Online
83
|
|
Werte Leserinnen und Leser,
ich bedauere, daß ich an dieser Stelle
erneut von der Verschiebung der Besprechung über APRROXIMATION 51:
PICKET FENCES berichten muß. Da mir jedoch bereits genügend
Material für diese FANZINE-KURIER-Ausgabe vorliegt, habe ich nicht
vor, auf die Rezensionen zu warten, ebensowenig wie auf die Besprechung
über SOLAR-X 97. Ich bitte um Verständnis.
Für den FANZINE-KURIER 84 plane ich
Rezensionen über SOL 10, ALIEN CONTACT 31, MUNICH ROUND UP 166, SOLAR-X
98 und 99, ALBEDO 0.39 1, EXTRAVENÖS 13, SF-OKULAR 169 bis 171 und
über BEYOND 1 ein.
Viele Grüße
Armin Möhle
PREHISTORIC
NEWS 14 & 15
GESCHICHTEN DER NACHT
18: CH’XAAL
FANTASTISCHES FORUM
17: QUARBER MERKUR INDEX
SOLAR-X 96
ALIEN CONTACT 30
GESCHICHTEN DER NACHT
21: BABYLON 5 – LICHT UND SCHATTEN
ENPUNKT 30
PARADISE 26
ARGENTINUM ASTRUM
3
GRIMOIRE 5
SOL 9
PARADISE SONDERHEFT:
TECHNIK – ETHIK – LEBEN
BONSAI 10
PREHISTORIC NEWS 14
36 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
PREHISTORIC NEWS 15
32 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM, 3er-Abonnement
16,50 DM, 6er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: Ronald Hoppe & Henry Henke,
Bundesallee 74, 12161 Berlin.
Bankverbindung: Postbank Berlin (BLZ
100 100 10), Konto 5960103.
Was macht man, wenn man eine Doktorarbeit
zu einem etwas seltsamen Thema schreibt, das manches Genre nur am Rande
streift? Man macht eine Obsession daraus. Anders vermag ich es kaum zu
deuten, daß mit den vorliegenden Ausgaben des Fanzines PREHISTORIC
NEWS über "prähistorische Motive in den Medien" Bernhard Kempen
nunmehr 15 Nummern dieses mit viel Liebe zum Detail gemachten Heftes herausgebracht
hat. Natürlich stellt sich die Frage, wen sowas überhaupt interessiert,
und in der Tat sind die Themen manchmal arg speziell. Es ist zwar ein reichhaltiger
Fundus an Dinosaurierfilmen und -büchern vorhanden - spätestens
seit JURASSIC PARK ist das Thema ja wieder "in" - aber ein wenig erscheinen
die Beiträge in diesen Heften wie aufgesetzt. Das originell-witzige
Extrem ist eine bierernste Rezension des LUSTIGEN TASCHENBUCHS Nr. 213,
in dem Donald Duck in die "Verlorene Welt" Arthur Conan Doyles eindringt
und der Rezensent konzediert, daß man sich gut an die Romanvorlage
gehalten habe, nur der Pterodaktylus sei viel zu groß und in Wirklichkeit
ein Pteranodon. Aha. Das hat donaldistische Ausmaße! Ins Lächerliche
dringt dann ein höchst informativer Artikel über, man höre
und staune, Duplo-Dinos vor, in dem es darum geht, daß Kinderchen
sich ihren Tyrannosaurus Rex mit Legosteinen zusammenbasteln können,
was laut Dr. Kempen "jedes Kinderherz höher schlagen" läßt.
Oh heilige Einfalt!
Die PREHISTORIC NEWS sind eine Heftreihe
über ein sehr enges Feld, was sich nicht zuletzt darin niederschlägt,
daß Herausgeber Bernhard Kempen fast alle Beiträge selbst schreibt
und, das legt zumindest die Themenwahl nahe, verzweifelt auf der Suche
nach neuen Themen zu sein scheint, sonst wäre der Duplo-Dino da wohl
nicht aufgetaucht, unabhängig von allen schlagenden Kinderherzen.
Die Bemühtheit, eine Mischung aus seriösen Beiträgen, Skurrilitäten
und Banalitäten mit der gleichen ernst-wissenschaftlichen Attitüde
darzustellen, hat streckenweise realsatirische Potentiale. Ansonsten sicher
ein interessantes Heft für alle Saurier-Fans, aber trotz Vierfarbcover
mit 5,00 DM für bisweilen knappe 32 Seiten deutlich überteuert.
Fazit: Nur für jene zu empfehlen, die es wirklich interessiert!
Dirk van den Boom
Münster
GESCHICHTEN DER
NACHT 18: CH'XAAL
24 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 3,50 DM, 6er-Abonnement
22,22 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim
Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Ch'Xaal heißt ein ameisenartiges
Alienvolk, das eines Tages die Erde besucht und diplomatische Beziehungen
zu einigen Regierungen aufnimmt. Vor der Masse des Volkes halten sich die
Besucher verborgen, und so kann es nicht ausbleiben, daß Spekulationen
ins Kraut schießen, z. B. die Außerirdischen würden die
Menschheit durch Suggestion beeinflussen, indem sie kleine Sender in Zahnbürsten
einbauen. Die Protagonistin dieser von einem Autor namens "Wintermute"
gezeichneten Geschichte findet heraus, daß die Gerüchte wahr
sind - auf einer gewissen Ebene natürlich. Ihre Versuche, aus dem
Suggestionskäfig auszubrechen, führen sie zu einer noch tiefer
liegenden Realität, in der das ganze von einem Computer simuliert
wird. Von nun an versucht sie, das Betriebssystem zu crashen, um über
die I/O-Routine zu flüchten...
Ch'Xaal liest sich wie ein Potpourri von
40 Jahren Inner Space-Science Fiction, stilecht bis zum psychedelischen
Showdown ("... formlose Gruppen von Nullen und Einsen flogen durch gestaltlose
Leere ..."). WELT AM DRAHT und TRON lassen grüßen, Philip K.
Dick und in besonderer Weise Stanislaw Lem mit seinem FUTUROLOGISCHEN KONGREß.
Ist Wintermute deswegen ein deutscher Dick? - Natürlich nicht, oder
zumindest noch nicht, denn im Vergleich mit den Meistern offenbart sein
Werk einige Schwächen mehr. Sprachlich stelzt der Autor (die Autorin?)
gelegentlich unbeholfen daher, wenn er z. B. seine Protagonistin sagen
läßt, etwas klinge "nicht unüberzeugend" oder sie einem
Zerreißtest unterwirft, indem er sie aufgeschreckt zusammenschrecken
läßt. Die Textstellen, in denen die Protagonistin nach Erklärungen
sucht, geraten zuweilen ausladend und wenig knackig. So etwas müßte
man besser in die Handlung integrieren. Vom Aufbau her schließlich
zerfällt die Geschichte in die zwei Teile Ameiseninvasion und Computersimulation,
so daß man es fast schon mit zwei aneinandergehängten Stories
zu tun hat.
Die angeführten Kritikpunkte sollten
nicht überbewertet werden. Ch'Xaal ist nämlich eine ausgesprochen
spannende Inner Space-Story. Sie ist so spannend, daß ich verärgert
war, als der Zug, in dem ich sie gelesen hatte, sein Ziel erreichte, bevor
ich mit dem hintersinnigen pointierten Ende fertig war. Aber da kann man
nichts machen: Ch'Xaal.
Johannes Unnewehr
Heidelberg
FANTASTISCHES FORUM
17: QUARBER MERKUR INDEX
90 Seiten DIN A 4, Offset, Randheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM.
Bezug: AKTIONSKREIS PHANTASTIK, Thomas
Vohl, Alte Schanze 69, 40468 Düsseldorf.
Bankverbindung: Sparda-Bank Essen (BLZ
360 605 91), Konto 197 152.
Die 17. Ausgabe des FANTASTISCHES FORUM
enthält den QUARBER MERKUR INDEX, die Aufmachung entspricht offenbar
dem Original. Der QUARBER MERKUR ist ein ambitioniertes und anspruchsvolles
sekundärliterarisches Fanzine, das seit den sechziger Jahren von Franz
Rottensteiner herausgegeben wird, der eher als Redakteur der PHANTASTISCHEN
BIBLIOTHEK des Suhrkamp Verlags bekannt sein dürfte, und von dem mittlerweile
85 Ausgaben erschienen sind (überwiegend als eigenständige Fanzines,
teils auch als Bestandteile anderer Publikationen, vor allem in den ersten
Jahrgängen, zuletzt im EDFC).
Der von Erik Simon zusammengestellte Index
umfaßt etwa 60 Seiten und listet die in den QUARBER MERKUR-Ausgaben
1 bis 84 enthaltenen Textbeiträge auf. Artikel und Essays sind in
der Regel unter zwei Einträgen auffindbar, zum einen unter dem Namen
ihres Verfassers, zum anderen unter dem des Autors, dessen Werke behandelt
wurden. Dem Index ist ein Rückblick in die QM-Geschichte von Franz
Rottensteiner vorangestellt, ihm folgen weitere Erinnerungen von Rolf Gindorf,
ein launiges Gespräch zwischen Franz Rottensteiner und Dieter Braeg,
dem ebenfalls viele Informationen über den QUARBER MERKUR und über
seinen Herausgeber zu entnehmen sind, und ein kurzer Beitrag von Doris
Dreßler über die Titelbilder des QM, die einzigen Zeichnungen
dieser ansonsten "unillustrierten Literaturzeitschrift".
Die Verbreitung des QUARBER MERKUR im
bundesdeutschen Fandom ist schwer einzuschätzen. Rezensionen über
den QM sind nur selten erschienen, auch im FANZINE-KURIER nur einmal, und
zwar in der 49. Ausgabe von April 92 (über die QM-Ausgaben 75 und
76)... Das Mitarbeiterverzeichnis in dem QUARBER MERKUR-INDEX weist zudem
nur wenige bekannte Fandomler auf, dafür eine Reihe von professionell
und semiprofessionell tätigen Autoren. Den umfangreichen Index können
unter diesen Umständen nur Leser verwerten, die den QUARBER MERKUR
kennen, für die anderen sind die begleitenden Beiträge immerhin
ein interessanter Blick in den einen Teil der Geschichte des bundesdeutschen
Fandoms.
Armin Möhle
Wallenhorst
SOLAR-X 96
44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 4,00 DM, 12er-Abonnement
45,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank
(BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Der Februar brachte neben Regen, Eis und
Schnee wieder einmal eine SOLAR-X Ausgabe. Von der Namensgeberin des Magazins
hat man in dem Monat allerdings wenig gesehen und gespürt. Dafür
entschädigt die ausgewogene Mischung aus Stories, Rezensionen, zwei
Interviews und vielen Informationen, die SOLAR-X auch diesmal wieder zu
bieten hat.
Nach einer Reihe von fundierten Rezenzionen
über neue oder auch nicht mehr ganz so neue Bücher und Comics
aus unserem geliebten Genre, stoßen wir bald auf eine Story von Hans-Dietmar
Sievers, die Wilko sich aus dem Internet "schnappte". "Ossis Fantasy" stellt
zwei Kapitel aus einem erst im Entstehen begriffenen Roman des halleschen
Autoren dar. Wilko ist sich selber nicht ganz sicher, ob die Story überhaupt
dem phantastischen Genre zuzuordnen ist, aber sie hat ihm gefallen und
deshalb druckt er sie ab. Zu Recht, wie ich meine. Hans-Dietmar Sievers
Hauptperson Moppi lebt im heutigen Osten Deutschlands, ist arbeitslos und
hat kaum eine berufliche oder private Zukunftsperspektive. Während
er tagsüber dubiose und nicht immer legale Gelegenheitsjobs erledigt,
taucht er in der übrigen Zeit ganz in die Welt der Computerspiele
ein und rettet Prinzessinen. Der Autor vermischt erzählerisch geschickt
beide Perspektiven, um deutlich zu machen, wie sehr die reale Weltsicht
des Protagonisten von der Spielwelt überlagert wird. Sogar die "Sozialverbände"
in den Rollenspielen, in der jeder für den anderen eintritt und notfalls
auch stirbt, erscheinen ihm erstrebenswerter als die zerbrechende Gesellschaftsordnung
der Realität. Egal ob die Geschichte jetzt einen phantastischen Inhalt
hat oder nicht, eine gelungene Gesellschaftssatire ist sie allemal.
Eddie Angerhuber will mit ihrer Geschichte
"Die Wabe" den Leser nicht zum Denken anregen, sondern ihm einen kalten
Schauer über den Rücken jagen. Es gelingt ihr nur bedingt. Ihre
beiden Protagonisten dringen des Nachts und bei kräftigen Regen in
ein altes verlassenes Gebäude ein. Eddie beschreibt damit ein klassisches
Horrorszenario und natürlich kommt es, wie es kommen muß. Die
beiden Helden werden getrennt, irren durch das Gebäude und treffen
plötzlich wieder aufeinander... Ich fand die Geschichte - gerade den
Mittelteil - zu lang, zu häufig wechselt die Autorin in der Erzählperspektive
zwischen ihren beiden Helden hin und her und zu offensichtlich ist schließlich
das Ende, so daß zum Schluß leider etwas von der Spannung verloren
geht, die die Autorin durchaus aufzubauen weiß.
"Die Tochter des Frühlingsgottes"
von Rebecca Conrad, die ihr Debüt in dieser Ausgabe gibt, ist einer
der Geschichten, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Die Heldin ist
genau das, was der Titel besagt: eine Frühlingsbotin die in einem
nordisch geprägten Land im Frühjahr von Dorf zu Dorf wandert,
um den Winter zu vertreiben. Als die Vertreter eines Dorfes sie bitten,
ihr Dorf früher zu besuchen, als vorgesehen, weil sonst alle Dorfbewohner
verhungern würden, kommt es zu einem Konflikt, denn die Tochter des
Frühlingsgottes darf nicht von dem ihr vorbezeichneten Weg abweichen.
Rebecca trifft den Märchen-Ton ganz gut, für eine intessante
Fantasy-Geschichte fehlt mir jedoch der menschlich-realistische Aspekt.
Insgesamt gesehen brachte der Februar
wieder eine sehr gelungene Ausgabe. Und Front- sowie Backcover deuten auf
eine leichte Entspannung hin, im Kampf um Marktanteile in einem liberalisierten...
aber das wißt ihr ja schon. Und wer will heute noch von so einem
alten Hut etwas lesen...
Holger Marks
Marburg
ALIEN CONTACT 30
64 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,00 DM, 4er-Abonnement
28,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Oderstr. 17,
10237 Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707
24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.
Wie üblich präsentiert sich ALIEN
CONTACT in professionellem Layout. Die schlichte Eleganz verleiht diesem
Fanzine eine gewisse Seriosität. Graues Umweltschmutzpapier mit dezentem
Grün, eine kleine Illustration von Volkmar Götze neben einer
minimalen Inhaltsangabe ergänzen sich zu einem Blickfang, der es von
den meisten anderen Zines, die auf ein seitenfüllendes Titelbild plus
Namenszug setzen, abgrenzt.
Der Druck ist sauber, die einzelnen Beiträge
heben sich gut von einander ab durch unterschiedliche Schriften, so daß
die recht kleine Type durch diese Abwechslung das Auge nicht ermüdet.
Folglich ist es gar nicht notwendig, zur Auflockerung mehr Grafiken einzustreuen.
ALIEN CONTACT kommt mit verhältnismäßig wenig Illustrationen
aus (Volkmar Götze, Gregor Beckmann, Franz Miklis und Thomas Hofmann),
die sich stilistisch ins Gesamtbild einfügen.
Der Inhalt bietet die gleichfalls gewohnte
Mischung aus Sekundärtexten, Rezensionen und Stories:
In einem Interview mit Frank Festa wird
die junge Edition Metzengerstein vorgestellt. Ein Artikel greift "Das Phänomen
Isaac Asimov" auf und faßt kurz das Wesentliche über den Altmeister
der SF und seine wichtigsten Werke zusammen. Sehr amüsant fand ich
die "Zehn besten Gründe, Fantasy zu hassen". Da wird gewiß so
manchem aus der Seele gesprochen ...
Die Rezensionen sind ausnahmslos informativ,
sachlich und räumen nicht nur den gängigen TB-Verlagen, sondern
auch den neuen, kleinen Anbietern Raum ein, sowie diversen PC-Spielen.
In der "Begrüßungsrede..."
greift Gabi Neumayer satirisch das Problem der überfüllten Universitäten
auf und bietet am Beispiel der Medizinischen Fakultät eine makabere
Lösung. Die scheinbar trockene Ansprache steuert geschickt auf eine
böse, kleine Pointe zu und impliziert, wie sehr der Wert menschlichen
Lebens sinkt, wenn es zu viel davon gibt. Dazu muß nicht einmal erst
ein Unsterblichkeitsserum erfunden werden, bedenkt man, wie teuer man die
unsinnigsten Dinge versichern kann, während für Invalidität
oder im Todesfall eines Menschen vergleichsweise geringe Summen im Spiel
sind.
Ausgehend von einem Text im "Spiegel"
befaßt sich Gideon Haberkorn in mehreren kleinen Episoden humorvoll
mit den Tücken der hilfreichen Technik, die den Menschen erst bequemer
werden läßt, schließlich bevormundet und am Ende... -
selber lesen! Gideo vermeidet es, mit dem erhobenen Zeigefinger die Gefahren
anzuprangern, stattdessen steigert er die Situationskomik über boshaften
Witz zu einem Alptraum. Für mich die beste der Geschichten, die alle
überdurchschnittlich gut geschrieben sind.
Wer denkt nicht automatisch an ein Bibelzitat
bei dem Titel "Fürchtet euch nicht" von Martin Kaletsch? Zwei Forscher
bemühen sich, die Leiche eines Kollegen zu bergen, der in eine Spalte
gestürzt ist. Im Innern des Felsens stoßen sie auf etwas Unglaubliches.
Der Titel läßt Ahnungen zu. Leider begeht der Autor den Fehler,
durch einen schwachen Schluß dem Leser die Entscheidung zu nehmen,
ob er an eine Halluzination oder an eine phantastische Entdeckung glauben
möchte.
In "Blaues Licht" von Rolf Krohn wird
der berühmte Detektiv Sherlock Holmes aktiv, der schon seit Generationen
seine Fangemeinde fasziniert. Ein mysteriöser Banküberfall erweist
sich lediglich als die Spitze eines Eisbergs, der vom Krimi weg und hin
zur Phantastik führt. In seiner Erzählung versucht der Autor,
eine Erklärung zu finden, weshalb Holmes in späteren Jahren dem
Kokain verfiel. Mir erscheint diese Theorie zu sehr an den Haaren herbei
gezogen: Ich belasse Krimihelden lieber in ihren Krimis; phantastische
oder genrefremde Elemente passen nicht zu jedem Charakter (die "Zehn besten
Gründe" lassen grüßen!). Trotzdem ist es Rolf hervorragend
gelungen, eine längere Geschichte zu konzipieren, die man gespannt
verfolgt und in der er stilistisch die Atmosphäre des viktorianischen
Zeitalters wiedergibt, an die Erzählkunst von A. C. Doyle anknüpfend.
Alles in allem ist ALIEN CONTACT ein sehr
gut gelungener Almanach.
Irene Salzmann
Kranzberg
GESCHICHTEN DER
NACHT 21: BABYLON 5 - LICHT UND SCHATTEN
56 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 70 Exemplare, 4,40 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim
Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Die 21. Ausgabe der GESCHICHTEN DER NACHT
enthält einen weiteren Fanroman von Monika Abt, der im BABYLON 5-Universum
angesiedelt ist. Die Kenntnis der Serie ist erforderlich, weil die Autorin
offenbar ein alternatives Ende des dritten Staffel der Fernsehserie beschreibt.
In der Fernsehserie bleiben die mysteriösen Schattenwesen die Feinde
von Captain Sheridan, dem Kommandanten von BABYLON 5, und seiner Verbündeten,
in BABYLON 5 - LICHT UND SCHATTEN tauschen sie ihre Rolle mit den Vorlonen,
die, wenn auch nicht minder geheimnisvoll, als Wohltäter auftraten.
Dieser Rollentausch erscheint auf den
ersten Blick interessant, wird jedoch ebensowenig motiviert und begründet
wie die Feindseligkeit und die Aggressivität der Schattenwesen in
der Originalserie. Freilich dürfte bereits ein Jahrtausende umfassender
kriegerischer Konflikt zwischen zwei mächtigen Spezies, den Schattenwesen
und den Vorlonen, wie er sich in der Fernsehserie abzuzeichnen beginnt,
kaum plausibel zu vermitteln sein, auch wenn er für die Zuschauer
von BABYLON 5 offenbar interessant ist, wie ich mit einem gewissen Unverständnis
einräumen muß. Die diversen SF-Fernsehserien, in deren mitunter
zweifelhaften Genuß der Interessierte in den letzten Jahren kam,
bedienen sich lediglich des Ideenfundus der SF und entwickeln nichts neues.
Insbesondere BABYLON 5 ist wegen seines Militarismus' und des extremen
Freud/Feind-Schemas rückwärtsgewandter als beispielsweise STAR
TREK, wobei ich freilich auch bei STAR TREK die Zunahme der Darstellungen
größerer kriegerischer Auseinandersetzungen bedauere.
Monika Abt ist eine gewisse Routine beim
Verfassen längerer Arbeiten zu bescheinigen, auch wenn ihr Stil einfach
ist und sie sich in GESCHICHTEN DER NACHT 21: BABYLON 5 - LICHT UND SCHATTEN
auf die Wiedergabe der Handlung und weniger auf die Darstellung und Charakterisierung
von Orten und Personen konzentriert. Diverse stilistische Fehler wie Wortwiederholungen
und ungeschickte Formulierungen wie "Wir haben entdeckt, was die Energie
verursacht." (Seite 46/47) deuten aber auf einen gewissen Überarbeitungsbedarf
hin, der nicht befriedigt wurde. Auch die Illustratorin der Ausgabe, Maren
Frank, die die Protagonisten von BABYLON 5 in einem schlichten Stil porträtierte,
weist noch ein Entwicklungspotential auf.
Etwas übertrieben erscheint es, daß
Monika Abt unbedingt jeden Protagonisten aus BABYLON 5 in die Handlung
ihres Fanromans einbinden mußte. Aber auch das trägt dazu bei,
daß derjenige, der die Serie im Fernsehen einigermaßen regelmäßig
verfolgt hat, keine Verständnisprobleme mit GESCHICHTEN DER NACHT
21: BABYLON 5 - LICHT UND SCHATTEN haben wird. Der alternative Handlungsverlauf
ist dagegen wirklich nur für die Fans der Serie interessant.
Armin Möhle
Wallenhorst
ENPUNKT 30
60 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 DM, 4er-Abonnement
12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Leopoldstr.
29, 76133 Karlsruhe.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt
(BLZ 642 510 60), Konto 187 954.
ENPUNKT, das Egozine des PERRY RHODAN-Redakteurs
Klaus N. Frick, versteht sich als "Zeitschrift für angewandtes Spießertum",
gehört also nicht zum SF-, Horror- oder Fantasy-Fandom, sondern zur
Punkszene. Ist es für mich als einen SF-Fan, der nach Klaus' Weltsicht
gewiß zu den "Spießern" gehört, schon schwer, die Vorstellungswelt
der Punx nachzuvollziehen, so wird das Rezensieren noch schwieriger dadurch,
daß es sich um ein Egozine handelt, das von der Persönlichkeit
seines Herausgebers kaum getrennt werden kann. Eine politische Schlammschlacht
droht also ebenso wie ein persönlicher Krach. Würde man jedoch
darauf verzichten, die tragenden persönlichen und politischen Äußerungen
in ENPUNKT zu kommentieren, wäre die Besprechung geschönt und
wertlos. Allein aus diesem Grunde wird es dieser Rezension nicht an Deutlichkeit
fehlen.
Klaus bestreitet das Vorwort mit Angriffen
gegen Studenten, es könne "nicht angehen, daß unsereins malocht,
damit die sich einen faulen Lenz machen - um hinterher die großen
Chefs zu spielen...die sogenannte Bildung irgendwelcher Rich-Kids zu unterstützen,
damit die später fett die Kohle kassieren - das sehe ich eigentlich
nicht ein." Er sei "ungelernt - und stolz darauf". Im Bericht "APPD marschiert"
berichtet Klaus begeistert von Straßenschlachten mit der Polizei
und der Bedrohung von "Spießbürgern". Später beschreibt
er die Ziele der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands (Sturz des bürgerlichen
Systems; Asoziale an die Macht; Arbeit nur für die Arbeitsgeilen,
mehr Geld für die Arbeitsscheuen...).
Dem Nicht-Punk führt ENPUNKT vor
Augen, wie extrem sich Weltsichten von der eigenen unterscheiden können
und daß jeder ein Resultat der eigenen Lebensgeschichte ist. Wer
"nichts gelernt hat", für den kann offenbar gegen Studenten eine Art
Fremdenhaß erwachsen, so daß er sie alle für künftige
Chefs und Reiche hält, auch wenn die Statistiken angesichts der Akademikerschwemme
eine völlig andere Sprache sprechen und die auch aus dem Druck des
Arbeitsmarktes resultierende zunehmende "Verschulung" des Studiums manchen
Traum von einem ungezwungenen Studentenleben durch Leistungsdruck zerstört.
Interessant auch, daß man sich als Angehöriger der schreibenden
Zunft noch der malochenden Arbeiterklasse zugehörig fühlen und
auf diese Weise persönlich gegenüber Studenten zurückgesetzt
fühlen kann. Ein PERRY RHODAN-Redakteur, der das Glück hatte,
sein Hobby zum Beruf machen zu können, singt ein Klagelied auf die
Härte körperlicher Arbeit und die Entfremdung der Werktätigen
von ihren Aufgaben! Gewiß ist es eine weitverbreitete Unart quer
durch alle Gruppen, über die eigene berufliche Situation zu jammern;
weder Lehrer oder sonstige Beamte und Angestellte noch Arbeiter oder Studenten
geben gern an, nicht überlastet zu sein; jeder stöhnt unter seinem
"Päckle", wie leicht es auch sein mag.
Klaus beruft sich aber auf ein Päckle,
das er gar nicht trägt. Und er beläßt es nicht beim Jammern,
sondern wird zum Rebellen, will das System stürzen, greift dessen
Polizeikräfte an. Den "Spießer" will er bekämpfen, provoziert,
pinkelt Imbißbuden an, versucht, mit Punk-Musik, Outfit und Unmengen
Bier einen alternativen Lebensstil vorzuführen, propagiert Anarchie
als Utopie. Welche politische Leitbildfunktion es allerdings haben soll,
betrunken Auto zu fahren und damit andere zu gefährden, ist unklar.
Ebenso bleibt im Dunkeln, worunter er im vorhandenen System zu leiden meint.
Einen Pauschalreiseurlaub "Unter Spießern" erlebt er widerwillig
als erholsam. Für seine privaten Probleme, die er ab und zu anklingen
läßt, ist das System gewiß zuallerletzt verantwortlich.
Ist es einfach nur schick, sich als unterdrückter, rebellierender
Arbeiter zu fühlen, auch wenn weder eine Unterdrückungspein noch
auch nur eine Arbeitertätigkeit zu verzeichnen sind?
Politische Programme und Zielvorstellungen
sind dem ENPUNKT nur sehr nebulös zu entnehmen; die Art der Meinungsäußerung
läßt allerdings vermuten, daß hier mehr ein Lebensgefühl
zelebriert denn an einer besseren Zukunft gearbeitet wird. Dagegen wäre
wenig zu sagen, wenn es nur unterhaltenden und fiktiven Charakter hätte.
So drängt sich jedoch das Bild zivilisationsmüder Wohlstandskinder
auf, die die ihnen gebotenen Freiheiten nicht konstruktiv nutzen, sondern
blind gegen ein funktionierendes System opponieren, um sich zu profilieren
und ihre Frustrationen in Zerstörungswut ausleben zu können.
Sie haben nichts, also darf auch niemand sonst etwas haben. Sie erschaffen
nichts, also darf auch niemand sonst sich etwas schaffen.
Diese rein destruktive Einstellung erlebt
Klaus selbst allerdings offenbar immer mehr als unbefriedigend, fühlt
sich als "Punkrock-Opa", bemerkt ängstlich, daß er 35 wird,
sagt: "Ich bin Scheiße". Bei einer Zugreise nach Wien erlebt er,
wie er es nicht schafft, sich zur Kontaktaufnahme mit einer Opernfreundin
zu überwinden. Ebenso offen schildert er eingehend, wie er sich einmal
aus der eigenen Wohnung aussperrte, offenbart sich als Vegetarier etc.
- zeigt sich als Mensch und Idealist. Sein Bericht von der Reise ins "Mutschelland"
liest sich so ordinär wie witzig. Zu den Themen "Amerikaner", "Soldatische
Moral" etc. schreibt er unverklärt und realistisch.
Manche Attacke gegen das "Spießbürgertum"
dürfte kaum mehr als eine provokante Pose sein. Da Klaus seine Brötchen
bürgerlich verdient, bleibt ihm für das Ausleben des Punk nur
die Freizeit.
Er sollte aber wissen, daß gewaltsame
Übergriffe für die Opfer kein Spiel sind und daß politische
Freiheiten, eine Konsumgüterversorgung bis zum Überfluß
und menschliche Arbeitsbedingungen das Ergebnis und die Errungenschaften
jahrzehntelanger Mühsal von Millionen Spießbürgern sind,
die nicht für nichts, aus purem Überdruß und ohne Netz
und doppelten Boden einfach fallengelassen werden können. Die von
ihm erträumten - vorübergehend herrschaftslosen - Zustände
wurden im Laufe von Revolutionen bereits erfahren und sind gottseidank
überwunden.
Clemens Nissen s. ps.
Neuenburg
PARADISE 26
120 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 6,50 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim
Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Wir erfahren in der neuen, 120 Seiten umfassenden
und mit einem grottenschlechten Vierfarbcover versehenen Ausgabe des Clubfanzines
des TERRANISCHEN CLUBS EDEN, daß der runde 40 Mitglieder umfassende
Verein über ein stattliches Vermögen in Höhe von 1.400 Märkern
verfügt. Aber das ist für mich natürlich völlig irrelevant
- mich interessiert mehr die Frage, wie es wohl möglich ist, daß
so wenige Fans so viele Seiten füllen. Kann es an den Leserbriefen
liegen? Nope, die enden schon auf Seite 15. Dann sind es wahrscheinlich
die zahlreichen Berichte zu den Perry-Tagen in Sinzig, die das Herz des
conabstinenten Rezensenten erfreuen. Tatsächlich reichen diese bis
Seite 30. Für alle, die bis jetzt durchgehalten haben, präsentiert
die Redaktion eine bunte Mischung aus Wissenschaft - über die CASSINI-HUYGENS-Sonde,
nur was für Hardcore-SF-Fans -, Stories - darunter eine von Christel
Scheja, die man lesen kann, und einige eher unerträgliche Werke, in
denen irgendwelche "Captain-Commanders" rumrennen oder in denen sich die
Sätze auch noch reimen sollen - und ein Haufen Statistik: Wer von
den Clubbies hat wieviel wo geschrieben und die Clubgeschichte des TCE
fein säuberlich aufgezeichnet, das ist zumindest wieder mal richtig
interessant. Strahlepunkt des Heftes ist ein Interview mit Konrad Schaef,
dessen Antworten zum Teil aber etwas genervt klingen. Eher ungewöhnlich
ist die Kolumne "Music Hall", wo wir nicht nur über SF-relevante Klänge
informiert werden, sondern z. B. auch darüber, was Reinhard Mey und
Hanna Schygulla so treiben. Schmerzlich vermißt habe ich Guildo Horn.
Unverzeihlich!
PARADISE 26 ist ein sehr, sehr dickes
Clubfanzine mit einer sehr, sehr bunten Mischung von Beiträgen, ein
Dokument für einen sehr, sehr aktiven SF-Club. Nicht jeder Beitrag
ist erträglich, aber das ist nun einmal so bei Clubfanzines. Wer im
TCE Mitglied ist, kommt aber ganz sicher auf seine Kosten.
Dirk van den Boom
Münster
ARGENTINUM ASTRUM
3
72 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 DM.
Bezug: Alexander Bruns, Im Tünneken
25, 49751 Sögel.
Eigentlich versuche ich, den optischen
Eindruck und den Inhalt eines Fanzines von einander zu trennen, denn oftmals
kaschiert ein aufwendiges Layout magere Stories bzw. wird Einfachheit durch
gutes Material mehr als wett gemacht. In diesem Fall jedoch ließen
mich Cover und ein flüchtiges Durchblättern ahnen, daß
Layout und Inhalt Hand in Hand gehen würden...
AR AS, wie das Zine von seinen Herausgebern
abgekürzt wird, bietet im DIN A 5-Format auf 72 Seiten eine Menge
dicht gedrängten Text in Kleinstschrift. Damit kann ich normalerweise
problemlos leben, doch wenn die Kopien so schlecht sind, daß diese
mikroskopwürdigen Buchstaben unleserlich werden, da stellenweise nicht
vorhanden oder verschwommen, oder handschriftliche Notizen den Eindruck
erwecken, hier habe lediglich jemand probiert, ob sein Kuli noch schreibt,
dann habe ich keine Hemmungen, einfach umzublättern und anderswo weiterzulesen.
Der Inhalt ist auch nicht von einer Art,
daß man wirklich etwas dabei versäumen würde. AR AS enthält
Leserbriefe, die sich auf die letzte Ausgabe von vor zwei Jahren beziehen
(als ob einer der Schreiber überhaupt noch weiß, was er damals
von sich gab, sofern er nicht längst gafia gegangen ist), Rollenspielverarschungen,
Fanzinerezensionen, einige dünne Stories usw. Ein paar Sachen könnten
vielleicht ganz witzig sein, wären sie nicht zu sehr ausgewalzt und
dadurch langweilig geworden. Die Wortwahl und Ausdrucksweise kenne ich
von den Pimpfen und Halbstarken, die sich für besonders cool halten
- scheinbar gibt es dafür nach oben keine Altersgrenze ...
Grafiken, Grafiken, wo seid ihr? Stellenweise
sind einige Kritzikratzis in den Text eingekleistert worden, illustrierte
Werbung für andere Zines sorgt für Auflockerung, aber das ist
auch schon alles.
Vielleicht habe ich einfach in den vergangenen
Tagen zu viele Fanzines eines ganz anderen Levels gelesen, um mit AR AS
zufrieden sein zu können. Die Zielgruppe dürfte weniger das SF-Fandom
sein als die Leser von Splatter, Trash u.ä. Mein Geschmack ist es
nicht, doch wessen Nerv sich nun gereizt fühlt, der mag es kaufen.
Irene Salzmann
Kranzberg
GRIMOIRE 5
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,00 DM.
Bezug: Carsten Schmitt, Taubenkopfstr.
3, 66450 Bexbach.
GRIMOIRE 5 wirkt unscheinbar zwischen den
aufwendig illustrierten Fanzines, deren Cover schon von weitem die Aufmerksamkeit
der potentiellen Käufer auf sich ziehen. Unachtsame Conbesucher würden
an einem GRIMOIRE-Stand vielleicht vorbeigehen. Aber diese äußere
Zurückhaltung wird durch den sehr interessanten Inhalt mehr als wett
gemacht, da stören auch das einfache Layout und die verwendeten unterschiedlichen
Papiersorten in einem Heft nicht.
Von den beiden Stories überzeugt
vor allem "Tempel der Vernunft" von Jörg Dinstühler. Nicht zu
philosophisch, aber mit dem nötigen Maß an Unterhaltung, das
die Lektüre zur lohnenden Zerstreuung macht. Die Kurzgeschichte würde
auch im Rahmen einer Anthologie überzeugen.
"Das Spiel" von Andrea Tillmanns hat zwar
eine ausbaufähige Grundidee, aber anders als in "Tempel der Vernunft"
bleibt die Faszination der Handlung auf halber Strecke stehen, der Rest
ist vorhersehbar, wenn auch der Showdown noch für eine kleine Überraschung
sorgt.
Das Besondere von GRIMOIRE 5 ist das Sekundärthema:
SF und Fandom in Diktaturen. Nun wird jeder den Begriff der Diktatur für
sich anders definieren. Wenn man darin, also in einer Diktatur , lebt,
nimmt man vielleicht vieles für normal, das Außenstehenden als
absoluter Horror vorkommt. Der Rezensent ist also in Bezug auf die eine
erwähnte Diktatur in einem Zwiespalt der Erfahrungen vor und nach
der Wende in der DDR bzw. dann den Neuen Ländern. Zu Wort kommt aber
im Heft ein sehr erfahrener Lektor von DDR-SF, Ekkehard Redlin, mit dem
Essay "Der lange Weg zu Bradbury", der bereits in ALIEN CONTACT 15 erschien.
Die andere Diktatur ist die brasilianische
Militärherrschaft von 1964 bis 1984 und hier weiß Roberto de
Sousa Causo mehr über das SF-Fandom jener Jahre zu berichten.
Die Rezension dieses Fanzines hat sich
zugegebenermaßen etwas verzögert, es erschien bereits im Oktober
1997. Aber GRIMOIRE ist mit den meisten seiner Beiträge (mal die aktuellen
Fanzinebesprechungen ausgenommen) so zeitlos, daß man es auch im
Abstand einiger Monate noch zur Hand nehmen und aus der Lektüre Gewinn
ziehen kann.
Siegfried Breuer
Berlin
SOL 9
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.400 Exemplare, 6,00 DM,
4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e.
V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt
(BLZ 500 107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.
Die PERRY RHODAN FANZENTRALE nimmt ihr
erklärtes Ziel, SOL zu einer Art Nachfolger des PR-Magazins zu machen,
ernsthaft in Angriff und präsentiert mit der Nr. 9 eine gediegene
Aufmachung samt Farbcover in Zeitschriftenqualität. Mit einem Bericht
über den PR-Buchmessestand, flankiert von den unvermeidlichen Fotos
lächelnder Mitarbeiter, mit Con-Berichten und einem Porträt von
H. G. Francis bemüht man sich weiterhin, familiäre Atmosphäre
zu verbreiten und das Serienimage zu pflegen. Schön wird es wieder
einmal beim Interview mit Ernst Vlcek, dem das zur Headline erkorene Zitat
"Ich schreibe auch unter der Dusche" nur mit Mühe in den Mund gelegt
werden konnte und der auch sonst allzu unterwürfige Fragen mit entwaffnender
Ehrlichkeit beantwortete. Hingegen muß man den köstlichen Vortrag
über "Hyperraum und Hyperenergie – phänomenologische Hyperphysik
der Arkoniden" von Rainer Castor uneingeschränkt den SOL-Machern selbst
zuguteschreiben. In Ulrich Bettermanns Artikel "Das PERRY RHODAN-MAGAZINn"
finden sich sogar deutlich PR-kritische Töne. Mich haben sie deswegen
überrascht, weil mir die damaligen Magazine meistens gut gefallen
hatten und ich nicht auf die Idee gekommen wäre, die dort gebotene
Textfülle z. B. wegen zu kleiner Schrift zu beanstanden. Einen faden
Beigeschmack hat der Tadel auch deshalb, weil das jüngst wiederauferstandene
PRM in seiner ersten neuen Ausgabe vergleichsweise textarm war und zwar
als kostenloser Werbeprospekt hervorragend gewesen wäre, jedoch als
Zeitschrift für 5,00 DM recht frech erschien. Aber auch wenn mir die
Kritik aus diversen Gründen nicht gefällt, bleibt positiv festzuhalten,
daß sie überhaupt geschieht.
Dies droht aufgewogen zu werden durch
die PR-Story "Erinnerungen", die dem Kitschpegel von STAR TREK Trek mit
großem Erfolg nacheifert.
M. E. können weder SOL noch das neue
PRM dem alten PERRY RHODAN-Magazin das Wasser reichen, da sie wenig Text
bieten und nahezu rein auf PR ausgerichtet sind; zudem vermitteln beide
den Eindruck, Bestandteile der PR-Werbemaschinerie zu sein, während
zu Zeiten des alten PRM harte Leserreaktionen auf der LKS immer wieder
Abdruck fanden. SOL hat allerdings mit der Nummer 9 einen Qualitätssprung
gemacht; einige Beiträge sind wirklich gut (neben dem Vortrag vor
allem der Comic), und wenn aus der Verehrung noch etwas mehr kritische
Distanz erwachsen würde, als sie der PRM-Besprechung schon zaghaft
zu entnehmen ist, dann könnte man es reinen Herzens empfehlen.
Clemens Nissen s. ps.
Neuenburg
PARADISE SONDERAUSGABE:
TECHNIK - ETHIK - LEBEN
88 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 75 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim
Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Es gibt Tage, da fängt sogar der leidgeprüfte
und durch tausende von Fanzineseiten gestählte FK-Rezensent an, sich
Gedanken über den Sinn des Lebens zu machen. Wie und warum bin ich?
Was unterscheidet mich von anderen? Bin ich etwas Besonderes? Aber die
wichtigste Fragen von allen (jedenfalls im Moment): Warum sitz ich hier
und soll eine Rezension schreiben über ein Fanzine, von dem ich nur
mit Mühe die ersten dreißig Seiten gelesen habe?
So groß ist die Verlockung nicht
mehr, meinen Namen gedruckt zu sehen. Warum muß ich mir mühevoll
eine Seite abringen, während Matthias Richter locker über 60
Seiten füllt?
Fragen, die nur auf dem ersten Blick,
nichts mit dem Inhalt des Fanzines zu tun haben, um das es hier eigentlich
gehen soll.
Denn der PARADISE-Sonderband behandelt
das Thema Gentechnik und Kloning. Die Frage nach dem Sinn des Lebens und
der besonderen Qualität der menschlichen Existenz (insbesondere eines
Fanzine-Rezensenten) stellt sich da schon.
Mehr als drei Viertel des Heftes füllt
dabei ein fiktiver Dialog, den Matthias mit sich selbst führte und
in dem er diesen Fragen nachgeht. Er spaltet dabei seine Persönlichkeit
in zwei fiktive Menschen. Der eine ist ein Naturwissenschaftler, der andere
ein Philosoph und Ethiker. Damit sind die beiden Pole definiert und los
geht es mit einem fast sechzig seitigen Disput, der über die technischen
Möglichkeiten der Gentechnik und des Klonens, deren ethischen und
religiösen Implikationen, dem Menschheitsbegriff im Allgemeinen und
vieler anderen Fragen reicht. Man merkt Matthias an, daß er sich
sehr ausführlich mit der Thematik beschäftigt hat, sowohl von
der naturwissenschaftlich-technischen als auch von der philosophisch-moralischen
Seite her (einige Literaturhinweise hat er dankenswerterweise im Anhang
aufgeführt). Die vielen Fußnoten, in denen er z.B. auf Wittgenstein,
Satre, Jonas, Kant und Beck verweist, zeugen von der inhaltlichen Qualität
seiner Auseinandersetzung mit dem Thema.
Ein Dialog mit Fußnoten ist allerdings
schon eine Skurilität für sich. Und da sind wir dann auch bei
dem Punkt, der für mich das Fanzine so schwer lesbar macht. Ein Aufsatz
in Dialogform stellt hohe Anforderungen an denjenigen, der den Dialog formuliert,
denn neben dem Inhalt muß der Autor auch auf den Gesprächsfluß
und die Kontinuität der sprechenden Personen achten. Matthias begründet
die Wahl dieser Stilform damit, durch eine Gesprächsform unterschiedliche
Meinungen und Gesichtspunkte besser Geltung verschaffen zu können.
Als erkenntnistheoretisches Instrument ist das sicherlich sinnvoll und
richtig. Ob es dem Leser jedoch gefällt, bzw. ob man dem Leser den
Weg der eigenen Erkenntnis als solchen präsentieren muß, ist
eine andere Sache. Ich jedenfalls hatte große Mühe, mich durch
den Dialog zu arbeiten und habe knapp vor der Hälfte aufgegeben. Dabei
hat mich gar nicht so gestört, was Matthias schreibt, sondern wie
er es schreibt. Der fiktive Dialog ist hölzern, die Überleitungen
manchmal etwas ruppig und die Sprache wechselt ständig zwischen dem
typischen Duktus eines philosophischen bzw. soziologischen Seminars, einem
technischen Kolleg und einer mit Hauptwörtern geschwängerten
Alltagssprache. Das macht keinen Spaß, es zu lesen.
Wie so oft wäre auch diesmal, etwas
weniger mehr gewesen. Letztlich wäre ein vielleicht 10 seitiger Aufsatz,
in dem Matthias seine Erkenntnisse und Meinungen zusammengefaßt hätte,
informativer und spannender gewesen. Und er hätte noch einen weiteren
Vorteil gehabt: Matthias hätte die relative Sicherheit seinen fiktiven
Dialogs verlassen und Position beziehen müssen. So dient der Dialog
nur dazu, die eigene Meinung, so widersprüchlich sie auch sein mag,
zu verschleiern.
Fazit: ein Fanzine nur für denjenigen,
der großes Interesse am Thema mitbringt und hartgesotten ist. Tausendseitige
Fanzineerfahrungen reichen dazu nicht....
Holger Marks
Marburg
BONSAI 10
112 Seiten DIN A 5, Offset (verkl.),
Klebebindung.
Auflage: 200 Exemplare, 8,00 DM
Bezug: Peter Fleissner, Eichenallee
9, 63457 Hanau.
Auf den letzten SF-TAGEN in Dortmund erschien
die lang erwartete Ausgabe von BONSAI mit den ausführlichen Berichten
zu den SF-TAGEN von 97. Vor allem die Herren Profiautoren hatten es sich
offenbar nicht nehmen lassen, die Versendung ihrer Autogrammkarten bis
ultimo zu verzögern, so daß Peter Fleissner jedem Käufer
mit leicht gehetztem Gesichtsausdruck erklären mußte, warum
das im Vorwort angekündigte Erscheinen zum letztjährigen BuchmesseCon
nur ein Wunschtraum war. Zum Ausgleich wurde man dann auch sofort wieder
ein Opfer Peters ewig blitzender Kamera.
Doch das Warten hat sich gelohnt. Sicher
nicht nur wegen der Original-Autogramme von Ian McDonald, Stephen Baxter
und (würg) Wolfgang Hohlbein, sondern vor allem wegen der 112 Seiten
voller Conimpressionen, zahlloser Bilder - sonst wäre es kein Fleissner-Fanzine
- und einigen Stories und Artikeln aus dem Umfeld des Cons. Presseberichte
finden sich in dem Heft ebenso wie der Nachdruck eines Interviews mit Beluga
Post, der gewichtigen Personifizierung des "OrgaKom". Das gesamte Panorama
der vorletzten SF-TAGE wird vor dem Leser ausgebreitet, dazu in hervorragender
Druckqualität (man kann die Leute auf den Fotos ernsthaft erkennen!)
und in einem knappen, aber sauberen Layout. BONSAI 10 ist nicht nur eine
Con-Retrospektive, es ist auch ein interessantes sekundärliterarisches
Zine.
Von der einzigen Story McDonalds abgesehen
finden sich viele der Vorträge des Cons in Artikelform wieder, was
das Zine über den Status eines reinen Conberichts hinaushebt. Der
generell launige Ton der Berichterstattung sowie nicht zuletzt die reichhaltige
und treffende Bebilderung machen BONSAI 10 zu einem Re-Erlebnis dieser
Veranstaltung, so daß dem Rezensenten nur die Hoffnung auszudrücken
bleibt, daß erstens zu den neuesten SF-TAGEN wieder etwas ähnliches
erscheint und zweitens er selbst auf dem eventuell dann abgedruckten Foto
nicht so selten dämlich aussieht wie in dieser Nummer.
Fazit: Kaufen, ehe es ein anderer tut!
Dirk van den Boom
Münster
Der FANZINE-KURIER
erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion
und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de
Preise: Einzelexemplar 1,20
DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps.,
Irene Salzmann, Johannes Unnewehr.
Auflage: 60 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
|