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Werte Leserinnen und Leser,
in diesem Jahr sind lediglich fünf
anstelle der üblichen sechs FANZINE-KURIER-Ausgaben erschienen, sowohl
der FK 105 als auch diese Ausgabe wurden mit einer gewissen Verspätung
publiziert. Dadurch gerät der Jahresvergleich etwas aus den Fugen:
Erschienen im vergangenen Jahr noch 83 Besprechungen über 91 Fanzines,
so sind es diesmal nur 65 Rezensionen über 67 Fanzines. Auch unter
Berücksichtigung des Nichterscheinens einer Ausgabe ist die Zahl der
besprochenen Fanzines damit rückläufig. Ich will aber von Spekulationen
darüber absehen, ob dies Ausdruck eines Trends ist oder nur darauf
beruht, daß ich in diesem Jahr nicht immer Zeit, Gelegenheit und
Motivation gefunden habe, um intensiver an dem FANZINE-KURIER zu arbeiten.
Die für diese Ausgabe vorgesehenen
Besprechungen über PHANTASTISCH! 8 und SFGH-CHRONIKEN 199 haben mich
noch nicht erreicht, sie werden aber sicherlich im FK 110 erscheinen, zusammen
mit Rezensionen über RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 117, ARCANA 1, ENPUNKT
38, SOLAR-TALES 13, FUTURE MAGIC 37, TIAMAT 1, ÄON INTERN 239 u. a.
Viele Grüße
Armin Möhle
BADEN-WÜRTTEMBERG
AKTUELL 229
FREMDE WELTEN 3
SOL 28
THE GRAFIK SIDE OF
FAUNTAIN: JUGENDSTIL AND MORE
SOLAR-TALES 8
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE
60
FUTURE MAGIC 36
LEGENDENSÄNGER-EDITION
100: HEKATE
RETTUNGSKREUZER IKARUS
11 & 12
BÄRZIN 28
BADEN-WÜRTTEMBERG
AKTUELL 229
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,60 €, 6er-Abonnement
15,00 €, 12er-Abonnement 29,00 €.
Bezug: SCIENCE FICTION CLUB BADEN-WÜRTTEMBERG,
Martin Hahn, Ledergasse 59, 73525 Schwäbisch Gmünd.
Internet: www.sfcbw.de.
Bankverbindung: Postbank Stuttgart
(BLZ 600 100 70), Konto 3483 51 700.
Zunächst mutet BWA 229 an wie ein
durchschnittliches, d. h. auf eine bestimmte Gruppe von Personen spezialisiertes
Clubzine. Klafterweise Leserbriefe herrschen über eine Bleiwüste,
oder, wie der Herausgeber es formuliert, Tonersteppe. Immerhin, in einer
Steppe wächst mehr als in der Wüste, und so überrascht das
Heft im zweiten Teil mit einer Reihe von kurzen Geschichten, die allesamt
für den 8. SFCBW-Storywettbewerb eingereicht wurden. Der Hang zum
Düsteren und Hoffnungslosen, ein Virus, der weite Teile der deutschen
SF-Schreiber befallen hat, dominiert zwar auch diese Storys, doch kommt
auch die Fantasy nicht zu kurz. Da es sich um Wettbewerbsbeiträge
handelt, werden die Namen der Autoren und Autorinnen (noch) nicht genannt.
Ein gruseliges Vampirmärchen stellt
"Der Empath" dar. Es ist einer der üblichen untoten Adeligen, der
hier vier Standesgenossen die Lebensenergie aussaugt, bis sie nur noch
von pergamentartiger Haut überzogene Skelette sind. Was unser hungriger
Freund nicht bedacht hat: Damit schafft er vier neue Empathen, und im Zweifel
heißt es immer noch: alle auf einen, anstatt einer für alle.
So dämlich kann nicht einmal ein inzestuöser Adelsspross sein!
"Die Arche" ist ein dem allgemeinen Chaos
der irdischen Endzeit entzogener Ort, in dem ein Professor mit seiner Familie
den Zerfall der Zivilisation überlebt hat. In diesen "Palast der Träume"
brechen nun verrohte Kannibalen ein, die aus dem Kampf jeder gegen jeden
siegreich hervorgegangen sind. Sie sind, wie auch die Familie des Professors,
die Letzten ihrer Art. Es liegt an ihnen, die Geschichte mit einem letzten
"Frühstück im Palast der Träume" abzuschließen oder
gemeinsam einen neuen Anfang zu wagen.
Was passiert, wenn man sein Leben völlig
auf Fernsehen und "Fast Food" reduziert, schildert die gleichnamige Kurzgeschichte.
Der Protagonist wird immer mehr zu einem monströs-verfetteten Eremiten,
bis er mit seinem Sessel verschmilzt.
Die alten Römer sind immer noch für
eine handfeste Überraschung gut. Nicht nur für Häuslebauer,
denen der Denkmalschutz mal eben die Baustelle in eine archäologische
Ausgrabung verwandelt. Im Saarland verunglückt ein Motorradfahrer
in der Nähe der Villa Borg. Diese "Villa Romana" führt nächtens
ein merkwürdiges Eigenleben, quasi als Tanzlokal der Vampire. Der
Blutorgie gerade noch entronnen, trifft er einen seiner Vorgänger,
der weniger Glück hatte. Und dieser hat prompt eine weitere Überraschung
für ihn parat.
BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL ist kein
Magazin, dass man kauft, um sich allgemein über Science Fiction und
Phantastik zu informieren. Es ist ein Spiegel der Aktivitäten der
SFCBW-Mitglieder. Und damit erfüllt es genau die Erwartungen, die
man gemeinhin in ein Clubzine setzt. Wer mehr davon erhofft, wird zwangsläufig
enttäuscht werden.
Siegfried Breuer, Berlin
FREMDE WELTEN 3
29 Seiten DIN A 4, Kopie (einseitig),
Seitenheftung
Auflage: unbekannt, Preis unbekannt
(bitte erfragen).
Bezug: Thomas Berger, Johanneskirchnerstr.
90, 81927 München.
Daß es sowas noch gibt! Dem Rezensenten
drückt es eine Träne aus dem Augenwinkel, denn vor ihm liegt
etwas, was er schon lange nicht mehr gesehen hat: Ein Neo-Fanzine. So richtig
mit allen Neo-Fehlern, die man damals selbst mal gemacht hat und diesem
Flair von Engagement und dem Blick auf einen Horizont ohne Grenzen, in
dem alles möglich ist, wenn man nur genügend Mitarbeiter findet.
Doch, bevor nostalgische Gefühle den Blick für das Wesentliche
verstellen, kommen wir gleich dazu:
Das vorliegende Fanzine – einseitig kopiert
und ohne Inhaltsverzeichnis oder Seitenzahlen – wirkt mehr wie eine APA
als ein richtiges Heft, doch auch das mag man dem Neo-Charakter zuschreiben.
Es ist andererseits immerhin die dritte Ausgabe, da sollte man sich auch
als Redakteur, der sowas ganz neu macht, zumindest einige Grundelemente
leisten – neben den beiden bereits erwähnten Aspekten würde mir
da spontan ein Impressum einfallen, das auch presserechtlich gefordert
ist. Doch, genug des Formalen, wie sieht es inhaltlich aus?
FREMDE WELTEN publiziert ein ziemliches
Durcheinander von Stories und Artikeln, fast jeder Beitrag in seinem eigenen
Schnipp & Bepp-Layout. Etwas simple Stories sind dabei – wir haben
alle mal so angefangen – ein wenig Werbung, leider weiß man bei den
meisten Beiträgen nicht, wer sie eigentlich geschrieben hat, da sie
nicht namentlich gekennzeichnet wurden – bis man schließlich irgendwo
in der Mitte des Heftes einen entsprechenden redaktionellen Hinweis findet.
Glücklicherweise gilt das nicht für den gewohnt kompetenten Artikel
von Hardy Kettlitz über Asimovs FOUNDATION-Zyklus. Etwas sinnlos und
schwer lesbar ist eine handgeschriebene Rezension zu einem Ullstein 2000-Buch
aus den siebziger Jahren, das vom Rezensenten dann auch noch "sechs Galaxien"
bekommt, so daß wir jetzt alle in die Antiquariate stürmen dürfen...
FREMDE WELTEN 3 ist ein etwas konzeptionsloses
Sammelsurium, das entsprechend der Aussage des Herausgebers, "wir drucken
alles" auch so aussieht und sich auch so liest. Neozines sollten vielleicht
auch alles drucken, wo soll man denn auch seine ersten Gehversuche machen?
Aber das alles kann man in einen etwas besseren Rahmen packen, indem man
ein paar Grundregeln der Fanzineproduktion beherzigt. Das würde dem
unfertigen Eindruck auch des dritten Zines dieser Reihe entgegenwirken
und verdeutlichen, daß der Redakteur es ernst mit seiner Publikation
meint. Denn das will der Rezensent gerne annehmen.
Dirk van den Boom, Saarbrücken
SOL 28
68 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.700 Exemplare, 5,27 €, 4er-Abonnement
22,00 €.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e.
V., Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Kreissparkasse Hitzacker
(BLZ 258 513 35), Konto 4042420.
Internet: www.prfz.de.
Über SOL – dem Magazin aus der PERRY
RHODAN FANZENTRALE – wurde hier schon alles gesagt. Die Urteile sind –
mit Nuancen – einmütig und schon ein wenig langweilig geworden (hinter
dieser Behauptung steht natürlich die Furcht jedes Rezensenten, daß
weder Käufer noch Verkäufer des besprochenen Gutes sich um seine
Meinung scheren).
Daher ist es vielleicht angebracht, sich
ein paar Gedanken über den Rollenbegriff zu machen. Soziologen aufgepaßt!
Welche Rolle das Magazin SOL erfüllt ist klar, und man muß kein
verkappter antikapitalistischer Eremit sein, um das in Worte zu fassen.
Wenn ich allerdings ein solcher Einsiedler wäre, würden meine
Worte vielleicht den folgenden halbwegs neutralen Klang vermissen lassen.
SOL
dient in erster Linie dazu, den Fan über die neuesten Erzeugnisse
aus der PR-Redaktion zu informieren und mit einigem zusätzlichen Hintergrundmaterial
zu versorgen. Meine Nicht-Rolle als antikapitalistischer Einsiedler erlaubt
es auch noch zu sagen, daß dies natürlich dazu dient, den Leser
dazu zu verführen nicht nur das wöchentliche PR-Heft zu kaufen,
sondern auch alle andere Produkte aus dem guten Hause. Aber ich wollte
ja nicht aus Rolle fallen und polemisch oder gar kritisch werden. So ist
es nicht gemeint und jeder halbwegs selbstsichere PR-Berater würde
das bestätigen.
Wir müssen uns an diesem Punkt mit
einem weiteren Phänomen beschäftigen: der Doppelrolle! Denn neben
der schon beschriebenen nimmt SOL für mich noch eine weitere Rolle
ein. Jede Ausgabe verdeutlicht mir immer wieder, welche immense Rolle PERRY
RHODAN und all seine Ableger für die deutsche SF-Szene haben. In dieser
Ausgabe läßt sich das mit zwei Namen beschreiben: Frank Böhmert
und Werner Kurt Giesa. Ich wähle diese beiden, weil man sie vielleicht
nicht unbedingt mit PR in Verbindung bringt.
Beide sind keine PR-Autoren, obwohl es
Werner Kurt Giesa anscheinend gerne werden wollte, wenn man seinem wortreichen
Beitrag glauben schenkt, der eigentlich nur darum kreist, wie er es immer
knapp nicht geschafft hat, in den erlauchten Kreis aufgenommen zu werden.
Er bezeichnet PERRY RHODAN auch als "tragende Säule", was für
den Heftbereich sicherlich stimmt. Und am Ende schreibt er der SF noch
eine friedensstiftende Rolle zu, Raumschiffe statt Waffen, oder sollte
ich besser sagen: Raketen statt Raketen?
Aber kommen wir zu unserem Ausgangspunkt
zurück! Frank Böhmerts Rolle ist interessanter. Ich kannte ihn
bislang durch sporadische Veröffentlichungen in diversen Fanzines,
vor allem auch in Klaus N. Fricks SAGITTARIUS. Dem PERRY RHODAN-Universum
hätte ich ihn auf keinen Fall zugeordnet. Jetzt darf er eins der sechs
im Heyne Verlag erscheinenden ANDROMEDA-Taschenbücher schreiben. Eine
Frucht der lockeren Freundschaft zu Klaus N. Frick, den er aber erst mit
dem Bekenntnis, PR-Leser zu sein, von einer Zusammenarbeit überzeugen
konnte. Aber vielleicht folgt Frank Böhmert der Entwicklung, die auch
das legendäre SAGITTARIUS durchmachte, das bewußt oder unbewußt
sich immer weiter "unserem Mann im All" näherte bis schließlich
– dieser Zusatz ist erlaubt, weil es schließlich andere Zeiten waren
damals – sich redaktionelle Beiträge und Promotionsartikel wenig unterschieden.
Frank Böhmert zeigt sich erfreut, wie viele unterschiedliche Autoren
mit unterschiedlichen Stilen sich bei PR verwirklichen können.
Der Sogeffekt ist groß. Und auf
einem schrumpfenden deutschen SF-Markt wird er immer größer.
Regelmäßig erscheinende Hefte garantieren regelmäßige
Einkommen. Und angesichts der zweifelhaften Qualität vieler Dutzendware
im Taschenbuchformat, ist es ein fast exklusives Vergnügen, einen
Heftroman schreiben zu dürfen.
Aber jetzt bin ich wohl doch aus der Rolle
gefallen. Ich wollte doch nur nicht langweilig werden, nicht alles wiederholen,
was ohnehin schon gesagt wurde. Leute, lest die SOL. Da wißt ihr
was ihr bekommt für euer Geld. Und Überraschungen gibt es (fast)
keine.
Holger Marks, Marburg
THE GRAFIK SIDE
OF FAUNTAIN: JUGENDSTIL AND MORE
52 Seiten DIN A 4, Offset, Rückenstichheftung.Auflage:
unbekannt, 1,00 €.
Bezug: Henning R. J. Way, Tieckstr.
3, 30625 Hannover.
Es mag jetzt gut anderthalb Jahre her sein,
daß die HONKER & FAUN EDITION unter ihrem Sublabel "Com-Press-Verschlag"
das letzte Zine aus der Reihe FAUNTAIN - MYSTISCHE MYTHOLOGIEN & MORE!
herausbrachte. In seiner bekannten kryptisch-philosophierenden Ausdrucksweise
voller Sprachspiele verabschiedete sich Herausgeber Henning Way im Vorwort
von den "Untiefen der Comickatakomben", um nun "ins Nirwana der 9. Kunst"
zu entschweben. "Es ist eine Kunst für sich, der Kunst zu entsagen"
lasen wir seinerzeit von dem gleichermaßen schreibenden wie zeichnenden
Multitalent Henning.
Das damalige Abschieds-FAUNTAIN verstand
sich als eine Art künstlerisches Testament, der Abschluß des
künstlerischen Lebens und Schaffens Henning Ways als Faun. Indem die
Faune in die Mythen jenseits von Zeit und Raum entschwunden waren, hatte
sich Henning mit dem Zine DER VISIONÄR auf neue verlegerische Pfade
begeben. Mit erstaunenswerter Regelmäßigkeit wagte sich DER
VISIONÄR in jetzt einem halben Dutzend Ausgaben an eine für Fanzines
eher ungewohnte Thematik, das Christentum. Als buntes Panoptikum aus erbaulich
philosophierenden und wissenschaftlich-theologischen Texten, Gebeten, Märchen,
Legenden und Bildern wird hier nahezu das gesamte Spektrum christlichen
Glauben ausgelotet.
Und nun flattert dem Rezensenten unvermutet
ein Zine ins Haus, das wieder den Titel FAUNTAIN trägt. Wie grausam!
Hatte man gerade erst den Schmerz, daß dies hervorragende Magazin
nie mehr erscheinen würde, überwunden, erscheint nun eine vollkommen
neue Ausgabe.
Das übergeordnete Thema von FAUNTAIN
ist auch bei der aktuellen Ausgabe - nomen est omen - Faune und die vielfältigen
Kreaturen der Mythologien und Märchen. So begegnen dem Leser außer
den bocksfüßigen Gesellen auch Meerjungfrauen, Elfen, Gnome,
Riesen, Gletscherwürme, Könige, Prinzessinnen, Dante, Kentauren,
der Cowboy und sein Bär, Lampengeister, Eskimos, Coyoten-Götter,
der Gorgoro und noch viel anderes Fantasy-Volk. Wie der Titel bereits aussagt,
liegt der Schwerpunkt diesmal auf den Grafiken. Neben zwei ironischen Comics
von Manfred Lafrentz in seiner gewohnt aufwendigen Schraffurtechnik wird
die witzige Bildergeschichte "Cowboy und Bär" geboten, die mir besonders
gefällt. Erzählt werden die Abenteuer eines kleinen Jungen mit
seinem Teddy, wobei die Zeichnungen von Joan Walsh Anglund zwischen dem
realen Geschehen und der Phantasiewelt des kleinen Cowboys hin- und herschwingen.
Neben teils modernen, teils klassischen
Illustrationen von Irene Salzmann, J. B. Wright, Hans Thoma, Clifford Wepp,
Bernhard Pankok, Henning Way u.a. ragen als besonderes Sahnehäubchen
die aus der Zeitschrift JUGEND Nr. 1 und 42 entnommenen Zeichnungen hervor.
Diese am Ende des 19. Jahrhunderts erschienene Zeitschrift war die primäre
Plattform der damals neuen Kunstrichtungen wie Jugendstil, Art Deco, Romantik
etc.. Die in FAUNTAIN reproduzierten Radierungen stellen den Schweizer
Maler Arnold Böckin, den Vater des phantastischen Realismus, und seine
berühmtesten Figuren in den Mittelpunkt. Schon allein wegen dieser
Grafiken rechnet sich jeder Cent des Zines, denn wann bekommt man schon
solche Kleinodien zu Gesicht?
Neben soviel (herausragendem) grafischem
Material bilden die fünf Seiten mit dem Märchen "Das Volk der
Oesters und der Riese Rohliath" den geringen Textteil des Hefts. In acht
Kapitelchen gelingt es Henning eine komplette Fantasywelt inklusive verschiedenen
Völkern und Reichen, geographischen Regionen, Ineinandergreifen der
einzelnen Biosphären, Hinterlist, Heldenmut und Rettung zu entwerfen.
Mit solcher Qualität muß sich die einzige Story keineswegs hinter
dem Übergewicht des grafischen Materials verstecken.
Für meinen Geschmack war das Zine
mit seinen 52 Seiten eindeutig zu dünn. Händeringend wünscht
man sich am Schluß noch mehr Material über Faune und mythologische
Gestalten. Angesichts des klasse Inhalts würde man sicherlich auch
einen mit höherer Seitenzahl ebenfalls ansteigenden Preis in Kauf
nehmen.
FAUNTAIN erweist sich wieder einmal als
ein rundherum gelungenes Magazin voller Phantasie, künstlerischem
Anspruch, und einer Menge Witz und Spaß. Bleibt zu hoffen, daß
die aktuelle Nummer keine Einzelerscheinung bleibt, sondern der Auftakt
zu einer neuen Reihe wird.
Thorsten Grewe, Dortmund
SOLAR-TALES 8
68 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,50 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: www.people.freenet.de/dircaea/
Stories, die den Umfang von SOLAR-X sprengen
würden, finden seit einer geraumen Weile ein Heim in den SOLAR-TALES,
für gewöhnlich unter einem bestimmten Thema zusammengefaßt.
Der achte Band der SOLAR-TALES beinhaltet Stories und passende Illustrationen
von drei internationalen Zeichnern – Thomas Hofmann, Glenn A. Klinger,
Hakan Ackegard – zur Religion.
Im Vorwort schildert Wilko Müller
jr. seine persönlichen Vorbehalte gegenüber den Religionen in
Hinblick auf all die Untaten, die in ihrem Zeichen begangen werden. Die
Religion dient als Deckmantel für finanzielles und machtpolitisches
Streben. Fanatische Eiferer werden skrupellos von ihren religiösen
Anführern manipuliert und mißbraucht. Die Geschichte und das
aktuelle Weltgeschehen liefern reichliche Beispiele dafür, daß
es schon immer um die knappen Ressourcen gegangen ist und keineswegs um
das Seelenheil aller.
Wilko
bedauert, dass weniger Beiträge zu diesem Stichwort eingereicht wurden,
als die Redaktion erwartet hatte. Man weiß nicht, liegt es an der
allgemeinen Lethargie, von der das Fandom befallen ist, reizte das Thema
zu wenig, mögen manche ihre Gedanken nicht in Form einer Story niederschreiben
(und womöglich Gefahr laufen, an einen Leser mit stärkerem Missionseifer
als ein Zeuge Jehovas zu geraten)? – Dennoch sind zwanzig Erzählungen
von vierzehn Autoren zusammengekommen, die sich über die Kategorien
"Religionen", "Mythen", "Götter" verteilen und den verschiedenen phantastischen
Genre zuzuordnen sind.
Kritisch-depressiv ist Thorsten Küpers
Story "Als Gott vom Himmel fiel". Die Ankündigung, daß Gott
zur Erde kommen wird, löst eine Massenhysterie aus. In ihrer Mitte
verbirgt sich der Verkünder der Botschaft, wegen einer Bagatelle gehetzt
von Killern. Böse wird abgerechnet mit allen, die dem "Opium" Religion
erliegen und darüber den Verstand verlieren, mit jenen, die es predigen,
ohne selbst daran zu glauben und gänzlich andere Ziele verfolgen,
mit anderen, die es nutzen, um sich zu bereichern und dabei über Leichen
gehen.
In lockerem Erzählton greift Christiane
Kleine in "Die List und die Götter" die Sage des Sisyphos auf. Die
Mythen wurden stets von Männern aufgeschrieben und gesammelt, wobei
man die Rolle der Frau fast auf ein Nichts reduzierte, ihr oftmals sogar
einen Namen verweigerte, während die männliche Hauptfigur stets
im Mittelpunkt stand und zum nahezu unfehlbaren Heroen aufgebaut wurde.
Wird dasselbe Ereignis von einer Frau wiedergegeben, kann die Sache ganz
anders aussehen, und wer kann heute noch sagen, wie es damals "wirklich"
war? Oft sind es gerade die kleinen Ideen mit einem Schuß Humor,
die sich gefälliger lesen als der (pseudo-) intellektuelle Weltschmerz.
In "Meteor" rechnet Wilko Müller
jr. am Schluß des Zines noch einmal kurz und knapp mit der Menschheit
ab: Das jüngste Gericht nach Wilko, satirisch und schön böse.
SOLAR-TALES 8 bietet eine bunte Mischung
an durchschnittlich bis überdurchschnittlich guten Geschichten, in
der jeder etwas nach seinem Geschmack finden kann.
Irene Salzmann, Kranzberg
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE
60
76 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 3,50 €, 5er-Abonnement
15,50 €.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str.
119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: www.light-edition.net/magazin/.
Mit der vorliegenden Ausgabe feiert die
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE ein Doppel-Jubiläum: zum einen das Erscheinen
des 60. Heftes, zum anderen, was relevanter ist, das zehnjährige Bestehen
der LIGHT-EDITION, die die PRR mitherausgibt. Die 60. Ausgabe eines Fanzines
ist normalerweise kein Grund, um ein Jubiläum zu begehen...
Das Titelbild, das auch als Poster beiliegt
(etwas größer als DIN A 3), ist diesem Anlaß allerdings
nicht angemessen. Es zeigt eine kopierte PLAYBOY-Schönheit, deren
Körper blau eingefärbt wurde, um den Eindruck einer (spärlichen)
Bekleidung zu erzielen. Abgesehen davon, daß ich der Dame einen Besuch
beim Orthopäden empfehlen würde, ist die Zeichnung nur peinlich.
Den persönlichen Rückblick Werner
Höbarts auf das erste Jahrzehnt der LIGHT-EDITION ausgenommen bietet
die PRP 60 keine jubiläumsspezifischen Beiträge, sondern ihr
übliches Programm, das mit den umfangreichen Besprechungen der PR-Hefte
2123 bis 2131 beginnt. Ebenfalls gewohnte Beiträge sind die Besprechungen
von Christian Matz über diverse alte und neue PR-Romane, in denen
die Inhaltsangaben deutlich zu lang geraten sind. Auch nicht neu ist der
Frust von Robert Hector über die jüngste Entwicklung der PR-Serie,
die keine Verbindung zu realen wissenschaftlichen Erkenntnissen hat und
deren Handlungsmuster und Protagonisten ausgelutscht sind. In seinen übrigen
Beiträgen befaßt sich Robert mit weiteren Aspekten der PR-Serie,
sein Frust hat also noch nicht zur Aufgabe der PR-Lektüre geführt.
Immerhin versucht Robert, die neue Heftserie
MADDRAX als positives Pendant der derzeitigen PR-Serie gegenüberzustellen,
hinterläßt aber den Eindruck, daß sich MADDRAX vielmehr
eines umfangreichen Ideenkonglomerats bedient als einem grundlegenden Konzept
ähnlich der PR-Serie zu folgen.
Manfred Bartl referiert über den
Unterschied zwischen "Einsatz" und "Mission", vor allem aber auf ihre Auswirkungen
auf das aktuelle Geschehen auf die PR-Serie. Der Unterschied zwischen beiden
Begriffen wird in ihren Definitionen deutlich; so kann eine Mission durchaus
mehrere Einsätze beinhalten...
Unabänderlicher Bestandteil der PRP
ist auch die Fortsetzungsgeschichte von Werner Höbart. In der PRP
60 präsentiert er den fünften Teil von "Die Traumkonstante".
Da Werners Romane offenbar auch als eigenständige Ausgaben in der
LIGHT-EDITION (nach-) gedruckt werden – so kürzlich mit WER HAT ANGST
VORM STERNENWOLF? geschehen –, stellt sich die Frage, ob auf den Erstabdruck
in der PRP nicht zugunsten anderer Beiträge verzichtet werden kann
(oder zugunsten einer Umfangreduzierung mit einhergehender Preisänderung...).
Auch die vorliegende Ausgabe macht deutlich,
daß die PRP genau wie die SOL vor allem für die regelmäßigen
Leser der PR-Serie interessant ist (und deutlich kritischer als ihr Pendant
aus der PRFZ, was aber sicherlich auch bereits mehrfach gesagt wurde).
Der Erwerb der Jubiläumsausgabe ist deshalb anderen Lesern lediglich
aus fanhistorischen Gründen zu empfehlen.
Armin Möhle, Wallenhorst
FUTURE MAGIC 36
80 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €, 4er-Abonnement
17,00 €.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda,
Flurschützstr. 23/27, A-1120 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto
77510891, lautend auf Andreas Leder.
FUTURE MAGIC hat es bei mir wirklich schwer.
Vor wenigen Tagen habe ich das wirklich ausgezeichnete DAEDALOS rezensiert.
Jedem Fanzine würde es schwerfallen, dagegen zu bestehen. Die Gefahr
besteht also wirklich, FM Unrecht zu tun. FM ist jedenfalls "something
completely different".
Es ist das Fanzine des SFC STARDRAGON
und "versteht sich als Diskussions- und Informationsforum für Anhänger
des phantastischen Genres", wie es im Impressum heißt. Ungewöhnlich
ist dabei die fast international zu nennende Mitgliederschaft des Clubs.
Ein Großteil der Mitglieder kommt aus Österreich, ein Mitglied
sogar aus Ungarn. Und acht von den gut 20 Mitgliedern sind Frauen, auch
das ein eher ungewöhnliches Charakteristikum.
Aber genug der soziologischen Analyse.
Wo,
wenn nicht in den Leserbriefen, könnte der Charakter eines Club-Fanzines
deutlicher werden. FM macht da keine Ausnahme. Die Leserbrief zeugen von
einem regen Clubleben, in dem nicht nur die letzte Geschichte des Clubkollegen
kritisch gewürdigt wird, sondern alle auch rege Anteil an der persönlichen
Situation des anderen nehmen. Das ist natürlich leichter, wenn sich
die Mitglieder auch geographisch nahe sind. wie es hier mir dem Clubzentrum
rund um Wien der Fall zu sein scheint.
Das inhaltliche Schwerpunktthema dieser
Ausgabe beschäftigt sich auch in dieser Ausgabe mit Fabelwesen. Im
Gegensatz zur letzten Ausgabe sollen aber diesmal die menschenähnlichen
Fabelwesen im Mittelpunkt stehen. Allzuviele Beiträge sind es aber
nicht geworden. Eva Kalvoda erzählt uns von "Elfen, Feen und Geistern"
und bringt uns in einem weiteren Beitrag die "österreichischen Fabelwesen"
näher. Während der letztgenannte Beitrag einen schönen regionalen
Bezug hat, ist der Erste leider sehr allgemeinen und greift unsystematisch
einige beliebige Aussagen über Fabelwesen auf. Leider wird auch nicht
klar, aus welchen Sagenkreis die Autorin ihre Informationen bezieht.
Nach diesem recht kurzen "Schwerpunktthema"
beginnt der Reigen der Stories. Diesmal sind es nur zwei Fortsetzungsgeschichten,
die dem sporadischen Leser das Leben schwer machen. "In die Schatten" von
Thomas Krüger spielt anscheinend im "Shadowrun-Unversum" zu dem ich
überhaupt keinen Bezug habe. Diesem Story-Kapitel ist es auch nicht
gelungen, mein Verhältnis dazu zu verbessern, dreht sich die Geschichte
doch anscheinend darum, wie eine Gruppe von Söldnern Showkämpfe
in einer Arena austrägt. Und Protagonisten die Wildfire oder Moonshadow
heißen, kann ich nur schwer ernst nehmen. Auch die Zusammenhänge
der zweiten Fortsetzungsgeschichte haben sich mir nicht erschlossen, so
daß ich sie hier nicht weiter erwähnen will. Im Rahmen eines
Clubfanzines Fortsetzungsgeschichten anzubieten, ist natürlich legitim
und ein unregelmäßiger Leser wird es sich vielleicht gefallen
lassen, wenn das nicht Überhand nimmt. In dieser Ausgabe jedenfalls
ist den Machern die Balance gelungen.
Besonders gut haben mir in diesem Heft
die beiden Geschichten von Susanne Stahr gefallen. "Der Comic Shop" ist
dabei vielleicht noch die konventionellere der beiden Stories. Darin gerät
die jugendliche Protagonistin in die Fänge eines dämonischen
Comic-Verkäufers, der die Hefte nicht aus uneigennützigen Motiven
so billig verkauft. Die Rettung hätte vielleicht etwas phantasievoller
sein können, aber insgesamt erzählt Susanne Stahr damit eine
runde Geschichte.
Rund, wenn auch vielleicht ein bißchen
zu lang ist auch ihre zweite Geschichte "Das Gesetz des Donnerbogens".
In dieser Geschichte gerät die Hauptperson in den Einfluß einer
indianischen Sekte und wird zu einem Contrary, einem Menschen, der immer
der Gegenteil dessen behauptet was er eigentlich meint. Sein soziales Leben
wird fortan auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Die Geschichte
gefällt, weil Susanne es wirklich auskostet, mit den Möglichkeiten
zu spielen, die der Plot bietet, z. B. wenn sie eine Person sagen läßt:
"Ich werde jetzt allein ein Steak ausspucken." Nur eine straffere Erzählweise
hätte der Story gutgetan, da sich einige Dialogideen wiederholen.
FUTURE MAGIC ist ein solides Club-Fanzine,
das von dem Engagement der Club-Mitglieder lebt. Die Qualität der
Geschichten ist sehr unterschiedlich. Das Layout ist klar und sparsam,
ein paar mehr Illustrationen könnten nicht schaden. FM ist in erster
Linie ein Heft für Leute, die von phantastischen Geschichten nicht
genug bekommen können. Wer Außergewöhnliches erwartet wird
eher enttäuscht.
Holger Marks, Marburg
LEGENDENSÄNGER-EDITION
100: HEKATE
128 Seiten DIN A 4, Kopie, Thermobindung.
Auflage: 40 Exemplare, 10,00 €.
Bezug: Christel Scheja, Lenbachstr.
8, 42719 Solingen, E-Mail: kris.scheja@t-online.de.
HEKATE ist nunmehr die 100. Ausgabe der
LEGENDENSÄNGER-Reihe, wenngleich diese Grenze laut Vorwort längst
überschritten ist, rechne man die Sonderbände hinzu. Und so präsentiert
sich also diese 100. Ausgabe des meines Wissens langlebigsten Fanzines,
das es gab, gibt und geben wird mit einem eindrucksvollen Vierfarbcover
der bekannten Künstlerin Caryad, das alleine schon (fast) den für
ein Zine verhältnismäßig hohen, jedoch völlig zulässigen
Preis rechtfertigt.
Aber auch was sich in dem Zine mit Buchdicke
befindet, kann sich mehr als sehen lassen:
Bekanntlich hat sich die Legendensänger-Edition
ja leider fast vorwiegend der Fantasy verschrieben, während die Bereiche
Horror und SF ein Nischendasein fristen. Dementsprechend ist es wohl auch
nur recht und billig, daß sich in diesem Zine so ziemlich alles tummelt,
was in Sachen deutschsprachiger Fan- und Semiprofi-Fantasy Rang und Namen
hat. Kurzgeschichten finden sich von Charlotte Engmann, Bernd Wulfkuhle,
Susanne Stahr, Irene Salzmann, Christel Scheja, Thilo Schwichtenberg und
Heike Reiter. Dabei sind viele gleich mit mehreren (kürzeren) Geschichten
vertreten. Besonders zugesagt haben mir dabei "Im Schatten der Gräber"
von Christel Scheja, "Geisterhochzeit" von Irene Salzmann sowie "Rabentochter"
von Charlotte Engmann, doch wenn auch die eine oder andere Story dabei
sein sollte, die nach meinem – höchst subjektiven – Geschmack nicht
unbedingt perfekt sein mag, was Thema und Stil anbelangt, so findet sich
in HEKATE doch keine einzige wirklich abgrundtief schlechte, deren Lektüre
ich gleich nach einigen Zeilen entnervt aufgegeben hätte. Sehr erfreulich
also und wieder einmal der Beweis dafür, es zahlt sich für ein
Fanzine aus, wenn der/die Herausgeber/in selbst schreibt.
Absolutes Highlight ist allerdings "Eiskrone"!
"Eiskrone", das ist ein Zyklus von drei
Novellen aus der Feder von Linda Budinger. Eine weißhaarige Söldnerin
in einem Kulturkreis, der nicht näher benannt wird, jedoch mit dem
sogenannten "Alten Kaiserlichen China" vergleichbar ist. Dort erlebt die
Protagonistin teils erschreckende, teils haarsträubende Abenteuer
und Geistergeschichten – sehr einfühlsam geschildert und stilistisch
geradezu genial; man kann mit der ganz und gar nicht immer strahlenden
Heldin mitfiebern und ihre Entscheidungen nachempfinden. Ein erfreulich
dreidimensionaler Charakter, der sich von vielen 08/15-Darstellern mit
austauschbaren Namen und Geschlechtern unterscheidet, und selbst auf die
Gefahr hin, überschwenglich zu wirken: Das beste Stück deutschsprachiger
Fantasy, das ich bislang lesen durfte.
Um diesen Eindruck perfekt zu machen,
werden die "Eiskronen"-Novellen von einem zweiten Vierfarbcover eingeleitet,
diesmal von Nami Sasaki, und gerade dieses Bild ist einfach toll und zum
In-den-Staub-Schmeißen – eigentlich sollte man es auf DIN A 1 vergrößern
und als Poster verkaufen! Ich würde mir mindestens eines davon kaufen...
Opulent ist HEKATE bebildert, wobei es
sich nur bei wenigen um echte Illustrationen handelt. Hier herrscht vor
allem Caryad vor, darüber hinaus sind Michael Wittmann, Christel Scheja,
Linda Budinger, Smiley und Oliver Ferreira vertreten. Einige Bilder sind
klasse, andere weniger, doch der positive Eindruck überwiegt eindeutig.
Vielleicht mag der eine oder andere geneigte Leser der Ansicht sind, HEKATE
sei zu bilderlastig, doch damit kann ich eher leben als mit 50 Seiten Nonstop-Bleiwüsten:
Das ist eher die Domäne von Büchern, und Abwechslung darf sein.
Zines und Magazine sollten darüber hinaus nicht nur der schreibenden
Zunft ein Forum bieten, die zeichnende gehört ebenso zum Genre und
ist nicht wegzudenken.
Ein Fazit zu ziehen fällt nicht schwer:
Für Fantasy-Fans ist HEKATE ein absolutes Muß! Doch selbst ich,
der ich nun wirklich nicht der Fantasy-Freak unter der Sonne bin, habe
mich wirklich bestens damit unterhalten!
Markus Kastenholz, Geisenheim/Rhg.
RETTUNGSKREUZER
IKARUS 11: DIE ERLEUCHTETEN
108 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 €.
RETTUNGSKREUZER IKARUS 12: VERSCHOLLEN
IM NEXOVERSUM
104 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 6,90 €.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Röntgenstr.
79, 50169 Kerpen.
Internet: www.rettungskreuzer-ikarus.de.
DIE ERLEUCHTETEN ist der zweite Romane
Martin Kays in der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie. Sein Debüt in der
Serie war der sechste Band, KONVOI, der sich nicht völlig zu Unrecht
als SF-Landser-Roman bezeichnen läßt. In DIE ERLEUCHTETEN geht
er mit Kampfszenen, das sei vorweggenommen, aber ausgesprochen sparsam
um, und unterbietet damit sogar seine Autorenkolleginnen und -kollegen...
Die IKARUS nimmt den Überlebenden
einer Rettungskapsel an Bord, der von der ZUFLUCHT stammt, dem Missionarsraumschiff
der "Erleuchteten", das eine Havarie erlitt. Die IKARUS spürt das
Raumschiff der "Erleuchteten" auf, und einige Besatzungsmitglieder gehen
an Bord der ZUFLUCHT, können jedoch zunächst nur Schäden
feststellen, die die "Erleuchteten" bereits selbst reparieren. Doch dann
entdeckt die IKARUS-Crew, daß in einem Tempelraum die Lebenserhaltungssysteme
zusammengebrochen sind, und daß es ihre die religiösen Überzeugungen
den "Erleuchteten" verbieten, die Eingeschlossenen zu retten.
Religiöser
Fanatismus ist weder in der Realität noch in der Science Fiction ein
Novum. Der Autor (und die Exposé-Redaktion?!) macht sich nicht die
Mühe, für die "Erleuchteten" ein religiöses Konzept zu entwerfen;
für die Novizen ist Erlösung gleichbedeutend mit dem Tod, während
der Sektenführer vor allem an dem Nachschub von Betthäschen interessiert
ist. Aber bereits die theologischen Konzepte der "Galaktischen Kirche zu
St. Salusa", die zum ersten Mal im neunten Band der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie
auftauchte, sind bislang ausgesprochen unklar.
Die Handlung wird immerhin routiniert
und solide erzählt. An die Stelle der Kampfszenen tritt die spektakuläre
Explosion der Rettungskapsel, die das von der IKARUS an Bord genommene
Crewmitglied der ZUFLUCHT transportierte, was zugleich der unplausibelste
Handlungsteil ist. Es ist unsinnig, die Rettungskapseln der ZUFLUCHT mit
Sprengsätzen auszustatten, um eventuelle Überlebende einer Havarie
auf diese Weise ihrer "Erlösung" zuzuführen, wenn man das Mutterschiff
von vornherein überhaupt nicht mit Rettungskapseln ausstatten könnte...
Das hätte allenfalls bedeutet, die IKARUS auf einem anderen Weg auf
das Raumschiff der "Erleuchteten" treffen zu lassen – sicherlich kein unlösbares
Problem.
Die Begegnung mit DIE ERLEUCHTETEN wird
für die IKARUS-Besatzung nicht einer ihrer Routinemissionen bleiben,
da der Sektenführer dem Captain der IKARUS, Roderick Sentenza, für
sein Eingreifen Rache schwört, das nicht nur die Rettung der eingeschlossenen
"Erleuchteten" zur Folge hatte. Die IKARUS wird den "Erleuchteten" also
noch zumindest einmal begegnen – und das Raumcorps, das die IKARUS unterhält,
wird sich fragen müssen, ob es sich tatsächlich in einen Konflikt
zwischen der "Amtskirche" und einer Sekte hineinziehen lassen will.
Die Handlungsstränge der RETTUNGSKREUZER
IKARUS-Serie fächern sich mit dem elften Band weiter auf, was es den
Machern ermöglicht, auch Ideen, die sich mit der galaxisweiten Bedrohung,
die sich in den letzten Bänden zu konkretisieren begann, nicht verbinden
lassen, zu integrieren.
Mit VERSCHOLLEN IM NEXOVERSUM von Irene
Salzmann kehrt die Serie aber zunächst zu jener Bedrohung zurück,
etabliert aber zugleich einen neuen Handlungsschauplatz: das Nexoversum.
Dabei ist das Nexoversum keineswegs, auch wenn sich das Gegenteil vermuten
läßt, ein anderes Raum/Zeit-Kontinuum, sondern schlicht das
Herrschaftsbereich des Nexus, der von der Galaxis, in der die IKARUS ihre
Einsätze fliegt, mehrere Milliarden Lichtjahre entfernt ist.
Im zehnten Band werden Jason Knight und
seine Begleiterin Skyta in ihrem Raumschiff CELESTINE durch die Seer’Tak-Anomalie
geschleudert und tauchen im Nexoversum wieder auf. Ihr Fahrzeug ist havariert,
und sie werden von dem Frachter SENTOK aufgenommen, von dessen Besatzung
zu sie ihrer Überraschung für Angehörige einer herrschenden
Kaste des Nexoversum gehalten werden. Auf dem Planeten Reputus wird ihre
falsche Identität jedoch durchschaut und sie müssen vor den Häschern
des Nexoversum fliehen.
VERSCHOLLEN IM NEXOVERSUM ist flüssig
geschrieben; das Cover von Klaus G. Schimanski (Akt in blau...) schwankt
allerdings zwischen ironisch und unästhetisch.
Der neue Handlungsstrang in Nexoversum
wird vermutlich sich nur sekundär mit der Rückkehr von Jason
Knight und Skyta in ihre Heimat beschäftigen (wenn diese überhaupt
möglich sein sollte, aber auch das steht in der Allmacht des Expóse-Autors...),
sondern vor allem mit der Aufdeckung der Identität der Herrscher des
Nexoversums. Das ist natürlich kein neues Handlungsmuster, der MDI-Zyklus
in der PR-Serie ist dafür ein schönes Beispiel.
Es überrascht auch nicht, daß
die Herren des Nexoversum totalitär und unumschränkt regieren.
Ihren Untertanen enthalten sie nicht nur fortschrittliche Technologie vor,
sie lassen sie auch im Alter von fünfunddreißig Jahren "enthirnen";
die Gehirne schaffen Frachter wie die SENTOK zu Sammelplaneten. Das erinnert
zunächst an FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT (LOGAN’S RUN), wirft aber schnell
die interessante Frage auf, wozu die Herrscher des Nexoversums so viele
Gehirne benötigen – vielleicht, um die neun Milliarden Namen Gottes
zu ermitteln?! (Daß ein solcher Arbeitskräfteabfluß verheerende
Auswirkungen auf die Wirtschaft des Nexoversums haben dürfte, ist
am Rand vermerkt.)
Solche Parallelen und Ungereimtheiten
sind typisch für RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie. Läßt man
sie außer acht, fügt sich der neue Handlungsstrang durchaus
harmonisch in das RETTUNGSKREUZER IKARUS-Universum ein, wird aber wohl
nur ein Nebenschauplatz bleiben, da er erst mit dem 16. Band fortgesetzt
werden soll.
Armin Möhle, Wallenhorst
BÄRZIN 28
48 Seiten DIN A 5, Kopie, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,50 €, 4er-Abonnement
9,00 €.
Bezug: Heinz-Jürgen Ehrig, Pramsdorfer
Str. 28, 14793 Buckautal.
Bankverbindung: Postbank Berlin (BLZ
100 100 10), Konto 233 93-107, lautend auf Heinz-Jürgen Ehrig.
Vor dem Hintergrund seiner konkurrenzlosen
SF-Sammlung kann Heinz-Jürgen Ehrig bei der Materialauswahl für
das BÄRZIN aus dem Vollen schöpfen. Diesmal ist es wieder ein
Themenheft, das einzig und allein dem Nachdruck eines Aufsatzes aus dem
Jahre 1928 gewidmet ist.
Dr. Karl Debus veröffentlichte seine
Betrachtung "Raumschiffahrtsdichtung und Bewohnbarkeitsphantasien seit
der Renaissance bis heute" in dem seltenen Band DIE MÖGLICKEITEN DER
WELTRAUMFAHRT, der von Willy Ley als Kompendium "allgemeinverständlicher
Beiträge zum Raumschiffahrtsproblem" herausgegeben wurde. Da selbst
Heinz-Jürgen Ehrig nicht im Besitz des Werkes war (!), haben Angela
und Karlheinz Steinmüller ihr guterhaltenes Exemplar dankenswerterweise
zur Verfügung gestellt. Das Titelbild des Buches wird auf dem Farbumschlag
abgebildet.
Um den Reiz des seltenen, aus der Pionierzeit
der Raumfahrttechnik stammenden Textes noch zu erhöhen, hat man es
faktisch mit einem Faksimile-Druck zu tun, dem ein Frontispiz mit einem
Foto des Autors vorangestellt ist.
Der Herausgeber des antiquarischen Werkes,
Willy Ley, gehörte 1927 zu den Gründungsmitgliedern des VEREINS
DER RAUMSCHIFFAHRT, dem neben ihm auch so bekannte Raketenpioniere wie
Hermann Oberth, Rudolf Nebel und Wernher von Braun angehörten. DIE
MÖGLICHKEITEN DER WELTRAUMFAHRT inspirierte nicht nur Techniker, sondern
auch Schriftsteller und Regisseure. Ley selbst ließ sich nicht, wie
sein Vereinskollege Wernher von Braun, von den Nazis vereinnahmen. Er emigrierte
1935 in die USA und veröffentlichte dort neben Artikeln in ASTOUNDING,
GALAXY und AMAZING STORIES auch (unter dem Pseudonym Robert Willey) drei
SF-Geschichten. Er starb 1969.
Der Aufsatz von Dr. Karl Debus wurde mit
Bedacht ausgewählt, denn er enthält weniger technische Zukunftsvisionen,
sondern einen Abriß der utopischen Grundlagen, welche den Menschen
die Vorstellung von Raumfahrt überhaupt erst ermöglichten. Diese
Klassiker der Literatur waren zuvor nicht unbedingt das Objekt einer eingehenden
literaturwissenschaftlichen Betrachtung und Dr. Debus war somit einer der
ersten, der sie eingehend und vor dem Hintergrund der wissenschaftlich-technischen
Entwicklung analysierte.
Siegfried Breuer, Berlin
Der FANZINE-KURIER
erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.
Preise: Einzelexemplar 1,00
€, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 € (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im
Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Thorsten Grewe, Markus Kastenholz,
Holger Marks, Irene Salzmann.
Auflage der Printausgabe: 85
Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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