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Werte Leserinnen und Leser,

am Ende der Besprechung über EXTRAVENÖS 12/FICTION & FANTASY 14/QUASAR 18: BILDER EINER AUSSTELLUNG moniert der Rezensent, daß es sinnvoller gewesen wäre, Stories nach guten Zeichnungen schreiben zu lassen. Hierzu will ich vortragend anmerken, daß nach meiner Kenntnis die Kurzgeschichten in BILDER EINER AUSSTELLUNG durchweg nach den Illustrationen geschrieben wurden. Ich habe den letzten Satz der Rezension dennoch nicht gestrichen oder geändert, da dieses Konzept für einen unvoreingenommenen Leser (und Rezensenten) nicht erkennbar ist. Möglicherweise habe ich auch dem Rezensenten diese Information vorenthalten...
Für den FANZINE-KURIER 89 kann ich derzeit nur eine Besprechung über das ÄON INTERN 223 ankündigen. Ich bin aber sicher, daß mich noch weitere Beiträge erreichen werden...

Viele Grüße
Armin Möhle



EUPOXES FAUNENWELT
SOLAR-X 108
HIRNGESPENSTER 5
VANCE WORLD 1, 2
EXTRAVENÖS 12/FICTION & FANTASY 14/QUASAR 18
SOL 13
NEW WORLDS 31
SCHRIFTEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT 1
SOLAR-X 109
DRAGON UND DON PETERANO - DIE ZEITEICHE
SOLAR-X 110



EUPOXES FAUNENWELT
50 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 10,00 DM.
Bezug: HONKER & FAUN-EDITION, Henning Way, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.

Nach dem ersten Comic-Band KAMA-WAKAN, der einigen sicher noch in guter Erinnerung ist, präsentiert Manfred Lafrentz in Zusammenarbeit mit Henning Way sein zweites Werk.
Optisch fällt sofort das kartonierte Farbcover ins Auge und das Format, das jenem der gängigen Comic-Hefte entspricht. Gedruck wurde auf Hochglanzpapier. Auf den Innenklappen von Cover und Backcover findet man die Kurzbiographien der beiden Künstler nebst Fotos; eine nette Ergänzung.
Einmal mehr setzt Manfred seine Vorliebe für märchenhaften Stoff, inspiriert von Figuren aus der antiken Sagenwelt, der indischen Mythologie, SF und Fantasy, in ansprechende Bilder von gleichbleibender Qualität um:
Der Junge Emilio hat keine Freunde. Als er einsam am Strand spielt, erscheint Poseidon und fordert ihn auf, seine Familie zu verlassen und am Abend am Meeresufer zu warten. Nach anfänglichem Zögern findet sich Emilio an der bezeichneten Stelle ein und reist auf einem Wal über das Meer in die Vergangenheit. Er soll eine Botschaft überbringen und trifft auf seinem Weg viele seltsame Wesen, die ihm behilflich sind, darunter der Minotaurus, Shiva, die Medusa. Am Ende erwartet ihn eine Überraschung. Er findet Freunde, ohne sich daran zu stören, daß sie anders sind als er - und noch ein Wunsch geht in Erfüllung.
Die Geschichte lebt hauptsächlich von Manfreds Bildern, die Hennings Märchen von einer Suche erzählen. Der Protagonist muß seine beschränkte kleine Welt verlassen, selbst die notwendigen Schritte tun, um sein eintöniges Dasein zu verändern. Dadurch lernt er viele unterschiedliche Wesen kennen und findet Freunde, wo er sie am wenigsten erwartet hätte. Nicht ihr Äußeres ist von Belang, sondern ihre inneren Werte, Treue und Mut. Selbst die bekannten Bösewichter, die im Prinzip nur ihrer Natur folgten oder zu Untaten getrieben wurden, haben ein zweites, viel freundlicheres Gesicht. 
Das Thema mag nicht neu sein, greift jedoch auf, was sich viele wünschen: aus dem Alltag auszubrechen und echte Freundschaft zu finden. Es ist kein Action-Comic, eigentlich gibt es gar keine Spannungselemente, sondern einen ruhigen Fluß von einer Station der Reise zur nächsten, die aus der Isolation fortführt in die Gemeinschaft.
Manfreds Bilder und Hennings getragene Erzählweise ergänzen sich. Die Panels sind detailreich und liebevoll gezeichnet; man merkt, daß der Zeichner selbst viel Spaß daran hatte. Ein wenig statisch wirken die Figuren; der Schwerpunkt liegt auf Mimik und Gestik. Ein gelegentliches Ausbrechen aus den starren Rahmen hätte ich mir gewünscht, um die Seiten aufzulockern. 
Im Fandom ist ein solches Werk eine Seltenheit. Sehr viel Arbeit und Ausdauer stecken darin, was gewürdigt werden muß.
Die Geschichte ist sehr schön erzählt und gezeichnet und wird durch das professionelle Erscheinungsbild abgerundet. In einer erlesenen Sammlung Fanzines oder Comic-Alben sollte der Band einfach nicht fehlen.

Irene Salzmann, Kranzberg



SOLAR-X 108
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Wenn der Redaktionsschluß naht und der arme Rezensent vor dem leeren Bildschirm kauert, eine weitere Ausgabe des hallenser Dauerbrenners SOLAR-X vor sich und keinen blassen Schimmer, wie daraus eine originelle und lesenswerte Rezension zu zaubern ist, dann können einem schon unlautere Gedanken kommen. Zum Beispiel diese: es erinnert sich bestimmt keiner mehr an die Rezi, die ich vor Jahren zu Ausgabe 26 schrieb. Also flugs ein paar Namen und Titel ausgetauscht und fertig ist die Rezension. Fällt keinem auf. Und irgendwie ähnelt eine SOLAR-X Ausgabe doch der anderen, oder? Stimmt! Und stimmt nicht!
Der Unterschied läßt sich vielleicht am besten durch einen Ausflug in ein anderes Genre deutlich machen. Nehmen wir ein ebenso bekanntes und beliebtes Nachrichtenmagazin wie die TAGESTHEMEN: Jede Sendung ist gleich aufgebaut. Erst kommt die große Politik, dann Kurznachrichten, ein bißchen Sport und Human Interest, dann das Wetter und Schluß. Was die Sendung trotzdem jeden Tag wieder interessant macht, sind die unterschiedlichen Inhalte der Nachrichten (es sei denn es ist Saure Gurken Zeit oder Wahlkampf).
Und genauso ist es mit SOLAR-X. Mit dem kleinen Unterschied, daß die Macher von SOLAR-X wesentlich mehr Einfluß auf die Inhalte ihres Magazins haben als Uli Wickert und Co. Und das ist gut so.
Coverabbildung SOLAR-X 108Denn sonst wäre uns der zwar etwas weitschweifige, aber sehr lesenswerte Beitrag von Torsten Altmann zum Thema "Der gemeine SF-Leser - Betrachtungen über eine bedrohte Rasse" entgangen. Man kann natürlich schon die Prämisse des Artikel anzweifeln, denn angesichts der Regale voller SF-Literatur (von Qualitätsfragen sehen wir mal ab) muß doch ernsthaft bezweifelt werden, ob der SF-Leser wirklich zur aussterbenden Spezies gehört. Wovon würden sonst die Verlage leben? Aber das Buch als Unterhaltungslektüre steht natürlich nicht mehr alleine da. Wenn man vor zwanzig Jahren glücklich sein konnte, wenn das ZDF die alten Folgen von RAUMSCHIFF ENTERPRISE wiederholte und vielleicht auf dem nur regional zu empfangenden dritten Programm RAUMPATROUILLE oder MONDBASIS ALPHA 1 lief, bringen jetzt dutzende Programme jede Menge Phantastisches (was definitiv kein Qualitätsurteil ist). Die Lektüre entsprechender Romane hat ihre Stellung als alleinige Möglichkeit, sich mit dem SF-Genre zu befassen verloren. Es ist eine Möglichkeit von vielen (TV, Kino, Computerspiele), es ist aber nicht unbedingt die schlechteste Möglichkeit sich mit dem Genre zu befassen - wenn auch vielleicht nicht so bequem wie der Griff zur Fernbedienung. Ob man deswegen allerdings vor jedem der ein gutes Buch einem guten Film vorzieht, wie Torsten Altmann meint, den Hut ziehen muß, wage ich zu bezweifeln. Das klingt dann doch sehr nach Selbstbeweihräucherung und einem Kulturverständnis, das stark mit subjektiven Qualitätsvorstellungen verbunden ist.
Daß die Beschäftigung mit einem guten Buch auch manch Ärgerliches hervorbringt, zeigt die Besprechung von Peter Schünemann, der uns ein Werk von Oliver H. Herde vorstellt und es im Niveau weit unter dem Bastei-Level anordnet. Ein Verriß ist an und für sich nicht sonderlich bemerkenswert, aber mit dieser Besprechung wird deutlich, daß eine fundierte Kritik nicht auf einer halben Seite zu haben ist. Peter nimmt sich mehr als drei Druckseiten Zeit, um das Werk nach allen Regeln der Kunst so auseinanderzunehmen, daß es eine Freude ist. Ob es sich nun um solche Verrisse handelt oder um wohlwollende Buchvorstellungen - die in der deutlichen Überzahl sind, die Stärke des ganzen Heftes liegt in der kompetenten und ausführlichen Auseinandersetzung mit dem phantastischen Genre.
Bevor ich falsch verstanden werde: das heißt nicht, daß die Stories in dieser Ausgabe schlecht wären. Sie sind für mich jedoch nicht der Grund, warum ich SOLAR-X gerne lese. 
Ein Blick auf die drei Stories in diesem Heft lohnt sich allemal. Dabei ist die letzte für mich die beste. Stok schreibt mit "Der Alte" eine kleine Satire auf überzogenes bürokratisches Sicherheitsdenken. Gerade die Szenen, in denen der Alte versucht, den für ihn unverständlichen Anforderungen der Bürokratie gerecht zu werden, sind sehr lebensnah und mit der richtigen Portion Humor geschrieben.
Eine bedrohliche Atmosphäre schafft dagegen Frank Haubold in seinem Stück "Der Kommandeur". Es geht um einen kleinen Jungen in einem totalitären Regime, der über Umwegen erfährt, daß seine Schwester zwangssterilisiert wird, weil "ihre Werte nicht in Ordnung sind". Ärgerlich an dieser gut herausgearbeiteten Geschichte ist nur der angehängte Schluß, in dem wir erfahren, daß der kleine Junge sich zum Führer der Rebellen emporschwingt und das Land vom totalitären Regime befreit. Diese letzte halbe Seite gibt der Geschichte einen völlig anderen Charakter, der nicht zu der restlichen Geschichte paßt.
Andreas Grubers Protagonist sieht "Dunkle Gestalten im Treppenhaus". Nachdem sie alle Hausbewohner geholt haben, kommen sie schließlich auch zu ihm. Es sind natürlich Aliens, die ihre Experimente mit den Menschen machen. Der Plot ist nicht unbedingt neu, die Umsetzung ist jedoch halbwegs gelungen, da es Andreas versteht, die Geschichte lange Zeit offen zu halten, ohne dem Leser zu früh zu viel zu verraten. Trotzdem die insgesamt schwächste der drei Geschichte in diesem Heft.
Alles in allem also wieder eine gelungene Ausgabe des Dauerbrenners aus Halle.

Holger Marks, Marburg



HIRNGESPENSTER 5
44 Seiten E 5, Kopie (verkl.)., Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM.
Bezug: Ralf Leismann, Am Fischerhof 2, 59368 Werne.
Bankverbindung: Volksbank Kamen-Werne e. G. (BLZ 443 613 42), Konto 20292100.

Die fünfte Ausgabe der HIRNGESPENSTER enthält zwei Comics und eine Handvoll Kurzgeschichten. "Von Allem etwas", wie es im Impressum heißt.
Der Comic "Es kam aus der Sonne" wurde von Klaus und Wolfgang Schwandt gezeichnet. Die Besatzung eines Space Shuttles stößt bei ihrem Flug auf ein außerirdisches Raumschiff und erweckt den Passagier. Immerhin kommt es zu einer friedfertigen, wenn auch etwas sentimentalen Begegnung. Wenig plausibel ist es aber, daß das fremde Raumschiff über Jahrtausende im Erdorbit unentdeckt blieb. In "Überladen" von Roman Turowski wird der wegen seiner Erfolglosigkeit am Arbeitsplatz und bei Frauen frustrierte Protagonist durch ein Wundermittel zu einem Monster. Die Wendung am Ende des Comics ist ähnlich unbefriedigend wie bei "Es kam aus der Sonne". Klaus und Wolfgang Schwandts Zeichenstil ist realistisch, während Roman Turowski geübter und flexibler erscheint. In "Es kam aus der Sonne" sind manche Texte zudem kaum lesbar.
Coverabbildung HIRNGESPENSTER 5Die Kurzgeschichten sind gut lesbare Horror-Stories, die ein gewisses Maß von Subtilität und teilweise auch von Humor erreichen. In "Der alte Leuchtturm" von Birgit Nowiasz-Otten wird die Tochter einen Leuchturmwärters das Opfer ihres heimlichen Verehrers, noch bevor sie ihren Lebenstraum erfüllen und ihren Vater verlassen kann - die Strafe für ihre Selbstsucht?! Eine Rachemotiv verwendet auch Ralf Neuradt in "Die Warze". Ein Mörder wird von seinem sterbenden Opfer mit einem Fluch belegt, das sein Leben unerträglich macht. "Das höllische Orchester" von Christel Scheja wird von einigen Hilfsteufeln gebildet, die einen Ausflug in die Welt der Menschen wagen. "Déjà-Vu" von Alain Messchaert spielt in der Welt der Nachtclubs, die freilich nicht von den Tänzerinnen, sondern von einem gänzlich anderen Nachtwesen beherrscht wird.
Abgerundet wird HIRNGESPENSTER 5 durch ansehnliche Zeichnungen von Irene Salzmann und von Gregor Beckmann. Die Ausgabe zwar keine spektakulären Beiträge, aber eine angenehme Lektüre.

Armin Möhle, Wallenhorst



VANCE WORLD 1, 2
14, 12 Seiten DIN A 4 quer, Kopie (z. T. farbig), Seitenheftung.
Auflage: 150, 150 Exemplare, Tauschfanzine oder zwei internationale Antwortscheine.
Bezug: Franz H. Miklis, A-5151 Nussdorf 179.

Als Fanzine kann man diese Blätter-Sammlung eigentlich nicht bezeichnen. Es ist eine Form der preiswerten Zugänglichmachung von farbigen Malereien - deren Abdruck im Rahmen eines Fanzines den Etat von jedem Herausgeber sprengen würde. Schade, bedenkt man, welchen Aufwand manche betreiben, um schlechte Geschichten und Illustrationen optisch aufzuwerten, daß hier, wo eine angemessene Aufmachung den Inhalt gewürdigt hätte, Sparmaßnahmen notwendig waren. Statt der grausamen Heftklammern am Seitenrand wäre ein Ringordner immer noch ansprechender gewesen.
Franz erzählt im Vorwort, daß ihn die Romane des Autoren Jack Vance so sehr beeindruckt haben, daß in ihm der Wunsch entstand, die futuristischen Welten malerisch umzusetzen. Zwar kenne ich selber nur einen kleinen Bruchteil des Gesamtwerkes Jack Vance’, so daß ich nicht den Vergleich der Bilder mit den Beschreibungen antreten kann, aber das halte ich auch nicht für notwendig. Franz’ Malereien sprechen für sich. Phantastische Visionen von Landschaften, Gebäuden, Lebensformen usw. sind in satten Farben mit viel Liebe zum Detail von ihm entworfen worden. Beim Durchblättern der Seiten bekommt man Lust, noch mehr von Franz zu sehen, am besten einen ganzen Bildband.
Ergänzt werden die prächtigen Malereien, die leider nur in Postkartengröße abgedruckt wurden, durch Informationen zu dem jeweiligen Motiv, darunter welches Buch die Vorlage lieferte, um welches Objekt es sich handelt und Franz’ Beweggründe, sich für diese Szene zu entscheiden. 
Nicht ganz so zufrieden bin ich mit seinen Schwarz/Weiß-Zeichnungen, bei denen es sich teilweise um die kleinen Entwürfe handelt, die später großformatig und farbig ausgeführt wurden, teils um DIN A 4-Grafiken von Figuren, die weniger präzise ausgearbeitet wurden und kleine Proportionsfehler aufweisen (insbesondere das Backcover von Teil 2). Täusche ich mich, oder gilt Franz’ Liebe mehr den Landschaften als den Figuren? Allerdings ist es für Schwarz/Weiß-Bilder immer schwer, neben den wesentlich beeindruckenderen Farbmalereien zu bestehen.
Franz’ Malereien sind eine Hommage an Jack Vance und seine Welten, ein Glied in der Gedankenkette von Autor über Maler zum Fan (Leser und/oder Betrachter). Er hat wunderschöne Bilder gemalt, die jedem gefallen werden, der schöne Bilder zu schätzen weiß. Ich hoffe, es gibt bald mehr von ihm zu sehen...

Irene Salzmann, Kranzberg



EXTRAVENÖS 12/FICTION & FANTASY 14/QUASAR 18: BILDER EINER AUSSTELLUNG
96 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 7,50 DM.
Bezug: PRBCBS, Uwe Brunzlow, Klarastr. 15a, 55116 Mainz.
Bankverbindung: Mainzer Volksbank (BLZ 551 900 00), Konto 550 490 19.

BILDER EINER AUSSTELLUNG ist eine Gemeinschaftsproduktion dreier SF-Clubs, die Stefan König realisiert hat. Es handelt sich um eine Anthologie, deren Geschichten in eine Rahmenhandlung eingebettet sind: Ein Mann entdeckt bei einem Stadtbummel eine Ausstellung, deren Bilder ihn magisch in ihren Bann ziehen, so daß er beim Betrachten Geschichten erlebt. Passend dazu zeichnen Autor und Illustrator einer Geschichte gleichberechtigt verantwortlich.
Im ersten Bild, das von Rupert Schwarz und Petra Kufner gezeichnet bzw. geschrieben wurde, gerät ein Pilot zweiter Klasse in die Fänge einer außerirdischen Telepathenrasse und kann nur knapp entkommen, bevor die Jungs mit den großen Gehirnen ihn vor Wissensdurst zerlegen. Diese nicht mehr ganz neue Idee wird von den beiden Künstlern aber ansprechend und unterhaltsam aufbereitet. 
Beim zweiten Kunstwerk, das von Stefan König und Felix D. Lichte stammt, geht es um Internettigkeiten. Wie man derzeit auch im Kino beobachten kann, liegt das Thema im Trend. In der Geschichte ist es allerdings nur Staffage, den ob das Blind-Date nun per Kleinanzeige oder per Chat verabredet wird - man kauft allemal die Katz im Sack. Allerdings käme am Ende niemand auf die Idee, vor Enttäuschung ein Loch in die Zeitung zu schießen, während hier der Bildschirm dran glauben muß. Aber - diesen Trost möchte im Widerspruch zum Autor der Protagonistin spenden - sie muß sich deswegen nicht gleich einen neuen Computer kaufen. Ein neuer Bildschirm genügt.
Als drittes Exponat bedient den Besucher "Schmerzkönig" von Olaf G. Hilscher und Sascha Hallaschka. Die Illustration würde ich hier als weniger geglückt bezeichnen, und inhaltlich scheinen diverse Songs von POLICE und die sprachliche Nähe zum "Herzkönig" Pate gestanden zu haben. Jedenfalls hegt die Familie des Protagonisten heimlich ein außerirdisches Wesen, das dem Familienoberhaupt jegliches Schmerzempfinden abzusaugen scheint. Daß sich diese Art von Gefühllosigkeit eher als Fluch zu erweisen scheint, kommt in der Geschichte nicht so deutlich heraus.
"Im Zeichen des Kometen" von Petra Kufner und Jörg Dirks steht in der Tradition der vielen Geschichten, bei denen in phantasievoller Weise Kultur und Liebesleben von Außerirdischen beschrieben werden. Die Gefahr bei diesen Stories liegt darin, durch längliche Beschreibungen zu langweilen, aber das ist hier absolut nicht der Fall. Vielmehr ergibt sich durch eine Verpackung mit Love-Story und gestrandeten Raumfahrern eine absolut lesenswerte Geschichte mit viel Gefühl.
Matthias Klaus und Robert Musa steuern die Erzählung über ein Mädchens bei, das sich entschließt aus dem Leben zu scheiden. Dabei bekommt sie moralinhaltige Schimpfe vom Vadder Tod: Nein, nein, wegen verschmähter Liebe bringt man sich nicht um! Der Kunstbetrachter steht etwas ratlos vor diesem wahrscheinlich expressionistischen Werk und hofft, daß der Künstler sich kein Ohr abgeschnitten hat.
Sind Sie schon mal nachts in Ihrem Wohnzimmer über ein Kabel gestolpert das Sie noch nie gesehen haben? Ja? - Dann wissen Sie ja, daß die Dinger von kleinen Robotermainzelmännchen installiert werden, um zu bestimmen, welche elektrischen Geräte gerade funktionieren und welche kaputt sind. Diese nette kleine leider schlecht illustrierte Geschichte aus der Welt des Konsumterrors stammt von Robert Musa und Bernhard Kübler.
Matthias Klaus und Rupert Schwarz bereichern die Ausstellung um einen spannenden Krimi mit Telepathen. Dem Protagonisten werden seine Fähigkeiten von finsteren Agenten geraubt. Gehandicapt versucht er, sie zur Strecke zu bringen und heil aus der Angelegenheit herauszukommen. Trotz ein paar Schwächen im Detail wird der Besucher hier gut unterhalten.
Am Ausgang findet der Betrachter noch eine Story, in der sich Robert Musa und Marc André Selig mit der Frage beschäftigen, ob Wassermänner (bzw. -frauen) unter kleinen Holzbrücken in städtischen Gärten leben, und wenn ja, was diese Erkenntnis wohl für uns bedeuten könnte. Schließlich erfährt man noch Biographisches über einen russischen Künstler, das der Anthologie zu Ihrem Titel BILDER EINER AUSSTELLUNG verholfen hat.
Es hat immer wieder Versuche gegeben, die Geschichten von Anthologien durch eine Rahmenhandlung in einen Zusammenhang zu stellen. Die Idee mit den "Bildern einer Ausstellung" ist ein guter Ansatz, der aber leider nicht so gut umgesetzt wurde. Der schrullige einsame Besucher, der sich in der Ausstellung verliert, produziert Langeweile. Eine Rahmenhandlung braucht das gleiche, was eine normale Geschichte lebendig macht. Wir können es "Wein, Weib, Gesang" nennen oder "Sex, Crime und Rock 'n' Roll", jedenfalls fehlt es diesem Rahmen vollkommen. Erste Liebe vor dem Picasso oder die Magie der Bilder beim Kunstraub - das wäre es gewesen. Einige der Geschichten, die von Petra Kufner, Jörg Dirks und Rupert Schwarz, haben das gewisse Etwas, das sie lesenswert macht. Die anderen nicht. Ein Manko ist auch das kaum durchschnittliche Niveau der Illustrationen. Hier hätte es dem Konzept gut getan auch einmal eine Geschichte nach einer (guten) Illustration schreiben zu lassen und nicht nur vorhandene Stories mehr schlecht als recht zu illustrieren.

Johannes Unnewehr, Heidelberg



SOL 13
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.400 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500 107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.

In der 13. Ausgabe des Fanzines der PERRY RHODAN FANZENTRALE setzt Martin Marheinecke die Verteidigung seiner Lieblingsserie gegen die Faschimusvorwürfe fort: "Warum so heftig?" fragt er in dem dritten Teil seiner Artikelreihe "PERRY RHODAN - Der Hitler des Weltraumzeitalters?" Diesmal beleuchtet er die Vorwürfe gegen die Heftserie nicht inhaltlich, sondern formal, und macht als Motive für ihre Heftigkeit Polemik, Ideologie und Neid aus. Martin Marheinecke weist dabei auch auf die "seriöse deutsche Science Fiction" hin, die dröge sei, was eine undifferenzierte Betrachtung ist, da er in sie auch automatisch Autoren wie Wolfgang Jeschke, Thomas Ziegler und Reinmar Cunis einbezieht, die inhaltliche und stilistische Ambitionen zu vereinen wissen.
Ein Aspekt ist in dieser Artikelreihe offenbar ausgeklammert worden: nämlich die Frage nach der Erwartungshaltung der Leser. Der Inhalt der PERRY RHODAN wurde in jeder Phase der Serie von dem Motiv zumindest mitbestimmt, so viele Exemplare zu verkaufen wie möglich. Zu den Merkmalen der PR-Serie gehören kriegerische Auseinandersetzungen und ein gewisser Führerkult (die von den Kritikern der Serie als faschistoid ausgemacht wurden), die zum Verkaufserfolg sicherlich beitrugen. Die Buchausgabe der Serie umfaßt mittlerweile 65 Bände, die mehr als die ersten 500 Heftromane beinhalten, die vornehmlich das Ziel der Faschimusvorwürfe waren. Den Lesern der PR-Serie einen latenten Faschismus zu unterstellen, erscheint mir freilich überzogen... Jedenfalls dürfte die Verwendung vermeintlicher oder tatsächlicher faschistoider Elemente in der PR-Serie eher kommerziell als politisch motiviert gewesen sein.
Coverabbildung SOL 13Selbstkritisch setzt sich auch Saskia Kraft in "Selbst ist die Frau" mit PERRY RHODAN auseinander. Sie beleuchtet das Frauenbild der Serie und stellt die wichtigsten Protagonistinnen vor. In der Anfangsphase der Serie treten nach dem Ableben von Perrys erster Gefährtin, der Arkonidin Thora, und Miron Thetin, Faktor eins der Meister der Insel, keine wichtigen Frauengestalten mehr auf. Erst ab Band 500 etwa nimmt die Präsenz von Frauen als wichtige Handlungsträger, pardon, Handlungsträgerinnen stetig zu, ohne das sie jedoch die gleiche Dominanz wie die unsterblichen Protagonisten erreichen. Freilich ist dieses unausgewogene Geschlechterverhältnis nicht nur für die PR-Serie typisch, es findet sich vielmehr in der gesamten Science Fiction. Sicherlich besteht ein Zusammenhang mit der zahlenmäßigen Überlegenheit der SF-Autoren unter den Produzenten und der Leser unter den Konsumenten; Autorinnen neigen eher dazu, Frauen zu ihren Protagonistinnen zu machen.
Neben den Film-, Buch- und PC-Spielerezensionen, die über den PR-Tellerrand hinausblicken, bleiben die Artikel von Martin und Saskia die einzigen Beiträge, die auch für Nicht-PR-Fans sowie für Ex- und Gelegenheitsleser der Serie interessant sind. Ansonsten werden mit diversen Conberichten, einem Nachruf auf Peter Terrid, der Vorstellung der Blues-Daten-CD, einem Interview mit H. G. Francis, Informationen zum laufenden PR-Zyklus, des Völker-Datenblattes (diesmal werden die Maahks vorgestellt) und einer PR-Story die Bedürfnisse der PR-Fans befriedigt.
Der hochwertige Druck, das Layout mit Magazinambitionen und die für ein Fanzine sehr hohe Auflage lassen auch SOL 13 eher wie einen kleinen Nachfolger des PR-MAGAZINS, das Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre publiziert wurde, erscheinen. Das Heft bietet keine Informationen über die Mitgliederzahl der PERRY RHODAN FANZENTRALE; die Auflagenhöhe läßt jedoch gewisse Rückschlüsse zu, aus denen wiederum folgt, daß das durchschnittliche PRFZ-Mitglied kaum eine Möglichkeit zur Mitarbeit an SOL haben wird. SOL ist eine Publikation für PR-Konsumenten, immerhin aber eine sehr gut gemachte.

Armin Möhle, Wallenhorst



NEW WORLDS 31
162 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 11,50 DM.
Bezug: Marco Erhard, Sportplatzstr. 4, Brebersdorf, 97535 Wasserlosen
Bankverbindung: Kreissparkasse Schweinfurt (BLZ 793 501 01), Konto 711176.

Ein Taschenbuchzine dieses Umfangs zu besprechen, kann leicht ausufern. Die deutsch-österreichische Koproduktion ist jedoch aufgrund des großzügigen Satzes gar nicht einmal so umfangreich, wie sie auf den ersten Blick aussieht, präsentiert jedoch in ihrer neuesten Ausgabe eine frische und abwechslungsreiche Mischung sehr unterschiedlicher Beiträge.
Einen gewissen Schwerpunkt gibt es in bezug auf PERRY RHODAN, lesen wir doch nicht nur den zweiten Teil einer Geschichte der Serie, sondern goutieren auch ein Interview mit dem Mastermind der PERRY RHODAN FANZENTRALE, Klaus Bollhöfener. Zu dem Interview ist allerdings nur anzumerken, daß es doch sehr oberflächlich bleibt. Die Fragen sind unkritisch, die mitunter höchst diskussionswürdigen Antworten von Klaus, vor allem zur Rolle der PRFZ im Fandom, werden ohne Kommentar hingenommen - da wurde offenbar eine interessante Chance vertan, ein sinnvolles Interview zu führen. Gerade bei seinem Postulat, die PRFZ mit ihrem Marketingdrive und der Vereinnahmung der PR-Fans würde dem "normalen" Fandom keinesfalls den Nachwuchs wegnehmen, dürfte man durchaus einer kritischen Erwiderung wert finden - die Gesprächspartner von Klaus jedoch offenbar nicht. Hat da der Respekt vor dem Verlagsoffiziellen den Schneid abgekauft?
Coverabbildung NEW WORLDS 31Daneben gibt es noch einige Berichte aus dem Fandom - auch recht perrylastig - sowie eine Reihe von Rezensionen und Kurzgeschichten, davon wiederum zwei in Fortsetzung. Mit Schrecken stellt der sporadische Leser fest, daß alleine der elfte (!) Teil einer Fortsetzungsgeschichte 20 Seiten ausmacht und natürlich für mich als Rezensenten unbesprechbar (...) ist, da ich die zehn vorhergehenden Teile nicht kenne. Obgleich ich generell nichts gegen Fortsetzungsgeschichten habe, dürfte die Frage nach der Sinnhaftigkeit von elf Fortsetzungen in einem unregelmäßig erscheinenden Fanzine wohl berechtigt sein. Ergänzt wird das Zine durch zum Teil sehr schöne Grafiken und Cartoons, die das Bild doch sehr auflockern und erheblich zur Lesbarkeit beitragen, wenngleich die sehr schöne Coverzeichnung im textmäßig völlig überladenen Titelbild leider ziemlich untergeht.
Der interessierte PR-Fan dürfte an diesem engagiert gemachten Fanzine seine Freude haben und auch andere potentielle Leser werden die Lektüre sicher nicht bereuen, wenngleich die inhaltliche Ausrichtung des Heftes durch die PR-Lastigkeit etwas einseitig wirkt. Nichtsdestotrotz ist die Leistung, ein so umfangreiches Heft herauszugeben, zu würdigen. Das tut auch das Finanzamt St. Pölten (!), denn im Impressum steht: "Laut dem Finanzamt St. Pölten ist es der steuerbefreiten Firma SFFC New Worlds erlaubt, Produkte öffentlich anzubieten". Damit dürfte die Zukunft dieses Fanzines ja zweifelsohne gesichert sein...

Dirk van den Boom, Münster



SCHRIFTEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT 1: MARTINA SCHÄFER - DIE PRIESTERIN IM WICCA-KULT
28 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 250 Exemplare (Vorabdruck), 8,00 DM.
Bezug: Curtis Nike-Verlag, Postfach 610230, 10923 Berlin.

Eigentlich ist dieser Band des Curtis Nike-Verlags kein Fanzine in dem Sinne. Allerdings, wie will man ein Fanzine genau definieren und von anderen Schriften strikt abgrenzen?
Von der Optik entspricht das vorliegende Heft den Normen der üblichen Zines. Es ist in DIN A 5, hat einen kartonierten Umschlag, 28 Seiten Umfang und ein übersichtliches Layout. Das Cover wird von einer kleinen Illustration geziert, die aus Curtis’ Feder stammt und natürlich eine Hexe zeigt. Stories sucht man vergeblich und findet stattdessen einen sehr gut recherchierten Sachartikel - in Zines eine wichtige Rubrik.
Tatsächlich handelt es sich bei dem Sachtext um eine Seminararbeit aus dem Bereich der Religionswissenschaften: Hexen und Priesterinnen sind gängige Figuren in der Religion, aber auch in der phantastischen Literatur. Wer selber Geschichten schreibt, benutzt sie, ohne viel über ihre Hintergründe nachzudenken oder gar Näheres zu wissen, schließlich ist sie durch Märchen und andere Bücher in ihren Klischees so vertraut. Diese kleine Broschüre informiert sachlich und anschaulich, ohne auch nur einen Moment langweilig zu sein, über die historische Hexe und Priesterin bis hin zu ihrer immer noch mißverstandenen Stellung in der Gegenwart.
Ursprünglich war die Hexe eine kluge, in der Heilkunst bewanderte Frau, zu der man mit seinen Problemen lieber ging als zu einem frömmelnden, introvertierten Priester. Da die Kirche um ihren Einfluß fürchtete, verdammte sie jene Heilerinnen als Hexen, die den Menschen Schaden zufügen wollten. Der negative Beiklang dieser Bezeichnung hält sich bis heute.
Im Zuge der Gleichberechtigung suchen sich die Frauen in vielen Bereichen eine neue Identität: Politik, Beruf, Familie, Religion, Sexualität etc. Um sich von der konservativen patriarchalischen Gesellschaft zu distanzieren, griffen sie die alte Titulierung selbst auf. Als moderne Hexen oder Priesterinnen versuchen sie, Gleichberechtigung zu erlangen, Antworten auf Fragen zu finden, die ihnen die erstarrte Gesellschaft und die Kirche nicht geben können, sie suchen Harmonie und Ruhe, die im hektischen Alltag kaum noch Platz haben. Nebenbei ist das Hexentum nicht auf die Frau allein beschränkt. Auch Männer finden Aufnahme in den Coven und nehmen bei Zeremonien eine wichtige, gleichberechtigte Rolle ein.
Wie allgegenwärtig und umfassend dieses Interesse an "neuen alten Religionen" im heutigen Gedankengut ist, spiegelt sich in zahlreichen Dingen wieder, sei es in der boomenden Esoterik, den Naturkost- und Dritte Welt-Läden, in den literarischen Themen oder sogar in Comics, die stärker denn je Bezüge zur Naturverbundenheit, Religion und Mystik knüpfen, eigentlich das Interesse an den gängigen Mystery-Serien erst zuließen, u. v. m.
Tatsächlich ist über die moderne Hexe oder Priesterin kaum etwas bekannt. Wer sich nicht in den entsprechenden Kreisen bewegt, erhält praktisch keinerlei Informationen oder schnappt bestenfalls Gerüchte auf. Durch die Machenschaften diverser Sekten und Pseudoreligionen sind nahezu alle religiösen Gruppen in Verruf geraten. Auch hier versucht Martina aufzuklären und die Probleme zu schildern, die sich für Frauen und Männer mit ihrer Umwelt ergeben, wenn sie sich bemühen, ihre profane und ihre religiöse Identitäten in Einklang zu bringen.
Wer sich informieren und nicht nur konsumieren möchte, erhält von Martina eine detaillierte Einführung in das interessante Thema und findet zahlreiche Querverweise und Literaturtips. Vielleicht inspiriert die Arbeit den einen oder anderen sogar zu einer neuen Story...

Irene Salzmann, Kranzberg



SOLAR-X 109
40 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Das mit der Regelmäßigkeit eines gut geölten Uhrwerkes erscheinende SOLAR-X bietet diesmal eine Spar-Ausgabe. Auch Redakteur Wilko Müller jr. beklagt den geringen Umfang in seinem Vorwort, angesichts des Spar-Layout hätte man dies doch zum Anlaß nehmen können, durch ein paar großformatige Grafiken für etwas Auflockerung zu sorgen, da man doch bisher aus Platzmangel auf solches hatte weitgehend verzichten können.
Die vorliegende Ausgabe jedenfalls bietet auf den 40 Seiten in komprimierter Form eine Vielzahl an Beiträgen, wobei der sekundärliterarische Anteil deutlich überwiegt. Dominant sind 15 Rezensionen zum Teil aktueller Neuerscheinungen, die den Ruf des Fanzines als Orientierungshilfe für Fans auf der Suche nach geeigneter Lektüre festigen dürften. Die beiden eher knapp gehaltenen Kurzgeschichten von Hans-Dietmar Stevers (die einen sehr morbiden, jedoch etwas zu leichtfertigen Unterton hat) sowie von Stok, die eine kurze, sehr intensive Horrorstory um einen kleinen Jungen präsentiert, der unschuldig im Garten sitzt und Seifenblasen produziert - dann aber entführt wird und den beiden Entführern verdeutlicht, welche Macht wirklich in seinem Spiel liegt. Eine hervorragende Geschichte mit dichter Atmosphäre, die mich meinen anderthalbjährigen Sohn mit anderen Augen betrachten läßt. Ich sollte ihm vielleicht doch den Keks geben, den er die ganze Zeit haben will...
Außerdem berichtet man über die neue Internetpräsenz (leider zu spät für mich, ich habe im FANDOM OBSERVER noch die alte URL angegeben) und bietet ein paar, wenngleich magere Beiträge aus dem Fandom. Alles in allem ist SOLAR-X 109 unspektakulär, für den Freund der Primärliteratur wahrscheinlich umfangmäßig etwas unbefriedigend, aber wie immer solide Handwerksarbeit, auf die man sich verlassen kann.

Dirk van den Boom, Münster



DRAGON UND DON PETERANO - DIE ZEITEICHE
76 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,00 DM.
Bezug: HONKER & FAUN-EDITION, Henning Way, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.

Die HONKER & FAUN-EDITION hat inzwischen schon mehrere Alben herausgegeben, darunter KAMA-WAKAN und EUPOXES FAUNENWELT. Märchen, Fantasy, SF, aber auch Satire und Parodie bestimmen das Verlagsprogramm. Was ein Faun ist, wissen wir (der griechische Waldgott Pan heißt bei den Römern Faunus), doch was Honker bedeutet..., nun, diese Antwort gibt der vorliegende Comic.
DRAGON UND DON PETERANO - DIE ZEITEICHE ist ein weiterer großformatiger Comic-Band in professionellem Gewand mit buntem kartonierten Cover auf gutem Hochglanzpapier. Die Illustrationen sind durchgehend in Schwarz/Weiß und von gleichbleibender Qualität.
Dragon und Don Peterano, zwei Saurier, leben in jenem wunderbaren Land vor unserer Zeit. Auf der Flucht vor einem gigantischen Raubsaurier verbergen sie sich in einer hohlen Eiche und rutschen durch ein Zeittor in neue Abenteuer.
In der ersten Episode "Die Zeiteiche" begegnen sie einigen Kreationen des Dr. Moreau.
"Tilla Futura" schickt die beiden auf die Suche nach ihrer verlorenen Schwester.
In "New York - New York?" stiften sie reichlich Verwirrung, bis sie die Gesuchte gefunden haben.
Coverabbildung DRAGON UND DON PETERANOZuletzt noch "Einmal Stratosphäre und zurück", den Ozonlöchern auf der Spur.
Henning Way, Zeichner, Autor und Herausgeber, schuf einen humorvollen Cartoon mit vielen kleinen Anspielungen. So nimmt er den Saurier-Boom und viele Motive der phantastischen Literatur auf die Schippe, wie die Zeitreisen, Dr. Moreau, die abenteuerlichen Prüfungen, der sich Helden unterziehen müssen, die Suche nach einer wichtigen Person, aber auch die bemannte Raumfahrt und die aktuelle Problematik des Ozon-Lochs.
Seine sympathischen animalischen und floralen Protagonisten sind sehr menschlich gezeichnet mit allerlei Schwächen und kleinen Macken. Sie betrachten voller Neugierde die fremden Welten, tappen von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen und finden immer wieder freundliche Begleiter, die ihnen aus Schwierigkeiten heraushelfen.
Bei der Lektüre sollte man sich ruhig Zeit nehmen und auch mal eine kleine Pause einlegen, damit man alle Gags mitbekommt. Außerdem sind die Panels sehr liebevoll und detailreich gezeichnet, so daß man viele Kleinigkeiten entdecken kann, die nebenbei noch eingebaut wurden. In wievielen Comics oder Cartoons wird so viel Sorgfalt an scheinbare Nebensächlichkeiten "verschwendet"? Gerade diese Detailfreudigkeit setzt einen besonderen Akzent. Manche Panels wirken dadurch schon etwas überladen und unruhig. Sie sind zwar streng in Rahmen gesetzt, jedoch variieren sie in Größe und Form, überlappen sich, manchmal treten die Objekte auch aus ihrer Begrenzung heraus. Dadurch vermittelt Henning dem Leser auch optisch einiges von der gelegentlich rasanten Handlung, der Konfusion und den kaum verdaulichen neuen Eindrücken, denen seine Figuren ausgesetzt sind.
Mit diesem Band hat Henning zweifellos sehr viel Arbeit, aber auch Spaß gehabt. Wer Cartoons und Humor schätzt, findet hier intelligente Unterhaltung. Auch braucht sich das schmucke Stück in der Albensammlung neben den Produkten namhafter Verlage nicht zu verstecken. 
Mich wundert nur, daß man von Henning bisher im Fandom noch nicht viel gehört und gesehen hat - oder ist mir (und anderen) etwas entgangen?

Irene Salzmann, Kranzberg



SOLAR-X 110
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement 45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Die neueste Ausgabe SOLAR-X-Ausgabe enthält lediglich zwei Kurzgeschichten.
Stefan A. Rainer schildert eine humorige "Versteigerung", die für den erfolgreichen Bieter eine unangenehme Überraschung bereithält. Doch das ist noch das Ende der Kurzgeschichte - der Schlußgag wäre angedeutet worden, wenn der Widersacher oder sein Helfer den Namen Jehova tragen würden... Ernster gibt sich die zweite Kurzgeschichte, "Nebenwirkungen" von Markus Pristovsek. Der Protagonist ist offenbar Epileptiker, der während seiner Anfälle halluziniert, was ihn seinen wahren Charakter erkennen lassen soll. Die Story endet unbefriedigend, weil sich der Protagonist in eine Traumwelt zurückzieht. Hinsichtlich des Stils schneidet die Story "Versteigerung", die flüssiger geschrieben ist, im direkten Vergleich zwischen beiden Texten besser ab.
Unter den zahlreichen Rezensionen ragen die umfangreichen und sorgfältigen Besprechungen von Peter Schünemann heraus, die ein großes inhaltliches Spektrum aufweisen. Der Bogen beginnt mit einem J. G. Ballard-Roman, spannt sich über ein phantastisches Jugendbuch und einem deutschen Fantasy-Roman (von Wolfgang und Heike Hohlbein natürlich) und endet bei der Besprechung eines Romans aus der Heftserie DÄMONENJÄGER MARK HELLMANN aus dem Bastei Verlag (den Peter auch kritisch wegen des ostdeutschen Protagonisten und Handlungsortes untersucht). Thomas Hofmann räumt einer Produktion aus den deutschen Kleinverlagen (DIE STILLE NACH DEM TON von Michael Marrak, erschienen in der EDITION AVALON) die ihr gebührende Aufmerksamkeit ein, während sich Wilko Müller jr. u. a. einer US-amerikanischen Originalausgabe widmet. Tina Kreißler sei gesagt, daß auch für Lektüre eines Buches unter bestimmten Umständen Strom benötigt wird; es sei denn, sie will bei Kerzenlicht lesen. Und die Buchproduktion mittels manueller Pressen würde die Verbreitung der Objekte unserer gemeinsamen Aufmerksamkeit wieder auf die sehr gut betuchten Leser beschränken...
"Einen Blick auf das tschechische Fandom" wirft Pavel Koten und offenbart dabei einige Seltsamkeiten. So sei "Die Situation in der tschechische SF (...) etwas komplizierter als in Kroatien. Es gibt mehr Clubs, mehr Conventions und mehr Fanzines." Hier wird offenbar Vielfältigkeit mit Kompliziertheit verwechselt, und ich hoffe, daß das bundesdeutsche Fandom auf ausländische Interessierte nicht allzu verwirrend wirkt... Das tschechische Fandom hält zudem an der Idee eines Dachverbandes fest, dem ein "Präsident auf Lebenszeit" vorsteht. Nun, die Dachverbands-Idee war im bundesdeutschen Fandom nur in den Anfängen durchsetzbar und wird auch im tschechischen Fandom im Laufe seiner weiteren Entwicklung zugunsten der Pluralität zurücktreten, doch, zugegeben, einen "Vorsitzenden auf Lebenszeit" gibt es immerhin noch in einem bundesdeutschen (Fantasy-) Club. Irritierend ist das Fazit des Artikels, in dem Autor feststellt, die Situation der SF in seiner Heimat sei "(...) weder zu gut noch zu schlecht." Trotzdem ist der Artikel ein interessante Einblick in die tschechische SF-Fan- und -Profiszene (mit einem Schwerpunkt auf dem fannischen Geschehen).
SOLAR-X 110 bietet außerdem eine Handvoll guter Zeichnungen von Thomas Hofmann, Tim Hesche und Lutz Buchholz. Bei einer Arbeit von Lutz Buchholz freilich, die eine leichtbekleidete Frau in kniender Haltung neben einem schwertbewaffneten Fantasyhelden zeigt (wenn auch leicht stilisiert), laden zu gewissen (hobby-) psychologische Deutungen ein...
Das Übergewichts der Rezensionen in dieser Ausgabe stört nur wenig, denn unter diesen Beiträgen sind die interessantesten zu finden.

Armin Möhle, Wallenhorst



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Holger Marks, Irene Salzmann, Jonnes Unnewehr. 
Auflage: 90 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!