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Werte Leserinnen und Leser,
ich muß einräumen, daß
auch am FANZINE-KURIER manches verbesserungswürdig ist. So erscheint
diese Ausgabe mit einer gewissen Verspätung und "hinkt" dem einen oder
dem anderen besprochenen Fanzine hinterher (sowohl ALIEN CONTACT 27 als
auch SOLAR-X 90 sind inzwischen bereits erschienen, auch entstand in
dieser Ausgabe wieder einmal ein unfreiwilliger SX-"Schwerpunkt"). Ich
arbeite aber an diesen Problemen... Ein anderes vermeintliches Problem
ist aber keines: Selbstverständlich sind meine Mitarbeiter und ich
nicht dermaßen arrogant, eine "Anpassung" der besprochenen Fanzines an
unsere Kritiken zu erwarten (wie Wilko Müller jr. im SOLAR-X 90-Vorwort
zu Recht vermutet), auch deshalb, weil wir uns nicht selbst
"arbeitslos" machen wollen.
Für den FANZINE-KURIER
80 sind bislang Besprechungen über ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN
140, ENPUNKT 29, ALIEN CONTACT 27, SOL 7, SOLAR-X 90, GESCHICHTEN DER
NACHT 15A/15B und über SAGITTARIUS 29 vorgesehen.
Viele Grüße
Armin Möhle
ALIEN CONTACT 26
SOLAR-X 87
KOPFGEBURTEN 9: EVE OF DAWN
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 139
ROBERT SILVERBERG
IRRLICHTER 2
SOLAR-X 88
DIE GRAUE ALLIANZ 3: INTRIGEN AUF AGON
SOLAR-89
PREHISTORIC NEWS 13
ALIEN CONTACT 26
60 Seiten E 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM, 4er-Abonnement 26,00 DM.
Bezug: Edition AVALON, Oderstr. 17, 10237 Berlin.
Bankverbindung: Bank 24 (BLZ 380 707 24), Konto 141104000, lautend auf Dirk Kurth.
Als ich vor zwei Jahren eine Ausgabe von ALIEN CONTACT besprach,
kritisierte ich dort das überladene Cover. Heute denke ich, AC hätte
mindestens einen LAßWITZ-Sonderpreis verdient für größtmögliche
Raumausnutzung. Leider verströmt so ein Cover mit Titel, Untertitel,
ISSN- und Preisangabe, kleinem Bildchen, rotem Hintergrundbalken und
Inhaltsangaben aber ein Gefühl der Bedrängung, wie es sonst nur beim
Anblick seelenloser Plattenbauten in unseren Trabantenstädten
hochkommt. Das Innere kommt weniger bedrängend daher, bleibt jedoch
trocken und eher monoton.
Der erste Beitrag, die Geschichte "Der Traum vom Tod" von Erik
Wehder, ist ein Ausrutscher und als Auftakt nicht geeignet. Ein
Raumfahrer träumt wiederholt von seinem Tod. Am Ende klärt uns der
Autor mittels Perspektivenwechsel darüber auf, daß diese Träume keine
waren, sondern lediglich der wiederholt gescheiterte Versuch eines
Aliens, den in Wahrheit verunglückten Raumfahrer zu retten. Das liest
sich zum Ende konfus und ist auch davor nicht geeignet, Interesse zu
wecken.
In "Die ultimate Erfahrung" von Frank Bartling geht es um eine
Gruppe Kinder, die töten, um zu gucken, wie das ist. Frank gelingt die
Schilderung im Verlauf beängstigend glaubhaft, auch wenn er der
Realität heute hinterher hinkt: Bei ihm ist es eine Zeitmaschine, ein
futuristisches Versatzstück, und der Gedanke der Kinder, den Mord damit
ungeschehen machen zu können, was sie letztlich erst die Grenze
überschreiten läßt. Die wirkliche Welt ist da schon weiter.
Die nächste Geschichte zu beschreiben fällt schwer, ohne in
Superlativen zu verfallen. Denn Michael Schneibergs "Im sichtbaren
Bereich" ist die beste Story, die ich seit etlichen Jahren in einem
Zine zu lesen bekommen habe. Der Plot ist einfach: Ein Spähkommando
soll ein Gelände aufklären und gerät dabei in eine Falle. Was Michael
aber daraus macht, ist - fast möchte ich mich für dieses Wort
entschuldigen - genial. Die Hightech-Soldaten werden realistisch in
Szene gesetzt; sie sind Charaktere, keine unglaubwürdigen Superhelden,
keine durch ein Szenario zappelnden, intellektuell plappernden
Studenten in Verkleidung wie sie uns in Stories anderer Autoren
unterkommen. So fiebert der Leser bald mit und fragt sich wie die
Soldaten, was da auf der abgeschieden liegenden Farm wohl vorgehen mag.
Der Spannungsbogen schwingt sich bis in luftarme Höhen, die Geschichte
endet schließlich abrupt, radikal und überraschend. So viel sei
verraten: Der Feind ist ja vorhanden, "im sichtbaren Bereich" sogar,
nur führt Michael uns geschickt an der Nase herum...
Nachdenklich, wie es der Titel erwarten läßt, kommt Carsten
Schmitts "Gott-Erfahrungen G.m.b.H." daher, eine Story, der es
allerdings nicht um die kommerzielle Ausbeutung des Glaubens geht.
Statt dessen gönnt uns Carsten einen unterhaltsamen Blick in den Alltag
seines rundum gescheiterten Protagonisten. Der versucht, den verlorenen
Glauben an Gott mittels futuristischer Gehirnwäsche wiederzuerlangen.
Das Verfahren ist teuer. Und aussichtslos, denn auch die beste Technik
vermag seinen Pessimismus und weinerlichen Selbstzweifel nicht zu
überwinden.
Umfangreich wie immer ist der Sekundärteil. Neben einer Vielzahl
von Buch- und Computerspielbesprechungen gibt es eine ausführliche
Vorstellung der Serie AKTE X von Myra Çakan, die stellenweise ein wenig
an die "The making of..."-Beiträge erinnert, mit der Filmfirmen unter
dem Mäntelchen journalistischer Beiträge für ihre Produkte werben.
Offenbar wurde hier tüchtig in PR-Material gewildert. In Werbekampagnen
einspannen läßt ALIEN CONTACT sich offenbar gerne. Man ist sogar
dankbar dafür. So bei dem oberflächlich dahin plätschernden Interview
mit Arthur C. Clarke und Gentry Lee. Wer sich hier die Fragen des
unbekannten Interviewers einmal genauer anschaut, wird über die
Zielstrebigkeit erstaunt sein, mit der hier das Gespräch auf ein
bestimmtes Computerspiel gelenkt wird. Dies und die Lobhudelei des
greisen Clarke ("Ich war begeistert von der Qualität der Grafiken,
besonders die Animation ist unglaublich, fast genauso gut wie in
JURASSIC PARK) muß nicht verwundern: Die freundliche Firma, die dieses
Interview zu Verfügung gestellt hat, vertreibt auch das Computerspiel.
Ein bißchen mehr Distanz wäre AC daher zu wünschen.
Unter der Rubrik "Deutsche SF" beschreibt Hans-Peter Neumann in
"Kröger-Tuschel-Frühauf (im Untergrund)" die neuen Projekte der
DDR-SF-Autoren, die nach der Vereinigung kaum mehr Gelegenheit zur
Veröffentlichung fanden und - wenn sie denn noch schreiben - heute
lediglich in Klein- und Selbstverlagen publiziert werden. Ein wenig
schwingt da Nostalgie und vielleicht auch eine Spur Trotz mit, wenn
Neumann bedauert, daß es wegen fehlender Publikationsmöglichkeiten
nicht gelänge, "sozusagen eine deutsche SF-Kultur jenseits von PERRY
RHODAN und Wolfgang Hohlbein zu etablieren". Daß daran etwas Wahres
ist, haben Filmfirmen vorgeführt, denen es immer wieder gelingt, auch
den größten Schwachsinn durch massiven PR-Einsatz noch zu verkaufen.
Der Schluß allerdings, daß sich Autoren besser verkauften, würden sie
bei Bastei oder Heyne verlegt, ist aber ein allzu kurzer, wie ein Blick
auf die vielen Wühltische mit Remittenden beweist. Letztendlich
entscheiden die Leser, und wer das nicht begreift, sollte nur für die
eigene Schublade oder gar nicht schreiben.
ALIEN CONTACT 26 ist wie die Plattenbauten: Äußerlich langweilig,
enthält es innen nicht etwa nur Beiträge, denen man eine Überarbeitung
gewünscht hätte. Sondern auch etliche gute und einen besonders
glänzenden.
Thomas Schmitz
Bochum
SOLAR-X 87
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
"Ich (Wilko Müller) breite also mit Unschuldsmiene die Arme aus und
gebe Euch das nächste monatliche Heft, wie Ihr es seit fünf Jahren
gewöhnt seid. Was haben wir denn nun diesmal verbrochen?"
Klingt da eine gewisse Überempfindlichkeit heraus, eine
Gereiztheit gegenüber den armen, geplagten FK-Rezensenten, die sich
alle Monate wieder seit fünf Jahren mit einem Fanzine
auseinandersetzen, das sich praktisch immer gleich liest und kaum einen
Höhepunkt kennt, geschweige denn mal etwas Neues, Überraschendes
bietet? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das Konzept von
SOLAR-X festgefahren ist und schon beinahe lieblos in gewohnter Manier
erledigt wird. Nicht einmal die Stories bieten eine große Abwechslung,
sondern plätschern einheitlich durch jedes Heft, was ihre Themen und
ihren Stil betrifft. Sollte die Kritik nicht besser nach innen statt
nach außen gerichtet sein, der eigenen Arbeit statt den Ansichten der
Rezensenten gelten, Selbstkritik statt Gegenkritik geübt werden?
Und wie war das? Wegen eines Comics keine weiteren Bilder? Mensch,
Wilko, wenn Du es nicht extra erwähnt hättest, dann wäre mir, der
bilderliebenden Rezensentin, das gar nicht aufgefallen und ich hätte
vergessen, den uralten Punkt mit Bart, zur Rasur zu bringen!
Na gut, wenden wir uns den Stories zu.
In Jons "Das Ende der Unschuld" wird das Findelkind Inea zur
Schülerin freundlicher Außerirdischer und setzt zusammen mit einem
weiteren Schüler ihr Wissen zur Entwicklung einer Formel ein, die
Reisen durch die Zeit erlauben soll. Aber dann - kommt die fatale
Pointe. Nachdem die Story langsam aufgebaut wird und ihrem Höhepunkt
zustrebt, kommt das Ende abrupt und brutal mit dem moralisch erhobenen
Zeigefinger, der zu unmoralischen Mitteln greift. Wieder einmal heiligt
der Zweck die brutalen Mittel.
"Der acht Uhr Krieg" von Frank Roger befaßt sich, wie der Titel
bereits andeutet, mit brisanten Ereignissen, die, wenn um acht Uhr die
Nachrichten gesendet werden, die Zuschauer vor den Fernseher locken.
Was wäre, wenn alles inszeniert wird von den TV-Gewaltigen, um die
Einschaltquoten der beliebten TAGESSCHAU hochzutreiben? Einmal mehr
sehen wir hinter die Kulissen einer Scheinwelt.
In Michael Herzogs "Der Mensch und das Biest" dreht sich alles um
die Beseitigung einer lästigen Biene mittels geringstem Aufwand. Eine
deutliche Satire, wozu der Mensch in aller Effizienz fähig ist.
"Flieg, Phönix, flieg" von Eddie Angerhuber ist mal wieder eine
von diesen Endzeitstories, obwohl sie unter der Horror-Rubrik geführt
wird. Nach der Vorstellung der Protagonisten bricht nur allzu bald
deren Endzeit an. Keine Überraschung.
Angelika Herzogs "Mondsilber" ist Fantasy lyrisch-schwülstig ohne
konkreten Höhepunkt. Der Märchenerzähler ist wohl eher das
Sandmännchen, das seine Zuhörer einzuschläfern beliebt.
Keine einzige der Geschichten hat es wirklich geschafft zu
überzeugen. Sattsam bekannte Themen, handlungsarmes Erzählen und Blabla
ersticken selbst gute Ansätze. Daran ändert sich nichts, selbst wenn
Wilko jetzt im Dreieck springt und wieder einen Grund hat über
FK-Rezensenten zu mosern...
Es erübrigen sich viele Worte. Der Rest des Fanzines besteht aus
den bekannten informativen TB-Rezensionen, die eine Orientierungshilfe
für den nächsten Besuch in der Buchhandlung bieten.
SOLAR-X wie immer, die Rezensenten kritisch wie immer - bis zum nächste Mal wie immer!
Irene Salzmann
Kranzberg
KOPFGEBURTEN 9: EVE OF DAWN
88 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 9,50 DM, 3er-Abonnement 24,00 DM.
Bezug: Jürgen Thomann, Breslauer Str. 18, 79576 Weil am Rhein.
Bankverbindung: Sparda Bank Karlsruhe (BLZ 660 905 00), Konto 130 506.
Mit der neuesten Ausgabe seines Themenzines KOPFGEBURTEN befaßt
sich Herausgeber Jürgen Thomann mit der Vergangenheit der deutschen
Science Fiction. Mit dem Schwerpunktthema, das sich den Anfängen der
deutschen Phantastik widmet, verbinden sich zahlreiche Artikel und
Kurzgeschichten, wobei letztere jedoch keine Nachdrucke alter Autoren,
sondern neue Beiträge aktueller Autoren sind. Obgleich sich der
Herausgeber selbst die Frage gestellt hat, ob es nicht auch besser
gewesen wäre, ein paar alte Geschichten aus den zwanziger Jahren oder
der Wilhelminischen Zeit nachzudrucken, ist nicht ganz nachvollziehbar,
warum er sich dagegen entschieden hat. Ich jedenfalls wäre für ein paar
Leseproben aus dieser Zeit sehr dankbar gewesen, die ja sonst in der
Regel nur noch sehr schwer zugänglich sind. Obwohl sich Jürgen Thomann
bei der Auswahl der Stories bemüht hat, das "Flair" der behandelten
Zeit rüberzubringen, wirken die meisten Geschichten etwas Fehl am
Platze. Ich bin mir daher nicht sicher, ob diese grundlegende
Entscheidung unbedingt die richtige war.
Richtig war jedenfalls die Auswahl der meisten Artikel. Jürgen
Thomann selbst beginnt mit einem Exkurs über die deutsche Phantastik
des 20. Jahrhunderts und wir sehen alte Bekannte, die wir leider nie
gelesen haben, wieder: DER LUFTPIRAT UND SEIN LENKBARES LUFTSCHIFF
dürfte nur ein Beispiel sein. Der informative Überblick Jürgen Thomanns
mit der umfangreichen Bibliographie lädt zum Weiterlesen ein. Es folgen
Artikel zur österreichischen Phantastik und zur geistigen Einstellung
des bekannten deutschen Phantasten Gustav Meyrink. Der eindeutig
interessanteste Artikel dieses Heftes ist von Klaus Geus: Mit seinem
Beitrag "Science Fiction unter dem Hakenkreuz" stößt er in ein Gebiet
vor, daß bisher weitgehend unerschlossen geblieben ist. Daß gerade eine
so umfassende wie utopische Ideologie wie der Nationalsozialismus große
Weltentwürfe und militaristische Actionromane im Dienste der arischen
Rasse produzierte, ist an sich nichts Neues. Mancher Klassiker der
deutschen SF - so von Hans Dominik - ist in dieser Zeit entstanden.
Geus analysiert die verschiedenen Schattierungen und Inhalte und gibt
am Ende seines Beitrages einen Ausblick auf weitere Forschungslücken,
die noch der Bearbeitung harren. Ein höchst informativer und für das
gesamte Genre mithin entlarvender Beitrag, mag einem doch manches, was
der Autor für den Zukunftsroman dieser Zeit herausgefunden hat, nur
allzu sehr aus weitaus jüngeren Werken bekannt vorkommen.
Die beste der zahlreichen Kurzgeschichten stammt von Michael
Marrak. In "Oxeia" beschreibt er, wie ein Mann einen Pakt mit einer
Dämonin eingeht, um seine Geliebte wiederzuerwecken, deren Tod er
verschuldet hat. Das Ende der Geschichte ist wenig überraschend: Seine
eigene Lebensenergie ist es, die der Frau ihr Leben zurückgibt. Die
Qualität der Geschichte liegt denn auch weniger in einem originellen
Plot, als vielmehr im sicheren Stil und der Atmosphäre der Geschichte,
die keine Wünsche offenlassen. Nicht ganz klar wird aber auch hier, was
die Geschichte wohl mit dem Titelthema des Zines zu tun hat. Völlig überflüssig ist hingegen der letzte Beitrag des Heftes. In
seinem Artikel "Science Fiction in Westdeutschland" brüht Reinhard
Merker nur all das wieder auf, was schon mehrmals geschrieben wurde:
Hans Dominik, Pabel-Heftromanreihen, SFCD, Leihbücher usw. Nicht nur
etwas zu lässig (und herablassend) geschrieben, sondern auch viel zu
knapp, als daß irgend etwas wirklich neues gesagt worden wäre. Ein
Beitrag, auf den der Herausgeber auch gut hätte verzichten können.
Alles in allem ist KOPFGEBURTEN 9 jedoch ein sehr lesbares, sauber
gemachtes und durch zahlreiche, hervorragende Zeichnungen und
Illustrationen sinnvoll und mit Fachkenntnis ergänztes Fanzine. Die
Beiträge sind alle lesbar - selbst die schwächeren erfreuen sich eines
gewissen Niveaus - und das Heft ist seine 8,00 DM in jedem Falle wert.
Dirk van den Boom
Münster
ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 139
100 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: 600 Exemplare, 8,00 DM.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB DEUTSCHLAND, Michael Leiner, Griesborner Str. 69, 66359 Bous.
Bankverbindung: Saar Bank eG (BLZ 591 900 00), Konto 00 11 33 11.
Die 139. Ausgabe des ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN wurde von
Michael Marrak zusammengestellt und trägt den Untertitel "Dämon Zeit".
Freilich beschäftigt sich nur ein Teil der Stories mit Zeitreisen und
-paradoxe oder mit ähnlichen Phänomenen, die bei dieser Themenwahl zu
erwarten gewesen wären. Bei den übrigen Kurzgeschichten beschränkt sich
der inhaltliche Zusammenhang mit dem "Dämon Zeit" darauf, daß sie in
der Zukunft angesiedelt sind (und deshalb und auch aus Platzgründen
nicht erwähnt werden sollen).
Joachim Stahl stellt in "Tod in der Vergangenheit" ein neues
Modell der Verbrechensphrophylaxe vor. Mörder werden vor ihrer Tat von
Zeitreisenden aus der Zukunft getötet. Den Einwand, daß durch den
rechtzeitigen Tod eines Mörders kein Anlaß mehr besteht, ihn zu
liquidieren und deshalb die Zeitagenten nicht in die Vergangenheit
geschickt werden, weshalb sie den Mörder nicht töten usw. usf. umgeht
Joachim, weil er durch den Tod eines Mörders ein Paralleluniversum
entstehen läßt, in dem die Opfer weiterleben. Freilich würde es auch
genügen, Mörder lediglich an der Ausführung ihrer Tat zu hindern, was
sich beliebig oft wiederholen ließe, aber selbstverständlich keinen
Aufhänger für eine dramatische und teilweise autobiographische
Handlungen bieten würde.
Die wahre Identität von Jack the Ripper lüftet Malte S. Sembten in
"Blind Date". Seine Protagonistin hat eine ungewöhnliche Profession;
sie ist eine Zeitreisende, die in der Vergangenheit bedeutende
Persönlichkeiten verführt, die als Samenspender für ihre Kundinnen in
der Gegenwart dienen sollen. Ein ausgefallener Auftrag macht jenen
englischen Hurenmörder zu ihrem Zielobjekt. Die Story weist natürlich
gewisse blutige Details auf, aber auch eine ausgefallenen Idee und
verwickelt sich nicht in Widersprüche.
Hoffnung verspricht "Die Zeitmaschine des Herbert George Wells"
von Achim Mehnert dem Protagonisten. Die bundesdeutsche Republik liegt
in Trümmern, als ein Mann namens H. G. Wells vor den Protagonisten
tritt und behauptet, im Besitz einer funktionierenden Zeitmaschine zu
sein. Doch die Zeitmaschine versagt, aber nicht aus technischen
Gründen... Achim leistet sich einen Scherz, aber keinen schlechten und
immerhin auf seine Kosten. Die ersten zwei Absätze der Story weisen
keinen erkennbaren Zusammenhang mit dem übrigen Geschehen auf, können
freilich darauf hindeuten, weshalb jener H. G. Wells zu dem wurde, was
er ist.
Arno R. Behrend geht in seiner Story "Augen der Vergangenheit"
Plausibilitätsproblemen von vornherein aus dem Weg, indem er seinen
Protagonisten die Vergangenheit nur beobachten läßt (durch die Augen
der Beteiligten an diversen Geschehnissen). Die Histovision läßt sich
aber nicht zur Beobachtung historischer Ereignisse einsetzen, sondern
auch zur Aufklärung von Verbrechen, was Arno in seiner umfangreichen
Story schildert - auch die Eheprobleme des Ermittlers dürfen darin
offenbar nicht fehlen. Die Histovision hat freilich auch eine
Alptraumwelt geschaffen, den die Privatsphäre der Menschen kann mir ihr
mühelos durchbrochen werden, was in der Kurzgeschichte aber nicht
thematisiert wird.
"Chronopsie" von Achim Stößer weist dieselbe Idee auf, nähert sich
ihr aber satirisch. Ein religiöser Fanatiker überfällt das zuständige
Universitätsinstitut, weil er jenen Moment sehen will, in dem Gott die
Welt erschuf... Die Story ist ansprechender als "Augen der
Vergangenheit", außerdem funktioniert die Chronopsie erfreulicherweise
nicht durch die Augen der Menschen.
In "Time and again" von Axel Kruse ist es die Aufgabe der
Zeitpatrouille, Änderungen der Vergangenheit zu verhindern. Als sie
jedoch einen Eingriff in einen scheinbar unbedeutenden Abschnitt der
Geschichte verhindert, sind die Auswirkungen verheerend: Es entsteht
eine Welt, die von einer militarisierten und totalitären Zeitpatrouille
beherrscht wird. Dabei handelt es sich jedoch um eine Parallelwelt, in
der die Protagonisten in jeweils zweifacher Ausführung existieren (als
"Gute" und als "Böse" natürlich). Weshalb sie die Zeitlinie ändern
müssen, um ihre Welt wieder entstehen zu lassen, ist unter diesen
Umständen aber unerklärlich. Wegen ihrer doppelten Existenz können sie
die Parallelwelt ignorieren und sich stattdessen darauf konzentrieren,
einen Weg in ihre Welt zurückzufinden, was auch geschieht, aber die
Parallelwelt unverändert lassen müßte... Eine wichtige Szene kann der
Autor zudem nicht in das übrige Geschehen einbinden, so daß "Time and
again" die Zeitreise-Story in ANDROMEDA 139 ist, die die größten
logischen Unzulänglichkeiten aufweist.
Das ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 139 enthält auch zwei
Märchen. In "Kinder der Schöpfung" des Engländers Noel K. Hannan führen
biologische und technische Geschöpfe einen erbitterten Krieg
miteinander, der nicht beendet werden kann. "Die Maschine, die alle
Probleme löste und unsere Sprache sprach" von Johannes Unnewehr hält,
was sie verspricht. Der Benutzer der Problemlösungsmaschine bedenkt
freilich nicht die Konsequenzen seiner Anweisungen. Die Aussagen beider
Stories sind eindeutig und nicht sehr erfreulich, aber auch nicht
überraschend.
Deplaziert wirkt "Cyborg" von Mareen Göbel, das aber nicht nur,
weil es sich nicht im eine Zeitreisegeschichte handelt. Ein weiblicher
Cyborg, der seine menschliche Identität verloren hat, kämpft in seinem
letzten Gefecht. Die Autorin bemüht sich zwar, die Tragik ihrer
Protagonistin darzustellen, aber der Hintergrund der Handlung ist
konstruiert (die Cyborgs sind Überbleibsel der Armee eines gestürzten
Diktators) und die Kampfhandlungen muten wie ein TERMINATOR-Verschnitt
an.
Diese ANDROMEDA-Ausgabe enthält eine Reihe von guten
Kurzgeschichten, die nicht nur den Zeitreisegeschichten zu finden sind.
Diese machen natürlich selbst ihre Grenzen deutlich; anzumerken bleibt
auch, daß die eine oder die andere der übrigen Stories zu monologisch
ist.
Armin Möhle
Wallenhorst
ROBERT SILVERBERG
40 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 DM.
Bezug: FREUNDESKREIS SCIENCE FICTION LEIPZIG e. V., Manfred Orlowski, Körnerstr. 49, 04107 Leipzig.
Es ist schon eine gute Tradition, daß Leipziger Cons von einem
Fanzine begleitet werden. Dies nun auch auf die Buchmärkte des FKSFL
auszudehnen, war nur ein logischer Schritt, zumal der besondere
Ehrengast des 16. Buchmarktes Robert Silverberg war.
Auf 40 Seiten haben die Macher des Heftes, Dirk Berger (alle Texte
und eine Karte von Majipoor) und Mario Franke (Computergrafiken und das
Layout) Person und Werk dieses herausragenden Schriftstellers
porträtiert und mit einer Bibliographie umrissen. Diese listet die
amerikanischen Originale und (wenn vorhanden) deren deutsche
Übersetzungen auf, sowohl die Romane als auch einzelne Erzählungen,
Collections und Anthologien. Eine Menge Fleißarbeit, zumal Silverbergs
Werk nicht eben schmal ist.
Dirk Berger hat Robert Silverbergs Schaffen in mehrere Phasen
unterteilt, die natürlich subjektiv sind, aber m. E. den Kern treffen:
1954/59 - das Debüt und die Anfangsjahre, von den Ideen dieser Jahre
schöpfte der Autor in den Sechzigern ein zweites Mal; 1967/76 - seine
Meisterwerke und Meilensteine der modernen Science Fiction; ab 1980 -
der eher kommerzielle und unterhaltsame Silverberg. Vielleicht gibt es
noch eine vierte Phase, die ihn wieder an KINDER DER RETORTE (TOWER OF
GLAS, 1970) oder ES STIRBT IN MIR (DYING INSIDE, 1972) anknüpfen läßt.
Im Mai in Leipzig machte er den Lesern Hoffnung und sein neuer Roman
DER HEIßE HIMMEL UM MITTERNACHT (HOT SKY AT MIDNIGHT, 1994) schürt
diese Hoffnung.
Wer sich immer für den Autor Robert Silverberg interessiert und
ein gutgemachtes, reich illustriertes Fanzine schätzt, sollte schnell
zugreifen, ehe der Vorrat erschöpft ist. Wer weiß, wann eine
Nachauflage kommt.
Siegfried Breuer
Berlin
IRRLICHTER 2
112 Seiten DIN A 5, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 7,50 DM.
Bezug: Armin Möhle, Eibenweg 18, 49134 Wallenhorst.
Bankverbindung: Kreissparkasse Osnabrück (BLZ 265 501 05), Konto 5888979.
An der zweiten Ausgabe der Irrlichter fällt als erstes der Umfang
auf: Satte 112 Seiten Stories zum Thema "Nachbarn" recken sich dem
willigen Leser in engem Druck entgegen - heute eine Seltenheit in der
Amateurszene. Als zweites fällt das Titelbild ins Auge: ein echter
Holl. Es gibt ihn also noch, den alten Ritter des Pinsels. Sein
vertrauter Strich regt zum Weiterblättern an. Ist vielleicht noch mehr
von ihm im Heft? - Nein. Rainer Schorm und Manfred Lafrentz heben sich
hervor, wobei letzterer seinen Stil seit den Achtzigern in keiner Weise
verändert zu haben scheint. Auch das Backcover von Detlef Krämer ist
erwähnenswert, weil es in interessantem Kontrast zum Cover steht.
Während Christian Holl den harten Engel des Todes zeichnet, kontert
Detlef mit mädchenhafter Unschuld im Stile von Moebius.
Dem Umfang angemessen enthält das Heft kein Inhaltsverzeichnis,
sondern einen Wegweiser. Beginnen wir einfach am Anfang. Dort brilliert
F. M. Hallstøm mit einer unmoralischen Geschichte über einen
depressiven Nachbarn, der in seiner Kindheit von Außerirdischen
herumgeschubst wurde. Der Autor, selbst ein kleiner, beleibter und
rothaariger Mensch, persifliert mit dieser Geschichte die verbreitete
Tendenz, alle Probleme auf die eigene Kindheit zurückzuführen.
Vor Einsamkeit bringt einer von Ralf Schulzes Astronauten seine
Crewmitglieder beim Versuch der ersten Marsumrundung um, geschildert
aus der Sicht der einzigen Überlebenden. Viel Weltraumtechnik in
Erinnerungsdialogen und wenig Persönliches über die Besatzung. Das
Motiv wenig plausibel. Warum schickt man eine unerfahrene Crew zum
Mars? Trotz eines guten Einstiegs per Klippenhänger eine wenig
spannende Geschichte.
Mit den Augen einer Historikerin schildert Irene Salzmann einen
Besuch in der DDR, mit spöttelndem Unterton, aber unspektakulär (um
nicht zu sagen langweilig).
Dirk van den Boom ist der erste Autor der Anthologie, der dem
Thema "Nachbarn" positive Aspekte abgewinnt. Der Xenopsychologe einer
Station findet zwei zerbrechliche Außerirdische in gefährlich enger
Umschlingung und steht vor der Aufgabe, sie mit Einfühlungsvermögen zu
trennen. Dirk gelingt eine gut aufgebaute nette Geschichte, in der auch
der Hintergrund der Charaktere nicht allzu kurz kommt.
Claus Landgrebe erzählt die Abenteuer einer Hündin, die nach einem
Umzug feststellt, daß der neue Nachbar ein Außerirdischer ist. Es
handelt sich um eine gelungene, humorvolle Geschichte mit dem üblichen
moralisierenden Ende, daß die Menschen noch nicht reif für einen
Kontakt mit Außerirdischen sind. Highlight: "Ich bin ein realistischer
Hund""
Armin Möhle gelingt in "Fehlfunktion" eine bessere Umsetzung des
ewigen Themas "Einsamkeit im All". Beim Flug der VALLEY FORGE (aus
LAUTLOS IM WELTRAUM?) nach Alpha Centauri versagt eine der 60
Kälteschlafkammern 30 Jahre vor der Ankunft, der Schläfer wird geweckt.
Nach Wochen erträgt er die Einsamkeit nicht mehr und weckt weitere
Besatzungsmitglieder. Diese sind davon so wenig begeistert, daß sie den
Quertreiber umbringen und sich wieder schlafen legen, aber immer bleibt
eine Person übrig, die sich nicht selbst einfrieren kann ... Diese
Geschichte überzeugt durch treffend skizzierte Charaktere, einen
angemessenen Stil, eine flottes Tempo und eine gut sitzende Pointe.
Lediglich der Mord ist in der Story nicht gut begründet - man hätte den
Quertreiber genauso gut zwangsweise einfrieren können, um zu vermeiden,
daß er andere aufweckt. Aber das tut der ansonsten ausgezeichneten
Geschichte wenig Abbruch.
Im zweiten Teil von Irene Salzmanns DDR-Mehrteiler wird es
interessant. Keine Landschaftsbilder mehr, sondern nach dem Fall der
Mauer kommt die Kusine von drüben zu Besuch und baggert die Freunde der
Protagonistin an. Nachdem sich auch der übrige DDR-Clan der Kusine in
der Wohnung der Protagonistin eingenistet hat, bleibt dieser nichts,
als auszuziehen... Das Beziehungskistengerangel mit Mauerfall liest
sich nett und beinahe filmreif (vielleicht mal einen Auszug an Doris
Dörrie schicken...?). Man beginnt, sich an die eigenwillige Namengebung
in Irene Salzmanns Ironieuniversum zu gewöhnen. Nicht schlecht macht
sich bei diesem Teil der Geschichte auch die Form: Die Protagonistin
erzählt alles einer Freundin, und der Leser lauscht als neugieriger
Specht. Ich fand das so unterhaltsam, daß ich mich animieren ließ,
vorzublättern und die Fortsetzungen zu lesen. Im dritten Teil wagt es
die krötige Kusine, einen Besuch in der neuen Wohnung anzukündigen. Der
vierte Teil fällt etwas ab, statt menschlichen Unbills wird ein
weiterer Besuch in der DDR geschildert und über Politik schwadroniert.
Von der schrecklichen (interessanten) Kusine ist weniger die Rede.
Letztere taucht aber im letzten Teil wieder auf, in dem sie endgültig
zur Kröte mutiert. - Mich erinnert die Geschichte an eine Klassenfahrt
nach Rom und Florenz, die ich als Teenie mitgemacht habe. Die etwa 300
langweiligen Landschaftsfotos habe ich mittlerweile weggeworfen. Die
leider nur 12 Bilder mit Menschen drauf habe ich aufgehoben. Ähnliches
scheint mir für diese Geschichte angesagt zu sein. Der zweite Teil ist
zwar sehr gut, aber der erste Teil mit den langweiligen Schilderungen
der DDR-Autobahnen bringt's überhaupt nicht. Das zu vollbringende
Kunststück wäre, unterhaltsam zu vermitteln, das etwas langweilig ist.
Außerdem kommt im ersten Teil die spätere Form (Plausch unter
Freundinnen) noch nicht zum Ausdruck. Neben einer Kürzung um zwei
Drittel könnte vielleicht eine solche Dialogform den ersten Teil
retten. Urwaldmensch bricht aus seinem Reservat (oder Zoo) aus,
überwindet ein Fabrik-Dungeon und entdeckt eine futuristische Stadt.
Das ist der Inhalt einer Geschichte von Norbert Griebe, die sich durch
das Fehlen jeglicher Dialoge "auszeichnet". Die langweilige Schilderung
des Geschehens ist zudem mit sprachlichen, perspektivischen und
erzähltechnischen Fehlern belastet. So ist die Rede von einer "eh
schon" kleinwüchsigen Gestalt, was ich für einen Bruch des
Sprachniveaus des Erzählers halte. Unnötiger Weise wird mehrfach
erwähnt, daß der Protagonist zerkratzte Beine hat. Eine Mauer wird
dreimal in inkonsistenter Weise geschildert. Nicht so gut, aber der
Autor wird sich sicher noch steigern.
Horror weiß Birgit Nowiasz-Otten über Mrs. Tumbleweeds Garten zu
erzählen. Den Namen könnte man etwas freier mit "Frau Unkrautschleuder"
übersetzen, was auch gar nicht so unpassend ist, denn die Kohlköpfe der
Alten Dame erschrecken eine Gang jugendlicher Einbrecher. Die
Geschichte erreicht den anvisierten leichten Schrecken.
Auch Jürgen Thomanns wundervoller Nachbar ist ein Abgesandter
einer außerirdischen Macht, die die aggressive Menschheit als
Schandfleck auf dem Kostüm des friedlichen intergalaktischen
Zusammenlebens ansieht. Die moderne Kunst und die Zuwendung einer Frau
vermögen das negative Bild, das wir abgeben, etwas aufzuhellen. Jürgen
Thomann gelingt es, diesen abgenutzten Plot in einigermaßen
unterhaltsamer Weise zu beleben. Interessant finde ich seinen Versuch,
aus der Perspektive der Frau zu schildern.
Was erwartet man von einer Geschichte, in der ein Protagonist
namens Dorian ein lebensnotwendiges Gemälde mit sich führt? - Ein
Remake von DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY. Genau darum handelt es sich
tatsächlich bei der Geschichte "Nachbarn in den Schatten" von Charlotte
Engmann. Trotz der wenig originellen Idee der Autorin, das
weltliterarische Werk mit Orks und Ghouls anzureichern, gelingt ihr
eine einigermaßen unterhaltsame Geschichte, was ja zumindest für ihr
erzählerisches Talent spricht. Variationen der Weltliteratur scheinen
derzeit im Trend zu sein, schon bei meiner letzten Rezension (zu TÄNZER
9, FK 77) hatte ich es mit einem DORIAN GRAY-Remake zu tun.
In "Der Rasen meines Nachbarn" schildert Wolfgang Bolz die
UFO-Paranoia eines Mannes, der seinen Nachbarn für einen Außerirdischen
hält. Die Geschichte lebt von den drolligen Bespitzelungsideen des
Protagonisten. Jedes Verhalten des Nachbarn wird so uminterpretiert,
daß es in die UFO-Theorie paßt. Zwar ist das alles ganz nett, aber am
Ende stellt sich ein Gefühl des Überdrusses ein; scheinbar hat man die
Geschichte nicht nur einmal, sondern (schon?) fünfzehnmal gelesen.
Den gesammelten Nachbarschaftstratsch packt Yvonne Friese in ihre
Geschichte "Blumenstraße". Das Ergebnis ist so ähnlich wie die
LINDENSTRAßE, nur kürzer und damit schmerzloser.
Eine Frau wechselt in Christiane Patz Geschichte "Zwei Seiten" in
die Welt ihrer Träume über. Die Nachbarn schildern ihre Eindrücke. Mein
Eindruck: So ähnlich wie "Tür an Tür mit Alice", nett bis nichtssagend.
Eine Jahrhunderthochzeit platonischer Art und eine genmanipulierte
Sonnenblume, die jedem das Ohr vollsülzt, wie schön das Leben ist,
hätten eigentlich das Zeug für eine handfeste Parodie. Hans-Wolfgang
Klemm entwickelt aus den Zutaten eine Vertreterstory, der der leicht
resignative Klinkenputzerunterton nicht nur guttut. Die Geschichte ist
ganz mittelprächtig. Aber wäre nicht mehr drin gewesen?
Den Ärger über die Eroberung der Erde durch die Ambulaner will der
Protagonist in Joachim Stahls Story "Der zweite Wunsch" an seinem
Nachbarn auslassen, denn der ist einer von denen. Tatsächlich braucht
der Ambulaner eine Ambulanz, denn er wurde kurz zuvor von
seinesgleichen zusammengeschlagen. "Ekel Alfred" muß nun den Feind
verarzten. Joachim beginnt seine Geschichte mit einer schwungvollen
Action-Einlage und leitet mit einem handfesten Familienkrach zum
Showdown mit dem Nachbarn über, so daß man sich über Langeweile bei ihm
nicht beklagen kann. Zudem leistet sich der Autor den Luxus einer
fremdenfreundlichen politischen Botschaft, was man in den
nichtssagenden Neunzigern als "Rückfall" in die politische SF der
Siebziger ansehen könnte. Die Geschichte wird zwar niemanden
literarisch vom Hocker werfen, sie ist aber routiniert gegen den Trend
geschrieben.
"Die von Nebenan" gehen Christel Schejas Ich-Erzählerin mächtig
auf die Nerven. Sie macht es sich erträglicher, indem sie sich die
Nachbarn als Fantasy-Wesen vorstellt. Etwas unmotiviert entpuppt sie
sich am Ende der Geschichte selbst als Werwölfin; nicht sehr
mitreißend, aber nett.
Passend zur heutigen Zeit der Depression und des großen Nichts
gewinnen die meisten Autoren dem Thema Nachbarn Negatives ab: Wir sind
schlecht, wir sind langweilig, wir sind einsam und unsere Nachbarn sind
Außerirdische, in deren Augen wir unwürdig sind. Wir lieben uns
bestenfalls platonisch. Aber es gibt Ausnahmen. Das Heft enthält gute
und schlechte, fertige und unfertige, unterhaltsame und langweilige
Geschichten. Insgesamt ergibt sich ein mittleres Amateurniveau.
Johannes Unnewehr
Heidelberg
SOLAR-X 88
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, an denen man hängen bleibt. In
einem Leserbrief fast ganz zum Schluß schreibt Thomas Hofmann, der FK
hätte behauptet, Eddie Angerhuber schriebe Splatter-Stories.
Verunsichert, denn der Massenbetrieb beim FK ist ja derart anonym und
wer kennt schon seine FK-Kollegen oder erinnert sich, was er im letzten
Jahr schrieb, blätterte ich die letzten Ausgaben des FK durch. Keine
Spur einer derartigen Behauptung. Zwar gab es durchaus die eine oder
andere kritische Bemerkung zu Eddies Geschichten, aber in die
Splatter-Ecke hat ihn keiner gestellt. Handelt es sich also um eine
Privatfehde zwischen Thomas Hofmann und Dirk van den Boom? Brauche ich
eine Brille oder sollte Armin eine Gegendarstellung schreiben? Wer
durchschaut schon dieses feine Intrigenspiel, bei dem es doch nur um
die Sicherung von Marktanteilen angesichts der drohenden
Liberalisierung des Fanzine-Marktes geht.
Und wer durchschaut die armseligen Bemühungen eines
FK-Mitarbeiters, sich um eine Auftragsrezension herum zu schreiben? Als
wäre nicht schon alles gesagt! Natürlich haben die Beiträge in SOLAR-X
unterschiedliche Qualität. Natürlich könnte man am Layout herummäkeln,
ohne zu berücksichtigen, daß SOLAR-X nicht SAGITTARIUS sein will. Man
könnte auch finden, daß in dieser Ausgabe wieder zu viele und zu lange
Stories abgedruckt sind. Könnte man, findet man aber nicht. Vier
Geschichten sind es diesmal, die knapp die Hälfte des Gesamtumfanges
füllen. Damit scheint sich der Trend der letzten Ausgaben zu
bestätigen, daß Primärbeiträge in SOLAR-X einen etwas höheren
Stellenwert erhalten haben, ohne Übergewicht zu bekommen.
Die längste Geschichte stammt von Erik Wehder. "In Buchenwald und
anderswo" hat einen in der SF schon vielfach verwendeten Plot. Ein
Unternehmen bietet mittels einer perfekten Illusion die Flucht aus der
Realität. Etwas makaber ist es aber schon, wenn die gewünschte Fiktion
in einem Konzentrationslager spielt. Erik Wehder umschifft diese Klippe
jedoch, und auch die Entwicklung der Geschichte, in der sich der
Protagonist immer weniger zwischen Realität und Fiktion zurecht findet,
ist gekonnt umgesetzt. Der Schluß bietet dann den zusätzlichen
Knalleffekt. Erik bewegt sich auf den Spuren Philip K. Dicks und es
gelingt ihm, mit dem Altmeister ein paar Schritte mitzuhalten.
Eddie Angerhuber fühlt sich dagegen Cordwainer Smith verbunden.
"Hybride Hochzeit" stand schon in PLEIN TARIF (siehe. FK 76) und ist
garantiert keine Splatter-Story. Sie beschäftigt sich mit der
Problematik der Tiermenschen, die auch im Smith-Universum eine große
Rolle spielt. Die Tiermenschen in Eddies Geschichte werden zur
Fortpflanzung einer weitgehend degenerierten und fremdgesteuerten
Menschheit mißbraucht. Eddies Protagonist erlebt während einer dieser
"Hochzeitszeremonien", daß es unter den Tiermenschen nicht nur
dümmliche, verstand- und gefühllose Wesen gibt. Die Story ist schlüssig
erzählt und Eddie verzichtet weitgehend auf stilistische
Ausschweifungen. So gelingt ihm eine gekonnte Anlehnung an Cordwainer
Smith.
Mehr der Realität verbunden ist dagegen das kleine, böse Stück von
Gerd-Michael Rose. "Arbeitsamt" heißt sie schlicht und spielt in der
gar nicht so fernen Zukunft, in der ein Arbeitsloser erfahren muß, daß
das Arbeitsamt nur noch für diejenigen zuständig ist, die noch Arbeit
haben und er dreißig Jahre lang seine Arbeitslosenversicherung umsonst
bezahlt hat. Angesichts der haarsträubenden Umverteilungspolitik der
Kohl/Waigel-Regierung, würde auch diese Entwicklung nicht wirklich
überraschen. Eine bitterböse, passende Satire, die von der ALIEN
CONTACT Redaktion abgelehnt wurde, weil sie nicht in das
Magazin-Konzept paßte, wie Wilko in seinem Vorwort ironisch vermerkt.
Zwei besondere Beiträge sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben,
sind sie doch ein guter Beleg für das breite inhaltliche Spektrum, daß
die SOLAR-X Redaktion abdeckt. Diese beiden Beiträge beschäftigen sich
mit dem menschlichen Verständnis von Unendlichkeit und seiner Stellung
im Universum. Andreas Hirn beleuchtet in "Unendlich durch Unendlich"
die mathematische Konzeption des Unendlichkeitsbegriffes (wer hat
damals in der Schule schon begriffen, daß die Teilmenge einer
unendlichen Menge eben auch unendlich viele Elemente hat wie die große
Menge?). Mathematik in einem Fanzine? Ich fand es nett.
Mit dem Beitrag von Ralf Anders über "Das Möglichkeitsuniversum in
Raum und Zeit" werden sich die hartgesottenen SF-Fans aber auch nur auf
den ersten Blick anfreunden können. In dem sehr philosophischen Beitrag
geht es um unsere Weltsicht, um Anthropozentrismus und die Möglichkeit
alternativer Welten. Verständlich sei dieser Beitrag nur, wenn man DIE
ZEITLÄUFER kenne, warnt Wilko im Vorwort. Ich kenne sie nicht und
bleibe also ein verständnisloser Leser, der die Überlegungen in dem
Artikel jedoch sehr anregend fand.
Insgesamt also eine sehr lesenswerte Ausgabe des unermüdlichen Magazins aus Halle.
Holger Marks
Marburg
DIE GRAUE ALLIANZ 3: INTRIGEN AUF AGON
84 DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 5,00 DM.
Bezug: TCE, Kim Stark, Rieslingweg 32, 55545 Bad Kreuznach.
Ich liebe Heftromanserien. Und ich leide immer noch darunter, daß
es außer PERRY RHODAN im SF-Bereich keine mehr gibt. Eine letzte
Ersatzbefriedigung bleiben dann fannische Projekte wie die REN DHARK-
oder die ATLAN-Fortsetzung. Und natürlich Reihen wie DIE GRAUE ALLIANZ,
deren dritte Ausgabe mir hier vorliegt. Sie spielt im PR-Universum und
der Autor der ganzen Serie heißt Wendelin Abt.
Ein Arkonide namens Adrian wird als Konzernchef Unterstützer der
von Atlan gegründeten Widerstandsorganisation IPRASA, die gegen den
aufkommenden arkonidischen Nationalismus kämpft. Auf der Welt Agon
abgestürzt und seines Gedächtnisses beraubt, muß er sich darum kümmern,
seine Identität wiederherzustellen und sich mit seinen ebenfalls auf
Agon abgestürzten Widersachern auseinanderzusetzen. Agon selbst ist
eine Welt, die von einigen wenigen Konzernen beherrscht wird und bisher
nur interplanetare Raumfahrt kennt. 70 Prozent der Bevölkerung leben
einigermaßen vom System, der Rest haust im "Ghetto", einer Art
abgeriegelter Unterwelt. Da ihm einer der Konzerne hilft, kann Adrian
nicht nur ein Transitionsraumschiff bauen lassen, sondern auch seine
Widersacher plätten und Agon in die galaktische Zivilisation einführen.
Wendelin Abt ist der Autor dieser Serie, und das lesen wir im
Balken auf jeder Seite: "Die Perry-Rhodan-Fanroman-Serie von Wendelin
Abt". So viel Selbstbeweihräucherung hat der Autor gar nicht nötig,
denn es nötigt schon so Respekt ab, wie er seine Geschichte auf rund 80
Seiten entwickelt. Natürlich hat er so seine Hänger: Manche der Szenen
wirken etwas platt und einseitig geschrieben. Gute Ansätze werden
mitunter durch stilistische Patzer wieder relativiert. Aber die
Geschichte liest sich flüssig und hat ihre spannenden Momente. Leider
ist sie zu sehr auf den bloßen Unterhaltungswert reduziert: Obgleich
Wendelin wortreich das Leiden der Armen in der agonischen
Zweidrittelgesellschaft beschreibt, sind die Protagonisten, die dieses
System am Leben erhalten - von einem bösen Konzern einmal abgesehen -
durchweg positiv, sympathisch, im Falle des Sicherheitsdienstes sogar
heroisch geschildert, so daß man sich fragen muß, ob die Beschreibung
eines brutalen Ausbeutersystems beim Autor nur das nötige Lokalkolorit
darstellen und er nicht bereit ist, dies weiter zu reflektieren. Daß er
- und mit ihm sein heldenhafter Protagonist Adrian - über all dies
relativ locker-flockig hinweggeht, dürfte für einen Leser, der etwas
mehr als nur "Intrigen auf Agon" erwartet hat, das größte Manko dieses
Romans sein.
Trotzdem, eine durchaus anregend geschriebene Geschichte, die
neugierig macht auf mehr. Bleibt zu fragen, ob Autor Abt das nötige
Durchhaltevermögen aufzubringen in der Lage sein wird. Nach Aussage des
Impressums sind die Exposés bis zur Nr. 8 fertig. Der besondere Reiz
solcher Serien liegt übrigens gerade daran, sie von mehr als einem
Autor schreiben zu lassen. Sowas verhindert auch den beinahe
unvermeidbaren Verschleiß. Fazit: Für alle Freunde der Fortsetzung empfehlenswert.
Dirk van den Boom
Münster
SOLAR-X 89
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
SOLAR-X 89 ist eine ungeplante und eingeschränkte Themenausgabe:
feministische Science Fiction. Ungeplant, weil sich dieser Schwerpunkt
laut Wilko Müller jr. zufällig durch verschiedene, thematisch ähnliche
Beiträge ergab, die für SX 89 eingereicht wurden; eingeschränkt, weil
sich natürlich nicht die komplette Ausgabe mit feministischer SF
beschäftigt.
In dieser Willkürlichkeit liegt das Manko; es fehlt schlicht die
theoretische Einführung, also die Definition oder zumindest der Versuch
einer Definition der feministischen SF. SF wird nicht bereits dadurch
feministisch, wenn sie von Frauen geschrieben wird und/oder überwiegend
oder auch ausschließlich Frauen die Hauptfiguren sind. SF kann nur dann
feministisch sein, wenn sie die Thesen und Ziele des Feminismus in den
fiktiven Welten der SF umsetzen will.
Andreas Hirn versucht immerhin, in seiner Rezension über den Roman
AMMONIT von Nicola Griffith auch Fragen allgemeiner Natur zu
beantworten, indem er auch eine Reihe von weiteren feministischen
SF-Romanen - unter Berücksichtigung der Relativität einer etwaigen
Definition - streift und damit einen Eindruck von ihren Themen
vermittelt. Wilko Müller jr. stellt anschließend (die bislang noch
nicht auf Deutsch erschienene) HELLFLOWER-Trilogie von Eluki bes Shahar
vor, eine Space Opera mit Cyperpunk-Elementen, die offenbar auch
Weltraumkriege schildert. Ich schätze zwar ebenfalls Space Operas,
nicht jedoch Weltraumkriege, so daß mir der Roman AMMONIT, der die
Lösung eines ökologischen Rätsels, politische Intrigen und die
Selbstfindung der Protagonistin beschreibt, als die lohnenswertere
Lektüre erscheint.
Der dritte Beitrag zum Thema ist das Essay "Die Silbermetallene
Vorstellung" der Australierin Sylvia Kelso, in dem sie sich mit dem
Verhältnis von Frauen/Feministinnen zur Technik beschäftigt und durch
ausgewählte SF-Romane Beispiele und Perspektiven aufzuzeigen versucht,
wie Frauen/Feministinnen die technischen Sujets der Science Fiction,
insbesondere die Cyborgs, für ihre Zwecke nutzen können. "Die
Silbermetallene Vorstellung" ist ein dichter und kompakter Artikel, der
sich der Frage nach der feministischen SF auf einem unerwarteten, aber
interessanten Weg nähert.
SOLAR-X 89 bietet neben dem üblichen, diesmal aber qualitativ
uneinheitlichen Rezensionsprogramm, Berichten über den Besuch von
Robert Silverberg im Mai in Leipzig noch zwei Kurzgeschichten. Angelika
Herzogs "Der Königskelch" ist eine konventionelle, märchenhafte
Fantasy-Kurzgeschichte, in der sich ein Prinz auf eine Quest begibt, um
seine Tauglichkeit als Nachfolger des Herrschers unter Beweis zu
stellen. Sein Scheitern ist vielleicht nur vordergründig, denn die
Story kann genausogut nur der erste Teile einer Fortsetzungsgeschichte
sein... Aus dem Amerikanischen stammt "Die Wolfsquelle" von D. M.
Mooney, eine unspektakuläre Horror-Story, die sich gewöhnlicher Ideen
bedient. In der Nähe warmer Quellen treibt ein unsterblicher Mann mit
dem Namen "Verrückter Wolf" sein Unwesen, und die Frau des
Protagonisten wird von ihm geschwängert, nur durch eine Erzählung...
(Daß Geschichten durch die Macht des Erzählers real werden können, ist
immerhin eine reizvolle Idee.)
Die vorliegende Ausgabe hebt sich durch seinen thematischen
Schwerpunkt aus der SOLAR-X-Reihe heraus, der für den uninformierten
Leser freilich nicht leicht zugänglich ist. Aber mit feministischer
Science Fiction hat sich vor SX 89 noch kein bundesdeutsches Fanzine
beschäftigt.
Armin Möhle
Wallenhorst
PREHISTORIC NEWS 13
20 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,00 DM, 3er-Abonnement 16,50 DM, 6er-Abonnment 30,00 DM.
Bezug: Dr. Bernhard Kempen, Kärntener Str. 29, 10827 Berlin.
Erstaunlich, daß Bernhard Kempen die prähistorischen Themen nicht
ausgehen. Von der reinen Dinomania hat er sich auf der Suche nach
Anregungen aber ziemlich weit entfernt. PHN 13 widmet sich daher einem
eher abstrakten Thema - den Dinos in der Musik, die von der Rockerrente
nichts wissen wollen: Elvis Presley (sozusagen untot), BEATLES, STONES,
GENESIS, PINK FLOYD und sogar Peinlichkeiten wie die Animateure Klaus
& Klaus.
Bevor Big Brother sich Hongkong wieder einverleibte, besuchte
Bernhard Kempen noch DINO ISLAND im Ocean Park der ehemaligen
Kronkolonie. Ein mehr oder weniger gelungener Versuch, Spielbergs
JURASSIC PARK als Touristen-Kitsch nachzunutzen. Allein wegen der
Computeranimationen und der beweglichen Dino-Modelle wird aber kaum
jemand nach China fahren; es ist eher eine Sache, die man vor Ort
nebenbei mitnimmt.
In deutscher Erstveröffentlichung gibt es anschließend "Das große
Rätsel" von J.-H. Rosny Ainé, eine kleine Geschichte von 1920, die ein
bißchen wie der Schnelldurchlauf von Sir Arthur Conan Doyles DIE
VERGESSENE WELT wirkt. Aber nett zu lesen, wenn auch völlig
unglaubhaft. Aber das ist ja Spielbergs Saurier-Streifen auch, wie auch
die Fortsetzung LOST WORLD, die bald ins Kino kommt.
Rein optisch fällt PHN schon durch das neue Cover auf, in Farbe
und mit einem Cartoon von Andreas Sichert. Das sollte aber nicht der
einzige Grund sein, sich PREHISTORIC NEWS 13 zu kaufen, Interesse für
die Materie muß schon vorhanden sein - oder viel Platz für stapelweise
ungelesene Fanzines.
Siegfried Breuer
Berlin
Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Irene Salzmann, Thomas Schmitz, Joachim Stahl, Johannes Unnewehr.
Auflage: 60 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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