Werte Leserinnen und Leser,
mich hat zwar auch für
den FANZINE-KURIER 78 die eine oder die andere Rezension nicht
rechtzeitig erreicht, es ist aber nur mir zuzuschreiben, daß diese
Ausgabe mit einer gewissen Verspätung erscheint... Denn genügend
Material lag mir immerhin bereits im letzten Monat vor. Auch enthält
der FK 78 wieder einen gewissen Schwerpunkt unter den
Fanzinerezensionen, was gelegentlich kritisiert wird, letztendlich
können im FK aber nur Fanzines besprochen werden, die erscheinen - und
mich erreichen.
Apropos erreichen: Zur
Rezension im FANZINE-KURIER 79 sind mir immerhin bereits ALIEN CONTACT
26, SOLAR-X 27, KOPFGEBURTEN 9: EVE OF DAWN, IRRLICHTER 2: NACHBARN,
GESCHICHTEN DER NACHT 15A/15B, DIE GRAUE ALLIANZ 3: INTRIGEN AUF AGON
und ANDROMEDA SCIENCE FICTION MAGAZIN 139 zugegangen.
Viele Grüße
Armin Möhle
FURTHER TALES OF BLOOD AND LOVE
LEGENDENSÄNGER 60: RUDRIN
SOL 5
ENPUNKT 28
SOLAR-X 84
LEGENSÄNGER 57: STURMLICHT
MONOCHROM 6/7
SOLAR-X 85
STERNENFEUER 6
LEGENDENSÄNGER-SONDERBAND 24: SCHATTENSEITE
BAWUEMANIA 12
FURTHER TALES OF BLOOD AND LOVE
66 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: 60 Exemplare, 10,00 DM.
Bezug: Charlotte Engmann, Am Tunnel 2, 50374 Erfstadt.
Im
allgemeinen beziehen Storyzines ihren Reiz aus der Vielfalt
unterschiedlicher Schreibstile, Themen und Denkansätze. Ein "roter
Faden" (im vorliegenden Fall Vampirgeschichten) schränkt dies zwar ein
wenig ein, läßt aber immer noch Freiraum, in dem sich die Phantasie der
Autoren entfalten kann.
Christel
Scheja eröffnet den Reigen mit "Spuren" - mehr der Entwurf für eine
Story, die Farben sind noch etwas zu dick aufgetragen. Christel ist
mittlerweile keine Unbekannte mehr und hat auch schon einige
professionelle Veröffentlichungen vorzuweisen. In diesem Fall hätte sie
der Idee mehr Zeit zur Reife geben sollen, ja müssen!
"Dancing
with Mr. D:" ist eine Hommage an den STONES-Gitarristen Keith Richards.
Verena Scheuerle zeichnet das Bild einer düsteren Welt, in der Junkies
und kleine Dealer die Hauptrollen spielen. Der Protagonist, ein junger
Vampir, findet in dieser Szene seine Opfer und wird sich seiner
Obsession für den (gleichfalls drogensüchtigen) Richards bewußt. Da
dies jedoch keine Zukunft hätte, beschließt er, ihn nur noch unerkannt
aus der Ferne zu begleiten.
Die
Story ist ein bißchen zu lang und weitschweifig geraten, um den
Spannungsbogen bis zum Schluß zu halten. Die lakonische Schilderung
unbegrenzten Drogenkonsums kann als Denkanstoß verstanden werden - nur
wird das nicht wirklich deutlich.
Michael Vladescu steuert mit seinen "Sargkantengeschichten" eine kleine, aber nicht sonderlich originelle Satire bei.
Irene
Salzmann kann da schon mehr überzeugen. "Vorsicht, ich beiße" - die
Geschichte ist inspiriert von einem Song Frank Zappas, der auch
abschnittweise zitiert wird - beginnt wie ein gewöhnlicher
Disko-Besuch. Das Blutsauger-Element schleicht sich eher durch die
Hintertür ins Geschehen.
Die
schönste Geschichte des Heftes ist gleichzeitig die kürzeste. Eileen
(wer auch immer sich hinter dem Pseudonym verbergen mag) schrieb "A
Vampire's Christmas-Story". Man könnte es für eine ganz gewöhnliche
Liebesgeschichte halten, stünde sie nicht im Kontext mit den anderen
Stories. Die Miniatur wird ergänzt durch eine passende Illustration.
Auch
die Fantasy soll nicht zu kurz kommen. Hier in einer
konventionell-feministischen Version von Charlotte Engmann. "Am
Brunnen" einer Oase geht es geht es nicht geheuer zu, ein Dämon aus
einer anderen Dimension beschützt hier Frauen, die sonst anderen Wesen
der Nacht zum Opfer fallen würden. Nicht ganz idealistisch freilich,
denn ein Bann bindet ihn an diesen Ort. Die Rasse, der das Geschöpf
angehört, nennt sich übrigens "Vampyri".
Noch
eine Anlehnung an einen Song ist die letzte Story, "Walk straight down"
(Kate Bush, 1989). Peter Nomigkeit entführt den Leser in einer
Parallelwelt, in der die Vampire zu Hause sind. Manchmal gelingt es
einem in unsere Welt, Erde-A, zu entwischen. Solche Entsprungenen
werden dann von speziellen Agenten (selbst Vampire) zurück eskortiert
oder, wenn nicht anders möglich, zur Strecke gebracht. Dabei geht es
ganz schön zur Sache - Sterbliche sollten besser in Deckung gehen.
Die
Lyrik ist durchweg in Englisch gehalten, darum vermag ich sie nicht im
angemessenen Maß zu würdigen. Andererseits wäre eine Übersetzung den
Versen von Michael Vladescu, Andrej Dvorczak und Samuel Thorne
vielleicht nicht gerecht geworden.
FURTHER
TALES OF BLOOD AND LOVE macht es dem Rezensenten nicht leicht. Am
ehesten kann man es als den Versuch einer Verschmelzung von Musik,
Horror und Grafiken zu einem Lebensgefühl verstehen. Neue Sichtwinkel
auf ein altes Genre. Ob es gelungen ist, wissen Horror-Fans am besten
einzuschätzen. Der Rezensent zählt sich nicht dazu.
Übrigens:
Echte Freunde Draculas finden den letzten Sproß der Dynastie, Ottomar
Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, im Schloß Schenkendorf in der
Mark Brandenburg.
Siegfried Breuer
Berlin
LEGENDENSÄNGER 60: RUDRIN
84 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 6,50 DM.
Bezug: Christel Scheja, Josefstr. 29, 33106 Paderborn-Elsen.
Wieder
einmal gibt es einen neuen "Talastan"-Band von der fleißigen Christel
Scheja. Im Wechsel mit Fanzines gemischten Inhalts, SF-Sonderausgaben
oder erotischen Bänden erscheinen regelmäßig Erzählungen, die in ihrer
Fantasy-Welt Talastan angesiedelt sind, in der auch Figuren anderer
Autoren eine Heimat gefunden haben.
In
dieser Ausgabe setzt Christel den Weg einer ihrer Lieblingsfiguren
fort. Prinz Rudrin strebt nach dem Thron von Yjan-Calliorn, doch um ihn
zu erhalten, muß er viele Opfer bringen. Zwei längere Geschichten sind
seinem Schicksal gewidmet, die nicht unbedingt spannend sind, sondern
wohl mehr ein Thema zum Abschluß bringen sollen, damit sich die Autorin
neuen Protagonisten zuwenden kann, für deren Abenteuer hier der
Grundstein gelegt wurde.
Mit
einer Trilogie wartet Charlotte Engmann auf, die bereits vor einer
Weile Fuß in Talastan faßte. Ihr Held Tagor begegnet dem Magier Arioll,
der aufmerksamen Lesern aus früheren Erzählungen von Christel bekannt
ist. Charlottes Stil ist flüssig, und sie versteht es, kleine
Höhepunkte einzubauen.
Zahlreiche
Grafiken sind über das Fanzine verstreut. Insbesondere die Zeichnungen
von Helen Keller und Kirsten Scholz fallen positiv auf.
RUDRIN
ist sicher nicht eines der besten Fanzines von Christel und rein auf
Fantasy-Leser zugeschnitten. Die Freunde der "Talastan"-Erzählungen
kommen auf ihre Kosten, da sie das weitere Schicksal bekannter Figuren
erfahren - und anders ist es auch nicht von den Autorinnen geplant.
Irene Salzmann
Kranzberg
SOL 5
44 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.000 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN-FANZENTRALE, Peter Fleissner, Eichenallee 9, 63457 Hanau.
Bankverbindung: Degussa Bank Frankfurt (BLZ 500 107 00), Konto 502454.
Auch
in seiner fünften Ausgabe befleißigt sich das Verlautbarungsmagazin SOL
einer weitgehend unkritischen Einstellung gegenüber der PR-Serie. Zwar
enthält es einen Schmähartikel von Hubert Bacia, "Das
fünfhundertjährige Reich des Perry Rhodan und seine Jünger", der im
Jahre 1969 in der Zeitschrift KONKRET erschien, doch wird dabei ein
Kommentar vorangestellt, in dem Willi Diwo den Verriß schon vorab
verreißt. Richtig ist sicher, daß Bacia zwischen Bürgerlichkeit und
Rechtsradikalismus kaum unterscheidet und deshalb wohl jeden nicht
sozialistischen Helden verdächtigen muß, das geknechtete Volk zu
täuschen und zu unterdrücken. (Manch einer wird sich mit Grauen an die
ideologisch ähnliche und vergleichbar dilettantische PR-Untersuchung
von Ellerbrock/Thieße erinnern.) Zu einer ausgewogenen Reaktion auf die
Kritik hätte allerdings auch die Erwägung gehört, daß die Serie im
Jahre 1969 ein wesentlich anderes Gesicht hatte als heute - gerade mit
der späteren Dissertation ÜBERLEGUNGEN ZUM WANDEL EINER HEFTROMANSERIE
hat ja Rainer Stache die wohl bisher kompetenteste Auswertung
vorgenommen. In den Sechzigern waren Bacias Ausführungen nur grotesk
überzogen - heute sind sie kaum mehr verständlich.
Das
Fehlen kritischer Auseinandersetzung mit der Serie macht sich in SOL 5
vor allem bei den gestellten Fotos von PR-Mitarbeitern und ihren - gar
nicht witzigen - Zitaten peinlich bemerkbar.
Damit hat
es sich dann aber auch. Die Artikel zu zwei neuen PR-Taschenbüchern und
"Gucky Shorty Nr. 4" sind unterhaltsam und bieten unverkrampften Humor;
Ulrich Bettermann macht in seiner positiven Besprechung von PAX TERRA
einen überzeugten Eindruck und bemüht sich, dies zu vermitteln. Mit
einer ATLAN-Story und dem Artikel "MU und die Frühgeschichte der
Menschheit" begibt sich SOL 5 in prähistorische Gefilde. Auch diese
Beiträge sind unterhaltsam und lesenswert; trotz der darin gepflegten
Selbstironie würde man sich allerdings eine klarere Trennung zwischen
geologisch gesicherten Erkenntnissen, Spekulationen à la Däniken und
PR-Story wünschen, da vor allem für Jungleser und Einsteiger, die die
Fanzentrale gewinnen soll, die Zuordnung nicht immer leicht sein wird.
Ob SOL,
wie in einem LoC vermutet, je ein würdiger Nachfolger des PR-Magazins
werden kann, scheint mir wegen der alleinigen inhaltlichen Ausrichtung
auf PR und der dabei fehlenden kritischen Reflexion sehr zweifelhaft.
Informationsgehalt und Unterhaltungswert sind aber groß genug, um es zu
empfehlen.
Clemens Nissen s. ps.
Wangerland
ENPUNKT 28
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.).
Auflage: 500 Exemplare, 3,50 DM, 4er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Leopoldstr. 29, 76133 Karlsruhe.
Gleich
am Anfang führt Klaus die Arschlochquote ein. Sie dient ihm dazu, das
Publikum bei Konzertbesuchen, an denen wir als Leser des ENPUNKT
beteiligt werden, zu beurteilen. Die Arschlochquote ist ein
vergleichsweise einfaches Meßinstrument. Studierende sind nämlich alles
Arschlöcher und bei einem Konzert mit einem Studentenanteil von 80
Prozent kommt man - laut Klaus - leicht auf eine Quote von 90 Prozent,
denn mindestens 10 Prozent der restlichen Besucher sind auch
Arschlöcher... Nur gut, daß Klaus im ENPUNKT auch ein paar Leserbriefe
abdruckt, eine für alle Zeiten unschlagbare Arschlochquote wäre diesem
ENPUNKT sonst sicher.
Dirk van
den Boom hat den Charakter des ENPUNKT im FK 75 deutlich beschrieben.
Dem gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen. Auch diese Ausgabe enthält
die übliche Mischung aus Reise- und Konzertberichten. Eine Menge
Platten von meist unbekannten Bands werden vorgestellt. Und wir
erfahren von weiteren Abenteuern Klausens im Einsatz für die "APPD" -
der anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands. Der von Dirk
festgestellte Anti-Intellektualismus scheint auch in dieser Ausgabe
durch viele Zeilen hindurch, nicht nur bei der pauschalierenden
Beurteilung von Konzertbesuchern. Das hindert Klaus aber auch nicht,
sich abfällig über "Siff-Punks" zu äußern. Vielleicht doch ein Anflug
von Intellektualismus. Ein Eindruck, dem sich Klaus als
Verlagsangestellter und Schreibtischarbeiter ohnehin schlecht wird
erwehren können.
Wenn man
von den unzähligen Platten- und Bandvorstellungen absieht, die
sicherlich für Fans der Punk- und verwandter Musik lesenswert sind,
gibt es allerdings nur noch wenige Beiträge, die wirklich interessant
sind. Dazu gehören im ENPUNKT in aller Regel die Reiseberichte. Während
auch diesmal wieder die Schilderungen aus Afrika sehr informativ und
abwechslungsreich sind, ist der Bericht über die Avignon-Reise im
letzten Sommer eher belanglos. Wir erfahren zwar, wo Klaus erst einen
Milchkaffee und dann mehrere Biere getrunken hat und welchen
Straßenkünstler er zugeschaut hat, aber damit erschöpft sich der ganze
Bericht.
Das
Prosawerk "Seine liebste Parkuhr" ist ebenfalls bestenfalls peinlich,
beschreibt es doch die Liebe des Protagonisten zu einer Parkuhr, die
der Held der Geschichte des Nächtens auch vollzieht, während er seine
Geliebte tagsüber nur von einer nahegelegenen Parkbank anhimmelt.
Schnell vergessen.
Chancen
vergibt Klaus auch bei der Schilderung eines Fernsehauftrittes, zu dem
er als PR-Redakteur gebeten wurde. Statt über das Showbiz und den
genaueren Ablauf der Talk-Show zu berichten, reicht es ihm
darzustellen, wie wichtig er sich selber dabei vorkam und welche
Pornofilme es in dem "bonzigsten Hotel, in dem er jemals abstiegen
ist", zu sehen gab.
Fazit: Es gab schon bessere Werke aus dem Hause Frick.
Holger Marks
Marburg
SOLAR-X 84
56 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Vorbei
die seligen Zeiten, da der FK-Rezensent schon beim Öffnen der Sendung
aus dem fernen Wallenhorst und dem Blick auf das darin liegende SOLAR-X
wußte, was kommen würde! Nämlich die immer wieder reizvolle Aufgabe,
eine Rezension zu einem Rezensionsheft zu schreiben, was durch
anschließende Rezensionen dieser Rezensionen im übernächsten SX
mitunter noch verfeinert wurde, worauf ein anderer FK-Rezensent
abermals eingehen konnte.
Mittlerweile
jedoch weiß man gar nicht, was der ASFC Halle von einem Monat zum
nächsten so an Strahlen emittiert. Nachdem die letzte Ausgabe sich mit
militärischer SF beschäftigt hat, finden sich in der Nr. 84 zwei
längere reinrassige SF-Stories, die gemeinsam mehr als die Hälfte des
Umfangs einnehmen. Und da es für die FK-Leser wohl interessanter ist,
etwas über Primärliteratur zu erfahren als zum SOLAR-xten Mal
versichert zu bekommen, daß die Rezensionen kundig verfaßt wurde,
wollen wir uns auch gleich auf diese stürzen wie der hungrige Habicht
auf ein furchtsam fiependes Hasenbaby.
Eddie
Angenhubers "M'atilda" eröffnet das Storyduett (oder, wie Fritz Walter,
Exstürmer vom VfB Stuttgart, nach einem Spiel mit dem damaligen
Sturmpartner Klinsmann so trefflich formulierte: "Ja gut, der Jürgen un
isch haben heut en prima Stürmertrio gebildet ... äh, isch mein
natürlisch, en Stürmerquartett."). Seine von Thomas Hofmann sehr
ansehnlich illustrierte Geschichte ist von dem Tom Waits-Song "Tom
Traubert's Blues" inspiriert, dessen Version von Rod Stewart ja vor ein
paar Jahren sogar zum Hit geworden ist. Was mit aber bislang unbekannt
war, ist, daß es darin um eine Kanone geht, die mit durchschlagendem
Erfolg ("she killed about a hundred") vermutlich im amerikanischen
Bürgerkrieg eingesetzt wurde. Eddie fügt sie in ein
Postdoomsday-Szenarium ein, in dessen Mittelpunkt ein Ich-Erzähler
steht, der sich als Flößer durch die unwirtliche Landschaft schlägt.
Nach einer nuklearen Katastrophe ist die Welt nicht nur von den
überlebenden Menschen spärlich besiedelt, auch allerlei Tiermenschen
treiben sich umher. Eddie gibt zu, daß ihn dazu Cordwainer Smiths
Katzenmensch "K'mell" inspiriert hat. Nach allerlei Irrungen und
Wirrungen stößt der Ich-Erzähler im Gefolge des nach eigenen Angaben
letzten lebenden Wissenschafters (natürlich verrückt wie ein Rettich im
Mai) und eines ebenso irren Generals auf besagte Riesenwumme, mit der
die beiden Strolche die tierische Mehrheit der neuen Menschheit
vergasen wollen. - Die Geschichte hat mir stilistisch gut gefallen.
Eddie ist ja ein äußerst routinierter Autor, auch wenn er erst vor
relativ kurzer Zeit den Weg in die geheiligten Hallen des SF-Fandom
gefunden hat. Und just dieser zweite Umstand scheint mir auch zur
Schwäche der Story geführt zu haben: Der Aufbau der Geschichte und das
ganze Szenarium wirken ziemlich anfängerhaft. Postdoomsday-Geschichten
schreibt wohl jeder SF-Fanautor in den ersten zwei, drei Jahren, bis er
merkt, daß es schon so viel davon gibt, daß es witzlos ist, noch mehr
zu veröffentlichen - es sei denn, man hat DIE Idee, die das Thema doch
wieder auffrischt. Aber diese Idee sehe ich in "M'atilda" nicht.
Verlassene Städte, irre Wissenschaftler, von einem Golden Age-Autor
entlehnte Tiermenschen und eine gefundene Superwaffe ordne ich eher in
die Reihe "typische SF-Versatzstücke" ein, und die reißen die mich beim
besten Willen nicht vor Begeisterung von der Klobrille.
Die
zweite Story ist eine Übersetzung aus dem Amerikanischen. Wilko Müller
jr. übersetzte die Story "Stattlichere Wohnhäuser" von John B.
Rosenman, und der Brasilianer Cesar R. T. Silva illustrierte sie. Auch
diese Geschichte zeichnet sich nicht durch eine Überfülle neuer Ideen
aus: Ein terranisches Raumschiff voller weißer angelsächsischer
protestantischer Amerikaner landet auf einem rätselhaften Planeten, wo
schon etliche Forschungsraumer aller möglichen Zivilisationen
verschwunden sind. Man untersucht eines der vermißten Schiffe und
findet dort noch die Leiche eines reptilioiden Besatzungsmitglieds. Ja,
wer denkt da nicht an ALIEN? Als dann die ersten Wucherungen auf der
Haut der WASP-Astronauten auftauchen, ahnen wir schon, wie die Sache
enden wird, gelt? Ich muß trotzdem gestehen, daß ich die Story trotzdem
höchst interessiert gelesen habe. Sie ist, obwohl man vieles
vorhersehen kann, doch recht spannend, und ich liebe halt diese Space
Opera-Settings der Sechziger Jahre mit ihren im Licht einer fernen
Sonne blinzelnden Captains, die unter der Einsamkeit leiden und denen
es einen Stich ins Herz versetzt, daß der junge Xenobiologe mit der
schönen Kollegin schläft. Und irgendwie stört es mich bei solchen
Geschichten auch gar nicht, wenn sie wie "Stattlichere Wohnhäuser"
ziemlich stümperhaft übersetzt sind (was sich schon am holpernden
deutschen Titel zeigt). Da ich von Wilko in SX bereits wesentlich
bessere Übersetzungen gelesen habe, möchte ich zu seinen Gunsten
annehmen, daß er diesmal das Ganze deswegen in ein Deutsch übertragen
hat, das sich viel zu nah an die amerikanische Satzbauweise und
Wortwahl anlehnt, weil das einfach zu solchen Space Operas gehört.
Den
Rest der Ausgabe nehmen dann noch die von uns FK-Rezensenten seit
Jahren so heißgeliebten Rezensionen sowie eine umfangreiche Diskussion
zum Thema "deutscher WorldCon" ein.
Wär' ja auch zu traurig, wenn man sich bei SX nicht mal mehr darauf verlassen könnte.
Joachim Stahl
Leinfelden
LEGENDENSÄNGER 57: STURMLICHT
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 4,50 DM.
Bezug: Christel Scheja, Josefstr. 29, 33106 Paderborn-Elsen.
STURMLICHT
ist eine weitere Produktion aus der Fanzinefabrik Christel Schejas, die
durch die Verwendung der Manuskripte der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter als Druckvorlagen nicht sehr zur Lektüre einlädt, zumal
einige Seiten schlecht reproduziert wurden. Das kurze Vorwort
verspricht eine inhaltliche Vielfalt der Kurzgeschichten, jedoch lassen
sich die Arbeiten in zwei Themenkomplexe einteilen: zum einen in
moralinsaure, zum anderen in bemühte Horror-Stories.
Christel
Scheja schildert unter dem bereits bezeichnenden Titel "Fröhliche
Weihnacht! Überall?" das einsame Weihnachtsfest ihrer Protagonistin,
das in einem Suizid endet. Yvonne Friese gibt in "Das unergründliche
Leiden der Familie Bodin" - ein weiterer Storytitel, der den Inhalt
vorwegnimmt - eine traurige Familiengeschichte wieder. André Wiesler
versucht in "Allein" das Schicksal eines politischen Gefangenen zu
schildern, der ebenfalls Selbstmord begeht - ein schwieriges Thema,
wenn der Autor über keine authentischen Informationen verfügt.
Ein
weiteres "Experiment" André Wieslers ist "Kalter Atem", nämlich der
Versuch, moralische Aussagen mit Horrorelementen zu verbinden: Eine
Vampirin rächt die Vergewaltigung einer Frau, indem sie die
Vergewaltiger tötet. Das ist natürlich nur Wunschdenken. Der Autor hat
immerhin die Problematik seiner Story erkannt und sie mit einem kurzen
Nachwort versehen, das freilich noch zwiespältiger ist, da er der
Meinung vertritt, daß in der bundesdeutschen Justiz ein "Vergewaltiger
oder Kinderschänder mit weniger Strafe davonkommt als ein friedlicher
Demonstrant" und Verbrechensvorbeugung durch "Respekt vor den Opfern"
beginnt - Zeilen, die noch undurchdachter als die Story sind und
deshalb besser ungeschrieben geblieben wären.
Alexander
Lohmann führt in "Eis" seine Protagonisten in ein Haus, in dem es
spukt. Volker Budinger läßt in "Straßen der Stille" seine Hauptfigur
dagegen einen bekannten Alptraum erleben, nämlich der letzte Mensch auf
der Erde zu sein. "Lykos" von Janina Enders ist eine
Werwolf-Geschichte. "Das geheimnisvolle Bild" von Sebastian Tiegal
veranlaßt einen Kunststudenten, eine Kommilitonin zu vergewaltigen und
zu ermorden, den Verdacht aber erfolgreich auf einen anderen zu lenken.
Neben der abgenutzten Idee weist diese Story auch einen schweren
technischen Mangel auf: Der Plot wird erst in einem abschließenden
inneren Monolog des Protagonisten offenbart.
Konfus
sind "Der Geist" von Alexander Lohmann und "Träume" von Nora Weddehage.
In "Der Geist" stirbt ein Mädchen bei einem Überfall auf ein
Silberbarrenlager (sic!), doch einer der Wächter reist unbeabsichtigt
in der Zeit zurück, rettet sie als Kind rechtzeitig aus einem
brennenden Haus und verhindert damit, daß sie ihren Verstand verliert
und an dem Überfall teilnimmt. "Träume" von Nora Weddehage offenbart
das Geheimnis einer biederen Hausfrau: Sie ist eine Sternenprinzessin,
die vor einem böshaften Magier Zuflucht auf der Erde gefunden hat.
Humoristische Ansätze weist dagegen "Himmel und Hölle" von André
Wiesler auf, der Tagesablauf eines Mannes, in dem fast alles
schiefgeht, was schiefgehen kann.
STURMLICHT
bietet ein erfreuliches Wiedersehen mit den sehr ansprechenden
Fantasy-Zeichnungen Heidi Kochs, die Mitte der achtziger Jahre im
Fandom aktiv war. Aus dieser Zeit stammen auch ihre in STURMLICHT
abgedruckten Zeichnungen, es sind also keine Erstveröffentlichungen
(aber das sind manche der Kurzgeschichten offenbar auch nicht), was
freilich allenfalls langjährigen Fandomlern auffallen wird.
STURMLICHT
ist ein unbefriedigendes Fanzine, dem man kaum noch zugute halten kann,
daß die Herausgeberin in ihren Produktionen neuen und weniger geübten
Fanautorinnen und -autoren Veröffentlichungsmöglichkeiten bietet.
Zumindest Alexander Lohmann und André Wiesler sind Fanautoren, die
bereits seit Jahren aktiv sind (ein Beitrag von Alexander entstand
bereits 1988!) und die sich deshalb etwas gesteigerten Ansprüchen
stellen müssen.
Armin Möhle
Wallenhorst
MONOCHROM 6/7
112 Seiten DIN A 4, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 8,00 DM.
Bezug: MONOCHROM, Dr. Karl Walleck-Str. 12, A-2000 Stockerau.
Schwarzweiß-Filme
sind out, Schwarzweiß-Computermonitore finden sich bald nur noch in
Hardwaremuseen, und Schwarzweiß-Malerei war noch nie angesagt. Nur in
der Fanzine-Szene bleibt alles beim Alten. Aus Kostengründen finden
sich nur selten farbliche Einsprengsel. Das man auch ohne Farbtupfer
fast unendliche Gestaltungsmöglichkeiten hat, zeigt die neueste Ausgabe
von MONOCHROM. Auf Hochglanzpapier und in gestochenem Druck bietet das
Magazin auf alle Fälle etwas fürs Auge. Auf jeder Seite ein anderes
Layout, mal einspaltig, mal gleich mehrere Spalten nebeneinander,
versetzt oder als Rundbrief gedruckt. Jede Menge Collagen,
Hintergrundtexturen, Illustrationen und Einsprengsel lockern den Text
derart auf, daß man manchmal gar nicht weiß, wo man anfangen soll zu
lesen.
Aber
das Magazin hat nicht den Anspruch, von vorne bis hinten gelesen zu
werden. Zu viele unterschiedliche Beiträge finden sich auf den über
hundert, leider nicht numerierten Seiten.
Das
Heft beschäftigt sich mit allen Ausprägungen zeitgenössischer Kunst und
(Alltags-) Kultur. Es wird daher für spätere Generationen von
Ethnologen ein gefundenes Fressen sein. Es finden sich Interviews mit
der Wiener Musikgruppe PULS, dem Techno-Pagan Antero Alli, mit einem
Holopathen sowie mit dem SF-Autoren Paul Di Filippo. SF ist also
durchaus auch ein Thema. Nicht nur in diesem Beitrag. Ihre Verbandelung
mit der SF-Szene zeigen die Macher um Johannes Grenzfurther und Thomas
Brandstetter auch dadurch, daß sie den Einführungsbeitrag von Jürgen
Thomann aus dem KOPFGEBURTEN-Themenband über Dystopien in einer
gekürzten Fassung nachdrucken.
Es
findet sich aber auch ein Beitrag über "Corseterie und andere
Schnürungen" von einer nur mit "suzie" gekennzeichneten Autorin, die
ihre Erfahrungen mit den als Kleidungsstücke daherkommenden
Folterinstrumenten schildert. Der bekannte Filmkritiker Georg Seeßlen
schreibt in "Rammelnde Rabbits am Hintern der Autos" über die
Aufkleber, mit denen wir unsere Verbundenheit für unser liebstes Kind
zeigen.
Gewöhnungsbedürftig
oder schlichtweg unverständlich für manche Leser werden die
englischsprachigen Beiträge sein, besonders dann, wenn sie in
lautmalerischer Schrift den Slang nachzeichnen, wie es in dem Interview
mit Christal geschieht. Christal ist eine texanische Frau, die nach
einem Unfall mit einem von Latex ständig umhüllten Kopf lebt und sich
selbst als "bionisch" bezeichnet.
Sicheres
Terrain bieten nicht einmal die verschiedenartigsten Besprechungen,
denn auch sie sind teilweise auf englisch. Nicht nur Bücher, Comics,
Platten, Fanzines oder Filme, sondern auch Kombucha-Pilze, Oblaten,
Thunfisch in Dosen oder Ratgeber für besseren Sex werden, wenn schon
nicht besprochen, so doch zumindest erwähnt. Nebenbei gesagt ist der
Beitrag von T. Baumgärtel über den Schwarzenegger-Film ERASER die beste
Filmkritik, die ich seit langem gelesen habe.
Ein
großer Teil der Beiträge beschäftigt sich mit den Auswirkungen, die die
zunehmende Vernetzung der Gesellschaft durch den Computer nach sich
zieht. Dabei geht es nicht immer um so heitere Dinge wie die
Zeitumstellung auf das nächste Jahrtausend, die von vielen Zeitsystemen
moderner Computernetze nicht bewältigt und aller Wahrscheinlichkeit
nach zu einem großen Chaos nicht nur bei der Deutschen Bundesbahn
führen wird (dort würde es nicht einmal auffallen). Es geht auch um die
gesellschaftlichen Veränderungen durch Internet, Multimedia oder
Biotechnologie.
MONOCHROM
zeichnet die neueren Tendenzen unserer kranken, verrückten Welt nach.
Die Macher betreiben aber keine blinde Technikkritik, dafür sind sie
selber viel zu sehr von den Möglichkeiten fasziniert.
So
entsteht ein ungewöhnliches Fanzine, in dem man stundenlang stöbern
kann und immer wieder etwas Neues entdeckt. Es ist kein SF-Fanzine,
sondern ein Magazin für moderne Kultur, das seinen Finger am
sogenannten "Puls des Zeit" hat. Das einzig Unmoderne ist der
Schwarzweißdruck. Aber auch das ist Programm.
Holger Marks
Marburg
SOLAR-X 85
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 95 Exemplare, 3,50 DM, 12er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko Müller jr., Volhardstr. 20, 06112 Halle/S.
Bankverbindung: Bayerische Vereinsbank (BLZ 800 200 86), Konto 7800444.
Dem
Betrachter fliegt auf der ersten Umschlagseite von SOLAR-X 85 eine
Fledermaus entgegen. Und auf dem zweiten Cover steht George Hamilton
mit kleinen spitzen Zähnen und weist bereits auf das Hauptthema hin,
unter dem die "Red Edition" steht: Bram Stoker ist angesagt.
Nun
sind Vampirzines und Vampirstories an sich nichts außergewöhnliches. Im
FK wurde mit MORE TALES OF BLOOD AND LOVE bereits ein Fanzine
besprochen, das sich ausschließlich dem Phänomen des Vampirs widmet.
Bram Stoker als Erfinder "des" Vampirs schlechthin, Dracula, ist
natürlich immer noch der unbestrittene Held der Vampirfreunde. Bleibt
zu hoffen, daß SOLAR-X nicht nur eines von vielen Vampirzines ist.
Die
klassische Mischung aus Primär- und Sekundärmaterial wurde auch für
diese Ausgabe beibehalten. Der Storyreigen wird eingeleitet mit der
Kurzgeschichte "Kairats Kuss" von Eddie Angerhuber. Die sehr lyrische
und an ein Märchen erinnernde Geschichte um eine natürlich
wunderhübsche Prinzessin, die vom Geist ihrer toten Schwester
heimgesucht wird, hat im Grunde kein klassisches Vampirthema, sondern
ist eher so etwas wie ein leicht morbid angehauchte Geschichte mit eher
klassischen Versatzstücken aus dem Fantasy-Genre. Der Stil ist sehr
sicher, trägt aber in seiner Süßlichkeit etwas dick auf. Wer solche
Geschichten mag, wird jedoch auf seine Kosten kommen.
Weitaus
derber wird es dann bei Arnold Reisers "Ährenlese". Während ein Junge
sich mit einem Mädchen in einem Weizenfeld vergnügt, taucht die
Langtüttin auf, eine Dämonin aus dem Volksglauben, die den Jungen durch
ätzenden Eiter aus ihren Brüsten tötet und anschließend aussaugt, was
das die Szene betrachtende Mädchen mit dem Kommentar "Robbi war ein
mieser Typ!" quittiert. Von einigen Sequenzen fast schon dem Bereich
des Splatter-Horrors zuzuordnen, habe ich nicht ganz verstanden, was
denn nun der Sinn dieser Story eigentlich sein soll. Sonderlich
unterhaltsam ist sie jedenfalls nicht.
Weitaus
interessanter und lesenswerter ist dann schon Erik Wehders
biographischer Artikel über Bram Stoker. Die umfangreiche und offenbar
gut recherchierte Vorstellung kratzt gehörig am Lack des Autors und
stellt fest, daß Stoker außer DRACULA kein gescheites Buch geschrieben
habe und sich sein Beitrag zum phantastischen Genre in der Tat - was
den Anspruch an Qualität und Wirkung betrifft - ausschließlich auf
dieses eine, dafür umso wichtigere Werk beschränkt. Diese kritische
Einschätzung bleibt aber zugleich fair.
Ergänzt
wird SOLAR-X 85 durch allerlei Rezensionen, deren Qualität aber
durchaus schwankt und nicht immer das bekannte Niveau erreicht.
Die
Chance, das Flair und den "sense of wonder" von Vampirgeschichten auch
auf grafischem Gebiet ausreichend herüberzubringen, hat Redakteur Peter
Schünemann weitgehend vergeben. Von einigen wenigen großformatigen
Zeichnungen abgesehen bleibt auch dieses Heft die bekannte Bleiwüste.
Aus irgendeinem Grund hält sich unter Fanzineredakteuren immer noch das
hartnäckige Vorurteil, Grafiken seien bloßes Beiwerk zum Text. Nur
wenige Redakteure - wie z. B. Michael Marrak - haben in ihren
Publikationen bewiesen, daß dies nicht sein muß. Gerade bei einem so
dankbaren Thema wie "Vampire" hätte sich noch so manches grafische
Leckerbissen unterbringen lassen können.
Fazit:
Ein lesbares, durchaus abwechslungsreiches Fanzine mit zumeist gut
ausgewählten Beiträgen. Vor allem für Vampir-Fans empfehlenswert.
Dirk van den Boom
Münster
STERNENFEUER 6
100 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: 150 Exemplare, 8,30 DM.
Bezug: Uwe Baur, Bentheimstr. 13, 97072 Würzburg.
STERNENFEUER
6 präsentiert sich im DIN A 5-Format mit kartoniertem Einband in SW und
Klebebindung. Im Gegensatz zu vielen anderen Fanzines wirkt es durch
ein klares, großzügiges Layout unaufdringlich und dadurch
professionell. Es erscheint zweimal im Jahr.
Inhaltlich
wechseln sich Beiträge aus verschiedenen Bereichen ab. Für jeden
Geschmack ist etwas vorhanden, angefangen bei den Stories, über
Sachartikel und ein Interview bis hin zu einigen Grafiken - das
typische Fanzine eben, und auch noch gut ausgewogen.
Die
Qualität der Grafiken reicht von mäßig bis gut, wobei hauptsächlich die
Beiträge von Gregor Beckmann und Christian Hold dem Auge gefällig sind.
Auch die Titelgrafik von Sascha Renninger hat ihren Platz verdient.
Allein den im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Comic habe ich vergeblich gesucht.
Es gibt vier Stories:
"Haß"
von Götz Roderer ist die kürzeste und auch diejenige, die den Leser am
wenigsten beeindruckt. Die ganzen Endzeit-Stories sind doch ziemlich
out. Ein New Yorker Cop verfolgt einen Verdächtigen. Der springt vom
Dach eines Hochhauses und... flaue Pointe. Das Ganze könnte sich auch
in Frankfurt, Berlin, München oder sonstwo abspielen; der einzige
Grund, die Handlung in die USA zu verlegen und sich somit für die
trivialen Amerikanismen zu entschuldigen, ist der Umstand, daß es wenig
vorstellbar ist, daß ausgerechnet Deutschland nach einem globalen Krieg
als zweifelhafter Sieger übrig bleibt.
Gregor
Beckmann, der überdies mit drei Grafiken vertreten ist, widmet sich in
"Professor Zimpels Zeitmaschine" dem beliebten Thema der Zeitreise,
wobei er auf das bewährte Klischee vom einsamen, verschrobenen
Wissenschaftler (Zimpel = Simpel) zurückgreift, dem eine bahnbrechende
Erfindung gelingt, durch die er jedoch alles andere als glücklich wird.
Gregors Stil ist leger, die Erzählung plätschert flüssig dahin, ohne
jedoch an den Leser große Anforderungen zu stellen. Das Sprachniveau
der Wissenschaftler entspricht nicht ihrem Status.
In
"Besuch bei Papa" erzählt Klaus N. Frick von Margaret, die nach (Pogo
in) Togo reist, um die Hilfe eines Voudou-Priesters zu erbitten. Klaus
schildert die Szenen sehr anschaulich und versteht es, seinen Figuren
Identität zu verleihen. Die beste Story in STERNENFEUER.
"Das
letzte Gespräch" von Michael M. Thurner ist eine Geschichte aus dem
PR-Universum. Offensichtlich haben die regelmäßigen Eliminierungen
alter und innigst geliebter Handlungsträger Michael veranlaßt, sich
Gedanken über das Warum zu machen und wen es wohl als nächsten treffen
wird. Die uns allen bekannten Figuren Perry und Bully präsentieren sich
ungewohnt soft und emotional. Irgendwo bin ich enttäuscht, jetzt
weniger von der Geschichte an sich als von dem Fazit, das Michael aus
der "Mordlust der Autoren" für sich zieht. Hoffentlich lassen die sich
nicht dadurch inspirieren, denn ich warte immer noch darauf, daß die
Serie eines schönen Tages in "Reginald Bull, der Erbe des Erben des
Universums" umbenannt wird ...
Die Sekundärbeiträge sind gründlich recherchiert, interessant und angenehm zu lesen.
STERNENFEUER liegt im guten Durchschnitt und bietet hundert Seiten Lesestoff, für den man durchaus 7,50 DM bezahlen kann.
Irene Salzmann
Kranzberg
LEGENDENSÄNGER-SONDERBAND 24: SCHATTENSEITE
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 30 Exemplare, 4,50 DM.
Bezug: Christel Scheja, Josefstr. 29, 33106 Paderborn-Elsen.
Der
mittlerweile 24. Sonderband der LEGENDENSÄNGER-EDITION beschäftigt sich
mit den diversen Schattenseiten des Lebens. Dieses sehr breite und
ungenaue Oberthema führte zu einer sehr breiten Mischung an Inhalten,
die von sehr realistischen Geschichten über Probleme die Menschen mit
sich und andere haben, bis hin zu fast kafkaesken Ideen und
surrealistischen Darstellungen reichen.
Die
interessanteste Idee verarbeitet Uwe Lammers in seinen
"Nichteuklidischen Wanderungen". Er schildert die Erlebnisse eines
Wanderers, der sich in die verrückten und aller Logik widersprechenden
Gebäude und Welten des M. C. Escher verstrickt. Uwe gelingt es gut,
diese Welt zu beschreiben, auch wenn er sich manchmal notgedrungen in
die Terminologie der Geometrie versteigt. Dies verrät eine
Stilunsicherheit - die Uwe selbst zugibt -, die der Geschichte etwas
von ihrem Charme nimmt. Auch in seiner zweiten Geschichte mit dem Titel
"Der Behälter", die leider inhaltlich nicht so überzeugen kann,
flüchtet er sich in geometrische Fachausdrücke (was bitte ist ein
Trapezoeder?) und gibt, damit es sich jeder vorstellen kann, gleich
eine Zeichnung seines geheimnisvollen Behälters anbei. Für mich sieht
es aus wie ein sargförmiges Gebilde, dessen Boden in der Mitte
eingekerbt ist. Welche Bewandtnis es damit hat, erfahren wir leider
nicht.
Groteske
Ideen ganz anderer Art nimmt André Wiesler in seinen Geschichten auf.
Vom Stil und der erzählerischen Umsetzung gehören sie zu den besten des
Bandes. In "Die andere Seite" haben die Spiegelbilder ein eigenes
Leben. Sie leben in einem geschlossenen Raum hinter dem Spiegel. Und
jedesmal wenn eine neue Person in den Spiegel schaut, kommt eine dazu,
was dazu führt, daß es hinter dem Spiegel auf die Dauer ziemlich eng
wird...
In
"Feuertaufe" entführt André seine Protagonisten in ein neueröffnetes
Restaurant. Das ungewöhnliche daran: die Rechnung bezahlt man erst nach
dem Tode - mit zusätzlichen Jahren in der Hölle. Der Betreiber ist
natürlich der Leibhaftige selbst. Die dritte Geschichte ist ein kleines
Kindermärchen und beschreibt den Weg eines Zierfisches von der
Zoohandlung bis in den großen Fluß, der der Geschichte auch seinen
Namen gibt. Alle drei Geschichten sind erzählerisch gut umgesetzt.
André bettet seine Ideen in eine überzeugende Handlung ein und
vermeidet unnötige Erklärungen oder längere Abhandlungen.
Mit
14 Seiten die mit Abstand längste Geschichte stammt von Arnulf Breuer.
"Aus dem Hafenviertel" wurde durch ein längeres Praktikum, welches
Arnulf in Kenia absolvierte, inspiriert. Das Hafenviertel der
Geschichte ist der Treffpunkt verschiedener Menschen aus den
unterschiedlichen Regionen eines nicht genannten Landes. Die Geschichte
ist handlungsarm und bemüht sich mehr um die Schilderung der Atmosphäre
und den Gesprächen zwischen den Menschen. Bei der Länge der Geschichte
machen sich beim Lesen jedoch bald Ermüdungserscheinungen bemerkbar.
Nur gegen Ende zieht die Geschichte wieder etwas an, die Beziehung der
Personen untereinander erhält etwas Spannung. Ansonsten wird zu häufig
darüber gesprochen, wer jetzt Bier holen geht oder in welches Lokal man
nun wechseln solle. Eine Kürzung hätte der Geschichte gut getan.
Die
restlichen Geschichten von Yvonne Friese und Gero Lloyd sind kurze bis
sehr kurze Geschichten, die hier nicht im Einzelnen erwähnt werden
können.
Etwas
aus dem Rahmen fällt der Beitrag von Christel Scheja, der
Herausgeberin. In "Die kleinen Fehler der Fantasy" vergleicht sie die
Realität des Mittelalters mit der Welt in der Fantasy-Literatur. Die
Vergangenheit war weniger grandios und prachtvoll, das Heldenleben gar
nicht so heldenhaft und vor allem nicht so klinisch rein, wie es in
vielen Filmen und Büchern geschildert wird. Sie zeigt die
Beschwerlichkeiten, denen der Mensch des Mittelalters ausgesetzt war,
in vielen Punkten auf, so z. B. bei der täglichen Ernährung, der
Kleidung, auf Reisen oder im Krieg. Zum Schluß appelliert sie an alle
Autoren, doch etwas mehr dieser realistischen Einschränkungen in ihre
Geschichten aufzunehmen, könnten sie doch das Einerlei vieler Sword
& Sorcery-Geschichten etwas bereichern. Ein interessanter Beitrag,
den man vielen Autoren nur ans Herz legen kann.
Insgesamt
hinterläßt dieses Sonderheft der LEGENDENSÄNGER-EDITION - wie andere
Hefte vor ihm - einen zwiespältigen Eindruck. Neben vielen
interessanten Ideen und einigen guten Stories finden sich auch etliche
unausgereifte oder flüchtig hingeschriebene Werke mit großen
stilistischen Schwächen. Viele störende und ärgerliche Tippfehler sowie
einige schlechte Grafiken verbessern den Gesamteindruck ebenfalls nicht
gerade.
Holger Marks
Marburg
BAWUEMANIA 12
44 Seiten DIN A 4, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: 80 Exemplare, 6,00 DM.
Bezug: SFC BADEN-WÜRTTEMBERG, Michael Baumgartner, Scheffelstr. 23, 70193 Stuttgart.
Bankverbindung: Sparkasse Heiligenberg (BLZ 690 517 25), Konto 3007309, lautend auf Helge Lange.
BAWUEMANIA,
ein Name, an den man sich erst gewöhnen muß, ist das externe Fanzine
des SFC BADEN-WÜRTTEMBERG, und jetzt weiß man auch, wie sich der Name
zusammensetzt.
In dieser Ausgabe liegt der Schwerpunkt auf den Stories.
Von
André Wiesler stammen gleich drei Geschichten: In "Die andere Seite"
beschreibt er ein furchtbares Gedränge in einem kleinen Bad. Man ahnt
schon früh, was die Ursache dafür sein mag, und das Ende kommt dann
auch nicht unerwartet. Trotzdem noch die originellste Erzählung. In
seiner "Gier" wird es schlicht eklig. Guten Appetit! In "Kalter Atem"
greift eine Vampirin zur Selbstjustiz.
Hans-Wolfgang
Klemms Protagonisten entwickeln "Vatergefühle"; ein nicht mehr neues
Thema. Aus seiner Feder stammt auch "Endstation Akropolis", eine
düstere Endzeit-Erzählung, wie sie schon hunderte von Malen in Filmen,
Büchern, Comics, Fanzines abgehandelt wurde.
"Wenn
das der Tod ist ..." von Uwe Lammers, dann lesen wir von dem tragischen
Opfer eines Experiments, bei dem einmal mehr dem Phänomen der Zeitreise
nachgegangen wird.
In Gediminas Kulikauskas' "Der Totengräber" holen Alpträume einen Berufstätigen ein.
Allen
Geschichten gemeinsam ist, daß es sattsam bekannte Themen sind, die
niemanden mehr vom Hocker reißen. Fast überall ist Gewalt im Spiel,
Tod, Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung. Man vermißt schreiberischen Pep
und neue Ideen.
Zwischen die Stories
mischen sich drei Gedichte, ein Sachtext, sowie mehrere Illustrationen,
die leider nicht überzeugen können.
Insgesamt ist BAWUEMANIA ein höchstens mittelmäßiges Story-Zine, das dem Leser nicht lange in Erinnerung bleibt.
Irene Salzmann
Kranzberg
Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann, Joachim Stahl.
Auflage: 70 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!
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