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78
Home - Index - Rezensionen - Impressum - email 23.6.1997

 

Werte Leserinnen und Leser,

mich hat zwar auch für den FANZINE-KURIER 78 die eine oder die andere Rezension nicht rechtzeitig erreicht, es ist aber nur mir zuzuschreiben, daß diese Ausgabe mit einer gewissen Verspätung erscheint... Denn genügend Material lag mir immerhin bereits im letzten Monat vor. Auch enthält der FK 78 wieder einen gewissen Schwerpunkt unter den Fanzinerezensionen, was gelegentlich kritisiert wird, letztendlich können im FK aber nur Fanzines besprochen werden, die erscheinen - und mich erreichen.

Apropos erreichen: Zur Rezension im FANZINE-KURIER 79 sind mir immerhin bereits ALIEN CONTACT 26, SOLAR-X 27, KOPFGEBURTEN 9: EVE OF DAWN, IRRLICHTER 2: NACHBARN, GESCHICHTEN DER NACHT 15A/15B, DIE GRAUE ALLIANZ 3: INTRIGEN AUF AGON und ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 139 zugegangen.

Viele Grüße

Armin Möhle


FURTHER TALES OF BLOOD AND LOVE
LEGENDENSÄNGER 60: RUDRIN
SOL 5
ENPUNKT 28
SOLAR-X 84
LEGENSÄNGER 57: STURMLICHT
MONOCHROM 6/7
SOLAR-X 85
STERNENFEUER 6
LEGENDENSÄNGER-SONDERBAND 24: SCHATTENSEITE
BAWUEMANIA 12



FURTHER TALES OF BLOOD AND LOVE
66 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: 60 Exemplare, 10,00 DM.
Bezug: Charlotte Engmann, Am Tunnel 2, 50374 Erfstadt.

Im allgemeinen beziehen Storyzines ihren Reiz aus der Vielfalt unterschiedlicher Schreibstile, Themen und Denkansätze. Ein "roter Faden" (im vorliegenden Fall Vampirgeschichten) schränkt dies zwar ein wenig ein, läßt aber immer noch Freiraum, in dem sich die Phantasie der Autoren entfalten kann.

Christel Scheja eröffnet den Reigen mit "Spuren" - mehr der Entwurf für eine Story, die Farben sind noch etwas zu dick aufgetragen. Christel ist mittlerweile keine Unbekannte mehr und hat auch schon einige professionelle Veröffentlichungen vorzuweisen. In diesem Fall hätte sie der Idee mehr Zeit zur Reife geben sollen, ja müssen!

"Dancing with Mr. D:" ist eine Hommage an den STONES-Gitarristen Keith Richards. Verena Scheuerle zeichnet das Bild einer düsteren Welt, in der Junkies und kleine Dealer die Hauptrollen spielen. Der Protagonist, ein junger Vampir, findet in dieser Szene seine Opfer und wird sich seiner Obsession für den (gleichfalls drogensüchtigen) Richards bewußt. Da dies jedoch keine Zukunft hätte, beschließt er, ihn nur noch unerkannt aus der Ferne zu begleiten.

Die Story ist ein bißchen zu lang und weitschweifig geraten, um den Spannungsbogen bis zum Schluß zu halten. Die lakonische Schilderung unbegrenzten Drogenkonsums kann als Denkanstoß verstanden werden - nur wird das nicht wirklich deutlich.

Michael Vladescu steuert mit seinen "Sargkantengeschichten" eine kleine, aber nicht sonderlich originelle Satire bei.

Irene Salzmann kann da schon mehr überzeugen. "Vorsicht, ich beiße" - die Geschichte ist inspiriert von einem Song Frank Zappas, der auch abschnittweise zitiert wird - beginnt wie ein gewöhnlicher Disko-Besuch. Das Blutsauger-Element schleicht sich eher durch die Hintertür ins Geschehen.

Die schönste Geschichte des Heftes ist gleichzeitig die kürzeste. Eileen (wer auch immer sich hinter dem Pseudonym verbergen mag) schrieb "A Vampire's Christmas-Story". Man könnte es für eine ganz gewöhnliche Liebesgeschichte halten, stünde sie nicht im Kontext mit den anderen Stories. Die Miniatur wird ergänzt durch eine passende Illustration.

Auch die Fantasy soll nicht zu kurz kommen. Hier in einer konventionell-feministischen Version von Charlotte Engmann. "Am Brunnen" einer Oase geht es geht es nicht geheuer zu, ein Dämon aus einer anderen Dimension beschützt hier Frauen, die sonst anderen Wesen der Nacht zum Opfer fallen würden. Nicht ganz idealistisch freilich, denn ein Bann bindet ihn an diesen Ort. Die Rasse, der das Geschöpf angehört, nennt sich übrigens "Vampyri".

Noch eine Anlehnung an einen Song ist die letzte Story, "Walk straight down" (Kate Bush, 1989). Peter Nomigkeit entführt den Leser in einer Parallelwelt, in der die Vampire zu Hause sind. Manchmal gelingt es einem in unsere Welt, Erde-A, zu entwischen. Solche Entsprungenen werden dann von speziellen Agenten (selbst Vampire) zurück eskortiert oder, wenn nicht anders möglich, zur Strecke gebracht. Dabei geht es ganz schön zur Sache - Sterbliche sollten besser in Deckung gehen.

Die Lyrik ist durchweg in Englisch gehalten, darum vermag ich sie nicht im angemessenen Maß zu würdigen. Andererseits wäre eine Übersetzung den Versen von Michael Vladescu, Andrej Dvorczak und Samuel Thorne vielleicht nicht gerecht geworden.

FURTHER TALES OF BLOOD AND LOVE macht es dem Rezensenten nicht leicht. Am ehesten kann man es als den Versuch einer Verschmelzung von Musik, Horror und Grafiken zu einem Lebensgefühl verstehen. Neue Sichtwinkel auf ein altes Genre. Ob es gelungen ist, wissen Horror-Fans am besten einzuschätzen. Der Rezensent zählt sich nicht dazu.

Übrigens: Echte Freunde Draculas finden den letzten Sproß der Dynastie, Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, im Schloß Schenkendorf in der Mark Brandenburg.

Siegfried Breuer

Berlin


LEGENDENSÄNGER 60: RUDRIN
84 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 6,50 DM.
Bezug: Christel Scheja, Josefstr. 29, 33106 Paderborn-Elsen.

Wieder einmal gibt es einen neuen "Talastan"-Band von der fleißigen Christel Scheja. Im Wechsel mit Fanzines gemischten Inhalts, SF-Sonderausgaben oder erotischen Bänden erscheinen regelmäßig Erzählungen, die in ihrer Fantasy-Welt Talastan angesiedelt sind, in der auch Figuren anderer Autoren eine Heimat gefunden haben.

In dieser Ausgabe setzt Christel den Weg einer ihrer Lieblingsfiguren fort. Prinz Rudrin strebt nach dem Thron von Yjan-Calliorn, doch um ihn zu erhalten, muß er viele Opfer bringen. Zwei längere Geschichten sind seinem Schicksal gewidmet, die nicht unbedingt spannend sind, sondern wohl mehr ein Thema zum Abschluß bringen sollen, damit sich die Autorin neuen Protagonisten zuwenden kann, für deren Abenteuer hier der Grundstein gelegt wurde.

Mit einer Trilogie wartet Charlotte Engmann auf, die bereits vor einer Weile Fuß in Talastan faßte. Ihr Held Tagor begegnet dem Magier Arioll, der aufmerksamen Lesern aus früheren Erzählungen von Christel bekannt ist. Charlottes Stil ist flüssig, und sie versteht es, kleine Höhepunkte einzubauen.

Zahlreiche Grafiken sind über das Fanzine verstreut. Insbesondere die Zeichnungen von Helen Keller und Kirsten Scholz fallen positiv auf.

RUDRIN ist sicher nicht eines der besten Fanzines von Christel und rein auf Fantasy-Leser zugeschnitten. Die Freunde der "Talastan"-Erzählungen kommen auf ihre Kosten, da sie das weitere Schicksal bekannter Figuren erfahren - und anders ist es auch nicht von den Autorinnen geplant.

Irene Salzmann

Kranzberg


SOL 5
44 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.000 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN-FANZENTRALE, Peter Fleissner, Eichenallee 9, 63457 Hanau.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500 107 00), Konto 502454.

Auch in seiner fünften Ausgabe befleißigt sich das Verlautbarungsmagazin SOL einer weitgehend unkritischen Einstellung gegenüber der PR-Serie. Zwar enthält es einen Schmähartikel von Hubert Bacia, "Das fünfhundertjährige Reich des Perry Rhodan und seine Jünger", der im Jahre 1969 in der Zeitschrift KONKRET erschien, doch wird dabei ein Kommentar vorangestellt, in dem Willi Diwo den Verriß schon vorab verreißt. Richtig ist sicher, daß Bacia zwischen Bürgerlichkeit und Rechtsradikalismus kaum unterscheidet und deshalb wohl jeden nicht sozialistischen Helden verdächtigen muß, das geknechtete Volk zu täuschen und zu unterdrücken. (Manch einer wird sich mit Grauen an die ideologisch ähnliche und vergleichbar dilettantische PR-Untersuchung von Ellerbrock/Thieße erinnern.) Zu einer ausgewogenen Reaktion auf die Kritik hätte allerdings auch die Erwägung gehört, daß die Serie im Jahre 1969 ein wesentlich anderes Gesicht hatte als heute - gerade mit der späteren Dissertation ÜBERLEGUNGEN ZUM WANDEL EINER HEFTROMANSERIE hat ja Rainer Stache die wohl bisher kompetenteste Auswertung vorgenommen. In den Sechzigern waren Bacias Ausführungen nur grotesk überzogen - heute sind sie kaum mehr verständlich.

Das Fehlen kritischer Auseinandersetzung mit der Serie macht sich in SOL 5 vor allem bei den gestellten Fotos von PR-Mitarbeitern und ihren - gar nicht witzigen - Zitaten peinlich bemerkbar.

Damit hat es sich dann aber auch. Die Artikel zu zwei neuen PR-Taschenbüchern und "Gucky Shorty Nr. 4" sind unterhaltsam und bieten unverkrampften Humor; Ulrich Bettermann macht in seiner positiven Besprechung von PAX TERRA einen überzeugten Eindruck und bemüht sich, dies zu vermitteln. Mit einer ATLAN-Story und dem Artikel "MU und die Frühgeschichte der Menschheit" begibt sich SOL 5 in prähistorische Gefilde. Auch diese Beiträge sind unterhaltsam und lesenswert; trotz der darin gepflegten Selbstironie würde man sich allerdings eine klarere Trennung zwischen geologisch gesicherten Erkenntnissen, Spekulationen à la Däniken und PR-Story wünschen, da vor allem für Jungleser und Einsteiger, die die Fanzentrale gewinnen soll, die Zuordnung nicht immer leicht sein wird.

Ob SOL, wie in einem LoC vermutet, je ein würdiger Nachfolger des PR-Magazins werden kann, scheint mir wegen der alleinigen inhaltlichen Ausrichtung auf PR und der dabei fehlenden kritischen Reflexion sehr zweifelhaft. Informationsgehalt und Unterhaltungswert sind aber groß genug, um es zu empfehlen.

Clemens Nissen s. ps.

Wangerland


ENPUNKT 28
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.).
Auflage: 500 Exemplare, 3,50 DM, 4er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Leopoldstr. 29, 76133 Karlsruhe.

Gleich am Anfang führt Klaus die Arschlochquote ein. Sie dient ihm dazu, das Publikum bei Konzertbesuchen, an denen wir als Leser des ENPUNKT beteiligt werden, zu beurteilen. Die Arschlochquote ist ein vergleichsweise einfaches Meßinstrument. Studierende sind nämlich alles Arschlöcher und bei einem Konzert mit einem Studentenanteil von 80 Prozent kommt man - laut Klaus - leicht auf eine Quote von 90 Prozent, denn mindestens 10 Prozent der restlichen Besucher sind auch Arschlöcher... Nur gut, daß Klaus im ENPUNKT auch ein paar Leserbriefe abdruckt, eine für alle Zeiten unschlagbare Arschlochquote wäre diesem ENPUNKT sonst sicher.

Dirk van den Boom hat den Charakter des ENPUNKT im FK 75 deutlich beschrieben. Dem gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen. Auch diese Ausgabe enthält die übliche Mischung aus Reise- und Konzertberichten. Eine Menge Platten von meist unbekannten Bands werden vorgestellt. Und wir erfahren von weiteren Abenteuern Klausens im Einsatz für die "APPD" - der anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands. Der von Dirk festgestellte Anti-Intellektualismus scheint auch in dieser Ausgabe durch viele Zeilen hindurch, nicht nur bei der pauschalierenden Beurteilung von Konzertbesuchern. Das hindert Klaus aber auch nicht, sich abfällig über "Siff-Punks" zu äußern. Vielleicht doch ein Anflug von Intellektualismus. Ein Eindruck, dem sich Klaus als Verlagsangestellter und Schreibtischarbeiter ohnehin schlecht wird erwehren können.

Wenn man von den unzähligen Platten- und Bandvorstellungen absieht, die sicherlich für Fans der Punk- und verwandter Musik lesenswert sind, gibt es allerdings nur noch wenige Beiträge, die wirklich interessant sind. Dazu gehören im ENPUNKT in aller Regel die Reiseberichte. Während auch diesmal wieder die Schilderungen aus Afrika sehr informativ und abwechslungsreich sind, ist der Bericht über die Avignon-Reise im letzten Sommer eher belanglos. Wir erfahren zwar, wo Klaus erst einen Milchkaffee und dann mehrere Biere getrunken hat und welchen Straßenkünstler er zugeschaut hat, aber damit erschöpft sich der ganze Bericht.

Das Prosawerk "Seine liebste Parkuhr" ist ebenfalls bestenfalls peinlich, beschreibt es doch die Liebe des Protagonisten zu einer Parkuhr, die der Held der Geschichte des Nächtens auch vollzieht, während er seine Geliebte tagsüber nur von einer nahegelegenen Parkbank anhimmelt. Schnell vergessen.

Chancen vergibt Klaus auch bei der Schilderung eines Fernsehauftrittes, zu dem er als PR-Redakteur gebeten wurde. Statt über das Showbiz und den genaueren Ablauf der Talk-Show zu berichten, reicht es ihm darzustellen, wie wichtig er sich selber dabei vorkam und welche Pornofilme es in dem "bonzigsten Hotel, in dem er jemals abstiegen ist", zu sehen gab.

Fazit: Es gab schon bessere Werke aus dem Hause Frick.

Holger Marks

Marburg


SOLAR-X 84
56 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.

Vorbei die seligen Zeiten, da der FK-Rezensent schon beim Öffnen der Sendung aus dem fernen Wallenhorst und dem Blick auf das darin liegende SOLAR-X wußte, was kommen würde! Nämlich die immer wieder reizvolle Aufgabe, eine Rezension zu einem Rezensionsheft zu schreiben, was durch anschließende Rezensionen dieser Rezensionen im übernächsten SX mitunter noch verfeinert wurde, worauf ein anderer FK-Rezensent abermals eingehen konnte.

Mittlerweile jedoch weiß man gar nicht, was der ASFC Halle von einem Monat zum nächsten so an Strahlen emittiert. Nachdem die letzte Ausgabe sich mit militärischer SF beschäftigt hat, finden sich in der Nr. 84 zwei längere reinrassige SF-Stories, die gemeinsam mehr als die Hälfte des Umfangs einnehmen. Und da es für die FK-Leser wohl interessanter ist, etwas über Primärliteratur zu erfahren als zum SOLAR-xten Mal versichert zu bekommen, daß die Rezensionen kundig verfaßt wurde, wollen wir uns auch gleich auf diese stürzen wie der hungrige Habicht auf ein furchtsam fiependes Hasenbaby.

Eddie Angenhubers "M'atilda" eröffnet das Storyduett (oder, wie Fritz Walter, Exstürmer vom VfB Stuttgart, nach einem Spiel mit dem damaligen Sturmpartner Klinsmann so trefflich formulierte: "Ja gut, der Jürgen un isch haben heut en prima Stürmertrio gebildet ... äh, isch mein natürlisch, en Stürmerquartett."). Seine von Thomas Hofmann sehr ansehnlich illustrierte Geschichte ist von dem Tom Waits-Song "Tom Traubert's Blues" inspiriert, dessen Version von Rod Stewart ja vor ein paar Jahren sogar zum Hit geworden ist. Was mit aber bislang unbekannt war, ist, daß es darin um eine Kanone geht, die mit durchschlagendem Erfolg ("she killed about a hundred") vermutlich im amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde. Eddie fügt sie in ein Postdoomsday-Szenarium ein, in dessen Mittelpunkt ein Ich-Erzähler steht, der sich als Flößer durch die unwirtliche Landschaft schlägt. Nach einer nuklearen Katastrophe ist die Welt nicht nur von den überlebenden Menschen spärlich besiedelt, auch allerlei Tiermenschen treiben sich umher. Eddie gibt zu, daß ihn dazu Cordwainer Smiths Katzenmensch "K'mell" inspiriert hat. Nach allerlei Irrungen und Wirrungen stößt der Ich-Erzähler im Gefolge des nach eigenen Angaben letzten lebenden Wissenschafters (natürlich verrückt wie ein Rettich im Mai) und eines ebenso irren Generals auf besagte Riesenwumme, mit der die beiden Strolche die tierische Mehrheit der neuen Menschheit vergasen wollen. - Die Geschichte hat mir stilistisch gut gefallen. Eddie ist ja ein äußerst routinierter Autor, auch wenn er erst vor relativ kurzer Zeit den Weg in die geheiligten Hallen des SF-Fandom gefunden hat. Und just dieser zweite Umstand scheint mir auch zur Schwäche der Story geführt zu haben: Der Aufbau der Geschichte und das ganze Szenarium wirken ziemlich anfängerhaft. Postdoomsday-Geschichten schreibt wohl jeder SF-Fanautor in den ersten zwei, drei Jahren, bis er merkt, daß es schon so viel davon gibt, daß es witzlos ist, noch mehr zu veröffentlichen - es sei denn, man hat DIE Idee, die das Thema doch wieder auffrischt. Aber diese Idee sehe ich in "M'atilda" nicht. Verlassene Städte, irre Wissenschaftler, von einem Golden Age-Autor entlehnte Tiermenschen und eine gefundene Superwaffe ordne ich eher in die Reihe "typische SF-Versatzstücke" ein, und die reißen die mich beim besten Willen nicht vor Begeisterung von der Klobrille.

Die zweite Story ist eine Übersetzung aus dem Amerikanischen. Wilko Müller jr. übersetzte die Story "Stattlichere Wohnhäuser" von John B. Rosenman, und der Brasilianer Cesar R. T. Silva illustrierte sie. Auch diese Geschichte zeichnet sich nicht durch eine Überfülle neuer Ideen aus: Ein terranisches Raumschiff voller weißer angelsächsischer protestantischer Amerikaner landet auf einem rätselhaften Planeten, wo schon etliche Forschungsraumer aller möglichen Zivilisationen verschwunden sind. Man untersucht eines der vermißten Schiffe und findet dort noch die Leiche eines reptilioiden Besatzungsmitglieds. Ja, wer denkt da nicht an ALIEN? Als dann die ersten Wucherungen auf der Haut der WASP-Astronauten auftauchen, ahnen wir schon, wie die Sache enden wird, gelt? Ich muß trotzdem gestehen, daß ich die Story trotzdem höchst interessiert gelesen habe. Sie ist, obwohl man vieles vorhersehen kann, doch recht spannend, und ich liebe halt diese Space Opera-Settings der Sechziger Jahre mit ihren im Licht einer fernen Sonne blinzelnden Captains, die unter der Einsamkeit leiden und denen es einen Stich ins Herz versetzt, daß der junge Xenobiologe mit der schönen Kollegin schläft. Und irgendwie stört es mich bei solchen Geschichten auch gar nicht, wenn sie wie "Stattlichere Wohnhäuser" ziemlich stümperhaft übersetzt sind (was sich schon am holpernden deutschen Titel zeigt). Da ich von Wilko in SX bereits wesentlich bessere Übersetzungen gelesen habe, möchte ich zu seinen Gunsten annehmen, daß er diesmal das Ganze deswegen in ein Deutsch übertragen hat, das sich viel zu nah an die amerikanische Satzbauweise und Wortwahl anlehnt, weil das einfach zu solchen Space Operas gehört.

Den Rest der Ausgabe nehmen dann noch die von uns FK-Rezensenten seit Jahren so heißgeliebten Rezensionen sowie eine umfangreiche Diskussion zum Thema "deutscher WorldCon" ein.

Wär' ja auch zu traurig, wenn man sich bei SX nicht mal mehr darauf verlassen könnte.

Joachim Stahl

Leinfelden


LEGENDENSÄNGER 57: STURMLICHT
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 4,50 DM.
Bezug: Christel Scheja, Josefstr. 29, 33106 Paderborn-Elsen.

STURMLICHT ist eine weitere Produktion aus der Fanzinefabrik Christel Schejas, die durch die Verwendung der Manuskripte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Druckvorlagen nicht sehr zur Lektüre einlädt, zumal einige Seiten schlecht reproduziert wurden. Das kurze Vorwort verspricht eine inhaltliche Vielfalt der Kurzgeschichten, jedoch lassen sich die Arbeiten in zwei Themenkomplexe einteilen: zum einen in moralinsaure, zum anderen in bemühte Horror-Stories.

Christel Scheja schildert unter dem bereits bezeichnenden Titel "Fröhliche Weihnacht! Überall?" das einsame Weihnachtsfest ihrer Protagonistin, das in einem Suizid endet. Yvonne Friese gibt in "Das unergründliche Leiden der Familie Bodin" - ein weiterer Storytitel, der den Inhalt vorwegnimmt - eine traurige Familiengeschichte wieder. André Wiesler versucht in "Allein" das Schicksal eines politischen Gefangenen zu schildern, der ebenfalls Selbstmord begeht - ein schwieriges Thema, wenn der Autor über keine authentischen Informationen verfügt.

Ein weiteres "Experiment" André Wieslers ist "Kalter Atem", nämlich der Versuch, moralische Aussagen mit Horrorelementen zu verbinden: Eine Vampirin rächt die Vergewaltigung einer Frau, indem sie die Vergewaltiger tötet. Das ist natürlich nur Wunschdenken. Der Autor hat immerhin die Problematik seiner Story erkannt und sie mit einem kurzen Nachwort versehen, das freilich noch zwiespältiger ist, da er der Meinung vertritt, daß in der bundesdeutschen Justiz ein "Vergewaltiger oder Kinderschänder mit weniger Strafe davonkommt als ein friedlicher Demonstrant" und Verbrechensvorbeugung durch "Respekt vor den Opfern" beginnt - Zeilen, die noch undurchdachter als die Story sind und deshalb besser ungeschrieben geblieben wären.

Alexander Lohmann führt in "Eis" seine Protagonisten in ein Haus, in dem es spukt. Volker Budinger läßt in "Straßen der Stille" seine Hauptfigur dagegen einen bekannten Alptraum erleben, nämlich der letzte Mensch auf der Erde zu sein. "Lykos" von Janina Enders ist eine Werwolf-Geschichte. "Das geheimnisvolle Bild" von Sebastian Tiegal veranlaßt einen Kunststudenten, eine Kommilitonin zu vergewaltigen und zu ermorden, den Verdacht aber erfolgreich auf einen anderen zu lenken. Neben der abgenutzten Idee weist diese Story auch einen schweren technischen Mangel auf: Der Plot wird erst in einem abschließenden inneren Monolog des Protagonisten offenbart.

Konfus sind "Der Geist" von Alexander Lohmann und "Träume" von Nora Weddehage. In "Der Geist" stirbt ein Mädchen bei einem Überfall auf ein Silberbarrenlager (sic!), doch einer der Wächter reist unbeabsichtigt in der Zeit zurück, rettet sie als Kind rechtzeitig aus einem brennenden Haus und verhindert damit, daß sie ihren Verstand verliert und an dem Überfall teilnimmt. "Träume" von Nora Weddehage offenbart das Geheimnis einer biederen Hausfrau: Sie ist eine Sternenprinzessin, die vor einem böshaften Magier Zuflucht auf der Erde gefunden hat. Humoristische Ansätze weist dagegen "Himmel und Hölle" von André Wiesler auf, der Tagesablauf eines Mannes, in dem fast alles schiefgeht, was schiefgehen kann.

STURMLICHT bietet ein erfreuliches Wiedersehen mit den sehr ansprechenden Fantasy-Zeichnungen Heidi Kochs, die Mitte der achtziger Jahre im Fandom aktiv war. Aus dieser Zeit stammen auch ihre in STURMLICHT abgedruckten Zeichnungen, es sind also keine Erstveröffentlichungen (aber das sind manche der Kurzgeschichten offenbar auch nicht), was freilich allenfalls langjährigen Fandomlern auffallen wird.

STURMLICHT ist ein unbefriedigendes Fanzine, dem man kaum noch zugute halten kann, daß die Herausgeberin in ihren Produktionen neuen und weniger geübten Fanautorinnen und -autoren Veröffentlichungsmöglichkeiten bietet. Zumindest Alexander Lohmann und André Wiesler sind Fanautoren, die bereits seit Jahren aktiv sind (ein Beitrag von Alexander entstand bereits 1988!) und die sich deshalb etwas gesteigerten Ansprüchen stellen müssen.

Armin Möhle

Wallenhorst


MONOCHROM 6/7
112 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 8,00 DM.
Bezug: MONOCHROM, Dr. Karl Walleck-Str. 12, A-2000 Stockerau.

Schwarzweiß-Filme sind out, Schwarzweiß-Computermonitore finden sich bald nur noch in Hardwaremuseen, und Schwarzweiß-Malerei war noch nie angesagt. Nur in der Fanzine-Szene bleibt alles beim Alten. Aus Kostengründen finden sich nur selten farbliche Einsprengsel. Das man auch ohne Farbtupfer fast unendliche Gestaltungsmöglichkeiten hat, zeigt die neueste Ausgabe von MONOCHROM. Auf Hochglanzpapier und in gestochenem Druck bietet das Magazin auf alle Fälle etwas fürs Auge. Auf jeder Seite ein anderes Layout, mal einspaltig, mal gleich mehrere Spalten nebeneinander, versetzt oder als Rundbrief gedruckt. Jede Menge Collagen, Hintergrundtexturen, Illustrationen und Einsprengsel lockern den Text derart auf, daß man manchmal gar nicht weiß, wo man anfangen soll zu lesen.

Aber das Magazin hat nicht den Anspruch, von vorne bis hinten gelesen zu werden. Zu viele unterschiedliche Beiträge finden sich auf den über hundert, leider nicht numerierten Seiten.

Das Heft beschäftigt sich mit allen Ausprägungen zeitgenössischer Kunst und (Alltags-) Kultur. Es wird daher für spätere Generationen von Ethnologen ein gefundenes Fressen sein. Es finden sich Interviews mit der Wiener Musikgruppe PULS, dem Techno-Pagan Antero Alli, mit einem Holopathen sowie mit dem SF-Autoren Paul Di Filippo. SF ist also durchaus auch ein Thema. Nicht nur in diesem Beitrag. Ihre Verbandelung mit der SF-Szene zeigen die Macher um Johannes Grenzfurther und Thomas Brandstetter auch dadurch, daß sie den Einführungsbeitrag von Jürgen Thomann aus dem KOPFGEBURTEN-Themenband über Dystopien in einer gekürzten Fassung nachdrucken.

Es findet sich aber auch ein Beitrag über "Corseterie und andere Schnürungen" von einer nur mit "suzie" gekennzeichneten Autorin, die ihre Erfahrungen mit den als Kleidungsstücke daherkommenden Folterinstrumenten schildert. Der bekannte Filmkritiker Georg Seeßlen schreibt in "Rammelnde Rabbits am Hintern der Autos" über die Aufkleber, mit denen wir unsere Verbundenheit für unser liebstes Kind zeigen.

Gewöhnungsbedürftig oder schlichtweg unverständlich für manche Leser werden die englischsprachigen Beiträge sein, besonders dann, wenn sie in lautmalerischer Schrift den Slang nachzeichnen, wie es in dem Interview mit Christal geschieht. Christal ist eine texanische Frau, die nach einem Unfall mit einem von Latex ständig umhüllten Kopf lebt und sich selbst als "bionisch" bezeichnet.

Sicheres Terrain bieten nicht einmal die verschiedenartigsten Besprechungen, denn auch sie sind teilweise auf englisch. Nicht nur Bücher, Comics, Platten, Fanzines oder Filme, sondern auch Kombucha-Pilze, Oblaten, Thunfisch in Dosen oder Ratgeber für besseren Sex werden, wenn schon nicht besprochen, so doch zumindest erwähnt. Nebenbei gesagt ist der Beitrag von T. Baumgärtel über den Schwarzenegger-Film ERASER die beste Filmkritik, die ich seit langem gelesen habe.

Ein großer Teil der Beiträge beschäftigt sich mit den Auswirkungen, die die zunehmende Vernetzung der Gesellschaft durch den Computer nach sich zieht. Dabei geht es nicht immer um so heitere Dinge wie die Zeitumstellung auf das nächste Jahrtausend, die von vielen Zeitsystemen moderner Computernetze nicht bewältigt und aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem großen Chaos nicht nur bei der Deutschen Bundesbahn führen wird (dort würde es nicht einmal auffallen). Es geht auch um die gesellschaftlichen Veränderungen durch Internet, Multimedia oder Biotechnologie.

MONOCHROM zeichnet die neueren Tendenzen unserer kranken, verrückten Welt nach. Die Macher betreiben aber keine blinde Technikkritik, dafür sind sie selber viel zu sehr von den Möglichkeiten fasziniert.

So entsteht ein ungewöhnliches Fanzine, in dem man stundenlang stöbern kann und immer wieder etwas Neues entdeckt. Es ist kein SF-Fanzine, sondern ein Magazin für moderne Kultur, das seinen Finger am sogenannten "Puls des Zeit" hat. Das einzig Unmoderne ist der Schwarzweißdruck. Aber auch das ist Programm.

Holger Marks

Marburg


SOLAR-X 85
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.

Dem Betrachter fliegt auf der ersten Umschlagseite von SOLAR-X 85 eine Fledermaus entgegen. Und auf dem zweiten Cover steht George Hamilton mit kleinen spitzen Zähnen und weist bereits auf das Hauptthema hin, unter dem die "Red Edition" steht: Bram Stoker ist angesagt.

Nun sind Vampirzines und Vampirstories an sich nichts außergewöhnliches. Im FK wurde mit MORE TALES OF BLOOD AND LOVE bereits ein Fanzine besprochen, das sich ausschließlich dem Phänomen des Vampirs widmet. Bram Stoker als Erfinder "des" Vampirs schlechthin, Dracula, ist natürlich immer noch der unbestrittene Held der Vampirfreunde. Bleibt zu hoffen, daß SOLAR-X nicht nur eines von vielen Vampirzines ist.

Die klassische Mischung aus Primär- und Sekundärmaterial wurde auch für diese Ausgabe beibehalten. Der Storyreigen wird eingeleitet mit der Kurzgeschichte "Kairats Kuss" von Eddie Angerhuber. Die sehr lyrische und an ein Märchen erinnernde Geschichte um eine natürlich wunderhübsche Prinzessin, die vom Geist ihrer toten Schwester heimgesucht wird, hat im Grunde kein klassisches Vampirthema, sondern ist eher so etwas wie ein leicht morbid angehauchte Geschichte mit eher klassischen Versatzstücken aus dem Fantasy-Genre. Der Stil ist sehr sicher, trägt aber in seiner Süßlichkeit etwas dick auf. Wer solche Geschichten mag, wird jedoch auf seine Kosten kommen.

Weitaus derber wird es dann bei Arnold Reisers "Ährenlese". Während ein Junge sich mit einem Mädchen in einem Weizenfeld vergnügt, taucht die Langtüttin auf, eine Dämonin aus dem Volksglauben, die den Jungen durch ätzenden Eiter aus ihren Brüsten tötet und anschließend aussaugt, was das die Szene betrachtende Mädchen mit dem Kommentar "Robbi war ein mieser Typ!" quittiert. Von einigen Sequenzen fast schon dem Bereich des Splatter-Horrors zuzuordnen, habe ich nicht ganz verstanden, was denn nun der Sinn dieser Story eigentlich sein soll. Sonderlich unterhaltsam ist sie jedenfalls nicht.

Weitaus interessanter und lesenswerter ist dann schon Erik Wehders biographischer Artikel über Bram Stoker. Die umfangreiche und offenbar gut recherchierte Vorstellung kratzt gehörig am Lack des Autors und stellt fest, daß Stoker außer DRACULA kein gescheites Buch geschrieben habe und sich sein Beitrag zum phantastischen Genre in der Tat - was den Anspruch an Qualität und Wirkung betrifft - ausschließlich auf dieses eine, dafür umso wichtigere Werk beschränkt. Diese kritische Einschätzung bleibt aber zugleich fair.

Ergänzt wird SOLAR-X 85 durch allerlei Rezensionen, deren Qualität aber durchaus schwankt und nicht immer das bekannte Niveau erreicht.

Die Chance, das Flair und den "sense of wonder" von Vampirgeschichten auch auf grafischem Gebiet ausreichend herüberzubringen, hat Redakteur Peter Schünemann weitgehend vergeben. Von einigen wenigen großformatigen Zeichnungen abgesehen bleibt auch dieses Heft die bekannte Bleiwüste. Aus irgendeinem Grund hält sich unter Fanzineredakteuren immer noch das hartnäckige Vorurteil, Grafiken seien bloßes Beiwerk zum Text. Nur wenige Redakteure - wie z. B. Michael Marrak - haben in ihren Publikationen bewiesen, daß dies nicht sein muß. Gerade bei einem so dankbaren Thema wie "Vampire" hätte sich noch so manches grafische Leckerbissen unterbringen lassen können.

Fazit: Ein lesbares, durchaus abwechslungsreiches Fanzine mit zumeist gut ausgewählten Beiträgen. Vor allem für Vampir-Fans empfehlenswert.

Dirk van den Boom

Münster


STERNENFEUER 6
100 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: 150 Exemplare, 8,30 DM.
Bezug: Uwe Baur, Bentheimstr. 13, 97072 Würzburg.

STERNENFEUER 6 präsentiert sich im DIN A 5-Format mit kartoniertem Einband in SW und Klebebindung. Im Gegensatz zu vielen anderen Fanzines wirkt es durch ein klares, großzügiges Layout unaufdringlich und dadurch professionell. Es erscheint zweimal im Jahr.

Inhaltlich wechseln sich Beiträge aus verschiedenen Bereichen ab. Für jeden Geschmack ist etwas vorhanden, angefangen bei den Stories, über Sachartikel und ein Interview bis hin zu einigen Grafiken - das typische Fanzine eben, und auch noch gut ausgewogen.

Die Qualität der Grafiken reicht von mäßig bis gut, wobei hauptsächlich die Beiträge von Gregor Beckmann und Christian Hold dem Auge gefällig sind. Auch die Titelgrafik von Sascha Renninger hat ihren Platz verdient.

Allein den im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Comic habe ich vergeblich gesucht.

Es gibt vier Stories:

"Haß" von Götz Roderer ist die kürzeste und auch diejenige, die den Leser am wenigsten beeindruckt. Die ganzen Endzeit-Stories sind doch ziemlich out. Ein New Yorker Cop verfolgt einen Verdächtigen. Der springt vom Dach eines Hochhauses und... flaue Pointe. Das Ganze könnte sich auch in Frankfurt, Berlin, München oder sonstwo abspielen; der einzige Grund, die Handlung in die USA zu verlegen und sich somit für die trivialen Amerikanismen zu entschuldigen, ist der Umstand, daß es wenig vorstellbar ist, daß ausgerechnet Deutschland nach einem globalen Krieg als zweifelhafter Sieger übrig bleibt.

Gregor Beckmann, der überdies mit drei Grafiken vertreten ist, widmet sich in "Professor Zimpels Zeitmaschine" dem beliebten Thema der Zeitreise, wobei er auf das bewährte Klischee vom einsamen, verschrobenen Wissenschaftler (Zimpel = Simpel) zurückgreift, dem eine bahnbrechende Erfindung gelingt, durch die er jedoch alles andere als glücklich wird. Gregors Stil ist leger, die Erzählung plätschert flüssig dahin, ohne jedoch an den Leser große Anforderungen zu stellen. Das Sprachniveau der Wissenschaftler entspricht nicht ihrem Status.

In "Besuch bei Papa" erzählt Klaus N. Frick von Margaret, die nach (Pogo in) Togo reist, um die Hilfe eines Voudou-Priesters zu erbitten. Klaus schildert die Szenen sehr anschaulich und versteht es, seinen Figuren Identität zu verleihen. Die beste Story in STERNENFEUER.

"Das letzte Gespräch" von Michael M. Thurner ist eine Geschichte aus dem PR-Universum. Offensichtlich haben die regelmäßigen Eliminierungen alter und innigst geliebter Handlungsträger Michael veranlaßt, sich Gedanken über das Warum zu machen und wen es wohl als nächsten treffen wird. Die uns allen bekannten Figuren Perry und Bully präsentieren sich ungewohnt soft und emotional. Irgendwo bin ich enttäuscht, jetzt weniger von der Geschichte an sich als von dem Fazit, das Michael aus der "Mordlust der Autoren" für sich zieht. Hoffentlich lassen die sich nicht dadurch inspirieren, denn ich warte immer noch darauf, daß die Serie eines schönen Tages in "Reginald Bull, der Erbe des Erben des Universums" umbenannt wird ...

Die Sekundärbeiträge sind gründlich recherchiert, interessant und angenehm zu lesen.

STERNENFEUER liegt im guten Durchschnitt und bietet hundert Seiten Lesestoff, für den man durchaus 7,50 DM bezahlen kann.

Irene Salzmann

Kranzberg


LEGENDENSÄNGER-SONDERBAND 24: SCHATTENSEITE
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 4,50 DM.
Bezug: Christel Scheja, Josefstr. 29, 33106 Paderborn-Elsen.

Der mittlerweile 24. Sonderband der LEGENDENSÄNGER-EDITION beschäftigt sich mit den diversen Schattenseiten des Lebens. Dieses sehr breite und ungenaue Oberthema führte zu einer sehr breiten Mischung an Inhalten, die von sehr realistischen Geschichten über Probleme die Menschen mit sich und andere haben, bis hin zu fast kafkaesken Ideen und surrealistischen Darstellungen reichen.

Die interessanteste Idee verarbeitet Uwe Lammers in seinen "Nichteuklidischen Wanderungen". Er schildert die Erlebnisse eines Wanderers, der sich in die verrückten und aller Logik widersprechenden Gebäude und Welten des M. C. Escher verstrickt. Uwe gelingt es gut, diese Welt zu beschreiben, auch wenn er sich manchmal notgedrungen in die Terminologie der Geometrie versteigt. Dies verrät eine Stilunsicherheit - die Uwe selbst zugibt -, die der Geschichte etwas von ihrem Charme nimmt. Auch in seiner zweiten Geschichte mit dem Titel "Der Behälter", die leider inhaltlich nicht so überzeugen kann, flüchtet er sich in geometrische Fachausdrücke (was bitte ist ein Trapezoeder?) und gibt, damit es sich jeder vorstellen kann, gleich eine Zeichnung seines geheimnisvollen Behälters anbei. Für mich sieht es aus wie ein sargförmiges Gebilde, dessen Boden in der Mitte eingekerbt ist. Welche Bewandtnis es damit hat, erfahren wir leider nicht.

Groteske Ideen ganz anderer Art nimmt André Wiesler in seinen Geschichten auf. Vom Stil und der erzählerischen Umsetzung gehören sie zu den besten des Bandes. In "Die andere Seite" haben die Spiegelbilder ein eigenes Leben. Sie leben in einem geschlossenen Raum hinter dem Spiegel. Und jedesmal wenn eine neue Person in den Spiegel schaut, kommt eine dazu, was dazu führt, daß es hinter dem Spiegel auf die Dauer ziemlich eng wird...

In "Feuertaufe" entführt André seine Protagonisten in ein neueröffnetes Restaurant. Das ungewöhnliche daran: die Rechnung bezahlt man erst nach dem Tode - mit zusätzlichen Jahren in der Hölle. Der Betreiber ist natürlich der Leibhaftige selbst. Die dritte Geschichte ist ein kleines Kindermärchen und beschreibt den Weg eines Zierfisches von der Zoohandlung bis in den großen Fluß, der der Geschichte auch seinen Namen gibt. Alle drei Geschichten sind erzählerisch gut umgesetzt. André bettet seine Ideen in eine überzeugende Handlung ein und vermeidet unnötige Erklärungen oder längere Abhandlungen.

Mit 14 Seiten die mit Abstand längste Geschichte stammt von Arnulf Breuer. "Aus dem Hafenviertel" wurde durch ein längeres Praktikum, welches Arnulf in Kenia absolvierte, inspiriert. Das Hafenviertel der Geschichte ist der Treffpunkt verschiedener Menschen aus den unterschiedlichen Regionen eines nicht genannten Landes. Die Geschichte ist handlungsarm und bemüht sich mehr um die Schilderung der Atmosphäre und den Gesprächen zwischen den Menschen. Bei der Länge der Geschichte machen sich beim Lesen jedoch bald Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Nur gegen Ende zieht die Geschichte wieder etwas an, die Beziehung der Personen untereinander erhält etwas Spannung. Ansonsten wird zu häufig darüber gesprochen, wer jetzt Bier holen geht oder in welches Lokal man nun wechseln solle. Eine Kürzung hätte der Geschichte gut getan.

Die restlichen Geschichten von Yvonne Friese und Gero Lloyd sind kurze bis sehr kurze Geschichten, die hier nicht im Einzelnen erwähnt werden können.

Etwas aus dem Rahmen fällt der Beitrag von Christel Scheja, der Herausgeberin. In "Die kleinen Fehler der Fantasy" vergleicht sie die Realität des Mittelalters mit der Welt in der Fantasy-Literatur. Die Vergangenheit war weniger grandios und prachtvoll, das Heldenleben gar nicht so heldenhaft und vor allem nicht so klinisch rein, wie es in vielen Filmen und Büchern geschildert wird. Sie zeigt die Beschwerlichkeiten, denen der Mensch des Mittelalters ausgesetzt war, in vielen Punkten auf, so z. B. bei der täglichen Ernährung, der Kleidung, auf Reisen oder im Krieg. Zum Schluß appelliert sie an alle Autoren, doch etwas mehr dieser realistischen Einschränkungen in ihre Geschichten aufzunehmen, könnten sie doch das Einerlei vieler Sword & Sorcery-Geschichten etwas bereichern. Ein interessanter Beitrag, den man vielen Autoren nur ans Herz legen kann.

Insgesamt hinterläßt dieses Sonderheft der LEGENDENSÄNGER-EDITION - wie andere Hefte vor ihm - einen zwiespältigen Eindruck. Neben vielen interessanten Ideen und einigen guten Stories finden sich auch etliche unausgereifte oder flüchtig hingeschriebene Werke mit großen stilistischen Schwächen. Viele störende und ärgerliche Tippfehler sowie einige schlechte Grafiken verbessern den Gesamteindruck ebenfalls nicht gerade.

Holger Marks

Marburg


BAWUEMANIA 12
44 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: SFC BADEN-WÜRTTEMBERG, Michael Baumgartner, Scheffelstr. 23, 70193 Stuttgart.


Bankverbindung: Sparkasse Heiligenberg (BLZ 690 517 25), Konto 3007309, lautend auf Helge Lange.

BAWUEMANIA, ein Name, an den man sich erst gewöhnen muß, ist das externe Fanzine des SFC BADEN-WÜRTTEMBERG, und jetzt weiß man auch, wie sich der Name zusammensetzt.

In dieser Ausgabe liegt der Schwerpunkt auf den Stories.

Von André Wiesler stammen gleich drei Geschichten: In "Die andere Seite" beschreibt er ein furchtbares Gedränge in einem kleinen Bad. Man ahnt schon früh, was die Ursache dafür sein mag, und das Ende kommt dann auch nicht unerwartet. Trotzdem noch die originellste Erzählung. In seiner "Gier" wird es schlicht eklig. Guten Appetit! In "Kalter Atem" greift eine Vampirin zur Selbstjustiz.

Hans-Wolfgang Klemms Protagonisten entwickeln "Vatergefühle"; ein nicht mehr neues Thema. Aus seiner Feder stammt auch "Endstation Akropolis", eine düstere Endzeit-Erzählung, wie sie schon hunderte von Malen in Filmen, Büchern, Comics, Fanzines abgehandelt wurde.

"Wenn das der Tod ist ..." von Uwe Lammers, dann lesen wir von dem tragischen Opfer eines Experiments, bei dem einmal mehr dem Phänomen der Zeitreise nachgegangen wird.

In Gediminas Kulikauskas' "Der Totengräber" holen Alpträume einen Berufstätigen ein.

Allen Geschichten gemeinsam ist, daß es sattsam bekannte Themen sind, die niemanden mehr vom Hocker reißen. Fast überall ist Gewalt im Spiel, Tod, Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung. Man vermißt schreiberischen Pep und neue Ideen.

Zwischen die Stories mischen sich drei Gedichte, ein Sachtext, sowie mehrere Illustrationen, die leider nicht überzeugen können.

Insgesamt ist BAWUEMANIA ein höchstens mittelmäßiges Story-Zine, das dem Leser nicht lange in Erinnerung bleibt.

Irene Salzmann

Kranzberg


Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Joachim Stahl.

Auflage: 70 Exemplare.

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!


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