Online
80
Home - Index - Rezensionen - Impressum - email 7.11.1997

 

Werte Leserinnen und Leser,

die inhaltlichen Schwerpunkte im FANZINE-KURIER entwickeln sich ohne mein Zutun. Ingesamt sieben seriennahe Fanzines werden in dieser Ausgabe besprochen (wenn auch nicht in sieben Rezensionen): zwei BABYLON 5-, ein PERRY RHODAN- und vier REN DHARK-Fanzine. Da in den letzten Jahren bereits die vielfältigen (literarischen) Fanzines mit ihrer bunten Mischung aus Stories, Artikeln und Grafiken von Themenfanzines und spezialisierten Fanproduktionen (zu denen auch der FK gehört) abgelöst worden sind, stellt sich die Frage, ob die seriennahen Zines einen weiteren Schritt in dieser Entwicklung darstellen - ob zum Positiven oder zum Negativen, sei dahingestellt.
Für den FK 81 kann ich jedenfalls etwas mehr Abwechselung unter den Beiträgen anbieten. Bereits jetzt ist abzusehen, daß die Ausgabe Besprechungen über ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 140, ALIEN CONTACT 28/29, GRIMOIRE 5, KAMAWAKAN, SOL 8, APPROXIMATION 51, TUMOR 7, SOLAR-X 92, GREY EDITION 2 & 3, GESCHICHTEN DER NACHT 18 und über DIE GRAUE ALLIANZ 5: KÄMPFE AUF CAMELOT enthalten wird, also auch wieder zu dem einen oder dem anderen seriennahen Fanzine.

Viele Grüße

Armin Möhle



GESCHICHTEN DER NACHT 15A/15B
REN DHARK FANZINE 38/39
SOL 7
SOLAR-X 90
ALIEN CONTACT 27
SOLAR-X 91
REN DHARK 106/REN DHARK 107
ENPUNKT 29
DHARKS WORLD 10
SAGITTARIUS 29
LEGENDENSÄNGER-EDITION 61/LEGENDENSÄNGER-EDITION 65




GESCHICHTEN DER NACHT 15A/15B: BABYLON 5 - IM NEBEL DER ZEIT

60, 60 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 110, 110 Exemplare, 4,00 DM, 4,00 DM.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Kim Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.

Früher war bekanntlich alles besser. Da gab es viele verschiedene Fanzines mit einer bunten Mischung aus beklemmenden linksliberalen Stories, interessanten Artikeln und tollen Grafiken von Krischan Holl, Atze Atzenhofer und Frans Stummer. Im Fernsehen lief dafür bloß die Wiederholung von RAUMSCHIFF ENTERPRISE mit Käpt'n Kirk, Spock und Pille, und wenn man keine Zeit oder Lust zum Gucken hatte, war es nicht schlimm: Man kannte die meisten Folgen ja eh schon aus der frühen Jugend.
Und heute? Es gibt außer KOPFGEBURTEN kaum noch ein Fanzine der alten Schule, dafür wimmelt es in den Privatkanälen von Science Fiction-Serien. Will man auf dem laufenden bleiben, muß man den ganzen Sonntagnachmittag vor dem Fernsehen hocken und sich nach jeweils zwanzig Minuten über einen Werbeblock zappen, wenn man nicht glücklicherweise eine Reizblase hat.
Die Doppelnummer der Fanzinereihe GESCHICHTEN DER NACHT des TCE vereint diese beiden Zeiterscheinungen. Denn Monika Abt hat mit "Im Nebel der Zeit" auf ca. 100 Seiten eine Folge der SF-Reihe BABYLON 5 geschrieben. In den achtziger Jahren schrieben Fans auch schon Serien fort. Aber dabei handelte es sich um Heftromanserien, die von den Verlagen wegen Erfolglosigkeit eingestellt worden waren, man denke an die REN DHARK- oder die wohl immer noch existierende ATLAN-Reihe.
Nun muß ich gestehen, daß ich BABYLON 5 noch nie gesehen habe. Ich habe einige Male versucht, mich an all diese neuen Fernsehserien zu gewöhnen, aber es hat nicht geklappt. Erstens ist mir der Sonntagnachmittag zu schade zum Glotzen, zweitens habe ich keinen funktionierenden Videorecorder, und drittens finde ich diese Form der Unterhaltung gar nicht unterhaltend, sondern eher unglaubwürdig, klischeehaft und oberflächlich. Man ist eben von den wirklich guten SF-Filmen wie 12 MONKEYS oder MARS ATTACKS verwöhnt, die Ferrnsehproduktionen können da zwangsläufig nicht mithalten.
Denkbar schlechte Voraussetzungen also, um Monikas Roman zu bewerten. Ich weiß nicht, wie nah sie sich an die Serie angelehnt hat und ob ihre Erzählung in diesen Rahmen paßt oder nicht.
Jedenfalls habe ich verstanden, daß ein gewisser John Sheridan so eine Art Auserwählter ist, der kämpferisch für den Frieden eintritt und eine Außerirdische als Freundin hat - kennt man ja alles schon von Perry Rhodan. Bei einer Raumfahrt werden sie von einem Schiff voller Bösewichter entführt, die Oberschurkin ist eine Frau namens Talia Winters. Nach einem Raumgefecht mit friedliebenden Außerirdischen bruchlandet man auf derem Planeten, besteht in Pfadfindermanier ein paar Abenteuer, kommt dann glücklich wieder auf ein anderes Schiff, und dort trifft Sheridan unverhofft auf seinen Sohnemann. Ich muß gestehen, an dem Punkt wurde mir das Ganze zu beschwerlich, noch vor dem Anfang des zweiten Teils habe ich das Fanzine sozusagen ausgeschaltet. Aber ein Blick auf den Schlußsatz läßt in mir die Überzeugung aufkommen, daß alles gut ausgeht.
Garniert wird das Ganze mit reichlich Action, die aber nie blutrünstig und brutal wird, und einem guten Schuß Romantik. Vor allem wenn die Situation brenzlig wird, liegt man sich gerne in den Armen, z. B. nachdem sich eine Zellentür hinter einem geschlossen hat:
"Delenn und Sheridan blickten sich sekundenlang wortlos an. 'Glaubst du, daß das schon das Ende ist, John?' - John Sheridan nahm sie in die Arme. 'Nein, Delenn, wir werden von hier fortkommen, das verspreche ich dir.' - 'Ja. Niemand kann uns trennen, John. Sie können unseren Körper verletzen, zerstören, aber niemals unsere Seelen. Und solange du bei mir bist, habe ich keine Angst.' Lange standen sie so da und umarmten sich."
Von diesen für meinen Geschmack zu kitschigen Szenen abgesehen, schreibt Monika recht ordentlich. Unglückliche Formulierungen vom Schlage eines "Susan sah den Narn ausdruckslos an. Auch Garibaldi und Marcus Cole machten besorgte Gesichter" (warum "auch"?) bleiben die Ausnahme. Sogar korrekturgelesen wurde das Ganze für Fandomverhältnisse ordentlich, es finden sich relativ wenige Satzfehler.
Inhaltlich hätte ich mir etwas mehr Beschreibungen der Personen, der Landschaften, der Raumschiffe usw. gewünscht. So kann keine rechte Spannung entstehen, da man mit den Figuren nichts anfangen kann, und das, was den Reiz der Space Opera ausmacht, nämlich die exotische Atmosphäre, kommt auch nicht auf. Daran ändern auch die Illustrationen von Gabi Scharf, Gabi Stiene und Maren Frank nichts, da sie grundsätzlich nur Porträts von einigen der Handlungsträger darstellen - allerdings kann man bestenfalls immer erahnen, um wen es sich dabei handeln soll. Sie sehen jedenfalls alle aus wie amerikanische Seriendarsteller.
Vermutlich ging Monika und mit ihr der ganze TCE davon aus, daß jeder, der diese Geschichte liest, auch genügend Folgen von BABYLON 5 hinter sich hat, um zu wissen, wie alles und jeder aussieht. Für Fremdlinge wie mich hingegen bleiben Stellen wie "Der Anblick, der sich ihnen bot, nachdem sie das Sprungtor verlassen hatten, war wie immer grandios. Da schwebte sie, beeindruckend und riesig: die Raumstation BABYLON 5." eher frustrierend, da wir doch auch ganz gerne wüßten, warum sie so grandios aussieht.
Aber soll ich deswegen einen Sonntagnachmittag opfern und mich vor den Fernseher hocken? Das ist mir die insgesamt doch eher belanglose Geschichte nun doch nicht wert.

Joachim Stahl
Leinfelden



REN DHARK FANZINE 38/39

100 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 125 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: REN DHARK CLUB, Udo Emmerich, Steffenstr. 39, 40545 Düsseldorf.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 410 34-434.

Die vorliegende, ausgesprochen umfangreiche Ausgabe des internen Fanzines des REN DHARK CLUBS ist ein Freiberg-Special. Nun fragt sich jeder: Wer oder was ist Freiberg? H.-J. Freiberg ist einer der REN DHARK-Autoren, der insgesamt fünf RD-Romane verfaßt hat. Die Redaktion hat in diesem RDF Exposés und Romanrezensionen zusammengestellt und miteinander verglichen, außerdem einige der wenigen SF-Romane Freibergs außerhalb der RD-Serie besprochen. Das ist für hartgesottene RD-Fans natürlich hochinteressant - also für mich auch!, - dürfte dann aber vor allem historischen Wert haben, wenn es um die Vorstellung der Autoren geht. Schon etwas gezwungen wirkt es aber, alte Einzel-SF-Romane aus den sechziger Jahren aufwendig zu rezensieren. Nunja, jeder nach seinem Geschmack, und eine interessante Retrospektive ist es allemal.
Eine "Retrospektive" ist auch der Leserbrief von Harald Ernst Böhringer. Da habe ich mich jahrelang gefragt, wo dieser Schrecken des Fandoms wohl geblieben ist und finde ihn dann im RDC wieder, wo er sofort seine alte Angewohnheit endloser Leserbriefe wieder aufgenommen hat. Ob er bereits eine Schar Gleichgesinnter um sich sammelt, um den RDC generalstabsmäßig zu übernehmen? Wir dürfen gespannt sein!
Weitaus interessanter ist da die Replik von Manfred Weinland, dem Überarbeiter und Autor der RD-Bücher, die beim Bernt Verlag erscheinen, auf die zahlreichen Besprechungen der Werke im RDF. Das ist allein schon deswegen bemerkenswert, weil hier eine nachahmenswerte Interaktion zwischen Fans mit Ahnung und den (neuen) Machern des Produktes stattfindet, die so eng doch relativ selten zu finden ist. Ein Beispiel, das Schule machen sollte - und auch zeigt, daß Weinland sich durchaus mit seiner Arbeit identifiziert und sie für ihn nicht nur irgendein Schreibjob ist. So sollte es auch sein!
Ansonsten scheint der RDC aber zu gedeihen: Ein sehr schön aufgemachtes Clubzine und mehr als 100 Mitglieder (davon aber offenbar massenweise Karteileichen). Sollte ich vielleicht doch wieder eintreten? Na, da muß ich mir erst noch ein paar RDFs zum Rezensieren von Armin schicken lassen, bis ich diese Entscheidung getroffen habe.
Fazit: Allein schon aus SF-historischer Sicht interessant, trotz Böhringer-Effekt.

Dirk van den Boom
Münster



SOL 7

44 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.200 Exemplare, 6,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500 107 00), Konto 502454, lautend auf Peter Fleissner.

SOL ist das Magazin der PERRY RHODAN FANZENTRALE und erscheint vierteljährlich. Die Aufmachung ist edel, Hochglanzpapier (wenn auch nur schwarzweiß), übersichtlicher Satz, bekannte Namen aus dem PR-Umfeld. Wenn ich ein PR-Fan wäre, würde ich SOL vielleicht über den grünen Klee loben, so kann ich nur ein allgemeines Urteil abgeben.
SOL beinhaltet u. a. einen Bericht von Susan Schwartz (d. i. Uschi Zietsch, die Gründerin des FABYLON Verlags) über einen Ausflug des PERRY RHODAN-Autorenteams und der SOL-Macher nach Wien, einen Artikel von Manfred Rückert über Kurt Brand, der dieses Jahr achtzig geworden wäre, eine Vorstellung des neuen PR-Titelbildzeichners Alfred Kelsner und der tschechischen Ausgabe von PERRY RHODAN (inklusive eines Interviews mit dem Übersetzer Jaroslav Kuták). Natürlich auch diverse Interna zur Serie, zur PR FANZENTRALE und - nicht zu vermeiden - Werbung, um das Magazin zu finanzieren.
Das Angebot für den allgemein an Science Fiction interessierten Leser ist schmal, aber vorhanden. Andreas Schweitzer präsentiert Kino-News über die STAR WARS-Trilogie, den neuen Film CONTACT (der in der Presse recht durchwachsen beurteilt wird, von Begeisterung bis hin zu bitterbösen Verrissen). Karl Aulbach greift tief in die "Bücherkiste", beachtet sowohl die großen Taschenbuch-Verlage als auch den BLITZ Verlag (mit gut aufgemachten Hardcovern) und die ATLAN-Comic-Edition. Womit der Bogen zu PR wieder geschlossen wäre.
Die Zielgruppe von SOL ist nur und ausschließlich der PR-Leser. Damit ist nichts negatives verbunden, SOL füllt nur eine Angebotslücke, die es augenscheinlich gab. Für alles andere, Science Fiction, Fantasy, Horror, TV-Serien, gibt es spezielle Spartenmagazine und auch den einen oder den anderen Versuch, den ganzen Bereich des phantastischen Genres abzudecken. Darum allen, die PERRY RHODAN-Hefte und -Romane schätzen: viel Spaß bei der Lektüre!

Siegfried Breuer
Berlin



SOLAR-X 90

52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Wilko Müller jr. scheint seinen Frieden mit dem FK und seinen ihm manchmal sauer aufstoßenden Rezensionen (und Rezensenten?) gemacht zu haben. So jedenfalls deute ich seine Ausführungen im Editorial von SOLAR-X 90 und seiner INTERNET-Homepage, in denen er sich z. T. ausführlich zu seinem Verhältnis zu den Besprechungen äußert. Der Grund dafür scheint letztendlich die Tatsache zu sein, daß nur der FK sein Fanzine regelmäßig bespricht und so etwas wie ein Feedback produziert. Das ist die übliche Fandom-Misere: Alle konsumieren, aber niemand reagiert. Um dem abzuhelfen, gibt es den FK ja schließlich auch!
SOLAR-X 90 ist, nach eigener Aussage des Redakteurs, eine essayistische Ausgabe. In der Tat nehmen die Sekundärbeiträge einen prominenten Platz in diesem Heft ein, so daß ich mich auch auf sie beschränken möchte. Thomas Hofmann präsentiert in seinem Artikel "Kuckuckskinder - ein moderner Sagenstoff im Wandel der Zeiten" eine vergleichende Analyse von John Wnydhams Roman THE MIDWICH CUCKOOS und zwei darauf basierender Verfilmungen. Der Beitrag liest sich sehr interessant, wird seine wahre Qualität aber wohl erst entfalten, wenn man auch das Buch gelesen und die beiden Filme gesehen hat, womit der Rezensent leider nicht dienen kann. Viel mehr kann er daher auch mit dem Beitrag "Klone und andere Helden" vom Redakteur höchstselbst anfangen. Die Diskussion um die Fortschritte in der Gentechnologie aufgreifend, beschäftigt sich Wilko kritisch und mit Handreichungen aus der SF mit den Chancen und Gefahren neuer Technologien. Dabei läßt er niemanden ungeschoren: Die Kirche wird ebenso gegeißelt wie der Staat. Das Credo des Autoren: Wenn es möglich ist, all dies zu tun - warum eigentlich nicht? Eine Meinung, über die man sich streiten kann - aber immerhin eine Meinung zu diesem brisanten Thema, über das man sich eine Diskussion gerade im SF-Fandom eigentlich wünschen würde.
Es folgt eine Vorstellung der Autorin Nicola Griffith (AMMONIT) sowie ein Essay von ihr - als Welterstveröffentlichung! - über das Schreiben und die Art und Weise, wie man sich selbst in seinen Werken ausdrückt, übrigens recht gut übersetzt.
Zu den schwachen Beiträgen dieses Zines gehört der vom Autor Jens Schmidt bombastisch angekündigte "große" STAR TREK-Conreport, der in zwei Spalten drei Cons abhandelt und den man sich dementsprechend auch hätte sparen können (gerade ST-Cons geben doch eigentlich so viel Stoff zum Erzählen - und sei es nur, daß man sich herzlich über die Uniformträger lustig machen kann!). Auch Wilko Müllers Lobeshymne über die - nach meinem subjektiven Geschmack - doch etwas schwachbrüstige SF-Serie PRETENDER ist nur für den nachvollziehbar, der ebenfalls ein Faible dafür hat. Aber diese kleinen Beiträge schmälern keinesfalls die Gesamtqualität von SOLAR-X 90, das diesmal mit ausgezeichneten Sekundärbeiträgen aufwarten kann. Ich habe aber die Befürchtung, daß abermals die wenigsten sich werden aufraffen können, dies entsprechend zu würdigen - oder sich gar auf eine Diskussion einzulassen.
So ist das Fandom.

Dirk van den Boom
Münster



ALIEN CONTACT 27

60 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM, 4er-Abonnement 26,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Oderstr. 17, 10237 Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.

Aus ostdeutschen Landen flattert mir das Heft ALIEN CONTACT 27 auf den Tisch. Wie bei vielen anderen sauber und gediegen gestalteten Fanzines fällt es auch hier schwer, die Grenze zwischen Amateurprodukt und schon professioneller SF-Zeitschrift zu erkennen - ein grundlegender Unterschied besteht wohl nur gegenüber broschürenhaften Blättern à la SPACE VIEW, auf deren flachen, der Werbung entlehnten Inhalt man gerne verzichtet.
ALIEN CONTACT geizt nicht mit Informationen. Der geneigte User findet eine Fülle von Computerspielvorstellungen, für Leseratten gibt`s eine Menge Buchtips. Die Rezensenten nehmen kein Blatt vor den Mund und kommen zu nachvollziehbaren Wertungen, auch wenn das "Fazit: Liegenlassen!" unter der Spartenüberschrift "Der besondere Tip" doch etwas überrascht.
Mit Fakten bombardiert AC uns in der "Science Fiction History"; leider werden diese jedoch nur sehr kurz verbunden, so daß der Artikel kaum mehr als eine Aufzählung bietet und sich entsprechend dröge liest. Das Ziel des Verfassers, zu zeigen, daß früher die SF auch nicht besser war als heute, wird damit vielleicht indirekt erreicht... (Vielleicht aber auch nicht.)
Recht trocken kommen ferner die Beiträge "Deutsche SF" und "Nachruf auf Eberhard del´ Antonio" daher - der Fluch der Seriosität?
Abwechslung versprechen natürlich die Kurzgeschichten, und sie halten dies auch: Elze Surgailtes "Briefe von einem neugeborenen Planeten" zeigen einen programmierten Absturz aus der Sicht eines danach dem Tode entgegensiechenden Fremdwesens, Frank Festas "Cynthia" bohrt - wohl von Poe inspiriert - in einem fiktiven Autorenleben nach den Wurzeln schriftstellerischer Begabung für Schauergeschichten, und Dennis Merbach führt uns (einmal mehr) in "Amt 07" vor Augen, wie die Phantasie selbst das Arbeitsleben eines Bürokraten in eine Abenteuergeschichte verwandeln kann.
ALIEN CONTACT 27 hat keine spezielle Botschaft und kein besonderes Gesicht, es ist eine von vielen Ausgaben einer recht professionell gemachten, kleinen Zeitschrift. Das vorliegende Heft bietet weder größere Highlights noch Angriffsflächen, läßt allerdings vermuten, daß es sich regelmäßig lohnt, in AC zu schmökern.

Clemens Nissen s. ps.
Wangerland



SOLAR-X 91

48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Die 91. Ausgabe von SOLAR-X bietet leider nur eine einzige Kurzgeschichte, dafür aber eine herausragende: "Was ist los, Juanita?" von Frank Roger. Für Mick Newfield, einem Fan der Fernsehansagerin Juanita, ist es inakzeptabel, daß das Objekt seiner Verehrung mit einer neuen Frisur auf dem Bildschirm erscheint. Er programmiert seinen Videorecorder so um, daß das Gerät nur noch eine Juanita mit der alten Frisur wiedergibt. Die Mitglieder seines Fanclubs, die nur über elektronische Netze miteinander kommunizieren und auch zur Arbeit und zum Einkaufen ihre Wohnungen nicht verlassen (müssen), verfahren ähnlich. Doch das ist erst der Anfang: Die Energie- und Lebensmittelversorgung der Apartments der Juanita-Fans bricht stückchenweise zusammen, doch sie zeigen sich hilflos... Frank Roger, ein sehr routinierter Autor offenbar, hat eine gelungene, spöttische Satire auf die Scheinwelten jeglicher Fans verfaßt, nicht nur der von Fernsehansagerinnen oder Popgruppen - das SF-Fandom kann sich ebenfalls angesprochen fühlen.
Ansonsten bietet SX 91 ausschließlich Rezensionen, die wie üblich die Subgenres der Phantastik abdecken, auch die Fanszene nicht übersehen und meist recht fundiert sind - wie üblich. Jens Pauling hat ein "neues" Medium entdeckt: die Audio Books. Das sind natürlich schlichte Hörspiele, die in der fannischen Presse ausgesprochen stiefmütterlich behandelt werden. Deswegen ist dieser Beitrag besonders erfreulich, obwohl kaum anzunehmen ist, daß Hörspiele, die für knapp 30,00 DM bei einer Laufzeit von etwa einer Stunde angeboten werden, ihren Markt finden werden. Hinweise auf SF-Hörspiele, die von den bundesdeutschen Radiosendern ausgestrahlt werden, sind sinnvoller, erfordern natürlich eine aufwendige, unbefriedigende Recherche-Arbeit: Auch die "Hörspielbox" in den ANDROMEDA NACHRICHTEN bietet nur wenige Sendetermine an. Als Warnung will Angelika Herzog in ihrer "Bücherecke" ihre Zeilen über den GOR-Zyklus verstanden wissen, die sie im jugendlichen Altern offenbar mit Begeisterung gelesen hat. Eine Warnung freilich, die überflüssig ist, denn wir sind doch inzwischen erwachsen... Aber jeder Fandomler dürfte Romane gelesen haben, vor allem in den Jahren, in denen sein Interesse an der SF oder der Fantasy gerade erwachte, von denen er sich heute distanziert oder an die er nicht mehr erinnert werden will; auch ich schließe mich in dieser Hinsicht gar nicht aus.
Wilko Müller jr. bespricht DAS REICH DER ANGST von Brian M. Stableford, einen bemerkenswerten Alternativweltroman, im englischen Original. DAS REICH DER ANGST ist der letzte Roman Stablefords, der in Deutschland vor immerhin sieben Jahren erschien. Stableford ist zwar weiterhin produktiv, wird leider aber nicht mehr ins Deutsche übersetzt. Wilko berichtet auch recht wohlwollend vom RatzeCon, dessen Ehrengast Stableford war. Dazu kann und will ich nur knapp anmerken, daß ich bislang an keinem Con mit derartig viel Leerlauf im Programm und mit einem so drastisch zur Schau gestellten organisatorischen Unvermögen der Veranstalter teilgenommen habe.
Auch SOLAR-X 91 ist zufriedenstellend, lediglich die Rezensionslastigkeit stört (was seinen Grund in dem Materialangebot haben kann).

Armin Möhle
Wallenhorst



REN DHARK 106: QUARANTÄNEZONE TERRA!

68 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 8,50 DM.
REN DHARK 107: IM ZENTRUM DER GOLDENEN STADT
56 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 8,50 DM.
Bezug: REN DHARK CLUB, Udo Emmerich, Steffenstr. 39, 40545 Düsseldorf.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 410 34-434.

Wer stand immer im Schatten PERRY RHODANS? - REN DHARK, die Schöpfung des einstigen PR-Autoren Kurt Brand, der leider zu früh verstorben ist und dessen Serie nicht über hundert Hefte hinausgelangte. Ähnlich wie bei ATLAN, RAUMPATROUILLE u.a. sind es nun die treuen Fans, die den Handlungsfaden weiterspinnen und auf diese Weise REN DHARK und seine Kollegen weitere Abenteuer erleben lassen.
Das Erscheinungsbild der Hefte orientiert sich an dem der Originale: Das Motiv füllt einen Kreis, darüber das Logo, darunter der Titel des jeweiligen Romans. Der REN DHARK CLUB hat es sich sogar geleistet, ein buntes Cover zu spendieren, was in Fanzinekreisen noch immer die Ausnahme ist. Beide Bilder stammen von Gerald H. Neumann, das Logo ist ein Entwurf von Hartmut T. Klages. Die Optik ist wunderbar, und der Sammler wird sich kaum scheuen, die Fanprodukte ins Regal gleich zu den Werken von Kurt Brand zu stellen.
Die kleinen Innenillustrationen von L. Cattivo sind zu selten, um den Text wirklich etwas aufzulockern.
Schlägt man das Heft auf, geht es in gewohnter Manier weiter: Eingangs gibt es die kleine Zusammenfassung der vorausgegangenen Handlung und das Personenverzeichnis, dem folgt die Story in zwei Spalten, die schon an den Umfang (68 und 56 Seiten) der "richtigen" Romane heranreicht, abschließend die kurze Vorausschau auf den nächsten Band.
Das Fehlen von Leserbriefen wird beide Male entschuldigt. Stattdessen bietet die Ausgabe 106 eine Zeittafel über die wichtigsten Ereignisse der letzten (Fan-) Hefte, Nr. 107 einige Insider-Informationen. In beiden Heften findet sich in der Mitte ein Überblick über die gesamte Serie, die ich jedoch lieber schon zu Beginn gesehen hätte statt als Unterbrechung mitten im Roman.
Über Tipp- und Trennungsfehler sehen wir gern hinweg; da sind wir doch von namhaften TB-Verlagen noch ganz anderes gewöhnt ...
Der Vergleich mit PR drängt sich natürlich auf, ist jedoch unfair, schließlich fliegt der eine schon fast 2.000 Hefte lang durchs All, der andere gerade mal 100.
Insofern erscheint REN DHARK als Taschenausgabe des berühmten und großen PR - besser gesagt, die Handlung, die Protagonisten, der Stil, alles erinnert ein wenig an die frühen Abenteuer Perry Rhodans, vielleicht an die ersten 200 Hefte, Perrys golden age. Die Parallelen sind eindeutig: Um im Mittelpunkt agieren zu können, muß der Titelheld ein hohes Amt inne haben, jedoch den langweiligen Schreibkram seinem Stellvertreter auf der Erde überlassen - und ab geht es mit den Freunden ins Abenteuer. Die Technologien, die man einigen Aliens verdankt, ermöglichen den überlichtschnellen Raumflug und das Bestehen gegen mehr oder minder überlegene Gegner.
Auf rund 60 Seiten haben die Autoren eine Menge Platz, um ihre Ideen auszuarbeiten. Mehrere Handlungsebenen sorgen für die notwendige Dichte. Unser Held Ren Dhark kehrt gerade zur Erde zurück, doch ist ihm das Betreten der Heimat verwehrt, denn diese steht unter Quarantäne. Macht nichts, er muß doch gleich wieder zum nächsten haarigen Einsatz, der sich prompt als Falle erweist. Und auch an den vielen anderen Schauplätzen auf der Erde oder fernen Welten, an Bord anderer Schiffe brennt es.
Beide Autoren, Thomas Martner (RD 106) und Dirk van den Boom (RD 107), verstehen es, die Handlung über viele Seiten hinweg abwechslungsreich zu gestalten und die Figuren im Sinne Kurt Brands zu beleben. Die Namen klingen alle ein wenig bieder, doch ist mir das lieber als diese merkwürdigen Zungenbrecher, die den Eindruck hinterlassen, ihr Erfinder habe mit geschlossenen Augen einfach ein paar Tasten getippt und das Ergebnis begeistert als Eingabe Gottes aufgefaßt, oder jene überlangen Bezeichnungen, die sich sowieso kein Mensch merken kann bzw. will.
Zwar sind die alten Klischees, von denen man sich so schwer trennen kann, an Bord (der eigenwillig und erfolgreich handelnde Held, sein treuer Begleiter, der schüchterne und bis über beide Ohren verliebte Funker, das ängstliche Double mit seinem geldsüchtigen Agenten), es fehlen etwas spritzige und auch witzige Einfälle (Ren Dhark hat keinen Gucky!), aber, von dem einmal abgesehen, lesen sich die Romane als unterhaltsamer, homogener Text. Der Stil ist routiniert und angenehm, die Sprache den Figuren und ihrem Umfeld angepaßt, die Handlung wird kontinuierlich vorangetrieben, ohne irgendwelche verwirrenden Schnörkel.
Nebenbei versäumt es Dirk nicht, sein fachliches Wissen über Afrika anzuwenden (Du kleiner Angeber, Du - jaja, ich bin schon still, wir Sinologen sind ja auch nicht ganz frei von winzigen Eitelkeiten, smile). Der kleine Exkurs macht sich gut (auch PR-Autor Kurt Mahr brachte sein technisches Fachwissen ein), doch sollte an späterer Stelle noch einmal Bezug genommen werden, damit der Ausflug nach Nigeria nicht so isoliert wirkt (auch wenn er nur als Beispiel für die Veränderungen der Cyborgs dient), insbesondere da andere Passagen weniger liebevoll ausgeschmückt sind.
Es ist nicht leicht, eine lange Geschichte aufzubauen. Im Gegensatz zu einer Short-Story muß der Autor den Background ausarbeiten, den Charakteren eine überzeugende Dichte verleihen, realistische Dialoge formulieren, durch spannende Ereignisse den Leser bei der Stange halten und obendrein den roten Faden durch seine Handlungsebenen ziehen. Bei einer Serie kommt noch hinzu, daß der Schreiber durch ein Konzept und den Austausch mit seinen Kollegen gegängelt wird, so daß der Spielraum für individuelle Geistesblitze begrenzt ist. Durchhaltevermögen beim Schreiben gehört auch dazu; häufig sind gute Ideen ins Altpapier gewandert, weil von heute auf morgen die Lust weg war. Und nicht zu vergessen, die Autoren sind keine Profis, sondern schreiben nach Feierabend.
Als Alternative zu PR & Co. ist die REN DHARK-Reihe empfehlenswert!
Einem Vergleich mit ATLAN, DIE GRAUE ALLIANZ und was sonst noch an Fanserien derzeit im Umlauf ist, hält REN DHARK problemlos stand. Der Club und seine Mitarbeiter sind sehr engagiert (ich entsinne mich weiterer Magazine, die ich vor einiger Zeit zu rezensieren hatte), so daß anzunehmen ist, daß die Reihe weitere Fortsetzungen erfahren wird. Da überdies die alten Hefte als Buchausgabe beim Hansjoachim Bernt Verlag erscheinen, haben jüngere Leser bzw. Neueinsteiger die Gelegenheit, die Abenteuer von Anfang an mitzuverfolgen.

Irene Salzmann
Kranzberg



ENPUNKT 29

56 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 DM, 4er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Leopoldstr. 29, 76133 Karlsruhe.

Ein richtiges Egozine kann man eigentlich nicht besprechen. Denn Kritik, das liegt hier in der Natur der Sache, wird zugleich auch Kritik am Ego seines Herausgebers, der sich und sein Denken und Fühlen darin zur Schau gestellt hat. Und ENPUNKT ist ein Egozine par excellence: durch und durch subjektiv und persönlich. Eine so gewollt wie geschickt auf chaotisch gestylte Mixtur aus Reiseberichten, politischen Statements, autobiographischen Szenen, Platten- und Filmkritik und einem für Normalsterbliche letalen Schuß Alkohol. Richtet sich in erster Linie an Freunde und Bekannte vornehmlich aus punkigen Kreisen. Die aber scheinen immer weniger zu werden: Der neuen Generation jugendlicher Punks ist ENPUNKT offenbar kein Begriff, und Klaus hat so manches Mal Schwierigkeiten, die Hefte an den Mann und die Frau zu bringen, wie er einmal schreibt. Dann weht ein Hauch von Wehmut über die Seiten. Kein Wunder: Wie er uns versichert, ist er über dreißig und damit offenbar mehr Opa als Punk. Vor seinen Augen sieht er den Greis Mick Jagger müde über die Bühne schlurfen. Das ist der eine Klaus.
Der andere, der gibt sich jugendlich, kämpferisch. Der träumt von einer "herrschaftslosen Gesellschaft", wo es "wahre Gleichberechtigung" gibt, und bringt mit dem Tiefsinn eines Vierzehnjährigen Phrasen, die - wären sie auf Vinyl gepreßt - vor lauter Abnutzung keiner mehr verstehen könnte: "Jeder Mensch ist politisch - und wenn er sich ausdrücklich als 'unpolitisch' bezeichnet, dann ist das eben auch eine Aussage." Punkt. Diesem Klaus ist es eine ausführliche Bemerkung wert, wird er - wie in "Bullen mal ohne Streß" voller Verwunderung geschildert - mit "Herr Frick" angeredet und gesiezt. Und er benötigt acht Jahre Mauerfall und vier Seiten seines Heftes zur Verarbeitung der bahnbrechenden Erkenntnis, daß manche linken Radikalen mit ihren Ritualen und verbretterten Denkmustern sich "nicht besser verhalten als Nazis, was Denkweise und Verhalten angeht".
Achtung dagegen verdient seine Schilderung "Kein Held für Hamburg", in der Klaus sich angesichts einer "Sieg Heil!" brüllenden Fußballmeute lieber still verdrückt, als zu protestieren und sich damit als ganz normaler Durchschnittsbürger outet: Ein Feigling wie du und ich. Leider einer, der ein halbes Heft weiter meint, dadurch zum heroischer Vorkämpfer für ein besseres Deutschland zu avancieren, daß er sturzbesoffen und im pöbelnden Pulk in eine DGB-Kundgebung platzt und das versammelte Gewerkschaftervolk mit dem "völlig genialen Slogan 'Arbeit ist Scheiße'" durcheinander bringt. Wäre "Herr Frick" in seinem wahren Leben nicht selbst ein "seriöser Spießer" und Schreibtischtäter mit sicherem Einkommen, wie er ihn in seinem Zine immer wieder so negativ schildert, man hätte die Aktion und seinen genüßlichen Bericht ("Zum absoluten Schlager wurde das frenetische 'Saufen Saufen jeden Tag nur Saufen', was die seriösen Gewerkschafter offensichtlich endgültig durcheinanderbrachte.") vielleicht als Satire durchgehen lassen können. So aber?
Es bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück. ENPUNKT ist ein Zine, das in seinen besseren Momenten aufrichtig klingt, manchmal aber peinlich daher kommt und an vielen Stellen mit zelebrierten Stereotypen und mühsam erarbeiteten Plattheiten langweilt. Zugleich ist es ein Egozine der besten Sorte, denn all diese Dinge kommen aus dem Macher selbst, der sich uns hier ungeschminkt präsentiert. Das aber muß man hinnehmen wie den Kater nach der Sauftour. Das kann man nicht rezensieren.

Thomas Schmitz
Bochum



DHARKS WORLD 10

44 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, Preis unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: REN DHARK CLUB, Udo Emmerich, Steffenstr. 39, 40545 Düsseldorf.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 410 34-434.

Im dritten Fanzine des REN DHARK CLUB sollen anstelle von RD-Kurzgeschichten zukünftig Romane erscheinen - eine herausgeberische Entscheidung, die zwiespältig ist: Storyautoren (und RD-Fans) wird eine Veröffentlichungsmöglichkeiten genommen, anderen dagegen die Gelegenheit zur Veröffentlichung von (Kurz-) Romanen gegeben, die jedoch höhere Anforderungen als Kurzgeschichten an den Autor stellen. Freilich kann der RDC in DHARKS WORLD sowohl Stories als auch (Kurz-) Romane veröffentlichen...
Der erste Roman in der DW-Reihe trägt den Titel "Cyborg-Alarm" und wurde von Werner K. Giesa verfaßt. Das Geschehen beginnt actionreich: Drei Raumschiffe nähern sich der Erde und zerstören ein Asteroidenfort, kurz nachdem sie es durch die Verwendung eines gültigen Funkcodes passiert hatten... Ihr Angriffsziel ist offenbar die Erde, so daß die Zerstörung des Asteroidenforts ausgesprochen sinnlos ist, weil es früher als nötig die Verteidigungsstreitkräfte der Erde auf die Raumschiffe aufmerksam macht, was für diese aber nicht nachteilig ist, da sie sich als unangreifbar erweisen. Erst durch den Einsatz von Cyborgs, unter ihnen Var Levton, ein Teleporter, können sie gestoppt werden.
Die Funktion der Mutanten aus der PERRY RHODAN-Serie als militärische Agenten haben in der REN DHARK-Reihe die Cyborgs übernommen. Der Roman ist immerhin auch ohne Kenntnisse des RD-Universums verständlich und befaßt sich mit einem interessanten Thema: Als Levton bei seinem letzten Einsatz den Tod seiner Schwester verursacht, die offenbar als Kommandantin der Raumschiffe dazu gezwungen wurde, den Angriff gegen die Erde zu fliegen, will er seinen Dienst quittieren. Dies wird jedoch nicht akzeptiert, Levton flieht, kann seinen menschlichen und nichtmenschlichen Häschern dank seiner Teleporterfähigkeiten jedoch jederzeit entkommen.
"Cyborg-Alarm" verneint erwartungsgemäß die Frage, ob ein Mutant, pardon, Cyborg ein freies Leben führen kann. Levton stellt sich, wird jedoch nicht zu weiteren Einsätzen herangezogen, sondern in die Cyborg-Forschung versetzt. Das ist eine Lösung, die bereits nach Levtons letztem Einsatz hätte gefunden werden können (auch in der PR-Serie?!), jedoch die zweite Hälfte des Romans nicht ermöglicht hätte... Levton ist immerhin der einzige Protagonist des Romans, der emotionale Reaktionen zeigt; die Charakterisierung der übrigen Figuren bleibt allenfalls in den Ansätzen stecken.
"Cyborg-Alarm" weist einige Ungereimtheiten auf, die DHARKS WORLD 10 nur den RD-Lesern empfehlenswert erscheinen lassen.

Armin Möhle
Wallenhorst



SAGITTARIUS 29

52 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Leopoldstr. 29, 76133 Karlsruhe.

Nach der wechselvollen Geschichte des Bogenschützen aus dem Schwarzwald möchte Klaus jetzt einfach ein Heft machen, das ihm selbst gefällt. Das er damit weniger Schwierigkeiten hat als jeder andere Fandomler, ist leicht einzusehen, hat Klaus doch durch seine langjährige Tätigkeit im Fandom und seit einigen Jahren auch durch seinen Beruf jede Menge Kontakte zu Künstlern und Autoren. Er kann also aus einem Fundus schöpfen, von dem jeder andere Fanzineherausgeber nur träumen kann.
Trotzdem kann sich der Ein-Mann-SAGITTARIUS nicht mit der professionellen Gestaltung der Ausgaben der zweiten Hälfte der achtziger Jahre messen. Ob er das soll oder muß ist denn auch Thema einer kleinen Auseinandersetzung zwischen Günther Freunek, lange Jahre Mitherausgeber und Layout-Verantwortlicher, und Klaus N. Frick mit dem Titel "Devolution oder was?" Ein bißchen Nostalgie klingt an, wenn Klaus die schönen Zeiten schildert, als man Nächte hindurch über die nächste Ausgabe diskutierte. Aber muß man sich immer dem "Schneller, Höher, Weiter" verpflichten? Kann man nicht einfach auch ein Heft machen, daß vielleicht kein professionelles Aussehen hat, aber inhaltlich den eigenen Ansprüchen genügt? Eins ist diese Ausgabe des SAGITTARIUS jedenfalls nicht, ein bloßer "SF-Extrakt aus ENPUNKT", wie Günter Freunek die vorherige Ausgabe bezeichnete. Denn wenn auch das Layout nicht mehr professionell ist, so kann sich die inhaltliche Qualität der Beiträge durchaus sehen lassen.
Der Schwerpunkt dieses Heftes liegt dabei auf sekundärliterarische Beiträge. Einige kürzere Stories und ein Comic runden den Inhalt ab.
In einem der umfangreicheren Beiträge stellt Armin Möhle die "Die Welt der TERRANAUTEN", die inhaltlich wohl anspruchsvollste deutsche Heftromanserie vor, die Anfang der achtziger Jahre im Bastei/Lübbe Verlag erschien. Als Konkurrenz zur PERRY RHODAN-Serie gedacht, konnte sie dieser kommerziell jedoch nie das Wasser reichen. Armin stellt die wesentlichen Inhalte vor und verdeutlicht, was die Serie gegenüber ihren Konkurrenten auszeichnete. Eine Bibliographie fehlt ebensowenig wie zwei Coverabbildungen, die jedoch unglücklicherweise nebeneinander auf einer Heftseite abgedruckt werden und damit wenig dazu beitragen, den Text aufzulockern. Sowas freilich wäre beim alten SAG nicht passiert...
In einem weiteren Beitrag spricht Jörg Munsonius mit Wilfried A. Hary. Wir erfahren viel über Harys bisherige schriftstellerische Laufbahn und sein Projekt, Romane als "Diskomane" auf Diskette herauszubringen. Jörg Munsonius läßt Hary viel Platz zur Selbstdarstellung, den dieser ausführlich nutzt. Kritische Fragen gibt es selten, fragt sich unsereiner doch, welchen Sinn es macht, umfangreiche Texte in Zeiten des INTERNET noch auf Diskette zu verschicken.
Weitere Artikel beschäftigen sich mit der SF-Musik der Gruppe WAVESHAPE, neuen Romanen von Hanns Kneifel und anderen. In einem Kommentar beklagt sich Irmeli Altendorf über die Schwierigkeiten, die Werke ihres Mannes Wolfgang Altendorf in Deutschland einem Verlag zu verkaufen. Altendorf, der Anfang der Achtziger den Roman STAHLMOLEKÜL bei Heyne veröffentlichte, ist heute in Deutschland kaum präsent und darauf angewiesen, seine Werke in extrem niedrigen Auflagen im Selbstverlag herauszugeben.
Auch bei den Stories kommen die guten Kontakte des Herausgebers zum Tragen. Den Auftakt macht Frank Böhmert mit "In der Hauptstadt". Eine Geschichte, die man so oder so ähnlich schon häufiger gelesen hat. Es geht um einen Mann, der sich kurzzeitig in eine virtuelle Realität versetzen läßt, zurückgeholt wird und Schwierigkeiten hat, sich in der realen Welt zurecht zu finden. Gleichzeitig erfahren wir, daß die reale und die virtuelle Welt gar nicht so verschieden sind. Die Geschichte ist gut und routiniert erzählt, daß bißchen Lokalkolorit, die Story spielt in Berlin, kann jedoch über den dürftigen Inhalt nicht hinwegtäuschen.
"Paolo tanzt" vom Herausgeber trifft dagegen genau den Nerv des Lesers. Paolo tanzt auf dem Dach und wird daraufhin von einem Polizisten unter dem Beifall der Zuschauer erschossen. Das ist alles, mehr erfahren wir nicht. Beklemmende Gefühle kommen auf und der Gedanke an totalitäre Systeme. Für mich, die beste Geschichte im Heft.
"Geierabend" und "Unmoralisches Quartett" von Sabine Wedemeyer-Schwiersch sind kleine Grotesken. In "Geierabend" wird der Chef eines Chemiekonzern von einem Gericht seiner gequälten Versuchstiere in eine ganz besondere Hölle verdammt. Das "Unmoralische Quartett" besteht aus den falschen Individuen einer mehrgeschlechtlichen Alienrasse. Kurz und sehr abstrus und damit gut zu lesen.
SAG 29 ist wegen der bunten Mischung der Beiträge ein sehr interessantes Fanzine. Bleibt zu hoffen, daß es Klaus gelingt, noch weitere Ausgaben zusammenzustellen, die ihm und damit wahrscheinlich auch uns gefallen.

Holger Marks
Marburg



LEGENDENSÄNGER-EDITION 61: FREUNDSCHAFTSBANDE

68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 5,00 DM.
LEGENDENSÄNGER-EDITION 65: SCHATTENSUCHER
68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 5,00 DM.
Bezug: Christel Scheja, Lenbachstr. 8, 50000 Solingen

In zwei neuen Bänden ihrer schon seit Jahren fruchtbaren LEGENDENSÄNGER-EDITION widmet sich Christel Scheja, unterstützt von weiteren Autoren und Zeichnern, den Helden ihres Fantasyreiches Talastan. Neben diversen Sonderbänden, SF- und allgemeinen Fantasy-Fanzines ist die Talastan-Reihe eines ihrer liebsten Steckenpferde, das mittlerweile auch einer Vielzahl anderer kreativer Köpfe ans Herz gewachsen ist.
Außer Christel ist Charlotte Engmann einmal mehr vertreten, die bereits durch eigene Fanzines im Bereich Horror auf sich aufmerksam machte, und mit Martin Marheinecke, Bernd Müller-Böschen und Maria Hahn sind drei neue Namen dabei. Unter den Zeichnern fallen besonders Martina Sommer und Kirsten Scholz positiv auf. Da mir die beiden bislang noch nicht in anderen Fanzines begegneten, drängt sich die Frage auf, ob dies reiner Zufall ist oder ob sich jene Herausgeber, die angeblich ständig gutes Material suchen, einfach nicht die "Mühe" machen, Christels Zines auch nur durchzublättern. Durch ihren Dünkel entgeht gewissen Leuten so manches Talent, so manche Bereicherung für ihre eigenen Produktionen ...
Die Stories setzen die Abenteuer - den Talastan-Lesern -bekannter Figuren wie Dayshe und Valkris, Aresha und Daysha u. .a. fort. Das Kapitel Rudrin wird endgültig (?) abgeschlossen, dafür werden die Weichen für neue Handlungsstränge, weitere Figuren und Crossover der Autoren untereinander gestellt. In Konsequenz lesen sich nicht alle Beiträge spannend; manche dienen nur als ein Nachruf auf eine Figur oder Ereignisse, die nun abgehakt sind. Durch diese "Aufräumaktion" ergeben sich zwei durchschnittliche Zines.
Die interessanteren Geschichten sind diesmal die längsten, da hier die Autoren ihre Figuren spannende Abenteuer erleben lassen, ein bißchen Erotik ins Spiel kommt, sie sich mit persönlichen Problemen auseinandersetzen müssen und auch der detailreiche Background für die notwendige Dichte sorgt. Das ist manchmal sogar schon zu viel des Guten, denn die mitunter langen oder ähnlich lautenden Namen, eine Vielzahl an Personen und Querverweise auf andere Erzählungen bewirken nur bei den kontinuierlichen Lesern einen Aha!-Effekt, während Neueinsteiger dadurch verwirrt werden.
Um von jedem Zine wenigstens eine Story zu nennen, seien an dieser Stelle die beiden schönsten und routiniertesten Geschichten erwähnt: In "Freunde", der Koproduktion von Christel und Charlie, ist Dayshe die Hauptfigur. Sie hat sich von ihrem Gefährten Valkris getrennt, der sich immer mehr zum Bösewicht wandelt und zusammen mit einem fanatischen Priester das Leben ihrer Freunde bedroht. Einer davon ist Kynnan, der jedoch dummerweise nicht nur eine Schwäche für Dayshe, sondern auch für hübsche Männer hat. In Christels "Marktfunde" findet das Gespann Aresha und Daysha ein Brettspiel, hinter dem ein paar mysteriöse Gestalten her sind. Erwähnenswert: Alle Zeichnungen illustrieren die Erzählungen!
Man merkt beiden Stories an, daß die Autorinnen selbst viel Spaß hatten, ihre Ideen niederzuschreiben. Es ist zwar alles in dieser oder ähnlicher Form irgendwo schon einmal dagewesen - es ist schwierig, in der Fantasy wirklich Neues zu bringen - aber man liest es trotzdem immer wieder ganz gern, wenn es unterhaltsam geschrieben ist und vom Niveau her etwas aus dem üblen Einerlei-Sumpf, wie er nur zu oft in vielen Fanzines serviert wird, herausragt. Wer traditionelle sword & sorcery mag, findet hier z. T. gute Nahrung.
Das oft kritisierte Layout ist Dank Einzug des PC-Zeitalters bei Christel besser geworden. Es gibt weniger Tippfehler, die Texte werden einheitlich in zwei Spalten präsentiert, bei Prologen u. ä. gibt man sich experimentierfreudig mit den Schrifttypen.
Christels Fanzines gehören zu den wenigen, bei denen das Verhältnis Text/Bild ausgewogen ist.
Diese beiden Bände sind Gift für Fantasy-Hasser, aber die treuen Freunde von Talastan, sowie Fantasy-Leser allgemein dürfen ruhig zugreifen.

Irene Salzmann
Kranzberg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Thomas Schmitz, Joachim Stahl, Johannes Unnewehr.

Auflage: 70 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!


1