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Werte Leserinnen und Leser,
zu der letzten Ausgabe will ich richtigstellend
nachtragen, daß ein Exemplar der PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 3,50 €
kostet und sich der Preis für das 5er-Abonnement auf 15,50 € beläuft.
Die angekündigten Besprechungen über
FUTURE MAGIC 35 und über PHANTASTISCH! 6 haben mich noch nicht erreicht.
Ich werde sie im FANZINE-KURIER 108 nachliefern, zusammen mit Besprechungen
über DAEDALOS 12, SFGH-CHRONIKEN 198, SOLAR-TALES 9, FUTURE MAGIC
36 u. a.
Viele Grüße
Armin Möhle
ENPUNKT 37
ANDROMEDA SCIENCE
FICTION MAGAZIN 148
SOLAR-TALES 3
LEGENDENSÄNGER-EDITION
105: HERZBLUT
SOLAR-TALES 7: KIRKS
DSCHIHAD
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL
116
DIE ATMOSFÄHRE
1
WURMWELT 7
NOCTURNO 3
MEPHISTO 19
SOL 27
SOLAR-TALES 10A/10B
ENPUNKT 37
64 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 2,00 €, 4er-Abonnement
6,00 €.
Bezug: Klaus N. Frick, Postfach 2468, 76012 Karlsruhe,
E-Mail: kfrick@vpm. gni.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ
642 510 60), Konto 187 954.
Der Punk ist in die Jahre gekommen. Vor
25 Jahren, als QE II ihr silbernes Thronjubiläum feierte, schipperten
die SEX PISTOLS auf der Themse und grölten ihr "God save the Queen".
Heuer durften Sir Paul und all die anderen braven Rock-Veteranen im Schloßpark
der Queen ein Ständchen bringen.
Punk gibt es immer noch. Und Klaus fragt
sich in seinem Vorwort zur Lage der Nation, ob es mittlerweile nicht konservativ
ist, der Punkrock-Bewegung anzugehören und immer noch mit Begeisterung
zu Punk-Konzerten zu gehen. Klaus kann es sich so recht nicht erklären,
warum er immer noch dabei ist. Aber letztlich ist es auch egal, ob konservativ
oder nicht, Hauptsache es macht Spaß (und eine intellektuelle Bemerkung
nebenbei: wenn das Alter eine Rolle spielen würde, wäre Karl
Marx konservativer als Heiner Geißler...).
ENPUNKT wird im FK mit stark unterschiedlicher
Grundhaltung besprochen, je nach Rezensent. Man kann sich allerdings mit
Recht fragen, warum ein solches Heft überhaupt immer wieder hier auftaucht.
Der Grund dürfte eher in der Person des Machers und seiner Verflechtung
mit dem SF-Fandom zu finden sein als im Inhalt des Heftes. Ansonsten wird
das Heft für eine ganz andere Zielgruppe gemacht – und so sollte es
auch gelesen werden.
Das 64 Seiten starke Heft enthält
diesmal sehr viel Text in der üblichen Mischung. Es gibt wieder die
beliebten Reiseberichte aus Afrika, bei denen mich immer wieder erstaunt,
wie Klaus aus recht alltäglichen Begebenheiten spannende, lesenswerte
Geschichten macht. Es gibt wieder viele Berichte über Punk-Konzerte.
Und es gibt z. T. sehr persönliche Äußerungen von Klaus
zu den unterschiedlichsten Themen.
Angefangen mit einem dreiseitigen Porträt
von Angela Merkel mit dem Titel "Ein Trampel rudert zurück". Der gut
recherchierte Beitrag gibt einen kurzen Abriß der politischen Lebensgeschichte
der Beinahe-Kanzlerkandidatin, den Klaus mit seinen eigenen Urteilen würzt.
Weiter geht es mit "Herr Ka ist tot", eine Erinnerung an einen ungeliebten
Nachbarn aus seiner Jugendzeit. Auch ein Stück persönliche Vergangenheitsbewältigung.
Ein weiterer längerer Beitrag widmet
sich dem ENPUNKT-Radio, einer wöchentlichen Radiosendung bei einem
nicht-kommerziellen Radiosender in Karlsruhe, deren dreihundertste Sendung
Klaus vor kurzem moderiert hat.
WAS TUN, WENN’S BRENNT?, den Film mit
Til Schweiger um eine Gruppe von Hausbesetzern hat Klaus natürlich
auch gesehen. Man kann lange über den Film und die Darstellung der
Hausbesetzerszene diskutieren (vor allem darüber, ob der Ex-MANTA-MANTA
Schauspieler Til Schweiger wirklich glaubwürdig einen anarchistischen
Hausbesetzer mimen kann). Klaus nimmt den Film wieder als Schablone für
seine eigene Situation, in dem er sich fragt, in welche der Figuren des
Filmes er sich am ehesten wiederfindet.
Und auch in der Reaktion auf die Besprechung
der letzten Ausgabe des ENPUNKT in diesem Magazin (FK 105), kommen starke
selbstreflexive Töne durch, die in diesem Fall allerdings mehr rechtfertigenden
Charakter haben. Mir hat in diesem Zusammenhang besonders die Unterteilung
des Fandoms in einen weniger seriösen, Spaß betonten Teil und
dem seriösen Teil gefallen, in dem die "grauen Bücherhelden regieren".
Und eine Sorge kann man Klaus auch nehmen.
Die Lebensanschauung, jeder soll auf seine Weise glücklich werden,
ist keinesfalls konservativ, sie ist in bestem Sinne liberal. Und damit
ist nicht der Liberalismus eines Guido Westerwelle gemeint. Ich will Klaus
ja nicht beleidigen! Vielleicht sollte man sich an die philosophischen
Wurzeln des Liberalismus erinnern und an die Verknüpfungen mit dem
Anarchismus oder vielleicht auch nur an ein Gedicht von Erich Fried, das
ich hier nur unvollständig wiedergeben kann. Es geht ungefähr
so: Wer den Kindern erzählt, sie sollen nur denken, was er denkt,
ist ein Rechter/ Wer den Kindern erzählt, sie sollen nur das Richtige
denken, ist ein Rechter. (Hier fehlen zwei Beispiele, die mir nicht
mehr einfallen) Nur, wer den Kindern erzählt, was er selber denkt,
und daß das, was er denkt, auch falsch sein könnte, der ist
vielleicht ein Linker."
In diesem Sinne: von Konservatismus keine
Spur. The Kids are allright!
Holger Marks, Marburg
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 148:
HERBERT HÄUSSLER
80 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 590 Exemplare, 5,00 €.
Bezug: SFCD, Andreas Kuschke, Billerbeck
25, 29456 Schnega.
Bankverbindung: Saarbank eG (BLZ 591
900 00), Konto 00113311.
Im Rahmen der ANDROMEDA SCIENCE FICTION
MAGAZIN-Reihe erscheint die Biographie Herbert Häußlers, des
"ersten deutschen SF-Fans", so der Untertitel. Zwar mag eine gewisse Skepsis
angebracht erscheinen, wenn sich eine Publikation mit nur einem Fan beschäftigt,
aber die Autoren der Biographie – Wolfgang Both, Hans-Peter Neumann und
Klaus Scheffler, die bereits DIE BERICHTE AUS DER PARALLELWELT herausgaben,
in denen die Geschichte des DDR-Fandoms geschildert wurde –, lassen keinen
Personenkult erwarten.
Herbert Häußler war sicherlich
nicht der erste (deutsche) SF-Fan im Sinne von SF-Leser. Aber er war vermutlich
der erste Aktive, und auch der erste, der in den USA publizierte, und zwar,
weil in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg Fandom und Fanzines nicht
existierten.
Herbert Häußler wurde 1912
geboren. 13 Jahre später liest er als Fortsetzungsroman in einer Zeitung
den (heutigen) Klassiker DER SCHUSS INS ALL von Otto Willi Gail, was seine
Liebe zur SF begründet. Herbert Häußler interessiert sich
außerdem für Esperanto, was zu der nächsten einschneidenden
Begegnung mit der SF führt: Ein US-amerikanischer Tauschpartner schickt
ihm SF-Magazine, u. a. ASTOUNDING STORIES. Daraus ergibt sich ein Kontakt
mit Forrest J. Ackerman, der in seinen Fanzines Beiträge von Herbert
Häußler veröffentlicht.
Den Zweiten Weltkrieg überlebt Herbert
Häußler verwundet und als Kriegsgefangener. Nach seiner Rückkehr
nach Deutschland arbeitet er an der Gründung von Esperanto-Gruppen
mit, die aber rasch verboten werden. Er nimmt den Kontakt zu Ackerman wieder
auf, der Austausch von Publikationen wird allerdings durch die DDR-Post
stark behindert. Er wird auch von der Staatssicherheit überwacht,
allerdings ohne weiteren Repressalien ausgesetzt zu sein.
1957 trifft Herbert Häußler
auf dem ersten SFCD-Con in Bad Homburg Ackerman, 1970 folgt ein zweites
Treffen in seiner Heimat Reichenbach. 1962 publiziert Herbert Häußler
sein Esperanto-Fanzine KOSMA INFORMATO, einige Jahre vor dem ersten SF-Fanzine
der DDR, PHANTOPIA. In dem aufkeimenden Fandom der DDR arbeitet er mit.
1973 stirbt Herbert Häußler und gerät in Vergessenheit
– bis zum Erscheinen der vorliegenden Ausgabe.
Fanhistorisch ist die Arbeit vor allem
für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg interessant. Hier machen die
Autoren Informationen zugänglich, die bislang gänzlich unbekannt
waren (zumindest im deutschen Sprachraum). Über die Entwicklung und
die Geschichte des DDR-Fandoms ist die Biographie Herbert Häußlers
weniger ergiebig als die BERICHTE AUS DER PARALLELWELT, in der er mehrfach
erwähnt wird.
Reizvoll ist immerhin die Gegenüberstellung
der politischen und der fannischen Historie, wobei klar wird, daß
bei allen Rückzugsmöglichkeiten, die das Fandom in das Private
bot, die Bedingungen, unter denen es existieren konnte, von den politischen
Gegebenheiten bestimmt wurden.
Armin Möhle, Wallenhorst
SOLAR-TALES 3
72 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 40 Exemplare, 3,83 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Bankverbindung: Hypo Vereinsbank Halle
(BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Internet: www.solar-x.de.
Obgleich die große Zeit der Storyfanzines
schon lange vorbei ist, gibt es immer noch relativ hartnäckige Herausgeber,
die der – zutreffenden – Ansicht sind, daß es unter den deutschen
Fans viele potentiell gute Autoren gibt, die es zu veröffentlichen
wert sind. Die Reihe SOLAR-TALES des ANDROMEDA SF-CLUBS HALLE gehört
zu den Fanzineveröffentlichungen, die dieser Ansicht Rechnung tragen.
Die vorliegende, auf 72 Seiten eng mit
insgesamt sechs Kurzgeschichten bedruckte Ausgabe, ist eine Bestätigung
nicht nur der guten Absichten, sondern auch der guten Qualität.
Der
zentrale Beitrag für mich – der auch inhaltlich herausragt – ist die
Longstory "Der Stern der Dämmerung" von Helge Lange. Als ich mit der
Lektüre fertig war, habe ich nur den Kopf geschüttelt und mir
unwillkürlich gewünscht, diese ausgezeichnete Parallelweltgeschichte
würde, eventuell zu einem Kurzroman ausgeweitet, einen größeren
Grad an Publizität erreichen. Helges rasante und farbenfrohe Story
um eine Alternativerde, in der es einen Machtblock gibt, in dem Magie und
Paranormales an der Tagesordnung sind, sowie einen anderen, der ganz im
Sinne eines technokratischen Rationalismus agiert, wird durch eine spannende
Agentenstory mit überraschendem Ausgang vermittelt. Helges Parallelwelt
bietet ein großes Potential für eine weitaus umfangreichere
Geschichte, es wird so vieles Interessante und Originelle nur angedeutet
oder "seitwärts" abgehandelt, daß es schon sehr schade war,
als die Story nach 19 Seiten ein Ende fand. Helges Stil wirkt sicher, seine
Charaktere sind glaubwürdig, und er vermeidet dankenswerterweise die
übliche, weinerliche Diskussion um den "richtigen Weg", die dann meist
darin endet, dass das mythisch-esoterische "Zurück zur Natur!" die
einzige Alternative wäre und die blöden Technofreaks alle ausgemerzt
gehören. Eine sehr runde, sehr lesenswerte Sache – allein Helges Beitrag
rechtfertigt den Kauf dieses Fanzines voll und ganz.
Die restlichen Stories der Anthologie
fallen gegenüber Helges herausragendem Beitrag beinahe notwendigerweise
ab, sind aber auch nicht schlecht. Axel Kruses kleine Detektivstory hat
ebenso ihren Reiz wie die beiden Fantasy-Geschichten von Irene Salzmann
und Christel Scheja, wenngleich letztere wieder diesen unerträglich
süßlichen Beigeschmack hat, der Schejasche Werke leider immer
wieder auszeichnet. Der Reigen der anderen Geschichten, das muß ich
zugeben, flog aber eher rasch an mir vorbei, denn Helges Story hielt mich
relativ deutlich in ihrem Bann.
Vom Inhaltlichen abgesehen bietet ST 3
eine leider eher unterdurchschnittliche Druckqualität, die vor allem
den Storyüberschriften und Grafiken nicht wirklich zuträglich
war, letztere waren offenbar Scans, die eine deutlich höhere Auflösung
gut vertragen hätten. Aber das ist alles sekundär.
Ich wünsche mir, Helge würde
die Kraft finden, aus der langen Story einen schönen Roman zu stricken.
Ich bin der erste Käufer, das ist versprochen.
Dirk van den Boom, Saarbrücken
LEGENDENSÄNGER-EDITION 105: HERZBLUT
72 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 35 Exemplare, 3,07 €.
Bezug: Christel Scheja, Lenbachstr.
8, 42719 Solingen, E-Mail: kris.scheja@t-online.de.
HERZBLUT ist ein weiterer Band aus der
LS-Edi und – wie der Titel andeutet – romantischen und mehr oder minder
blutigen Themen gewidmet. Sechs Autorinnen und Autoren offerieren acht
Geschichten, stimmungsvoll illustriert von Christel Scheja, Manfred Lafrentz,
Thorsten Grewe und Alain Meeschart.
"Die Verfluchte von Tainsborough Manor"
von Christel Scheja schildert die Geschichte der kränkelnden Jennifer,
die eine Stelle als Gesellschafterin in einem etwas verrufenen Herrenhaus
annimmt. Sie ahnt nicht, welche Rolle sie in den Plänen von Lady Tainsborough
spielt und welches Geheimnis der attraktive Herrington hütet. Die
Story ist im viktorianischen Zeitalter angesiedelt und bedient sich des
Stils der romantisch-geheimnisvollen Romane Victoria Holts u. a.
Linda Budingers "Aus dem Tagebuch eines
Vampirs" ist ein Shorty mit konventionellem Ende: Ein junger Vampir sammelt
Erfahrungen, doch der Blutrausch hat – bekannte – schwerwiegende Folgen.
In "Zauberwald – Waldzauber" von Heike
Reiter gerät Annbritt in den geheimnisvollen Wald von Brocéliande
und in eine andere Zeit. Sie verliebt sich in Ailill, doch muß sie
den Zauber zu akzeptieren lernen, um den faszinierenden Mann wiederzusehen.
Gabaldon läßt grüßen: Romantische Romane, in denen
sich eine Liebe wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte zieht und Paare
verbindet, sind schon seit einer geraumen Weile beliebt und beleben durch
einen Hauch Phantastik die üblichen Herz/Schmerz-Liebesgeschichten.
Unterhaltsam, romantisch und ein wenig
phantastisch sind alle in HERZBLUT abgedruckten Erzählungen. Wer diese
Gattung mag, wird gut bedient mit diesem Band.
Irene Salzmann, Kranzberg
SOLAR-TALES 7: KIRKS DSCHIHAD
80 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,20 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Bankverbindung: Hypo Vereinsbank Halle
(BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Internet: www.solar-x.de.
Der belgische Autor Frank Roger hat in
SOLAR-X durch eine Reihe von außergewöhnlichen Kurzgeschichten
auf sich aufmerksam gemacht. In der siebten Ausgabe der SOLAR-TALES sind
etwa dreißig seiner Kurzgeschichten zusammengefaßt worden,
von denen einige bereits in SX erschienen sind. Eine Warnung vorab für
diejenigen, denen dieser Aspekt wichtig ist: Das Heft ist unillustriert.
Angesichts der großen Anzahl der
Stories ist es nicht verwunderlich, daß sich unter ihnen einige Grundthemen
herauskristallisieren, denen Frank Roger nachgeht, und die sich teilweise
überschneiden. Der Autor kopiert seine Kurzgeschichten jedoch nicht.
Die Titelgeschichte beschäftigt sich
mit den Medien: William Shatner will unbedingt als Captain Kirk wiederauferstehen
und entfesselt Unruhen, die Paramount-Studios verwüsten. Das ist aber
gegenüber "Der acht Uhr Krieg" harmlos, in dem Kuba von US-amerikanischen
Truppen überrannt wird, die längst nicht mehr von der Regierung
bezahlt werden, weshalb für die Einschaltquote auch schon mal komplette
Städte zerstört werden. In "Was ist los, Juanita?" lenken sich
die Mitglieder des Fanclubs der gleichnamigen TV-Ansagerin mit Aufzeichnungen
ihrer früheren Auftritte davon ab, daß die Welt außerhalb
ihrer Wohnungen zusammenbricht. "Der acht Uhr Krieg" und "Was ist los,
Juanita?" gehören zu den beeindruckendsten Kurzgeschichten in der
Sammlung.
Aber auch die Auswirkungen technologischer
und sozialer Entwicklungen versucht der Autor zu extrapolieren und zu überzeichnen.
In "Killer-Embryo" läßt eine Fünfzehnjährige einen
Verkäufer in einer virtuellen Welt zurück. In "Brennpunkte: Warum
können Touristen nicht ihren Willen haben?" ist aus den Handtuchrivalitäten
deutscher und englischer Touristen ein Kampf mit Infanteriewaffen geworden.
Die Sensationslust der Menschen gipfelt in "Crashcourse – Die Gewinner
der jährlichen Autocrash-Preise" und in "Staub zu Staub, Metall zu
Metall."
Eine große Skepsis des Autors gegenüber
selbsternannten Weltverbesserern zeigt sich in "Wenn Leben heilig ist..."
und in "Der Aufstieg und Fall der Fadenscheinigen Bruderschaft". In beiden
Stories entstehen absurde Situationen: In der ersten ist nicht mehr erlaubt,
tierische und später auch pflanzliche Nahrung zu sich zu nehmen, in
der zweiten Kleidung zu tragen. In "Roter Sand,. roter Himmel" ist eine
Terroristengruppe am Werk, die das Terraforming des Mars rückgängig
machen will. Die Story enthält derart viel Stoff, daß sie das
Exposé für eine längere Arbeit bilden könnte.
Eine der besten Kurzgeschichte in SOLAR-TALES
7 ist auch "Der Katalog der zerbrochenen Träume". Es ist ein Versteigerungskatalog,
der diverse kulturelle Objekte aus der nahen Zukunft feilbietet. Es sind
amüsante bis absurde Schlaglichter, die auf wenigen Seiten des Ideenreichtum
des Autors deutlicher als in den übrigen Stories unter Beweis stellen.
Aber auch unerklärbare Phänomene
schlagen die Protagonisten in einigen Kurzgeschichten in ihren Bann. "Der
Garten, wo die Zeit zu Staub zerfiel" ist der Alptraum eines Ehepaares
im Ruhestand: Nichts geschieht mehr, nicht einmal die Pflanzen wachsen
noch. "Der Tag, an dem sie wiederkamen" hält immerhin Hoffnung für
die Protagonistin bereit: Wenn bereits ausgestorbene Tierarten und später
auch Prä-Homo sapiens-Menschen auftauchen, warum nicht auch der tote
Mann der Protagonistin?! In "Eine Stadt namens Vergessen" gerät der
Protagonist, ohne sie verlassen zu können. Der "Hautdrache" ist beste
unter diesen Story: Eine Tätowierung entwickelt ein Eigenleben, mit
fatalen Folgen für den Protagonisten.
Frank Roger weist in seinen Kurzgeschichten
ein umfangreiches inhaltliches Repertoire auf, seine Ideenwahl ist unkonventionell,
seine Blicke auf die zahlreichen Facetten der nahen Zukunft erfolgen aus
unerwarteten Perspektiven. Er neigt zu einem knappen und prägnanten
Stil. Es gibt nur wenige Ausreißer in SOLAR-TALES 7, so daß
zutiefst zynische "Cryobarbecue", in dem eingefrorene Menschen den Obdachlosen
serviert werden. Der Autor zeigt zwar in vielen Kurzgeschichten negative
Tendenzen technischer, sozialer und politischer Natur auf, verfällt
aber nicht in ausweglosen Pessimismus.
Der einzige Einwand gegen eine Kaufempfehlung
richtet sich an regelmäßige SOLAR-X-Leser, denen viele der Kurzgeschichten
Frank Rogers bereits bekannt sein werden.
Armin Möhle, Wallenhorst
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 116
40 Seiten DIN A 4 quer, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 5,88 €, 4er-Abonnement
20,45 €.
Bezug: RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND
(RCD), Georg Joergens, Talstr. 60a, 40217 Düsseldorf, E-Mail: GJoergens@aol.com.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ
360 100 43), Konto 3687 44-437.
Internet: www.rz-journal.de.
Die 116. Ausgabe des beliebten RISSZEICHNUNGS-JOURNALS
beschäftigt sich diesmal ausschließlich mit dem PERRY RHODAN-Universum.
Auf dem farbenfrohen Cover prangt deshalb der neueste Stratosphärengleiter
der Firma Mercedes-Alpha aus dem PR-Roman 2120. Terrania-City im Hintergrund
zeigt einige interessante (klassische) Werbetafeln auf den Häusern,
die genauso in die Gegenwart passen würden wie die Typenbezeichnung
"SLK" des Gleiters.
Das Innere des Heftes besteht zu einer
Hälfte aus Leserbriefen und Kritiken zu vorherigen Ausgaben, den anderen
Teil nehmen Rißzeichnungen ein. Hier lassen sich typische mit dem
PC gefertigte Risszeichnungen wie der aufwendige CoJito-Planetenjäger
oder die schon etwas ältere, von Hand erstellte "Fair Lady-Station"
finden.
Der
Durchmesser besagter Urlauberstation im Orbit um den Neptun-Trabanten Nereide
beträgt 6.000 Meter, ihre Masse wird mit 41*109 Tonnen
angegeben. Manuel de Naharro versteht es, in der Zeichnung diese ungeheuren
Dimensionen deutlich werden zu lassen. Die kleinen Details sind akribisch
genau umgesetzt, jedoch mutet das Gesamtdesign etwas überholt an.
Der "CoJito-Planetenjäger der Eltanan"
von Georg Joergens ist in einem ganz anderen Stil gehalten: Man sieht auf
den ersten Blick, daß die Zeichnung am PC erstellt ist. Das Schiff
ist toll, wenn auch teilweise etwas unübersichtlich dargestellt. Viele
Details erfreuen das Auge des Betrachters, auch wenn die vielen Graustufen
einen künstlichen Eindruck hervorrufen.
Die Raumyacht "Marzom" des Trah Rogue
von Gregor Paulmann ist in dem typischen Stil des Zeichners gestaltet.
Der leicht unsaubere Eindruck tut der hohen Qualität dieser Grafik
jedoch keinen Abbruch. Lediglich die Legende ist etwas sehr klein geraten,
man braucht zum Entziffern fast schon eine Lupe.
Fazit: Das RISSZEICHNUNGS-JOURNAL ist
eine ideale Lektüre für PR-Fans, die sich etwas mit dem Hintergrund
der Technik beschäftigen wollen. Ein Magazin von solch bemerkenswerter
Qualität der Zeichnungen in Verbindung mit den gut lesbaren Texten
ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Richard Salzmann, Kranzberg
DIE ATMOSFÄHRE 1
28 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 40 Exemplare, 1,00 €, 3er-Abonnement
6,00 €.
Bezug: Frank Neugebauer, Am Bloher
Forst 5, 26160 Ofen.
Bankverbindung: Postbank Hamburg (BLZ
200 100 20), Konto 900 196 201.
Fanzineherausgeber hegen oft den Traum,
aus ihrem eher unscheinbaren Blättchen ein ambitioniertes Magazin
zu machen, mit dem man national oder sogar international glänzen kann.
Daher rührt auch die weitgehende Übernahme von Standards bei
Layout und Illustrationen, was im Endeffekt zu einer gewissen Uniformität
führt. Nicht so Frank Neugebauer mit seiner ATMOSFÄHRE. Das Heft
wirkt trotz einiger Vignetten arg bleiwüstig und bietet dem Auge des
Betrachters wenig Angriffsfläche. So wird er gleichsam gezwungen,
sich auf das Wesentliche, den Text, zu konzentrieren.
Die Autoren des Heftes setzen allesamt
nicht auf Action, sondern versuchen ihren Stories Tiefe zu geben. Dabei
profitieren sie von einer Schreibroutine, die sie in den letzten zehn (oder
mehr) Jahren durch das Veröffentlichen in diversen Fanzines oder eigenen
Erzählungsbänden erworben haben. Der Herausgeber kann gleich
mit zwei Kurzgeschichten punkten (man gönnt sich ja sonst nichts,
schon gar nicht, wenn man ohnehin die ganze Arbeit mit dem Heft hat). "Das
Malheur" thematisiert mal wieder die Sorglosigkeit von Weltraumtouristen,
die – wenn sie nicht gerade die Bordküche aufräumen – nur Unsinn
im Kopf haben, während "Der Stein der Reisen" eher die Notizen zu
einer angedachten Geschichte darstellen, als bereits die Geschichte selbst.
Axel Kruse steuert eine bereits im Band
ITERATION (2000 bei G. Meyers Taschenbuch Verlag) erschienene Story bei,
"Die Fretschneks warten schon". Eine kleine böse Dystopie, die gleichwohl
sehr gut in dieses Heft paßt und auch alle, die Axel Kruses Buch
noch nicht kennen, neugierig darauf macht.
Rainer Innreiter dürfe den meisten
noch nicht bekannt sein, denn laut Kurzvita hat er bislang erst zwei Geschichten
im Hallenser Fanzine SOLAR-X veröffentlicht. "Mein virtueller Körper"
stellt eine Anlehnung an die unser Leben immer stärker beeinflussende
Mediengesellschaft dar. Die Welt ist nicht mehr das reale Leben, sondern
das, was uns Fernsehen und Internet als die Realität verkaufen. Rainer
Innreiters Protagonist spielt die Hauptrolle in einer Seifenoper, bis er
eines Tages aus dem "Goldenen Käfig" des Studios ausbricht. Doch ist
er wirklich real oder nur eine Simulation, ein weiterentwickelter Verwandter
von Robert T-Online?
Jürgen Möllers Glosse "Abflug"
wirkt weniger komisch, als vielmehr skurril. Der Gedankengang hätte
sich weniger gerafft sicher anschaulicher umsetzen lassen.
Frank Neugebauer ist kein Lektor, aber
er versucht sich – mit Ausnahme der eigenen Texte - an der eingehenden
Analyse der von ihm ausgewählten Geschichten. Dabei geraten diese
Betrachtungen nicht selten genauso lang wie die Stories selbst. Das hat
in gewisser Weise den Effekt eines Zwiegesprächs zwischen Leser und
Herausgeber, denn natürlich muß Frank Neugebauers Meinung nicht
mit der des Lesers übereinstimmen.
DIE ATMOSFÄHRE ist eher ein Diskussionspapier
als ein literarisches Fanzine. Im Endeffekt also ein Experiment mit ungewissem
Ausgang, mit Sicherheit aber kleinem Leserkreis.
Siegfried Breuer, Berlin
WURMWELT 7
4 Seiten DIN A 5, Kopie, Seitenheftung.
Auflage: 40 Exemplare, Preis unbekannt
(bitte erfragen).
Bezug: Frank Böhmert, Plesserstr.
8, 12435 Berlin, E-Mail: FrankBoehmert@web.de.
In dieser neuen Ausgabe seiner WURMWELT
hat Frank Böhmert eine Reihe ihm bemerkenswert erscheinender Auszüge
aus Büchern, Fanzines, Internetseiten etc. zusammengetragen, die sich
meist selbst kommentieren und daher kaum ein erläuterndes Wort seitens
des Herausgebers bedürfen.
Beispielsweise zitiert er einen Artikel
in der SÜDDEUTSCHEN, in welcher die Ereignisse des Attentats auf das
WTC und die Maßnahmen der USA gegen Afghanistan auf Berlin übertragen
werden, ein Vergleich, den bestimmt jeder nachvollziehen kann. Doch inzwischen
ist Afghanistan Alltag, selbst die Fußball-WM genießt einen
höheren Stellenwert als die dortigen Geschehnisse. Oder Stephen King:
Wer hätte gedacht, daß aus seinen Werken in Sachbüchern
zitiert wird. Am interessantesten lesen sich jedoch Franks (selbst aufgewachsen
im Westteil Berlins) sarkastische Worte zur Jugendweihe, der DDR-Alternative
zur Konfirmation bzw. Kommunion, die es heute noch gibt, auch im Westen.
Im Prinzip ist es dasselbe, die Jugendlichen denken und wollen dasselbe...
Waren/sind die Unterschiede zwischen Ost und West wirklich so groß?
Die WURMWELT ist kein Fanzine i. d. S.,
sondern eher ein Rundbrief, in dem Frank vielen Leuten seine Gedanken zu
verschiedenen Dingen mitteilt und zur Diskussion einlädt.
Irene Salzmann, Kranzberg
NOCTURNO 3
100 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €, 3er-Abonnemnt
15,00 €.
Bezug: Markus Kastenholz, Rothenbergstr.
39, 65366 Geisenheim/Rhg.
Die zweite Ausgabe dieses sehr umfangreichen
und mit Liebe gemachten Fanzines wurde vor gar nicht all zu langer Zeit
hier besprochen. Jetzt brachte der Postbote eine weitere Ausgabe – und
die Drohung vom letzten Mal hat anscheinend gewirkt. Unversehrt – und nicht
wie damals durch den engen Postkastenschlitz an Leib und Seele vergewaltigt
– gelangte das großformatige Heft auf meinen Schreibtisch. Wofür
Dämonen nicht alles gut sind.
Ein paar Dinge haben sich geändert
seit der letzten Ausgabe. Das Frontcover glänzt jetzt mit einem Vierfarbdruck
– und der Typ auf dem Cover grinst sogar. Vielleicht ist das auf die vorsichtigere
Behandlung durch den Postboten zurückzuführen.
Rezensionen, ohnehin kein wesentlicher
Bestandteil der letzten Ausgabe, fehlen diesmal ganz. Ein konsequenter
Schritt. Die beiden Macher, Markus Kastenholz und Kuno Liesegang, reagieren
damit auf die Reaktionen zum letzten Heft. So sehr die Vorstellung von
Büchern deutscher Kleinverlage sinnvoll und deren Unterstützung
löblich ist, wenn das Material fehlt, macht es keinen großen
Sinn, Kurzrezensionen zu veröffentlichen, die nicht mehr als Klappentexte
sind.
Damit ist NOCTURNO ein reines Story-Zine,
das sich der dunklen Seite des phantastischen Genres verschrieben hat.
Diesmal sind es insgesamt 18 Kurzgeschichten, die im wesentlichen von dem
bereits bekannten Autorenstamm der letzten Ausgabe stammen. So lassen sich
auch schnell einige Kontinuitäten ausmachen.
Linda
Budinger erzählt in "Mond über den Ruinen" die Geschichte ihrer
beiden Heldinnen einfach weiter. Die Story stellt eigentlich ein Kapitel
aus einer größeren Geschichte dar, kann aber mit Einschränkungen
auch für sich allein stehen.
Wie so oft entscheidet bei Horror-Geschichten
nicht so sehr die meist bekannte oder vorhersehbare Handlung über
die Qualität der Geschichten, sondern die Art und Weise der Umsetzung.
In NOCTURNO 3 findet sich keine schlechte Geschichte, aber es gibt gewaltige
Unterschiede in der Umsetzung. Auch die unterschiedliche Art der Geschichten,
mal ironisch über geheimnisvoll und düster bis hin zur reinen
Schilderung von Gewalt, findet sich in dieser Ausgabe wieder. Und man merkt,
welche der Autorinnen und Autoren welches Fahrwasser bevorzugen.
Susanne Ulshöfer erzählt – anscheinend
inspiriert von ihrem letzten Urlaub auf Gomera – eine nicht nur leicht
erotisch angehauchte Geschichte über die merkwürdige Beziehung
ihrer Hauptperson zu einer Avocado-Pflanze. Eine Geschichte, die von der
Thematik und der Leichtigkeit der Umsetzung sehr gut zu ihrem Beitrag in
der zweiten Ausgabe paßt. Zwar ist bei "El Rey" schnell klar, worauf
es hinauslaufen wird, aber die Geschichte ist gut erzählt und bleibt
trotz des offensichtlichen Endes spannend.
Wie bereits in der letzten Ausgabe schreibt
Irene Salzmann mit "Der große Kürbis" eine eher heiter-ironische
Geschichte, über einen Jungenstreich, bei dem es darum geht, für
den Haloween-Umzug den Kürbis aus dem Garten des Nachbarn zu stiebitzen.
Der ist allerdings gewarnt. Auch Pascal Gregory hat für seine Geschichte
eine skurrile Idee. Ein "Vertreter der Finsternis" erscheint bei einer
alten Dame und bietet ihr allerlei dämonische Hilfsmittel an. Sie
bleibt hartnäckig und lehnt ab – leider als einzige in ihrer Straße.
Und Christel Scheja lehrt uns, daß auch das Leben der Dämonen
nicht immer ein Honigschlecken ist.
Von den etwas längeren Geschichte
hat mir Antje Ippensen "Als der graue Faden riß" gut gefallen. Antje
bedient sich bei dem Motiv einer alten Kalendergeschichte über ein
Liebespaar in dem schwedischen Kupferbergwerk Falun und wandelt es für
ihre eigene Geschichte um. Sie schreibt einfühlsam und eindringlich
und es gelingt ihr, die persönliche Tragik, die in der ursprünglichen
Geschichte steckt, mit in die eigene Geschichte herüber zu retten.
Auch "Ryuki" von Markus Kastenholz, eine
Geschichte um die Vampirjägerin Morgenrot (hat ja Konjunktur), ist
stimmig und durchdacht. Und ganz im Stil guter Kriminalgeschichten läßt
Markus den Leser wie seine Protagonistin lange über die wirklichen
Hintergründe im Unklaren.
Das Layout macht einen klaren und durchdachten
Eindruck. Viele Geschichten sind mit eigens angefertigten Zeichnungen illustriert.
Und wie beim letzten Mal kann von den zwei Comics im Heft besonders Manfred
Lafrentz mit dem zweiseitigen Kurzcomic "Sternfahrer" überzeugen.
Insgesamt ein Heft der Kontinuitäten. Den Autorinnen/Autoren und den
Herausgebern merkt man ihre Erfahrung an. Nur scheint es, daß die
Geschichten diesmal nicht ganz so düster sind, wie beim letzten Mal.
In doppelter Hinsicht also ein Silberstreif am Horizont.
Holger Marks, Marburg
MEPHISTO 19
108 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,30 €.
Bezug: Martin Ellermeier, An der Lehmkaute
30, 64625 Bensheim, E-Mail: Mephisto@DunkleWelten.de
MEPHISTO – "Die dunkle Seite der Spiele"
setzt sich hauptsächlich mit Games aller Art auseinander, wobei Rollenspiele
im Vordergrund stehen. In dieser Ausgabe findet man gut lesbare Berichte
über SHADOWRUN, CHRONIKEN DER ENGEL und andere Rollenspiele.
Auch für solche, die sich nicht unbedingt
mit dem Genre auskennen, sind diese Reportagen leicht zu verstehen, obwohl
teilweise einige Fachtermini vorkommen.
Aber auch der Sektor der PC- und Videospiele
wird nicht vernachlässigt. Aktuelle Besprechungen wie ELITE FORCE
II, SIM CITY oder OPERATION FLASHPOINT: RESISTANCE erfreuen jeden Zocker,
aber leider ist über den aktuellen Genrekracher WARCRAFT III nur zu
lesen: "...wird wohl in der nächsten Ausgabe besprochen werden...".
Schade, denn dieses PC-Game hat einen enormen Run auf den Phantastik-Bereich
ausgelöst, und zumindest ein Kurzbericht wäre der Aktualität
wegen angemessen gewesen. Wenn aber der Herausgeber im Editorial seine
terminlichen Engpässe darlegt, ist der Grund für das Manko schnell
erklärt.
Weiterhin lassen sich in MEPHISTO 19 viele
Rezensionen über Bücher und Filme finden, die allesamt dem dunklen
Genre zuzuordnen sind. Der sehr gut gelungene Artikel "Der Vampirfilm im
Wandel der Zeit" von Eddie M. Angerhuber und das interessante Christopher
Lee-Porträt vervollständigen das positive Bild, das der Leser
bereits durch das ansprechende Layout gewonnen hat.
Jeder Fan der Dunklen Phantastik wird
hier voll auf seine Kosten kommen.
Als kleines Gimmick liegt dieser Ausgabe
eine Trading Card bei und ein Auszug aus dem Comic DAS DRITTE TESTAMENT.
Richard Salzmann, Kranzberg
SOL 27
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.700 Exemplare, 5,27 €, 4er-Abonnement
22,00 €.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e.
V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker
(BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.
Eine Reihe von interessanten Artikeln enthält
SOL 27, was aber nach dem ersten Blick nicht zu vermuten ist. Das Titelbild,
das einen gottgleich in Stein gemeißelten Perry zeigt, schreckt ab.
Zu den lesenswerteren Beiträgen gehört
allerdings nicht der ermüdende zweite Teil des "Völkerdatenblattes"
über die Akonen, der auf sechs Seiten die wichtigsten Ereignisses
in der Historie dieses für die Serie zugegebenermaßen nicht
unwichtigen Volkes auflistet. Gemeint sind auch nicht die "Nachrichten
aus dem intergalaktischen Sound-Labor", in denen Achim Schnurrer über
die Produktion der neuen PR-Hörspiele, pardon, Hörbücher
berichtet. Obwohl der Artikel einige interessante Einblicke in die Produktionsbedingungen
gewährt, ist er kaum mehr als Promotion. Und gemeint ist ebenfalls
nicht der Bericht über "5 ½ Jahre Wiener Stammtisch (und ein
paar kritische Worte...)" von Michael Marcus Turner, auch wenn er überraschend
offenherzig (für SOL-Verhältnisse), aber zutreffend, eine gewisse
Gleichförmigkeit in den Conabläufen beklagt, sowohl was die Programme
als auch die Besucher angeht.
Ansprechender
ist der Bericht über die "Facetten der Ewigkeit", ein Artikel von
Heiko Langhans über die PR-Taschenbücher Peter Terrids, der auch
das übrige Werk des Autors streift und wegen seiner Popularität,
die er auch außerhalb des PR-Kosmos genoß, zur Lektüre
einlädt. (Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war der Text
ursprünglich zur Veröffentlichung in einer anderen Publikation
vorgesehen.)
Mit dem Bekanntheitsgrad von Claudia Kern
verhält es sich umgekehrt: Publiziert hat sie bislang außerhalb
der PR-Serie, und schrieb kürzlich einen Gastroman. Grund für
die SOL-Redaktion für ein Interview, in der sich die berufliche Biographie
der Autorin in entsprechender Weise widerspiegelt. Zu PR vermag sie wenig
zu sagen, was aber nur für Leser, deren phantastische Lektüre
ausschließlich aus PR besteht, ein Nachteil ist. Interessant ist
es immer wieder, auf diese Art und Weise einen Autor oder eine Autorin
kennenzulernen, und natürlich auch praktisch – so habe ich kein Interesse
daran, mit der MADDRAX- oder PROFESSOR ZAMORRA-Lektüre zu beginnen...
Hartmut Kasper berichtet über "Unsere
Männer im All", über Helden der deutschen Science Fiction in
der Prä-PR-Ära. Es verwundert nicht, daß sie viele Charakterzüge
diverser Personen aus dem PR-Universum vorwegnahmen und überwiegend
aus der Feder K. H. Scheer stammten. Über Parallelitäten, genauer:
über "Pararealitäten" referiert (auch) Robert Hector. Er berichtet
über die Alternativwelten, die in der PR-Serie bislang eine Rolle
spielten, und stellt ihnen Parallelweltromane aus der übrigen Science
Fiction sowie (pseudo-) wissenschaftliche Erklärungsversuche gegenüber,
wobei er sich bei ersteren auf das Werk Philip K. Dicks konzentriert. Das
mutet seltsam an, denn PR und Dicks Romane stehen für verschiedene
Arten der SF.
Roland Triankowski hat für SOL 27
seine Diplomarbeit eingedampft und versucht den jahrzehntelangen Erfolg
der PR-Serie auf der soziologischen Schiene zu erklären: "Das soziale
System PERRY RHODAN". Die Leserschaft der PR-Serie bildet eine soziale
Gruppe, ähnlich den Fans eines Fußballvereins, die durch charakteristische
wiederkehrende Merkmal äußerlicher und inhaltlicher Natur bei
der Stange gehalten werden. Das ist, nach der Überwindung theoretischer
Überlegungen, durchaus verständlich; was aber die Faszination
der PR-Serie – oder des Fußballs – ausmacht, die Antwort auf diese
Frage bleibt Roland schuldig.
Mit den Wiederkennungsmerkmalen der PR-Serie
beschäftigt sich auch Thorsten Krietsch in seinen Überlegungen
"Kunst, Kommerz und Kaufargumente – oder: Warum man PERRY RHODAN verfilmen
muss" und kommt zu dem Schluß, daß sie sich in der geplanten
Fernsehserie wiederfinden müssen. Damit bietet er keine neuen Erkenntnisse,
eher Seelenmassage für diejenigen, die befürchten, daß
sich der SOS AUS DEM WELTRAUM-Reinfall wiederholen könnte.
Neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse
vermittelt Götz Roderer in "Quo Vadis, Schwarzes Loch?". Danach kann
am Ende des Lebens einer Sonne nicht nur ein weißer Zwerg, ein Neutronenstern
oder ein schwarzes Loch entstehen, sondern unter bestimmten Umständen
ein Gravstar. Nicht nur Informationen für Interessierte (wieder mit
einiger Theorie), sondern auch eine Anregung für SF-Autoren?!
Die PR-Story in dieser Ausgabe stammt
von einem PR-Autoren und enttäuscht. Horst Hoffmann verwendet in "Der
Fremde" einen uralten Plot. Eine Romanfigur wird vor ihrem Leser real.
Natürlich handelt es sich eine Person aus dem PR-Universum, der Leser
ist ein PR-Fan, der seinen Besucher in dessen Universum zurückbegleitet.
Im Gegensatz zu der vorangegangenen Ausgabe
bietet SOL 27 mehr als nur 08/15-Beiträge, die sich aber auch überwiegend
an PR-Leser richten.
Armin Möhle, Wallenhorst
SOLAR-TALES 10-1/10-2: DIE ZEITLÄUFER
64, 64 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,00 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Bankverbindung: Hypo Vereinsbank Halle
(BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Internet: www.solar-x.de.
In zwei Heften zusammengefaßt und
etwas überarbeitet wurde ein SF-Mosaikroman, der 1994 um ersten Mal
erschienen ist: DIE ZEITLÄUFER. Was ein Mosaikroman ist, wird einem
spätestens beim Lesen der Hefte schnell klar. Viele Handlungsebenen,
die zunächst (und teils auch bis zuletzt) nichts miteinander zu tun
haben, verwirren den Leser mehr, anstatt ihn zu unterhalten. Die Story
ist – trotz der Bezeichnung SF-Roman – eher dem Fantasy-Genre zuzuordnen,
da sich dessen Elemente eindeutig in der Überzahl befinden.
Das magische Zeitalter der Erde geht zu
Ende. Die Macht der Magier und Zauberer schwindet so schnell, dass die
Letzte Konklave einberufen wird. Man findet heraus, daß 1.500 Jahre
in der Zukunft Kinder die magischen Kräfte wiederentdecken werden
und beschließt, ihnen das zauberische Wissen zur Verfügung zu
stellen. Man entscheidet, in die Zukunft zu reisen...
Gegenwart: Verschiedene Personen bemerken
ihre paranormalen Fähigkeiten. Merkwürdige Gestalten tauchen
auf und richten in einer deutschen Kleinstadt einiges an Unheil an.
Schließlich outen sich die Magier
aus der Vergangenheit und arbeiten mit den Kindern zusammen, um die Ursache
des Verschwindens der Magie zu klären. Irgendwann stellt man fest,
daß das geschichtliche Umfeld der Zauberer erheblich von der Historie,
wie wir sie kennen, divergiert. Das Ding im nahegelegen Gebirge
scheint der Schlüssel zu allen Rätseln zu sein...
Anfangs liest sich der Roman, dessen einzelne
Kapitel von verschiedenen Autoren stammen, wie eine normale Fantasystory,
die eindeutig im irdischen Frühmittelalter angesiedelt ist. Doch nachdem
der Sprung in die Gegenwart vollzogen wird, ertrinkt der Leser in einer
Orgie aus Aporie und Gewalt. Personen tauchen ein Kapitel lang auf, werden
vorgestellt, entdecken ihre Talente, bringen dank ihrer unkontrollierbaren
Fähigkeiten einige Personen um und verschwinden wieder – ohne nennenswert
etwas zum Plot beigetragen zu haben. Manchmal erscheinen sie am Ende wieder,
tragen erneut nichts zur Handlung bei – und sterben, vorzugsweise durch
Bundeswehr-Granaten. Während man anfangs noch einen gewissen Überblick
besitzt, schreitet mit zunehmender Seitenzahl die Verwirrung des Lesers
voran. Die Designation "Mosaikroman" trifft also vollkommen zu, nur läßt
sich besagtes Mosaik leider nicht zu einem klaren Bild zusammenfügen.
Der Stil der verschiedenen Autoren ähnelt
sich sehr und ist flüssig zu lesen. Die Sätze sind meist klar
strukturiert und gut lesbar. Einige Illustrationen von Thomas Hofmann lockern
den Text auf.
Stellenweise entbehrt die Geschichte nicht
eines gewissen Humors, der besonders deutlich wird, als eine Frau im Zug
Zauberformeln an unschuldigen Personen testet. Trotzdem ist die Erzählung
zu kompliziert aufgebaut, um als Zwischendurch-Lektüre zu dienen.
Durch die extrem vielen Details könnten wohl einige potentielle Leser
nach wenigen Seiten abgeschreckt werden.
Die Cover beider Hefte ziert ein mumifizierter
Reiter (o .ä), dessen Schöpfer nicht genannt wird.
Fazit: Eine sehr komplexe Handlung in
Verbindung mit einem interessanten, aber nur mäßig umgesetzten
Thema ergibt eben – einen schwer lesbaren Mosaikroman.
Richard Salzmann, Kranzberg
Der FANZINE-KURIER erscheint
in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.
Preise der Printausgabe: Einzelexemplar
0,60 €, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 € (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im
Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps.,
Irene Salzmann, Richard Salzmann.
Auflage der Printausgabe: 80
Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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