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Werte Leserinnen und Leser,

manchmal bilden sich gewisse inhaltliche und andere Schwerpunkte ohne meinen Einfluß. Ich muß jedoch einräumen, daß ich darüber nicht verärgert bin, weil es für mich als Herausgeber auch gewisse Vorteile bringt, auch wenn Ihr Euch mehr Abwechslung in dieser wie in jener Hinsicht wünscht. Nun, vielleicht kann mehr davon der FANZINE-KURIER 96 bieten, der Besprechungen über SAGITTARIUS 31, DER BARDE 4, ÄON INTERN 229, RETTUNGSKREUZER IKARUS 2: DAS WEISSE RAUMSCHIFF, FUTURE MAGIC 37, HAN JONES - AUF DIE HARTE TOUR NACH EDEN, SCHWERTER DER MACHT sowie über diverse ALIEN CONTACT-Publikationen enthalten wird.

Viele Grüße
Armin Möhle



HELLER WAHN 60
SOL 17
ALIEN CONTACT 37
SFGH-CHRONIKEN 191
DIE NACHT DER ZWILLINGSMONDE
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 143/144
LET'S FILK ABOUT 11
SOL 18
LFA-STORY-BAND 1
PARADISE 39 
SCHRIFTEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT 2



HELLER WAHN 60
28 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 3,50 DM.
Bezug: Henning Way, c/o Wiesemüller, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.

Eigentlich ist der FK ein Medium für Fanzinerezensionen, so daß sich mancher fragen wird, von welchem Stern denn dieses Heft stammt. Bloß, wo hört ein Fanzine auf, eines zu sein, und wo fängt ein Heft an, etwas "anderes" zu sein, wobei die Definition von "anderes" eine individuelle Variable sein mag.
Der HELLE WAHN scheint auf den ersten Blick weniger dem Phantastischen in all seinen Spielarten gewidmet zu sein, doch wer einen zweiten Blick hineinwirft, entdeckt eine Mischung aus zeitgenössischen, märchenhaften und durchaus phantastischen Beiträgen. Ferner handelt es sich um ein Heft, das von einer kleinen Gruppe Leute zusammengestellt wird, die Interesse und Freude an dieser Arbeit haben, dafür kein Geld erhalten und sich der gleichen Mittel bedienen wie die Kollegen aus der erklärten Phantastik-Szene.
Was findet man in einem konventionellen Fanzine? Meist sind es Zeichnungen, Infos und Geschichten, die um das geliebte Genre kreisen oder um Themen, die die Mitarbeiter gerade beschäftigen. Zweifellos entflieht so mancher beim Schreiben oder Lesen für eine Weile dem tristen Alltag, oder er reflektiert dabei Erfahrungen bzw. therapiert sich selbst ein wenig. (Letzteres war übrigens häufig ein Bestandteil der sogenannten APAs.)
Und der HELLE WAHN? Was im Fanzine eher unterschwellig abläuft, wird hier offiziell betrieben, konkret ausgedrückt: Psychiatrieerfahrene schreiben und zeichnen von den Dingen, die sie bewegen, ärgern, ängstigen. Die Zeitschrift hilft ihnen, neue Kontakte zu knüpfen, kreativ zu sein und Probleme zu verarbeiten. Ist das, was hier offen geschieht, wirklich so viel anders als das, was sich hinter den Kulissen mancher Zines abspielt (siehe APAs)?
Inzwischen hat der HELLE WAHN mit der Nr. 60 ein kleines Jubiläum zu feiern. Man blickt zurück auf zwölf Jahre gemeinsames Engagement, auf wechselnde Mitarbeiter, gesammelte Erfahrungen und freut sich, daß so viele Personen geholfen haben, das Heft am Leben zu erhalten, darunter auch bekannte Künstler aus dem Fandom, die sich nicht zu schade waren, den einen oder anderen Beitrag zur Verfügung zu stellen.
Und doch ist etwas anders: Während in Fanzines allgemein viel geschrieben und kritisiert, der Weltschmerz weitgehend stilsicher zu Papier gebracht wird, man Alptraumwelten für seine Helden erfindet oder Probleme für sich selber konstruiert, um damit interessant und intellektuell zu erscheinen, so erzählen im HELLEN WAHN Menschen von echten Problemen, die sie sich nicht ausgedacht oder freiwillig geschaffen haben und die sie nur zu gern bewältigen würden. Ihre Sprache ist meist einfach und gerade dadurch sehr prägnant. 
Nach der Lektüre ist man betroffen, vor allem, wenn man selbst in der heilen Welt oder in einer Fiktion lebt, die man bei Bedarf verlassen kann. Während wir unsere Alpträume träumen oder unsere Probleme pseudointellektuell produzieren, vergessen wir, daß es wahrlich schlimme Alpträume und Probleme gibt, die für manche bittere Realität sind.
Für die Betroffenen muß es wie Hohn erscheinen, wenn jemand, der gesund ist, der eine/n intakte/n Familie/Freundeskreis hat, finanziell abgesichert ist, dem es blendend geht, der eigentlich nichts zu beklagen hat, sich aufplustert und von seinen eingebildeten Sorgen und Schwierigkeiten jammert oder Kritik an etwas zu üben versucht, von dem er gar keine Ahnung, mit dem er keine praktische Erfahrung hat.
Die Grafiken, Lyriken und Geschichten werden in ansprechender Form präsentiert. Das Layout ist abwechslungsreich, phantasievoll und gefällig. 
Einige Beispiele: "Erfahrungs - wert?" heißt ein Gedicht, das den Alltag in der Psychiatrie beschreibt. "Monstrusa" ist das Wesen, in das sich Norman Miller verwandelt hat und das seine eigene Tochter nicht mehr erkennt. "Es" ist eine Comic-Geschichte, inspiriert von mythischen Motiven. Viele Beiträge kann und könnte man auch in jedem beliebigen Fanzine finden - doch hier steckt mehr dahinter.
Dieses Mehr, das ist ein Unterschied zu den konventionellen Fanzines. Der zweite ist, dass kaum jemand weiß, daß es solche Magazine wie den HELLEN WAHN überhaupt gibt.

Irene Salzmann, Kranzberg



SOL 17
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.800 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Beihefter: PHANSTASTISCH 1!
20 Seiten DIN A 4, Offset.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.

Mit einem sehr schönen farbigen Cover von Stefan Lechner begrüßt die Nummer 17 der SOL ihre Leser. Nicht weiter verwunderlich ist das Thema dieser Ausgabe vorrangig der vergangene WeltCon, um den sich Ulrich Bettermann gleich auf zwölf Seiten bemüht. In einem erzwungenen Plauderton, der mir nicht recht zusagen wollte, wird man mit allerlei Hintergrundinformationen zur Organisation, Handlungsvorschauen und Autorengesprächen versorgt. Für alle PR-Fans, die den Con versäumten, sicherlich ein interessanter Beitrag...
Ebenfalls viel Platz nimmt der PR-Background ein, dessen Thema dieses Mal die Realisierung der Solaren Residenz ist (gemeint ist hierbei das Poster in PR 2000). Anfangs noch interessant und witzig, verliert der Artikel über die Seiten immer mehr an Spannung und wird ein langweiliger Arbeitsbericht. 
Neu in dieser SOL ist die Beilage PHANTASTISCH!. Neben einer langen Rezension zu dem Comic ASTRO-CITY und einem kurzen Abstecher in das STAR WARS-Universum findet der Leser hier einen Artikel über STARGATE. Man erfährt viel über die Geschichte der Serie, die immer wieder aufgeben mußte und nun - innerhalb des Blitz Verlags - neu aufgelegt und vielleicht sogar eine Fortsetzung erleben wird.
Coverabbildung SOL 17Einen ähnlichen Leidensweg schildert der Bericht über die Fantasy-Serie DRAGON, die derzeit vom Weltbild Verlag neu aufgelegt wird. Von einem entsprechenden Vorhaben die Serie weiter zu führen ist hier allerdings nicht die Rede.
Konfus ist der Artikel "Leben auf der Sonne - Fiktion oder Realität?" von Patrick Achenbach. Der Autor zieht hier einige Lebensräume auf dem Glutball in Erwägung, aber mehr auch nicht. Die sporadisch gezogenen Parallelen zu PR (so z. B. die Sonnenwürmer) stören nur, verwirren den Leser und haben - meines Erachtens - in einer solchen Auseinandersetzung nichts zu suchen. Entweder oder...
Viele PR-Fans werden sich sicher über den "Werbungs-Bericht" des "Perryversums" freuen, eine Homepage, die man wohl schon fast als interaktives Spiel bezeichnen kann. Denn sie bietet dem User nicht nur vielerlei Informationen und schöne Bilder aus Perrys Welt, sondern auch eine mitwirkende Tätigkeit. So kann man z. B. die Patenschaft für einen Planeten übernehmen, etc. ...
Die Serie "Tips für angehende Autoren" von Klaus N. Frick möchte ich als lohnenswert betrachten, jedoch wäre jeder wahrhaft Interessierte besser damit beraten, sich entsprechende Fachliteratur zu kaufen, die sich nicht auf die wichtigsten Aspekte beschränkt, sondern das ganze Spektrum abhandelt.
Neben zahlreichen weiteren News und Hintergrunddaten finden auch noch zwei Stories Platz in dem Magazin. Nicht gerade sprühend vor Witz, aber dennoch mit einigen schönen Spitzen kann die PR-Satire von Rainer Hanczuk "Kochen mit Icho Tolot" aufwarten, in der eben dieser mit Alfredo Biol-Eck-mich ein Süppchen braut.
Etwas langatmig und stelzig ist dagegen "Im Bann der SOL" von Werner M. Höbart. Er erzählt die Geschichte einer kleinen Gruppe von Abenteurern, die das Universum auf der Suche nach der Unsterblichkeit durchkämen. Jedoch wird ein Mitglied der Crew wahnsinnig und bringt ihr Raumschiff zum Absturz. Lediglich die Terranerin Raya überlebt von den dreien und erwacht auf einem fremden Planten, wo sie von einem Roboter in Empfang genommen wird, der sie zur SOL bringt und ES vorstellt. Die Superintelligenz versieht sie mit einem Zellaktivator und tituliert sie als Auserwählte, die fortan in seinen Diensten stände. Schlußendlich stellt sich aber alles als interstellare Täuschung heraus...
Die SOL 17 hinterläßt bei mir einen widersprüchlichen Eindruck. Vom Layout und der grafischen Seite her kann sie ohne Zweifel glänzen. Der vorher schon genannte Stefan Lechner, Andreas Adamus und alle anderen Grafiker haben gute Arbeit geleistet. Die literarischen Beiträge sind jedoch nicht durchgehend von guter Qualität. Bei dieser Auflagenhöhe hätte ich doch etwas mehr erwartet. Außerdem fehlt der SOL eindeutig ein Quentchen Kritik an PR.

Timo Kümmel, Weyhers



ALIEN CONTACT 37
80 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,00 DM, 4er-Abonnement 28,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Graudenzer Str. 1a, 10243 Berlin, E-Mail: AC@epilog.de.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.

Auf zehn Jahre ALIEN CONTACT blicken die Herausgeber des Magazins mittlerweile schon zurück.
Dieses Ereignis würdigen sie mit einem farbigen Front- und Backcover, das von dem Graphiker doMANSKI stammt, der u. a. durch seine Arbeiten für den Heyne Verlag bekannt wurde und von dem weitere Illustrationen das informative Interview mit ihm gelungen ergänzen. 
Die übrigen Grafiken stammen von Manfred Lafrentz, Franz Miklis und anderen bzw. lockern Coverabbildungen, wie üblich, die kleingedruckten Bleiwüsten auf.
Die Fantasy-Story "Die Schattenlegende vom Feuerschwert des Drachenkönigs" aus der Feder Hardy Kettlitz’ scheint zunächst nichts Besonderes zu sein. Zu sehr ballen sich traditionelle Motive, was schon sehr verdächtig ist, so daß sich der Leser bereits nach wenigen Zeilen wundert, worauf der Autor wohl hinaus will. Und tatsächlich präsentiert er nach gut der Hälfte eine Überraschung, die gewiß kaum jemand erraten hätte. Das Spiel mit den Klischees geht gelungen über in das nächste Spiel - mehr wird nicht verraten, um die Pointe nicht zu zerstören. Ich zumindest habe mich königlich amüsiert und halte diesen Beitrag für das Highlight dieser Ausgabe.
Sehr makaber und böse liest sich John Shirleys "Zehn Dinge, für die wir dankbar sein sollten". Was er beschreibt, sind reale Ereignisse, die irgendwo auf der Welt geschehen, die einen selber oder jemanden aus dem Umfeld durchaus treffen könnten. Es läuft einem wirklich eiskalt den Rücken hinunter, denn es sind Alpträume, die man nur zu gern verdrängt, solange man kein Betroffener ist. Die Schlußpointe ist allerdings schwach und abgedroschen. Dadurch macht der Autor selbst die Atmosphäre kaputt und nimmt der Story ihre Wirkung.
"Kontrollierter Einsatz" heißt die SF-Erzählung von Gerd Frey, der seine Soldaten in einen häßlichen Krieg schickt. Was keiner von ihnen weiß: Sie alle werden "von oben" kontrolliert, es ist ein ewiger Kreislauf. Auf unsere Zeit übertragen, auch wir ahnen nicht, in welchem Ausmaß wir kontrolliert werden, und diese Kontrolle wird durch die neuen Medien und Gesetze, die auf einen Polizeistaat zusteuern, intensiviert. Was wird noch alles in absehbarer Zeit mit uns machbar sein? Der warnende Zeigefinger ist unübersehbar, die Kritik nicht neu.
Coverabbildung ALIEN CONTACT 37Die "Pimperlinge" von Michael Marrak sind etwas abgedrehte SF. Im Wechsel werden Ereignisse aus der Sicht der Crew eines Frachters und einer "Anomalie" beleuchtet. Die Fremdartigkeit, die begrenzte Vorstellungskraft beider Seiten läßt sie einander nicht verstehen. Die Konsequenzen darf sich der Leser selbst ausmalen.
Myra Çakan entführt in "Fremde Schatten" in ein Wechselspiel von Traum, Alptraum und Realität. Was die zerrissen wirkenden Abschnitte verbindet, was wahr und eingebildet ist, ist zunächst nicht offensichtlich. Leider stellt das Ende keine große Überraschung dar, obwohl auf eine konkrete Auflösung verzichtet wurde.
Auch die übrigen Rubriken bieten viel Interessantes. 
Bernhard Kempen berichtet über "Die unsichtbare Tätigkeit, Erfahrungen eines Romanübersetzers", dessen Existenz von vielen Lesern gar nicht zur Kenntnis genommen wird und der kaum Beachtung erfährt.
"... nicht nur ganz normaler Genrestoff" lautet der Titel des Interviews mit Gerd Rottenecker, in dem die neue Fantasy-Reihe EXCALIBUR bei Droemer-Knaur/Weltbild vorgestellt wird, inklusive einiger Rezensionen im Anschluß.
Auch gibt es wieder eine "SF-History: Ereignisse vor 25 und 50 Jahren", zusammengestellt von Hardy Kettlitz und Siegfried Breuer, die obligatorischen Buch- und Spiele-Rezensionen, die Bücher-"Top-Liste", diesmal von Maureen F. McHugh über alternative Gesellschaftssysteme u. v. m.
Auch die Jubiläumsausgabe von AC bleibt dem überdurchschnittlichen Niveau der Reihe treu. Gute Geschichten, interessante Artikel, viele Informationen, einige ausgewählte Illustrationen ergeben eine gefällige Mischung.

Irene Salzmann, Kranzberg



SFGH-CHRONIKEN 191
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER, Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover, E-Mail: Fkoerper@iname.com.

Die 191. Ausgabe des Nachdruck-, pardon, des Clubzines der SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER enthält drei Reprints.
Der erste ist eine fiktive Rede aus der Feder Hans Dominiks, eines deutschen Autors, der in den zwanziger und dreißiger Jahren etwa fünfzehn SF-Romane veröffentlichte, die den technischen Fortschritt in der nahen Zukunft beschrieben. Den Vortrag "Die Welt im Jahre 1999. Ein Rückblick" hält ein TH-Rektor; der Text ist, 1920 entstanden, ein Kind seiner Zeit. Weiß CHRONIKEN-Redakteur Wolfgang Thadewald im Vorwort lediglich das veraltete Geschlechterverständnis zu beanstanden, offenbart die Lektüre des Textes jenen Nationalismus, mit dem auch das übrige Werk Dominiks durchsetzt ist: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Hier aber erst, nach dem das Deutsche Reich die Umwandlung von Blei in Gold entdeckte (sic!) und zur Zahlung der Weltkriegs-Reparationen nutzte...
Geschichtsbezogen ist freilich auch der Essay "Mord ex Machina" des polnischen Autors Stanislaw Lem, aber deutlich jünger. In diesem ebenfalls fiktiven Artikel thematisiert Lem die juristischen Konsequenzen, die sich aus der exzessiven Nutzung virtueller Welten ergeben können. Ist es Mord, in ihnen unliebsame Menschen zu töten? Oder die virtuelle mit der realen Welt zu verwechseln und in letzterer einen Mord zu begehen? Wie steht es mit Ehebruch oder der Verletzung religiöser Dogmen? Vermutlich werden diese Überlegungen, so reizvoll sie heute sind, in achtzig Jahren ebenso irrelevant anmuten wie Dominiks Voraussagen heute, aber vermutlich weniger suspekt sein.
Ob der Artikel "Die musikalischen Gestaltungen des Faust" von Arthur Prüfer, der in dem selben Jahr wie Dominiks Text entstand, Interesse unter den CHRONIKEN-Lesern finden wird, ist sehr zweifelhaft. Auf immerhin fünfzehn Seiten beschäftigt sich der Autor mit der Umsetzung des Faust-Motivs in diversen klassischen Musikstücken des neunzehnten Jahrhunderts. Dieser Beitrag zeigt die Grenzen eines Nachdruckfanzines auf.
Immerhin bieten die SFGH-CHRONIKEN 191 auch Originalbeiträge, neben einigen Rezensionen von Wolfgang Thadewald und Matthias Neiden zu interessanten Büchern jenseits der gängigen SF- und Fantasy-Verlagsprogramme eine Story von Maren Bonacker. In "Von dem seltsamen Abenteuer des Drachen Nepumuk" stellt sie auf vergnügliche Art und Weise diverse Klischees auf den Kopf: Der Drache Nepumuk wird von einer Horde Jungfrauen entführt, die von ihm Geschichten hören wollen. Doch er versteht ihr Ansinnen nicht, denn er kann nicht hören, weil er über keine Ohren verfügt - diese kleine unlogische Detail ist das einzige, was sich an der Kurzgeschichte beanstanden läßt.
Die SFGH-CHRONIKEN 191 bieten einige interessante Beiträge; mit dem Abdruck der "Musikalischen Gestaltungen des Faust" ist der CHRONIKEN-Redakteur jedoch über sein Ziel hinausgeschossen.

Armin Möhle, Wallenhorst



DIE NACHT DER ZWILLINGSMONDE
86 Seiten DIN A 4, Kopie, Klebebindung.
Auflage unbekannt, 15,50 DM.
Bezug: EDITION PEGASUS, Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail: Kirstin@edition-pegasus.de.

Eine TV-Serie, die schon immer die Phantasie ihrer Fans anregte, ist STAR TREK. Von den fleißigen Trekkies gibt es daher eine Menge Material, gesammelt in Fanzines.
DIE NACHT DER ZWILLINGSMONDE beinhaltet Erzählungen um den Vulkanier Sarek und seine von der Erde stammenden Frau Amanda. Jeder weiß, die beiden sind Spocks Eltern, der seinerseits als Kind und junger Mann auftritt.
Die Geschichten und Essays stammen von Jean Lorrah, erschienen ursprünglich in diversen US-Zines, und liegen nun erstmals in deutscher Sprache vor. Lediglich zwei Erzählungen haben andere Verfasser, Leslye Lilker und Barbara Gray Richley.
Die passenden Illustrationen stammen von Martin Marheinecke, Maren Frank u. a. Das Farbcover - natürlich Sarek - wurde von Kirstin Scholz, der Herausgeberin, entworfen.
Es ist sicher von Vorteil, mit den STAR TREK CLASSICS einigermaßen vertraut zu sein, aber es ist nicht erforderlich, jede Episode zu kennen, auf die gelegentlich Bezug genommen wird.
Zu den Themen, die in den Geschichten und Essays aufgegriffen werden, zählen vor allem die unterdrückten Emotionen und die Sexualität der Vulkanier. Es ist eines der beliebtesten Rätsel, wie der streng logisch agierende Sarek eine emotionale Terranerin zur Frau hat nehmen können. Natürlich hat auch er Emotionen, die er verbirgt, sich nicht eingesteht, mit denen er nicht richtig umzugehen weiß. Und immer wieder staunt er, wie Amanda mit ihrer schwierigen Rolle auf Vulkan so viel leichter zurecht kommt. Noch problematischer ist dies für Spock, der als "richtiger" Vulkanier die Selbstbeherrschung bis zum Extrem betreibt und Emotionen ganz verleugnet. Seine Beziehung zu T’Pring, eingefädelt durch die Eltern, ist völlig asexuell und bleibt es, da die Braut einen "echten" Vulkanier vorzieht. Nebenbei wird auch die Xenophobie mancher Vulkanier erörtert: T’Pau hat einen Sitz im Föderationsrat abgelehnt, sie war gegen die Ehe Sareks, sie grenzt die ENTERPRISE-Besatzung als Fremdweltler aus usw. Viele lose Fäden aus den Filmen werden hier weitergesponnen, es wird versucht, sie logisch zu begründen, die Konsequenzen aufzuzeigen und das alles in gefällige Geschichten einzubetten.
Zwar habe ich nur die CLASSIC-Serie im TV regelmäßig angesehen, mich mit den Folgereihen wenig und mit den Büchern gar nicht beschäftigt, zum ST-Fandom unterhalte ich praktisch keine Kontakte... doch die in diesem Fanzine gesammelten Geschichten haben mich in den Bann gezogen. Sarek ist tatsächlich eine der interessantesten Figuren, der viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde, so daß man ihn eigentlich nur in Büchern oder Fan-Stories näher beleuchtet bekommt. 
Die Schilderungen sind sehr gut durchdacht, die Geschichten ausgezeichnet übersetzt, flüssig und stilistisch sauber geschrieben. Man kann sich sehr leicht in die Charaktere hineinversetzen und bekommt direkt Lust, doch mal das eine oder andere bislang unbeachtete ST-TB, das sich im Regal verirrt hat, in die Hand zu nehmen und mehr über Captain Kirk & Co. zu lesen, weitere, bislang ungeklärte Details zu erfahren.
Das Zine bietet keine spektakulären Raumschlachten, aber unterhaltsame, humorige SF, nicht nur für Trekkies.

Irene Salzmann, Kranzberg



ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 143/144
200 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 700 Exemplare, 15,00 DM.
Bezug: SFCD, Andreas Kuschke, Billerbeck 25, 29465 Schnega.
Bankverbindung: Saar Bank e. G. (BLZ 591 900 00), Konto 00113311.

TRINITY, die Dreieinigkeit von SF-TAGE NRW, dem SFCD- und EURO-Con war das bedeutendste deutsche SF-Großereignis des letzten Jahres. Entsprechend spektakulär fällt auch die umfangreiche Nachlese aus, die in diesem Doppelband des ANDROMEDA SF MAGAZINES zusammengefaßt ist. Schon das farbige Hochglanzcover, vorne und hinten jeweils mit zwei beeindruckenden Bildern von Michael Marrak, macht einen sehr repräsentativen Eindruck - und gespannt auf den Inhalt.
Natürlich enthält eine Con-Nachlese jede Menge Con-Reports und Grußadressen der prominenten ausländischen Ehrengäste. Insgesamt zehn sind es diesmal, mal betont höflich (überwiegend von den Ehrengästen), mal gekonnt witzig (Wolf von Witting), manchmal bemüht ironisch (Falko Löffler) und nur in einem Fall auch etwas kritischer und auf die Mißhelligkeiten und Querelen im Vor- und Nachfeld des Cons eingehend (von Manfred Müller, Bertram Böhringer und Dirk van den Boom). Die Conberichte sind zum Glück über die ganzen 200 Seiten des Bandes verstreut, so daß es für einen Nicht-TRINITY-Besucher, nicht ganz so ermüdend ist, einen Conbericht nach dem anderen lesen zu müssen. Schön sind die vielen Bilder der Ehrengäste und Conbesucher, die in loser Folge in den Text eingestreut sind, und zumindest nach Außen hin den Eindruck einer gelösten und angenehmen Conatmosphäre vermitteln.
Coverabbildung ANDROMEDA SF MAGAZIN 143/144Viele der weiteren Beiträge in diesem "Buch" haben mit den Con-Ehrengästen zu tun. Roger MacBride Allen und Ian Watson sind beide mit einem längeren Interview vertreten. Erstaunlich allerdings, daß ein Interview mit Terry Pratchett als dem sicherlich bekanntesten Con-Gast ebenso fehlt wie jedweder anderer Beitrag von ihm - nur auf vielen Fotos ist er zu sehen. Ian Watson berichtet außerdem sehr ausführlich über die Entstehungsgeschichte seiner MANA-Bücher und gleich daran anschließend geht Bernhard Kempen auf seine Schwierigkeiten ein, diese Romane zu übersetzen.
Eine weitere Verknüpfung von zwei Beiträgen, die allerdings nichts mit dem Con zu tun haben, findet sich bei Armin Möhles umfangreicher Darstellung des ORBIT HOSPITAL-Zyklus und einem daran anschließenden schon etwas älteren Interviews mit dem im August letzten Jahres verstorbenen Autoren dieser Serie: James White. Auffällig ist die unterschiedliche Sichtweise von Autor und seinem Leser auf einige Romane der ORBIT HOSPITAL-Reihe. Armin sieht logischerweise die Werke etwas kritischer und relativiert damit die ebenfalls verständliche Schönfärberei des Schriftstellers. Nach der Lektüre beider Beiträge hat man den Eindruck, die Serie schon sehr gut zu kennen - und weiß auch, ob man sie selber lesen will oder eher nicht.
Harry Harrison als weiterer Con-Ehrengast steuert ausnahmsweise eine Kurzgeschichte bei. Die einseitige (wörtlich zu nehmen) Geschichte "The Last Man in the World" ist eine Endzeitgeschichte mit einem witzigen und überraschenden Ausgang, weder ein Wort zu lang noch zu kurz.
Und natürlich darf auch der dreifach gekrönte Preisträger von TRINITY nicht fehlen. Andreas Eschbach holt mit "Garten Eden" eine spannende Geschichte aus der Schublade, die er vom fünfjährigen Staub befreit, sprich leicht überarbeitet hat. Die Story arbeitet merklich auf einen Höhepunkt zu, nimmt aber im letzten Augenblick noch eine überraschende Wendung und macht es nicht zu einfach.
Dr. Monika Niehaus-Osterloh steuert zwei Geschichten bei, von denen die längste für meine Begriffe die beste im ganzen Band ist. "Mit dem Siegel des großen Juracomputers" und einem juristischen Taschenspielertrick kann die große Katastrophe für die Erde noch einmal abgewendet werden. Dabei geht es aber nicht so sehr um die immer gefürchtete Invasion der grünen Männchen, sondern um eine vor zehntausend Jahren zwar nicht bestellte, aber erhaltene Lieferung, deren Rechnungsbetrag nunmehr fällig wird. Eine richtig schön skurille Geschichte, mit vielen kleinen Einfällen und liebevollen Ausschmückungen, wie man sie leider nur selten findet.
Sollte es gar nichts zu meckern geben? Vielleicht über das nach Autoren geordnete unübersichtliche Inhaltsverzeichnis herziehen? Oder die paar Absätze, die doppelt gesetzt wurden, zum Aufhänger machen? Aber nein, das wäre kleinlich. ANDROMEDA 143/144 ist eine rundherum gelungene Doppelausgabe. Wenn das Schule macht, gibt es bald nur noch frustrierte Rezensenten.

Holger Marks, Marburg



LET’S FILK ABOUT 11
68 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage unbekannt, 12,00 DM.
Bezug: EDITION PEGASUS, Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail: Kirstin@edition-pegasus.de.

Zuerst fällt der Blick auf das umlaufende Farbcover, das sich aus zahlreichen Photos zusammensetzt, die im Laufe diverser Veranstaltungen von den Filkern geschossen wurden. Auch der Innenteil hat, wenngleich nur in schwarz-weiß, eine Menge Fotomaterial zu bieten, sowie passende Zeichnungen von Gunhild Loban, Christel Scheja u. a.
Inhaltlich gibt es eine bunte Mischung, z. B.:
Eine Con-Nachlese, die eigentlich nur für die Besucher interessant ist, hingegen den Außenstehenden bzw. Nicht-Filkern eher wenig sagt.
Rezensionen, darunter zu Christel Schejas DAS MAGISCHE ERBE - verfasst von Martin Marheinecke - inklusive einer Leseprobe 
Der Artikel "Die Welt der Fabelwesen, Teil 2: Der Greif" von Christel Scheja, der ausführlich die Geschichte dieser Kreatur beleuchtet. Der Text ist zwar schon in anderen Fanzines abgedruckt worden, findet jedoch gewiss viele Leser, denen er noch neu ist.
Ein Portrait von Sally Oldfield, geschrieben von Linda Budinger. Die Musikerin geriet nach ihren Erfolgen in den späten Siebzigern/frühen Achtzigern leider in Vergessenheit, so wie Kate Bush und manch andere, die in ihren Liedern phantastische Themen verarbeiteten..
"Bittersüße Sinfonie", ein Bericht mit ausführlichen Beschreibungen des XENA-Musicals, von Ralf Franken.
Ferner Lieder, Noten - eben Filk, wobei vor allem die etwas boshafte, aber treffende Parodie auf "Sailor Moon" ins Auge sticht.
Für Insider ist das Fanzine zweifellos eine ansprechende Lektüre. 
Der abwechslungsreiche Inhalt ist aber auch für Fantasy-Leser, die sich nicht mit Filk beschäftigen, attraktiv, da mit Informationen und Unterhaltung aufgewartet wird. Im Rahmen der gängigen Fantasy-Fanzines ist ein Filk-Magazin doch mal ein bißchen was anderes...

Irene Salzmann, Kranzberg



SOL 18
60 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.800 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Beihefter: PHANTASTISCH! 2
16 Seiten DIN A 4, Offset.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.

SOL 18 überrascht zunächst mit einem - vermeintlich - PR-kritischen Beitrag. Hartmut Kasper deckt in seinem Artikel "Menschenknochen und ein Damenschuh - Rodan muss in der Nähe sein" die literarischen Wurzeln und Vorbilder der PERRY RHODAN-Serie auf. U. a. stellt er dar, daß die Entdeckung des Arkoniden-Raumschiffes auf dem Mond im ersten PR-Heft einer nahezu identischen Szene in einem heute vergessenen Roman aus den fünfziger Jahren entspricht. Er beschränkt sich freilich auf die Ursprünge der PR-Reihe (nun, vermutlich hätte er ein Buch schreiben müssen, wenn er die komplette Serie untersucht hätte) und gelangt zu einem versöhnlichen Fazit: "Von Angang an hat das Rhodan-Team Genialität und Weitsicht in der Auswahl, Anverwandlung und Komposition durchaus gängiger Science Fiction-Motive bewiesen." Aha!
Oliver Johandrees und Klaus N. Frick geben Tips für angehende (Hobby-) Rißzeichner und Autoren. Es sind Ratschläge, die auch ambitionierte Nicht-PR-Leser annehmen können und sollten. Wünschenswert wäre es aber noch, wenn Oliver und Klaus auch Hinweise darauf geben würden, in welchen Publikationen die Adressaten ihrer gesammelten Erfahrungen veröffentlichen können - vermutlich nicht in der SOL, oder?! Klaus’ nostalgischer Rückblick in das Fandom der siebziger und achtziger Jahre unter dem Titel "Ein Schwung voller Fans" geht leider völlig in die falsche Richtung, so sehr ich auch mit ihm in diesen Erinnerungen schwelgen möchte. Also: Bitte auch die heutigen Clubs und Fanzines vorstellen!
Coverabbilung SOL 18Offenbar will SOL regelmäßig einen Blick über den Rand des PR-Universums hinaus wagen. SOL 18 enthält die zweite Ausgabe des Beihefters PHANTASTISCH!, in dem Porträts des Künstlers Charles Wilp (der aber auch Gast des letzten PR-WeltCons war) und des verstorbenen US-amerikanischen SF-Autors A. E. van Vogt sowie Berichte über die REN DHARK-Serie und über die Comic-Reihe DIE VERGESSENEN (an der auch PR-Titelbildzeichner Swen Papenbrock beteiligt ist) zu finden sind. Zwingend ist Auslagerung dieser Beiträge in PHANTASTISCH! freilich nicht, sie stellt wohl eher eine gewollte Abgrenzung dar.
Auf das PR-Universum beschränken sich die übrigen Beiträge in SOL 18. Harun Raffael und Michael Thiesen stellen die PR-Völker der Ilts und der Kraverker detailliert dar, PR-Gastautor Andreas Findig berichtet in "Die Mühen der Ebenen" über die Arbeit an seinem PR-Roman, während Ernst Vlcek offenbart, welche seiner Autorenkollegen ihm als Vorbild diverser Figuren in den 1.500er-Heften dienten - daß diese Infos selbst für PR-Fans von besonderem Interesse sind, sei massiv in Frage gestellt.
Die PR-Story stammt diesmal von Andreas Decker und öffnet "Das Tor zum Paradies" seiner Protagonistin. Alison Lynn, Technikerin an Bord des MERZ-Kreuzers SETH, wird während eines Einsatzes mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, die sie bislang geheimzuhalten verstand. Sie tötet einen Kameraden und flieht, aber zeichnet vor ihrem Tod noch ihre Lebensgeschichte und die jüngsten Ereignisse aus ihrer Sicht auf - ansonsten würde der Plot der Story auch nicht funktionieren. "Das Tor zum Paradies" ist im übrigen auch ohne detaillierte Kenntnisse des PR-Kosmos verständlich.
PHANTASTISCH! 2 allein macht auch SOL 18 nicht für Non-PR-Leser interessant; der Beihefter ist vielmehr als Ergänzung des Angebots für die Stammleser konzipiert. Immerhin finden sich aber auch in der SOL-Ausgabe einige Beiträge, die Teile von Sphären außerhalb des PR-Universums umfassen.

Armin Möhle, Wallenhorst



LFA-STORY-SONDERBAND 1: LET’S FILK ABOUT - LIEDER ERZÄHLEN GESCHICHTEN
110 Seiten DIN A 4, Kopie, Klebebindung.
Auflage unbekannt, 12,00 DM.
Bezug: EDITION PEGASUS, Kirstin Scholz, Badstr. 38, 13357 Berlin, E-Mail: Kirstin@edition-pegasus.de.

Gern werden Fanzines unter ein Motto gestellt und darin entsprechende Stories, Grafiken und Artikel gesammelt. In diesem Fall lautet das Oberthema "Filk", genauer, Lieder dienten als Basis für die hier präsentierten Stories. Im Vorwort erzählt Kirstin Scholz, wie der Band entstanden ist, daß sich manche Autorinnen und Autoren von einer Liedzeile oder dem besungenen Thema inspirieren ließen bzw. in einigen Fällen die vertonte Geschichte neu nacherzählten.
Das Fanzine beinhaltet ausschließlich Fantasy-Stories:
Christel Scheja schildert in "Seemannslist" die Problematik einer Rattenplage. Die Geschichte in der Geschichte hat ihre Auswirkungen auf die Rahmenhandlung. Für Christel eine eher etwas ungewöhnliche, nicht gar so phantastische Erzählung, in der mit Slang und Dialekt experimentiert wird, was sich m. E. jedoch mehr störend auf die Lektüre auswirkt. "Die richtige Wahl" bringt Christel in ihr liebstes Element zurück: Die jungen Zauberschüler müssen ihren Intimus wählen, was gar nicht einfach ist, denn welches Wesen paßt zu wem? Ein bißchen Zauber, ein bißchen Humor - so wie wir es von Christel kennen und schätzen.
"Gerichtstag in Rabeneck" von Kirsten Scholz ist keine neue Erzählung; sie erschien u. a. schon in einem Band der LEGENDENSÄNGER-EDITION. Es geht um einen Spielmann, eine hohe Frau und um einen Mord. "Anklage Frau" tendiert ebenfalls zum Krimi, erinnert ein wenig an die Ellis Peters’ Erzählungen um Bruder Cadfael. Gunter von Wart muss einen komplizierten Fall entwirren, der zunächst interessant aufgebaut ist, dann jedoch ein kitschiges Ende nimmt.
Chris J. Ueberall hat eine relativ zeitgenössische, aber unglückliche Reflexion von einem Einhorn.
"Die Hexe von Laxsley" hatte Pech bei einem Zauber, erzählt Charlotte Engmann. Die im Dorf neu eingetroffene Hexe könnte ihr helfen, aber... Eigensüchtige Motive bereiten den sonst selbstlosen Genre-Helden einen realistischen, fiesen Anstrich.
"Winterwolf" von Linda Budinger erinnert an ein russisches Märchen und bedient sich des Motivs der Lykanthropie.
Petra E. Jörns "Widow’s Web" schildert eine eigentümliche Schwarze Witwe, die ihr Opfer findet.
"Das letzte Hindernis" von Jürgen G. Hahn muß um jeden Preis überwunden werden - doch das kann sich als Verhängnis erweisen. Der Autor vermischt den zeitgenössischen Kontext mit altgermanischen Elementen. Auch von ihm gibt es eine weitere sehr kurze Story, "That Golden Hair", eigentlich nur eine Überlegung nach dem Motto, aus der Not eine Tugend machen.
Jutta Reitbauer nimmt sich die "Zeit der Rache". Die Kriegerin Ishia hat ihren Gefährten verloren und verfolgt seinen Mörder. Die Geschichte ist mit die längste Erzählung und beinhaltet leider sehr viele Genreklischees, ist aber lebendig und gefällig geschrieben.
Da sich die Geschichten weitgehend an den Vorgaben aufhängen, ist es nicht verwunderlich, dass die Motive nicht neu sind, es viele Klischees und Genrecharaktere gibt. Doch letztlich sind alle Stories stilistisch sicher und flüssig erzählt, so dass der Fantasy-Freund eine kurzweilige Lektüre in den Händen hält, zumal, so ganz ohne gewisse Archetypen und Motive wäre Fantasy einfach nicht Fantasy....
Ergänzt wird durch zahlreiche hübsche Illustrationen, die teils von den Autorinnen und Autoren stammen, teils auch von anderen Grafikern, darunter Martin Marheinecke, Beatrix Berndt, Dagmar Krause, Kirstin Scholz (man beachte die i und e bei Kirstin und Kirsten...). Ein Stück des Covers ist sogar handcoloriert, ein kleiner Klecks, der zum Hinschauen verleitet..

Irene Salzmann, Kranzberg



PARADISE 39
92 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 45 Exemplare, 6,50 DM
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Marc Schneider, Stettiner Str. 51, 23558 Lübeck.

Das Clubzine des TERRANISCHEN CLUB EDEN bietet dem interessierten Leser eine Vielzahl von Artikeln, Rezensionen, News und Stories rund um die SF.
So gibt es gleich zu Anfang einige Infos zu STAR TREK, u. a. eine Vorschau über die ersten fünf Folgen der sechsten VOYAGER-Staffel. Ebenso werden die neuen Folgen von STARGATE besprochen, die erst über Videos vermarktet werden, bevor sie im heimischen TV in die Wohnzimmer flimmern.
Gut gefiel mir der Artikel über den neuen PR-Zyklus, weil die Autoren (Joe, the Nighthawk und Myles [warum eigentlich diese ganzen Pseudonyme?]) sich hier wirklich kritisch mit der Thematik auseinandergesetzt haben und es nicht - wie so oft - zu einer fannisch blinden Schwärmerei ausgeartet ist. Neben der allgemeinen Situation der Serie und der Wege, die das Autorenteam einschlägt, besprechen die beiden den neuen Zyklus bis einschließlich Nr. 2008. Dem Artikel schließen sich allerhand Infos und weitere Spekulationen über den Fortgang der Serie und eine Fotogalerie zum WeltCon an.
"Von Engeln und gefallenen Engeln" von Christiane Lieke ist ein lesenswerter Artikel über die Geflügelten, Dämonen und Satan. Christiane liefert viele Textbezüge und entdeckt allerhand Parallelen zwischen den Mythologien anderer Völker und Epochen.
Wie für anständige SF-Fans üblich, finden sich dann natürlich noch zwei Berichte über unsere eigenen Fortschritte in der Wissenschaft. So erfahren wir etwas über das kleinste bisher bekannte Lebewesen (die Nanoben), die in einem Meteorit vom Mars gefunden wurden. Außerdem wird man mit zahlreichen Infos zu dem Werdegang und den Plänen der DASA sowie den neuen Raumfahrtprojekten der ESA und NASA versorgt.
Den Reigen der Sekundärliteratur beendet dann ein Artikel zum "Nach-Millenium", der - wie könnte es auch anders sein - auf die UFO-Manie der heutigen Tage hinausläuft.
Für Unterhaltung sorgen dann einige Lyriken, die mir sogar recht gut gefielen und zwei Kurzgeschichten. In einem STARGATE-Abenteuer stößt die SG-1 auf eine Königin der Goa`uld, die in ihrem Haß gegen ihresgleichen den Grundstein für eine fruchtbare Allianz mit den Erdenbewohnern sein könnte.
Die zweite Story spielt in der Welt TALASTAN, die einigen vielleicht schon aus der LEGENDENSÄNGER-EDITION bekannt sein dürfte. Hier bekämpfen sich die Reiche Yjan-Calliorn und Atjeria in einer spektakulären Seeschlacht, die ein überraschendes Ende nimmt.
Beide Stories bieten nichts außergewöhnliches und können auch nicht durch ihren Erzählstil begeistern, geben aber dennoch ganz gutes Lesefutter ab.
Insgesamt ist das PARADISE 39 eine kleine Fundgrube für SF-Fans, alle anderen werden nichts daran finden...

Timo Kümmel, Weyhers



SCHRIFTEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT 2: DER ZEITGENÖSSISCHE SATANISMUS - DAS BÖSE ALS RELIGION
28 Seiten DIN A 5, Offset (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 250 Exemplare, 8,00 DM.
Bezug: Curtis Nike Verlag, Postfach 610230, 10923 Berlin.

Im Curtis Nike Verlag erscheinen nicht nur Fanzines zu verschiedenen Themen (STAR TREK, Dark Fantasy, Gothic), Kalender und Aufkleber, sondern auch wissenschaftliche Abhandlungen zu ungewöhnlicheren Themen: Im vorliegenden zweiten Band der Reihe SCHRIFTEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT setzt sich Andreas Ludwig mit dem Satanismus auseinander.
Der Satanismus wird, nicht zuletzt Dank der meinungsbildenden Wirkung von Medien und Kirche, in der Regel als eine totale Abkehr vom Christentum und allen ethischen Prinzipien verstanden.
Nicht Gott, sondern sein Gegenspieler Satan steht im Zentrum des Glaubens und obszöner Kulthandlungen. Seine Anhänger ersehnen die absolute Herrschaft des Bösen, quälen Andersgläubige und hilflose Tiere, verüben die abscheulichsten Verbrechen. Das ist die bekannte Darstellungsweise der Satanassen in zahlreichen reißerischen und bluttriefenden Horrorfilmen und -Büchern.
Andreas Ludwig versucht in seiner Abhandlung, ein falsches Bild zu korrigieren und an Hand prägnanter Beispiele die Varietät aufzuzeigen, die sich tatsächlich hinter der Verallgemeinerung "Satanismus" verbirgt.
Genauso wie die christliche Kirche unterschiedliche Vereinigungen kennt, die nicht identisch mit dubiosen Sekten sind, gibt es auch bei den Satanisten verschiedene Gemeinschaften, mitunter sogar konträre Glaubensrichtungen und Zeremonien.
Die Zahl der Mitglieder ist gering und weit verstreut. Für gewöhnlich treten sie nicht an die Öffentlichkeit und leisten keine Aufklärungs- oder missionarische Tätigkeit, was für den Autoren Anlaß ist, die vielzitierte Gefährlichkeit der Gruppen für die Gesellschaft und Jugendliche insbesondere in Frage zu stellen. Einen Kult des Bösen übt tatsächlich nur eine Minderheit innerhalb der Strömung aus, und das Spielen mit einem Pendel oder Oui-Ja-Brett macht noch niemanden zu einem Satansjünger.
Weder die Sektenbeauftragten der Kirche, die voreingenommen sind, da sie alle anderen Religionen als Irrlehren ablehnen, noch die Medien, die einzelne Vorkommnisse zwecks Auflagensteigerung aufbauschen, differenzieren und zeigen sich zu einer neutralen Beurteilung fähig.
Der Kern der satanistischen Lehre beruht auf einer Bejahung des Lebens und einer Akzeptanz des unvermeidlichen Todes. Der Mensch fügt sich als Individuum in diese natürlichen Dinge, schöpft Kraft aus der Sexualität oder der Askese. Er sieht sich als einen Bestandteil der Natur, als ein etwas intelligenteres Tier, das zu seinem eigenen Nutzen handelt, ehrlich seinen Egoismus auslebt und keine falsche Zurückhaltung, Kriecherei oder Heuchelei betreibt.
Die Beschränkungen, die das Christentum oder andere Religionen auferlegen, werden abgelehnt, doch kennt man analoge Regeln: Niemand darf kleine Kinder verletzen und Tiere quälen, man soll andere nicht belästigen oder beleidigen und sich ausschließlich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, jeder hat das Recht, seinen Besitz und seine Ansprüche zu verteidigen (Parallelen zum babylonischen "Codex Hammurapi", der sich von den "Zehn Geboten" in einigen, wenn auch nicht allen Punkten unterscheidet, sind augenscheinlich). 
Vielfach sind die Inhalte der Lehren sehr realitätsbezogen und pragmatisch. Nicht immer spielt das Okkulte eine tragende Rolle oder existieren exzessive Riten. 
Der Vergleich zum "neuen alten Hexenglauben" und esoterischem Gedankengut drängt sich auf. Die Anhänger dieser Richtungen scheren aus dem Konventionellen aus, suchen Antworten auf Fragen die ihnen die statischen großen Religionen nicht geben können, erhoffen sich einen besseren Leitfaden für das immer komplizierter werdende Leben. 
Zweifellos trägt die provokativ gewählte Bezeichnung "Satanismus" dazu bei, daß Christen automatisch auf Abwehr schalten und Böses hinter einer solchen Gruppe vermuten. Wer sich dazu bekennt, wird sicher die daraus resultierende Abgrenzung zum Konservativen wünschen und die Konsequenzen erfahren wollen. Er möchte anders sein - was er auch einfacher haben könnte durch die Wahl einer weniger negativ besetzten Benennung.
Andreas Ludwig gelingt es, einige Klischees auszuräumen, die mit dem Satanismus verbunden sind, und zum Nachdenken anzuregen. Dennoch, alle Fragen kann auch er nicht erschöpfend beantworten. Die Skepsis gegenüber dem "Anderen" ist tief verwurzelt und wird bleiben.
Ergänzt wird der Text durch eine ausführliche Bibliographie.
Die passende Titelillustration stammt von Curtis Nike: der Drudenfuß, ein bekanntes Symbol, das mit schwarzer Magie assoziiert wird.

Irene Salzmann, Kranzberg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Timo Kümmel, Holger Marks, Irene Salzmann. 
Auflage: 90 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!