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- Werte Leserinnen und
Leser,
manchmal bilden sich
gewisse inhaltliche und andere Schwerpunkte ohne meinen
Einfluß. Ich muß jedoch einräumen, daß ich darüber
nicht verärgert bin, weil es für mich als Herausgeber
auch gewisse Vorteile bringt, auch wenn Ihr Euch mehr
Abwechslung in dieser wie in jener Hinsicht wünscht.
Nun, vielleicht kann mehr davon der FANZINE-KURIER 96
bieten, der Besprechungen über SAGITTARIUS 31, DER BARDE
4, ÄON INTERN 229, RETTUNGSKREUZER IKARUS 2: DAS WEISSE
RAUMSCHIFF, FUTURE MAGIC 37, HAN JONES - AUF DIE HARTE
TOUR NACH EDEN, SCHWERTER DER MACHT sowie über diverse
ALIEN CONTACT-Publikationen enthalten wird.
Viele Grüße
Armin Möhle
HELLER
WAHN 60
SOL 17
ALIEN
CONTACT 37
SFGH-CHRONIKEN
191
DIE
NACHT DER ZWILLINGSMONDE
ANDROMEDA
SCIENCE FICTION MAGAZIN 143/144
LET'S
FILK ABOUT 11
SOL 18
LFA-STORY-BAND
1
PARADISE
39
SCHRIFTEN
ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT 2
HELLER WAHN 60
28 Seiten DIN A 4,
Offset, Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare,
3,50 DM.
Bezug: Henning Way, c/o
Wiesemüller, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.
Eigentlich ist der FK ein
Medium für Fanzinerezensionen, so daß sich mancher
fragen wird, von welchem Stern denn dieses Heft stammt.
Bloß, wo hört ein Fanzine auf, eines zu sein, und wo
fängt ein Heft an, etwas "anderes" zu sein,
wobei die Definition von "anderes" eine
individuelle Variable sein mag.
Der HELLE WAHN scheint auf
den ersten Blick weniger dem Phantastischen in all seinen
Spielarten gewidmet zu sein, doch wer einen zweiten Blick
hineinwirft, entdeckt eine Mischung aus
zeitgenössischen, märchenhaften und durchaus
phantastischen Beiträgen. Ferner handelt es sich um ein
Heft, das von einer kleinen Gruppe Leute zusammengestellt
wird, die Interesse und Freude an dieser Arbeit haben,
dafür kein Geld erhalten und sich der gleichen Mittel
bedienen wie die Kollegen aus der erklärten
Phantastik-Szene.
Was findet man in einem
konventionellen Fanzine? Meist sind es Zeichnungen, Infos
und Geschichten, die um das geliebte Genre kreisen oder
um Themen, die die Mitarbeiter gerade beschäftigen.
Zweifellos entflieht so mancher beim Schreiben oder Lesen
für eine Weile dem tristen Alltag, oder er reflektiert
dabei Erfahrungen bzw. therapiert sich selbst ein wenig.
(Letzteres war übrigens häufig ein Bestandteil der
sogenannten APAs.)
Und der HELLE WAHN? Was im
Fanzine eher unterschwellig abläuft, wird hier offiziell
betrieben, konkret ausgedrückt: Psychiatrieerfahrene
schreiben und zeichnen von den Dingen, die sie bewegen,
ärgern, ängstigen. Die Zeitschrift hilft ihnen, neue
Kontakte zu knüpfen, kreativ zu sein und Probleme zu
verarbeiten. Ist das, was hier offen geschieht, wirklich
so viel anders als das, was sich hinter den Kulissen
mancher Zines abspielt (siehe APAs)?
Inzwischen hat der HELLE
WAHN mit der Nr. 60 ein kleines Jubiläum zu feiern. Man
blickt zurück auf zwölf Jahre gemeinsames Engagement,
auf wechselnde Mitarbeiter, gesammelte Erfahrungen und
freut sich, daß so viele Personen geholfen haben, das
Heft am Leben zu erhalten, darunter auch bekannte
Künstler aus dem Fandom, die sich nicht zu schade waren,
den einen oder anderen Beitrag zur Verfügung zu stellen.
Und doch ist etwas anders:
Während in Fanzines allgemein viel geschrieben und
kritisiert, der Weltschmerz weitgehend stilsicher zu
Papier gebracht wird, man Alptraumwelten für seine
Helden erfindet oder Probleme für sich selber
konstruiert, um damit interessant und intellektuell zu
erscheinen, so erzählen im HELLEN WAHN Menschen von
echten Problemen, die sie sich nicht ausgedacht oder
freiwillig geschaffen haben und die sie nur zu gern
bewältigen würden. Ihre Sprache ist meist einfach und
gerade dadurch sehr prägnant.
Nach der Lektüre ist man
betroffen, vor allem, wenn man selbst in der heilen Welt
oder in einer Fiktion lebt, die man bei Bedarf verlassen
kann. Während wir unsere Alpträume träumen oder unsere
Probleme pseudointellektuell produzieren, vergessen wir,
daß es wahrlich schlimme Alpträume und Probleme gibt,
die für manche bittere Realität sind.
Für die Betroffenen muß es
wie Hohn erscheinen, wenn jemand, der gesund ist, der
eine/n intakte/n Familie/Freundeskreis hat, finanziell
abgesichert ist, dem es blendend geht, der eigentlich
nichts zu beklagen hat, sich aufplustert und von seinen
eingebildeten Sorgen und Schwierigkeiten jammert oder
Kritik an etwas zu üben versucht, von dem er gar keine
Ahnung, mit dem er keine praktische Erfahrung hat.
Die Grafiken, Lyriken und
Geschichten werden in ansprechender Form präsentiert.
Das Layout ist abwechslungsreich, phantasievoll und
gefällig.
Einige Beispiele:
"Erfahrungs - wert?" heißt ein Gedicht, das
den Alltag in der Psychiatrie beschreibt.
"Monstrusa" ist das Wesen, in das sich Norman
Miller verwandelt hat und das seine eigene Tochter nicht
mehr erkennt. "Es" ist eine Comic-Geschichte,
inspiriert von mythischen Motiven. Viele Beiträge kann
und könnte man auch in jedem beliebigen Fanzine finden -
doch hier steckt mehr dahinter.
Dieses Mehr, das ist ein
Unterschied zu den konventionellen Fanzines. Der zweite
ist, dass kaum jemand weiß, daß es solche Magazine wie
den HELLEN WAHN überhaupt gibt.
Irene Salzmann, Kranzberg
SOL
17
64 Seiten DIN A 4,
Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.800 Exemplare,
6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Beihefter: PHANSTASTISCH
1!
20 Seiten DIN A 4,
Offset.
Bezug: PERRY RHODAN
FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352,
76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse
Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf
Peter Fleissner.
Mit einem sehr schönen
farbigen Cover von Stefan Lechner begrüßt die Nummer 17
der SOL ihre Leser. Nicht weiter verwunderlich ist das
Thema dieser Ausgabe vorrangig der vergangene WeltCon, um
den sich Ulrich Bettermann gleich auf zwölf Seiten
bemüht. In einem erzwungenen Plauderton, der mir nicht
recht zusagen wollte, wird man mit allerlei
Hintergrundinformationen zur Organisation,
Handlungsvorschauen und Autorengesprächen versorgt. Für
alle PR-Fans, die den Con versäumten, sicherlich ein
interessanter Beitrag...
Ebenfalls viel Platz nimmt
der PR-Background ein, dessen Thema dieses Mal die
Realisierung der Solaren Residenz ist (gemeint ist
hierbei das Poster in PR 2000). Anfangs noch interessant
und witzig, verliert der Artikel über die Seiten immer
mehr an Spannung und wird ein langweiliger
Arbeitsbericht.
Neu in dieser SOL ist die
Beilage PHANTASTISCH!. Neben einer langen Rezension zu
dem Comic ASTRO-CITY und einem kurzen Abstecher in das
STAR WARS-Universum findet der Leser hier einen Artikel
über STARGATE. Man erfährt viel über die Geschichte
der Serie, die immer wieder aufgeben mußte und nun -
innerhalb des Blitz Verlags - neu aufgelegt und
vielleicht sogar eine Fortsetzung erleben wird.
Einen
ähnlichen Leidensweg schildert der Bericht über die
Fantasy-Serie DRAGON, die derzeit vom Weltbild Verlag neu
aufgelegt wird. Von einem entsprechenden Vorhaben die
Serie weiter zu führen ist hier allerdings nicht die
Rede.
Konfus ist der Artikel
"Leben auf der Sonne - Fiktion oder Realität?"
von Patrick Achenbach. Der Autor zieht hier einige
Lebensräume auf dem Glutball in Erwägung, aber mehr
auch nicht. Die sporadisch gezogenen Parallelen zu PR (so
z. B. die Sonnenwürmer) stören nur, verwirren den Leser
und haben - meines Erachtens - in einer solchen
Auseinandersetzung nichts zu suchen. Entweder oder...
Viele PR-Fans werden sich
sicher über den "Werbungs-Bericht" des
"Perryversums" freuen, eine Homepage, die man
wohl schon fast als interaktives Spiel bezeichnen kann.
Denn sie bietet dem User nicht nur vielerlei
Informationen und schöne Bilder aus Perrys Welt, sondern
auch eine mitwirkende Tätigkeit. So kann man z. B. die
Patenschaft für einen Planeten übernehmen, etc. ...
Die Serie "Tips für
angehende Autoren" von Klaus N. Frick möchte ich
als lohnenswert betrachten, jedoch wäre jeder wahrhaft
Interessierte besser damit beraten, sich entsprechende
Fachliteratur zu kaufen, die sich nicht auf die
wichtigsten Aspekte beschränkt, sondern das ganze
Spektrum abhandelt.
Neben zahlreichen weiteren
News und Hintergrunddaten finden auch noch zwei Stories
Platz in dem Magazin. Nicht gerade sprühend vor Witz,
aber dennoch mit einigen schönen Spitzen kann die
PR-Satire von Rainer Hanczuk "Kochen mit Icho
Tolot" aufwarten, in der eben dieser mit Alfredo
Biol-Eck-mich ein Süppchen braut.
Etwas langatmig und stelzig
ist dagegen "Im Bann der SOL" von Werner M.
Höbart. Er erzählt die Geschichte einer kleinen Gruppe
von Abenteurern, die das Universum auf der Suche nach der
Unsterblichkeit durchkämen. Jedoch wird ein Mitglied der
Crew wahnsinnig und bringt ihr Raumschiff zum Absturz.
Lediglich die Terranerin Raya überlebt von den dreien
und erwacht auf einem fremden Planten, wo sie von einem
Roboter in Empfang genommen wird, der sie zur SOL bringt
und ES vorstellt. Die Superintelligenz versieht sie mit
einem Zellaktivator und tituliert sie als Auserwählte,
die fortan in seinen Diensten stände. Schlußendlich
stellt sich aber alles als interstellare Täuschung
heraus...
Die SOL 17 hinterläßt bei
mir einen widersprüchlichen Eindruck. Vom Layout und der
grafischen Seite her kann sie ohne Zweifel glänzen. Der
vorher schon genannte Stefan Lechner, Andreas Adamus und
alle anderen Grafiker haben gute Arbeit geleistet. Die
literarischen Beiträge sind jedoch nicht durchgehend von
guter Qualität. Bei dieser Auflagenhöhe hätte ich doch
etwas mehr erwartet. Außerdem fehlt der SOL eindeutig
ein Quentchen Kritik an PR.
Timo Kümmel, Weyhers
ALIEN
CONTACT 37
80 Seiten E 5, Offset,
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,00
DM, 4er-Abonnement 28,00 DM.
Bezug: Edition AVALON,
Graudenzer Str. 1a, 10243 Berlin, E-Mail: AC@epilog.de.
Bankverbindung: Bank 24
(BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk
Kurth.
Auf zehn Jahre ALIEN
CONTACT blicken die Herausgeber des Magazins mittlerweile
schon zurück.
Dieses Ereignis würdigen
sie mit einem farbigen Front- und Backcover, das von dem
Graphiker doMANSKI stammt, der u. a. durch seine Arbeiten
für den Heyne Verlag bekannt wurde und von dem weitere
Illustrationen das informative Interview mit ihm gelungen
ergänzen.
Die übrigen Grafiken
stammen von Manfred Lafrentz, Franz Miklis und anderen
bzw. lockern Coverabbildungen, wie üblich, die
kleingedruckten Bleiwüsten auf.
Die Fantasy-Story "Die
Schattenlegende vom Feuerschwert des Drachenkönigs"
aus der Feder Hardy Kettlitz’ scheint zunächst
nichts Besonderes zu sein. Zu sehr ballen sich
traditionelle Motive, was schon sehr verdächtig ist, so
daß sich der Leser bereits nach wenigen Zeilen wundert,
worauf der Autor wohl hinaus will. Und tatsächlich
präsentiert er nach gut der Hälfte eine Überraschung,
die gewiß kaum jemand erraten hätte. Das Spiel mit den
Klischees geht gelungen über in das nächste Spiel -
mehr wird nicht verraten, um die Pointe nicht zu
zerstören. Ich zumindest habe mich königlich amüsiert
und halte diesen Beitrag für das Highlight dieser
Ausgabe.
Sehr makaber und böse liest
sich John Shirleys "Zehn Dinge, für die wir dankbar
sein sollten". Was er beschreibt, sind reale
Ereignisse, die irgendwo auf der Welt geschehen, die
einen selber oder jemanden aus dem Umfeld durchaus
treffen könnten. Es läuft einem wirklich eiskalt den
Rücken hinunter, denn es sind Alpträume, die man nur zu
gern verdrängt, solange man kein Betroffener ist. Die
Schlußpointe ist allerdings schwach und abgedroschen.
Dadurch macht der Autor selbst die Atmosphäre kaputt und
nimmt der Story ihre Wirkung.
"Kontrollierter
Einsatz" heißt die SF-Erzählung von Gerd Frey, der
seine Soldaten in einen häßlichen Krieg schickt. Was
keiner von ihnen weiß: Sie alle werden "von
oben" kontrolliert, es ist ein ewiger Kreislauf. Auf
unsere Zeit übertragen, auch wir ahnen nicht, in welchem
Ausmaß wir kontrolliert werden, und diese Kontrolle wird
durch die neuen Medien und Gesetze, die auf einen
Polizeistaat zusteuern, intensiviert. Was wird noch alles
in absehbarer Zeit mit uns machbar sein? Der warnende
Zeigefinger ist unübersehbar, die Kritik nicht neu.
Die
"Pimperlinge" von Michael Marrak sind etwas
abgedrehte SF. Im Wechsel werden Ereignisse aus der Sicht
der Crew eines Frachters und einer "Anomalie"
beleuchtet. Die Fremdartigkeit, die begrenzte
Vorstellungskraft beider Seiten läßt sie einander nicht
verstehen. Die Konsequenzen darf sich der Leser selbst
ausmalen.
Myra Çakan entführt in
"Fremde Schatten" in ein Wechselspiel von
Traum, Alptraum und Realität. Was die zerrissen
wirkenden Abschnitte verbindet, was wahr und eingebildet
ist, ist zunächst nicht offensichtlich. Leider stellt
das Ende keine große Überraschung dar, obwohl auf eine
konkrete Auflösung verzichtet wurde.
Auch die übrigen Rubriken
bieten viel Interessantes.
Bernhard Kempen berichtet
über "Die unsichtbare Tätigkeit, Erfahrungen eines
Romanübersetzers", dessen Existenz von vielen
Lesern gar nicht zur Kenntnis genommen wird und der kaum
Beachtung erfährt.
"... nicht nur ganz
normaler Genrestoff" lautet der Titel des Interviews
mit Gerd Rottenecker, in dem die neue Fantasy-Reihe
EXCALIBUR bei Droemer-Knaur/Weltbild vorgestellt wird,
inklusive einiger Rezensionen im Anschluß.
Auch gibt es wieder eine
"SF-History: Ereignisse vor 25 und 50 Jahren",
zusammengestellt von Hardy Kettlitz und Siegfried Breuer,
die obligatorischen Buch- und Spiele-Rezensionen, die
Bücher-"Top-Liste", diesmal von Maureen F.
McHugh über alternative Gesellschaftssysteme u. v. m.
Auch die Jubiläumsausgabe
von AC bleibt dem überdurchschnittlichen Niveau der
Reihe treu. Gute Geschichten, interessante Artikel, viele
Informationen, einige ausgewählte Illustrationen ergeben
eine gefällige Mischung.
Irene Salzmann, Kranzberg
SFGH-CHRONIKEN
191
44 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis
unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION
GRUPPE HANNOVER, Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str.
82, 30163 Hannover, E-Mail: Fkoerper@iname.com.
Die 191. Ausgabe des
Nachdruck-, pardon, des Clubzines der SCIENCE FICTION
GRUPPE HANNOVER enthält drei Reprints.
Der erste ist eine fiktive
Rede aus der Feder Hans Dominiks, eines deutschen Autors,
der in den zwanziger und dreißiger Jahren etwa fünfzehn
SF-Romane veröffentlichte, die den technischen
Fortschritt in der nahen Zukunft beschrieben. Den Vortrag
"Die Welt im Jahre 1999. Ein Rückblick" hält
ein TH-Rektor; der Text ist, 1920 entstanden, ein Kind
seiner Zeit. Weiß CHRONIKEN-Redakteur Wolfgang Thadewald
im Vorwort lediglich das veraltete
Geschlechterverständnis zu beanstanden, offenbart die
Lektüre des Textes jenen Nationalismus, mit dem auch das
übrige Werk Dominiks durchsetzt ist: Am deutschen Wesen
soll die Welt genesen. Hier aber erst, nach dem das
Deutsche Reich die Umwandlung von Blei in Gold entdeckte
(sic!) und zur Zahlung der Weltkriegs-Reparationen
nutzte...
Geschichtsbezogen ist
freilich auch der Essay "Mord ex Machina" des
polnischen Autors Stanislaw Lem, aber deutlich jünger.
In diesem ebenfalls fiktiven Artikel thematisiert Lem die
juristischen Konsequenzen, die sich aus der exzessiven
Nutzung virtueller Welten ergeben können. Ist es Mord,
in ihnen unliebsame Menschen zu töten? Oder die
virtuelle mit der realen Welt zu verwechseln und in
letzterer einen Mord zu begehen? Wie steht es mit
Ehebruch oder der Verletzung religiöser Dogmen?
Vermutlich werden diese Überlegungen, so reizvoll sie
heute sind, in achtzig Jahren ebenso irrelevant anmuten
wie Dominiks Voraussagen heute, aber vermutlich weniger
suspekt sein.
Ob der Artikel "Die
musikalischen Gestaltungen des Faust" von Arthur
Prüfer, der in dem selben Jahr wie Dominiks Text
entstand, Interesse unter den CHRONIKEN-Lesern finden
wird, ist sehr zweifelhaft. Auf immerhin fünfzehn Seiten
beschäftigt sich der Autor mit der Umsetzung des
Faust-Motivs in diversen klassischen Musikstücken des
neunzehnten Jahrhunderts. Dieser Beitrag zeigt die
Grenzen eines Nachdruckfanzines auf.
Immerhin bieten die
SFGH-CHRONIKEN 191 auch Originalbeiträge, neben einigen
Rezensionen von Wolfgang Thadewald und Matthias Neiden zu
interessanten Büchern jenseits der gängigen SF- und
Fantasy-Verlagsprogramme eine Story von Maren Bonacker.
In "Von dem seltsamen Abenteuer des Drachen
Nepumuk" stellt sie auf vergnügliche Art und Weise
diverse Klischees auf den Kopf: Der Drache Nepumuk wird
von einer Horde Jungfrauen entführt, die von ihm
Geschichten hören wollen. Doch er versteht ihr Ansinnen
nicht, denn er kann nicht hören, weil er über keine
Ohren verfügt - diese kleine unlogische Detail ist das
einzige, was sich an der Kurzgeschichte beanstanden
läßt.
Die SFGH-CHRONIKEN 191
bieten einige interessante Beiträge; mit dem Abdruck der
"Musikalischen Gestaltungen des Faust" ist der
CHRONIKEN-Redakteur jedoch über sein Ziel
hinausgeschossen.
Armin Möhle, Wallenhorst
DIE
NACHT DER ZWILLINGSMONDE
86 Seiten DIN A 4, Kopie,
Klebebindung.
Auflage unbekannt, 15,50
DM.
Bezug: EDITION PEGASUS,
Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail:
Kirstin@edition-pegasus.de.
Eine TV-Serie, die schon
immer die Phantasie ihrer Fans anregte, ist STAR TREK.
Von den fleißigen Trekkies gibt es daher eine Menge
Material, gesammelt in Fanzines.
DIE NACHT DER ZWILLINGSMONDE
beinhaltet Erzählungen um den Vulkanier Sarek und seine
von der Erde stammenden Frau Amanda. Jeder weiß, die
beiden sind Spocks Eltern, der seinerseits als Kind und
junger Mann auftritt.
Die Geschichten und Essays
stammen von Jean Lorrah, erschienen ursprünglich in
diversen US-Zines, und liegen nun erstmals in deutscher
Sprache vor. Lediglich zwei Erzählungen haben andere
Verfasser, Leslye Lilker und Barbara Gray Richley.
Die passenden Illustrationen
stammen von Martin Marheinecke, Maren Frank u. a. Das
Farbcover - natürlich Sarek - wurde von Kirstin Scholz,
der Herausgeberin, entworfen.
Es ist sicher von Vorteil,
mit den STAR TREK CLASSICS einigermaßen vertraut zu
sein, aber es ist nicht erforderlich, jede Episode zu
kennen, auf die gelegentlich Bezug genommen wird.
Zu den Themen, die in den
Geschichten und Essays aufgegriffen werden, zählen vor
allem die unterdrückten Emotionen und die Sexualität
der Vulkanier. Es ist eines der beliebtesten Rätsel, wie
der streng logisch agierende Sarek eine emotionale
Terranerin zur Frau hat nehmen können. Natürlich hat
auch er Emotionen, die er verbirgt, sich nicht
eingesteht, mit denen er nicht richtig umzugehen weiß.
Und immer wieder staunt er, wie Amanda mit ihrer
schwierigen Rolle auf Vulkan so viel leichter zurecht
kommt. Noch problematischer ist dies für Spock, der als
"richtiger" Vulkanier die Selbstbeherrschung
bis zum Extrem betreibt und Emotionen ganz verleugnet.
Seine Beziehung zu T’Pring, eingefädelt durch die
Eltern, ist völlig asexuell und bleibt es, da die Braut
einen "echten" Vulkanier vorzieht. Nebenbei
wird auch die Xenophobie mancher Vulkanier erörtert:
T’Pau hat einen Sitz im Föderationsrat abgelehnt,
sie war gegen die Ehe Sareks, sie grenzt die
ENTERPRISE-Besatzung als Fremdweltler aus usw. Viele lose
Fäden aus den Filmen werden hier weitergesponnen, es
wird versucht, sie logisch zu begründen, die
Konsequenzen aufzuzeigen und das alles in gefällige
Geschichten einzubetten.
Zwar habe ich nur die
CLASSIC-Serie im TV regelmäßig angesehen, mich mit den
Folgereihen wenig und mit den Büchern gar nicht
beschäftigt, zum ST-Fandom unterhalte ich praktisch
keine Kontakte... doch die in diesem Fanzine gesammelten
Geschichten haben mich in den Bann gezogen. Sarek ist
tatsächlich eine der interessantesten Figuren, der viel
zu wenig Beachtung geschenkt wurde, so daß man ihn
eigentlich nur in Büchern oder Fan-Stories näher
beleuchtet bekommt.
Die Schilderungen sind sehr
gut durchdacht, die Geschichten ausgezeichnet übersetzt,
flüssig und stilistisch sauber geschrieben. Man kann
sich sehr leicht in die Charaktere hineinversetzen und
bekommt direkt Lust, doch mal das eine oder andere
bislang unbeachtete ST-TB, das sich im Regal verirrt hat,
in die Hand zu nehmen und mehr über Captain Kirk &
Co. zu lesen, weitere, bislang ungeklärte Details zu
erfahren.
Das Zine bietet keine
spektakulären Raumschlachten, aber unterhaltsame,
humorige SF, nicht nur für Trekkies.
Irene Salzmann, Kranzberg
ANDROMEDA
SCIENCE FICTION MAGAZIN 143/144
200 Seiten DIN A 4,
Offset, Klebebindung.
Auflage: 700 Exemplare,
15,00 DM.
Bezug: SFCD, Andreas
Kuschke, Billerbeck 25, 29465 Schnega.
Bankverbindung: Saar Bank
e. G. (BLZ 591 900 00), Konto 00113311.
TRINITY, die
Dreieinigkeit von SF-TAGE NRW, dem SFCD- und EURO-Con war
das bedeutendste deutsche SF-Großereignis des letzten
Jahres. Entsprechend spektakulär fällt auch die
umfangreiche Nachlese aus, die in diesem Doppelband des
ANDROMEDA SF MAGAZINES zusammengefaßt ist. Schon das
farbige Hochglanzcover, vorne und hinten jeweils mit zwei
beeindruckenden Bildern von Michael Marrak, macht einen
sehr repräsentativen Eindruck - und gespannt auf den
Inhalt.
Natürlich enthält eine
Con-Nachlese jede Menge Con-Reports und Grußadressen der
prominenten ausländischen Ehrengäste. Insgesamt zehn
sind es diesmal, mal betont höflich (überwiegend von
den Ehrengästen), mal gekonnt witzig (Wolf von Witting),
manchmal bemüht ironisch (Falko Löffler) und nur in
einem Fall auch etwas kritischer und auf die
Mißhelligkeiten und Querelen im Vor- und Nachfeld des
Cons eingehend (von Manfred Müller, Bertram Böhringer
und Dirk van den Boom). Die Conberichte sind zum Glück
über die ganzen 200 Seiten des Bandes verstreut, so daß
es für einen Nicht-TRINITY-Besucher, nicht ganz so
ermüdend ist, einen Conbericht nach dem anderen lesen zu
müssen. Schön sind die vielen Bilder der Ehrengäste
und Conbesucher, die in loser Folge in den Text
eingestreut sind, und zumindest nach Außen hin den
Eindruck einer gelösten und angenehmen Conatmosphäre
vermitteln.
Viele der
weiteren Beiträge in diesem "Buch" haben mit
den Con-Ehrengästen zu tun. Roger MacBride Allen und Ian
Watson sind beide mit einem längeren Interview
vertreten. Erstaunlich allerdings, daß ein Interview mit
Terry Pratchett als dem sicherlich bekanntesten Con-Gast
ebenso fehlt wie jedweder anderer Beitrag von ihm - nur
auf vielen Fotos ist er zu sehen. Ian Watson berichtet
außerdem sehr ausführlich über die
Entstehungsgeschichte seiner MANA-Bücher und gleich
daran anschließend geht Bernhard Kempen auf seine
Schwierigkeiten ein, diese Romane zu übersetzen.
Eine weitere Verknüpfung
von zwei Beiträgen, die allerdings nichts mit dem Con zu
tun haben, findet sich bei Armin Möhles umfangreicher
Darstellung des ORBIT HOSPITAL-Zyklus und einem daran
anschließenden schon etwas älteren Interviews mit dem
im August letzten Jahres verstorbenen Autoren dieser
Serie: James White. Auffällig ist die unterschiedliche
Sichtweise von Autor und seinem Leser auf einige Romane
der ORBIT HOSPITAL-Reihe. Armin sieht logischerweise die
Werke etwas kritischer und relativiert damit die
ebenfalls verständliche Schönfärberei des
Schriftstellers. Nach der Lektüre beider Beiträge hat
man den Eindruck, die Serie schon sehr gut zu kennen -
und weiß auch, ob man sie selber lesen will oder eher
nicht.
Harry Harrison als weiterer
Con-Ehrengast steuert ausnahmsweise eine Kurzgeschichte
bei. Die einseitige (wörtlich zu nehmen) Geschichte
"The Last Man in the World" ist eine
Endzeitgeschichte mit einem witzigen und überraschenden
Ausgang, weder ein Wort zu lang noch zu kurz.
Und natürlich darf auch der
dreifach gekrönte Preisträger von TRINITY nicht fehlen.
Andreas Eschbach holt mit "Garten Eden" eine
spannende Geschichte aus der Schublade, die er vom
fünfjährigen Staub befreit, sprich leicht überarbeitet
hat. Die Story arbeitet merklich auf einen Höhepunkt zu,
nimmt aber im letzten Augenblick noch eine überraschende
Wendung und macht es nicht zu einfach.
Dr. Monika Niehaus-Osterloh
steuert zwei Geschichten bei, von denen die längste für
meine Begriffe die beste im ganzen Band ist. "Mit
dem Siegel des großen Juracomputers" und einem
juristischen Taschenspielertrick kann die große
Katastrophe für die Erde noch einmal abgewendet werden.
Dabei geht es aber nicht so sehr um die immer
gefürchtete Invasion der grünen Männchen, sondern um
eine vor zehntausend Jahren zwar nicht bestellte, aber
erhaltene Lieferung, deren Rechnungsbetrag nunmehr
fällig wird. Eine richtig schön skurille Geschichte,
mit vielen kleinen Einfällen und liebevollen
Ausschmückungen, wie man sie leider nur selten findet.
Sollte es gar nichts zu
meckern geben? Vielleicht über das nach Autoren
geordnete unübersichtliche Inhaltsverzeichnis herziehen?
Oder die paar Absätze, die doppelt gesetzt wurden, zum
Aufhänger machen? Aber nein, das wäre kleinlich.
ANDROMEDA 143/144 ist eine rundherum gelungene
Doppelausgabe. Wenn das Schule macht, gibt es bald nur
noch frustrierte Rezensenten.
Holger Marks, Marburg
LET’S
FILK ABOUT 11
68 Seiten DIN A 4, Kopie,
Mittelheftung.
Auflage unbekannt, 12,00
DM.
Bezug: EDITION PEGASUS,
Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail:
Kirstin@edition-pegasus.de.
Zuerst fällt der Blick
auf das umlaufende Farbcover, das sich aus zahlreichen
Photos zusammensetzt, die im Laufe diverser
Veranstaltungen von den Filkern geschossen wurden. Auch
der Innenteil hat, wenngleich nur in schwarz-weiß, eine
Menge Fotomaterial zu bieten, sowie passende Zeichnungen
von Gunhild Loban, Christel Scheja u. a.
Inhaltlich gibt es eine
bunte Mischung, z. B.:
Eine Con-Nachlese, die
eigentlich nur für die Besucher interessant ist,
hingegen den Außenstehenden bzw. Nicht-Filkern eher
wenig sagt.
Rezensionen, darunter zu
Christel Schejas DAS MAGISCHE ERBE - verfasst von Martin
Marheinecke - inklusive einer Leseprobe
Der Artikel "Die Welt
der Fabelwesen, Teil 2: Der Greif" von Christel
Scheja, der ausführlich die Geschichte dieser Kreatur
beleuchtet. Der Text ist zwar schon in anderen Fanzines
abgedruckt worden, findet jedoch gewiss viele Leser,
denen er noch neu ist.
Ein Portrait von Sally
Oldfield, geschrieben von Linda Budinger. Die Musikerin
geriet nach ihren Erfolgen in den späten
Siebzigern/frühen Achtzigern leider in Vergessenheit, so
wie Kate Bush und manch andere, die in ihren Liedern
phantastische Themen verarbeiteten..
"Bittersüße
Sinfonie", ein Bericht mit ausführlichen
Beschreibungen des XENA-Musicals, von Ralf Franken.
Ferner Lieder, Noten - eben
Filk, wobei vor allem die etwas boshafte, aber treffende
Parodie auf "Sailor Moon" ins Auge sticht.
Für Insider ist das Fanzine
zweifellos eine ansprechende Lektüre.
Der abwechslungsreiche
Inhalt ist aber auch für Fantasy-Leser, die sich nicht
mit Filk beschäftigen, attraktiv, da mit Informationen
und Unterhaltung aufgewartet wird. Im Rahmen der
gängigen Fantasy-Fanzines ist ein Filk-Magazin doch mal
ein bißchen was anderes...
Irene Salzmann, Kranzberg
SOL
18
60 Seiten DIN A 4,
Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.800 Exemplare,
6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Beihefter: PHANTASTISCH!
2
16 Seiten DIN A 4,
Offset.
Bezug: PERRY RHODAN
FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352,
76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse
Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf
Peter Fleissner.
SOL 18 überrascht
zunächst mit einem - vermeintlich - PR-kritischen
Beitrag. Hartmut Kasper deckt in seinem Artikel
"Menschenknochen und ein Damenschuh - Rodan muss in
der Nähe sein" die literarischen Wurzeln und
Vorbilder der PERRY RHODAN-Serie auf. U. a. stellt er
dar, daß die Entdeckung des Arkoniden-Raumschiffes auf
dem Mond im ersten PR-Heft einer nahezu identischen Szene
in einem heute vergessenen Roman aus den fünfziger
Jahren entspricht. Er beschränkt sich freilich auf die
Ursprünge der PR-Reihe (nun, vermutlich hätte er ein
Buch schreiben müssen, wenn er die komplette Serie
untersucht hätte) und gelangt zu einem versöhnlichen
Fazit: "Von Angang an hat das Rhodan-Team
Genialität und Weitsicht in der Auswahl, Anverwandlung
und Komposition durchaus gängiger Science Fiction-Motive
bewiesen." Aha!
Oliver Johandrees und Klaus
N. Frick geben Tips für angehende (Hobby-) Rißzeichner
und Autoren. Es sind Ratschläge, die auch ambitionierte
Nicht-PR-Leser annehmen können und sollten.
Wünschenswert wäre es aber noch, wenn Oliver und Klaus
auch Hinweise darauf geben würden, in welchen
Publikationen die Adressaten ihrer gesammelten
Erfahrungen veröffentlichen können - vermutlich nicht
in der SOL, oder?! Klaus’ nostalgischer Rückblick
in das Fandom der siebziger und achtziger Jahre unter dem
Titel "Ein Schwung voller Fans" geht leider
völlig in die falsche Richtung, so sehr ich auch mit ihm
in diesen Erinnerungen schwelgen möchte. Also: Bitte
auch die heutigen Clubs und Fanzines vorstellen!
Offenbar will
SOL regelmäßig einen Blick über den Rand des
PR-Universums hinaus wagen. SOL 18 enthält die zweite
Ausgabe des Beihefters PHANTASTISCH!, in dem Porträts
des Künstlers Charles Wilp (der aber auch Gast des
letzten PR-WeltCons war) und des verstorbenen
US-amerikanischen SF-Autors A. E. van Vogt sowie Berichte
über die REN DHARK-Serie und über die Comic-Reihe DIE
VERGESSENEN (an der auch PR-Titelbildzeichner Swen
Papenbrock beteiligt ist) zu finden sind. Zwingend ist
Auslagerung dieser Beiträge in PHANTASTISCH! freilich
nicht, sie stellt wohl eher eine gewollte Abgrenzung dar.
Auf das PR-Universum
beschränken sich die übrigen Beiträge in SOL 18. Harun
Raffael und Michael Thiesen stellen die PR-Völker der
Ilts und der Kraverker detailliert dar, PR-Gastautor
Andreas Findig berichtet in "Die Mühen der
Ebenen" über die Arbeit an seinem PR-Roman,
während Ernst Vlcek offenbart, welche seiner
Autorenkollegen ihm als Vorbild diverser Figuren in den
1.500er-Heften dienten - daß diese Infos selbst für
PR-Fans von besonderem Interesse sind, sei massiv in
Frage gestellt.
Die PR-Story stammt diesmal
von Andreas Decker und öffnet "Das Tor zum
Paradies" seiner Protagonistin. Alison Lynn,
Technikerin an Bord des MERZ-Kreuzers SETH, wird während
eines Einsatzes mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, die
sie bislang geheimzuhalten verstand. Sie tötet einen
Kameraden und flieht, aber zeichnet vor ihrem Tod noch
ihre Lebensgeschichte und die jüngsten Ereignisse aus
ihrer Sicht auf - ansonsten würde der Plot der Story
auch nicht funktionieren. "Das Tor zum
Paradies" ist im übrigen auch ohne detaillierte
Kenntnisse des PR-Kosmos verständlich.
PHANTASTISCH! 2 allein macht
auch SOL 18 nicht für Non-PR-Leser interessant; der
Beihefter ist vielmehr als Ergänzung des Angebots für
die Stammleser konzipiert. Immerhin finden sich aber auch
in der SOL-Ausgabe einige Beiträge, die Teile von
Sphären außerhalb des PR-Universums umfassen.
Armin Möhle, Wallenhorst
LFA-STORY-SONDERBAND
1: LET’S FILK ABOUT - LIEDER ERZÄHLEN GESCHICHTEN
110 Seiten DIN A 4,
Kopie, Klebebindung.
Auflage unbekannt, 12,00
DM.
Bezug: EDITION PEGASUS,
Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail:
Kirstin@edition-pegasus.de.
Gern werden Fanzines
unter ein Motto gestellt und darin entsprechende Stories,
Grafiken und Artikel gesammelt. In diesem Fall lautet das
Oberthema "Filk", genauer, Lieder dienten als
Basis für die hier präsentierten Stories. Im Vorwort
erzählt Kirstin Scholz, wie der Band entstanden ist,
daß sich manche Autorinnen und Autoren von einer
Liedzeile oder dem besungenen Thema inspirieren ließen
bzw. in einigen Fällen die vertonte Geschichte neu
nacherzählten.
Das Fanzine beinhaltet
ausschließlich Fantasy-Stories:
Christel Scheja schildert in
"Seemannslist" die Problematik einer
Rattenplage. Die Geschichte in der Geschichte hat ihre
Auswirkungen auf die Rahmenhandlung. Für Christel eine
eher etwas ungewöhnliche, nicht gar so phantastische
Erzählung, in der mit Slang und Dialekt experimentiert
wird, was sich m. E. jedoch mehr störend auf die
Lektüre auswirkt. "Die richtige Wahl" bringt
Christel in ihr liebstes Element zurück: Die jungen
Zauberschüler müssen ihren Intimus wählen, was gar
nicht einfach ist, denn welches Wesen paßt zu wem? Ein
bißchen Zauber, ein bißchen Humor - so wie wir es von
Christel kennen und schätzen.
"Gerichtstag in
Rabeneck" von Kirsten Scholz ist keine neue
Erzählung; sie erschien u. a. schon in einem Band der
LEGENDENSÄNGER-EDITION. Es geht um einen Spielmann, eine
hohe Frau und um einen Mord. "Anklage Frau"
tendiert ebenfalls zum Krimi, erinnert ein wenig an die
Ellis Peters’ Erzählungen um Bruder Cadfael. Gunter
von Wart muss einen komplizierten Fall entwirren, der
zunächst interessant aufgebaut ist, dann jedoch ein
kitschiges Ende nimmt.
Chris J. Ueberall hat eine
relativ zeitgenössische, aber unglückliche Reflexion
von einem Einhorn.
"Die Hexe von
Laxsley" hatte Pech bei einem Zauber, erzählt
Charlotte Engmann. Die im Dorf neu eingetroffene Hexe
könnte ihr helfen, aber... Eigensüchtige Motive
bereiten den sonst selbstlosen Genre-Helden einen
realistischen, fiesen Anstrich.
"Winterwolf" von
Linda Budinger erinnert an ein russisches Märchen und
bedient sich des Motivs der Lykanthropie.
Petra E. Jörns
"Widow’s Web" schildert eine
eigentümliche Schwarze Witwe, die ihr Opfer findet.
"Das letzte
Hindernis" von Jürgen G. Hahn muß um jeden Preis
überwunden werden - doch das kann sich als Verhängnis
erweisen. Der Autor vermischt den zeitgenössischen
Kontext mit altgermanischen Elementen. Auch von ihm gibt
es eine weitere sehr kurze Story, "That Golden
Hair", eigentlich nur eine Überlegung nach dem
Motto, aus der Not eine Tugend machen.
Jutta Reitbauer nimmt sich
die "Zeit der Rache". Die Kriegerin Ishia hat
ihren Gefährten verloren und verfolgt seinen Mörder.
Die Geschichte ist mit die längste Erzählung und
beinhaltet leider sehr viele Genreklischees, ist aber
lebendig und gefällig geschrieben.
Da sich die Geschichten
weitgehend an den Vorgaben aufhängen, ist es nicht
verwunderlich, dass die Motive nicht neu sind, es viele
Klischees und Genrecharaktere gibt. Doch letztlich sind
alle Stories stilistisch sicher und flüssig erzählt, so
dass der Fantasy-Freund eine kurzweilige Lektüre in den
Händen hält, zumal, so ganz ohne gewisse Archetypen und
Motive wäre Fantasy einfach nicht Fantasy....
Ergänzt wird durch
zahlreiche hübsche Illustrationen, die teils von den
Autorinnen und Autoren stammen, teils auch von anderen
Grafikern, darunter Martin Marheinecke, Beatrix Berndt,
Dagmar Krause, Kirstin Scholz (man beachte die i und e
bei Kirstin und Kirsten...). Ein Stück des Covers ist
sogar handcoloriert, ein kleiner Klecks, der zum
Hinschauen verleitet..
Irene Salzmann, Kranzberg
PARADISE
39
92 Seiten DIN A 5, Kopie
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 45 Exemplare,
6,50 DM
Bezug: TERRANISCHER CLUB
EDEN, Marc Schneider, Stettiner Str. 51, 23558 Lübeck.
Das Clubzine des
TERRANISCHEN CLUB EDEN bietet dem interessierten Leser
eine Vielzahl von Artikeln, Rezensionen, News und Stories
rund um die SF.
So gibt es gleich zu Anfang
einige Infos zu STAR TREK, u. a. eine Vorschau über die
ersten fünf Folgen der sechsten VOYAGER-Staffel. Ebenso
werden die neuen Folgen von STARGATE besprochen, die erst
über Videos vermarktet werden, bevor sie im heimischen
TV in die Wohnzimmer flimmern.
Gut gefiel mir der Artikel
über den neuen PR-Zyklus, weil die Autoren (Joe, the
Nighthawk und Myles [warum eigentlich diese ganzen
Pseudonyme?]) sich hier wirklich kritisch mit der
Thematik auseinandergesetzt haben und es nicht - wie so
oft - zu einer fannisch blinden Schwärmerei ausgeartet
ist. Neben der allgemeinen Situation der Serie und der
Wege, die das Autorenteam einschlägt, besprechen die
beiden den neuen Zyklus bis einschließlich Nr. 2008. Dem
Artikel schließen sich allerhand Infos und weitere
Spekulationen über den Fortgang der Serie und eine
Fotogalerie zum WeltCon an.
"Von Engeln und
gefallenen Engeln" von Christiane Lieke ist ein
lesenswerter Artikel über die Geflügelten, Dämonen und
Satan. Christiane liefert viele Textbezüge und entdeckt
allerhand Parallelen zwischen den Mythologien anderer
Völker und Epochen.
Wie für anständige SF-Fans
üblich, finden sich dann natürlich noch zwei Berichte
über unsere eigenen Fortschritte in der Wissenschaft. So
erfahren wir etwas über das kleinste bisher bekannte
Lebewesen (die Nanoben), die in einem Meteorit vom Mars
gefunden wurden. Außerdem wird man mit zahlreichen Infos
zu dem Werdegang und den Plänen der DASA sowie den neuen
Raumfahrtprojekten der ESA und NASA versorgt.
Den Reigen der
Sekundärliteratur beendet dann ein Artikel zum
"Nach-Millenium", der - wie könnte es auch
anders sein - auf die UFO-Manie der heutigen Tage
hinausläuft.
Für Unterhaltung sorgen
dann einige Lyriken, die mir sogar recht gut gefielen und
zwei Kurzgeschichten. In einem STARGATE-Abenteuer stößt
die SG-1 auf eine Königin der Goa`uld, die in ihrem Haß
gegen ihresgleichen den Grundstein für eine fruchtbare
Allianz mit den Erdenbewohnern sein könnte.
Die zweite Story spielt in
der Welt TALASTAN, die einigen vielleicht schon aus der
LEGENDENSÄNGER-EDITION bekannt sein dürfte. Hier
bekämpfen sich die Reiche Yjan-Calliorn und Atjeria in
einer spektakulären Seeschlacht, die ein überraschendes
Ende nimmt.
Beide Stories bieten nichts
außergewöhnliches und können auch nicht durch ihren
Erzählstil begeistern, geben aber dennoch ganz gutes
Lesefutter ab.
Insgesamt ist das PARADISE
39 eine kleine Fundgrube für SF-Fans, alle anderen
werden nichts daran finden...
Timo Kümmel, Weyhers
SCHRIFTEN
ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT 2: DER ZEITGENÖSSISCHE
SATANISMUS - DAS BÖSE ALS RELIGION
28 Seiten DIN A 5, Offset
(verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 250 Exemplare,
8,00 DM.
Bezug: Curtis Nike
Verlag, Postfach 610230, 10923 Berlin.
Im Curtis Nike Verlag
erscheinen nicht nur Fanzines zu verschiedenen Themen
(STAR TREK, Dark Fantasy, Gothic), Kalender und
Aufkleber, sondern auch wissenschaftliche Abhandlungen zu
ungewöhnlicheren Themen: Im vorliegenden zweiten Band
der Reihe SCHRIFTEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT setzt sich
Andreas Ludwig mit dem Satanismus auseinander.
Der Satanismus wird, nicht
zuletzt Dank der meinungsbildenden Wirkung von Medien und
Kirche, in der Regel als eine totale Abkehr vom
Christentum und allen ethischen Prinzipien verstanden.
Nicht Gott, sondern sein
Gegenspieler Satan steht im Zentrum des Glaubens und
obszöner Kulthandlungen. Seine Anhänger ersehnen die
absolute Herrschaft des Bösen, quälen Andersgläubige
und hilflose Tiere, verüben die abscheulichsten
Verbrechen. Das ist die bekannte Darstellungsweise der
Satanassen in zahlreichen reißerischen und
bluttriefenden Horrorfilmen und -Büchern.
Andreas Ludwig versucht in
seiner Abhandlung, ein falsches Bild zu korrigieren und
an Hand prägnanter Beispiele die Varietät aufzuzeigen,
die sich tatsächlich hinter der Verallgemeinerung
"Satanismus" verbirgt.
Genauso wie die christliche
Kirche unterschiedliche Vereinigungen kennt, die nicht
identisch mit dubiosen Sekten sind, gibt es auch bei den
Satanisten verschiedene Gemeinschaften, mitunter sogar
konträre Glaubensrichtungen und Zeremonien.
Die Zahl der Mitglieder ist
gering und weit verstreut. Für gewöhnlich treten sie
nicht an die Öffentlichkeit und leisten keine
Aufklärungs- oder missionarische Tätigkeit, was für
den Autoren Anlaß ist, die vielzitierte Gefährlichkeit
der Gruppen für die Gesellschaft und Jugendliche
insbesondere in Frage zu stellen. Einen Kult des Bösen
übt tatsächlich nur eine Minderheit innerhalb der
Strömung aus, und das Spielen mit einem Pendel oder
Oui-Ja-Brett macht noch niemanden zu einem Satansjünger.
Weder die Sektenbeauftragten
der Kirche, die voreingenommen sind, da sie alle anderen
Religionen als Irrlehren ablehnen, noch die Medien, die
einzelne Vorkommnisse zwecks Auflagensteigerung
aufbauschen, differenzieren und zeigen sich zu einer
neutralen Beurteilung fähig.
Der Kern der satanistischen
Lehre beruht auf einer Bejahung des Lebens und einer
Akzeptanz des unvermeidlichen Todes. Der Mensch fügt
sich als Individuum in diese natürlichen Dinge, schöpft
Kraft aus der Sexualität oder der Askese. Er sieht sich
als einen Bestandteil der Natur, als ein etwas
intelligenteres Tier, das zu seinem eigenen Nutzen
handelt, ehrlich seinen Egoismus auslebt und keine
falsche Zurückhaltung, Kriecherei oder Heuchelei
betreibt.
Die Beschränkungen, die das
Christentum oder andere Religionen auferlegen, werden
abgelehnt, doch kennt man analoge Regeln: Niemand darf
kleine Kinder verletzen und Tiere quälen, man soll
andere nicht belästigen oder beleidigen und sich
ausschließlich um seine eigenen Angelegenheiten
kümmern, jeder hat das Recht, seinen Besitz und seine
Ansprüche zu verteidigen (Parallelen zum babylonischen
"Codex Hammurapi", der sich von den "Zehn
Geboten" in einigen, wenn auch nicht allen Punkten
unterscheidet, sind augenscheinlich).
Vielfach sind die Inhalte
der Lehren sehr realitätsbezogen und pragmatisch. Nicht
immer spielt das Okkulte eine tragende Rolle oder
existieren exzessive Riten.
Der Vergleich zum
"neuen alten Hexenglauben" und esoterischem
Gedankengut drängt sich auf. Die Anhänger dieser
Richtungen scheren aus dem Konventionellen aus, suchen
Antworten auf Fragen die ihnen die statischen großen
Religionen nicht geben können, erhoffen sich einen
besseren Leitfaden für das immer komplizierter werdende
Leben.
Zweifellos trägt die
provokativ gewählte Bezeichnung "Satanismus"
dazu bei, daß Christen automatisch auf Abwehr schalten
und Böses hinter einer solchen Gruppe vermuten. Wer sich
dazu bekennt, wird sicher die daraus resultierende
Abgrenzung zum Konservativen wünschen und die
Konsequenzen erfahren wollen. Er möchte anders sein -
was er auch einfacher haben könnte durch die Wahl einer
weniger negativ besetzten Benennung.
Andreas Ludwig gelingt es,
einige Klischees auszuräumen, die mit dem Satanismus
verbunden sind, und zum Nachdenken anzuregen. Dennoch,
alle Fragen kann auch er nicht erschöpfend beantworten.
Die Skepsis gegenüber dem "Anderen" ist tief
verwurzelt und wird bleiben.
Ergänzt wird der Text durch
eine ausführliche Bibliographie.
Die passende
Titelillustration stammt von Curtis Nike: der Drudenfuß,
ein bekanntes Symbol, das mit schwarzer Magie assoziiert
wird.
Irene Salzmann, Kranzberg
Der FANZINE-KURIER
erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe,
Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.
Preise:
Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben)
6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der
FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo
oder im Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter
dieser Ausgabe: Timo Kümmel, Holger Marks, Irene
Salzmann.
Auflage: 90
Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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