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89
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Werte Leserinnen und Leser,

beim Erscheinen des FANZINE-KURIER 88 erwartete ich für diese Ausgabe lediglich eine Rezension (über das ÄON-INTERN 223). Doch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ließen mich auch diesmal nicht im Stich: Elf Fanzinerezensionen bietet auch der FANZINE-KURIER 89 (selbst die über das ÄON-INTERN 223 fiel umfangreicher aus als erwartet). Im FK 90 wird eine weitere Rezension über SCHATTENSPLITTER 1 erscheinen (ein Doppelabdruck erschien mir weder sinnvoll noch war er platzmäßig möglich), außerdem rechne ich mit Besprechungen über SAGITTARIUS 30 und über IRRLICHTER 3.

Viele Grüße
Armin Möhle


SOL 14
SFGH-CHRONIKEN 187
ENPUNKT 32
FANDOM-A-WEEK 200
CLUBNACHRICHTEN 250
SOLAR-X 111
COMIKAZIN ALPHA, BETA, GAMMA, DELTA & MOLOCH 2
SOLAR-X 112
SCHATTENSPLITTER 1: LYRICS FOR DARK TIMES
CAPRICORNIA 4: WEGGEFÄHRTEN
ÄON INTERN 223, 224, 225



SOL 14
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.600 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.

SOL, das Fanzine der PRFZ, ist wohl seit seiner Existenz umstritten: Braucht ein aktives Fandom, das im Jahr zahlreiche Hefte mit Stories und Informationen herausgibt, ein offizielles Fan-Magazin?
Vierzehn Ausgaben beweisen, daß sich das Magazin trotz anfänglicher Zweifel im PR-Fandom etablieren konnte. Unbestreitbar hat die SOL den Amateur- und semiprofessionellen Heften so manches voraus (nicht nur eine höhere Auflage und einen besser organisierten Vertrieb), und da sie für sich Professionalität in Anspruch nimmt, muß sie sich auch gefallen lassen, daß sie schärfer unter die Lupe genommen und kritischer hinterfragt wird als beispielsweise das Erstlingswerk eines Neulings, über dessen Anfängerfehler man wohlwollend hinwegsieht.
Optisch stimmt einfach alles. Layout, Druck - alles ist hervorragend gestaltet von Fachleuten und engagierten Mitarbeitern. Mit sehr viel Phantasie werden Fotos und Illustrationen in die Texte eingebunden, und selbst kleinere Schrifttypen ermüden das Auge nicht, da das Bild/Text-Verhältnis ausgewogen ist.
Unter den Illustratoren findet man mit Gregor Beckmann einen einzigen (mir) bekannten Namen aus dem Fandom, ansonsten dominieren langjährige PR-Zeichner wie Johnny Bruck, Alfred Kelsner und jetzt auch Newcomer Andreas Adamus, der mit dem Cover von PR 1955 debütierte. Ein gewisser Standard wird vorausgesetzt, eine Homogenität von den Grafikern verlangt. Die stilistische Individualität scheint weniger gern gesehen.
Coverabbildung SOL 14Die News stammen vorwiegend aus erster Hand, dank der Kontakte zum Verlagshaus, doch scheut man sich nicht, in Auszügen auch auf das Material der LIGHT-EDITION/PROC zurückzugreifen, beispielsweise beim Interview mit den Autoren Susan Schwartz, Hubert Haensel, Arndt Ellmer.
Bei der Auswahl der Themen berücksichtigt die Redaktion die Interessen der Leser. "Die kosmische Bestimmung der Menschheit" von Dr. Robert Hector ist ein Punkt, der zu vielen Spekulationen anregt und auf den eventuell das Jubiläumsheft 2000 Ende des Jahres einige Antworten und noch mehr Fragen geben wird. Aber auch Auskünfte, die eine kleinere Zahl Fans wünscht, werden gern gegeben. In "Langes Info-Center" findet man Angaben zu den Figuren Omar Hawk und Baar Lun, die besonders den älteren Lesern vertraut sind, und zu Gucky, dem wohl doch nicht letzten Ilt. Allerdings sind diese Antworten unbefriedigend, denn weder dürfen Geheimnisse vorzeitig enthüllt werden noch kann mehr gesagt werden, als in den Romanen schriftlich fixiert und ohnehin jedem bekannt ist, sofern der Leser nicht gerade eine wichtige Folge verschlafen hat (was bei der TB-Reihe offenbar öfters der Fall ist). Die Andeutungen regen die Neugierde noch mehr an, und wenn schon kein H. G. Ewers die Geschichte seiner Figuren weiterführen wird, dann nimmt sich nun vielleicht ein Fan deren weiteren Abenteuern an, so wie es auch bei Atlan u. a. der Fall ist.
Die "Entstehung der PR-Modellbausätze" von Oliver Johandrees und "Das PR-Sammelkartenspiel" von Dr. Rainer Nagel, der hierbei nicht auf die umfangreiche, aber interessante Geschichte der aus den USA stammenden Trading Cards eingeht, sondern sich auf die Vorstellung des VPM-Projekts beschränkt, schildern ausführlich, was die spiel- und sammelbegeisterten Fans Neues im wachsenden Angebot an Merchandising-Artikeln zu erwarten haben (Werbung inklusive).
Klaus N. Frick gibt "Tips für angehende Autoren", und Rainer Hanczuk, frischgebackener ATLAN-Autor, plaudert aus dem Nähkästchen. Träume können also wahr werden, wenn jemand sein Handwerk versteht und dann noch das nötige Quentchen Glück hat. Das will jeder Autor gern hören, der sich müht, auf dem Erfolgstreppchen eine Stufe höher zu steigen, wenn ihn die Selbstzweifel überkommen. Allerdings, wie er es konkret anpacken muß, das wird nicht verraten - zumal es auch kein narrensicheres Erfolgsrezept gibt. Von diesem Aspekt aus betrachtet, sind die allgemein gehaltenen Artikel nur "Zuckerl", d. h., Stoff fürs Weiterträumen.
"Hypothese Hypertriebwerk" von Götz Roderer und "Impulstriebwerke" von Rainer Castor widmen sich wissenschaftlichen Themen, die wohl nur für eine Minderheit interessant sind. Den meisten Lesern wird es genügen, daß Perrys Schiff fliegt; das exakte Wie und Warum ist dabei Nebensache und für die Handlung weniger relevant, sofern man nicht gerade versucht, es mit einem Gummimotor zu erklären... Vergleichsweise unterhaltsamer liest sich das Völker-Datenblatt, in dem sich Michael Thiesen den Wlatschiden widmet.
Ergänzt wird der Schwerpunkt PR durch eine Media-Ecke, Fandom-News u. ä., die jedoch untergehen und nicht genügen, um Nicht-PR-Leser an das Heft zu binden.
Zweifellos ist die SOL als professionelles Magazin sehr ansprechend aufgebaut. Optisch dürfte kaum ein zweites Fanzine dem Produkt der PRFZ das Wasser reichen können. Die Themenmischung bietet dem Fan jene Hintergrundinformationen, die in den Romanheften keinen Platz haben. Alle Beiträge sind kompetent, stilistisch sauber und homogen geschrieben (die Trennungsfehler ignorieren wir).
Allerdings muß man einräumen, daß es keine großen Überraschungen gibt: Vergleichbare Artikel und Interviews, eine ähnliche Themenwahl beinhalten auch kleine Fanzines, die oft über sehr gute, wenngleich weniger bekannte Autoren verfügen. Liest man die Namen der SOL-Mitarbeiter, drängt sich der Eindruck auf (ohne jetzt die hervorragenden Leistungen schmälern zu wollen), daß hier eine kleine Elite von Fandom-Senioren ihre Spielwiese pflegt. Beiträge von jüngeren Lesern und Fans fehlen praktisch, entweder weil an "Fremdmaterial" kein Bedarf besteht oder keines vorliegt. 
Der PR-Fan, der mehr über das Drumherum erfahren möchte, wird viel Wissenswertes kompetent und attraktiv verpackt in der SOL" entdecken, doch auch ohne läßt es sich leben und (PR) lesen.

Irene Salzmann, Kranzberg



SFGH-CHRONIKEN 187
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER, Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover, E-Mail: Fkoerper@iname.com.

Redakteur Wolfgang Thadewald erfreut den geneigten Leser in der vorliegenden Ausgabe der altehrwürdigen SFGH-CHRONIKEN mit seiner Lebensweisheit. Begierig den Nektar seiner Erfahrung aufsaugend, goutiert der Fan folgende Worte: "Ich nehme gerne zur Kenntnis, wie sie [die SFGH-CHRONIKEN] innerhalb des SF-Fandoms wahrgenommen und besprochen werden, war ich doch einst wie so viele ebenfalls im Fandom verwurzelt, wenn ich ihm mittlerweile auch etwas entwachsen bin - ein für das normale Leben ganz hilfreiches Wachstum übrigens." Nun kann der Rezensent aus diesem kleinen Häuflein Arroganz natürlich nur zwei Schlüsse ziehen: Zum einen gehört die Aktivität im SF-Fandom offenbar nicht zur Thadewaldschen Definition eines "normalen Lebens" (ich wäre hier für ein angemessenes Kriterienraster dankbar, damit ich weiß, ob ich normal oder anormal bin), zum zweiten hört man nach Abschluß des "hilfreichen" Wachstums auf, selbst in layouttechnisch eher anspruchslosen Schnipp & Bepp-Fanzines wie dem vorliegenden die Leser zu duzen - und so wird jeder gleich mit höflichem "Sie!" tituliert. Ich kann dementsprechend vor Clubsitzungen der SFGH nur warnen, da hier sicherlich Krawattenzwang besteht.
Die vorliegende Ausgabe der SFGH-CHRONIKEN enthält als interessantesten Bestandteil einige Reprints von Stanislaw Lem, der seit kurzem ja nur noch durch peinliche Gerichtsverfahren auf sich aufmerksam macht und schon seit vielen Jahren nichts Gescheites mehr geschrieben hat, dazu einige Protokolle der SFGH-Clubtreffen, die sich wie jene eines Kaninchenzüchtervereins lesen (das "normale Leben" eben) und noch erwähnenswert ist ein vom normalen Wolfgang verfaßter Artikel über eine Münchhausen-Ausgabe von 1938, der zumindest historisch ganz interessant ist. Verfeinert wird das Ganze durch ein Reprint aus der alten Ausgabe, zum Schluß gibt's dann noch ein paar Rezis. Für SFGH-Mitglieder sicher eine stinknormale Ausgabe, ein durchschnittliches Clubzine eben.

Dirk van den Boom, Münster



ENPUNKT 32
68 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 600 Exemplare, 3,50 DM, 4er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Hirschstr. 63, 76133 Karlsruhe.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ 642 510 60), Konto 187 954.

Diese Ausgabe des ENPUNKT beginnt mit einer Enttäuschung. Im Vorwort, von Klaus mit "Entschuldigungsgestammel" betitelt, entschuldigt sich der Herausgeber für die lange Wartezeit seit der letzten Ausgabe. Keine Tirade auf faule Intellektuelle, auf Studenten oder Lehrer, wie sie der erfahrene ENPUNKT-Leser erwartet. Ein bißchen holt Klaus das im Heft nach - wie sollte es anders sein. Aber mit einer Entschuldigung zu beginnen, ist vielleicht nett gemeint, trifft aber so ganz und gar nicht die Erwartungen eines sporadischen ENPUNKT-Lesers.
Dafür redet Klaus danach Tacheles. In seiner Polemik in sechs Akten rechnet er mit den ersten 100 Tagen der Schröder-Regierung ab. Als studierter Politologe kann ich ihm in seinem Resümee eigentlich nur beipflichten - auch wenn ich vieles nicht so drastisch ausgedrückt hätte. Rotgrün ist sicherlich eine große Enttäuschung, trotz der einen oder anderen erfolgreichen Reform, die auch Klaus nicht vergißt zu erwähnen. Aber selbst die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (wieso eigentlich nur für Deutschland?), für die sich Klaus im Wahlkampf engagiert hat, könnte wahrscheinlich nichts daran ändern, daß das Herz zwar noch nicht an der Börse gehandelt wird, es der Börse allerdings auch vollkommen egal ist, was das Herz fühlt.
Coverabbilung ENPUNKT 32Diese Ausgabe des ENPUNKT wird sehr stark von Klaus’ Berichten über seine Konzertbesuche und von den Vorstellungen unzähliger kleiner und großer Platten dominiert. Das wirkt fast so ermüdend wie Berichte von SF-Cons, auf denen man selber nicht war. Und die Wahrscheinlichkeit, daß ich Klaus einmal bei einem Konzertbesuch begegnen werde, ist kleiner als der sprichwörtliche Sechser im Lotto. Aber ich bin, wie viele Fandomler sicherlich auch, nicht der "typische" ENPUNKT-Leser.
Die Reiseberichte, die ENPUNKT auch für Leser interessant macht, die keine Ahnung von und keinen Hang zur Punk-Musik haben, sind in diesem Heft leider sehr rar. Es gibt einen etwas ausführlicheren Bericht über eine Dienstfahrt nach Barcelona und eine kurze Geschichte über ein kulinarisches Erlebnis während des letzten Asienurlaubes (über den wir in der nächsten Ausgabe mehr erfahren sollen).
Interessant für den SF- oder vielmehr Fantasy-Fan dürfte Klaus Bericht über das FEST DER FANTASIE im August letzten Jahres sein, in dem man u. a. etwas über FOLLOW und die Entstehung der Fantasy-Welt Magira erfährt. Letztlich wird aber auch dieser Beitrag zum Ende hin zu einer Schilderung eines phantastischen Besäufnisses...
Für den Freund gepflegter Punk-Musik ist diese Ausgabe des ENPUNKT sicherlich sehr informativ und eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Für alle anderen hält er einige wenige Highlights bereit, die sich dafür durch viele für sie uninteressante Seiten quälen müssen.
Fast hätte ich es vergessen. Ein Highlight ist natürlich der kleine Abschnitt aus dem PR-Band 1947 von dem mittlerweile verstorbenen Peter Terrid, der aus autokratischer Selbstherrlichkeit vom PR-Redakteur jedoch ersatzlos gestrichen wurde. Terrid schildert darin den Wahlkampf der Zukunft und erfindet u. a. eine Figur namens Conrad Nikodemus Freeque, Erster Vorsitzender und Schatzmeister der Demokratisch-Anarchistischen Pogo-Partei. Warum Klaus diesen interessanten Abschnitt gestrichen hat, kann nur vermutet werden. Vielleicht wegen dem Satz: „Er (gemeint ist Freeque, HM) würde vermutlich nicht einmal die Stimmen derjenigen bekommen, die ihn persönlich kannten - wahrscheinlich genau deswegen."

Holger Marks, Marburg



FANDOM-A-WEEK 200
36 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 120 Exemplare, 2,00 DM, Abonnementspreis pro Exemplar 1,10 DM.
Bezug: Bernhard Kübler, Alfonsstr. 15, 86157 Augsburg, E-Mail: kuebel@unforgettable.com.
Bankverbindung: Deutsche Bank Augsburg (BLZ 720 700 01), Konto 0106617.

Nach SOLAR-X 100 und gleichzeitig mit den CN 250 gibt es weiteres Fanzinejubiläum zu registrieren: Die 200. Ausgabe des Infozines FANDOM-A-WEEK ist erschienen. Bernhard Kübler rief das Zine Anfang des Jahrzehnts in das fannische Leben, gab die Redaktion nach 28 Ausgaben an Jürgen Eglseer ab, der bereits kurz darauf von Florian Breitsameter abgelöst wurde. Was daraus wurde, wissen wir: FAW erschien bis zur 189. Ausgabe (oder bis zur Nr. 190?!) als Papier-, zuletzt parallel dazu auch als elektronische Ausgabe, bevor es seinen Platz endgültig im Internet fand, und inzwischen in den SF-FAN INFODIENST umbenannt wurde (http://www.sf.infodienst.de).
Anfang des Jahres reaktivierte Bernhard mit der Nr. 191 das papierene FAW, die Ausgaben umfaßten jeweils vier Seiten und beinhalteten Infos über Bücher, Filme und Fernsehserien, aus dem Fandom usw. FAW 200 weist leider keine jubiläumsspezifischen Beiträge auf, was Bernhard mit seiner erst kurzen Amtszeit als neuer alter FAW-Redakteur begründet. Dennoch wäre eine kurze Historie des Fanzines und ein bibliographischer Überblick über die bislang erschienenen Ausgaben ebenso wie ein Titelbild realisierbar gewesen (das Cover besteht aus Reproduktionen der FAW-Ausgaben 50 und 100).
Die Beiträge in FAW stammen ausschließlich vom Herausgeber selbst (im Vorwort und im Inhaltsverzeichnis wird zwar noch Robert Musa als Mitarbeiter aufgeführt, doch dessen Beiträge sind weder namentlich gekennzeichnet noch auf eine andere Art erkennbar). Zunächst verreißt Bernhard die Heftserie MARK HELLMANN, die offenbar nur deswegen bemerkenswert ist, weil der Titelheld ein Ostdeutscher ist. (Andererseits: Warum sollte soll das bemerkenswert sein?!) Er stellt die beiden Nachfolger des Computerspiels CIVILISATION vor, CIVILISATION: CALL TO POWER sowie ALPHA CENTAURI. Diese Artikel sind im Gegensatz zu den zahlreichen, kritischen Rezensionen (Bernhards Lektüre der letzten Monate?!) stilistisch etwas unsauber. Der Infopart ist deutlich umfangreicher als in den bisherigen "Normalausgaben".
Das Preis/Leistungsverhältnis von FAW 200 ist natürlich herausragend (das DIN A 4-Format wäre nicht erforderlich gewesen, da die Texte auch nach einer Verkleinerung noch gut lesbar geblieben wären, immerhin hat die Wahl des Formates die Ausgabe zumindest nicht für den Leser verteuert). Das Manko ist freilich, daß sich FAW über den Umfang und das Format der 200. Ausgabe hinaus nicht mit seinem Jubiläum beschäftigt.

Armin Möhle, Wallenhorst



CLUBNACHRICHTEN 250
188 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Klebebindung.
Auflage: 120 Exemplare, 7,00 DM.
Bezug: PRBCBS, Uwe Brunzlow, Klarastr. 15a, 55116 Mainz, E-Mail: uwe.brunzlow@t-online.de.
Bankverbindung: Mainzer Volksbank (BLZ 551 900 00), Konto 550 490 19.

Wieder ist eine Jubiläumsausgabe des aktiven PRBCBS bei mir gelandet: die CN 250. Es gibt wohl nur wenige Clubs, die regelmäßig publizieren und Dank langer Lebenszeit eine solche Nummer feiern dürfen.
Natürlich wird das Ereignis entsprechend gewürdigt. Optisch fällt diese Ausgabe durch ein umlaufendes Farbcover von "Smiley" Klaus G. Schimanski auf (der zudem für den Innenteil die ansprechendsten Illustrationen lieferte), das lediglich durch den schwarzen Klebstreifen unterbrochen wird, der verbergen soll, daß dieses fast 200 Seiten dicke Fanzine nicht in der Mitte, sondern an der Seite geklammert wurde.
Vielleicht sollte sich die Redaktion beim nächsten dicken Jubiläum ein Beispiel an anderen Herausgebern nehmen, die umfangsprengende Hefte als Doppel-Zine drucken lassen (ATLANTIX/Werner Höbart, YIN UND YANG/Christel Scheja), denn während der Lektüre kamen (gewiß nicht nur) mir die einzelnen Blätter entgegen...
Der Inhalt folgt dem bekannten Schema: Vorwort, Leserbriefe, Sekundärtexte, Stories, Clubinternes, einige Grafiken, wobei das Jubiläum einige Male das Thema stellt.
Die interessantesten Beiträge finden sich unter den Artikeln.
Lothar Bauer berichtet in der Rubrik "Science" über die Neuigkeiten aus Astronomie, Raumfahrt und Forschung. Zwar gibt er Quellen an, jedoch nicht, ob sie aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift oder dem Internet entnommen wurden. Eine solche Ergänzung wird wohl mancher vermissen, der an weiterführenden Informationen interessiert ist. In seinem zweiten Artikel bleibt Lothar dem Thema Astronomie treu. In "Die Galaxien des PR-Universums", in dessen erstem Teil Daten über Andromeda, Gruelfin, Naupaum, Algstogermath u. a. aufgeführt sind, kombiniert er wissenschaftlich belegte Fakten mit den Beschreibungen aus den Romanen; eine interessante Gegenüberstellung von Tatsache und Utopie.
In Form eines "Interviews mit Frank Festa" von der EDITION METZENGERSTEIN, einer Abhandlung über die "Phantastik im afrikanischen Film" und einer kurzen Betrachtung des Schaffens des polnischen Autoren Stanislaw Lem ist Dirk van den Boom vertreten. Seine Beiträge sind gut recherchiert, nicht unnötig lang, sondern auf das Wesentliche konzentriert, so daß sie angenehm zu lesen sind und trotzdem rundum informieren.
Uwe Brunzlow ist mit Nachrichten und Statistiken vertreten, diesmal mit der regionalen Verteilung der Clubmitglieder und der ewigen Liste, laut derer um die 400 Aktive in mehr als zwanzig Jahren ihren Beitrag geleistet haben, dem Club Leben einzuhauchen.
Coverabbildung CN 250In der bunten Palette nicht unerwähnt bleiben sollen die Rezensionen der jüngsten PR-Romane, ein Überblick über die Neuerscheinungen im Bereich der Horror-Bücher, TV & Film-News, Fandom-Infos und noch allerlei mehr.
Die Stories gehen im dicken Paket Sekundärmaterial unter. Vielleicht ist es wirklich so, wie jemand zu mir einmal sagte: Phantastische Geschichten allgemein reizen die übersättigten Leser kaum noch, es sei denn, es handelt sich um Erzählungen, die in bekannten Welten angesiedelt sind (Media, Rollenspiel etc.), mit denen sie etwas verbinden können; hingegen Berichte, News, Information blättern alle gern durch, ob nicht etwas Interessantes dabei ist. In Konsequenz haben viele phantastische Anthologien mangels Resonanz aufgegeben (KOPFGEBURTEN) oder ihr Konzept den veränderten Leserbedürfnissen angepaßt (FANTASTIC STORIES).
Auffällig ist, daß gleich vier Stories von Dietmar Döring stammen, der sich gern bekannte Kulissen wie SHADOWRUN für seine Kurzgeschichten aussucht. Von "Beiß ins Gras" ist dies der wievielte Teil? Mit Michael Sué ist ein junger Autor ebenfalls vierfach vertreten. In seinen Abenteuern aus dem PR-Universum stehen namhafte Figuren wie Alaska Saedelaere, PR himself oder ein Roboter der legendären Whistler-Company (als Leser der frühen Zyklen erinnere ich mich noch gut an Spinoza...) im Rampenlicht. Etwas eigentümlich liest sich sein Stil, der die "Handlung" auf Dialoge reduziert. Es ist wohl wirklich etwas dran an der Theorie, daß Stories, die der Leser mit etwas Bekanntem verbinden kann, gegenwärtig die meiste Zuwendung finden.
Dennoch halte ich "Na Klasse, Schroeder!" von Alfred Bekker für den gelungensten Beitrag. Schroeder ist ein höchstens mittelmäßiger Journalist, dem zufällig eine besondere Brille in die Hände fällt. Das erinnert ein wenig an den SF-Film mit Wrestler Rowdy Roddy Piper (ich kann mir Schauspieler und Handlung, aber keine Titel merken), in dem der Held Dank einer Sonnenbrille die Aliens, die sich unter die Menschen gemischt haben, erkennen kann, in seinem Kampf gegen die Übermacht jedoch scheitert. Hier ist es ähnlich: Schroeder kann plötzlich Lüge und Wahrheit trennen, und auch er scheitert bei dem Versuch, die Machenschaften der Oberen aufzudecken, denn er ist allein, und für die Masse ist es so viel bequemer, mit der Lüge zu leben und die Vorteile der Vetternwirtschaft zu genießen.
250 CLUBNACHRICHTEN - immer noch bzw. immer wieder ist es eine interessante Mischung aus Information, Story und Bild, wobei sich die Schwerpunkte gemäß den aktuellen Leserbedürfnissen verschieben, teils alte Namen, teils gänzlich neue den Inhalt prägen.
Wer Kontakte knüpfen bzw. seine Werke vorstellen möchte, kann hier eine Heimat und das gewünschte Forum finden. Für Einsteiger, aber auch für Oldtimer ist der PRBCBS einer der attraktivsten Clubs, nicht zuletzt dank seiner abwechslungsreichen Publikationen.

Irene Salzmann, Kranzberg


SOLAR-X 111
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S., E-Mail: Wilko.Mueller@t-online.de.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Ein weniger seriöser Fanzineherausgeber als Wilko Müller jr. wäre auf die fatale Idee gekommen, aus der vorliegenden Ausgabe 111 eine Schnapsnummer im schlechtesten Sinne des Wortes zu machen: Mit schwachen Witzen, müden Kalauern und sonstig gewolltem Begehen dieses Ereignisses.
Glücklicherweise hat sich Wilko von dieser Versuchung nicht verführen lassen und eine solide Ausgabe vorgelegt, die alles mögliche enthält, jedoch auf keinen Fall müde Kalauer (mit einer Ausnahme vielleicht). Neben dem außerordentlich umfangreichen sekundärliterarischen Teil, bei dem die warmen Worte zum zehnjährigen Jubiläum des ANDROMEDA SF-CLUBS HALLE für mich am interessantesten waren, der jedoch vor allem durch seine zahlreichen Rezis besticht, finden wir im primärliterarischen Bereich diesmal sieben unterschiedliche lange Stories vor, was die bekannte Ausgewogenheit der Mischung dieses Fanzines ausmacht.
Leider gehört die erste Story - "Delegation" von Frank Neugebauer - zu den schwächeren, weil sie etwas gewollt komisch ist und zumindest den Hauch der Schnapsnummer zu verbreiten scheint. Darüber blättert man fix hinweg und landet bei der "Sintflut des Conrad R", die dann gleich von einem anderen Kaliber ist und eine düstere und unheimliche Endzeitatmosphäre verbreitet, deren Ereignisse sich als morbides wissenschaftliches Experiment entpuppen.
Etwas verwirrend ist die redaktionelle Unterteilung des Heftes in SF, Fantasy und Phantastik, wobei unter letzteren Bereich nur drei Shortstories fallen. Ich war immer der Ansicht gewesen, daß "Phantastik" der Oberbegriff für alle Subgenres sei, also für SF, Fantasy, Horror und ähnliches. Es kann natürlich sein, daß die unsägliche Wortschöpfung "Mystery" hier zu einer Begriffsverwirrung geführt hat, wäre aber für ein paar klärende Worte der Redaktion dankbar, anhand derer ich erkennen kann, welche literarischen Einteilungskriterien für die Zusammenstellung dieses Fanzines genutzt werden - das ist angesichts der gewählten Begriffe jedenfalls nicht immer ganz klar.
SOLAR-X 111 bietet einmal mehr den typischen Bauchladen der Phantastik (sic!) und kann als solches vielerlei Bedürfnisse befriedigen. In jedem Falle eine nette Lektüre für langweilige Bahnfahrten und eines ist dabei immer sicher: Im nächsten Monat kommt schon der Nachschub. Auf irgendwas muß man sich ja verlassen können.

Dirk van den Boom, Münster


COMIKAZIN ALPHA, BETA, GAMMA, DELTA & MOLOCH 2
40 bis 80 Seiten, Kopie bzw. Offset, Mittelheftung bzw. Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 4,00 DM bis 15,00 DM plus Porto.
Bezug: Henning Way, c/o Wiesenmüller, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.

Honker & Faun haben bereits eine lange Tradition, auch wenn das Fandom erst in jüngerer Zeit auf diesen Verlag aufmerksam geworden ist. Wie überall ist es eine Frage der Verbindungen, der Kontakte, von Vitamin B, wer wo wann von wem rezensiert wird. Das Fandom ist von daher immer noch ein Nebeneinander, statt ein Miteinander. Die meisten brödeln eigentümlich vor sich hin, bilden kleine Grüppchen, und um Austausch ist lediglich eine Minorität bemüht. Schade...
Allerdings soll es hier nicht um das Fandom gehen, sondern um die Publikationen des Henning Way.
Henning zeichnet bereits seit seiner Kindheit Comics. Einige der Figuren, u.a. Dragon und Don Peterano, konzipierte er bereits 1979 und entwickelte sie seither stetig weiter. Was mit kleinen Fanzines aus dem Kopierer im DIN A 5-Format in den Achtzigern anfing, hat sich gemausert: Mehr oder minder regelmäßig erscheinen Alben in DIN A 4 mit Farbcover auf Hochglanzpapier.
Neben den eigenen Comics (ausführlich vorgestellt wurde bereits DRAGON & DON PETERANO - DIE ZEITEICHE an anderer Stelle) publiziert Henning auch die Werke anderer Künstler, darunter Manfred Lafrentz (KAMA-WAKAN, EUPOXES FAUNENWELT, ebenfalls rezensiert), sowie Gregor Beckmann, Uli Brunner, Wolfgang Höhne - Namen, die im SF-Fandom weitgehend unbekannt sind.
Natürlich sind es keine Bildergeschichten im Image- oder Marvel-Stil, keine Superhelden und nur ausnahmsweise Abenteuer-Comics (die gegenwärtig erstaunlich populär sind, wie die übervollen Regale im Fachhandel und in den Kiosken belegen), die in den Alben des kleinen Verlags erscheinen. Cartoon, Karikatur und oft ein zynischer Humor sind ein Produkt der deutschen Szene, die ihre Anleihen eher aus dem francobelgischen Raum holt bzw. um eine eigene Identität bemüht ist.
Die Inhalte der vorliegenden Comics sind vielfältig. Die Künstler greifen Themen auf, die sie oder die Leser bewegen (Ausländerhaß, Drogenprobleme, Sexualität), was gerade "in" ist (Saurier-Boom, SF, Kafka), sie verarschen gängige Klischees und die eingefahrenen sozialen Konventionen oder prangern Mißstände an; von Humor bis Kritik ist alles vertreten.
Auch stilistisch wird Abwechslung geboten. Klare, auf das Wesentliche reduzierte Zeichnungen (Bernd Teuber) wechseln sich ab mit detaillierten Panels, die zum Betrachten einladen (Shappi, Lorenz Migsch), oder realistischeren Szenarios (Manfred Lafrentz, Wolfgang Höne). Henning demonstriert, daß er seinen Stil dem gewählten Thema anpassen kann. Neben den recht niedlichen, menschlichen Dinos ("Dragon und Don Peterano") und großnasigen Männchen ("Mr. X") mit ihren sympathischen Rundungen stehen kantige Abstrahierungen ("Lydia") und Karikaturen auf schwarzem Kartonpapier ("Der Hungerkünstler") in Kontrast.
Lediglich in den älteren Heften findet sich ein Sekundärteil, in dem an die alten PLOP-Comics erinnert und ein Blick auf weitere Comic-Publikationen geworfen wird. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die genannten Magazine, mit Ausnahme von Ralf Leismanns HIRNGESPENSTERN, ähnlich wie die Honker & Faun-Edition noch existieren. Auch sie dürften im SF-Fandom nur den wenigsten geläufig sein.
Vergleicht man die Alben miteinander, stellt man fest, daß sich die Qualität immens gesteigert hat, nicht nur optisch, sondern vor allem inhaltlich. Die Welt, in der wir leben, ist häßlich. Übt man Kritik, stellt man bald resignierend fest, daß man trotzdem nichts ändern kann. Proteste verhallen ungehört, der mahnend erhobene Moralfinger langweilt - schließlich weiß jeder, was los ist. Das ist jedoch kein Grund, die negativen Dinge als festen Bestandteil der Umwelt zu akzeptieren und sie totzuschweigen, um die heile Welt, die sich jeder wünscht, zumindest auf Papier vorzugaukeln. Die Comics sind noch immer kritisch, aber nicht mehr (so oft) so unverblümt böse wie anfangs; sie sind subtiler und gehen doppeldeutig an das Thema heran, machen sich darüber lustig nach dem Motto, Humor hat, wer trotzdem lacht. Und die Leser lachen gern mit (bösegrins).
Honker & Faun bieten intelligente Comics von lustig bis düster, die auch für das SF-Fandom eine Bereicherung bedeuten.

Irene Salzmann, Kranzberg



SOLAR-X 112
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 105 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S., E-Mail: Wilko.Mueller@t-online.de.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Die vorliegende SOLAR-X-Ausgabe präsentiert dem Leser drei neue Autoren.
Daniel Marinow ist ein guter Rezensent. der zwar einerseits zu umfangreichen Inhaltsangaben neigt, seine Auffassungen über die besprochenen Romane aber kompakt zusammenzufassen vermag. Eher nostalgischen als praktischen Wert hat freilich seine Rezension in der "DDR-SF Ecke" über die Storysammlung NOVA, die bereits vor etwa eineinhalb Jahrzehnten erschien (angegeben ist ein Preis von 6,50 DM - DDR-Mark?!).
Werner Karl variiert in "Die Blase" die Schöpfungsgeschichte. Zwar ist es eine keine neue Idee, daß die Menschheit von Aliens (oder tatsächlich von einer Gottheit?!) auf der Erde "ausgesetzt" wurde, doch die Reise des ersten Menschen durch das Weltall, die Erforschung seines Transportmittels und seine Bewußtwerdung werden plastisch geschildert.
Coverabbildung SOLAR-X 112Die Kurzgeschichte "Herr Drede und seine Fee" von Sven Klöpping ist eine Parabel über das Verhältnis zwischen der Realität und Träumen. Hier verhält es sich ähnlich wie bei der Story von Werner Karl: Natürlich liegt es uns, unsere Träume in unserem Leben umzusetzen, aber auch dieser Plot ist phantasievoll und in einem guten Stil, der noch etwas besser, weil lebendiger ist als der von Werner Karl, umgesetzt.
Unter den übrigen sekundärliterarischen Beiträgen finden sich weitere interessante Rezensionen (beispielsweise über ENDYMON - DIE AUFERSTEHUNG von Dan Simmons oder BLADE RUNNER II von K. W. Jeter) neben dem üblichen Routineprogramm von Besprechungen eher durchschnittlicher Bücher aus den verschiedenen (Sub-) Genres der Phantastik. Die Besprechung von Andreas Hirn über die MONSTRÖSE WELTEN-Trilogie der Autorin Sheri S. Tepper läßt eine zusammenfassende Wertung der Bände vermissen und ist zudem teilweise widersprüchlich.
Eine unterhaltsame Traumsequenz brachte Silke Rosenbüchler in "Die Gelse" zu Papier. Jede bzw. jeder hat natürlich Tagträume an ihrem bzw. an seinem Arbeitsplatz, eine sympathische Kurzgeschichte deshalb.
Die umfangreichste Kurzgeschichte, "Das Tor nach Cloon" von Andreas Gruber, ist dagegen zwiespältig. Ein Zahnarzt findet im Gebiß einer Patientin einen Knochen, der offenbar menschlichen Ursprungs ist. Zuvor hatte die Frau in einem chinesischen Restaurant gespeist. Des Rätsels Lösung ist ein Tor zu anderen Welten im Keller des Lokals, das Zugriff auf die Cloons, menschenähnliche Wesen, ermöglicht, die im Speiseraum serviert werden. Natürlich wäre es vermessen, dem Autor Rassismus unterstellen zu wollen. Genausogut hätten die Cloons in einem griechischen, italienischen oder deutschen (gut bürgerlichen natürlich) Restaurant auftauchen können. Wahrscheinlich ist es, daß Andreas Gruber einmal in einem chinesischen Lokal gespeist, es ihm nicht geschmeckt und/oder er auf ein Knöchlein gebissen hat...
Die Arbeiten der neuen Autoren sind sehr erfreulich (ich weiß, neue Mitarbeiter kann ich nicht in jeder SX-Ausgabe erwarten). Von dem Abdruck der Kurzgeschichte eines bereits öfter in SOLAR-X publizierten Fanautoren hätte die Redaktion dagegen vielleicht absehen sollen, auch wenn dies den Umfang der Ausgabe um immerhin acht Seiten reduziert hätte.

Armin Möhle, Wallenhorst



SCHATTENSPLITTER 1: LYRICS FOR DARK TIMES
32 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 60 Exemplare, 5,00 DM.
Bezug: EDITION ALBEDO 0.39, Kuno Liesegang, Am Rheinbrauhaus 8, 51143 Köln, E-Mail: nicholas@ndh.net.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 37010050), Konto 381975508.

Weltschmerz, Tod und andere Probleme...
Das ließ sich vermutlich nicht vermeiden: Wer Geschichten schreibt, schreibt auch Gedichte. Und so liegt nun vor mir ein kleines Heftchen, rot, angefüllt mit "Lyrics", starrt bedeutungsvoll vor sich hin und wartet auf Leser.
Natürlich kann ein Heft nicht starren, und so finden sich auf dem Titelblatt zwei coole Gestalten, männlich, gegen 30 Jahre alt. Sie haben - so vermute ich - wirklich guten Shit geraucht und sind vom Zeichner dazu aufgefordert worden, ein intelligentes Gesicht zu machen.
Mit ihrer Hilfe schreit das Heftchen jetzt "Ließ mich!" Ja doch, ich schlage ja schon auf...
Und stoße gleich auf eine kurze Inhaltsangabe, selbstverständlich in Gedichtform. So, so, um dunkle Poesie wird es gehen, "gekleidet in entsprechendes Gewand/ geknüpft zu einem festen Band/ so kannst du sie lesen hier/ wecken hoffentlich Emotionen in dir."
Das ist so schön geholpert, daß ich erst mal nicht weiß, in welche Richtung meine Emotionen jetzt gehen müssen, ernst nehmen oder doch lieber nicht?
Als Rezensentin nehme ich mal ernst:
Das Layout ist in Ordnung, manchmal einen Tick zu überfrachtet, auch die schwarzen Säulen, die dann Gedichte in weiß tragen, treffen nicht meinen Geschmack. Dank der gewählten Drucktype sind sie nämlich kaum zu lesen.
36 Gedichte faßt das Heft, elf Autoren zeichnen dafür verantwortlich. Die Inhalte der Gedichte, wie bereits angekündigt, enthalten viele Vampire, Werwölfe, und es ist viel von Tod die Rede. Auch nach wiederholtem Lesen kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß uns da der alt bekannte pubertäre Weltschmerz, nun über den Umweg "Gothic" aufgetischt wird. Aber nun gut, wer es mag. Dies muß man den Werken nicht vorwerfen.
Vorwerfen kann man ihnen aber, daß die Autoren oft über ein paar erste Zeilen wirklich netter Ideen nicht hinauskommen. Dann verflüchtigt sich mit einem Male das Versmaß (was bei einigen Gedichten ärgerliche Ausmaße annimmt), Unsicherheiten in der Metaphorik schleichen sich ein und das Gedicht wird nur noch lang und schlapp. Auch reicht es nicht, alles klein zu schreiben, um aus aneinandergereihten Sätzen "Lyrik" zu machen. Und auch der geschickteste Zeilenumbruch kann einen leeren Satz nicht mit schwerer Bedeutung aufblasen.
Mein Fazit, natürlich in Gedichtform:
Weltschmerz, Tod und Publikum,
Leichtes Grinsen, Seite ‘rum.

Silke Mottau, Marburg



CAPRICORNIA 4: WEGGEFÄHRTEN
112 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 10,00 DM.
Bezug: Reitbauer-Rosmann, Schubertstr. 26/III/13, A-8010 Graz, E-Mail: capricorn@lycosmail.com.
Bankverbindung: CA-Creditanstalt-BV (BLZ 11.870), Konto 1788-38769/00.

Durch das umlaufende Farbcover von Jutta Reitbauer sticht WEGEFÄHRTEN sofort ins Auge. Dieses Schmankerl leisten sich zwar mittlerweile schon mehr Herausgeber, aber Colordrucke sind immer noch eine Kostenfrage und daher eine Seltenheit. Während der Lektüre erfährt man, daß es sich bei den abgebildeten Personen um Figuren aus der dritten Erzählung handelt. Tatsächlich illustrieren sämtliche Grafiken von Jutta, Christel Scheja und Barbara Lenz die Geschichten. Dank Ölfarbe, Blei- und Buntstift sowie Tusche sind unterschiedliche Stile vertreten.
Auf die kleine Einführung durch die beiden Herausgeber Jutta Reitbauer und Markus Rosmann folgen drei Fantasy-Longstories. Ein Fanzine, das sich als Forum für längere Erzählungen anbietet, ist gleichfalls eine Rarität, gibt die Mehrheit der Herausgeber doch Short-Stories, Lyriken oder einer Mischung verschiedener kürzerer Beiträge den Vorzug, um einen eventuell schwächeren Text durch eine Vielzahl Alternativen ausgleichen zu können. Hier wagt man es, "nur" drei Erzählungen zu präsentieren - und Mut wird durchaus belohnt.
Alle Geschichten sind stilistisch sauber geschrieben und unterhaltsam erzählt. Wer das Genre Fantasy schätzt, wird nicht enttäuscht: Sind üblicherweise die Short-Stories zu Ende, die Charaktere erledigt und dem Vergessen anheim gefallen, noch bevor man mit ihnen richtig "warm" werden konnte, lernt man sie hier ausführlich kennen und begleitet sie über mehrere Seiten hinweg auf ihren Abenteuern. Überdies findet der Leser weiteres Material zu den Protagonisten in anderen Anthologien.
Coverabbildung CAPRICORNIA 4In "Der Tag des Raben" erzählt Jutta die Geschichte von Carvyn, dem Hauptmann der Palastwache. Sein Leben ist eitler Sonnenschein, denn die Prinzessin erwidert seine Liebe und hält gar noch eine Überraschung für ihn parat. Daß solch ein Glück von kurzer Dauer ist, liegt auf der Hand. Diese Erzählung ist zweifellos der Auftakt zu einer Serie. Was ich mir nach dem frühen Höhepunkt (den ich natürlich nicht verraten werde) gewünscht hätte, wäre ein zweites fesselndes Ereignis am Schluß, entweder in Form einer weiteren spannenden Episode oder einem neuen Kapitel. So liest sich das Ende als offene Überleitung, die lediglich eine Fortsetzung verspricht und daher etwas unbefriedigend bleibt.
Christel setzt in "Hyadréls Vermächtnis" eine Erzählung fort, deren Beginn interessierte Leser in Kuno Liesegangs ALBEDE 0.39 1 nachlesen können. Routiniert wird der weitere Werdegang der Schwertkämpferin Synthera geschildert, die nach Jahren zu den Wurzeln ihrer Herkunft zurückkehrt und dem Gelehrten Kynnan (bekannt aus anderen Stories) von der Talykadon-Akademie begegnet, der einen wichtigen Auftrag zu erledigen hat. Spannung und Gefühl kommen nicht zu kurz in dieser Geschichte aus der komplexen Welt Talastan, in der sich auch neue Leser zurechtfinden.
Den Abschluß bildet "Sijara" von Markus Rosmann. Der junge Waldläufer Sharan wird in die Geheimnisse seiner Herkunft eingeweiht. Doch das erstaunliche Wissen hat auch einen Preis. Zunehmend entfremdet er sich von seiner Frau Yhana und derem Bruder, dem Magier Arkis. Die Situation eskaliert, und Sharan bleiben nur die Flucht und eine weitere Prüfung. Geschickt steigert Markus den Spannungsbogen bis zum Ende. Und wieder deutet ein Epilog an, daß der Leser nicht zum letzten Mal von diesen Figuren gehört hat. Im Mittelpunkt stehen Sharan und die Falkin Ihli, während Yhana und vor allem Arkis blaß bleiben (letzterer wäre sonst durch den Magie-Vergleich ein ernster Konkurrent für die Hauptfigur geworden, was nicht im Sinne des Autoren stand - aber vielleicht wird dieser interessanten Figur an anderer Stelle mehr Raum gewidmet?). Um wirklich alle Figuren gleichermaßen detailliert aufzubauen und jedem das ihm zustehende Kapitelchen zu widmen, sind auch die Long-Stories leider nicht "long" genug. 
Alle Erzählungen beziehen ihre Anleihen aus dem europäischen Mittelalter. Der "Tag des Rabens" flechtet zudem keltische und japanische Motive ein; in "Sijara" ist die Tendenz zum Schamanismus der Indianer am deutlichsten ausgearbeitet und schafft dadurch eine eigentümliche Atmosphäre und Originalität. Gerade in der Fantasy, die reichlich ausgeschöpft ist, sind neue Ideen wichtig, vor allem, da sehr gern auf klassische Figuren zurückgegriffen wird (die einen Hintergrund haben, der abenteuerliche Situationen legitimiert, wie die Prinzessin, die Schwertfrau, den Gelehrten, den Magier usw.), und der Handlungsverlauf oft Standard ist. Eigentlich verwunderlich: Die Märchen, Mythen und Sagen der einzelnen Kulturkreise sind in den vergangenen Jahren ein Schwerpunkt der Publikationen diverser Verlage gewesen, und doch haben sie so wenig Einfluß ausüben können. Um so erfreulicher, daß sich die Autoren dieser Anthologie erfolgreich um neue Motive bemüht haben.
WEGGEFÄHRTEN ist eines der wenigen Fantasy-Fanzines, die beweisen, daß trotz vieler sogenannter Klischees spannende und unterhaltsame Geschichten immer noch möglich sind, da neue Elemente für Belebung sorgen. Auch die stilistische Sicherheit der Autoren trägt ihren Teil dazu bei, Sword & Scorcery zu einer ansprechenden Lektüre zu machen.

Irene Salzmann, Kranzberg



ÄON INTERN 223
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 70 Exemplare, 2,00 DM.
ÄON INTERN 224
16 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 DM.
ÄON INTERN 225
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Exemplare, 2,00 DM.
Bezug: ÄON-TEAM, Ludger Otten, Liegnitzerweg 8, 44625 Herne.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ 440 100 46), Konto 106878461, lautend auf ÄON-TEAM e. V.

Das ÄON-TEAM hat eine fast 25jährige Vorgeschichte, 1975 als LUC ORIENT SF-CLUB gegründet, taucht das ÄON-Fanzine erstmals 1979 auf. Es stand aber nie so im Licht der (Fan-) Öffentlichkeit wie andere Fanzines, die Auflage blieb übersichtlich, der Leserkreis "intern". Seit 1989 heißt der Verein ganz offiziell ÄON-TEAM und mit GERRYS SCIENCE FICTION MAGAZIN (GSFM) produzierte das Team um Gerhard Börnsen den Vorläufer der heutigen ÄON-Sendungen. Noch nicht im Offenen Kanal, sondern in Form von Videokassetten. 1992 startete ÄON in den Offenen Kanälen verschiedener Städte, heute kann man das Magazin in Flensburg, Dortmund, Essen, Berlin, Braunschweig, Wolfsburg, Rodalben, Pirmasens, Dahn, Hauenstein und Zweibrücken empfangen.
ÄON-INTERN ist nicht etwa die Papierausgabe der TV-Magazine, sondern ein phantastisches Informationsforum mit einem bunten Themenquerschnitt. Seit ÄON-INTERN 224 hat der Kölner Kuno Liesegang Lektorat und End-Layout des Fanzines inne und mit der Nr. 225 das Erscheinungsbild (unter Beibehaltung des postgelben Umschlags) augenfreundlicher und übersichtlicher gestaltet. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind aber geblieben, viel Comicszene, Fantasy, Media- und Serien-SF und Galerien von im Fandom bekannter Grafiker. Damit kann und will man wohl auch nicht mit Infozines wie etwa dem FANDOM OBSERVER konkurrieren, weder von der Aktualität (das Heft erscheint regelmäßig unregelmäßig, mindestens vier Ausgaben pro Jahr) noch von der Zielgruppe her. Es ist das interne Clubzine des ÄON-TEAMS geblieben und soll den Zusammenhalt der über (fast) alle Bundesländer verstreuten Mitglieder festigen, die sich ja sonst nur auf Conventions und der Jahres-Mitgliederversammlung sehen, soweit sie nicht zum Produktionsstab des ÄON-Magazins gehören.
Es lohnt sich durchaus, einfach mal ein Probeheft zu bestellen, der Preis ist kulant und die Autoren überzeugen mit handwerklich guten Texten. Wer aber ohnehin schon genug Papierberge in der Wohnung zu stehen hat, kann ÄON auch im Internet finden: http://www.light-edition.midroth.com/ beziehungsweise http://linz.orf.at/gast/light-edition/aeon/aeon.html. Alle ÄON-Magazine sind auch als Kaufvideos zu haben, von dem übrigen Merchandising-Kram ganz zu schweigen. Aber wie Zeitungen von gestern setzen die alten ÄON-Folgen natürlich mit der Zeit eine gewisse Patina an, zumal die Bildqualität und technischen Möglichkeiten in den ersten Jahren eher bescheiden waren. Die komplette Sammlung aller bisher gesendeten knapp vierzig Folgen dürften sich darum nur absolute Enthusiasten zugelegt haben.

Siegfried Breuer, Berlin



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Silke Mottau, Irene Salzmann. 
Auflage: 90 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!