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Werte Leserinnen und Leser,
die Kontaktadresse für das FANTASTISCHE FORM
17: QUARBER MERKUR INDEX lautet selbstverständlich AKTIONKREIS PHANTASTIK,
Thomas Vohl, Alte Schanze 69, 47057 Diusburg. Mir ist unerklärlich,
wie es zu der Angabe der falschen Anschrift in dem FANZINE-KURIER 83 kam;
ich bitte jedenfalls mein Versehen zu entschuldigen.
Vor wenigen Tagen erreichte mich die Nachricht über
die Einstellung der KOPFGEBURTEN, des ambitionierten Themenfanzines von
Jürgen Thomann. Jürgen gibt für seinen Entschluß Zeitprobleme
und mangelnde Resonanz (bei den Lesern) an, der, so verständlich er
auch ist, einen schmerzlichen Verlust für die Fanzineszene bedeutet
und wieder einmal deutlich macht, wie sehr besonders größere
Produktion von dem Engagement ihrer Macher abhängig sind.
Im FANZINE-KURIER 85 werden Besprechungen über
EXTRAVENÖS 12/FICTION & FANTASY 14/QUSAR 18: BILDER EINER AUSSTELLUNG,
SOLAR-X 100 und 101, LEGENDENSÄNGER 76: TRUGZAUBER, MONOCHROM 8 -
10 u. a. erscheinen.
Viele Grüße
Armin Möhle
SOL 10
SCIENCE FICTION OKULAR 171
SOLAR-X 97
CLUBNACHRICHTEN 240
MUNICH ROUND UP 166
SOLAR-X 98
ALIEN CONTACT 31
SFGH-CHRONIKEN 183
BEYOND 1
EXTRAVENÖS 13: STRANGENESS
SOLAR-X 99
ALBEDO 0.39 1
SOL 10
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.400 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement
30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus
Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500
107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.
Kann man von einem Magazin aus der PR FANZENTRALE,
das mit offensichtlicher Unterstützung von VPM und der PERRY RHODAN-Redaktion
erstellt wird, eine kritische Distanz zu dem Objekt der Begierde verlangen?
Man kann, aber etwas weltfremd und naiv wäre es schon, in einer Zeit,
in der Marketing und Public Relation mindestens genauso entscheidend für
den Erfolg eines Produktes sind wie dessen Qualität.
Was man aber sicherlich erwarten darf und sollte,
sind fundierte Hintergrundinformationen über die Serie, über
ihre Autoren, vielleicht hier und da einen Einblick in die Produktionsbedingungen
und ab und zu der Blick über den Tellerrand. SOL bietet das alles
und zwar in hinreichender Qualität.
Es fängt an mit der Vorstellung eines neuen
Autoren. Auch Uwe Anton ist mittlerweile in den Kreis der RHODAN-Autoren
eingekehrt. Ein kurzes Porträt über die schriftstellerische Vergangenheit
Antons sowie ein Bericht über seine Erfahrungen mit dem ersten Exposé
aus der RHODAN-Redaktion geben jemanden, der von Uwe Anton noch nichts
gehört oder gelesen hat, sicherlich einen guten Eindruck von dem "Neuen
im Autorenteam".
Heiko Langhans hat sich dann die Mühe gemacht
und die wechselvolle Geschichte des namensgebenden Raumschiffes chronologisch
aufgelistet. Joachim Müller ergänzt mit einem weiteren pseudohistorischen
Beitrag über den "Mythos SOL". Das PR-Universum fliegt im Zeitraffer
aus der Sicht eines Raumschiffes vorbei. Diese Artikel beziehen ihren Reiz
daraus, die Jahrtausende umspannende Handlung der Serie gerafft aus einer
anderen Perspektive zu präsentieren. Der Leser erinnert sich an eigene
Romane, in denen die SOL eine Rolle spielt und bekommt gleichzeitig vor
Augen geführt, wo noch Lücken in seinem Bestand sind. Trotzdem
sind solche Zusammenfassungen immer wieder spannend.
Wie bereits in der neunten Ausgabe betätigt
sich Ulrich Bettermann auch diesmal wieder als PR-Historiker, diesmal auf
den Spuren alter Hörspiele, deren Produktionsrahmen und Inhalt. Hans
Gerhard Franciskowsky - PR-Lesern besser als H. G. Francis bekannt und
selbst Autor unzähliger Hörspiele - schildert anschließend
seine Erfahrungen bei der Produktion eines PR-Hörspiels. Es ist sicher
der gelungenste Beitrag im Magazin. Allein den Sprechern die richtige Aussprache
der Personennamen und der unzähligen technischen Begriffe beizubringen,
muß eine ungeheure Geduldsprobe gewesen sein. Ganz abgesehen davon,
daß Gucky nach der Ansicht von H. G. Francis keine Witzfigur ist
und auch nicht so gesprochen werden darf...
Der zweite Teil und zum Glück Schluß
der fiktiven Vorlesung über "Hyperraum und Hyperenergie" von Rainer
Castor findet sich ebenfalls im Heft. Ich konnte mit dem pseudotechnischen
teilweise in philosophische übergehende Geschwafel nicht viel anfangen.
Letztlich ist es mir egal, warum Raumschiffe mit Überlichtgeschwindigkeit
fliegen - die Hauptsache ist doch, sie tun es auf dem Papier oder auf dem
Bildschirm.
Einige weitere Beiträge, Buch-, Film- und Computerspielvorstellungen
runden den Inhalt ab. Das Layout ist manchmal etwas zu aufgeladen und vermittelt
den Eindruck, der Inhalt und der Textanteil müsse hinter dem gestalterischen
Effekt zurückstehen. Hier sind die Macher in die Falle geschlittert,
die nahezu unbegrenzte technische Möglichkeiten mit sich bringen.
Für einen Fan der Serie ist SOL sicherlich
eine Bereicherung zur Serienlektüre. Das Magazin erfüllt seine
Funktion, weil es dazu anregt, sich noch mehr mit dem eigentlichen Produkt
zu beschäftigen. Für alle anderen dürfte das Magazin trotz
der professionellen Machart vollkommen uninteressant sein.
Holger Marks
Marburg
SCIENCE FICTION OKULAR 171
32 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,80 DM, 12er-Abonnement
40,00 DM.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB NORDRHEIN-WESTFALEN
E. V., Arno Behrend, Kammerstr. 26/App. 113 II, 47057 Duisburg.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 430 500 01),
Konto 2709 94-437.
Das SF-OKULAR widmet sich in seiner 171. Ausgabe
vor allem den 10. SF-TAGEN NRW, denen es - aus naheliegenden Gründen
- nicht besonders distanziert gegenübersteht. Gleich drei Conberichte
dazu, nämlich von Arno Behrend, Günter Derra und Michael Falkenstein,
leiten das Zine ein, mit Schilderungen, die zwar jede für sich interessant
sind, sich aber untereinander z. T. wiederholen und inhaltlich den Ehrengästen
zu sehr an den Lippen hängen. Selbst die Wortkargheit eines Mark Brandis
im Interview avanciert auf diese Weise zu einem "natürlichen Wesenszug
eines Mannes, der mehr Abenteuer erlebt hat, als sich in einem Leben zwischen
zwei Buchdeckel quetschen lassen." Natürlich waren die 10. SF-TAGE
NRW ein Riesenerfolg, aber so sehr sollte man nicht versuchen, jedes Defizit
noch im Nachhinein zu kaschieren - zumal es der Con nicht nötig hatte.
Das Fanzine bietet darüber hinaus Essays zu
Alan Dean Foster (von Jürgen Marzi) und Jerry Goldsmith (von Andreas
Schweitzer), die ebenso von positiver Grundstimmung getragen sind, aber
auch differenzierte Kommentare zu den Filmen SPHERE und DEMOLITION MAN
sowie als Zugabe eine Besprechung des neuen ASTERIX-Comics ZOFF IM POTT
durch Hartmut T. Klages - mit Rechtschreibregeln für Nicht-Ruhrpottler.
Offenbar hat sich der SF-Club NRW seriöse und
tiefgehende Berichterstattung zum Ziel gesetzt und will Klasse statt Masse
bieten. Diverse Quellenangaben, saubere Gestaltung und der Verzicht auf
Schmuddelillus unterstreichen dies. In "Dolls" extrapoliert Andreas Eschbach
die Entwicklung der Gentechnik anhand menschlicher Bedürfnisse - allein
für diese Story würde es sich schon lohnen, das SF-OKULAR 171
zu kaufen. Es ist aber auch wegen des sorgfältigen, auf hohen Informationsgehalt
bedachten News-Teils zu empfehlen.
Clemens Nissen s. ps.
Neuenburg
SOLAR-X 97
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller
jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800
200 86), Konto 7800444.
SOLAR-X geht mit mächtigen Schritten auf die
100 zu; die Jubelnummer wird im Internet bereits angekündigt. Von
dem großen Ereignis ist in der 97. Ausgabe aber noch nichts zu spüren,
obwohl einzelne Beiträge sicher der Jubiläumsausgabe würdig
gewesen wären. Aber eben auch nicht alle.
Eine eher unbeholfene Story hat Rebecca Conrad mit
"Der Stern" verfaßt. Gott ist darin ein kleines Mädchen und
weint über die Zerstörung der Welt. Ist es Sozialkritik? Wohl
kaum. Viel zu wenige Menschen sind glücklich gewesen, bedauert das
Gottkind. Viel zu wenige liebten. Und warum? "Warum machten sich die vielen
das Leben selbst so schwer? Ihre Welt war schön." Gott als verspätetes
Blumenkind: Das ist zu niedlich um provokativ gemeint zu sein.
"Tscho", die zweite Kurzgeschichte, beginnt wie
einer dieser Beiträge aus den News-Shows der Privatsender: "Jedes
Jahr verschwinden etwa 25 vollbesetzte U-Bahnwaggons". Warum wohl? Die
Antwort gibt es, natürlich, aber erst am Schluß. Bis dahin plaudert
Silke Rosenbüchler ein wenig über Tscho, den Außerirdischen,
den der intergalaktische Human Security Dienst mit der Ermittlung betraut
hat. Das liest sich streckenweise amüsant. Die Lösung des Rätsels
aber, die Pointe, die ist wirklich die allerallernaheliegendste gewesen
und erzeugt so nicht mal mehr ein kleines Schmunzeln. Schade.
Auf die zwei kurzen Texte folgt eine längere
Horrorgeschichte von Eddie Angerhuber "Die Zisterne". Eddie schreibt -
das war von ihr nicht anders zu erwarten - durchaus lebendig, reiht dabei
aber so manches Klischee an das andere: Ich-Erzähler und entnervte
Gattin suchen Entspannung auf dem Land. Dabei geraten sie an ein leerstehendes
Haus, dessen letzte Bewohner längst verstorben sind. In einer unheilvoll
dunklen Zisterne im Garten dort steht schwarzes, bedrohliches Wasser. Das
Böse nimmt seinen Lauf: Stürmische Gewitter, schlafwandelnde,
von unerklärlichen Alpträumen drangsalierte Ehefrauen, Wasserhähne,
aus denen rot das Blut fließt - all das aber kennt der Leser. Wirklich:
Auch Horror könnte intelligenter sein!
Rundum gelungen ist dagegen die letzte der diesmal
präsentierten Geschichten: "Der Büchermann" von Peter Schünemann.
Wer ist er, der geheimnisvolle Büchermann, der jeden letzten Freitag
des Monats pünktlich zur selben Zeit in die Buchhandlung kommt und
dort stets und von einem unerklärlichen Instinkt getrieben die ältesten
und wenigsten gefragten Titel erwirbt? Stimmt es wirklich, daß sich
dieses Ritual schon seit Jahrzehnten so vollzieht? Und was geschieht eigentlich
mit den Büchern, die der zerlumpte Alte in einem speckigen Sack nach
draußen trägt? Peter Schünemann ist eine schöne und
erzählerisch dichte Geschichte gelungen, die in Sprache und Stil ein
wenig von der Atmosphäre jener altmodischen Buchläden hergibt,
in denen die Zeit an der Eingangstür stehen geblieben zu sein scheint.
Soweit die Geschichten. Ausführlich und in
der Regel ausgewogen und begründet sind die Film- und Buchbesprechungen.
Allerdings: Die vorgestellten Titel sind nicht immer die neuesten, wie
Wilko Müller jr. freimütig eingesteht. Es ginge ja nicht darum,
"Werbung für das aktuelle Angebot der Verlage zu machen, sondern um
seine Meinung zu Büchern an sich zu äußern", schreibt er
in seinem Vorwort. Es kann aber auch nicht darum gehen, Werbung für
Bücher zu machen, die mancher sowieso schon seit zehn Jahren im Regal
stehen hat oder die nur noch mit Glück in Wühlkisten und Antiquariaten
entdeckt werden können, weil sie beim Verlag längst vergriffen
sind. Zumal Wilko sich und seinen Mitarbeitern ohnehin unrecht tut: Für
Werbung sind die Urteile der Rezensenten doch zu ausgewogen und manches
mal auch viel zu negativ, ganz gleich, ob da nun alte Schinken oder Neuigkeiten
besprochen werden.
In dieser Ausgabe gibt es "seit langem mal wieder
einen echten Sekundärartikel" (Wilko). Angeregt durch den - von Peter
Schünemann zurecht verrissenen - Film EVENT HORIZONT beschäftigt
sich Torsten Altmann darin mit der Theorie des Überlichtflugs: "Faster
than Light". Leider liest sich der nicht gerade originelle Beitrag zu steif
und ist so eher etwas für gestandene Hard-SF-Fans.
Höhepunkt dieser Ausgabe ist sicher die Geschichte
von Peter Schünemann. Nun geht SX auf die 100 zu. Und wenn es dem
Rezensenten erlaubt ist, so würde er sich neben vielen Rezensionen
für die Jubiläumsausgabe eine Story eben dieses Autors wünschen.
Thomas Schmitz
Bochum
CLUBNACHRICHTEN
240
120 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 90 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: PRBCBS, Uwe Brunzlow, Klarastr. 15a, 55116
Mainz.
Bankverbindung: Mainzer Volksbank (BLZ 551 900
00), Konto 550 490 19.
Der PERRY RHODAN BRIEFCLUB BULLYS SCHREIBTISCH feiert
seinen zwanzigsten Geburtstag - ein beachtliches Jubiläum, bedenkt
man, wie kurzlebig die Aktivitäten eines Fans, kleiner Vereine und
deren Fanzines zumeist sind. Von den Gründungsmitgliedern ist sogar
noch einer dabei, Volker Breustedt, der in der ewigen Mitgliederliste die
Nr. 2 inne hat. Außer ihm gibt es drei weitere Oldtimer mit zweistelliger
Nummer, doch ansonsten strebt man der Aufnahme des 400. Mitglieds zu. Irgendwann
hatte ich auch mal eine Nummer, als ich Ende der Achtziger mein kurzes
Gastspiel gab, und heute noch finde ich vertraute Namen aus vergangenen
Tagen.
Mit der Geschichte des Clubs setzt sich Uwe Brunzlow
(schau an, den gibt es ja wirklich noch...) in einem Artikel auseinander.
Der Neugierige erfährt, wie alles angefangen hat und welche Krisen
es zu bewältigen gab. Bebildert wird dies mit Auszügen aus dem
Briefwechsel, der zur Clubgründung führte, Titelillustrationen
früherer Jubiläumshefte und verschiedenen Statistiken. Interessant
ist z. B. jene, die einen Anstieg des Durchschnittsalters von einst um
die fünfzehn auf mittlerweile über dreißig belegt. Die
junge Generation surft lieber im Internet und verschickt E-mails, statt
sich mit dem Papierkrieg zu amüsieren, während die Älteren
doch Konstanz beweisen.
Der runde Geburtstag wird überdies durch ein
farbiges, umlaufendes Cover gewürdigt. Ich frage mich nur, weshalb
man nicht den Namensgeber Bully an seinem Schreibtisch wählte, sondern
ein Raumschiff, die SOL, falls ich mich nicht täusche, die wohl mehr
zum gleichnamigen Fanzine des PRFZ passen würde...
Ferner gibt es einige Illustrationen von Klaus "Smiley"
Schimanski und Boris "BOR" Dienes (Aliens und Spiderman), recht wenig,
um über hundert Textseiten aufzulockern.
Die CN ist, wie ich sie in Erinnerung habe. Auf
das Intro des zuständigen Redakteurs folgen einige Leserbriefe, man
findet die üblichen clubinternen Infos und sonstige Hinweise auf Termine,
dazu Rezensionen, verschiedene Artikel und natürlich Stories.
"Beiß ins Gras" von Didi "Tratley" Doering
wird in zwei Teilen präsentiert. Die Handlung ist im SHADOWRUN-Universum
angesiedelt. Strong Spirit alias Einsamer Wolf alias John, der eigentlich
ein Schamane ist, aber trotzdem gelegentlich bei seinen Aufträgen
in die Matrix eintaucht, wird bei einem solchen Run von dem geheimnisvollen
Shogun gerettet. Letzterer entpuppt sich zu seiner Überraschung schon
wenig später als kleines Mädchen namens Machiko. Sie gabelt ihn
in seiner Kneipe auf und heuert ihn für einen gefährlichen Run
an. Damit kopiert Didi das schon typische Muster der Romanreihe: Der gute
Loner wird von einem mysteriösen Kunden in einen lebensgefährlichen
Run verwickelt, bei dem übelste Bösewichter auftauchen und das
Gemetzel nicht lange auf sich warten läßt. Etwas Neues oder
eigene Ideen werden leider nicht geboten. Auch krankt die Erzählung
daran, daß sie recht oberflächlich aufgebaut ist, die Figuren
nicht zu Charakteren herausgearbeitet wurden und hinter der Handlung zurückbleiben.
Sprachlich werden so ziemlich alle Jargon-Ausdrücke der Serie eingebaut,
doch wirken sie erzwungen und machen noch lange keine SHADOWRUN-Story aus
einer Geschichte, die eine unausgereifte Adaption darstellt, aus der man
mehr hätte machen, insbesondere eigene Einfälle realisieren müssen.
Von Klaus N. Frick stammt die "Schlampe und der
Sänger", eine Impression von einer Busfahrt durch ein heruntergekommenes
Viertel Miami Citys. Klaus versteht es, seine Eindrücke ausdrucksvoll
zu schildern, so daß der Leser sich die Situation bildlich vorstellen
kann.
Armin Möhles "Götterboten" sind kleine
Geräte, die laut des penetranten Vertreters der Götterboten GmbH
& Co. von außerirdischen Besuchern zurückgelassen wurden,
Verbundenheit mit den Menschen und Freundschaft symbolisieren. In seiner
Story greift Armin die Leichtgläubigkeit vieler Menschen auf, aber
auch, wie schnell man sich überrumpeln läßt, tritt der
andere nur frech genug auf. Doch nicht immer klappt das dubiose Geschäft.
Manchmal sind es diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet, die
hinter die Fassaden blicken...
"DS 9 on the rocks" ist eine weitere Geschichte
von Didi "Tratley" Doering. Erneut bedient er sich eines bekannten Backgrounds,
wie bereits der Titel verrät. Nun bin ich, schon auf Grund der unmöglichen
Sendezeit - nachmittags - nicht auf dem Laufenden, was diesen spin off
der ST-Serie anbelangt, so daß es mir schwerfällt zu beurteilen,
inwieweit hier die Umsetzung gelungen ist. Instinktiv tippe ich mehr auf
eine Parodie oder Verarschung.
Bereits bekannt ist "Der Schmerz der Nachbarn" von
Dirk van den Boom aus IRRLICHTER 2. Auch beim erneuten Durchlesen gefiel
mir die Geschichte, die die Gefühle zweier verschiedener Aliens und
die daraus resultierenden Komplikationen beschreibt, wegen ihrer subtilen
Pointe. Es muß nicht immer Action sein, um eine Story interessant
zu machen.
Die CN ist auch nach zwanzig Jahren noch die gute,
alte Mischung unterschiedlicher Rubriken, und schön ist auch, daß
sowohl Oldtimer wie auch Neos gleichermaßen aktiv sind. Zweifellos
wird der Wahnsinn mit Methode weitergehen, noch mehr Jubiläen feiern,
selbst wenn irgendwann die Mitglieder im Rollstuhl sitzen und mit dem Krückstock
aufeinander losgehen. Die Kinder, die bloß in ihrer beschränkten
Welt namens Internet leben, wissen nicht, welchen Spaß sie versäumen...
Irene Salzmann
Kranzberg
MUNICH ROUND
UP 166
46 Seiten DIN A 4, Kopie, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,00 DM.
Bezug: Waldemar Kumming, Engadiner Str. 24, 81475
München.
MUNICH ROUND UP ist ja schon so etwas wie eine Legende
im Fandom, ohne das Fanzine würde man kaum etwas über auswärtige
SF-Cons erfahren (jedenfalls, wenn man selten bis nie zu Conventions ins
Ausland fährt). Und so ist MRU eine unerschöpfliche Quelle für
alle, die über den Gartenzaun des deutschen Fandoms hinaus blicken.
Aber auch für die deutschen Cons ist Raum in MRU, in der Nr. 166 zum
Beispiel wird nicht nur mit Fotos und Artikeln über den 54. WorldCon
in Los Angeles (oder besser Anaheim, eine dreiviertel Autostunde von L.
A. entfernt) berichtet, sondern auch über die 9. SF-TAGE NRW, den
SaarCon 97 und den ElsterCon 96.
MRU versteht sich als internationales Fanzines und
die Texte finden sich darum sowohl in deutsch als auch in englisch. Das
dürfte die Akzeptanz des Heftes außerhalb Deutschlands wesentlich
erhöhen. Es ist ja immer nett, einem ausländischen Schriftsteller
das eigene Fanzine zu schenken - aber was nutzt es diesem, wenn er kein
deutsch versteht! Auf Abonnenten aus dem nichtdeutschsprachigen Raum kann
man dann natürlich ebenso wenig hoffen, es sei denn auf fanatische
Komplettsammler.
Einen wissenschaftlichen Exkurs liefert Waldemar
Kumming mit "Ist unsere Welt real?", ein Artikel, der sich mit Grundlagen
der Physik beschäftigt. Stephen Baxter schreibt über die Fortsetzungen
von H. G. Wells DIE ZEITMASCHINE, die andere Autoren verfaßt haben.
Baxter hat ja mit ZEITSCHIFFE selbst Wells Klassiker fortgesetzt, aber
es haben sich auch nicht wenig andere daran versucht. Der Stoff ist auch
zu verlockend und wer hat das Buch in seiner Jugend nicht gelesen?!
Ein weiterer Gastautor in MRU 166 ist David Langford,
und H. J. Galle schreibt über Science Fiction und Bibliophile.
MUNICH ROUND UP erhebt sicher nicht den Anspruch,
das schönste deutsche Fanzine zu sein, dafür ist es eines der
urtümlichsten und originellsten. Es weiter zu empfehlen erübrigt
sich wohl - das hieße Eulen nach Athen zu tragen (ein angestaubter
Vergleich, aber darum nicht falsch). Wer MRU haben will, hat es längst
abonniert und wer es nicht will, wird wohl auch in Zukunft darauf verzichten.
Siegfried Breuer
Berlin
SOLAR-X 98
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller
jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800
200 86), Konto 7800444.
Wilko Müller jr. fühlt sich in die Pflicht
genommen: Weil der FK große Erwartungen für die Nr. 100 seines
Fanzines hegt, meint er, diesen gerecht werden zu müssen. Keine Angst,
so hoch sind unsere Erwartungen auch wieder nicht: Das mit dem Vierfarbcover
kannst Du Dir also noch mal überlegen. Die Nr. 98 läuft in bekannten
Bahnen, und fast ist der Rezensent geneigt zu sagen, in zu bekannten. In
den letzten Ausgaben war die Riege der Storybeiträge immer auf einige
wenige Verfasser beschränkt, und auch in dieser Nummer lesen wir einmal
mehr Stories von Frank Roger und Eddie Angerhuber, was natürlich nichts
daran ändert, daß beide gute Schreiberlinge sind. Trotzdem wird
es etwas ermüdend, immer die gleichen Namen zu lesen.
Immerhin ist Angelika Herzog noch nicht so oft publiziert
worden. Ihre Story "Eigene Wege" beschreibt ein junges Mädchen namens
Su, das sich ausgesprochen einsam fühlt, unverstanden und ausgeschlossen.
Sie begibt sich immer in ein nahes Wäldchen und diesmal findet sie
heraus, daß sie mehr ist als ein normaler Mensch, sie ist die Inkarnation
des Frühlings und hat als solche eine Aufgabe zu erfüllen. Die
etwas süßliche Fantasy-Story entwickelt sich unspektakulär
und kann auch stilistisch nicht durch besondere Originalität aufwarten,
aber sie ist auch nicht grottenschlecht. Was passendes zur Jahreszeit.
Wilko Müller jr. immerhin ist erstaunt: In
seiner Rezension zu David Bischoffs DIE UFO-VERSCHWÖRUNG: ENTFÜHRT
bekennt er, daß ihn die "Kaltschnäuzigkeit" erstaune, "mit der
amerikanische Autoren immer wieder ihrer eigenen Regierung die scheußlichsten
Verbrechen unterstellen. Das ist Redefreiheit zum Extrem geführt,
oder?" Nein, Wilko, das wohl kaum. Es ist schlicht die Erkenntnis, daß
wir genug für den Staat bezahlen und uns genug von ihm auf den Arm
nehmen lassen - und daß wir jedes Recht haben, auch nur jede klitzekleinste
Schweinerei zu erfahren. Ich wünschte, der deutsche Bürger wäre
dabei auch nur halb so erfindungsreich wie der amerikanische. Kann es sein,
daß die Frage Wilkos etwas mit seiner DDR-Sozialisation zu tun hat?
"Extreme" Redefreiheit gibt es jedenfalls nicht - entweder es gibt Redefreiheit,
oder es gibt keine.
SOLAR-X 98 ist wie immer eine runde und recht gelungene
Sache. Die Textlastigkeit dieser Ausgabe ist extrem, wie der Redakteur
auch selber feststellt. Doch das ist ein bekanntes Problem: Was schmeißt
man raus, wenn man viele gute Beiträge hat? Das dürfte allerdings
bei einem monatlich erscheinenden Fanzine keine wirkliche Frage sein. Textwüste
auf Kosten der grafischen Gefälligkeit kann man dann durchaus umgehen.
Aber das ist sicher nur eine Marginalie.
Dirk van den Boom
Münster
ALIEN CONTACT
31
60 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,00 DM, 4er-Abonnement 28,00
DM.
Bezug: Edition AVALON, Oderstr. 17, 10237 Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto
141104000, lautend auf Dirk Kurth.
ALIEN CONTACT profitiert von SOLAR-X. Aus dem Materialfundus
des Fanzines des ANDROMEDA SF-CLUB HALLE stammt der Artikel "Der Traum
von Liebe und Tod in Wien" von Andreas Hirn über den Horror- und Phantastikautor
Jonathan Carroll, der erstmals vor etwa zweieinhalb Jahren in SX 73 erschien,
offenbar aber kurz darauf überarbeitet wurde, wie nach dem Copyright-Vermerk
zu vermuten ist. Das ist keine negative Kritik, im Gegenteil, der Artikel
ist es wert, einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht
zu werden. Andreas Hirn stellt gekonnt einen interessanten Autor vor, der
als Geheimtip gelten mag, wurde er doch bislang überwiegend im Suhrkamp
Verlag publiziert, beleuchtet sein Leben und vor allem seine Arbeiten,
ohne sich jedoch in Details und Belanglosigkeiten zu verlieren.
Der einzige Exklusivbeitrag unter den Artikeln ist
offenbar die Fortsetzung von Hardy Kettlitz' interessanter Serie über
SF-historische Ereignisse vor 25 und 50 Jahren. Karlheinz Steinmüller
hielt sein Essay "Wort-Visionen - SF am Fin de Siècle" bereits als
Vortrag auf einem SF-Kolloquium der LiteraturWERKstatt Berlin, was freilich
eine noch geringere Überschneidung mit den AC-Leserkreis erwartet
läßt. Karlheinz Steinmüller schlägt in der Entwicklung
der Science Fiction einen Bogen vom Beginn bis zum Ende dieses Jahrhunderts
und gibt einen Ausblick auf das, was uns in dem Genre erwartet (und sich
mit der Serienflut sowohl in der Literatur als auch im Kino und in TV andeutet).
Es fällt schwer zu entscheiden, ob das Essay besser als der Artikel
über Jonathan Carroll ist, aber direkt vergleichbar sind die Texte
wegen ihrer unterschiedlichen Themenwahl ohnehin nicht.
Den drei sekundärliterarischen Beiträgen
stehen ebenfalls genau drei Kurzgeschichten gegenüber. Falko Löffler
beschreibt in "Alles unter einem Dach" einen außergewöhnlichen
Kaufhauskunden, der ansonsten jedoch so unauffällig ist, daß
er die Aufmerksamkeit der übrigen Kunden nicht erregt. Der Autor zieht
eine alltägliche Situation in das Groteske und damit in eine vergnügliche
Kurzgeschichte. Belanglos ist dagegen "Elfen machen nichts als Ärger"
von Dennis Merbach. Die Teilnehmerin eines Fantasy-Spiels verirrt sich
im Wald und trifft auf - Elfen. Sie wird mit einigen seltsamen Effekten
konfrontiert, kann jedoch ungehindert in ihre Welt zurückkehren. Nichts
als Ärger mit Elfen?! Wohl kaum!
Mit dem morbiden Reiz eines Katastrophen-Szenarios
spielt Andreas Gruber in "Mayor Conklin und die letzte Nacht der Titanic",
verpackt in einer Zeitreisegeschichte. An Bord des Schiffes befindet sich
ein US-amerikanischer Offizier, der den Verlauf des Ersten Weltkrieges
abkürzen kann, wenn er gerettet wird. Ein Team von Zeitreisenden wird
in Vergangenheit entsandt, das die TITANIC in der Tat vor der Kollision
mit dem Eisberg bewahren kann. Doch die Kriegsgegner verfügen ebenfalls
über die Zeitreisetechnologie und versenken das Schiff... Die Handlung
wird ohne logische Unstimmigkeiten dargeboten und fügt sich wohl in
die Umstände des Unterganges der TITANIC als auch in die Historie
unserer Welt ein. Und die erste Kritik relativiert sich ohnehin angesichts
des Erfolges des TITANIC-Films.
Es ist müßig, die regelmäßigen
Rubriken in ALIEN CONTACT zu erwähnen (eine wesentliche Änderung
ist aber eingetreten: der Umfang der PC-Spielebesprechungen wurde reduziert
und die Beiträge sollen sich zukünftig sinnvollerweise auf SF-Spiele
konzentrieren, in der vorliegenden Ausgabe wird dafür auf das PC-Spiel
BLADE RUNNER ausführlich eingegangen). AC bietet auch mit der vorliegenden
Ausgabe eine abwechslungsreiche und gute Lektüre.
Armin Möhle
Wallenhorst
SFGH-CHRONIKEN
183
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, Kostenerstattung (bitte erfragen).
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER, Fred
Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover.
Das Fanzine der SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER erinnert
an die guten alten Fan-Publikationen der Achtziger, als man es noch nicht
dank PC mit dem immer aufwendiger werdenden Layout auf die Spitze trieb,
sondern sich schlichter gab und mehr auf den Inhalt konzentrierte. Guck
mal, die Seitenzahlen sind sogar mit der Hand geschrieben und die Ränder
wandern...
Der Inhalt bietet die typisch bunte Mischung, die
für jeden Geschmack etwas bereit halten soll, angefangen bei Protokollen
über das letzte Treffen, was in erster Linie die Beteiligten interessiert,
über Rezensionen und Stories bis hin zu Zeichnungen.
Was ich vermisse, ist ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis,
an dessen Stelle eine detaillierte Einführung getreten ist. Dadurch
habe ich Schwierigkeiten, einige Illustrationen einer der aufgeführten
Zeichnerinnen zuzuordnen, soweit die Namen nicht zufällig neben dem
Bild stehen. Seite 17 und Seite 26 stammen von wem? Was mir positiv auffiel,
muß ich zwangsläufig "Anonymus" zuschreiben. Das Cover von Miriam
Heine paßt m. E. besser zu einem Vampir/Horror-Zine als zu einem
Heft, das den Schwerpunkt auf SF/Phantastik legt. Mit den zahlreichen,
skizzenhaften Bildern Inga Schneiders, die einen Kontrast zu den aufwendigen
Bildern auf den oben genannten Seiten darstellen, kann ich nur wenig anfangen.
Bei der Auswahl der Stories, bei denen es sich um
zwei längere Erzählungen handelt, entschied sich Wolfgang Thadewald
für Kontrastmaterial, klassisch und modern.
Es ist ungewöhnlich, in einem Fanzine Klassiker
der phantastischen Literatur zu finden, dominieren in der Regel Fan-Geschichten.
So wird der Leser überrascht durch den Abdruck von Charles Dickens’
"Abenteuer in Skitzland", dessen Name für Bücher wie OLIVER TWIST
und DAVID COPPERFIELD steht. Dank diverser Anthologien, die sich den phantastischen
Erzählungen des 19. Jahrhunderts widmen, wissen wir, daß sich
Dickens und einige seiner Zeitgenossen auch diesem Genre zuwandten, wenngleich
den bewußten Erzählungen niemals dieselbe Aufmerksamkeit gewidmet
wurde wie den großen Romanen. Der phantastische Aspekt wird meist
als politische oder gesellschaftliche Satire eingesetzt, so auch in diesem
Fall.
Der Protagonist gräbt ein Loch in seinem Garten,
bis schließlich der Boden nachgibt und er hinunterstürzt. Dies
ist seine "Ankunft in Skitzland", wo er sich auf einem Kutschersitz wiederfindet.
Natürlich begeht er in seiner Unwissenheit einen schwerwiegenden Fehler,
der ihn sogleich in tödliche Bedrängnis bringt. Bevor ihn die
fremdartigen Skizländer jedoch hinrichten, wird ihm erlaubt, das eigentümliche
Land kennenzulernen.
Dickens schrieb eine Parabel über die Selbstverständlichkeit,
einen gesunden Körper zu besitzen und ein nützliches Mitglied
der Gesellschaft zu sein: Was wäre, wenn man plötzlich jene Körperteile
verlieren würde, die man vernachlässigt oder wenn man unfähig
ist, die Ansprüche der Gesellschaft zu erfüllen? Im übertragenen
Sinn, was wäre, wenn wir im Rahmen der Evolution unsere Beine verlieren,
da wir die meiste Zeit im Sitzen verbringen, sei es im Auto, in der Arbeit,
abends vor dem Fernseher? Ganz zu schweigen von den Leuten, die dann kein
Hirn mehr hätten (okay, die Betreffenden würden den Verlust eh
nicht bemerken ...). Wer keine Arbeit hat, sich nicht selbst ernähren
kann, stellt eine Last bzw. latente Bedrohung für das geordnete System
dar - man muß ihn isolieren. Eine Vision, die bereits real wird.
In "Doc" beschäftigt sich Walther Ulrich Erwes
mit einem beliebten Thema der SF, der Zeitreise. Die Auswirkungen eines
Prozesses im 21. Jahrhundert reichen bis in unsere Gegenwart zurück.
Der Bösewicht heißt Daimler B.... äh... C. und seine Freundin
Penny P., was sogleich die Assoziation hervorruft, daß ein großer
(Konzern-) Name und Geld alles legitimieren, beginnend bei der Nichteinhaltung
der Gesetze bis hin zu Verbrechen, die sich die Reichen und Mächtigen
vorbehalten und denen die Normalbürger nichts entgegenzusetzen haben.
Wer sich unbeliebt macht wie Doc, kommt auf die Abschußliste. Die
Handlung an sich ist etwas verworren, was durch eine reduzierte Jargon-Sprache
unterstützt wird. "Kotz, brech, würg". Das war ein Zitat, nur
um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen...
Die CHRONIKEN sind ein abwechslungsreiches, interessantes
Zine voller Gegensätze.
Irene Salzmann
Kranzberg
BEYOND 1
52 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 125 Exemplare, 7,50 DM.
Bezug: Kuno Liesegang, Am Rheinbrauhaus 8, 51143
Köln.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100
50), Konto 381075508.
In BEYOND erwartet uns eine Sammlung von Kurzgeschichten
diverser Autoren, die man wohl dem Horrorgenre zuordnen muß. Ihre
Atmosphäre schwankt zwischen romantisch (Birgit Nowiasz-Otten: "Die
Nacht der Eule") über häuslich-bieder (Esther Bystrek: "Im Haus
nebenan") und schaurig (Christel Scheja: "Alte Briefe") bis zu humorig
(Irene Salzmann: "Teufelsmusik"). Zugrunde liegt ein bunter Strauß
von Ideen, keine Story ist wie die andere. Fast alle versuchen allerdings,
beim Leser jeweils eine bestimmte Stimmung aufzubauen, Splatter-Einlagen
bleiben ihm erspart, und so ist der Gesamteindruck relativ gepflegt.
Dennoch muß man in mancher Hinsicht Abstriche
machen: Jörg Ramm erzählt in "Ein folgenschwerer Fehler", wie
sich Forscher aufmachen, ein Pharaonengrab zu öffnen, dabei diversen
Warnungen trotzen und den Öffnungsmechanismus enträtseln - in
dem Moment, in dem es spannend werden könnte, verkündet der Autor
barsch, das von ihm geplante Ende sei wohl zu vorhersehbar, und er werde
die Geschichte daher nicht weitererzählen. Uwe Posts "Der Mann aus
Jaa" blendet auf nur drei Seiten so wild zwischen den Personen einer Dreiecksbeziehung
hin und her und garniert es noch mit Hin- und Weg- und Wiederherzaubereien
und vermeintlich geheimnisvollen Leerformeln, daß man sich nach dieser
Geschichte auch nicht besser fühlt. In "Dressing Man" beglückt
uns Pascal Gregory schließlich noch mit barbarischer Pornographie.
Überzeugen können eigentlich nur die Beiträge
der weiblichen Autoren, vom Hocker gerissen hat mich aber keine einzige
Story. Insgesamt ist es wohl mehr "Sub-" als "-Kultur".
Dennoch will ich nicht verhehlen, daß wegen
der Weite der Themenpalette manchem die eine oder andere Geschichte zusagen
wird - jedem wird sicher eine nicht gefallen - und BEYOND im Horrorgenre
eher den literarischen, "zivilen" Bereich abdeckt, der auch Außenstehenden
noch weitgehend akzeptabel erscheint. Es beweist die auch in dieser Sparte
der Phantastik mögliche Themenvielfalt. Für Horror-Fans ist es
sicher gute Kost, und auch andere können mal dran riechen.
Clemens Nissen s. ps.
Neuenburg
EXTRAVENÖS
13: STRANGENESS
104 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 222 Exemplare, 4,30 DM.
Bezug: ATLAN CLUB DEUTSCHLAND, Kurt S. Denkena,
Postfach 760 318, 28733 Bremen.
Die 13. Ausgabe des externen Fanzines des ATLAN CLUB
DEUTSCHLAND präsentiert einen knapp 100 Seiten umfassenden Roman des
Autors Christian Succo. In STRANGENESS geht es im wesentlichen um die Erlebnisse
des Schlachtschiffes ALBIREO.
Die Handlung beginnt im PR-Universum: Dort machen
die Laren gerade Front gegen die Reste des Solaren Imperiums, nachdem sie
herausgefunden haben, daß Perry Rhodan nur zum Schein den Ersten
Hetran spielte. Als das Antitemporale Gezeitenfeld aktiviert wird, daß
das Solsystem in die Zukunft versetzt, wird die ALBIREO offensichtlich
in ein Paralleluniversum verschlagen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten
stellt sich heraus, daß die politische Situation in diesem Universum
eine etwas andere ist: Vom Solaren Imperium hat hier niemals auch nur ein
Schwanz etwas gehört - stattdessen düsen katzoide Lebewesen namens
Kilrathi durch die Galaxis und machen den Menschen das Leben nicht einfach.
Ups - das kennen wir doch? Ja, Christian Succo hat unsere wackeren Helden
aus dem PR-Universum in das des Mega-Endlos-Computerspiels WING COMMANDER
versetzt! Dort machen sich die Gestrandeten nun auf, sich in der neuen
Umgebung zurechtzufinden und gründen mithin eine neue "Dritte Macht"...
Fortsetzung folgt.
Die grundlegende Idee eines Paralleluniversums,
in dem die PR-Geschichte anders abgelaufen wäre, hätte diesem
Roman schon gereicht. Doch anstatt sich etwas eigenes, originelles auszudenken
- vielleicht ein Paralleluniversum, in dem die Arkoniden noch die Vormacht
haben und Terra bloß eine kleine Kolonie ist -, greift Christian
Succo in seinen CD-Schrank und holt den WING COMMANDER hervor - wozu auch
selber nachdenken, wenn es alles schon fertig vorgekaut woanders gibt?
Das ist aus mehreren Gründen schade: All jene, die mit dem martialischen
Ballerspiel nichts am Hut haben, werden nur halb so viel Freude an diesem
Roman haben. Und für die PR-Freaks wurde eine nette, intelligente
Idee nur halbherzig umgesetzt. Da vermögen einen auch die gefälligen
Innenillustrationen von Pezi Kufner nicht mehr wesentlich zu erfreuen.
Da fällt es schon fast gar nicht mehr ins Gewicht,
daß Christian Succos Roman zum Großteil aus Herumgeballer und
Schlachtengetümmel besteht, offensichtlich durch exzessives WC-Spielen
inspiriert. Geschützleistungen und Strategien stehen da vor der Entwicklung
von Charakteren oder eines intelligenten Plots. Das mag all jenen genügen,
die einen ansonsten recht passabel geschriebenen Actionroman im Weltall
haben wollen, in dem man nicht in die Gefahr kommt, etwa mit neuen Ideen
konfrontiert zu werden oder sein Hirn übermäßig anzustrengen.
Dann lesen sich die 100 Seiten auch recht flott.
Mir ist das aber deutlich zu wenig.
Dirk van den Boom
Münster
SOLAR-X 99
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller
jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800
200 86), Konto 7800444.
Das Fanzine des ANDROMEDA SF-CLUB HALLE fällt
auf Anhieb durch das schöne Titelbild Roberto Schimas ins Auge, der
mit drei weiteren Grafiken vertreten ist. Nachdem oft genug über die
Armut an guten Illustrationen gemosert wurde, hat sich endlich etwas getan.
Wie üblich findet der Leser eine Menge Text,
gut aufgelockert durch kleine Bilder und ein übersichtliches Layout.
Natürlich ist auch die Mischung aus informativen Rezensionen und Stories
die übliche. Aber aufgepaßt: Ein Preisrätsel gibt es neuerdings!
"Ideen" von Stok ist eine Pointen-Story, die sich
aus drei kleinen Episoden zusammensetzt. Thema sind die unterdrückten
aggressiven Emotionen der Menschen, die Kurzschlußhandlungen zur
Folge haben, werden sie plötzlich nicht mehr zurückgehalten.
Frank Roger erzählt in "Wenn Zeitalter zusammenstoßen..."
von ungewöhnlichen Phänomenen in den Tagen des Jahrtausendwechsels.
Über die großartigen Pläne, wie dieses Ereignis gebührend
gefeiert werden sollte, werfen Unglücksfälle und unerklärliche
Phänomene einen finsteren Schatten. Oft genug wurde ein Stichdatum
für das Ende der Welt oder anderes großes Unheil errechnet -
ist es nun soweit? Unsere CDU-Politiker sterben an Prostata-Krebs, Elton
John verschwindet ganz einfach, Bill Gates Verstand wird auf ein präpubertäres
Stadium zurückgeworfen, und auch mit anderen Personen rechnet Frank
ab. Falls dies humorig sein soll, kann sich nicht jeder ein Grinsen abringen.
Das ist auch schon alles; eine Erklärung oder Pointe gibt es nicht.
Die sensationslustige Masse giert nach Schlagzeilen und vergißt schnell,
wenn alles wieder in gewohnten Bahnen verläuft. Ähnlich ergeht
es dem Leser mit dieser Story.
Silke Rosenbüchler greift in "Heufieber" ein
aktuelles Thema auf: Immer mehr Menschen leiden an Allergien. In den Sommermonaten
sorgen unzählige Leidende (hatschie!) Dank Pollenflug für reißenden
Absatz bei "Tempo" & Co. Irgendwann werden wir nur noch frei atmen
können, wenn die Natur vernichtet ist. Ein Gedanke, der aus der Assoziation
mit dem Namen Rosenbüchler geboren wurde?
Peter Schünemann wendet sich in "Ende der Traumzeit"
der Heilung eines verstörten und ängstlichen Mannes zu, die ungeahnte,
verheerende Folgen haben soll. Die Pointe ist nicht neu und kommt flau.
Aus dieser Idee hätte er mehr machen müssen.
Allen Stories ist gemeinsam, daß sie stilistisch
ähnlich sind und in etwa das gleiche Niveau halten. Sie sind angenehm
zu lesen, bringen jedoch keine neuen Ideen und können als durchschnittlich
bezeichnet werden.
SOLAR-X, eine Nummer vor dem Jubiläum: kein
Reißer, aber bewährt, wie üblich.
Irene Salzmann
Kranzberg
ALBEDO 0.39
1
52 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 125 Exemplare, 7,50 DM.
Bezug: Kuno Liesegang, Am Rheinbrauhaus 8, 51143
Köln.
Bankverbindung: Postbank Köln (BLZ 370 100
50), Konto 381075508.
ALBEDO 0.39 (der Leser erfährt nicht, wie es
zu diesem Namen kam) ist ein Lesebuch. Wer bei dem Begriff "Lesebuch" mit
Grausen an den Deutschunterricht in der Schule, an end- und meist ergebnislose
Gedicht- oder Textinterpretationen und nachfolgende schriftlich zu verfassende
aber oft ebenso nutzlose "Erörterungen" denken muß, der hat
gedanklich genau den Weg eingeschlagen, den ich betreten will. Die Assoziation
mit dem Deutschunterricht ist natürlich gefährlich, aber der
Weg den ich gehen möchte, ist kein Abstellgleis. Das "Prädikat"
Lesebuch ist durchaus positiv gemeint, denn im Gegensatz zu diesen Wundern
der deutschen Unterrichtskunst, ist ALBEDO 0.39 im positiven Sinne ein
Lesebuch: Es finden sich viele, lesenswerte Geschichten darin. Ein Lesebuch
ist es auch deshalb, weil man sehr viel über die unterschiedlichen
Möglichkeiten lernen kann, eine Geschichte zu erzählen - zum
Glück ohne diese pädagogische Absicht. Neben den verschiedenen
Stilen sind alle Genres vertreten, neben der Hard SF über romantische
Fantasy-Stories gibt es auch Satirisches und in einigen Fällen sanften
Horror.
Die Geschichte "Alte Freunde" von Johannes Unnewehr,
die für mich mit zu den besten des Bandes gehört, ist ein Beispiel
für einen knappen, konzentrierten oftmals lakonischen Erzählstil,
wie man ihn häufig in Kriminalromanen findet. So schafft es Johannes
auf nicht einmal zwei Seiten eine komplexe Geschichte zu erzählen.
Er beschränkt sich auf das wesentliche, arbeitet konsequent auf den
Schlußpunkt hin und überläßt dabei dem Leser einen
Großteil der Gedankenarbeit. Mir hat diese kurze Geschichte sehr
gut gefallen. Dazu kommen zwei sehr schöne Zeichnung von Uwe Janßen.
"Hyadrèls Fluch" von Christel Scheja ist
dagegen sehr viel epischer angelegt. Sie erzählt auf neun Seiten die
Geschichte einer ahnungslosen Tempeldienerin, die nur langsam dahinter
kommt, welches Schicksal ihr blüht, der es aber schließlich
gelingt, die Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen. Es ist eine typische
Fantasy-Geschichte, spannend aber längst nicht so stringent erzählt
als die vorher genannte. Der Leser kann in die fremde Welt eintauchen,
erlebt die Geschehnisse mit, aber viele Gedanken über Motive und Handlungsweisen
muß er sich nicht machen. All das nimmt Christel Scheja ihm dankenswerter
Weise ab.
Beim "Eastside-Special" von Jörg R. Ramm dagegen
beginnt der Denkprozeß erst langsam nach dem Lesen. Die Geschichte
spielt im RHODAN-Universum und schildert, mit welchen Überraschungen
man rechnen muß, wenn man seine Freundin als Geburtstagsgeschenk
in ein Blues-Restaurant einlädt. Im Grunde passiert nicht viel, es
wimmelt von merkwürdigen Gerichten der Blues wie Kötzulü
oder auch Priit Suppe à la Birginyür, die einem aufs Hemd stürzt
bevor man sie löffeln kann (man beachte die lautmalerischen Wortspiele)
und zum Schluß ist mehreren Personen übel... Da ich mit meiner
PR-Lektüre nie bis in den Blues-Zyklus vorgestoßen bin, kann
ich nicht beurteilen, ob sich diese Geschichte an bekannte volkstümliche
Gepflogenheiten der Blues anpaßt. Eine Geschichte jedoch, die keine
ist, wird nicht dadurch besser, daß man dem Leser Unappetitliches
gehäuft serviert. Aber die Aufnahme in ein zeitgenössisches Lesebuch
ist berechtigt, da die Story ziemlich genau das Humorniveau vieler aktueller
Comedy Shows wiedergibt.
Und ein Letztes. "Großmutters Geburtstag"
von Irene Salzmann hat auf den ersten Seiten überhaupt keine phantastischen
Elemente. Aus der Sicht einer Enkelin erzählt erfahren wir, wie alle
sich wieder auf den langweiligen Nachmittag bei Oma freuen, natürlich
gibt es wieder den üblichen Familienknatsch und Omas Kinder geifern
nach dem fetten Erbe. Natürlich kommt es anders und gerade darin liegt
auch das phantastische Element der Geschichte. Irene erzählt sie routiniert,
mit dem nötigen Abstand und gespeist mit den üblichen Kindheitserfahrungen
über Verwandtenbesuche.
Es müßten hier noch die vielen anderen
Geschichten in dem Heft angesprochen werden, die in der Regel alle lesenswert
sind. Der Platz läßt es leider nicht zu. Erwähnenswert
ist auf jeden Fall noch, das ist jede Geschichte von unterschiedlichen
Künstlern passend illustriert ist. Das Layout ist klar, übersichtlich
und zum Glück nicht übertrieben. Insgesamt ist ALBEDO 0.39 ein
Heft, daß sich für den Freund von gepflegten Kurzgeschichten
durchaus lohnt.
Holger Marks
Marburg
Der FANZINE-KURIER erscheint
in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de
Preise: Einzelexemplar 1,20
DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps.,
Irene Salzmann, Thomas Schmitz.
Auflage: 65 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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