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Home - Index - Rezensionen - Impressumemail Feb.2003

Werte Leserinnen und Leser,
für diese Ausgabe haben mich die eingeplanten Besprechungen komplett erreicht, einschließlich der "Nachzügler". So bleibt mir nur, auf die Fanzines hinzuweisen, die im FANZINE-KURIER 111 (hm...) besprochen werden sollen: HORROR 12: IM AUFTRAG DER ROSE, SOL 29, SIRIUS 11/12: VERSCHWÖRUNG AUF ONETH, GREY EDITION 6, PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 62 sowie das eine oder das andere Clubzine. Auffallend, daß diese Liste immerhin zwei Produktionen aus Kleinverlagen enthält, aber damit unterscheidet sie sich nicht wesentlich von dem Inhalt dieser Ausgabe.
Viele Grüße
Armin


FUTURE MAGIC 37
SFGH-CHRONIKEN 199
MARC O' POPEL 53/54, 55/56
PHANTASTISCH! 8
ÄON INTERN 239
AD ASTRA 41: DIE SICHT DER DINGE
SOLAR-TALES 13: PETER SCHÜNEMANN – STYX
ENPUNKT 38
TIAMAT – DAS AUGE DES DRACHENS 1: TODESSCHATTEN
RETTUNGSKREUZER IKARUS 13: DAS LEID DER SCHLUTTNICKS
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 61 
ARCANA 1
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 117
FUTURE MAGIC 38



FUTURE MAGIC 37
80 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Flurschützstr. 23/27, A-1120 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, lautend auf Andreas Leder.

Das Clubmagazin des SFC STARDRAGONS FUTURE MAGIC ist eine Sammlung phantastischer Beiträge – Stories, Artikel, Grafiken etc. –, die erfreulicherweise auch die Veröffentlichung längerer Texte und Serien zuläßt.
Das einzige Problem, das sich hieraus ergibt, ist, daß ein Neuleser oft mit Episoden aus einer fortgeschrittenen Handlung konfrontiert wird, in der er sich kaum zurechtfindet, da ihm das Wissen um die Hintergründe der aktuellen Ereignisse und die agierenden Charaktere fehlt. 
Bestes Beispiel hierfür ist "Eismond, Teil 17" von Fred H. Schütz. Man fühlt sich in die Welt der Indianer versetzt, die Protagonisten sind teils menschlich, teils tierisch, Tiermenschen…, doch was eigentlich los ist, kann man nur erraten.
Etwas einfacher hat man es noch mit dem Einstieg in die Handlung "In den Schatten, Folge 5" von Thomas Kager. Nomen est omen – die Geschichte spielt in der RSP-Welt von Shadowrun. Sven Noldor wurde entführt, um in Schaukämpfen eingesetzt zu werden, und gilt offiziell als tot. Zusammen mit einigen anderen gelingt ihm die Flucht, doch werden sie kurz darauf von der Polizei aufgegriffen. Unerwartet zahlt jemand die Kaution – woraufhin die Kameraden den Weg in die Schatten wählen, da eine Rückkehr in ihr altes Leben unmöglich ist.
Es gibt aber auch in sich abgeschlossene Kurzgeschichten wie Susanne Stahrs "Das Fenster": Die Welt ist überbevölkert, Wohnraum ist rar und teuer. Viele leben unterirdisch, und nur die Privilegierten genießen den Luxus eines Fensters oder gar einer Unterkunft auf der Oberfläche. Ethel wird von ihrem Mann wie eine Gefangene in der Wohnung gehalten. Inzwischen darf sie nicht einmal mehr hinaus und kann nur noch von Freiheit träumen. Plötzlich erscheint im Fenster – natürlich ein Bildschirm – in der Weite des Meeres ein Schwimmer, der nach einigen Tagen den Strand erreicht und sie einlädt, ihm zu folgen… Die Story ist eine Metapher für den Wunsch, aus dem öden Alltag ausbrechen und einfach alles hinter sich lassen zu können. Viele hätten sicher gern ein solches Fenster…
"Die Wahrheit über Trolle" von Thomas Kager nimmt humorig die ewigen Klischees von den blöden, gewalttätigen Trollen auf die Schippe, die schöne Jungfrauen und Schätze horten, bis ein mutiger Ritter erscheint, sie niedermetzelt und mit Frau und Reichtum von dannen zieht. Solche kleinen Parodien zu lesen, macht immer wieder Spaß.
Außer den genannten gibt es zwölf weitere Stories bzw. –Folgen, einen kleinen Sekundärteil, in dem die Fanzines ÄON INTER 238 und SOL 28 sowie der Film Der Herr der Ringe 1 besprochen werden u. v. m. 
Ergänzt wird mit einigen Grafiken von Eva Kalvoda, Christel Scheja und Michael Wittmann. Das farbige Cover stammt von Franz H. Miklis.
Das Future Magic bietet eine bunte, durchschnittlich gute Mischung, in der so ziemlich jeder etwas nach seinem Geschmack finden kann. Wer sich in die fortlaufenden Stories einlesen möchte, hat die Möglichkeit, ältere Zines nachzubestellen. Wenn ich nicht irre, existiert sogar eine CDR mit den gesammelten Episoden der hier publizierten Geschichten.

Irene Salzmann, Kranzberg

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SFGH-CHRONIKEN 199
116 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 120 Exemplare, 4,48 €, Abonnement 20,00 €.
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER, Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover, E-Mail: Fkoerper@iname.com
Bankverbindung: Postbank Hannover (BLZ 250 100 30), Konto 195876308, lautend auf Wolfgang Thadewald.

In der 199. Ausgabe der altehrwürdigen SFGH-CHRONIKEN geht es um Städte – vielmehr um die Tagung "Die phantastische Stadt", die als 22. WETZLARER TAGE DER PHANTASTIK im September 2002 stattfanden und für die die vorliegende Ausgabe des Fanzines als Programmheft fungierte. Das Thema ist interessant und gerade urbane Szenarien haben Filmemacher wie Autoren immer wieder fasziniert. Ständig wachsende Megastädte haben neben der belletristischen auch futuristische Entwürfe der künftigen Lebensräume des Menschen herausgefordert, und das gilt nicht nur für die moderne SF.
Auf den 116 Seiten des Fanzines sind Zukunftsvorstellungen aus der "Mottenkiste" der Phantastik ebenso vertreten, allen voran Hans Dominiks Artikel "Die Großstadt der Zukunft", die er 50 Jahre später noch einmal einer kritischen Würdigung unterzog. Im belletristischen Bereich bleiben die SFGH-CHRONIKEN altehrwürdig, was ein wenig schade ist: Nichts gegen Geschichten aus den Jahren 1890, 1900 oder 1905 – die aktuellste abgedruckte stammt aus 1912 –, aber die phantastische Literatur hat sich mittlerweile doch etwas weiter entwickelt, und so sehr ich sonst Wolfgangs Faible für die fernere Vergangenheit des Genres schätze, diesmal scheint es mir etwas unangebracht. Die moderne Phantastik hat zum Thema urbaner Lebensräume eine Menge zu sagen, und das hätte ganz gut hier gepaßt. Es kann natürlich auch am Gesamtdesign der Veranstaltung gelegen haben, doch eine Tagung, die sich selbst als Literatursymposion versteht, sollte mehr abdecken als nur Werke, die heute von eventuell noch historischem Interesse sind – mehr aber auch nicht.
Das schmälert nicht das Interesse, daß der ernsthaft interessierte Fan diesem Heft zuwenden wird. Natürlich stehen viele der Dinge, die aktuell erscheinen, auf einem Fundament, das man nicht neu erfinden muß, sondern auf dem man aufbauen kann.
Negativ gewendet kann man sagen: Alles, was in der SF erscheint, besteht aus dem Wiederkäuen alter Ideen. Positiv könnte man sagen: Ein Zwerg, der auf der Schulter eines Riesen steht, sieht weiter. Bedauerlich, dass man sich in den SFGH-CHRONIKEN 199 auf den Riesen beschränkt hat.

Dirk van den Boom, Saarbrücken

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MARC O' POPEL 53/54: Sintflut/Alles Käse oder was?
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,50 €.
MARC O' POPEL 55/56: Die Nacht der Verschwörer/Findet Burkhard!
24 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,50 €.
Bezug: Theo Klein, Beckingsbusch 20 b, 59368 Werne, E-Mail: mt.klein@t-online.de.
Internet: www.zeittramp.de.

Schon seit mehr als 25 Jahren geistert die "Funtasy"-Serie Marc o' Popel durch das deutsche Fandom, und der Titelheld ist vor allem für den SFC Thunderbolt eine nicht mehr wegzudenkende Figur. Verschiedene Autoren, vor allem aber Theo Klein, erzählen von den Abenteuern des mutigen Kämpfers, seiner Freunde und Feinde oder auch ganz anderer Charaktere wie der Burghexe Linda oder Burkhard von Aschendorf. Das ganze ist angesiedelt in einer zukünftigen Welt, die in das Mittelalter zurückgefallen scheint, aber durchaus auch noch hochtechnische Enklaven hat. So ist alles möglich – und manches erscheint trotzdem archaisch, da die Geschichten bereits Mitte der achtziger Jahre erschienen sind und nun erst wieder neu veröffentlicht und wiederbelebt wurden.
Der humorige Genremix zwischen SF, Fantasy und Horror persifliert nicht nur die typischen Klischees und Archetypen der Phantastik, sondern veräppelt auch gegenwärtige politische oder gesellschaftliche Ereignisse. Lesern, die zu jung sind oder mit dem manchmal doch etwas holzhammermäßig daherkommenden Klamauk nichts anfangen können, werden mit den Geschichten nicht zurecht kommen, wohl aber diejenigen, die sich an die früheren Zeiten gerne zurückerinnern...

Christel Scheja, Solingen

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PHANTASTISCH! 8
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.500 Exemplare, 4,90 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.

PHANTASTISCH! ist wohl zur Zeit unumstritten das beste Print-Magazin für Science Fiction und Phantastik generell. Auch die achte Ausgabe bietet den optimalen Mix aus Kurzgeschichten, Artikeln und Rezensionen, wobei die Qualität der Beiträge die Professionalität der Redaktion um Klaus Bollhöfener widerspiegelt. Man wird es leider in den Auslagen der Kioske und Bahnhofsbuchhandlungen vergebens suchen, denn mit 1.500 Exemplaren Auflage bedient das Magazin eine kleine Randgruppe von Lesern, die für den Großhandel nicht lohnend ist. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass Science Fiction in Deutschland keine Lobby hat, dann diesen. Aber die Situation ist allgemein bekannt und oft genug analysiert worden. Die paar Rezensionen zu SF-Titeln in den Feuilletons größerer Zeitungen sind darum lediglich eine Bestätigung der Regel.
PHANTASTISCH! 8Frank Borsch und Helmuth W. Mommers gehören zu den Autoren, die bereits auf einige Magazin- und Anthologienveröffentlichungen verweisen können. Mit "Wir sind doch keine Wilden" bzw. "Der Stoff, aus dem die Träume sind" liefern sie nicht unbedingt Laßwitz-Preis-verdächtige, aber doch handwerklich gelungene Stories ab, die sich auch im Rahmen eines Erzählungsbandes gut vorstellen lassen. Auch die Interviews überzeugen durch die Gesprächsführung seitens der Interviewer und gehaltvolle Antworten der Befragten. Barbara Slawig, die es geschafft hat, sich mit nur einem SF-Roman und ein paar Stories zu den bekanntesten und oft zu Cons eingeladenen Autorinnen zu profilieren, gibt Einblicke in ihre "Schreibwerkstatt". Als Biologin hat sie von Hause aus einen guten naturwissenschaftlichen Hintergrund für ihre SF-Ideen, aber mehr noch als für Technik interessiert sie sich für das gesellschaftliche Umfeld ihrer Helden und deren Konflikte mit sich und anderen. Damit paßt "Flugverbot" (in der Haffmans-Hardcoverausgabe DIE LEBENDEN STEINE VON JARHUS) sehr gut ins Programm der Social Fantasies des Argument-Verlags. Beinahe wäre das Buch in der Heyne-SF-Reihe erschienen, aber nicht darüber spricht Alexander Seibold mit dem neuen Heyne-SF-Lektor Sascha Mamczak, sondern über die Zukunft der SF-Reihe des Heyne-Verlages und was sich mit ihm, gegenüber dem Altmeister Wolfgang Jeschke, verändern wird bzw. beim Alten bleibt.
Die Artikel schlagen einen weiten Bogen vom Comic, über Kleinverlage (beides Klaus N. Frick) bis hin zur Geschichte des phantastischen Heftromans (Dirk van den Boom) und dem deutschen Nationalisten Oswald Spengler (1880 – 1936). Dieser heute nicht unbedingt prominente Verfechter der Theorie vom unvermeidlichen "Untergang des Abendlandes" hat auch SF-Autoren wie Asimov, van Vogt, Williamson und Blish inspiriert, auch wenn diese ihn aus einsehbaren Gründen nicht direkt zitieren. Nessun Saprá widmet Spengler einen umfänglichen und reichlich mit Illustrationen und Fußnoten ergänzten Aufsatz, der sich insbesondere auf seine Ausstrahlung auf angloamerikanische Autoren (v. a. James Blish) konzentriert.
PHANTASTISCH! 8 kann man sowohl spezialisierten als auch allgemein interessierten Lesern empfehlen. Im Endeffekt ersetzt das Magazin eine ganze Reihe von Fanzines locker, so daß damit auch ein Einsparpotential verbunden ist. Aber da ein Monopol sicher nicht in der Absicht der Herausgeber liegt, sollte man auch weiter den ganzen bunten Blätterwald der Fan-Presse berücksichtigen. Die Talente brauchen das Forum der Fanzines, um zu reifen. Später können sie dann die Edelfeder im Hochglanzmagazin schwingen.

Siegfried Breuer, Berlin

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ÄON INTERN 239
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 2,00 €, 4er-Abonnement 6,00 €.
Bezug: ÄON TEAM, Thorsten Grewe, Prinz-Friedrich-Karl-Str. 24a, 44135 Dortmund.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ 440 100 46), Konto 106878461.
Internet: www.projekt-nebelwelten.de.

Knallvoll präsentiert sich ÄON INTERN, Längen werden nicht gegeben, "kurz und knackig" ist die Devise für jeden Beitrag. Wohl bekomm’s!
Als "Fantastisches Forum" glänzt ÄON mit einer großen Bandbreite in der Phantastik und darüber hinaus, es kennt keine Berührungsängste. So wird die Kinder-TV-Serie WAS IST WAS zu "Amphibien und Reptilien" besprochen, ebenso die Verfilmung von Agatha Christie’s Krimi TOD AUF DEM NIL. Als "Gedankenspiel" propagiert Stephan Schneider ein auf Sternzeichen basierendes Gesellschaftssystem und Staatsgebilde.
Diese thematischen Ausflüge und der astrologische Aberglaube sollten aber niemanden verschrecken. Die große Masse der Beiträge in ÄON INTERN trifft den fannishen Nerv:
Amüsant erklärt Michael Lange die Tricktechnik der"Raumpatrouille ("Eine Tablette als Raumschiff" ...). Vorgestellt werden auch die neue PR-Comic-Serie und SF-Filme wie THE CELL und STAR TREK – RAUMSCHIFF Voyager: – Unimatrix Zero (1 & 2). Irene Salzmann interviewt den Fantasy-Autoren Florian Wendland und stellt Andreas Adamus als phantastischen Maler vor. Erfreulich einfach erläutert Richard Salzmann Grundzüge der speziellen Relativitätstheorie.
Comicfreunden empfiehlt Thomas Kohlschmidt wärmstens die Serie Vampirella mit dem Prädikat: "Höllisch heiß!"
Hoch her geht es zum Thema Gewalt: Christian Reul brandmarkt in seiner Besprechung von Jason X die Bundesprüfstelle, sie fröne einer "moralapostolischen Schnibbelgeilheit" . Demgegenüber fragt Gerhard Börnsen zu THE CELL: Brauchen wir "immer perversere, krankere und brutalere Filme, die unter dem Deckmantel der Kunst gezeigt werden?"
Dazwischen läge wohl die Frage, ob man nicht wenigstens Kinder und Jugendliche vor Verrohung, Mangel an Mitgefühl und Gefühlskälte schützen sollte, und sei es auch nur als kulturelle Besonderheit in einem Land, in dem Schüler nicht in Waffenkunde und Patriotismus unterrichtet werden, in dem der Besitz und Gebrauch von Schusswaffen nicht zum Alltag zählen und in dem der Krieg vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen besonders unpopulär ist.
Thomas Kohlschmidt zitiert aus dem neuen Lexikon des Horrorfilms von Ronald M. Hahn und Rolf Giesen, – von dem ich mal annehme, daß es nach der Wende erschienen ist – "die jetzt aufwachsende Generation sei die erste, die im Bewusstsein lebt, dass dieser Planet von ökologischen und nuklearen Katastrophen bedroht ist". "Horror-Filme" seien "Trainingscamps für die Psyche. Sie schicken die Psyche durch einen Parcours geformter Bedrohungen, aus der sie gestärkt hervorgeht". Zum einen kann letzteres meines Erachtens nur für Filme gelten, die tatsächlich erschrecken wollen, bei denen also eine bedrohliche Stimmung im Vordergrund steht. Wenn hingegen zu lustiger Musik menschliche Leiber verunstaltet oder zerstückelt werden, dürften Erheiterung und Schadenfreude bezweckt sein, wo das Mitgefühl sie verbietet. Dieses Ziel ist zu ächten.
Zum anderen halte ich es für irrig, anzunehmen, die jetzige Generation hätte mehr Grund zur Existenzangst als vorherige, etwa die Jugend im Ersten oder Zweiten Weltkrieg, die im Dreißigjährigen Krieg oder die im Kalten Krieg. Die individuellen Zukunftsaussichten haben ebenso wenig nachgelassen wie die Lebensverhältnisse.
Mancher Horrorfan wird gelehrte Passagen wie die vorige aus dem Lexikon gern vernehmen und zur eigenen Rechtfertigung zitieren. Ähnlich Sinngebendes zur Science Fiction sog ich vor zwanzig Jahren aus dem Buch Kino des Utopischen von Georg Seeßlen. Dennoch scheint mir die Rechtfertigung von Horror weiterhin weitaus bedenklicher – obwohl der spannungsorientierte Zweig mir weder fremd noch unsympathisch ist.
Es wäre ermüdend und würde über das quicklebendige, vielfältige Leseerlebnis hinwegtäuschen, wollte man hier jeden Beitrag von ÄON INTERN erwähnen und womöglich noch einzeln bewerten. Schon die Masse und Vielfalt der Beiträge sowie ihre Prägnanz verdienen höchstes Lob. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei solch einem Angebot nicht jeder Bestandteil die eigenen Präferenzen trifft. Das Fanzine lohnt sich aber für jeden an der Phantastik Interessierten.

Clemens Nissen s. ps., Neuenburg

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AD ASTRA 41: DIE SICHT DER DINGE
54 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €.
Bezug: Hary-Production, Waldwiesenstr. 22, D-66538 Neunkirchen, E-Mail: wah@HaryPro.de.
Internet: www.HaryPro.de.

DIE SICHT DER DINGE – WESENTLICH IST NUR, WAS SICH IM KOPF ABSPIELT! enthält drei Stories von Rainer Innreiter.
In "Der Ruf" geht es um den geistig etwas zurückgebliebenen Manfred, der in einem Supermarkt arbeitet. Er ist in seine Kollegin Susanne verliebt, wagt es aber nicht, sie anzusprechen. Seine Angst, sie könnte ihn zurückweisen, dominiert sein tägliches Leben. Jeden Abend, wenn Susanne nach Hause geht, folgt er ihr heimlich und paßt auf sie auf. Auf einem dieser abendlichen Gänge gerät er in einen Streit zweier Katzen, in dessen Verlauf er gekratzt wird. Zuerst beunruhigt, dann erfreut bemerkt er die Veränderung, die ihn im Laufe der Zeit zur Katze mutieren läßt. Nicht nur sein Körper verwandelt sich, auch seine Psyche wird verändert...
Zuerst erscheint die Story wie eine normale Alltagssituation, die die Probleme eines gesellschaftlichen Außenseiters charakterisiert. Nach dem zentralen Ereignis, dem Katzenfight, verändert sich die Lage. In dem Maße, in dem die Veränderungen Manfreds fortschreiten, wandelt sich das Genre der Kurzgeschichte in Richtung Fantasy. Das Ende vermag den Leser aber nicht zu befriedigen: Manfred verabschiedet sich von Susanne und "tritt in die neugewonnene Freiheit" – welche Freiheit? Hat er seine geistigen Schwächen mit dem menschlichen Aussehen verloren? 
"Die Invasion" der Erde steht in der nächsten Geschichte auf dem Programm: In Form eines Tagebuches schildert der namenlose Ich-Erzähler die Verwüstung der Erde und die darauf folgende Hoffnungslosigkeit. Der Erzähler muß sich schließlich der Erkenntnis stellen, wohl einer der letzten wenigen Menschen der Erde zu sein...
Der Autor versteht es, den aufkommende Wahnsinn des Erzählers überzeugend an den Leser zu vermitteln und bewirkt ein beklemmendes Gefühl, dass durch das offene Ende noch verstärkt wird.
In "Die neue Königin" wird eine junge Frau von einem unbekannten mit Liebesbriefen überhäuft. Als sie der Faszination erliegt und ein Treffen ausmacht, erlebt sie Fantastisches...
Diese Story bietet nach einigen Wendungen ein sehr überraschendes und unerwartetes, aber auch interessantes Ende.
Rainer Innreiters Schreibstil ist verständlich und gut lesbar, aber er enthält einige altmodisch wirkende Elemente. Einige Redewendungen, die er bringt, sind weniger gebräuchlich und klingen fremd. Dem Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch, auch wenn man diese Stories aufgrund ihrer Komplexität nicht einfach "runterlesen" kann.

Richard Salzmann, Kranzberg

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SOLAR-TALES 13: PETER SCHÜNEMANN – STYX
76 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,50 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: www.people.freenet.de/dircaea/

Woran erkennt man eine Fanzine-Produktion aus dem Edition SOLAR-X? An der Bleiwüste, den spärlichen oder ganz fehlenden Illustrationen und dem einfachen sich dem Inhalt vollkommen unterordnenden Layout? Genau!
Aber was macht das schon, wenn man dafür eine Sammlung wunderbarer und lesenswerter SF-Stories erhält. Schließlich würde man in einem Heyne STORY-READER auch keine üppigen Illustrationen erwarten. Und wenn man erst angefangen hat zu lesen, kommt es wirklich nur auf die Geschichten an. Und die sind in diesem Fall so gut, daß Grafiken nur unnötig Platz wegnehmen würden.
Peter Schünemann ist ein versierter und erfahrener Geschichtenschreiber. 1961 in Meißen geboren lebt und arbeitet er in Halle. Stories schreibt er seit seinem 10. Lebensjahr und wenn alles anders bzw. nichts so gekommen wäre, wie es gekommen ist, dann wäre er vielleicht heute einer der angesehensten und arriviertesten SF-Autoren der DDR. Jedenfalls stand er kurz davor. Seine erste professionelle Veröffentlichung sollte 1990 in LICHTJAHR 7 erfolgen. Der Zusammenbruch der DDR-Verlage nach der Wende ließ das nicht mehr zu. In der Folgezeit veröffentlichte er in einer Reihe von Fan- Magazinen, wie ALIEN CONTACT oder FLEURIE VII und natürlich in SOLAR-X. Die Kurzgeschichte "In Buchenwald und anderswo" wurde von Wolfgang Jeschke in der Anthologie Das Proust- Syndrom veröffentlicht.
SOLAR-TALES 13SOLAR-TALES 13 enthält 14 Geschichten aus den Jahren 1979 bis 1999, davon drei bislang unveröffentlichte. Leider hat es die Redaktion versäumt, die Entstehungsdaten für die Geschichten anzugeben. Vielleicht ließ es sich nicht mehr nachvollziehen. Wir erfahren nur, daß die kürzeste auch die älteste und die längste die jüngste Geschichte ist. Und mit der fangen wir an, weil sie mir am besten gefallen hat. 
"Sturm und Segel" ist nicht nur die längste Geschichte, sie gehört auch zu den drei bislang aus nicht nachvollziehbaren Gründen unveröffentlichten Erzählungen. Vielleicht liegt es am Umfang, denn 20 Seiten sind für manches Magazin schwer zu schlucken. Gerade in den längeren Geschichten kommen Peters Stärken besonders gut zur Geltung. Wie auch in der Titelgeschichte "Styx" lebt "Sturm und Segel" durch die gelungene, einfühlsame und vielschichtige Charakterisierung der Personen. Und es gelingt ihm, die Beziehungen der Personen untereinander glaubwürdig darzustellen, seien es nun beiderseitige Harmonie, vorsichtige Skepsis bis hin zu Mißtrauen oder Feindschaft. Peters Erzähltechnik ist fließend und verbindet sich mit einer klaren, persönlichen Sprache. Der Leser wird schnell in den Bann der Geschichten gezogen.
"Sturm und Segel" ist dafür ein gutes Beispiel. Wir erfahren die ganze Lebensgeschichte der Protagonistin, eingebunden in eine Handlung, die uns von einem heruntergekommen Handelsraumer zu einem dubiosen Bergbauplaneten führt, auf dem eine seltsame Entdeckung gemacht wurde. Die Geschichte ist vielschichtig und spannend. Es geht nicht nur um den geheimnisvollen Fund, von dem wir auch erst nach und nach erfahren, sondern um das Schicksal der Hauptperson, um die Umweltauswirkungen des Bergbaues und den Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Schutz außerirdischen Lebens und natürlich um ein überraschendes Ende.
Für diese und andere Geschichte trifft zu, was Stefan Rainer in seinem kurzen Vorwort schreibt. Durch Peter Schünemanns Geschichten zieht sich kontinuierlich ein Thema. Die Sorge, um das was aus der Welt werden könnte. Seien es nun Umweltprobleme oder gesellschaftliche Entwicklungen, bei denen der einzelne Mensch immer weniger gilt.
Der Respekt für andere Lebensformen ist auch Thema der Titelgeschichte "Styx". Auf diesem düsteren und unwirtlichen Planeten setzt ein zweiköpfigen Forschungsteam alles daran, den rätselhaften Tod eines früheren Forschungsteams aufzuklären. Die Lösung ist es dabei nicht unbedingt, was die Geschichte ausmacht. Mit der Erfahrung von vielen hundert SF-Geschichten, läßt sich diese leicht vorhersehen.
Viel wichtiger ist die Schilderung der beiden Protagonisten. Ein Mann und eine Frau. Das eröffnet bestimmte Optionen. Und letztlich lebt die ganze Geschichte davon, wie die Beiden sich und der Lösung des Problems nähern.
Es gibt noch viele andere, schöne Geschichten in dem Band. "In Buchenwald und anderswo" gehört dazu und auch "Das Ungeheuer". Wieder eine längere und darum wohl jüngere Geschichte. Von den kürzeren Werken hat mir besonders die letzte mit dem Titel "Der Soldat auf der Mauer" gefallen. In dieser Geschichte spielt Peter Schünemann mit dem Leser, bei dem Ich-Erzähler handelt es sich um einen DDR-Soldaten beim Wachdienst an der Grenze. Aber diesmal ist es wirklich ganz anders...
SOLAR TALES 13 ist eine Storysammlung, die Lust macht zum Lesen und zum Schmökern einlädt. Nur die Entstehungsdaten der Geschichten hätte ich doch gerne gewußt.

Holger Marks, Marburg

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ENPUNKT 38
64 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 2,00 €, 4er-Abonnement 6,00 €.
Bezug: Klaus N. Frick, Postfach 2468, 76012 Karlsruhe, E-Mail: klaus@enpunkt.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ 642 510 60), Konto 187 954.

Die "Fachzeitschrift für moderne Damen- und Herrenmode" – Klaus N. Fricks Punk-Fanzine – ist immer wieder eine interessante Lektüre. Das wahrhaft Interessante ergibt sich dabei aus dem Gegensatz in Klausens Persönlichkeit, der einem dadurch offenbar wird: Begegnet man ihm auf gepflegten SF-Veranstaltungen, so mag einem der gut gekleidete, smarte Verlagsredakteur so ganz und gar nicht unangepaßt, rebellisch und dann auch noch antikapitalistisch erscheinen, wie er sich in seinem Egozine gebärdet.
Auch das Editorial, in der er die bekannt-langweilige Eloge "Nehmt den Reichen, gebt den Armen!", garniert mit allfälligen Kraftausdrücken, zum Besten gibt, erscheint angesichts dieses Kontrastes fast schon wie subkulturspezifische Koketterie: Fast hätte man den Eindruck, daß Punker-Klaus und Perry-Klaus ihr Publikum, je nach Erwartungslage, mit den Worthülsen bedienen, die diese hören wollen. So bleibt Klaus selbst ein Produkt, das verschiedenartige Nachfragen bedient. Klaus N. Frick, das wandelnde Produktionsmittel, nur ein Rädchen im Getriebe zweier unterschiedlicher Märkte – ich bin mir sicher, der Gute wird angesichts dieser Analyse die Nase rümpfen und sich in seinen Vorurteilen über akademisches Geschwurbel bestätigt sehen. Sorry, Klaus, die Versuchung war einfach zu groß.
Das alles ändert natürlich nichts daran, daß ENPUNKT 38 eine teilweise sehr vergnügliche und anregende Lektüre bietet. Aufgrund von Divergenzen im Musikgeschmack habe ich mir die entsprechenden Besprechungen erspart, von weitaus größerem Interesse waren, wie immer, seine Reiseberichte – diesmal mit Notizen aus Malawi – sowie, normalerweise unüblich in diesem Medium, seine Reportagen zu zwei Cons, die eigentlich mit buntbehaarten Leuten eher weniger gesegnet sind. ENPUNKT ist dann das Medium, mit dem er die Facetten dieser Veranstaltungen erdolcht, die er in seinen anderen Verlautbarungen eher randständig behandelt. Auch so manche amüsante Anekdote aus dem Alltag gibt er zum Besten, die abschließende Seite mit dem Titel "Frauen sind frauenfeindlich" ist da sicher das Sahnestück dieses Heftes. Alles in allem wie immer im gemäßigten Punkzine-Layout – etwas schnipp & bepp, aber alles dann doch im Grunde relativ bieder – und sehr kurzweilige 64 Seiten, die ich mit Interesse gelesen habe. Auch auf ENPUNKT 39 freue ich mich.
Ich hätte übrigens einen Vorschlag für einen neuen Untertitel: "Das Magazin für gelebte Schizophrenie". Sorry, Klaus, den konnte ich mir auch nicht verkneifen...

Dirk van den Boom, Saarbrücken

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TIAMAT – DAS AUGE DES DRACHENS 1: TODESSCHATTEN
70 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,60 €.
Bezug: TIAMAT, Niederstr. 31, 56637 Plaidt, E-Mail: mgverlag@aol.com.
Internet: www.mgverlag.de.

Mit TIAMAT erblickt eine neue Heftromanserie das Licht der Welt. Es handelt sich um eine Fortsetzungsgeschichte, die dem Horrorgenre zuzurechnen ist.
Cover und Innenillustrationen wirken durchaus vielversprechend; mit augenfreundlicher Buchstabengröße bietet sich das Heft auch als leicht lesbare Unterwegs-Lektüre an.
TIAMAT 1In der ersten Ausgabe "Todesschatten" rollt Markus Kastenholz das Feld auf, in dem wohl die zukünftige Handlung spielen soll. Er beschreibt eine Invasion von Kreaturen aus der Finsternis, die sich zunächst über Vieh hermachen, aber auch Menschenleben nicht verschonen. Ausgerechnet ein Vampir ist es, den man zu Hilfe ruft, um den Vorgängen auf die Spur zu kommen, und dieser heißt Charon.
Die Handlung springt zwischen verschiedenen, über die Welt verteilten Orten hin und her. Markus schreibt gekonnt und unterhaltsam, deckt Stück für Stück eine drohende Apokalypse und ihren Urheber auf.
TIAMAT – DAS AUGE DES DRACHEN erweist sich als eine Horrorserie mit professionellen Ambitionen und ebensolcher Machart. Gegenüber Horror-Heftromanen, wie sie am Kiosk zu erhalten sind, hebt sie sich durch besondere Sorgfalt und gesteigerten Ehrgeiz ab. Als originelles Element erscheint der auf der "falschen" Seite stehende Vampir.
Leider sind dies die einzigen Vorzüge gegenüber gängiger Horrorheft-Einheitskost. Dass die Welt durch den Fürsten der Finsternis bedroht sei und eine Invasion seiner Heerscharen bevorstehe, ist nicht gerade ein einzigartiger Einfall. Die Konstruktion der Handlung, die Ausrichtung der handelnden Akteure und die aufgebauten Gesprächssituationen orientieren sich an dem, was man offenbar als Handwerkszeug für die routinierte Erstellung solcher Unterhaltungsliteratur üblicherweise lernt. Dies geht auf Kosten der Originalität.
Der Autor ist mit der Serie TIAMAT ganz sicher auf dem Wege in die Professionalität; uns Fans der Phantastik, die das Besondere lieben, bleibt nur, ein "leider" hinzuzufügen.

Clemens Nissen s. ps., Neuenburg

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RETTUNGSKREUZER IKARUS 13: DAS LEID DER SCHLUTTNICKS
96 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 €.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr. 79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.

Der 13. Band der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Reihe beschreibt DAS LEID DER SCHLUTTNICKS; seine Autorin ist Sylke Brandt. Die IKARUS wird nach Schluttnick Prime gerufen, wo sich eine industrielle Katastrophe ereignet hat, mit deren Bewältigung die Schluttnicks überfordert sind: prophylaktische Maßnahmen hätten ja den Gewinn geschmälert.
Die Schluttnicks sind unschwer als Ferengi-Verschnitt zu erkennen: aufdringlich und gewinnorientiert, verliebt in bombastische Titel, und an die Stelle der großen Ohren tritt der Leibesumfang als Statussymbol. Es gibt freilich nur eine Ware, die sie verkaufen, und das ist – man ahnt es –, genau, die Schlutterware. (Die Boxen gibt es auch in solchen Ausmaßen, daß man sie als Docks für Raumschiffe verwenden kann...)
RETTUNGSKREUZER IKARUS 13Immerhin erkennen die Schluttnicks die Chancen, die sich aus dem Einsatz der IKARUS auf ihrem Heimatplaneten ergeben. An dem Zugang zu den Handelsrouten des Raumcorps sind sie schon lange interessiert. Was also liegt näher, als die IKARUS-Besatzung mit einer tiefsitzenden Sympathie für die Schluttnicks zu indoktrinieren?! Eine Sympathie, die nach der Rückkehr der IKARUS zur Raumstation VORTEX OUTPOST seltsame Blüten treibt: Die Crew der IKARUS legt sich hochtrabende Titel zu und beginnt damit, ihre Leibesumfänge zu steigern, auch mit fettreicher Kost.
DAS LEID DER SCHLUTTNICKS ist der amüsanteste Roman der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Reihe – im Grunde der erste dieser Art... Der Autorin gelingt es gut, die Protagonisten über treffende Situationskomik auf die Schippe zu nehmen. In dem Band spielen erstmals Verschwörungen und Bedrohungen keine Rolle, ein zweiter, kleinerer Handlungsstrang fügt dem übergeordneten Handlungsgerüst aber einen weiteren Baustein hinzu.
Aber auch die Schluttnicks und ihre seltsamen Apparate lassen sich in die zukünftige Handlung einzubeziehen, weil sie Stoff für weitere Romane bieten. Das einzige, was die Schluttnicks selbst produzieren, ist ihre Schlutterware, die übrigen Gerätschaften müssen sie ausprobieren, um ihre Funktion zu erfahren, sie stammen also nicht von ihnen selbst.
Es müssen natürlich nicht die Schluttnicks bereits in den nächsten Romanen wieder auftauchen. Die IKARUS sollte nur häufiger zu "Routineeinsätzen" wie DAS LEID DER SCHLUTTNICKS aufbrechen.

Armin Möhle, Wallenhorst

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PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 61
76 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 €, 5er-Abonnement 15,50 €.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str. 119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: www.light-edition.net/magazin/.

Eine Leserbefragung der PR-PERSPEKTIVE hat ergeben, daß sich viele Leser noch ausführlichere und umfangreiche Rezensionen der PR-Romane wünschen. Auf die Fortsetzungsgeschichte kann dagegen verzichtet werden. Das wundert nicht, bei dem Eindruck, den die letzte ziemlich verworrene und über mehrere Bände und Monate verteilte Fortsetzungsgeschichte machte.
Die Hälfte der Ausgabe wird von Besprechungen der PR-Romane 2132- 2140 eingenommen, was (zunächst) zur Verwunderung darüber Anlaß gibt, wieviel sich über sechzigseitige Heftchen schreiben läßt.
Markus Kubach und Andreas Nordiek besprechen die PERRY RHODAN-Hefte 2131 – 2140, und zwar ausgesprochen detailreich – vielleicht auch für PR-Leser bereits zu detailliert, in jedem Fall aber für Leser, die PRP vielleicht nur zu Informationszwecken kaufen, ohne die PR-Serie unmittelbar zu verfolgen.
Nicht PR-Leser werden die 30 Seiten allerdings sehr ermüden und selbst begeisterte Fans werden in Versuchung geführt, den einen oder anderen Absatz doch lieber zu überspringen.
Sind die ausführlichen Heftbesprechungen überstanden, stellen Manfred Bart und Andreas Nordiek Romane und Taschenbücher aus dem Umfeld der PR-Serie vor.
Auch von Robert Hector gibt es wieder zwei Beiträge.
Immerhin versucht Robert die neue Heftserie MADDRAX als positiver Pendant der derzeitigen PR-Serie gegenüberzustellen, hinterläßt aber eher den Eindruck, daß sich MADDRAX vielmehr einem umfangreichen Ideenkonglomerat bedient als einem grundlegenden Konzept ähnlich der PR-Serie zu folgen.
Die Nr. 61 ist wie immer im sauberen Layout auf gutes Papier gedruckt. Wer das Heft bei einem Con auf einem der Tische sieht, wird davon bestimmt optisch angezogen.
Das Heft ist sehr übersichtlich designt und erfüllt die beim Betrachten des Covers aufgebauten Erwartungen voll und ganz.
Es läßt sich nicht behaupten, daß die PRP insgesamt zu unkritisch wäre. Vor allem die Heftbesprechungen und Roberts Zykluskritik machen das Fanzine zu einer wertvollen Begleitung und Ergänzung zum Serienkonsum.
Die PERRY RHODAN PERSPEKTIVE ist und bleibt für PR-Leser interessant, die eine kritische Einschätzung ihrer Lieblingsserie jenseits der SOL suchen – und auf für diejenigen, die sich aus Zeit- oder Kostengründen den Erwerb der Heftromane ersparen wollen.

Holger Marks, Marburg

Diese Rezension ist eine Collage aus den bislang im FK erschienenen Besprechungen der PRP. Lediglich die Autorennamen und Heftnummern wurden angeglichen. Ich danke meinen Mitautoren Armin Möhle, Clemens Nissen s. ps. sowie Irene und Richard Salzmann für die unwissentliche Mitarbeit.

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ARCANA 1
76 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00 €, 3er-Abonnement 9,00 €.
Bezug: Verlag Lindenstruth, Postfach 101026, 35340 Giessen, E-Mail: arcana@verlag-lindenstruth.de.
Bankverbindung: Sparkasse Giessen (BLZ 513 500 25), Konto 228023459.

Der tschechische Schriftsteller Josef Nesvadba bemerkte einmal auf die Science Fiction bezogen, diese sei im Grunde genommen genauso öde wie Pornografie. Die Leute verlangten immer etwas Neues, das aber im Endeffekt eine haargenaue Wiederholung des Bekannten sein solle. Sind es in der Science Fiction Raumschiffe, Aliens und Krieg der Sterne, so haben auch die Horrorliteratur und die unheimliche Phantastik ihre Stereotypen. Wie man aus diesem Kessel Gruseliges ein genießbares Menü bereiten kann, bewies in den vergangenen Jahren das Magazin DAEDALOS. Mit ARCANA ist ihm ein Nachfolger und Konkurrent erwachsen, der den Vergleich nicht zu scheuen braucht (zumal es letztlich die gleichen Autoren sind, die bereits DAEDALOS mit ihren Arbeiten bereicherten).
Die Herausgeber Robert N. Bloch und Gerhard Lindenstruth wählten als Aufmacher der ersten ARCANA-Ausgabe eine Hommage an den österreichischen Schriftsteller Walter Brandorff (1943 – 1996). Brandorff, ein pensionierter Finanzbeamter und "Wirklicher Hofrat", verbrachte den Großteil seines Lebens in Wolfsburg/Kärnten. In der Nähe des Ortes kam er auch am 8. August 1996 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. In den Jahren 1989 bis 1995 erschienen von dem zurückgezogen lebenden Autor drei Romane und zwei Erzählungsbände, die von Kennern des Genres zu den herausragendsten deutschsprachigen Werken der unheimlichen Phantastik nicht nur der neunziger Jahre gezählt werden. Dabei mischte er Splatter-Effekte mit erotischen Motiven und Handlungsmustern des klassischen Horrors. Es geht also nicht ohne Vampire oder unheimliche Anekdoten, die am knisternden Kaminfeuer bei einem Glas Rotwein erzählt, mir nichts dir nichts mit weiteren Handlungssträngen verweben und neuen Grusel produzieren.
Eine solche Geschichte ist auch "Wiener Blut" aus dem literarischen Nachlass Walter Brandorffs, die in ARCANA erstveröffentlicht wurde.
Die zweite Story im Heft, "Straße mit Gästen", etwas kürzer und mit weniger überraschender Pointe, stammt von Uwe Voehl. Seine Protagonistin hat sich in eine Scheinwelt geflüchtet, die der Realität aber nicht standhält. Das Trugbild zerbröselt stückweise und enttarnt die längst erahnten Abgründe. Eines Teufels mit rotglühenden Augen hätte es darum gar nicht bedurft.
Nicht nur die ausgewählten Bücher, auch die Rezensenten sind von ausgewählter Qualität. Michael Siefener bespricht Michel Houellebecqs Gegen die Welt, gegen das Leben, einen Essay über Leben und Werk von H. P. Lovecraft. Malte S. Sembten begutachtet die englischen Gespenstergeschichten der Anthologie Berührungen der Nacht (Festa-Verlag, herausgegeben von Frank Rainer Scheck und Erik Hauser). Und gleich mehrere Neuerscheinungen nimmt sich Uwe Voehl unter dem Titel "Der große und der kleine Horror" vor.
Da bekanntlich aller guten (und auch dunklen?) Dinge drei sind, interviewt Uwe Voehl abschließend die in Berlin lebenden Autoren Eddie (Monika) Angerhuber und Thomas Wagner. Die beiden haben sich u. a. einen Namen als deutsche Übersetzer und auch Interpreten von Thomas Ligotti gemacht, was den Aufhänger für konkrete Nachfragen des Interviewers und sogar ein persönliches Statement Ligottis darstellt.
ARCANA, das neue "Magazin für klassische und moderne Phantastik" ist sowohl als Lektüre für anspruchsvolle Freunde der unheimlichen Literatur geeignet, als auch als Einstieg für jene Leser, die sich bislang schon eher beim Gedanken an Horror geschüttelt haben.

Siegfried Breuer, Berlin

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RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 117
40 Seiten DIN A 4 quer, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 6,50 €, 4er-Abonnement 22,00 €.
Bezug: RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND (RCD), Georg Joergens, Talstr. 60a, 40217 Düsseldorf, E-Mail: GJoergens@aol.com.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 3687 44-437.
Internet: www.rz-journal.de.

Diese Ausgabe des RISSZEICHNUNGS-JOURNALS ist besonders gut gelungen: Mit der Fortsetzung der "Space-Jet-Story" aus dem PR-Universum wurde wieder auf ein beliebtes Thema zurückgegriffen. Diesmal wird unter anderem der Typ "Vision X-400" dargestellt, ein Modell, vor allem für die zivile Bevölkerung gedacht.
Jedoch meint man, bei näherem Betrachten der Morphing-Sequenz von Georg Joergens, vom PERRY RHODAN-Universum in die unendlichen Weiten des STAR TREK-Raumes versetzt worden zu sein: Zu viele Details des Kleinstraumschiffes erscheinen einfach von diversen Föderationsraumschiffen abgezeichnet zu sein. So zum Beispiel der Heckimpulsantrieb: Das Modul gleicht dem Impulsantrieb der CONSTITUTION II–Class bis ins kleinste Detail. Oder der "Spoiler" mit eingebautem Waffensystem: Er ist eine genaue Reproduktion der Sensorphalanx des Föderationsschiffes U. S. S. RELIANT aus STAR TREK II.
Der DB-Hangar vom gleichen Zeichner auf der vorhergehenden Seite (mit Modifikationen auch auf dem Cover) bewirkt den gleichen Effekt: Woher können moderne terranische Bürger aus dem PR-Universum eigentlich Klingonisch? Neben der Personenschleuse an der Wand stehen die klingonischen Lettern K und L...
Diese Kleinigkeiten können aber das Gesamtbild nicht schmälern...: Die aufwendig gezeichneten Space-Jets sind einfach schön! Ein kleines Juwel ist Georg Joergens "Audi TT-Jet" auf der dritten Seite.
Der Headliner dieser Ausgabe ist das Interview mit dem "alten Hasen" im PR-Grafikteam: Christoph Anczykowski nimmt in einem Interview Stellung zu seinen 25 Jahren bei PR. Amüsant sind "Anczykowski’s Jugendsünden": Neben alten RZs, die in den frühesten PR-Romanen der 3. Auflage abgedruckt waren, findet sich hier ein klingonischer K’T’INGA-Schlachtkreuzer, der aber einige interessante Modifikationen bietet. 
Eine auf zwei Doppelseiten ausgedehnte Risszeichnung der arkonidischen GWALOR-Klasse soll nicht unerwähnt bleiben. Andreas Weiß hat eine detaillierte Grafik geschaffen, die aber im oberen Bereich etwas leer erscheint. Das Schiff ist gut durchdacht, ästhetische Lichteffekte erfreuen den Betrachter.
Tobias Marecek präsentiert einige Seiten weiter das Raumschiff der Jankaron. Manche Details verwirren etwas, ansonsten kann man sich an den vielen unbenannt gebliebenen Feinheiten erfreuen.
Der Umschlag dieser Ausgabe besteht aus Glanzpapier und unterstreicht die edle Optik dieses Heftes noch mehr. Für jeden PERRY RHODAN-Fan ist das Magazin ein Muß!

Richard Salzmann, Kranzberg

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FUTURE MAGIC 38
88 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €, 4er-Abonnement 17,00 €.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda, Flurschützstr. 23/27, A-1120 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto 77510891, lautend auf Andreas Leder.

In der 28. Ausgabe des Clubzines des SFC STARDRAGONS hat sich wieder ein Schwerpunkt herausgebildet: Comics. Einer kurzen Einleitung folgen diverse News und Vorstellungen von Comicserien, u. a. PERRY RHODAN, MADDRAX und METEOR, eine Serie aus den fünfziger Jahren, die Hermann Urbanek zur Science Fiction brachte. Die Berichte über die SPIDER-MAN-Verfilmung und über das Spiel HEROCLIX beleuchten andere Aspekte des Themas.
FUTURE MAGIC 38Es ist natürlich kein umfassender Überblick über phantastische Comics, den FUTURE MAGIC bietet, aber das Gegenteil war sicherlich nicht gewollt: Die Clubmitglieder schreiben schlicht und einfach über ihre Lese- und, natürlich, Betrachtererlebnisse.
Der einzige Comic in der Ausgabe von Fritz Lindengrün ist zwar erkennbar parodistisch, stellt mit seiner ausgesprochen simplen Technik allerdings große Ansprüche an die Toleranz des Lesers und Betrachters.
Auch ein zweiter Trend setzt sich in dieser Ausgabe fort: Die Anzahl der Fortsetzungsgeschichten geht zurück. Christian Ceckovic stellt dem 23. Teil (!) von "Dragontale" zwar eine kurze Zusammenfassung voraus, wird damit einen sporadischen Leser nicht zur Lektüre bewegen können – wahrscheinlich auch nicht mehr die Mitglieder seines Clubs, angesichts des dreimonatigen Erscheinungsrhythmus‘ von FM. Dasselbe dürfte auch für den 18. Teil von "Eismond" von Fred H. Schütz und für den 11. Part von "Das Kartenspiel" von Marion Starmatu-Witting gelten, zumal ihnen keine Zusammenfassungen vorangestellt wurden.
Eva Kalvoda begrenzt ihre Fortsetzungsgeschichte "Von Märchenprinzen und Kleiderdieben" immerhin von vorneherein auf vier Teile. In dem zweiten macht sich eine Hexe auf, um Hügelgnome anzuheuern, die Klauschweine aus den unterirdischen Gängen eines Schlosses vertreiben sollen. Die Story ist amüsant, und wenn die Einzelteile nicht länger als der zweite (zweieinhalb Seiten) sind, stellt sich die Frage, warum der Text nicht in einem Stück abgedruckt wurde.
Das ist der bessere Weg, um längere Texte zu veröffentlichen, nämlich eine FM-Ausgabe für ein oder zwei Longstories zu reservieren als sie zu zerstückeln. Das setzt natürlich voraus, daß die Autorinnen und Autoren ihre Texte komplett zu Papier bringen anstatt in dreimonatigen Abständen einen weiteren Teil anzuflicken...
Unter den übrigen Kurzgeschichten dominiert die Fantasy. Fred H. Schütz erzählt routiniert "Adels Ballade": Die Seele eines unbescholtenen Mannes fährt in das Schwert eines Provinzfürsten, der seinen Eroberungsfeldzug folgerichtig verliert. Christel Scheja ist mit zwei Stories, "Das Lied der Krähe" und "Verwandte Seelen", vertreten. Sie weiß zu erzählen, in beiden Kurzgeschichten fällt allerdings das Harmoniebedürfnis ihrer Protagonisten etwas störend auf.
Ausgerechnet die einzige SF-Story in der vorliegenden Ausgabe enttäuscht. "Der Traumcocktail" von Susanne Stahr macht ihren Protagonisten zu einem Messias in einer Welt, in der die Menschheit größtenteils ausgerottet, unterdrückt und zu Jagdobjekten ihrer Bezwinger (Aliens namens Ledruaner) geworden ist. Ist der Handlungsrahmen, die Fast-Vernichtung und Versklavung der Menschheit, bereits nicht sonderlich plausibel, so ist die Heilslehre erst recht unausgegoren.
Auch die 38. Ausgabe von FUTURE MAGIC bietet sich als sorgfältig und engagiert erstelltes Clubzine an, in dem für externe Leser (Nichtclubmitglieder) wohl nur die Lektüre der Fantasy-Stories lohnenswert sein könnte.

Armin Möhle, Wallenhorst

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Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise: Einzelexemplar 0,60 €, 6er-Abonnement 3,00 € (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Richard Salzmann, Irene Salzmann, Christel Scheja. 
Auflage der Printausgabe: 85 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!