzt auch in PHANTASTISCH! 43 seine Artikelreihe „Klassiker der phantastischen Literatur“ fort: „Kindermann, Bahrt und Geiger“. Selbstverständlich in mindestens zwei Teilen! Die drei Autoren lebten und veröffentlichten im achtzehnten Jahrhundert. Zunächst beschäftigt sich Achim Schnurrer nur mit Eberhard Christian Kindermann, obwohl dessen einziger Beitrag zur phantastischen Literatur „lediglich 30 Oktav-Seiten mitsamt einer Abbildung“ umfasst. Zwar bindet Achim Schnurrer wie üblich das Leben und Werk des Autors in den historischen Kontext ein (was regelmäßig genauso interessant wie Betrachtung der literarischen Arbeiten ist), doch hier scheinen die Bedeutung des Autors und der Umfang des Artikels aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.
Mit einer Leseprobe wird auch der Artikel von Horst Illmer über „Der bemerkenswerte Fall von Helmut Wenske und Chris Hyde“ ergänzt. Chris Hyde ist das literarische Alter Ego des Grafikers Helmut Wenske, der in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Cover für eine Reihe von SF-Romanen anfertigte. Als Autor pflegt Chris Hyde einen prägnanten Stil und berichtet aus seinem ereignisreichen Leben.
Der unermüdliche Christian Endres stellt in „Grimmige Großbärte“ einen ungewöhnlichen Fantasy-Roman vor. Dominik Irtenkauf rückt in „Vlad Tepes: Vampir oder Tyrann?“ das Bild zurecht, das die Umwandlung jener historischen Figur in einem Vampirfürsten in unserem Verständnis hat entstehen lassen. Nicht hoch genug einzuschätzen ist der Artikel Horst Illmers über „Sonnenlicht über purpurfarbenen Kampfbäumen“, in dem er auf die Gesamtausgabe der „Instrumentalität der Menschheit“, des Lebenswerks von Cordwainer Smith, im Heyne Verlag hinweist (unter dem Titel WAS AUS DEN MENSCHEN WURDE, Heyne TB 52806). In „Das Grauen lauert nebenan“ bespricht Bernd Jooß drei mehr oder minder gewalttätige Horror-Filme aus – Österreich.
PHANTASTISCH! 43 bietet wie gewohnt auch zwei Kurzgeschichten. „Die Schöne, die Dunkle und der Zombie“ von Nadine Boos ist eine flotte, amüsante Schilderung des Einsatzes einer Scharfschützin in einer Endzeitwelt, die mit diversen Horrorelementen versehen wurde. Christian Hoffmann verfasste mit „Der Botschafter“ eine klassische Pointenstory: eine Zeitreise schlägt fehl, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, wenn man die Intention ihres Initiators bedenkt.
Auch mit der vorliegenden Ausgabe bleibt sich PHANTASTISCH! treu (nun, etwas anderes war auch nicht zu erwarten, zugegeben ...) und zeichnet sich erneut durch fundierte Beiträge zu einem breiten Themenspektrum aus.

Armin Möhle, Wallenhorst


EXODUS 28
102 Seiten DIN A 4, Seitenbindung, ISSN 1860-675X.
Auflage: unbekannt, 9,90 EUR, 2er-Abonnement 19,00 EUR.
Kontakt: René Moreau, Schillingsstr. 259, 52355 Düren, E-Mail: rene.moreau@exodus- magazin.de.
Internet: www.exodusmagazin.de.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Vielleicht ist Literatur so überhaupt erst entstanden: An Lagerfeuern erzählte Erlebnisse von Reisenden aus fremden Ländern mit anderen Kulturen und Gebräuchen, zuerst nur mündlich überliefert und schließlich auf einer beschreibbaren Unterlage festgehalten. Noch heute deckt die Reiseliteratur einen Großteil des Buchmarktes ab.
Warum sollte es also in der Zukunft anders sein? „Von fernen und anderen Reisen“ lautet der Untertitel einer neuen Ausgabe von EXODUS, die den hier schon hochgelobten Vorgängerausgaben in nichts nachsteht.
Dem Rezensenten bleibt in diesem Fall nur, Eulen nach Athen zu tragen (auch eine schöne Reise, aber kein Beitrag zum Schuldenabbau....). Habe ich am Ende der Besprechung von EXODUS 27 noch geklagt, dass der Zeitraum bis zum Erscheinen der nächsten Ausgabe viel zu lang wäre, zeigt sich nun, wie relativ Zeit und Raum doch sind. Und um Reisen durch Raum wie auch Zeit geht es in EXODUS 28.
Und es geht rasant los. Helmuth W. Mommers präsentiert zum Auftakt mit „Goodbye James“ eine sprintstarke Agentengeschichte die ganz harmlos und mit einer alltäglichen Situation beginnt. Handelsreisender Rudi Gerngross (sic!) gelangt aus Versehen bei der Gepäckrückgabe am Flughafen an einen fremden Koffer, der es in sich hat. Er enthält hochmoderne Waffen, u. a. eine sprechende Kamera, die ganz andere Funktionen ausführt, als nur Bilder zu schießen. Wieder Erwarten geht die Geschichte für Rudi Gerngross sogar verhältnismäßig glimpflich aus. Denn natürlich bleibt die Verwechslung nicht unbemerkt und Rudis Ausflug in die Welt der Geheimagenten endet kurz nachdem sie begonnen hat. Helmuth W. Mommers ist eine mit sehr viel Tempo und Ironie erzählte Geschichte gelungen, die Sinn für skurrile Situationen hat. Ein gelungener Auftakt der Reisegeschichten, auch wenn die Entfernungen überschaubar sind.
Bernard Craw lässt seine Helden die unermesslichen Weiten des Universums durchmessen. Sie sitzen in einem Generationenraumschiff auf der Suche nach einer bewohnbaren Welt. Im Grunde geht es aber darum, wie sehr Gewohnheiten die Gefahr in sich bergen, das ganze Leben zu bestimmen. Denn nicht alle Mannschaftsmitglieder wollen das bequeme Leben an Bord mit einem harten Pionierdasein auf einem jungfräulichen Planeten tauschen. Erst nach einer Meuterei erkennt der Kapitän, warum die Crew nie einen bewohnbaren Planeten findet. Eine stimmige, spannende Geschichte, die auch durch persönliche Konflikte an Gewicht gewinnt.
Reisende gelangen nicht immer an ihr Ziel. Manchmal stranden sie auch, vergessen das Weiterreisen oder es fehlen ihnen schlicht die Mittel, um den Weg fortzusetzen. Um eine Kombination dieser Ursachen handelt es sich in Matthias Falkes „Die Geschichte der MORNING DOVE“. Notgelandet auf einem Felsplaneten ohne Atmosphäre sucht das einzige Besatzungsmitglied des Schiffes einen ungewöhnlichen Weg aus der Misere. Er klont sich selbst, sorgt allerdings dafür, dass sein Klon eine Frau wird. Alles weitere kann man sich denken. Matthias Falke ist eine ungewöhnlich berührende und dichte Geschichte gelungen bei der allein das Ende etwas willkürlich erscheint und nicht komplett überzeugen kann. Der plötzliche ethische Konflikt der Hauptperson über sein Handeln, der ihn zur Flucht in die Tiefschlafkapsel veranlasst, wirkt etwas unglaubwürdig und scheint eher darin begründet, der Geschichte noch einen Konflikt und eine unerwartete Wendung zu geben.
Nicht die unermessliche Weite des Weltraum, sondern die Vielfalt des Multiversums, verdankt Antje Ippensens Heldin mit dem schönen Namen Yarissa Tekk eine eher unerfreuliche Erfahrung. Sie landet mittels „Legendenstrom“ in einer Welt, die durch und durch korrupt, geldgierig und triebhaft gesteuert ist. So zeigen zum Beispiel farbige Armbänder an, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Mir fehlte bei der Geschichte ein wenig das Ziel. Yarissa gerät in eine Verschwörung, wird in ein Attentat hineingezogen und versteht sich plötzlich mit ihrem Alter Ego aus der Parallelwelt sehr gut. Es eine etwas gewollte aber sehr sympathisch erzählte Geschichte, die am Ende noch mit einer Überraschung aufwartet
Rolf Krohn führt uns zurück in die Geschichte und schildert die Erlebnisses eines römischen Offiziers, der auf einer Seereise eine ungewöhnliche Entdeckung macht und bei einen Ausflug auf ein Schiff ohne Masten und Besatzung ein geheimnisvolles Gerät erbeutet. Nun versucht er sein Leben lang, das Geheimnis zu ergründen. Die Geschichte ist etwas langatmig und „altbacken“ erzählt, hat aber auch ihre Feinheiten zu bieten. Der Autor berücksichtigt zum Beispiel, dass die Römer noch keine arabischen Zahlen kannten und eine „5“ dem Helden daher wie ein verunglücktes „S“ vorkommt: „der obere Bogen war eckig, der andere rund...“.
Mit der Geschichte „Venezia muore“ von Wolf Welling bin ich nicht ganz warm geworden. „Venedig sehen und sterben“ ist eine stehende Redewendung, an die sich auch der Protagonist erinnert. Nur ist der Meeresspiegel mittlerweile um zwei Meter gestiegen und Venedig eine überflutete Stadt, in die sich der Held zum sterben zurückgezogen hat. Dort trifft er auch eine Bekannte, wird von ihr in eine Vision hineingezogen und auf gewisser Weise geläutert. Die Story wirkt sehr überfrachtet, das narrative Element steht stark im Vordergrund. Trotzdem bleibt die Person des Ich-Erzählers unnahbar und dem Leser fern. Eine zweite Ebene enthält die Geschichte allerdings durch einige wenige in Klammern gesetzte Bemerkungen, die eine Geschichte hinter der Geschichte andeuten – die man aber, da die Hintergrundgeschichte nicht weiter ausgeführt wird – als reine Spielerei ansehen kann.
Lothar Bauer ist ein gern veröffentlichter Künstler“ schreibt Michael Haitel aus eigener Erfahrung über den saarländischen Grafiker. Er greift selber gerne auf Lothar Bauers Bilder zurück und bezeichnet ihn gerade nicht als Ausnahmekünstler, aber als mutigen, experimentierfreudigen Kreativen, den man sich merken sollte. Nun gut, das dürfte nicht schwer fallen, sind Lothar Bauers Bilder doch in vielen Magazinen und Fanzines zu finden. Nicht alle Bilder der Galerie konnten mich für sich vereinnahmen. Bauer arbeitet sowohl traditionell mit Tusche und Stift als auch mit Software. Einigen Bildern sieht man das an. Aber „Robotwalk“ gefiel mir, weil die beiden Wesen trotz ihrer metallenen Hülle so verletzlich und schutzbedürftig aussehen. Auch in die Charakterstudie eines „Alienlords“ kann man sich verlieren und dabei die ironische Härte und den selbstbewussten aber auch wehmütigen Ausdruck des Gesichtes zu deuten versuchen hinter dem sich eine ganze Geschichte zu verbergen scheint. „City X“ ist dagegen düster und starr, beliebig wie der Titel, ebenso „Fire in der Air“, das vielleicht an 9/11 erinnern soll, aber in der Ausstrahlung eher einer technischen Zeichnung ähnelt. Menschen haben kaum einen Platz in den Bildern der Galerie. Und wenn doch, dann als verzerrte oder sich auflösende Wesen wie z. B. in dem metaphysisch angehauchten „My Thoughts disappear on Account of the unattainableness of Truth“.
Gundala Sell liefert mit „Der Grünspan“ die längste Geschichte in dieser Ausgabe ab. Es ist eine Zeitreisegeschichte mit Anlauf. Sie spielt in dem fiktiven Land Orsinien. Der Name erinnert an eine Schöpfung Ursula LeGuins, die Ähnlichkeit ist aber wohl zufällig. Parallelen finden sich jedenfalls nicht. Die Geschichte handelt von einer kleinen verschworenen Gemeinschaft von Forschungsassistenten, die einen vom totalitären Regime in früheren Jahrzehnten gejagten und ermordeten Dissidenten in die Zukunft holen wollen, um ihm zu zeigen, dass sein Wirken nicht umsonst war. Natürlich bringen sie es nicht über Herz, ihn wieder in die Vergangenheit und in den sicheren Tod zu schicken... Die Geschichte ist sehr „wortreich“ erzählt und enthält unzählige stilistische Blüten, vor allem die italienischen Einsprengsel und Bezeichnungen nerven am Anfang. Es dauert bis die Geschichte in Gang kommt, dann gewinnt sie aber zunehmend an Komplexität und Reiz bis es zum Schluss richtig spannend wird.
Mit „Thalassa! Thalassa!“ schickt uns Erik Simon wieder zu den Römern. Wir dürfen die Lebensgeschichte eines römischen Soldaten verfolgen, den es im wahrsten Sinne um die halbe Welt verschlägt. So landet er als Kriegsgefangener erst bei den Parthern, bei den Hunnen und schließlich bei den Chinesen. In deren Diensten schickt er sich an, die Welt zu umrunden. In seinem Bestreben bald wieder auf römischen Boden zu stehen unterliegt allerdings einem schicksalhaften vorkolumbianischen Irrtum. Erik Simon ist eine sprachlich und historisch ausgefeilte und kenntnisreiche Geschichte gelungen, die trotz ihres stark ausgeprägten Berichtscharakters sehr gut zu lesen ist.
Die Reise die Frank Haubold schildert ist die letzte aller Reisen, die ein Mensch unternehmen kann. „Am Ende der Reise“ steht der Kapitän eines am Rande einer Anomalie festliegenden Raumschiffes, dem längst verstorbene Personen aus der Vergangenheit begegnen. Frank Haubold macht deutlich, dass die Suche nach dem Rand des Universums letztlich eine Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Die melancholische Suche nach dem Sinn des Lebens und den langsamen Abschied kleidet Frank Haubold in eine glaubwürdige und gefühlvoll gestaltete Geschichte.
Die letzte, ultimative Reise schildert von Frank Neugebauer in „Rückreise“. Es ist eine Reise zurück in die Zeit. Das Leben des Protagonisten verläuft – verursacht durch einen göttlichen Missgriff – rückwärts. Das ist keine neue Idee. Die Geschichte enthält aber ein paar nette Ideen und Sätze wie: „Dann kam der Tag, an dem sie sich kennenlernten – und ihre Wege trennten sich für immer.“ Diese kleinen Apercus machen die ansonsten etwas gestreckte und sehr in alltäglichen Ereignissen verhaftete Erzählung, die mehr ein Lebenslauf als eine Geschichte ist, interessant.
So, und nach nun fast hundert Seiten endet die Reise. Fast. Einen kleinen Nachschlag gibt uns Antje Ippensen mit einem Essay über die drei letzten EXODUS-Ausgaben und ihrer ganz persönlichen Sicht auf die Autoren und Künstler, ihre Werke und Texte. Anstatt Leserbriefe sozusagen, eine Rubrik die mittlerweile, wohl auch weil die Fülle zu groß wurde, abgeschafft ist.
Es fällt auf, dass die Mehrzahl der Autoren mehr oder wenige Profis oder zumindest den inoffiziellen Status der Halbprofis haben und über langjährigen Erfahrungen im Literaturbetrieb verfügen. Das sichert natürlich die hohe ungeschlagene Qualität dieses Magazins für Science Fiction Stories und phantastische Grafik. Aber langsam würde man sich doch mal einen neuen Namen und mehr frischen Wind wünschen.
Aber das ist meckern auf allerhöchstem Niveau. Ich packe fernwehgeschüttelt meine Eulen (Hedwig, kommst Du nun endlich!), ein paar Euro, ein Handtuch und was man sonst noch braucht und ziehe los. Per aspera ad astra! Oder wohin der Wind des Schicksals diese Worten zu wehen vermag.

Holger Marks, Marburg


SOL 63
60 Seiten DIN A 4, Mittelheftung, ISSN 1439-2453.
Auflage: 1.200 Exemplare, 4er-Abonnement 24,00 EUR.
Kontakt: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Internet: www.prfz.de.

Peter Dülp stellt in den Gedanken zur PRFZ - „Keine Kuschel-Kolumne“ - richtig, dass der WeltCon 2011 für den Verlag ein großes Verlustgeschäft sein werde, und bittet um Hilfe bei der Besetzung des Informationsstandes der Fanzentrale.
Der galaktische Beobachter“ Rainer Stache blickt kritisch auf die PR-Romane 2580 bis 2593 zurück.
In „Perry Rhodan ist Sternweh 0150 Die Perry-Rhodan-Serie wird 50“ stellt Gerhard Huber die Serie vor und trägt damit für die Mitglieder der Fanzentrale gewiss Eulen nach Athen.
Roman Schleifer interviewt den Exposé-Autoren Uwe Anton, der sich gelassen den Fragen stellt und sie sachlich beantwortet.
Der fünfte Teil der Serie „Die Flieger des Johnny Bruck“ behandelt die Titelbilder der Hefte 401 bis 500. Frank G. Gerigk führt vor Augen, dass der Zeichner sich weitgehend an damals aktueller Flugtechnik orientierte, und zwar auch an kurzlebigen, früh gescheiterten Experimentalmodellen.
Volker Bregulla gewährt einen kurzen Einblick in die Präsenz der „PRFZ auf dem DortCon“.
Mit einem sehr langen Artikel wartet Robert Hector auf: „Psi-Materie und Bewusstsein“. Leider vermischt er PR-Universum und reale Psychologie so, dass die Grenzlinien verwischen. Gerade bei diesem Thema ist das schlimm, weil die Wissenschaft die phantastischen Spekulationen zur gezielten Einsetzbarkeit parapsychologischer Effekte als Waffe und Transportmittel nicht stützt, hier also der Graben zwischen Science und Fiction besonders groß ist. Dass der Autor sich dann noch dazu versteigt, das in der Psychologie geläufige Leib/Seele-Problem zum Scheinproblem zu erklären, stößt sauer auf, denn man hat den Eindruck, dass die Hausaufgaben, die eine solche Aussage vielleicht erlauben würden, nicht gemacht worden sind und Dichtung das naturwissenschaftliche Weltbild prägen soll.
Deutlich angenehmer liest sich der folgende Artikel „Stardust – Ein Nachruf“. Karl Eisner würdigt den Zyklus als ein misslungenes Experiment und dankt gleichzeitig dafür, dass die Serie noch Mut hat, neue Wege zu gehen.
Auch der Zeichner Horst Gotta zeigt sich im Interview, das Roman Schleifer mit ihm führte, sehr ruhig und abgeklärt und gibt bereitwillig Auskunft.
Reiner Castor und Michael Thiesen steuern ein umfangreiches Völker-Datenblatt zu den Halbspur-Changeuren bei.
In „Unter Überwesen oder Warum verschläft Gott Jahrmillionen?“ moniert Matthias Hinz logische Lücken im Konzept des Stardust-Zyklusses.
Zum Schluss geht es noch einmal vollends harmonisch zu: Im Vorfeld des WeltCons, der in Mannheim stattfindet, stellt sich der Mannheimer PR-Stammtisch vor.
Die PERRY RHODAN FANZENTRALE pflegt in der SOL 63 einen offenen Umgang mit Stärken und Schwächen der Serie, bietet den Fans eine lebendige Heimat und eröffnet ihnen auch Raum für Kritik. Den Unterschied zwischen realer Wissenschaft und erfundener Kosmologie sollte sie allerdings nicht nur bei Flugzeugmodellen offen legen, sondern auch und gerade bei tiefgreifenden wissenschaftlichen Themen. Hier lässt die PRFZ noch ein gewisses Defizit vermuten, während sie ansonsten Kompetenz beweist und Klarheit walten lässt. Angesichts des neuen Konzepts PERRY RHODAN NEO sollte es ihr eigentlich nicht schwer fallen, zu zeigen, dass die Serie reale Entwicklungen immer nur phantastisch begleiten kann und dort, wo sich Dinge überholt haben, auch zu einem harten Schnitt ansetzen muss, um sich von alten Zöpfen zu trennen.

Clemens Nissen s. ps., Schortens


ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151: FIKTION IN SERIE – 50 JAHRE PERRY RHODAN
136 Seiten DIN A 4, Klebebindung, ISBN 0934-330X.
Auflage: 390 Exemplare, 7,90 EUR.
Kontakt: SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND, Stefan Manske, Krefelder Str. 58, 47226 Duisburg, E-Mail: stefan.manske@sfcd.eu.
Internet: www.sfcd.eu.

Mit dem Fanomen PERRY RHODAN beschäftigt sich die 151. Ausgabe des ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZINS des SFCD. Es ist nicht die Intention des Heftes, eine systematische und umfassende Analyse der Serie zu bieten. Eingebettet in den historischen, kulturellen und literarischen Kontext der letzten Jahrzehnte (beginnend mit den sechziger Jahren, versteht sich) beleuchtet das ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151 verschiedene Aspekte der PR-Serie und zunächst auch der SF.
Einen hochinteressanten historischen Abriss gibt Marianne Sydow-Ehrig in ihrem Artikel „Verfolgt, gehasst und erfolgreich – die deutsche SF im Heftroman.“ Sie schlägt den Bogen von den Kolportageromanen des 19. Jahrhunderts bis zu den ersten Heftromanen der Nachkriegszeit. Heinz-Jürgen Ehrig berichtet über „Das namenlose Chaos – Bevor die SF nach Deutschland kam“. Der Artikel enthält auch historische Informationen und beabsichtigt mit ihnen (und ihrer Interpretation), diverse Aussagen des britischen SF-Autors Brian W. Aldiss aus seinem Sachbuch DER MILLIARDEN JAHRE TRAUM (Bastei/Lübbe Paperback 28160, 1987) zu widerlegen. Es sind zumindest Zweifel angebracht, ob Heinz-Jürgen Ehrig das gelungen ist. Die Aussage, Hugo Gernsback sei der „Vater“ der Science Fiction, muss angesichts der zahlreichen internationalen Einflüsse auf die Entwicklung des Genres zu Recht relativiert werden. Und ob Heinz-Jürgen Ehrig die Aussagen Aldiss' korrekt zu seinen Behauptungen zusammengefasst hat, die er (Ehrig) zu widerlegen meint, nun, darüber lässt sich auch geteilter Meinung sein.
Robert Hector referiert über „Das Goldene Zeitalter der Perry Rhodan-Serie – die Ära William Voltz 1974 - 1984“. Es ist der einzige Artikel in dem ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151, der auf einen Handlungsabschnitt der PR-Serie eingeht, und das gelungen, weil Robert Hector die relevanten Aspekte dieser Phase der Serienhandlung darstellt und sie in einen historischen und persönlichen Kontext setzt.
Werner Fleischer hat für das ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151 zwei alte Artikel ausgegraben, was nicht unbedingt unverständlich ist. Der erste ist „Neues aus Atlantis – Eine differenzierte Analyse des Atlantis-Zyklus'“, beschäftigt sich mit der ATLAN-Serie, ist ungleich detaillierter als der PR-Artikel von Robert Hector und wurde wohl nicht aktualisiert, was aber nur in einer Fußnote auffällt ... (Die die Tatsache, dass jüngere Serien wie MADDRAX oder STERNENFAUST inzwischen auch jeweils deutlich über 100 Bände aufweisen, ignoriert.) Der Autor versucht außerdem „Appetit auf einen heißen Krimi“ zu wecken – „Was wurde eigentlich aus dem umlaufenden Titelbild von ATLAN 300?“. Nun, hier erfährt es der interessierte Leser!
Der dritte Beitrag Werner Fleischers ist PR-bezogen: „Was sind die Perry Rhodan-Tage Rheinland-Pfalz?“, ein Überblick über die populäre Conreihe, an der der Autor als Mitorganisator beteiligt war. Vermutlich wurde der Text für die letzten PR-TAGE 2007 verfasst, wie sich dieser Aussage entnehmen lässt: „Nach einer (...) Pause (...) findet in diesem Jahr der Jubiläumscon im Pfarrheim St. Peter statt.“ Und genau von dieser Veranstaltung wird später auch berichtet. Eine solche inkonsequente Aktualisierung ist ärgerlich.
Hermann Ritter und Jürgen Lautner schwelgen in Erinnerungen: Hermann in „Plejaden – Erinnerungen, Reminiszenzen und gefühlte
‚Perry Rhodan‘-Welten“ an ein PR-Rollenspiel und vor allem an die Recherchen dazu, Jürgen in „PERRY aus der Stapelbox – Eine Erkundungsfahrt in den Untiefen eines fast vergessenen Archivs“ über den NorisCon 1978 und über den PR-WeltCon 1980. Kees van Torn berichtet über „Ein Leben als Übersetzer der PERRY RHODAN-Serie“ und Sina Boldt analysiert „PERRY RHODAN-Titelbilder – Die Entwicklung von 1961 bis 2011“. Zwei thematisch sehr passende Beiträge für das ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151!
Über das Heft verstreut sind zahlreiche Fotoseiten (von Dieter Steinseifer, Roger Murmann, Birgit Fischer und Thomas Recktenwald) und kürzere Artikel von Ralf Boldt, in denen er sich mit diversen (Neben-) Aspekten der PR-Serie beschäftigt.
Das ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 151 bietet Reminiszenzen langjähriger PERRY RHODAN-Leser an die Serie und mehr, keine gnadenlosen kritischen Analysen, ist vielleicht etwas inkonsequent in der Zusammenstellung der Beiträge, enthält aber keine Lobhudeleien. Leser, zu deren bevorzugte Lektüre die PR-Serie seit Jahren bis Jahrzehnten ebenfalls gehört, können mit dem Kauf dieser Ausgabe nichts falsch machen.

Armin Möhle, Wallenhorst


PALADIN 173/REISEBERICHTE 5
28 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
PALADIN 174/SERIAL 2
20 Seiten DIN A 5, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
GOLEM 93
24 Seiten DIN A 5, Mittelheftung, ISSN 1864-8134.
Auflage: unbekannt, 2,00 EUR.
Kontakt: SFC THUNDERBOLT N. E. V., Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne, E-Mail: TheoKlein@web.de.
Internet: www.thunderbolt.de.

Jungfrauen haben keine Kinder, die die Kekse wegfressen. Und sie haben keinen Mann, der sie am Kekse backen hindert! Du bist eine Jungfrau – du hast Kekse!“
Mit dieser umwerfenden und kaum widerlegbaren Logik eines zugegebenermaßen etwas naiven und einfältigen Einhorns muß sich die Heldin in der Geschichte „Der Köder“ von Tanja Rast auseinandersetzen. Der Köder ist die Heldin schließlich selbst. Weil ein paar böse Buben ein Einhorn fangen wollen, wurde sie aus dem nahen Kloster in den Wald verschleppt, in dem es zu dieser schicksalhaften Begegnung kommt. Aber keine Sorge, liebe Kinder, es wird alles gut. Weder dem Einhorn noch der freundlichen Nonne passiert irgendein Leid und selbst die bösen Buben kommen mit der Strafe des „auf ewig alle Ställe im Kloster ausmisten müssen“ davon. Kekse gut, alles gut! Eine nette kleine Geschichte an der Kinder viel Freude haben werde.
Ernster und wesentlich philosophischer geht es bei Florian Heller zu. Sein Held ist „Nulldimensional“ und hat die einmalige Gelegenheit, mal ein wenig mit dem Universum zu quatschen bzw. sich intellektuell auszutauschen. Es wird vieles in Frage gestellt, denn das Universum ist der heutigen Wissenschaft eher kritisch gegenüber eingestellt und am Ende gibt es natürlich einen „Knall“. Eine ungewöhnliche Geschichte mit einem renitenten Universum als Protagonisten, die auch noch beim zweiten Lesen Spaß macht.
Jolanda Bouton hat dann so ihre Probleme mit der „Guten Fee“. Denn die bzw. eher der sieht gar nicht so aus, wie ein solches Wesen in der Regel auszusehen pflegt. Die Aktivierung und Programmierung des Doppelgängers, herbeigezaubert von dieser seltsamen guten Fee, erweist sich dann auch als tückisch – und offenbart ein unglückliches Ende des Wünschenden.
Eine intergalaktische Schadensersatzklage ist das Thema bei Merlin Thomas, der den Reigen der vier Geschichten in dieser Ausgabe des GOLEM abschließt.
Der GOLEM hat es sich zur Aufgabe gemacht, mutige, schräge und ungewöhnliche Geschichten zu präsentieren. Das ist mit dieser Ausgabe gelungen, auch wenn nicht jede Geschichte eine Topwertung verdient hat. Das außergewöhnliche, abwechslungsreiche und manchmal auch anstrengende Layout des Heftes tut sein Übriges dazu.
Neben dem GOLEM gehören auch noch zwei Ausgaben des Clubzines PALADIN zur Lieferung. Natürlich ist der PALADIN längst kein herkömmliches Clubzine des SFC THUNDERBOLT mehr. Theo Klein versucht in der „neuen Generation“ bunte Abwechslung zu bringen.
Regelmäßiger Bestandteil dieser „Abwechslungen“ sind mittlerweile die Reiseberichte von Angelika Öhrlein. In „Apfeltee und Pflaumenbrot“ (PALADIN 173) erzählt sie von zwei Reisen. Die erste führte sie in Richtung Süden in die Nähe von Berchtesgaden, Sie kehren in einer „Biopension“ ein und es folgt ein Exkurs zur Vollwertküche, da Angelika und ihr Reisebegleiter an einem entsprechenden Kochkurs teilnahmen. Und so erklärt sich der erste Teil des Titels: Apfeltee gab es nämlich auch.
Die zweite Reise führte dann in den Norden nach Berlin. Hier gibt es natürlich viel zu sehen, historische Bausubstanz zu bewundern, Museen oder Ausstellungen zu erkunden oder Stadtrundfahrten zu unternehmen. Und auch hier kommt das Kulinarische nicht zu kurz – und wir haben auch den zweiten Teil des Titels erklärt, gab doch in einem Laden Pflaumenbrot zu kaufen, von dem vor allem ihr Begleiter sehr angetan war.
Auch wenn mit die kulinarischen Erläuterungen oft zu ausschweifend waren, so liest sich der Bericht überwiegend sehr interessant. Die persönliche Note macht ohnehin die Würze solcher Beiträge aus!
Im PALADIN SERIAL gibt es diesmal ein weiteres Abenteuer mit „Götz Gregorius“ Theo Kleins Protagonist wurde von einem einfachen Tennishallenbesitzer über Nacht zu einem „Kämpfer gegen die Finsternis“. Subtilen Horror sollte man nicht erwarten warnt Theo gleich in seinem kurzen Vorwort. Dafür aber einen rasanten Schreibstil, ein glaubwürdiges Szenario, und eine Geschichte die zielstrebig und ohne viele Schnörkel ihrem Höhepunkt entgegenfiebert. Eine nette Geschichte, routiniert erzählt, die man vielleicht in dieser Form schon tausend Mal gelesen zu haben glaubt, die man aber auch immer wieder mal lesen kann. Gestört hat mich nur die Tatsache, dass ein „frugales Mahl“ nun gerade kein „Festmahl“ ist ...
Aber lest selbst!

Holger Marks, Marburg
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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise der Printausgabe: Einzelexemplar 0,60 EUR, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 EUR (in Briefmarken oder per Überweisung [Bankverbindung bitte erfragen]). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im Fanzinetausch zu beziehen. Auslandspreise auf Anfrage.

Mitarbeiter dieser Ausgabe:  Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Christel Scheja.
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Auflage der Printausgabe: 30 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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