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- Werte Leserinnen und
Leser,
zu der Besprechung über
WILDE JAGD ist vorzutragen, daß der Vertrieb des Romans
als eBook eingestellt ist, jedoch in diesem Monat die
Taschenbuchausgabe erscheinen wird (wie in der Rezension
auch erwähnt). Der FANZINE-KURIER hat bedauerlicherweise
seine Grenzen, auf die ich nur bedingt Einfluß nehmen
kann und die ein rechtzeitiges Erscheinen der Besprechung
verhinderten. Für den FK 96 kann ich immerhin
Rezensionen über Fanzines ankündigen, die auch beim
Erscheinen der Ausgabe noch zu demselben Preis
erhältlich sein werden, und zwar über ALIEN CONTACT 38,
DER HEROLD 30, SFGH-CHRONIKEN 192, SCHATTENSPLITTER 2,
ÄON INTERN 230 und SOL 19.
Viele Grüße
Armin Möhle
SCHWERTER
DER MACHT
PARADISE
40
ALIEN
CONTACT BIBLIOGRAPHIE/ALIEN CONTACT AUDIO 1/SIGGI
STARDUST
DER
BARDE 4
WILDE
JAGD
SAGITTARIUS
31
ÄON
INTERN 229
RETTUNGSKREUZER
IKARUS 2: DAS WEISSE RAUMSCHIFF
DER
GRÜNE MOND
SOLAR-X
126
FUTURE
MAGIC 27
MONOCHROM
11-14½
HAN
JONES – AUF DIE HARTE TOUR NACH EDEN
SCHWERTER DER MACHT
144 Seiten DIN A 4,
Offset, Thermobindung.
Auflage: 50 Exemplare,
24,50 DM.
Bezug: EDITION PEGASUS,
Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail:
LFAPEGASUS@aol.com.
Die EDITION PEGASUS ist
einer der wenigen kleinen Fan-Verlage, die es wagen,
Longstories bzw. Romane zu veröffentlichen.
Viele Leser scheuen davor
zurück, sich ein solches Werk als Lektüre zu wählen,
denn während man bei einer Anthologie neben schwächeren
Beiträgen bestimmt auch den einen oder anderen guten
findet, so läuft man bei einem (Fan-) Roman Gefahr, von
vielen langweiligen Seiten erschlagen zu werden. Leider
gibt es im Fandom (aber auch unter den Publikationen
namhafter Verlagshäuser) so manches Beispiel, das dieser
Befürchtung gerecht wird.
Diesmal jedoch wurde ich
angenehm überrascht von den SCHWERTERN DER MACHT von
Martina Bernsdorf.
Martina Bernsdorf greift ein
beliebtes Thema auf, das bereits in unzähligen Varianten
vorliegt: der Artus-Mythos. Trotzdem fesselt er immer
noch genügend Personen, die sich zu neuen Geschichten
inspirieren lassen bzw. die es nicht müde werden, eine
weitere Version in Augenschein zu nehmen.
Obwohl SCHWERTER DER MACHT
von Marion Zimmer Bradleys DIE NEBEL VON AVALON
inspiriert scheint, insbesondere die ersten Seiten der
Lektüre bieten viele Parallelen, entfernt sich die
Autorin zunehmend von der klassischen Vorlage. Auch
Anleihen von Michael Moorcocks ELRIC sind deutlich bei
den titelgebenden Schwertern, die entfernt an
Sturmbringer und Trauerklinge erinnern.
Jeder kennt die Geschichte:
Uther Pendragon raubt dem Fürsten Gorlois die schöne
Gemahlin und zeugt mit ihr Artus. Dieser wächst
unerkannt bei Zieheltern auf, findet das legendäre
Schwert Excalibur in einem Felsen und wird als legitimer
Hochkönig Britanniens anerkannt. Namhafte Ritter wie
Gawain, Lanzelot, Parcival, Tristan und der Zauberer
Merlin stehen ihm zur Seite.
Dann bringt Martina eine
neue Überlegung ins Spiel: Merlin hat eine Enkelin.
Starhair wächst bei den Druiden auf und erlernt deren
Künste und den Umgang mit Waffen. Als sie Artus
zufällig aus den Händen der Sachsen rettet, erkennt
sie, daß ihr Schicksal mit dem des Hochkönigs verbunden
ist. Verkleidet als Ritter, ausgerüstet mit einem
geheimnisvollen Schwert, das ihr Großvater ihr
zuspielte, begibt sie sich an den Hof. Schnell steigt sie
zu einem der fähigsten Ritter auf, und ihre
Androgynität verwirrt Frauen und Männer gleichermaßen.
Starhairs Leben und ihre Einflußnahme auf Artus stehen
im Mittelpunkt der Erzählung. Letztlich trägt auch sie,
als Figur höherer Mächte, ihren Teil dazu bei, daß das
Reich untergeht.
Eine Autorin, eine Frau in
der Hauptrolle, Kampf und Liebe, Intrigen und
Verwirrungen, der Geschlechterkonflikt - das sind die
Elemente, die, treffen sie aufeinander, einen Roman
ergeben, den man gemeinhin abwertend als
"Frauen-Fantasy" bezeichnet. Männliche Leser
winken dankend ab, noch bevor sie sich überzeugt haben,
ob das viel zitierte nomen est omen wirklich zutrifft.
Tatsächlich bekommen hier
nicht die Männer pro Seite mindestens einmal eins aufs
Dach von der vermeintlichen Emanze, wenngleich diese für
meinen Geschmack viel zu superheldig geraten ist, um als
realistischer Charakter zu überzeugen; vielmehr wird
versucht, eine ungewöhnliche und starke Frau, die die
vergessene Tradition der Kriegerin in einer Welt der
Männer weiterführt, mit ihren Sehnsüchten, Konflikten,
Pflichten und ihrem komplizierten Verhältnis zum Umfeld
darzustellen. Das gelingt Martina auch sehr gut, denn
ihre Heldin bleibt nicht immer Siegerin, geht
notgedrungen Kompromisse ein, wird nicht zum Heimchen am
Herd, nachdem doch noch ein Gatte gefunden ist, und
verzichtet auch auf die übermäßige Auswalzung der
stets ungerechten Rollenverteilung.
Die Geschichte ist flüssig
erzählt, beinhaltet spannende wie auch romantische
Momente, und der weibliche Ritter an Artus’ Hof ist
durchaus eine seltene Variante.
Wer Fantasy schätzt und
auch von Artus & Co. mal wieder etwas Neues lesen
möchte, findet in diesem Roman gute Unterhaltung,
ergänzt durch Illustrationen von Kirstin Scholz, von der
auch das farbige Cover stammt, Martin Marheinecke und
Dagmar Krause.
Irene Salzmann, Kranzberg
PARADISE
40
92 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare,
6,50 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB
EDEN, Marc Schneider, Stettiner Str. 51, 23558 Lübeck.
Wie in der
Vorgängernummer bietet das Clubzine des TERRANISCHEN
CLUB EDEN wieder eine Vielfalt von Beiträgen, die sich
fast alle um die SF drehen.
Nach einigen internen News
erfährt man wieder allerhand Interessantes über neue
TV-Serien, Durchbrüche in der Wissenschaft etc. in der
Rubrik SF-News. Die Besprechungen der dritten SG-1- und
sechsten VOYAGER-Staffel werden mit den Folgen 9 bis 13
(SG-1) und 6 bis 10 (VOYAGER) fortgesetzt.
Dem Thema PR widmet man sich
gleich auf 25 Seiten, wobei für echte Fans der Besuch
bei K. H. Scheers Ehefrau wohl der interessanteste und
stimmungsvollste Beitrag sein dürfte. Desweiteren werden
die Bände 2009 bis 2020 besprochen und einiges über den
Leipziger Buchmesse-Con berichtet, bei dem unter anderem
ein Amateur Perry-Film vorgeführt wurde.
Der realen Wissenschaft
widmet man sich in zwei Artikeln. "Science, das S
der SF" bietet Neuigkeiten über die ISS und einige
Nebenprojekte. Vollkommen verwirrt ließ mich hingegen
der Beitrag "Das Universum – Eine
Scheibe?" zurück, in dem von einer Messung
berichtet wird, die beweist, daß die Raumzeit linear
ist...
Ansonsten füllen noch zwei
Artikel über die TV-Serie BEZAUBERNDE JEANNIE, ein
Report über die englische Imperialisierung von Afrika
und dortige Schatzsuchen und einige Rezensionen zu
Musik-CDs und Büchern die Sekundärliteratur.
Von den zwei Stories widmet
sich Selana Bashir in "Verschwörer" der Serie
STARGATE. Die Truppe landet auf einem fremden Planeten,
wo Colonel Jack O`Neill auf einen Stützpunkt
menschlichen Militärs trifft, die sich in ihrer
Einstellung zur SG-1 dahingehend spalten, daß sie das
Sternentor nur zum Vorteil für die USA nutzen wollen und
nicht für die Erde im allgemeinen.
Die Geschichte ist ziemlich
langatmig, das Ende stereotyp und die Dialoge über die
Maßen pathetisch und heroisch, ob dies auch auf die
Originalserie zutrifft weiß ich nicht...
Die in der Antike spielende
Story "Sonnentaucher", stammt aus der Feder von
Thomas Kohlschmidt. Eine vom Schicksal gezeichnete Gruppe
von Menschen schließen sich einem Führer an, der sie zu
einem Tempel bringen will, wo sie durch die
"Sonnenmagie" von ihren Leiden befreit werden
sollen.
Gerade zu Anfang holpert die
Erzählung noch über manche stilistische Steine, aber im
Laufe der Handlung gewinnt sie immer mehr an Sicherheit
und Lesefluß. Die Pointe und das Ende sind ebenfalls
gut, leider bleiben einige Fragen ungeklärt, deren
Beantwortung für die logische Handlungsabfolge notwendig
gewesen wäre. Dennoch ist "Sonnentaucher" ein
angenehmes Lesevergnügen.
Garniert wird das PARADISE
40 mit vielen schönen Bildern. Insbesondere die Werke
von Greebo, Myles und Wintermute stechen hervor und
verwöhnen das Auge.
Insgesamt dürfte die neue
Nummer des TERRANISCHEN CLUB EDEN dem SF-Fan wieder viel
Freude bereiten. Für Fans anderer Genre sind die
Einblicke in eben diese zu dünn gesät.
Timo Kümmel, Weyhers
ALIEN
CONTACT BIBLIOGRAPHIE
56 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 9,50
DM.
ALIEN CONTACT AUDIO 1
CD, Laufzeit 53 Minuten.
Auflage: unbekannt, 19,00
DM.
SIGGI STARDUST AND THE
QUOTATIONS FROM EARTH
36 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50
DM.
Bezug: Edition AVALON,
Graudenzer Str. 1a, 10243 Berlin, E-Mail: AC@epilog.de.
Bankverbindung: Bank 24
(BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk
Kurth.
10 Jahre ALIEN CONTACT
sind sicherlich ein Grund zum Feiern. Neben der
Jubiläumsausgabe, die im FK 95 vorgestellt wurde, haben
sich die Herausgeber eine Reihe kleiner Schmankerl
ausgedacht, um den verwöhnten Leser noch enger an sich
zu binden.
Insgesamt sind in den zehn
Jahren 37 AC-Ausgaben mit mehr als 160 Stories, über 150
Artikel und Essays, 24 Interviews und über 500
Buchrezensionen erschienen, nicht zu vergessen über 300
Grafiken. Wer da einen bestimmten Beitrag sucht, ist in
Zukunft nicht mehr darauf angewiesen, seinen Schrank
auszuräumen und Heft für Heft durchzublättern. Die
ALIEN CONTACT BIBLIOGRAPHIE gibt einen übersichtlichen
Überblick über die Beiträge in den bislang
erschienenen Ausgaben. Besonders interessant ist
allerdings das fast 100 Einträge umfassende
Autorenlexikon. In ihm stehen bekannte Autoren wie Kim
Stanley Robinson, Terry Pratchett oder John Shirley neben
(noch) unbekannten semiprofessionellen bzw. reinen
Fan-Autoren. Das Autorenlexikon zeigt damit nicht nur das
breite Spektrum der Autoren, sondern verdeutlicht auch
die Sonderstellung, die ALIEN CONTACT derzeit im
deutschen Fandom hat. Und diese Sonderstellung ist
beileibe nicht auf den Osten beschränkt. 47 Prozent der
Abonnenten leben in Westdeutschland. Auch wenn es,
gemessen an der Bevölkerungsverteilung, wesentlich mehr
sein müßten, zeigt es doch, daß AC ein Magazin für
West und Ost ist und kein Heft für Ostalgiker.
Auch wenn das zweite
Schmankerl des Paketes einen anderen Eindruck aufkommen
läßt. Auf der ersten AC-Audio CD dreht sich alles um
die ostdeutsche Science Fiction. In kurzen Interviews mit
Erik Simon, Rolf Krohn, Michael Szameit und weiteren noch
aktuellen oder gewesenen SF-Autoren geht es in der Regel
um die DDR-SF, um den mehr oder weniger vollständigen
Untergang der phantastischen Literatur nach der Wende und
letztlich auch um die Krise der SF im allgemeinen. Einem
geborenen Westdeutschen wie mir ist es wohl unmöglich
nachzuvollziehen, was die Wende mit ihren positiven und
auch negativen Folgen für die DDR-Bürger bedeutet hat.
Ebenso schwer ist für einen gebürtigen westdeutschen
SF-Fan, die Folgen der Wende für die DDR-SF, ihre
Autoren und der sehr aktiven Leserschaft zu verstehen.
Einen Eindruck bekommt man allerdings, wenn man sich die
Beiträge auf dieser CD anhört. Dabei ist es nicht nur
der Verlust einer sicher geglaubten Lebensgrundlage - die
materielle Absicherung der Autoren war in der DDR
wesentlich besser als im Westen - sondern auch der
Verlust einer bestimmten Idee, was phantastische
Literatur eigentlich ausmacht, was den Autoren zu
schaffen macht und zu einem Rückzug führt. Gerade die
von Erik Simon geführte halbstündige Gesprächsrunde
mit verschiedenen DDR-Autoren macht das sehr deutlich.
Ungeheuerliche Zitate über
SF und die Welt ringsum präsentiert Siggi Stardust im
letzten Schmankerl mit den QUOTATIONS FROM EARTH.
Siegfried Breuer sammelt seit 93 für ALIEN CONTACT
"Füll-Zitate". Da Goethe angegraut und nicht
immer passend ist, entstand eine Sammlung von Sprüchen,
nicht nur zur Science Fiction, sondern zu allen
Lebenslagen, da "die Niederungen des Alltäglichen
dem Dasein erst die Würze und dem strahlenden Feuer des
Diamanten unserer Phantasie die Fassung" geben. Hat
er schön gesagt! Und fast verblassen die folgenden
Zitate hinter dieser schönen Einleitung. Beigetragen
haben viele, die meisten unwissentlich. Neben SF-Autoren
und ihren Fans gibt es Zitate von Satirikern und
Journalisten. Politiker fehlen. Aber wen stört das
schon?
Garniert wird die Sammlung
durch einige Cartoons von Matthias Langer.
Insgesamt hat sich die
AC-Redaktion drei gute Gründe ausgedacht, ihr die Treue
zu halten. Ich muß damit ausnahmsweise Sir Peter Ustinov
widersprechen, der sagte: "Ein Jubiläum ist ein
überaus wichtiges Datum, an dem eine Null für eine Null
mit mehreren Nullen geehrt wird." (Und habe damit
gleichzeitig den Beweis erbracht, daß Zitatesammlungen
sehr nützlich sind.)
Holger Marks, Marburg
DER
BARDE 4
104 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare,
12,00 DM.
Bezug: SFC STARDRAGONS,
Eva Kalvoda, Geblergasse 1/120, A-1170 Wien, E-Mail:
kills_first@xpoint.at.
Armin hatte mir den
Barden telefonisch als Fantasy-Fanzine zum Rezensieren
angeboten, und obschon ich diesem Genre nicht begeistert,
sondern nur tolerant gegenüberstehe, schlug ich um der
Abwechslung willen ein - in der Erwartung actionreicher
Unterhaltung mit mythischem Einschlag vor
quasi-mittelalterlicher Kulisse. Dieses Klischee wurde
nicht erfüllt.
Bereits das Vorwort weist
darauf hin, daß die Geschichten "eher ins
Märchenhafte" gehören. Das Nachwort - eine Art
vorweggenommener Jubel-Leserbrief - von Hermann Urbanek
spricht von "vier Geschichten von begabten
Jungautoren, die ganz im Trend liegen, denn Fantasy,
Märchen und Sagen sind momentan in, während die
technikorientierte SF mit großem Leserschwund zu
kämpfen hat." Dies soll wohl heißen, daß der
herausgebende Club, obschon er sich immer noch
"SFC" nennt, nicht auf absteigendem Ast mit dem
Genre der SF untergehen will. Dabei komme ich mir so
bedroht gar nicht vor!
Märchenhaft
sind sie in der Tat, die vier Geschichten im BARDEN 4.
Die Bienen summen fröhlich. Jedes Ding ist ein
zauberhaftes Wesen; der Wald, der Fels, die Wolken, ja
selbst der Regenbogen sind in ihrem Herzen liebevolle
Kreaturen, die nur darauf warten, den guten Menschen zu
helfen und die bösen zu bestrafen. Ein Teich kann davon
überzeugt werden, daß er keineswegs allein ist, weil
die Bäume und der Regen ihm Gesellschaft leisten, und
solchermaßen motiviert hilft er einer jungen Frau mit
dem Namen "Amanda/Amandine" (lat.: die zu
Liebende), ihren Liebsten zu entzaubern - bildlich
natürlich (er war ein Geier); von ihr bleibt er
verzaubert.
Ein bißchen Konflikt muß
auch sein, aber nichts Ernstes. Die Bösen sind stets
schnell erkannt und überwältigt. Und vor allem sind sie
böse und bleiben es - ebenso wie die Guten gut bleiben.
Letztlich ist das Böse stets nur eine vorübergehende
Störung der friedvollen, harmonischen Natur. Teilweise
finden sich sogar ökologisch-aufklärerische Töne; in
"Aufstand im Eichenwald" fabrizieren die Bäume
Schilder mit der Aufschrift "Kein Freizeitspaß auf
Kosten der Umwelt!". Amandine - ja, die - darf erst
durch den Wald laufen, nachdem sie sich ausgezogen hat,
weil "der Wald nichts duldete, was von Menschenhand
gemacht war". Beim Verlassen des Waldes versucht ein
Mensch, sie zu vergewaltigen - wer darin allerdings
Anzeichen von Konsequenz oder Realitätssinn zu erkennen
glaubt, der hat völlig falsche Vorstellungen von Stil
und Erzählweise dieser Märchen.
Sie strahlen eine Süße
aus, die für Verstandesmenschen schwer erträglich sein
dürfte. Alle gängigen Schnulzen werden mühelos
übertroffen, weil fast jede Zeile von Emotionen der
Niedlichkeit, Fürsorglichkeit und Herzensgüte trieft.
Äußerste Märchenhaftigkeit wird durch völlig
entrückte und unrealistische Darstellungen erzeugt. Für
SF-Fans und sonstige technokratisch angehauchte Leser
dürften dies unhaltbare Zustände sein. Daß eine solche
vermenschlichend-idealisierende Darstellungsweise
aufklärerischen Wert hätte - und sei es auch nur in
einer, nämlich ökologischer Hinsicht - ist kaum
vorstellbar.
Ich kann nicht leugnen, daß
die Märchen als solche gelungen sind. Die Schilderungen
sind sehr phantasievoll und stilistisch nicht zu
beanstanden. Aber wen sollen sie ansprechen? Kindern
könnte man die Geschichten wohl besser als Comic
präsentieren; inhaltliche Verluste würden dabei nicht
eintreten. Unter den Erwachsenen sind nur die erreichbar,
die in der Rubrik "Kitsch as Kitsch can" den
ultimativen Thrill noch nicht gefunden haben.
Clemens Nissen s. ps.,
Neuenburg
WILDE
JAGD
276 Seiten, eBook, 5,00
DM.
Bezug: Björn Jagnow,
http://www.bjoernjagnow.de/ebook/, E-Mail:
mail@BjoernJagnow.de.
Das eBook ist das Medium
der Zukunft. So wollen es uns zumindest gar viele
verkaufen, die den Totengesang über dem bedruckten
Papier angestimmt haben und die große digitale
Weltrevolution predigen. In der Tat, so möchte man
konzedieren, hat das neue Medium Internet und die damit
verbundenen Präsentations- und
Publikationsmöglichkeiten einiges an Freiraum
geschaffen, den das vorher recht starr wirkende
Buchsystem nicht geboten hat. Auch und gerade im
phantastischen Bereich hat sich hier einiges getan.
Stephen King und Wolfgang Hohlbein e-publizieren
fleißig, und auch in der Garde der weniger berühmten,
aber nicht weniger rührigen Autorenriege hat man sich
dem neuen Medium aufgeschlossen gezeigt.
Björn Jagnow, seines
Zeichens Uraltfan und professionell arbeitender
Fantasy-Autor (u. a. DAS SCHWARZE AUGE-Reihe bei Heyne),
hat ein abgelehntes DSA-Manuskript flugs umgeschrieben
und als eBook auf den Markt geworfen: Für runde 5,00 DM
kann sich der geneigte Leser das Werk runterladen, am
Bildschirm lesen oder ausdrucken. Die mittlerweile
reichlich zerfledderten Ausdrucke, die justamente neben
mir auf dem Schreibtisch liegen, machen dann auch schon
die Grenzen dieses Mediums deutlich: Wer nicht gerade
stundenlang am flimmerfreien
2.000-DM-Flüssigkristallmonitor sitzt, um einen Roman zu
lesen, wird um den wenig bibliophilen Ausdruck nicht
herumkommen, was die Kosten für dieses Werk dann auch
gleich wieder in die Höhe treibt: Zumindest mein
heimatlicher Laserdrucker berechnet ca. 10 Pfennige pro
Seite und schon hätte ich mir den Roman auch gleich als
Buch kaufen können (was man übrigens demnächst auch
kann, da er im G. Meyer Taschenbuchverlag erscheinen
wird). Soviel zur Form, jetzt zum Inhalt.
Die Baronie Nialyn hat einen
bitteren Verlust zu tragen: Die Baronin sowie ihre
älteste Tochter und Erbin wurden durch ein Fieber
dahingerafft. Trotz aller Vorbehalte der konservativen
Bediensteten muß nunmehr der verbliebene Sohn, Tuachall,
das Erbe antreten. Dieser ist früh von zuhause
ausgebüxt, ist durch die Lande gezogen und gilt als
Herumtreiber und Taugenichts. Als er zurück kommt und
sein Erbe antritt, ist er in keiner leichten Situation:
Seine rothaarige und offenbar mit Hexenkräften begabte
Begleiterin Bronwen, die ständig von einer abgerichteten
Eule begleitet wird, wird mit sehr kritischen Augen
gesehen und die eher unorthodoxe Art und Weise, wie der
neue Baron mit dem Althergebrachten umgeht, trifft
ebenfalls nicht überall auf Gegenliebe. All dieses
kleinliche Ränkespiel, in dem die alte Oberritterin der
vormaligen Baronin eine nicht unerhebliche Rolle spielt,
wird jedoch zunehmend irrelevant, als sich seltsame Tode
in der Baronie häufen und die Vermutung um sich greift,
üble magische Kräfte würden in der Gegend walten
– geschickterweise gerade dann beginnend, als eine
erwiesene Hexe, eben des neuen Barons Gefährtin, die
Burg betreten hat... Ein klassischer Plot, der für
allerlei Verwicklungen, Intrigen und Auseinandersetzungen
Ausgangspunkt genug bietet. Es ist nicht einmal zuviel
verraten, wenn ich an dieser Stelle erwähne, daß die
Story durchaus im Sinne eines klassischen Märchens gut
ausgeht... Sowohl, was die Läuterung der bärbeißigen
Ritterin angeht, als auch, was die Rolle Bronwens
betrifft (von der Niederringung des Bösen einmal ganz
abgesehen).
Björn Jagnow ist Profi, das
merkt man an Stil und Sprache. Er jongliert mit den
klassischen Topoi der Fantasy-Literatur durchaus virtuos,
und obgleich er alle Klischees bedient, die man hier so
erwartet, bleiben die Charakter im Rahmen des Plots
glaubwürdig. Dadurch wird der Roman zwar in mancher
Hinsicht vorhersehbar, was jedoch seinen
Unterhaltungswert in keiner Form schmälert: Wer einen
netten, durchaus spannenden und in seiner Form den
Erwartungen des Genres entsprechenden Roman lesen
möchte, ist mit WILDE JAGD gut bedient.
Interessanterweise haben mir die Eingewöhnungsprobleme
des leicht unwilligen neuen Barons und seiner Gefährtin
in der Burg mehr Freude beim Lesen bereitet als die
nachfolgenden Auseinandersetzungen mit den seltsamen
Geschehnissen und ihrer Drahtzieher. Als besonders
originell oder außergewöhnlich kann das Werk allerdings
nicht bezeichnet werden, was angesichts der
ursprünglichen Veröffentlichungsabsicht in der
DSA-Reihe auch nicht weiter verwundert. Dort haben wir
jedenfalls sicher schon grausameres gelesen. Für den
Fantasy-Fan empfehlenswert, aus Gründen der Lesbarkeit
würde ich allerdings das Erscheinen der
Taschenbuchausgabe bei G. Meyer abwarten. Die kann man
auch abends mit ins Bett nehmen, ohne daß einem das
Papier um die Ohren fliegt oder der Monitor schmerzhaft
auf die Weichteile drückt.
Dirk van den Boom,
Saarbrücken
SAGITTARIUS
31
60 Seiten DIN A 5,
Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,00
DM, 3er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick,
Hirschstr. 63, 76133 Karlsruhe, E-Mail:
kfrick@vpm.gni.de.
Bankverbindung: Postbank
Karlsruhe (BLZ 660 100 75), Konto 3057 09-750.
Unter den Fanzines, die
ich in der letzten Zeit gelesen habe, war SAG 31 die wohl
lohnenste Lektüre. Man wird nicht mit endlosem
Leserbriefen gequält, noch mit ebenso ausschweifigen wie
nichtssagenden Con-Berichten oder Club-Interna, die
wirklich nur entsprechende Insider interessieren.
Schwerpunktmäßig baut SAG
31 auf sekundärliterarische Themen und dies qualitativ
auf gehobenem Fanzine-Niveau. Hier überzeugen v. a. drei
Arbeiten:
Michael Nagulas Artikel
"Warum ich Übersetzer geworden bin – und was
man da so macht ...", ein kurzes, nur dreiseitiges
Plädoyer für gute Übersetzungen und entsprechend
ideell und finanziell motivierte Nachdichter. Denn darauf
läuft es ja letztlich hinaus. Leider ist der Anteil der
wirklich guten und entsprechend lesbaren Übersetzungen
auf dem deutschen Markt nicht sonderlich hoch. Allerdings
merkt das Otto-Normal-Konsument nur, wenn wirklich
handwerklich grobe Verunstaltungen den Text zum Martyrium
werden lassen. Um wirklich Original und Übersetzung
vergleichen zu können, muß man der entsprechenden
Fremdsprache (meist Englisch) entsprechend mächtig sein.
Und dann braucht man eigentlich keine Übersetzung mehr
und liest gleich die Originalausgabe.
Gleichfalls von
Michael Nagula stammt "SF und die Kunst, den
Computer zu beherrschen", eine Betrachtung über
technische Voraussagen bzw. die Wertung technischer
Entwicklungen in der SF-Literatur, besonders die
Ansichten bekannter SF-Autoren zum Computer. Das grobe
Fazit seines Artikels könnte man etwa so zusammenfassen,
daß die Science Fiction die Zukunft quasi entzaubert hat
und sich das Interesse jetzt wieder mehr auf das Land
hinter den Spiegeln richtet. Die Phantastik in all ihren
Erscheinungsformen (nicht nur Fantasy), läuft der
technizistischen SF in der Gunst der Leser schon lange
den Rang ab. Die Menschen wollen wieder träumen.
Ein sehr spezielles Thema
arbeitet Klaus Geus fast akademisch ab – "Hohle
Welten", also alle phantastischen Welten, die die
Existenz von Hohlwelten, unterirdischen bzw. in
Planeten befindlichen Zivilisationen, zugrunde legen. Der
Bogen zieht sich von den Anfängen moderner
phantastischer Literatur im 17./18. Jahrhundert bis in
die Zeit nach dem Zweiten. Weltkrieg, als die deutsche
Vorkriegs-SF einen (gescheiterten) Neuanfang versuchte.
Danach gab es kaum noch Hohlwelt-Elemente in der
deutschen wie internationalen SF-Literatur. Spätestes
mit der Realisierung der Raumfahrt war der Weltraum
interessanter und vorstellbarer als obskure
Höhlenwelten. Dort konnten höchstens noch Saurier eine
letzte Zuflucht suchen. Dennoch wäre es nicht
uninteressant gewesen, wenn Klaus Geus diese neuen
Hohlwelt-Modelle, die selten an die Vorstellungen der
Klassiker von Ludvig Holberg bis Edward G. Bulwer Lytton
anknüpfen, ebenfalls unter die Lupe seiner
literaturwissenschaftlichen Neugier genommen hätte.
Das Thema einer Art Hohlwelt
ist auch PARALLELE WELTEN, ein Sachbuch zum Fandom in der
DDR (nicht der ehemaligen, sondern in der weiland real
vegetierenden). Klaus N. Frick bespricht das Buch von
Hans-Peter Neumann, Wolfgang Both und Klaus Scheffler in
einer fairen seitenfüllenden Rezension.
Die Primärliteratur ist mit
zwei Beiträgen vertreten. Frank G. Gerigk greift in
"Das imperative Logiment" eines der klassischen
Motive der Science Fiction wieder auf - den Computer als
quasi künstliche Intelligenz. Dem ausgelaugten Thema
neue Seiten abzugewinnen, gelingt ihm zwar nicht, aber
zumindest eine lesbare ironische Miniatur. Von anderem
Holz ist da schon Frank Böhmerts "Pech für
Opa", sicher keine SF, aber zutiefst abgründig und
vielschichtig. Wenngleich es nicht schwer ist, bei nur
zwei Stories die beste im Heft zu sein – sie ist es!
Ein gelungener Abschluß eines Heftes, das für jede(n)
etwas zu bieten hat, Comic- und Cartoonfreunde nicht
ausgenommen. Uneingeschränkt empfehlenswert!
Siegfried Breuer, Berlin
ÄON
INTERN 229
64 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,00
DM.
Bezug: ÄON TEAM,
Thorsten Grewe, Prinz-Friedrich-Karl-Str. 24a, 44135
Dortmund.
Bankverbindung: Postbank
Dortmund (BLZ 440 100 46), Konto 106878461, lautend auf
ÄON TEAM e. V.
ÄON INTERN - das Fanzine
zum Film sozusagen - mausert sich. Der Umfang steigt
unaufhörlich und diese Ausgabe präsentiert zum ersten
Mal ein farbiges Cover. Im Wechsel sollen künftig Werke
talentierter Künstler und Fotos von der Teamarbeit das
Deckblatt zieren. Diese positive Entwicklung ist wohl
auch Kuno Liesegang zu verdanken, der bei den letzten
sechs Heften für Lektorat und Layout zuständig war.
Jetzt gibt er das Zepter und die Bürde der Nachfolge an
Martin Brendel ab.
Beide - der alte wie der
neue Layouter - sind und werden von den Beiträgen der
Mitglieder des ÄON TEAMS abhängig sein. Hier scheint
allerdings kein Mangel zu herrschen. Erstaunlich, wenn
man bedenkt, daß die eigentliche selbstgestellte Aufgabe
des Teams die Produktion von Fernsehsendungen für den
offenen Kanal in diversen TV-Stadtprogrammen ist. Seit
zwanzig Jahren besteht das ÄON TEAM nun schon.
Vorläufer war das THEREN TEAM eines gewissen Luc
Shavelli, der heute nur noch wenigen Fandomlern bekannt
sein dürfte. Eben jener, jetzt aber unter seinem
richtigen Namen Gerhard Börnsen, gibt in dieser Ausgabe
einen kurzen Überblick über die Geschichte des ÄON
TEAMS.
Die Begeisterung für das
Medium Film führte zu der Idee, ein SF-Magazin per Video
herzustellen. Nachdem Anfang der neunziger Jahre die
Möglichkeit gegeben war, diese Produktionen in einige
lokale Stadtprogramme einzuspeisen, konzentrierte man
sich darauf. Mittlerweile erarbeiten etwa 40 Leute alle
vier bis acht Wochen eine neue Fernsehsendung für die
Offenen Kanäle von Dortmund, Castrop-Rauxel, Essen, aber
auch für Städte, die weit über das Ruhrgebiet hinaus
gehen, wie Berlin, Braunschweig, Wolfsburg oder
Pirmasens. Dieses Jahr wird die fünfzigste Sendung über
den Bildschirm gehen. Eine beachtliche Leistung, vor
allem wenn man bedenkt mit wieviel Sorgfalt und
Detailliebe die einzelnen Produktionen hergestellt
werden. Davon berichtet in dieser Ausgabe Heike
Schillmann. Sie darf den "Gucky" in einer
kleinen PERRY RHODAN-Verfilmung spielen und hat allerlei
Mühe, die entsprechende Maske herzustellen - auch wenn
ihr jüngster Sohn dafür seinen Fahrradhelm opfern muß
(soviel zu den Nebenwirkungen fannischer Aktivitäten
für die Gesundheit der Nachkommen...).
Diese Berichte über das
Teamleben, von denen es noch mehrere im Heft gibt, machen
für den Außenstehenden den Reiz des Heftes aus. Man
erfährt sozusagen Interna aus einem Bereich, den man
nicht einmal von Außen kennt. Und für die Mitwirkenden
und Mitglieder des ÄON TEAMS sind es ein wichtiger
Erfahrungsaustausch und evtl. Anreiz für weitere eigene
Aktivitäten - die u. a. auch durch die Vergabe eines
ÄON-Preises für Kreativität unterstützt werden.
Das breite Spektrum des
Interesses an phantastischer Kunst in all seinen
Erscheinungsformen zeigt sich im größeren Rest des
Heftes. Neben Buch-, Film- und Fanzinebesprechungen gibt
es jede Menge Nachrichten rund um Fandom und SF-Verlage.
Sogar mehrere Ausgaben des SIAM-JOURNALS, ein privates,
unkommerzielles Magazin für Ostasienliebhaber, werden
vorgestellt. Bei all dem würde man sich manchmal ein
kritischeres Wort wünschen, z. B. bei der Vorstellung
des JOURNALS FÜR UFO-FORSCHUNG, das sich allerdings um
"seriöse Berichterstattung" bemüht und sich
an "Gleichgesinnte" richtet.
ÄON INTERN ist ein Forum
für Phantastik, das sowohl Mitgliedern als auch
Nichtmitgliedern jede Menge Informationen zum
phantastischen Genre bietet. Nichtmitglieder werden
allerdings auf Dauer mit den vielen Berichten über die
Fernsehproduktionen nichts anfangen können und daher
wahrscheinlich auf andere Fanzines wie SOLAR-X oder den
FANZINE-KURIER (hoffentlich) zurückgreifen.
Holger Marks, Marburg
RETTUNGSKREUZER
IKARUS 2: DAS WEISSE RAUMSCHIFF
78 Seiten DIN A 5,
Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90
DM, 4er-Abonnement 51,60 DM.
Beileger: RETTUNGSKREUZER
IKARUS MAGAZIN 1
12 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt.
Bezug: Roman-Truhe
Buchversand, Hermann-Seger-Str. 33 - 35, 50226 Frechen.
Mit DAS WEISSE RAUMSCHIFF
liegt die zweite Ausgabe der Romanserie von Dirk an den
Boom vor. Die Leserbriefe wurden u .a. aus Kostengründen
von vornherein in das RETTUNGSKREUZER IKARUS MAGAZIN
verlagert, dagegen wurde in den Romanen ein Glossar
etabliert, das nach dem Vorbild zahlreicher Heftserien
Informationen zum RETTUNGSKREUZER IKARUS-Universum
liefern soll. Begonnen wird mit der Vorstellung des
"Freien Raumcorps", das den Rettungskreuzer
betreibt, in der Erstausgabe diffus blieb und sich
nunmehr als Händlerorganisation herausstellt. Wäre das
bereits aus dem Debütband hervorgegangen, hätte ich ein
weiteres Detail der Liste bekannter Sujets, die von derer
Serie benutzt werden, hinzufügen können.
Die IKARUS trifft in ihrem
zweiten Einsatz, der Suche nach einem verschollenen
Asteroiden-Prospektor, auf DAS WEISSE RAUMSCHIFF, ein
organisches Fahrzeug, das die Mitglieder der Rettungscrew
unter seinen Einfluß bringt und ihnen nicht nur eine
Warnung vor einer galaxisweiten Bedrohung vermittelt,
sondern sie auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.
Nun, nicht erst seit der Heftserie DIE TERRANAUTEN sind
organische Raumschiffe nichts ungewöhnliches mehr (auch
wenn von ihnen sowohl in der SF-Literatur auch in
SF-Filmen und -Serien wenig Gebrauch gemacht wird); auch
die psychische Bespiegelung der Protagonisten in ihrer
Bewußtlosigkeit ist ein bekanntes Handlungsmuster. Aber
das ist bei weitem nicht so ärgerlich und überflüssig
wie das Raumgefecht, in das die IKARUS auch diesmal
verwickelt wird.
Immerhin weist auch der
zweite Band von RETTUNGSKREUZER IKARUS ironische Züge
auf, womit weniger jene zwei Fans, die als Vorbild von
Randfiguren dienen, gemeint sind, als vielmehr die
Vorstellung des Autors, in einigen Jahrhunderten oder
Jahrtausenden würden noch menschliche Arbeitskräfte
Fußböden reinigen... Auch der erste Auftritt einer
mächtigen Entität (über deren Vorbild nicht gerätselt
werden muß – da es sich nicht um eine intelligente
Pflanze handelt, scheiden DIE TERRANAUTEN aus) endet an
einem unerwarteten Ort.
Auch in DAS WEISSE RAUMSCHIFF
werden Protagonisten, Handlungsmuster und (Pseudo-)
Technik miteinander kombiniert, deren Vorbilder unschwer
zu erkennen sind. Zwar steht jeder SF-Autor, egal ob
Profi oder Amateur, vor dem Problem, daß der Ideenfundus
der Science Fiction ausgeschöpft ist und es schwierig
ist, ihn auszuweiten. Charakteristisch ist für Serien
auch, daß sie in einem erheblich größeren Ausmaß aus
jenem Fundus als unabhängige Werke schöpfen. Aber bei
dem Kombinieren darf es nicht bleiben, es muß vielmehr
ein einzigartiges Universum entstehen: PERRY RHODAN, den
TERRANAUTEN und STAR TREK ist dies gelungen.
Dirk weiß in seinem zweiten
RETTUNGSKREUZER IKARUS-Roman nicht nur flüssig zu
schreiben, sondern auch die Sujets passend
zusammenzufügen – miteinander verschmolzen sind sie
jedoch noch nicht. Es ist wohltuend, daß er sich diesmal
nicht in demselben Ausmaß bei diversen Vorlagen bediente
wie noch in dem ersten Roman der RETTUNGSKREUZER
IKARUS-Serie. Angesichts des Preises der Bände bleibt
freilich der Erwerb der Originale (pardon, zumindest der
besseren Umsetzungen) eine ernstzunehmende Alternative.
Armin Möhle, Wallenhorst
DER
GRÜNE MOND
20 Seiten DIN A 4,
Offset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare,
Fanzinetausch.
Bezug: Uwe Janssen,
Neusüdender Weg 30, 26125 Oldenburg.
Es gibt sie noch, gute,
phantastische Ideen. DER GRÜNE MOND entführt uns
zunächst in das Reich der Kopfläuse - "Die
maßlosen Fresser". Als Pelzläuse wohnen sie im
Fell eines hirschartigen Tieres, und wer das
"Verbrechen der Reizung" begeht, bedroht die
ganze Kolonie, er muß hart bestraft werden. Man muß
sich sein Blut schon redlich verdienen! Natürlich sind
diese Läuse eine hochstehende Zivilisation; es gibt
technische Geräte und noch einige andere phantastische
Verfremdungen. Trotzdem Hut ab für diese Idee und ihre
textlich wie zeichnerisch gelungene Umsetzung!
Die Story
"Hornrituale" führt uns vor Augen, daß unsere
Begeisterung für Musik von außerirdischen Kulturen
möglicherweise ganz und gar nicht geteilt, sondern als
ekelhaft empfunden wird: "Der vorletzte Tag"
ist der Tag vor dem regulären Ende des (ganzen!)
Universums. Auch bei diesen beiden Geschichten, die sehr
kurz sind, kann man vor Wort und Bild nur sein Mützchen
ziehen.
Gäbe es noch ein Defizit an
Sympathie für Uwe Janssen aus Oldenburg, so hätte er
dies mit seiner Kommentierung eines Zeitungsartikels aus
der NORDWEST-ZEITUNG vom 10.11.99 hinweggefegt. In diesem
Artikel beklagt sich der Autor Klaus Modick darüber,
daß eine "allgemeine Schreibwut" ausgebrochen
sei, die Jungautoren massenhaft dem "geilen Drang
ins Öffentliche" erliegen würden; es gäbe einen
"Jeder-kann-mitmachen-Effekt, der wiederum mit der
schrecklichen Inflation des Begriffs Kreativität
zusammenhänge". Uwe druckt neben diesem Artikel
eine Vielzahl von Leserreaktionen aus der NWZ nach, die
Herrn Modick u. a. "anrüchige Arroganz"
vorwerfen, und beklagt selbst das von Modick zelebrierte
Konkurrenzdenken, aber auch die Kommerzialität:
"Kann es sein, daß die Zeiten so sind? Daß kaum
einer sich mehr traut, einfach irgendetwas durchzuziehen,
ohne so zu tun, als wolle er davon leben?"
Vor diesem Bekenntnis zur
Kreativität - oder sollte man sagen: Kultur - als Wert
an sich kann man schließlich ein drittes Mal den Hut
ziehen, zumal das Fanzine DER GRÜNE MOND zeigt, daß es
ernstgemeint ist und daß mit nichtkommerziellem
Engagement hervorragende Werke geschaffen werden können.
Clemens Nissen s. ps.,
Neuenburg
SOLAR-X
126
60 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 110 Exemplare,
4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB
HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.,
E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Bankverbindung: Hypo
Vereinsbank Halle (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Wie schon der Herausgeber
Wilko Müller jr. in seinem Editorial lamentiert, ist
diese Ausgabe des SOLAR-X beinahe ein durchgängiges
Rezensionszine geworden. Aus allen Sparten der Phantastik
werden die unterschiedlichsten Bücher rezensiert. Unter
anderem auch die Heyne Jubiläumsedition, die mit ihren
zwölf Bänden natürlich einiges an Platz frißt.
Etwas aufgelockert wird
dieser gigantische Wulst durch einen Nachruf auf den
australischen SF-Autor George Turner, der 97 verstarb.
Zudem bietet die Fandom-Sparte einige interessante
Informationen. So liefert Thomas Hoffmann einen kurzen
Bericht über eine Autorenlesung von Boris Koch in
Leipzig ab und Silke Rosenbüchler erzählt von einem
dreitägigen Symposium, zu dem der Siemens Konzern in
Österreich einlud. Interessanterweise gehörten zu der
Veranstaltung Themen wie SF-Hörspiele... Den Abschluß
dieser Sparte nimmt dann ein zu persönlicher und
nichtssagender Report über den Förster-Con 56 ein.
Das kleine Storyduett
eröffnet Michael Tillmann mit seiner Horror-Story
"Das Mädchen, welches kein Gespenst sah". In
der Geschichte dreht sich alles um ein kleines Mädchen,
daß nicht in den Genuß kommt, den Familienspuk zu
Gesicht zu bekommen. Während eines Urlaubes bei ihrem
Onkel begegnet ihr allerdings dessen Hausgespenst, was
einiges über die Familienverhältnisse offenbart. Wenn
überhaupt, dann ist diese Story eher eine Parodie auf
das Horror-Genre anstatt diesem anzugehören. Die
Wortspielereien sind relativ plump und der Plot hat den
Charme eines Zeitungskrimis. Michael Tillmanns
Erzählstil dagegen ist nicht übel, die Idee hätte
allerdings eine Bearbeitung verdient...
In "Die Byzantinische
Pest" von Alfred Bekker wird die Belagerung von
Konstantinopel durch die Türken geschildert. Protagonist
und Ich-Erzähler ist der Arzt Cagliari, der in
Konstantinopel damit beschäftigt ist, durch Experimente
das Geheimnis der Pest zu ergründen. Durch seine ersten
Erkenntnisse gelingt es ihm deswegen auch die eigentlich
hoffnungslose Lage der Stadt zum besseren zu wenden und
die Belagerung der Türken zu zerschlagen. Die Story ist
wirklich gut geschrieben und Handlungszeit und -ort
werden glaubwürdig geschildert. Schönes Lesefutter,
obwohl kein richtiger Plot vorhanden ist...
Zur grafischen Bestückung
des Heftes sei vor allen Dingen Grzegorz Raczek
hervorgehoben, der nicht nur die meisten, sondern auch
die schönsten Bilder beigetragen hat.
Die Nummer 126 des SOLAR-X
wird für jeden lohnend sein, der seine Regale mit neuen
gebundenen Abenteuern bestücken möchte, für alle
anderen bietet es zu wenig.
Timo Kümmel, Weyhers
FUTURE
MAGIC 27
132 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare,
9,00 DM.
Bezug: SFC STARDRAGONS,
Eva Kalvoda, Geblergasse 1/120, A-1170 Wien, E-Mail:
kills_first@xpoint.at.
FUTURE MAGIC ist das
(interne) Fanzines des SFC STARDRAGONS, eines Clubs, der
etwa 20 Mitglieder aufweist, die überwiegend in
Österreich beheimatet sind. Das Zine erscheint
dreimonatlich; der Erscheinungsrhythmus gibt dem
Redakteur Andreas Leder Gelegenheit, das Layout von
FUTURE MAGIC komplett per PC zu erstellen. Wie bei
Clubzines üblich gelangen offenbar auch in FUTURE MAGIC
sämtliche Beiträge zum Abdruck, die die Mitglieder
einsenden.
Die Kurzgeschichten in
dieser Ausgabe fallen in zweierlei Hinsicht auf: Es
handelt sich überwiegend um Fantasy-Stories, obwohl der
Club ein SFC im Namen trägt, aber das ist weniger
relevant, zugegeben. In etwa demselben Ausmaß werden
dagegen auch Fortsetzungsgeschichten abgedruckt, die von
einer (sehr kurzen) Ausnahme abgesehen nicht mit einer
Übersicht über die bisherigen Geschehnisse versehen
wurden. Ob ein dreimonatiger Erscheinungsrhythmus dieses
Manko kompensiert und sich für den Abdruck von
Fortsetzungsgeschichten eignet, sei dahingestellt. (Beim
DRACHENKREUZER IKARUS mag er noch Sinn machen, da die
Romane größtenteils in sich abgeschlossen sind.)
So brachte Fred H. Schütz die
achte Folge seines "Eismonds" für FUTURE MAGIC
27 zu Papier: Ein Freundespaar wird in einer feudalen
post doomsday-Welt voneinander getrennt. Christian
Ceckovic präsentiert gar den 14. Teil seiner
"Dragontale"-Serie, in der sich der Protagonist
in einem Tempel wiederfindet; auch dieser Text ist mit
SF-Elementen versehen. Noch am Beginn steht "Vorname
Mister" von Fred H. Schütz; der zweite Teil
schildert eine Clubszene mit der Protagonistin, einem
Außerirdischen und einem entstellten Mann. In dem
ebenfalls zweiten Teil von "Tuatara" läßt
Gabriele Fleischhaker ihren gleichnamigen Protagonisten
auf die Frau Kayamara treffen, die ihn auf seiner Mission
begleiten wird. In Teil 3 von "Das Kartenspiel"
wartet Marion Stamatu mit der originellsten Ideen unter
den Fortsetzungsgeschichten auf: Sie läßt ihren
Protagonisten einen Tempel betreten, dessen Inneres der
Außenwelt gleicht, bevor er bedauerlicherweise in grau
und blau verschwimmt. Soweit diese Ausschnitte eine
Beurteilung zulassen, beschäftigen sich die Autorinnen
und Autoren mit gängigen Themen, stilistisch mitunter zu
weitschweifig (Christian Ceckovic und Gabriele
Fleischhaker).
Ob auch der Monolog einer
Fantasyheldin von Eva Kalvoda Teil einer
Fortsetzungsgeschichte ist, wird nicht deutlich;
jedenfalls bedient sich auch die Autorin bekannter
Sujets. Ein ungewöhnliches Gefährt stellt mit "Die
alte kaiserliche Karosse" Fred H. Schütz vor, ein
Relikt aus der Epoche des inzwischen untergegangenen
galaktischen Imperiums. Dies könnte der Grundstein nicht
für eine Fortsetzungsgeschichte, sondern vielmehr für
lose miteinander verbundene Stories sein, die sich mit
verschiedenen Aspekten des Zukunftsuniversums des Autors
beschäftigen. Unverständlich bleibt "Versuch
es" von Robert Musa, in der zwei Menschen einem Raum
verlassen und eine intelligente Pflanze (?!)
zurückbleibt. So wird der Titel zu einer Aufforderung an
den Leser: "Versuch es" – zu verstehen.
In seinen exquisiten
Filmbesprechungen, in denen kein Wort zuviel, vielmehr
jeder Satz eine kritische Bemerkung ist, stellt Robert
dagegen die Leser nicht vor solche Probleme. In die
Historie der Fantasy und der SF gehen zwei weitere,
auffallende Beiträge in dem sekundärliterarischen Part
von FUTURE MAGIC 27. Fred H. Schütz hat vor mehr als
drei Jahrzehnten (?!) den Artikel "Zauberer und
Krieger" des Autors L. Sprague DeCamp übersetzt,
der einen kurzen Abriß über die Entwicklung der Fantasy
gibt – natürlich bis in die Mitte der sechziger
Jahre. Der umfangreichere Beitrag ist der zweite Teil des
TERRANAUTEN-Artikels von Hermann Urbanek, der vor mehr
als zehn Jahren in dem letzten Taschenbuch der Serie
erschien.
Es ist einfach, mit einem
solchen Nachdruck die Seiten zu füllen. Handelt es sich
nicht einmal um den Beitrag eines Fans, der hofft, durch
einen Reprint seinen ohnehin geringen Leserkreis
vergrößern zu können. Immerhin offenbart der Artikel
bei der (vergleichenden) Lektüre einige Unterschiede zu
der Taschenbuchfassung, die meist nur minimal sind, gibt
aber auch die interessante, mir bislang unbekannte
Information preis, daß zwei weitere TERRANAUTEN-Romane
von Andreas Weiler (d. i. Andreas Brandhorst) seinerzeit
nicht mehr erschienen sind. Und die TERRANAUTEN sind es
allemal wert, daß an sie erinnert wird, auch wenn
Hermann Urbanek kein Wort der Kritik an der Serie
äußert, was im letzten TERRANAUTEN-Taschenbuch
natürlich ausgesprochen unpassend gewesen wäre.
Durch die zahlreichen
Fortsetzungsbeiträge macht FUTURE MAGIC außenstehenden
Lesern den Zugang nicht leicht. Vielleicht ist das aber
nur eine Methode der Mitgliederwerbung: Wer die
Fortsetzungsgeschichten verstehen will, wird sich wohl
oder übel auf eine zumindest mittelfristige
Clubmitgliedschaft einlassen müssen.
Armin Möhle, Wallenhorst
MONOCHROM
11-14½
256 Seiten DIN A 4,
Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 25,00
DM.
Bezug: .Johannes
Grenzfurthner, Schönbrunnerstr. 32/37, A-1050 Wien,
E-Mail: jg@monochrom.at.
Bankverbindung: Dresdner
Bank Bochum (BLZ 430 800 83), Konto 803277400.
Das vorliegende Werk ist
mehr als irgendein Fanzine. Die neue Ausgabe von
MONOCHROM ist ein Beispiel dafür, was man machen kann,
wenn man sich keine allzu großen Grenzen auferlegt und
Freude daran hat, Originalität, Vielfalt und
Individualität zu verbreiten. MONOCHROM ist eine Art
Magazin über das Leben, es ist ein Buch, ein Katalog,
eine literarische und eine sekundärliterarische Odyssee
durch zahlreiche Welten, es ist ein Grafikband und eine
Satirezeitschrift, ein Lebensberater und ein
Lebensabrater, zynisch wie kindisch zugleich, mit so
vielen Facetten, daß diese in einer notwendigerweise
knappen Rezension kaum alle aufgezeigt werden können.
MONOCHROM ist jedoch auch
ein SF-Magazin, und das Interesse der Herausgeber an
diesem Genre zeigt sich in dem einen oder anderen Artikel
zum Thema, alles aber nicht leicht zu finden: Es gibt in
dem Wirrwarr an grafischer Gestaltung, Schlamperei und
präzisem Layout weder Inhaltsverzeichnis noch
Seitenzahlen, das Heft, das Buch, das Werk ist ein
visueller und literarischer Swimmingpool, in den man
hineintauchen sollte: Mal eben kurz durchblättern wird
wahrscheinlich bei den meisten nur Verwirrung und
Kopfschütteln hinterlassen. Doch wer sich eine Stunde
oder zwei Zeit nimmt und jeder Seite die gebührende
Aufmerksamkeit widmet, sich von orthografischen
Experimenten, skurriler Gestaltung, dem endlosen
Durcheinander offensichtlich unbeschränkter Fantasie mit
System nicht irritieren läßt, der wird den Genuß
empfinden, den dieses Heft zu bereiten imstande ist. Wie
paßt die Freude über einen neuen Klebstoff für das
Büro zusammen mit Gedanken über Helge Schneider? Ein
Essay über den Tod und das Jenseits findet sich
unvermittelt in einer Publikation mit einem Artikel über
die Entwicklung von Eisenbahnfahrplänen. Es findet sich
ein Artikel zur New Wave in der Science Fiction und da
müssen wir uns wenige Seiten weiter mit Fragen des
Konstruktivismus auseinandersetzen: Nein, einen roten
Faden findet man in diesem MONOCHROM gar nicht, und
MONOCHROM ist es auch nicht: Zwar ist alles
schwarz-weiß, aber nicht einfarbig oder einfältig, es
ist vor allem nicht eintönig, und wo die Farbe des
Druckes fehlt, entfaltet sich inhaltlich eine
"Buntheit", die ihresgleichen sucht.
MONOCHROM – das sich
auf dem Cover als "ontologisches
sanierungsportfolio" bezeichnet und sich im
beiliegenden Anschreiben an die "zellen der
internationalen Rezensionselite" als
"Überaffirmation der Globalisierungsfalle"
versteht (Muß das jemand verstehen? Nein. Klingt aber
gut!) – ist ein Kitzel für fast alle Sinne. Es ist
keine Publikation für den harten SF-Fannie, der es nicht
gelernt hat, über den Tellerrand seiner eigenen
literarischen und visuellen Erfahrungen hinaus zu
blicken, wenngleich der eine oder andere Beitrag in
diesem Magazin auch für ihn von Interesse sein könnte
– wenn er ihn denn findet. MONOCHROM ist eine der
wenigen Publikationen dieses Jahres, die ich
uneingeschränkt als "Erlebnis" bezeichnen
möchte – der Tatsache eingedenk, daß das für
jeden Leser dieses 260 Seiten starken Druckwerkes höchst
unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Im positiven wie
im negativen Sinne. Wer sich noch nicht aller Neugierde
entledigt hat, möge das Magazin bestellen, es lohnt
sich. Irgendwie.
Dirk van den Boom,
Saarbrücken
HAN
JONES – AUF DIE HARTE TOUR NACH EDEN
136 Seiten DIN A 4,
Offset, Thermobindung
Auflage: unbekannt, 24,50
DM.
Bezug: EDITION PEGASUS,
Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail:
LFAPEGASUS@aol.com.
Die EDITION PEGASUS gibt
nicht nur Fantasy- und Filk-Fanzines sowie Romane heraus,
sondern auch Bände, die im beliebten STAR TREK-Universum
angesiedelt sind. Die vorliegende Geschichte von Martin
Marheinecke spielt ungefähr zur Zeit des Kinofilms STAR
TREK VI – DAS UNENTDECKTE LAND.
Han Jones ist ein Puzzle aus
Han Solo, Indiana Jones und James Bond. Er ist ein
Händler, der nicht unbedingt immer legale Geschäfte
tätigt, Archäologe und zeitweilig Geheimagent. Seine
Partnerin und ewige Freundin heißt Carmen und ist in
jeder Hinsicht die Traumfrau eines jeden Mannes, was ihr
Aussehen, ihre Libido, ihre Einstellung zum Partnertausch
und ihre sonstigen Fähigkeiten betrifft – obwohl,
den meisten Pantoffelhelden dürfte sie schon zu
selbstbewußt und super sein, aber es ist ja auch nicht
jeder ein Macho wie Han und kann das noch übertreffen.
Doch auch er weiß nicht, wie super seine Carmen wirklich
ist ... Und dann wäre da noch, ziemlich im Hintergrund,
Himbay, der Dritte im Bunde, ein geheimnisvolles Alien,
das über jene Kniffs und Tricks verfügt, die den
anderen tatsächlich noch abgehen.
Eine solche unbesiegbare
Heldentruppe ist auch nötig, denn Klingonen, Romulaner,
Raumpiraten, verrückte Wissenschaftler und was bzw. wer
sonst noch alles zu ST dazugehört, geben sich ein
Stelldichein. Und dann ist da natürlich Captain Sulu von
der EXCELSIOR, der dringend Hilfe braucht und am Schluß
ein bißchen mitmischen darf.
Man ahnt gleich, diese
Geschichte ist nicht ernst zu nehmen. Sie parodiert
bekannte Filme, Serien (auch RAUMPATROUILLE), Figuren und
Genre-Klischees. In Konsequenz ist der Stil flott und
schnoddrig, der Autor erzählt aus der Perspektive der
Titelfigur. Auf mehr als hundert Seiten ballen sich
Geheimnisse, Abenteuer, Sex, Mord und Totschlag; es gibt
kaum eine Ruhepause für den Leser.
Ergänzt wird mit passenden
Illustrationen und einem Farbcover vom Autoren selbst
(sogar ein nackter Mann ist dabei, Mädels!).
Wer auf ST abfährt und
Parodien mag, der dürfte mit diesem Roman gut bedient
sein. Wer hingegen mehr der allgemeinen SF oder dem
"seriösen" ST-Universum zugeneigt ist, dem
dürfte die Komik und das viele Gefasel Han Jones’
doch etwas auf den Wecker gehen.
Irene Salzmann, Kranzberg
Der FANZINE-KURIER
erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion
und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.
Preise:
Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben)
6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der
FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo
oder im Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter dieser
Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Timo
Kümmel, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene
Salzmann.
Auflage: 90 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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