Online
81
|
|
Werte Leserinnen und Leser,
da sowohl in diesem Jahr als auch in 96 sechs
FANZINE-KURIER-Ausgaben erschienen sind, will ich mir einen kurzen Jahresvergleich
gestatten: In 96 wurden 78 Fanzines in 73 Rezensionen besprochen, in 97
70 Zines in 64 Rezensionen (das Übergewicht für 96 ergibt sich
aus dem FK 75, der immerhin 20 Seiten umfaßte, die übrigen
Ausgaben wie üblich zwölf Seiten). Die Auflage ist geringfügig
zurückgegangen: In 96 schwankte sie zwischen 70 und 75 Exemplaren
pro Ausgabe, in 97 zwischen 60 und 70 Exemplaren pro Ausgabe.
Immerhin steht mir weiterhin genügend
Material zur Verfügung. So kann ich für den FANZINE-KURIER 82
bereits Besprechungen über KAMAWAKAN, R WIE RHODAN; APPROXIMATION
51, SOLAR-X 94, GESCHICHTEN DER NACHT 18, GRIMOIRE 5, SF PERSONALITY 8,
TUMOR 7 und über das TUMOR SONDERHEFT 1: DÄMONEN ankündigen.
Viele Grüße
Armin Möhle
TRAKTOR – TRÄUME
UND VISIONEN
ANDROMEDA SCIENCE
FICTION MAGAZIN 140
DIE GRAUE ALLIANZ
4: KÄMPFE AUF CAMELOT
SCIENCE FICTION
MEDIA 132
SOLAR-X 92
GREY EDITION 2/GREY
EDITION 3
ALIEN CONTACT
28/29
DER KELTISCH-HEIDNISCHE
KALENDER
SOL 8
SOLAR-X 93
TRAKTOR - TRÄUME UND VISIONEN
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 60 Exemplare, Preis nach
eigenem Ermessen.
Bezug: Rainer Mauch, Lessingstr.
8, 78224 Singen.
Ursprünglich sollte TRAKTOR ein Duo-Egozine
werden. Hätten die beiden Herausgeber dieses Vorhaben realisiert,
hätten sie sich sicherlich weniger erstaunten Fragen nach dem Namen
ihres Zines aussetzen müssen. Dabei ist die Antwort auf die Frage,
warum dieses Heft TRAKTOR heißt, ganz einfach. Beide wohnen in ländlichen
Gegenden, in denen ein TRAKTOR kein ungewöhnliches Bild ist, wie
Rainer in seinem Vorwort erklärt. Wenn der Name selbst nicht kurz
und griffig wäre, gäbe es sicherlich viel über diese Begründung
zu lästern. Ich zöge ohnehin eine andere Begründung vor:
der Traktor als mächtige Zugmaschine, die den Leser in eine irrationale
Welt voller Träume und Visionen - so der Untertitel - befördern
soll.
Jörg und Rainer sind beide schon
seit vielen Jahren im Fandom aktiv. Man merkt dem Heft ihre Erfahrung
an. Die Beiträge, bis auf eine Ausnahme Stories bzw. Lyrik, sind
gut ausgewählt, das Layout (Zweispaltensatz) ist ordentlich und der
Text wird, wenn auch vielleicht etwas zu selten, von den Grafiken Rainer
Mauchs aufgelockert.
Jörg Dinstühler schildert uns
in "Das große blaue Nichts" die Erlebnisse eines Jungen, elf Jahre
alt, der von größeren Kindern der Nachbarschaft terrorisiert
wird. Eines Tages entführen sie ihn und seinen Freund auf das Gelände
einer nahegelegenen Fabrik. Dort haben sie gemeinsam seltsame Visionen
und der Junge erfährt die Kontaktaufnahme mit einem alten namenlosen
Wesen. Es ist eine sehr stimmungsvolle Geschichte, Jörg schreibt
eine realistische Jugendgeschichte, die leicht ins Horror-Genre abgleitet
und dabei an Lovecraft erinnert. Realistisch wird die Geschichte auch
deshalb, weil Jörg ihr eine Menge Lokalkolorit und Erinnerungen aus
der eigenen Jugendzeit mitgibt. An einigen Stellen ufert das Bemühen,
eine geeignete Stimmung zu erzeugen, allerdings auch aus und der Leser
wünscht sich, daß der Autor etwas stringenter zum Kern der
Sache kommt.
"Kellerträume" ist mit zwei Seiten
ein sehr kurzer Beitrag von Jürgen Thomann. Er schildert die seltsamen
Erlebnisse eines Mannes, der von einem Kaufmannsladen plötzlich in
ein seltsames Treppenhaus gerät, das nach der unmöglichen Geometrie
eines M. C. Eschers gebaut ist. Jürgen erklärt nichts, er schildert
nur und das reicht auch, um bei dem Leser einen Sense of Wonder zu erzeugen.
"Schlafen auf Heu, Träume in Moll"
ist die zweite ebenfalls etwas längere Geschichte von Jörg Dinstühler
in diesem Heft. Ein Astronaut verliert sich auf einem Langstreckenflug
immer mehr in seine Erinnerungen und vergißt dabei seine eigentlichen
Aufgaben. Einfach köstlich die Vorstellung, wie es ihm gelingt, eine
gute Flasche Wein und ein Päckchen "roten Libanesen" an den Kontrollen
vorbei in die Kapsel zu schleusen und er sich dann in aller Ruhe besäuft
und bekifft. Auch diese Geschichte ist wieder sehr stimmungsvoll erzählt,
überzeugend in ihrer melancholischen Art und stilsicher umgesetzt.
José V. Ramos liefert dann eine
Geschichte, der man die Eigenschaft "subtil" nicht würde zusprechen
wollen. Sein Protagonist ist ein perverser Psychopath, der sich aus Körperteilen
von ihm ermordeter Frauen eine Traumfrau "zusammenbastelt". Wir dürfen
ihn auf der letzten Etappe begleiten... José baut seine Geschichte
so geschickt auf, daß der Leser nicht sofort errät, um was
es eigentlich geht, indem er sie am Anfang aus der Perspektive des Opfers
schildert. Diese Geschichte paßt vielleicht am wenigsten zu den
anderen im Heft, da sie eine gänzliche andere Grundstimmung verbreitet.
Etwas überraschend wirkt der letzte
Beitrag im Heft. Rainer Mauch beschreibt in "Fänger im Netz" die
Gefahren der modernen Telekommunikation und des Internets für den
persönlichen Datenschutz. Ein kurzer, kompetenter Überblicksartikel,
der nur im Zusammenhang mit den anderen Beiträgen des Heftes etwas
deplaziert wirkt.
Insgesamt ist den beiden Machern ein
solides Erstlingswerk gelungen. Ob es eine zweite Ausgabe geben wird,
wissen selbst die beiden Herausgeber noch nicht. Dieses Heft hat jedenfalls
mehr als nur einen kurzen Blick verdient.
Holger Marks
Marburg
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN
140
108 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 600 Exemplare, 8,00 DM.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND,
Andreas Kuschke, Billerbeck 25, 29465 Schnega.
Bankverbindung: Saar Bank eG (BLZ
591 900 00), Konto 00 11 33 11.
Mit einer Mischung aus etablierten Autoren
und hoffnungsvollem Nachwuchs möchte ANDROMEDA 140 ein "Panorama
deutschsprachiger Phantastik" bieten.
In "Das große Blaue Nichts" läßt
Jörg Dinstühler die Gedanken seines Protagonisten weit zurückschweifen.
Bunt geschilderte Erlebnisse, Episoden mit blutigen Unfällen und
Auseinandersetzungen mit der Gang vom anderen Dorf finden ihren ekstatischen
Höhepunkt in einem Trip vor dem Abluftschacht einer Farbenfabrik.
Dieses an den Kinohit STAND BY ME erinnernde Setting vermag durchaus Sympathiewerte
beim Leser zu scoren.
"Der Schlangenmensch" Rainer Erlers gibt
sich bei einer päpstlichen Audienz so viel Mühe, daß der
Knoten am Ende nicht mehr aufgeht. Ist bei dieser Geschichte schon der
Plot klischeehaft, so ist es der bei der Charakterisierung des Protagonisten
zugrunde gelegte Analogieschluß, daß ein Schlangenmensch auch
einen verbogenen Charakter haben muß, erst recht. Die Ursachen allen
Übels findet Reiner Erler in der Kindheit und transportiert damit
das negative Menschenbild der Psychoanalyse.
Anton Fuchs Protagonist entdeckt im Wald
eine Leiche und findet unter zunehmender Verwirrung (des Protagonisten
und des Lesers) heraus, daß er selbst der Mörder war. Es handelt
sich um eine der kürzeren Geschichten im Heft.
Rolf Giesens "Looser in Hollywood" ist
eine Klamaukstory über einen SF-Fan, "der auszog, Hollywood zu erobern,
aber partout nicht bereit war, seinen Körper zu verkaufen, und als
Phantom endete". Giesens Mischung aus Albernheit mit einem Schlag Prostitution
geht nicht auf, weil die Komponenten nicht zusammenpassen. Geschichten
über SF-Fans sind ein Genre, dem ich ohnehin wenig abgewinnen kann.
George Filby reist in Walter-Jörg
Langbeins Geschichte "Die Filby-Papiere" mit H. G. Wells Zweitzeitreisemaschine
in die Vergangenheit, um dort als Urknall zu explodieren. Die Story gibt
zwar nicht viel her, ist aber kurz genug, um nicht allzusehr zu langweilen.
Um nicht mehr das häßliche
Entlein zu bleiben, als das ihre Mutter sie immer ansah, sammelt Lucia
in "Lucias Kampf gegen die Einsamkeit" Gäste um sich. Da niemand
bei ihr bleiben will, sammelt sie Leichen. Trotz des gelungenen Horroreffektes
gefällt mir die Geschichte nicht übermäßig. Sie transportiert
die gleiche frustrierende Botschaft wie Rainer Erlers "Schlangenmensch":
Wir sind nicht frei, wir sind alle Sklaven unserer Kindheitserlebnisse.
"Das tiefe Loch" ist ein Märchen
von Peter Marginter, in dem ein König den Turmbau zu Babel zu kompensieren
versucht, indem er eben besagtes Loch graben läßt. Ob die Menschen
dadurch die gemeinsame Sprache wiederfinden? - Das ambivalente Ende der
drolligen Geschichte paßt leider nicht so recht ins Märchenschema.
"Professor Weinsteins Erfindung" von
Gerd Maximovic ist ein weiteres Märchen, in dem sich ein kindlicher
Professor eine Maschine baut, mit der er sich in die Badezimmer unbekleideter
Damen beamt, was seine Gattin nicht so gerne sieht. Das technische Brimborium
ist dabei schwer einzuordnen: Neben mathematischen Tafeln und Rechenschiebern
gibt es Mikrosprachen, Fenster und Abstürze, Anspielungen auf die
Computermetapher also. Letztendlich dient die Technik wohl nur der Ausschmückung
oder Rechtfertigung des Abschweifens der Phantasie in pornographische
Gefilde, einer Rechtfertigung, der es heutzutage nicht mehr bedarf. Die
Geschichte scheint aus einer anderen Zeit zu sein.
Auch die Magierin Bearnice wird in der
Geschichte "Das grüne Popelmonster" von üblen Erlebnissen aus
ihrer Kindheit verfolgt, die sich in eben jenem Popelmonster manifestieren,
das sie leichtsinnigerweise selbst herbeigezaubert hat. Aber indem sie
ihre Gedanken ausschaltet, vermag sie das Vergangenheitsmonster zu besiegen.
Zwar hat diese Geschichte eine hoffnungsvollere, modernere Message als
die zuvor erwähnten, dafür leidet sie an sprachlichen Mängeln.
Der umgangssprachliche Ton wirkt am manchen Stellen übertrieben,
und plötzlich wird man von einem allwissenden Erzähler aus der
ansonsten nahe der Protagonistin angesiedelten Perspektive gerissen.
"Kloster" von Monika Pelz ist eine sorgfältig
aufgebaute Horrorgeschichte mit gut charakterisierten Figuren, die mit
zunehmendem Tempo auf ein leider undeutliches höllisches Finale zusteuert.
Spannend, aber dann?
Im galaktischen Krieg gerät ein
Kämpfer der heiligen erneuerten Kirche in die Hände des Gegners,
der sich als personifizierter Teufel erweist. "Kryptomnesia" von Konrad
Schaef ist eine Geschichte, die man schon mindestens zwanzig mal gelesen
zu haben glaubt.
Was in Zeitreisegeschichten das Paradoxon
ist, das ist in Feengeschichten die Idee, sich mit einem der drei Wünsche
weitere Wünsche zu wünschen. In Jürgen vom Scheidts Geschichte
"Drei Wünsche an eine Fee" wünscht sich der Protagonist mit
dem letzten Wunsch jeweils drei weitere Wünsche und verzählt
sich irgendwann. Das ist unbefriedigend. Warum wünscht er sich nicht
gleich eine unbegrenzte Anzahl Wünsche?
Carsten Schmitts "Weltenrauschen" ist
eine schwärmerische Geschichte, in der ein phantasievoller Protagonist
Geräusche als neue Wahrnehmungsebene entdeckt. Gut gemacht, allerdings
nichts für Freunde von Spannung und Abenteuer.
"Wo kein Adler wagt zu landen" ist der
rechte Ort, der Abenteurer anzulocken vermag. Autor Jens Schumacher schickt
zwei Professoren auf die Expedition dorthin, wo sie natürlich auch
nicht landen können. Die aufgebaute Spannung vermag sich im diffusen
Ende nicht recht zu entladen, da fehlt der Pep.
"Der Jumbee" von Malte S. Sembten ist
ein Familiendrama mit Zombies. Weißer Sohn texanischer Sklaventreiber
verpetzt einen Voodoo-Ritus, woraufhin schwarze Familie umgebracht wird.
Überlebender Sohn der schwarzen Familie verwandelt weißen Übeltäter
im Sezessionskrieg in einen Zombie. Letzterer nutzt abgehalfterten Mississippi-Dampfer,
um nach langer Fahrt böse Rache zu nehmen. Spannende Sache, magisch
und gut erzählt. Nur komisch, daß der Zombie zum Schluß
erschossen wird. Ich dachte immer, das geht nicht so einfach, weil Zombies
sowieso schon tot (oder untot) seien?
Michael Siefeners Inspektor ist "Auf
der Suche" nach einem Obdachlosenmörder, findet sich selbst und erliegt
der Rache im Inner Space. Das ist nicht ganz neu, man denke an ANGEL HEART.
Und es ist auch nicht sehr mitreißend erzählt.
In Norbert Stöbes "Die Wand" erleben
verschiedene Personen einen psychedelischen Gefühlssturm beim Kontakt
mit einer mystifizierten Wand. Ausgedehnte Inner Space-Landschaftsbeschreibungen
lassen wenig Spannung aufkommen, der Leser bleibt ratlos zurück.
Vielleicht enthält die Geschichte eine undeutliche Unterstützung
der Freigabe von Drogen. Vielleicht auch gerade das Gegenteil.
In "Kalter Sommer" von Achim Stößer
wird die Erde mal wieder von rochenförmigen Raumschiffen erobert,
in der Zukunft natürlich, vielleicht nur im Fernsehen, vielleicht
aber auch in der Realität, geschildert aus der Sicht eines afrikanischen
Eingeborenen und einer Eisverkäuferin. Am Ende ein böser Bruch
der Erzählebene: Ein vorher nicht eingeführter Mann aus dem
Off erklärt, daß jetzt radioaktiver Schnee fällt, daß
der Eingeborene das aber nicht weiß.
In "Tomorrow never knows" von Jürgen
Thomann monologisiert ein Zeitreiseopfer als Attraktion im Zirkuszelt.
Die wirkliche Attraktion fehlt der Geschichte: Was passiert, wenn er seinen
Opa in der Vergangenheit umbringt?
"Er war definitiv tot, als er seinen
letzten Roman schrieb!" ist der zentrale Satz in Uwe Voehls gelungener,
temporeichen und pointierten Horrorstory "Das Protokoll".
"Chiara" ist der Name einer Patronenkugel,
die einen Falken und einen Selbstmörder tötet und in unklarer
Weise das Schicksal einer Familie beeinflußt. Autor Dietrich Wachler
hat sich intensiv mit Lovecraft und Kafka beschäftigt. Die Kinder
seines Protagonisten scheinen nur ganz tolle Schulen besucht zu haben,
in denen man eine "Bereicherung des Wissens" erfährt und jeden Tag
"vollgesogen mit neuen Entdeckungen" nach Hause kommt. Wenn ich da an
meine Schulzeit denke...
Jörg Weigand ist mit einer Horrorstory
über eine Alraune vertreten, die unter einem Galgen wächst und
ihren Finder umbringt, weil der Gehenkte ein Mörder war. Unspannend,
hat mich nicht umgehauen.
Nach 400 Jahren finden rückkehrende
Kosmonauten die Erden entvölkert. Deutschland ist mit einer Glasschicht
überzogen und unter einer Kuppel lebt ein alter Mann. Werner Zillig
steigert in seiner Geschichte "Glas" die Spannung kunstgerecht, indem
er eine Erklärung für dieses schräge Setting verspricht
und immer wieder verzögert und vertagt, bis er sie schließlich
schuldig bleibt. Letzteres ist enttäuschend.
Im "Panorama deutschsprachiger Phantastik"
steht die Psychologie des nun bald vorletzten Jahrhunderts hoch im Kurs.
Wir leiden an unseren Kindheitstraumata und drücken uns um klare
Aussagen und gute Pointen herum. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ich wundere mich, daß die Amateure vom SFCD den Profis dieses Forum
spendiert haben. Verkehrte Welt?
Johannes Unnewehr
Heidelberg
DIE GRAUE ALLIANZ 4: KÄMPFE
AUF CAMELOT
84 Seiten DIN A 5, Kleinoffset,
Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN,
Kim Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Auch der vierte Band der PR-Fanserie von Autor
Wendelin Abt führt uns in die derzeitige PERRY RHODAN-Zeitschiene.
Immer noch geht es um das Ringen der von Atlan geführten IPRASA gegen
den aufkeimenden arkonidischen Nationalismus, diverse Geheimorganisationen
und -agenten und nicht zuletzt die Graue Allianz, die geheimnisvollste
aller Geheimorganisationen. Adrian von Zoltral, Ex-Konzernchef, der seine
Milliarden der IPRASA vermachen will, leidet immer noch unter seiner Amnesie,
die er während seines Absturzes auf dem Planeten Agon erlitten hat,
doch trotzdem läßt es sich Atlan nicht nehmen, ihn persönlich
aufzusuchen und lässig-locker in den Einsatz zu gehen. Behindert
wird er dabei vor allem durch den arkonidischen Geheimdienst auf der einen
Seite (der ihn mal eben entführt) sowie durch einen Gestaltwandler
auf der anderen, der ihn zwar wieder befreit, aber noch finsterere Absichten
hegt. Dann geht es noch um eine Verwandte Adrians, die von den Bösen
zu den Guten fliehen möchte und die Sicherheitschefin des Konzerns,
die Adrian auf Agon so geholfen hat, hat auch noch allerlei am Hut.
Leider fällt der vierte Band der
Serie von Wendelin Abt gegenüber Band 3 deutlich ab. Das mag an dem
hektischen Hin- und Her seines Handlungsfadens liegen, vielleicht auch
an den zahlreichen, völlig überflüssigen Rechtschreibfehlern.
Vor allem dürfte es an dem Konzept Wendelins selbst liegen, das in
diesem Band zunehmend seine Lücken beweist. Auf der einen Seite wird
versucht, dem PR-Kosmos gerecht zu werden, während auf der anderen
Seite andere SF-Serien ihren Einfluß geltend zu machen scheinen.
Da taucht ein PSI-Bund im arkonidischen Imperium auf, der verdächtige
Anklänge an BABYLON 5 hat, und dann haben wir es plötzlich mit
einem "Ritter der Dunkelheit" zu tun, der sozusagen das böse Äquivalent
zu einem Ritter der Tiefe sein soll - hier hat Wendelin nicht aufgepaßt
und noch nicht gemerkt, was Atlan und Perry schon lange gewußt haben,
nämlich das Ritter der Tiefe alles andere als "die Guten" sind, sondern
ihrerseits bloß Werkzeuge der Kosmokraten, über deren Tätigkeiten
man auch geteilter Meinung sein kann.
Dazu kommt, daß Wendelin die vorliegende
Story offenbar des Nächtens und unter Beibringung erheblicher Mengen
Koffeins verfaßt hat. Anders kann ich mir die wirre Konzeption und
den unsicheren Stil nicht erklären. So passiert auf den ersten 30
Seiten des Romans so gut wie gar nichts, nur, damit sich anschließend
die Ereignisse mehr oder weniger überschlagen. Wendelin wechselt
von pathetischem Geschwafel zu gut geschriebenen Actionszenen und läßt
Atlans Extrasinn - genauso wie das eingeführte Äquivalent des
Gys-Volbeerah-Mutanten - eher lächerlich aussehen. Erneut sind die
Charaktere relativ hölzern gezeichnet, was in Band 3 nichts ausmachte,
da die Handlung einigermaßen Hand und Fuß hatte und es einen
richtigen roten Faden gab.
Wenn nun auch noch Herausgeberin Kim
Stark ankündigt, der fünfte Band würde wahrscheinlich erst
Ende 1998 erscheinen, fragt man sich endgültig, wozu man dann noch
eine Fortsetzungsserie macht. Also, an dieser Stelle noch einmal der Rat:
Sorgt dafür, daß mehr Autoren mitschreiben. Das entlastet nicht
nur den offenbar etwas ausgepowerten Wendelin Abt, sondern sorgt auch
dafür, daß man vielleicht zwei bis drei Hefte pro Jahr herausbringen
kann.
Wenn ich in einem Jahr Band 5 lese, sind
die Bände 3 und 4 in meinen Papierstapeln längst zu Erdöl
sedimentiert.
Dirk van den Boom
Münster
SCIENCE FICTION MEDIA 132
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,80 DM, 4er-Abonnement
30,00 DM.
Bezug: Verlag Thomas Tilsner, Postfach
1829, 83637 Bad Tölz.
Bankverbindung: Postbank München
(BLZ 700 100 80), Konto 3920 44-808.
Eine Novität in SFM sind illustrierte
Stories von illustren Autoren, wobei Altmeister Isaac Asimov den Auftakt
macht - mit einer seiner schwächsten Geschichten. "Halluzinationen"
ist eine Jugend-SF mit sehr durchsichtigem Plot, überladen mit ausbaufähigen
Ideen, die für sich allein eigene Stories gerechtfertigt hätten.
Asimov kann sie bei der Kürze der Geschichte nur anreißen,
quasi notieren.
Andreas Eschbach war 97 einer der
aufsteigenden Autoren, mit Preisen prämiert und durch viele Rezensionen,
nicht nur in der Fanpresse, gewürdigt. Seine Story "Die Wunder des
Universums" beweist, daß er auch die kurze Prosa beherrscht, es
ist die beste Geschichte im Heft. Beschrieben werden die letzten Stunden
einer gestrandeten Astronautin, keine Chance auf Rettung. Ihr bleiben
nur noch ihre Gedanken und letzte Verfügungen. Und das grandiose
Schauspiel der Jupitermonde. Eschbach berührt durch die Emotionalität
und Farbigkeit der Schilderung, er gleitet nicht ab in platten Voyeurismus.
Eine Ergänzung dazu ist gleichsam
ein ausführliches Interview, welches Michael Matzer mit dem Autor
führte (darin eingelassen Rezensionen der Romane DER HAARTEPPICHKNÜPFER
und SOLARSTATION).
Auf der Flucht vor nicht genau definierten
Verfolgern kapert eine junge Frau das Auto eines abendlichen Einkäufers.
"Fahr einfach los, sagte sie", so der ungewöhnliche Titel von Richard
Paul Russos Odyssee, die den Protagonisten und seine geheimnisvolle Begleiterin
durch ein Labyrinth von Parallelwelten führt. Eine Science Fiction-Road
Movie. Irgendwo zwischen zwei Sprüngen verliert dann auch der Autor
das Ziel seine Geschichte aus den Augen und seine Spur endet auf einer
staubigen Landstraße im Nirgendwo.
Die zweite Hälfte des Heftes erinnert
wieder stärker an frühere SFM-Ausgaben. Viele fundierte Rezensionen
und Artikel, ein paar Seiten aus Tilsnerschen EDITION COMIC SPEEDLINE
und News und Olds aus allen phantastischen Medien.
Neu ein Ausflug in die unendlichen Weiten
des WorldWideWebs von Werner Saumweber. Deutsche und internationale Adressen
zur Science Fiction und Fantasy, die deutschen kommen leider etwas kurz.
Hier könnte man in der nächsten Ausgabe noch nachlegen.
SCIENCE FICTION MEDIA hat nach Jahren
der sporadisch erscheinenden Sparausgaben wieder ein neues Gesicht - bunter,
abwechselungsreicher, aber auch stromlinienförmiger. Eine Art FOCUS
für SF-Leser. Möglich, daß SFM 132 ein neuer Anfang des
traditionsreichen Magazins ist, möglich auch, daß der Bahnhofsbuchhandel
neue Leserkreise eröffnet. Diese Breitenwirkung erkauft man sich
aber (zwangsläufig?) mit einer Verflachung und Beliebigmachung des
inhaltlichen Angebots. Zu diesem Konzept wird auf Dauer der spezielle
News- und Rezensionsteil nicht passen, Fast Food-Leser mögen leichte,
schnell konsumierbare Kost. Die Entscheidung wird also fallen zwischen
Klasse und Masse.
Siegfried Breuer
Berlin
SOLAR-X 92
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM,
12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE,
Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank
(BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Manche Clubs schaffen es offenbar, trotz häufiger
und regelmäßiger Erscheinungsweise ihrer Publikationen taufrische
und hochinteressante Ausgaben zu erstellen - so zumindest der ANDROMEDA
SF-CLUB HALLE mit der immerhin bereits 92. Nummer von SOLAR-X.
Schon die Stories sind Leckerbissen:
Eluki bes Shahar versetzt in "Liebe in einem kalten Klima" eine Computerspielprogrammiererin
in die von ihr geschaffene Welt und läßt sie sowohl an deren
Eigenheiten als auch an der Verblendung der süchtigen Spielerschaft
leiden. "Der (Psychiatrie-) Patient" von Peter Schünemann entwirft
auf dem Reißbrett eine wundervolle Stadt und lebt in dem Wahn, daß
sie einmal gebaut werden könnte - ein lebenswerter Traum, um den
ihn seine Ärzte nur beneiden können... Auch "Das Lächeln"
von jon hat seine eigene Atmosphäre und endet unkonventionell.
Nicht minder nachdenklich stimmen die
Rezensionen. In seiner Besprechung von John Brunners SCHAFE BLICKEN AUF
zitiert Peter Schünemann genüßlich, daß die "Hochliteratur",
ganz der Vergangenheit verschrieben, nicht mehr in der Lage sei, gesellschaftliche
Gegenwartskritik zu leisten. Denke ich z. B. an das Fernsehspiel DIE RÄTTIN,
das neulich über die Bildschirme flimmerte, so kann ich in das Gekichere
nur einstimmen. Vielleicht verinnerlicht man bei germanistischer Bildung
ein akademisch und traditionell geprägtes Gedankengebäude dermaßen,
daß das Lebensgefühl der jetzigen Gegenwart fremd wird und
Visionen nur aus einer Warte heraus entwickelt werden können, die
völlig antiquiert und unrealistisch erscheint. Lebensfremd selbst
für einen notorischen Phantasten! Sogar als Abfolge von Symbolen
verstanden würde DIE RÄTTIN noch untot wirken.
SOLAR-X 92 bietet meistens auch plastische
Eindrücke von den besprochenen Werken, so z. B. in Peter Schünemanns
Rezension zu DAS BLANKE ENTSETZEN (spanische Horrorgeschichten) oder Tina
Kreißlers Verriß von DAS LUZIFER-DECK. Dabei sind die Rezensenten
stets bemüht, nicht zuviel zu verraten, halten sich z. T. sogar zu
sehr zurück. Thomas Hofmann bewertet ESSAYS DER PHANTASTIK zwar umfangreich,
läßt jedoch kaum durchblicken, was sie aussagen. Ob es ein
Makel ist, wenn, wie Peter Schünemann moniert, der Roman CHAGA (oder
z. B. AM FALSCHEN ENDE DER ZEIT phantastische Aspekte nur als Beiwerk
aufweist, ist gewiß diskussionswürdig. In jedem Falle lohnt
es, sich mit den Beiträgen in SOLAR-X 92 auseinanderzusetzen. Die
Crew ist gut, und sie weiß das auch. In DAS BLANKE ENTSETZEN erwähnt
Peter Schünemann am Rande, daß es in Deutschland durchaus gute
Autoren der Phantastik gebe, diese aber mangels kommerzieller Verwertungsmöglichkeiten
im fannischen Untergrund schreiben würden. Mancher erinnert sich
vielleicht an dahingehende Umfrageergebnisse, daß sich viele SF-Fans
für eine geheime Elite halten. Vergleiche ich das Niveau von SOLAR-X
mit dem einiger regionaler Tageszeitungen (in sprachlicher und gedanklicher
Hinsicht), so mag man das für berechtigt halten - allerdings ergaben
dieselben Erhebungen wohl, daß SF-Fans im Leben nicht erfolgreicher
sind als andere Menschen. Liegt`s an verinnerlichter Realitätsferne?
Oder wirkt dort ein Fluch, seiner Zeit voraus zu sein? Nun, das Elitärsein
beschränkt sich wohl auf`s Interessengebiet, zumal es kaum anderweitige
Gemeinsamkeiten unter den Fans gibt.
Freuen wir uns, daß die SF derzeit
Hochkonjunktur hat. In unserem Weltbild - jedenfalls den gemeinsamen Komponenten
- können wir uns bestätigt fühlen, weil dabei gleichzeitig
mancherorts das Bewußtsein für die Notwendigkeit wächst,
die eigene Zukunft zu gestalten. Und auch ohne uns und unseresgleichen
für verkannte Genies zu halten, deren Anerkennung nahen würde,
können wir auf weitere Fanzines solch hoher Qualität hoffen,
wie die 92. Ausgabe des Dauerbrenners SOLAR-X sie uns geboten hat.
Clemens Nissen s. ps.
Neuenburg
GREY EDITION 2: SHADOW & MADIEL
32 Seiten DIN A 5, Kleinoffset,
Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 4,00 DM.
GREY EDITION 3: FACETTEN DER UNSTERBLICHKEIT
108 Seiten DIN A 5, Kleinoffset,
Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, 5,50 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN,
Kim Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Regelmäßig produzieren Kim
Stark und der TERRANISCHE CLUB EDEN ein Fanzine nach dem anderen. Diesmal
bekam ich gleich zwei Stück, einschließlich der prompten Reaktion
auf meine Verwunderung, daß ich unter allen möglichen Fan-Stories
zu bekannten Serien noch nie eine zu AKTE X erhalten habe. Scully und
Mulder treten überdies in prominenter Gesellschaft auf: Der HIGHLANDER
McLeod und sein Mentor Ramirez sind auch mit von der Partie, solo und
in einem Crossover mit unseren beiden Agenten. SHADOW & MADIEL bietet
einen Ausflug in das Universum der WILD CARDS, einer TB-Reihe des Heyne
Verlags.
Eigentlich ziehe ich eigene Kreationen
eines Autors denen der bequemen Benutzung bereits vorgegebener Figuren
und Hintergründe vor, doch, zugegeben, die Aha-Effekte, ausgelöst
durch bekannte Namen, insbesondere bei Crossover, haben etwas für
sich. Hinzu kommt, daß es für die Fans einfach nicht genug
Stoff zu ihren liebsten Serien gibt, so daß sie eben selbst welchen
hinzudichten. Wenn dies gut gelingt, warum sollte man das nicht auch anerkennen?
SHADOW & MADIEL von Christian Spließ
beinhaltet eine Sammlung mehr oder minder unzusammenhängender Episoden.
Da ich die Bücher über die WILD CARDS nicht kenne, fällt
es mir entsprechend schwer, Bezüge zu knüpfen und Vergleiche
anzustellen. Soviel habe ich jedoch mitbekommen, daß es sich um
ein Paralleluniversum handelt, in dem Personen zu Assen, vergleichbar
den Superhelden, zu Jokern, den Außenseitern, und wer weiß
was mutieren, wodurch die uns bekannte Geschichte verändert wird.
Der gute Shadow und der böse Madiel sind Gegner, und nach dem Lesen
stellt sich die unbefriedigte Frage: Was weiter? Das Ende bleibt offen,
die Anthologie hat weder Kopf noch Schwanz. Noch zu erwähnen: Die
beiden Illustrationen auf dem Umschlag stammen von Christiane Lieke.
FACETTEN DER UNSTERBLICHKEIT bietet auf
über 100 Seiten eine Menge Lesestoff unterschiedlichster Art.
Matthias Richter ist mit zwei sehr kurzen
Pointen-Stories vertreten, die durch die Titel "c-Dur" und "e-Moll" jedoch
nur scheinbar miteinander in Zusammenhang stehen. In "c-Dur" wird aus
einem ungewöhnlichen Blickwinkel erzählt, in "e-Moll" werden
wir an einen bekannten SF-Film erinnert. Nur wollen wir der Pointe nicht
vorgreifen...
In "Gefangene des Lebens" berichtet Christiane
Lieke von einer Sekte, die sich vor Jahrhunderten zurückgezogen hat
und nun wieder Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt, wobei schaurige
Geheimnisse enthüllt werden. Der Anfang liest sich etwas langatmig,
doch kommt die Geschichte zur Mitte hin langsam in Schwung.
Jörg Ramm widmet sich in "The Race"
einer Figur aus dem HIGHLANDER-Universum. Sean Ramirez Connory zieht mit
einem Schüler durch das Spanien der Inquisition. Natürlich dauert
es nicht lange, bis der Oberbösewicht auftaucht. Eine traditionelle
Fantasy-Erzählung, die an den ersten HIGHLANDER-Film erinnert.
"Zeitlos" von Monika Abt wendet sich
Scully und Mulder zu, die über einige enthauptete Leichen in den
Dojo von McLeod stolpern. Crossover sind etwas besonders Nettes. Monika
ist es sehr gut gelungen, das typische Flair von AKTE X nachzuempfinden.
Dabei fielen mir erst so richtig die Stereotypen auf, die in den Gesprächen
der beiden in jeder Folge auftauchen, sei es die Art und Weise, wie Mulder
seine Partnerin anspricht ("Hey, Scully...") oder Scully mit dunkler Stimme,
sarkastischen Bemerkungen und knappen Fragen ihre Zweifel an Mulders Theorien
durchblicken läßt. Das ewige Gleiche, keine Weiterentwicklung
der Protagonisten: Einerseits prägen bestimmte Muster eine Serie,
machen sie gerade zu dem, was sie ist; andererseits tritt die Reihe irgendwann
auf der Stelle, weil nichts Neues mehr kommt, sich die Wiederholungen
abnutzen. Aber jeder Autor wird sich hüten, etwas zu verändern
oder auf eigene Faust weiterzuentwickeln, weil das Resultat dann nicht
mehr als eine akzeptable Ergänzung zu dieser Serie gewertet werden
kann.
"Dunkle Zeiten" von Jörg Ramm ist
erneut typische Fantasy. Die bewährte Heldengruppe, bestehend aus
einem Zauberer, einem Krieger und einem Jungen begibt sich auf die gefahrenvolle
Suche nach dem mächtigen Stein von Drui'noor. Als sie am Ziel angelangt
sind, läßt der Bösewicht die Maske fallen, und es wird
ein wenig gemetzelt. Traditionell, voller Klischees.
In "Die Grabung" widmet sich Christiane
Lieke noch einmal dem beliebten HIGHLANDER, der es mit der Hüterin
von Stonehenge zu tun bekommt. Viel Gerede, wenig Action, dadurch etwas
fad.
Auch wenn einige Schwachpunkte aufgeführt
wurden, allen Geschichten ist gemein, daß sie angenehm zu lesen
und erzählerisch oberhalb des Durchschnitts anzusiedeln sind. Die
Umsetzungen von TV-Stoffen sind tatsächlich gelungen. Die Fans der
Serien kommen auf ihre Kosten, aber auch für die normalen SF- und
Fantasy-Leser ist die Lektüre ein annehmbarer Zeitvertreib.
Das Verhältnis Bild/Text ist nicht
ausgewogen, sondern extrem textlastig. Unter den wenigen Illustrationen
finden wir u. a. ein schon etwas älteres und bekanntes Bild von Ludger
Otten, sowie eine gelungene Darstellung des Highlanders von der jungen
Zeichnerin Maren Frank auf Seite 65, was im Inhaltsverzeichnis tatsächlich
unterschlagen wurde - schäm' Dich, Kim!
Irene Salzmann
Kranzberg
ALIEN CONTACT 28/29
108 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 11,50 DM, 4er-Abonnement
26,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Oderstr.
17, 10237 Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380
707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.
Der Grund für diese voluminöse,
aber nur auf den ersten Blick beeindruckende Doppelausgabe (weil der Umfang
und auch der Preis lediglich verdoppelt wurden, womit sich die Herausgeber
die Versandkosten für die zweite Ausgabe ersparen) ist die Longstory
"Mission für Michael Clopper" von Mario Ulbrich.
Jener Michael Clopper ist Mitglied einer
galaktischen Söldnertruppe, die auf dem Planeten Tlaxos im Auftrage
der nasentragenden Solanen gegen die nasenlosen Manturen kämpfen.
Obwohl Mario Ulbrich einige Kampfszenen schildert, die zum Tod diverser
Soldaten führen, ist "Mission für Michael Clopper" eine Parodie
auf militaristische Science Fiction, die aber gerade wegen der Verwendung
humoristischer Elemente in seichtes Wasser gerät. In einer Taschenbuchanthologie
würde das nicht stören, aber der umfangreichste Beitrag in AC
28/29 wird dadurch zumindest teilweise belanglos.
Die übrigen Kurzgeschichten sind
kürzer, pointierter und ansprechender. Frank Bartling schildert,
wie "Ein verantwortungsloser Streich" von zwei Schülern verübt
wird, die eine einheimische Lebensform in einem Habitat aussetzen, das
Pflanzen und Tieren von der Erde vorbehalten ist. In "Entrückt" kehrt
Jens Schumacher die Situation um, daß Meeressäugetiere von
Menschen in Aquarien gehalten werden. Etwas ausgefallener ist die Kurzgeschichte
"Sternenschwester" von Gerd Frey und Volker Eschenbach, in dem eine Raumschiffbesatzung
einen kapitalen Fehler begeht, vor den sie ein Mitglied der Crew hätte
warnen können, wenn sein Egoismus nicht zu stark gewesen wäre.
"Das Weinen nach dem Schmerz" des bulgarischen
Autors Agop Melkonjan wirkt dagegen gerafft; auf etwa zweieinhalb Seiten
erlebt eine Raumfahrerin unter dem Einfluß einer nichtmenschlichen
Lebensform zum wiederholten Mal den Tod ihres neugeborenen Sohnes. "Die
Bienenhüterin" von Alan Casey, in dem die Protagonistin zur (vorübergehenden)
Heimstatt eines besonderen Bienenvolkes wird, erscheint in dem ansonsten
auf Science Fiction ausgerichteten ALIEN CONTACT etwas deplaziert.
Unter den sekundärliterarischen
Beiträgen finden sich eine Reihe von interessanten Texten. Hardy
Kettlitz setzt seine Serie "Science Fiction History" fort; diesmal berichtet
er über SF-Romane, die vor 75 und 100 Jahren erschienen sind und
über Autoren des Genres, die in diesem Jahr jene Alter erreicht haben
bzw. erreicht hätten - ein reizvoller Rückblick.
Hans-Jörg Vogel beschäftigt
sich mit "Rätselhafte(n) Phänomene(n) in der DDR-SF", nämlich
mit Romanen, die Motive der Prä-Astronautik thematisieren, die seit
jeher etwas suspekt anmuten. Außerdem sind die Bände, da in
(Ex-) DDR-Verlagen erschienen, vermutlich nicht mehr erhältlich,
ich muß aber einräumen. daß auch mich weder dieses Handicap
noch eine womöglich umstrittene Themenwahl davon abgehalten haben,
diverse Artikel zu verfassen. Erst kürzlich erschienen sind dagegen
die Romane und Magazine aus Kleinverlagen (vor nur einer Ausnahme abgesehen),
die in der Rubrik "SF aus Deutschland" vorgestellt werden.
Interviewpartner in ALIEN CONTACT 28/29
sind der britische Autor Robert Rankin, von dem im Bastei/Lübbe Verlag
eine Handvoll humoristischer Romane erschienen sind, und Nele Schütz,
die Cover der SF-Romane des Heyne Verlags gestaltet. Im Gegensatz zu manchen
Interviews, die in früheren AC-Ausgaben erschienen, sind diese Gespräche
ausführlicher und damit ergiebiger. Die üblichen Rubriken (Buch-
und PC-Spielerezensionen, Verlagsvorschauen u. a.) runden die sekundärliterarischen
Beiträge in dieser AC-Ausgabe ab.
Ich bleibe dabei: Die Kurzgeschichte
von Mario Ulbrich rechtfertigt die AC-Doppelausgabe nicht - aber vielmehr
die übrigen Stories und Artikel.
Armin Möhle
Wallenhorst
DER KELTISCH-HEIDNISCHE KALENDER
1998
11 Seiten DIN A 4, Offset, Spiraldrahtbindung.
Auflage: 300 Exemplare, 16,50 DM.
Bezug: Curtis Nike Verlag, c/o
Schaefer, Tempelherrenstr. 9, 10961 Berlin
Dies ist schon das dritte Jahr, in dem Curtis
Nike im Rahmen ihres umfangreichen Verlagsprogramms, das neben Fanzines
zu verschiedenen Themen auch Briefpapier, Aufkleber, handgearbeitete Schmuckstücke
usw. anbietet, einen Monatskalender herausgibt.
Die Drahtbindung ist eine gute Lösung,
wenn man, so wie ich, Kalender ungern abreißt, sondern wegen ihrer
schönen Motive komplett aufbewahren möchte. Man klappt jede
Seite einfach nach hinten. Was ich vergeblich suchte, ist der Aufhänger.
Dieses Problemchen habe ich damit gelöst, daß ich einen Draht
durch die mittleren Ringe führte, um eine Schlaufe für den Nagel
zu bilden.
Wie immer steht der Kalender unter einem
grafischen Motto: mythische Frauen. Dabei dienten Gestalten aus Mythologie
und Märchen wie Hel oder Undine der Inspiration. Vom Deckblatt in
DIN A 4 einmal abgesehen, sind die Zeichnungen ungefähr in DIN A
5 und nehmen die Hälfte jedes Blattes ein, während die verbleibende
Fläche von den jeweiligen Monaten beansprucht wird. Ergänzt
wird das Kalendarium von einer Gesamtübersicht über 1998 und
99. Die Monate werden unter ihren altdeutschen Monatsnamen (z.B. Januar
= Schneemond, Februar = Hornung etc.) geführt. Auf die Angabe der
üblichen Feiertage wurde verzichtet, stattdessen sind die heidnischen
Feste, die Mondphasen und der Eintrittstag der Sonne in die jeweiligen
Sternbilder aufgeführt. Wer Weihnachten nicht verpassen oder an einem
Feiertag nicht vor der verschlossenen Tür von der Firma stehen will,
trägt diese Daten am besten selbst ein.
Die Zeichnungen tendieren mit ihren klaren
Linien zum Jugenstil. Dargestellt sind hübsche Feen, Kriegerinnen,
Hexen und ähnliche Frauengestalten, zumeist begleitet von aufwendigen,
keltisch orientierten Bildleisten. Wer mag, kann sie sogar ausmalen oder
sein Lieblingsmotiv als Postkarte bestellen. Am Ende des Kalenders findet
man die Titel der einzelnen Bilder nebst der verlagseigenen Werbung.
Nicht zu vergessen, eine kleine Überraschung
liegt jedem Kalender bei.
Wer den etwas anderen Kalender von Curtis
Nike bestellt, erwirbt auf jeden Fall einen schönen Wandschmuck.
Irene Salzmann
Kranzberg
SOL 8
52 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.200 Exemplare, 6,00
DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE
e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt
(BLZ 500 107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.
Über 2.000 Exemplare auf Hochglanzpapier
und mit recht professionellen Layout - da fragt sich der Rezensent schon,
ob wir es hier eigentlich noch mit einem Fanzine zu tun haben. Oh doch,
da steht es ja im Impressum: SOL ist eine inkommerzielle Publikation.
Ich habe selten so herzlich gelacht wie über diese Aussage. SOL ist
als Hausmagazin der offiziellen PR-Marketingfuzzis alles andere als inkommerziell,
die Kommerzialität trieft sozusagen aus jeder Pore. Daran ändert
auch das typische "Ich bin ein Perry-Fan"-Schreckensporträt von Redakteur
Bollhöfener über dem Editorial nichts und auch nicht die gnadenvoll
gekürzten Leserbriefe in der dreiviertel-LoC-Seite.
Dabei ist SOL gar nicht einmal schlecht.
Die Beiträge sind jedenfalls - innerhalb der eng bemessenen Perry-Grenzen
- durchaus vielfältig. So lesen wir eine Menge über Vector Enterprises,
den Kleinverlag, der PR in den USA reaktiviert (ich habe unwillkürlich
an Uwe Draber denken müssen, wie kann das wohl?), ein paar Worte
aus der PR-Redaktion, Conberichte, Völkerdatenblatt, zahlreiche hervorragende
Zeichnungen in guter Druckqualität, eine PR-Story von Rüdiger
Schäfer sowie allerlei News, Kurzrezis und einen Rückblick auf
die PR-Magazine, die aber leider nur bessere Inhaltsangaben sind. Natürlich
ist das nicht viel mehr als die Vorbereitung der Leser auf den PRM-Oneshot
im Januar, immerhin hätten wir dann schon mal 2.200 potentielle Abnehmer.
SOL ist das Magazin für den PR-Fan.
In der Tat kann es besser als fast alle richtigen Fanzines sämtliche
Bedürfnisse des Fans nach Informationen und Merchandising befriedigen.
Es ist von Leuten gemacht, die der Materie nahestehen. Tatsächlich
stehen sie ihr so nahe, daß kein böses Wort über ihre
Lippen kommen mag. Perry ist für alle was tolles, was ja durchaus
angehen mag. Es würde jedoch der Seriösität dieses Heftes
guttun, wenn es hin und wieder auch mal ein paar kritische Stimmen zu
Wort kommen lassen würde. Da man historisches zu mögen scheint:
Warum haben die Perry-Autoren in den frühen Siebzigern massenweise
den Aufstand geprobt und wollten Perry mit REN DHARK und REX CORDA den
Todesstoß versetzen? Oder zum Inhalt: Wie wird denn das jüngste
Massengemetzel in der Perry-Serie so gewertet - ein Rückschritt in
die gute alte Zeit des Solaren Imperiums, als Männer noch Männer
und eklige Aliens noch eklige Aliens waren? Wie schade nur, daß
solche Themen nicht einmal ansatzweise diskutiert werden. Ich bin auch
ein Perry-Fan, und das seit über 15 Jahren. SOL bietet mir allerdings
recht wenig. Es ist gut gemacht. Es ist fast perfekt.
Vor allem ist es aber viel zu glatt.
Dirk van den Boom
Münster
SOLAR-X 93
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM,
12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE,
Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank
(BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
SOLAR-X wartet diesmal mit einer ungewöhnlich
langen Story auf. "Die dunkle Tür" von Frank Petermann ist eine Mischung
aus UNENDLICHER GESCHICHTE und ALICE IM WUNDERLAND. Frank erzählt
die Geschichte des kleinen Michael, der durch eine Tür im Gärtnerhaus
in eine Alternativwelt gelangt, in der zwei Magier um die Vorherrschaft
kämpfen. Michael hat die Möglichkeit, den Kampf zu entscheiden
und die Welt zu retten, indem er eine Prinzessin befreit und ihren wahren
Namen nennt. Soweit die Parallelen zur UNENDLICHEN GESCHICHTE. Die Anklänge
an Lewis Caroll finden sich eher in der Anlage der Nebenfiguren, die ebenso
abrupt und mit geheimnisvollen Botschaften auftauchen wie in ALICE IM
WUNDERLAND. Auch das Gut/Böse-Schema ist nicht so stark ausgeprägt,
wie in der UNENDLICHEN GESCHICHTE.
Von der Anlage her eher eine Kinder-
oder Jugendgeschichte, gelingt es Frank über die ganze Länge
hinweg einen Spannungsbogen aufzubauen. Er verrät dem Leser nie mehr
als unbedingt nötig und verführt damit den Leser unbedingt weiter
zu lesen. Manchmal sorgt diese Methode allerdings auch für Verwirrung.
Denn es handelt sich bei dieser Geschichte um die Fortsetzung einer Geschichte
aus SOLAR-X 86. Viele Bezüge zum ersten Teil werden also nur für
die regelmäßigen Leser von SOLAR-X verständlich. Für
denjenigen, der nur den zweiten Teil kennt, sind dagegen manche Äußerungen
und Handlungen der Personen etwas unverständlich.
Ein ganz anders gearteter Beitrag von
Ralf Anders mit dem Titel "Cassinimania" beschäftigt sich mit der
neuesten Sonde, die von der NASA auf den Weg ins äußere Sonnensystem
gebracht wurde. Im Gegensatz zu anderen Beiträgen - z. B. in ALIEN
CONTACT 28/29, auf den sich Ralf in mehreren Punkte explizit bezieht -
hält er es nicht für bedenklich, daß sich an Bord der
Sonde 35 Kilogramm Plutonium befinden und spricht ein Plädoyer für
die Grundlagenforschung aus. Er beschuldigt seinen Kollegen von ALIEN
CONTACT der "Uninformiertheit", gepaart mit "dümmlichem Halbwissen"
und "pseudogrünem Aktionismus" und wirft ihm dann vor, aus 35 Kilogramm
Plutonium 70 Pfund gemacht zu haben, nur damit es gefährlicher klingt.
Daneben gibt es noch einige, recht kleinliche Mäkeleien an der Wortwahl
(z. B. Satellit statt Sonde), so daß die Frage durchaus berechtigt
ist, wer sich hier auf BILD-Niveau mit dem Thema auseinandersetzt. Zumal
Ralf auch kaum etwas zu der Relevanz der Cassini-Sonde sagt, sondern nur
auf die Wichtigkeit von Grundlagenforschung verweist, ohne die wir seiner
Meinung nach immer noch in Höhlen säßen und Baumrinde
kauten. Nur mit zwei Sätzen deutet er an, für welche technische
Neuerungen die Sonde wichtig sein könnte. Alles in allem verbleibt
der Eindruck, es würde mit diesem Artikel ein weiterer (Neben-) Schauplatz
für den Kampf um Marktanteile in einem liberalisierten Fanzinemarkt
eröffnet.
Auch über die Zukunft von SOLAR-X
erfahren wir etwas. In einem kurzen Ausblick gibt uns Wilko Müller
kund, was das Magazin uns im nächsten Jahr bieten wird. Der Betrag
für ein Jahresabonnement erhöht sich auf 45,00 DM, am inhaltlichen
Konzept wird sich jedoch nichts ändern. Und das ist sicherlich auch
gut so, überzeugt SOLAR-X doch durch die Mischung der Beiträge
und die offene Gestaltung. Fast 100 Abonnenten sprechen eine deutliche
Sprache. Etwas außergewöhnliches wird uns das nächste
Jahr jedoch bringen: die hunderste Ausgabe mit einer Karikatur Wilko Müllers
als Alien... Damit wird dann eines der letzten Geheimnisse der SOLAR-X
Redaktion gelüftet. Wer es schafft mit solcher Regelmäßigkeit
hundert Hefte herauszubringen, der kann kein Mensch sein. Ein Fall für
Mulder und Scully?
Holger Marks
Marburg
Der FANZINE-KURIER erscheint
in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
Preise: Einzelexemplar 1,20 DM,
Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk
van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene
Salzmann, Johannes Unnewehr.
Auflage: 65 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
|