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Werte Leserinnen und Leser,
diese Ausgabe enthält die Besprechungen
über FUTURE MAGIC 35 und PHANTASTISCH! 6, die im FANZINE-KURIER 107
nicht erscheinen konnten. Diesmal hat mich die Rezension über FUTURE
MAGIC 36 noch nicht erreicht, was ich, zuzugegeben, nicht für bedauerlich
halte, da sie in dieser Ausgabe ohnehin keinen Platz mehr gefunden hätte.
Sie wird also im FANZINE-KURIER 109 erscheinen, zusammen mit Besprechungen
über SOL 28, RETTUNGSKREUZER IKARUS 11: DIE ERLEUCHTETEN, SFGH-CHRONIKEN
199, PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 60, WER HAT ANGST VOM STERNENWOLF u. a. m.
Viele Grüße
Armin Möhle
FUTURE MAGIC 35
VICIOUS TALES OF BLOOD
AND LOVE
ÄON INTERN 238
SOLAR-X 149
HIGHLANDER-MAGAZIN
1
GESCHICHTEN DER NACHT
37
PHANTASTISCH! 6
DAEDALOS 12
PARADISE 49
SOLAR-TALES 9
MIRAKEL 6
STORY CENTER 2002
SFGH-CHRONIKEN 198
LEGENDENSÄNGER
EDITION 102: DRACHENFLUCH
FUTURE MAGIC 35
100 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: unbekannt, 5,00 €, 4er-Abonnement
17,00 €.
Bezug: SFC STARDRAGONS, Eva Kalvoda,
Flurschützstr. 23/27, A-1120 Wien, E-Mail: kills_first@utanet.at.
Bankverbindung: PSK (BLZ 60000), Konto
77510891, lautend auf Andreas Leder.
Das Clubzine FUTURE MAGIC des SFC STARDRAGONS
bietet in seiner 35. Ausgabe eine Vielzahl von Textbeiträgen, die
in optisch ansprechender, großzügiger Gestaltung und gut illustriert
dargeboten werden.
Die erste Story "Capriccio" nimmt den
Leser für sich ein; Fred H. Schütz schildert mitfühlend
das ganze Elend vampirischen Daseins. Auch weitere Einzelgeschichten wie
z. B. Astrid Stahrs "Drachengeflüster" und ihr "Gobelin" vermögen
zu überzeugen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind alle Texte der
Fantasy zuzurechnen. Bei fünf Beiträgen aus diesem Fanzine handelt
es sich um Teile von Fortsetzungsgeschichten. Andere Stories lesen sich
so, als wären sie es auch. FUTURE MAGIC 35 beeindruckt durch die Masse
der enthaltenen Texte, leider geht dies oft deutlich auf Kosten der Qualität.
Man merkt es an der Vielzahl der Rechtschreibfehler, die offenbar einfach
hindurchgeschlüpft sind, und vor allem an heruntergeschriebenen Geschichten.
Natürlich muß sich ein SF-Leser
umstellen, wenn er Fantasy liest; erwartet er Ideen, die vom Spannungsverhältnis
zur Realität leben, eine prägnante, schnörkellose Umsetzung
von abstrakten Grundgedanken oder unromantische, klischeefreie Personen-
und Naturschilderungen, so wird er in den Märchenwelten wohl notwendigerweise
enttäuscht. Der Lust am Fabulieren sollte jedoch nicht so wild gefrönt
werden und Versatzstücke aus Sagen, Mythen und dem Rittertum sollten
nicht so unkontrolliert eingesetzt werden, daß beim Leser ein Gefühl
völliger Beliebigkeit entsteht und der Eindruck wächst, der Autor
habe für das Verfassen der Geschichte gewiss nicht mehr Zeit aufgewendet
als er für die Lektüre. Sonst bleibt – bei allem Idealismus –
doch die Empfindung zurück, das Gelesene sei die Mühe des Lesens
nicht wert gewesen, und man fühlt sich "zugemüllt" wie nach stundenlangem
Hin- und Herzappen zwischen klischeehaften Ritterfilmen. Dieses Gefühl
droht zumindest jenen Lesern von Fortsetzungsgeschichten, die die vorangegangenen
(zwei bis zwanzig) Folgen nicht kennen.
"Mag sein, liebe Freunde, dass Euch diese
Folge nicht sonderlich befriedigend erscheint, aber was soll ich machen?"
fragt Fred H. Schütz im 16. Teil seiner Story "Eismond". Nun, was
wohl? Nur Folgen schreiben, die sich lohnen!
Es ist nicht auszuschließen, daß
FUTURE MAGIC 35 für Fantasy-Fans tatsächlich insgesamt empfehlenswert
ist, weil es möglicherweise ihren Lesegewohnheiten entspricht. Die
qualitativen Einwände bleiben gleichwohl bestehen, und Freunden der
Science Fiction kann von dieser Lektüre über weite Strecken nur
abgeraten werden.
Clemens Nissen s. ps., Neuenburg
VICIOUS TALES OF
BLOOD AND LOVE
100 Seiten DIN A 4, Kopie, Seitenbindung.
Auflage: 50 Exemplare, 3,60 € (Mindestpreis).
Bezug: Linda Budinger, Am Beckers Busch
18, 42799 Leichlingen , E-Mail: linda@wortwirkung.de.
Die VICIOUS TALES OF BLOOD AND LOVE sind
bereits seit einer Weile im Umlauf, scheinen jedoch ein wenig untergegangen
zu sein, da sich die Herausgeberin Charlotte Engmann neuen Projekten widmet.
Nachdem der Vertrieb von Linda Budinger übernommen wurde, versucht
man noch einmal, alle Vampire und jene, die welche werden wollen, auf das
Fanzine aufmerksam zu machen.
Auf die Freunde des Dunklen warten 16
Stories, Gedichte und Artikel von 13 Autorinnen und Autoren nebst vielen
Illustrationen von acht Zeichnerinnen und Zeichnern.
Gideon Haberkorns Artikel "Vampir – Fakten,
Mythen und Legenden" stimmt auf die folgenden Erzählungen ein. Kurz
wird das Phänomen des europäischen Vampirismus umrissen, der
Verfasser bleibt jedoch bei allgemein bekannten Fakten, statt das Thema
zu vertiefen. Schade auch, daß versäumt wurde, weiterführende
Literatur (Quellen) anzugeben.
"Liebste Schwester" von Beatrix Berndt
ist in Form eines Briefwechsels verfaßt. Während Ludmilla von
ihrem Vater zu einer Ehe mit einem wesentlich älteren Mann gezwungen
wird und unglücklich den ersehnten Erben verliert, entzieht sich Clara
diesem Schicksal durch den Eintritt in ein Kloster. In diesem bricht plötzlich
eine mysteriöse Krankheit aus, von der auch Clara befallen wird. Als
sie sich wider Erwarten erholt, weiß sie, wie sie ihre Schwester
aus ihrem goldenen Käfig erlösen kann… Im Stil der Gothic Novel
wird viel angedeutet, nichts beim Namen genannt, und das ist wirkungsvoller
als tiefe Seen aus Blut.
Simon Rhys Beck schildert in "Support",
wozu die Mitglieder einer unbekannten Vorgruppe bereit sind, um mit einer
berühmteren Band auftreten zu dürfen. Dafür – und auch aus
anderen Gründen – überwindet man sich sogar, sich mit einem Vampir
einzulassen. Wer es mag, bekommt hier eine kleine Portion slash geboten:
Der Vampir trinkt Blut und…
"Wie unhöflich" von Michail Vladescu
ist ein Shorty und neben "Blick in die Nacht", das im Cop-Milieu spielt,
die zweite Story über Charlies Lieblingsvampir Michail. Was macht
ein Vampir, wenn ihn ein freches Gör mit einem blöden Spielzeughund
nervt, der ausgerechnet bei ihm sein Bein heben will? Es ist eine kleine
Story ohne wirkliche Pointe, sarkastisch und doch der gelungene Schlußpunkt
des Hefts.
Ergänzt wird mit passend düsteren
Bildern von u. a. Thorsten Grewe und Christel Scheja, sowie amüsanten
Cartoons von Beatrix Berndt.
Die Auswahl ist durchaus abwechslungsreich
und ansprechend, bietet in erster Linie finstere Genre-Stories, die entweder
traditionell im viktorianischen Zeitalter oder in der Gegenwart angesiedelt
sind, mit Erotik spielen oder das Unheimliche verbrämen. Qualitativ
sind die Erzählungen ausnahmslos im oberen Bereich anzusiedeln.
Wer eine Portion Vampir benötigt,
ist mit diesem wie auch mit den anderen Heften aus der TOBAL-Reihe gut
bedient.
Irene Salzmann, Kranzberg
ÄON INTERN
238
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 2,00 €, 4er-Abonnement
6,00 €.
Bezug: ÄON TEAM, Thorsten Grewe,
Prinz-Friedrich-Karl-Str. 24a, 44135 Dortmund.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ
440 100 46), Konto 106878461.
Internet: www.projekt-nebelwelten.de.
Vor Zeiten gab es auch im Offenen Kanal
Berlin (im Fernsehen) das zwischen halb- und ganzstündige ÄON-Magazin,
in dem es in der Hauptsache um neue SF-Filme und Computerspiele ging, aber
auch um Comics und populärwissenschaftliche Themen. Das Magazin ÄON-INTERN
war gewissermaßen die gedruckte Ausgabe davon. Auch heute mag es
die TV-Version noch geben, was die Allgemeinheit jedoch vom Verein ÄON-TEAM
e. V. erfährt, sind vor allem dessen lokalen Veranstaltungen und seine
Präsenz im Internet.
Wer sich für die phantastische Szene
generell interessiert, bekommt mit der vorliegenden Ausgabe von ÄON-INTERN
wieder einen umfassenden Überblick. Der Bogen spannt sich von STAR
TREK über Neuerscheinungen der Kleinverlage bis hin zu Con-Werbung
und einem Bericht über vom DortCon im April diesen Jahres.
Auch Rezensionen gibt es satt, wobei sich
das Themenspektrum nicht nur auf SF und Horror beschränkt, sondern
auch rein historische Romane von Jörg Kastner umfaßt. MARBOD
und DER ADLER DES GERMANICUS sind Teil des Germanen- bzw. Thorag-Zyklus
und beschreiben den Werdegang des Fürsten Thorag, der zu den Gefolgsleuten
des allseits bekannten Arminius (aus dem Teutoburger Wald) gehört.
Natürlich ist dieser Charakter rein spekulativ, denn die Geschichtsschreiber
überliefern nur dürre Fakten und dies auch nur aus römischer
Sicht.
Neue Pläne des rührigen Vereins
ranken sich um ein Fernsehstudio, in dem ein Raumschiff nachgebaut wird.
Dieses, ÄONA-1, wird die Kulisse für realitätsnahe ÄON-TV-Folgen.
Dem ÄON-TEAM e. V. sind dabei technisch versierte Mitstreiter immer
willkommen, aber auch kreative Köpfe, die Gestaltungsideen einbringen.
ÄON-INTERN könnte eine Art FOCUS
für SF-Leser sein, wenn das Heft nicht weitgehend ungehört und
ungelesen in den Weiten (wobei man mit diesem Wort vorsichtig sein sollte,
so weit ist es mit dem deutschen Fandom nämlich nicht mehr her) der
SF-Szene verhallen würde. Es reißt von vielen Themen die Oberfläche
an, vermag die Materie aber nicht zu vertiefen. Vielleicht liegt es aber
auch in der Absicht der Heft-Macher, Denkanstöße zu geben und
sich dabei selbst im Hintergrund zu halten. Wenn, dann ist ihnen das bis
heute gut gelungen.
Siegfried Breuer, Berlin
SOLAR-X
149
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 90 Exemplare, 2,30 €, 10er-Abonnement
23,00 €..
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: people.freenet.de/dircaea/.
In der letzten Ausgabe vor dem Jubiläum
präsentiert SOLAR-X zwei neue Zeichner, nachdem die Suche nach Grafiken-Nachschub
im bundesdeutschen Fandom nicht zum Erfolg führte – nun, ein meist
monatlich erscheinendes Fanzine mit einem nicht unerheblich Umfang hat
sicherlich einen unersättlichen Bedarf an Zeichnungen... Teck Young
Lam brachte in ironischer Weise diverse SF- und Fantasy-Heldinnen zu Papier,
von denen eine das Cover ziert. Brain Hudson stellt dagegen undefinierbare
Lebensformen dar. Beiden Zeichnern ist erfreulicherweise ein charakterischer
Stil zu eigen.
Zwischen
den zahlreichen Rezensionen, die wie gewohnt trotz einiger Schwächen
und Einschränkungen (US-amerikanische und nicht mehr erhältliche
Titel) gute Hilfestellungen bei der Auswahl der Lektüre aus den diversen
phantastischen (Sub-) Genres bieten, verstecken sich sechs Kurzgeschichten.
In "Canicula" von Kathy Leonard landet
ein Forschungstrupp des Raumschiffes ONYX auf einem Planeten des Sirius/Canicula-Systems.
Dort entdecken sie Überreste einer untergegangenen Zivilisation und
eine seltsame Lebensform. Die Story gewinnt ihren Reiz daraus, daß
weder das Rätsel der verschwundenen Planetenbewohner gelüftet
noch Kontakt mit den Lebensformen hergestellt werden kann. Eine Kurzgeschichte
muß nicht alles erklären, und dieses Ende läßt natürlich
auch die Option von Fortsetzungen offen.
Den "Abstieg ins Totenreich" schildert
Daniel Gronau. Die Bewohner eines fernen Planeten schweben in den oberen
Schichten der Atmosphäre, doch wie ist der erste von ihnen seinerzeit
auf den Grund ihrer Welt gelangt? Diese Kurzgeschichte zeichnet sich durch
den ungewöhnlichen Plot aus.
Etwas einfacher gestrickt sind die übrigen
Kurzgeschichten in SX 149. In der Zukunftswelt von Jürgen Müller,
die er in "Applaus! Applaus!" beschreibt, können sich die Menschen
in den ersten fünfzig Jahren ihres Lebens selbstverwirklichen, danach
müssen sie sich für ebenfalls fünfzig Jahre in den Dienst
des Staates stellen. Der Protagonist betätigt sich zunächst als
Künstler, muß später aber zu seinem Pendant werden. "Der
Mann, der die fortgesetzte Existenz der Universums gefährdete" von
Frank Roger wünscht sich, ständig Sternschnuppen zu sehen, bis
sie ausbleiben. Die Story ist ausbaufähig: Was wäre geschehen,
wenn der Protagonist noch andere Wünsche geäußert hätte...?!
Die Welt wird ohne Sternschnuppen sicherlich nicht untergehen.
"Schlangenherz und Spiegelseele" von Christel
Scheja spielt mit klassischen Fantasy-Motiven: Rache, Liebe und Untergang.
Die Frau eines Prinzen verfällt seinem Widersacher, erkennt aber noch
rechtzeitig seine Pläne, die sie mit ihrem Gemahl vereiteln kann,
nicht ohne daß er den Tod findet und sie verflucht bleibt. Für
"V. Prima" von Alex Gajic gilt ähnliches, auch wenn er die Sujets
des Genres, dessen er sich bedient, etwas modernisierte: Ein Versicherungsvertreter
sucht einen potentiellen Kunden auf, der sich als Vampir entpuppt. Immerhin
kann man von diesen beiden Stories nicht behaupten, daß sie gänzlich
unlesbar wären.
SOLAR-X 149 ist eine zufriedenstellende
Ausgabe, die getrost beiseite gelegt werden kann, um die Jubiläumsausgabe
des Hallenser Fanzines zu erwarten.
Armin Möhle, Wallenhorst
HIGHLANDER-MAGAZIN
1
48 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 1,80 €.
Bezug: Ulrike Meiners, Wagnerstr. 2,
49809 Lingen, E-Mail: HL-Magazin@bolarus.de.
Internet: members.tripod.de/umeiners/magazin.html.
"Es kann nur einen geben" – war der Leitspruch
des ersten HIGHLANDER-Films, und trotz aller Kritik an den Folgefilmen
und der Serie hat der Mythos doch ein Eigenleben entwickelt, der sich neben
ALTE X oder STARGATE und sogar STAR TREK sehen lassen kann. Es hat in den
letzten Jahren schon einiges an Fanclubs und Magazinen zu den Filmen und
der Serie gegeben, die inzwischen sanft entschlafen sind, aber das HIGHLANDER-MAGAZIN
beweist, daß sich immer wieder neue Leute von den Abenteuern Connors
und Duncan McLeods oder ihrer Freunde begeistern lassen.
Das Heft widmet sich vor allem der Information.
An Fan-Fiction ist nur eine kurze Geschichte "Hilf ihm doch!" zu finden.
Die anderen Seiten des Heftes widmen sich der Vermittlung von Neuigkeiten,
Rezensionen zu einer Story-Sammlung, die die Schauspieler und Mitglieder
der Filmcrew verfaßt haben. Einer Zeitleiste über Duncans Abenteuer
im 17. Jahrhundert schließt sich ein Bericht über den Auftritt
Peter Wingfields in STARGATE an, ebenso ein Besuch an den Pariser Quais,
an denen Duncans Boot einmal gelegen hat – eine Anregung, beim nächsten
Besuch dieser Stadt auch einmal auf den Spuren des jüngeren Highlanders
zu wandeln. Schließlich findet sich noch eine Biographie Adrian Pauls,
der den Duncan McLeod spielte, und ein Bericht über die "Unsterblichen
aus Raven".
Alles in allem also eine bunte, spannende
Mischung von Hintergrundberichten für alle HIGHLANDER-Fans oder die
es werden wollen in einem sauberen übersichtlichen Layout und zu einem
fairen Preis.
Christel Scheja, Solingen
GESCHICHTEN DER
NACHT 37: ANDROMEDA – WÄCHTER AM RANDE DES PARADIESES
40 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 55 Exemplare, 2,90 €, 4er-Abonnement
10,50 €.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Joachim
Kutzner, Jung-Stillig-Str. 47, 42499 Hückeswagen, E-Mail: tceorder@terranischer-club-eden.com.
Internet: www.terranischer-club-eden.com.
300 Jahre vor der TV-Serienzeit – als das
Commonwealth noch existierte – befand sich die ANDROMEDA unter Captain
Dylan Hunt im Rahmen einer Routinemission auf dem Weg ins Aurora-System.
Einige Flüchtlinge sind dort abzuliefern;
und Hunt hofft, seine dort arbeitende Verlobte wiederzusehen. Sie erforscht
ein mysteriöses Tor, das möglicherweise eine Verbindung mit anderen
Dimensionen darstellt. Unter Umständen könnte man dieser Entdeckung
viel verdanken, denn der Ursprung der grausamen Magog konnte bis jetzt
nicht ermittelt werden, und Indizien sprechen von einer anderen Dimension
als Herkunftsort der Todfeinde des Commonwealths.
Während sich die ANDROMEDA im Orbit
des Planeten befindet, wird dieser von 50 Magog-Schiffen angegriffen. Hunt
ist dazu gezwungen, die sofortige Evakuierung einzuleiten – die Forschung
an dem Tor muß eingestellt werden.
Nach all den Jahrhunderten macht sich
das Schiff erneut auf den Weg nach Aurora. Hunt möchte sich das Dimensionstor
erneut anschauen, um die wahren Hintergründe des Untergangs des Commonwealths
aufzudecken. Jedoch muß der Außentrupp, bevor er nennenswerte
Erfolge erzielt hat, schnellstens aufbrechen, denn die Magog sind immer
noch im System. Der Planet wird von den Feinden gesprengt und das Tor vernichtet.
Jedoch entsteht dabei ein Wurmloch, und das Privatraumschiff von Tom Paris
und
seiner Frau B’Elanna, beide ehemalige Crewmen der U. S. S. Voyager, taucht
daraus auf...
Schon immer waren Crossover zwischen zwei
Serien sehr beliebt. Diese gutgeschriebene Fanstory bringt STAR TREK: Voyager
und ANDROMEDA auf eine interessante Weise zusammen.
Der Aufbau der Story beginnt recht undramatisch
mit einer Rückblende, die jedoch notwendig für das Verständnis
des Romans ist. Auch Leute, die ANDROMEDA eher selten oder gar nicht schauen,
können sich so schnell zurechtfinden. Mit zunehmender Seitenzahl steigt
auch die Spannung an. Die beste Stelle ist natürlich der Kontakt der
beiden Universen und die Begegnung der jeweiligen Charaktere, die einander
vorerst äußerst mißtrauisch gegenüberstehen. Leider
gerät die Charakterzeichnung zugunsten der technischen Aspekte zweier
Raumschiffe in den Hintergrund.
Der Stil ist etwas schlicht und ebenso
einfach wie die Sätze. Trotzdem ist der Roman gelungen, und das Ende
ist vielversprechend. Auf jeden Fall gibt es mindestens eine Fortsetzung,
aber die Handlung wäre es wert, eine Miniserie daraus zu machen...
Richard Salzmann, Kranzberg
PHANTASTISCH! 6
64 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 1.500 Exemplare, 4,55 €, 4er-Abonnement
16,36 €.
Bezug: Verlag Achim Havemann, Harlingen
119, 29456 Hitzacker.
Internet: www.phantastisch.net.
Auch in seiner sechsten Ausgabe wartet
PHANTASTISCH! mit thematischer Vielfalt auf. In die Comic-Serie SPIDER-MAN
führt Harald Havas mit dem Artikel "Ein Held namens Parker" ein, Torsten
Dewi erzählt von "Spider-Mans Filmkarriere". Beide Beiträge bewegen
ihre Leser, dem spinnenartigen Helden Sympathie entgegenzubringen und ihm
endlich eine gute Verfilmung zu wünschen. Diese Einstellung hält
sich allerdings wohl nur solange, bis man den neuesten Kinostreifen gesehen
hat, der kitschig und langweilig ist und auch tricktechnisch keine Bäume
ausreißt.
Eine andere Comic-Serie beleuchtet Rüdiger
Schäfer. "Das Incal-Universum" besticht offensichtlich mit opulenten,
grafisch sehr ansprechenden Zeichnungen. Die in der Rezension umrissene
Handlung läßt hingegen vermuten, daß das Epos weniger
für Roman- als für Comicleser interessant ist, auch wenn Rüdiger
es wärmstens empfiehlt.
SF-Literaten
bedient Herrmann Ritter mit dem Artikel "Zum 100. Geburtstag von Stanley
G. Weinbaum". Leider wurde dieser amerikanische Autor nur etwa 33 Jahre
alt. Die Ideen Weinbaums und seinen Einfluß auf die SF schildert
Herrmann umfangreich und anschaulich.
Götz Roderer spekuliert in "Vortex
- Die Reise im Zeitstrudel" amüsant über die Chancen, tatsächlich
eine Zeitmaschine zu bauen. Naturgemäß etwas trocken präsentiert
Eberhard Bauer das "Institut für Grenzgebiete der Psychologie und
Psychohygiene e. V." in Freiburg im Breisgau als wissenschaftliche Forschungseinrichtung.
Auch für 2001 werden wieder die "Hits
und Flops" an der Kinokasse vorgestellt. PHANTASTISCH! berichtet des weiteren
von den SPACE DAYS 2001 in Darmstadt, die offenbar von KAMPFSTERN GALACTICA-Fans
und -Exponaten dominiert wurden, und bietet eine ganze Reihe interessanter
Buchrezensionen.
Das Magazin enthält auch zwei Kurzgeschichten,
eine aus dem Bereich der SF, eine aus der Fantasy. Achim Mehnerts Raumfahrerstory
"Erkenntnis" ist packend und läuft auf eine überraschende, sehr
gelungene Auflösung zu. In Andrea Tillmanns "Wenn Sarah träumt"
kämpft sich die Protagonistin durch wechselnde Szenarien, ehe sie
schließlich siegreich erwacht.
PHANTASTISCH! ist in Abwechslungsreichtum
und Qualität wieder einmal absolut empfehlenswert. Im Gedächtnis
haften bleibt insbesondere Nessun Saprás Aufarbeitung von "Hörbigers
Welteislehre", einer astronomischen Irrlehre, die den Mond als Eiskugel
und die Milchstraße als Ring aus gefrorenem Wasser betrachtete und
zu einem der vielen wackeligen Standbeine der nationalsozialistischen Ideologie
wurde.
Ein kritischer Rezensent muß natürlich
auch angeben, wie man PHANTASTISCH! noch verbessern könnte. Ich wüßte
nichts!
Clemens Nissen s. ps., Neuenburg
DAEDALOS 12
100 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 5,10 €, 2er-Abonnement
11,20 €.
Bezug: Hubert Katzmarz, Holunderweg
15, 53127 Bonn, E-Mail: hubert.katzmarz@erewhon.de.
Internet: www.daedalos-online.de.
Bei DAEDALOS kommt das Wort "Fanzine" schwer
über die Lippen. Es ist ein sehr gepflegtes Literaturmagazin, das
mit viel Mühe und Engagement von Liebhabern gemacht wird. Dazu braucht
es eigentlich nicht viel. Ein sparsames aber durchdachtes Layout mit einem
klaren Schriftbild, breiten Rändern und ausgesuchten Grafiken, deren
Rückseiten nicht bedruckt sind. Findet man sonst eher ein Patchwork-Layout
– der Computer macht es möglich – bleibt hier der Stil einfach und
schlicht.
Das ist also der erste Punkt, um aus der
Masse herauszuragen. Der zweite ist die Qualität der Geschichten.
Auch hier gibt es nichts zu meckern.
Als schöne Einstimmung auf die weiteren
Geschichten beginnt Andreas Fiebig mit einer stilvollen und sprachlich
ausgefeilten Geschichte. In "Das lange Warten" stranden zwei Raumfahrer
auf einem einsamen Planeten. Während sie auf das Rettungsschiff warten,
untersuchen sie ihre Umgebung und entdecken die Reste einer alten Zivilisation
sowie eine Statue mit einer verhängnisvollen Anziehungskraft – zumindest
für einen von ihnen. Die stimmungsvoll und unaufdringlich erzählte
Geschichte schlägt den Leser schnell in seinen Bann. Sie ist sprachlich
klar und inhaltlich gut strukturiert. Auch wenn das Ende nicht ganz überraschend
kommt, macht es Spaß sie zu lesen. Denn trotz aller Vorhersehbarkeit
– ein oft genannter Kritikpunkt im FK – ist eine wesentliche Motivation
für die Lektüre doch zumindest in diesem Fall die bange Frage,
ob die eigene Vermutung mit der Intention des Autoren übereinstimmt.
"Danäus" von Christian von Aster
erzählt einen klassischen Plot neu. Ein unheilbar kranker Professor
versucht einen Dämonen zu überlisten, um zwar die Heilung zu
erlangen, den üblichen Preis aber nicht zahlen zu müssen. Christian
von Aster präsentiert eine klassische Gothic Novel mit einem überraschenden
Ende. Die Geschichte ist etwas ausführlicher erzählt und stilistisch
etwas weniger ausgefeilt als die vorgehende aber mindestens ebenso lesenswert.
"Der hinter den Reihen geht" von Frank.
W. Haubold ist eine Hommage an J. G. Ballard. Frank gelingt es, die dystopische
Endzeitstimmung in Ballards Geschichten wieder zu geben. Nach der Apokalypse
kann ein Patient der Psychiatrie entkommen und beginnt damit, die wenigen
Überlebenden der Katastrophe umzubringen. Letztendlich zieht es ihn
wie alle anderen an die Küste. Gerufen von den Wellen stürzt
er sich mit seinem Auto den Abgrund hinunter in die Fluten. Der Drang zum
Wasser und zum Meer ist einer der Urinstinkte, die Ballard, geprägt
von den Theorien den Kulturpsychologen und Psychotherapeuten Carl Gustav
Jung, selbst immer wieder thematisierte. Frank Haubold schafft eine gelungene
Adaption, auch wenn die Motive etwas im Dunkeln bleiben.
Geheimnisvoll beginnt "Gurd", die Geschichte
von Jörg Isenberg. Gurd erinnert sich an die Zeit, als er noch unter
Cleons hypothetischen Kindern wandelte. Schließlich stellt sich heraus,
daß Gurd so eine Art Haustier eines Wesens geheimnisvoller Herkunft
ist, der Menschen für eine geheimnisvolle Maschine "gebraucht". Die
Geschichte ist düster und gruselig. Der Horror wird – manchmal etwas
platt – durch die Wortwahl unterstrichen. Aber wie so oft, unterliegt auch
hier der große Zauberer einem Irrtum und muß schließlich
seinem Untergang entgegensehen- auch wenn er scheinbar nicht so uneigennützig
gehandelt hat.
Wie so oft, kommt das Kleinod zum Schluß.
Die DAEDALOS-Redaktion druckt in deutscher Erstveröffentlichung eine
Kurzgeschichte des italienischen Bohème-Autoren Iginio Tarchetti
ab. "Die Letter U" sind die Aufzeichnungen eines Geistesgestörten.
Eine Groteske über einen Mann, der den Vokal U nicht ausstehen kann
und bei seinem Anblick in wilde Raserei verfällt. Tarchetti geht nur
auf wenige, unbequeme Folgen dieser Abneigung ein. Und selbst wenn das
"U" nicht zu den häufigsten Vokalen gehört, sind die Folgen für
das Leben des Protagonisten doch erheblich.
Ergänzt wird die Geschichte durch
eine literaturhistorische Einordnung von Christiane Pöhlmann, die
auch die Übersetzung aus dem Italienischen besorgte.
DAEDALOS 12 ist eine rundherum gelungene
Ausgabe des Story-Readers für Phantastik. Da ist es schade, daß
die Herausgeber ein regelmäßiges Erscheinen aus Zeitgründen
nicht mehr garantieren können. Aber lieber unregelmäßig
als gar nicht mehr.
Holger Marks, Marburg
PARADISE 49
84 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: 35 Exemplare, 3,40 €, 4er-Abonnement
12,30 €.
Bezug: TERRANISCHER CLUB EDEN, Joachim
Kutzner, Jung-Stillig-Str. 47, 42499 Hückeswagen, E-Mail: tceorder@terranischer-club-eden.com.
Internet: www.terranischer-club-eden.com.
Der interessanteste Beitrag in der neuesten
Ausgabe des internen Clubzines des TERRANISCHEN CLUBS EDEN ist der Bericht
über den Besuch eines WDR-Filmteams bei Joachim Kutzner. Dabei wollte
der WDR (in einer Lokalsendung) keineswegs über den TCE berichten,
sondern über Joachim und über PERRY RHODAN. Joachim kennt den
Bericht noch nicht, es ist aber zu befürchten, daß Klischees
bedient wurden: So wurde Joachim in einer "Kosmischen Burg" (die aus PR-Heften
bestand) sitzend und von PR-Raumschiffen umkreist gefilmt.
Die umfangreichen Episode-Guides von STARGATE,
ANDROMEDA und ENTERPRISE machen deutlich, wo die Interessen der TCE-Mitglieder
angesiedelt sind. Über PERRY RHODAN selbst ist wenig zu lesen, stattdessen
wird Hans-Joachim Thunack, der seit Jahrzehnten an der Verfilmung des 50.
PR-Heftes arbeitet, ausführlich interviewt. Hans-Joachim beklagt sich
über die Ungerechtigkeiten, die ihm in der jüngsten Vergangenheit
widerfahren sind, vermeidet es aber peinlichst, einen Fertigstellungstermin
für den Film auch nur anzudeuten. Nach seinen Aussagen soll das Filmprojekt
fast 400.000,00 DM verschlungen haben, eine Summe, die sich je nach Meinung
nur mit einem blassen Gesicht oder einem Kopfschütteln zur Kenntnis
nehmen läßt.
Unter den Kurzgeschichten in PARADISE
49 findet sich zunächst nichts Interessantes. (Dabei ist natürlich
zu bedenken, daß bei einem Clubzine in der Regel keine Auswahl aus
den eingereichten Beiträgen erfolgt.) Bei "Die verlorene Welt" von
Monika Abt handelt es sich offenbar um eine Fortsetzungsgeschichte, die
Anfang dieses Jahrhunderts im Amazonas-Becken spielt. In den neuen Episoden
treffen die Protagonisten auf Saurier, was Klischees bedient, und auf Chinesen
(sic!), was geografisch natürlich überhaupt keinen Sinn macht.
In "Forscherglück" von Maren Frank
konstruiert der Chef der Protagonistin einen Translator, den die Riesenschlange
in seinem Labor dazu benutzt, ihre wahre Identität als Alien preiszugeben.
Das ist für eine halbwegs gelungene Kurzgeschichte zu weit hergeholt.
Überraschen können dagegen Esther
Bystrek und Michael Wildorf. Ester schildert in "Eine kalte Geschichte..."
stimmungsvoll die Begegnung eines verfolgten Drachenpaares mit einem Priester
im Mittelalter, Michael in "Gedankensumpf" das vermeintliche Vergnügen
eines Raumfahrers in einem Bordell auf dem Mars nach seiner Befreiung aus
der Gefangenschaft von Piraten, auch wenn der Plot nicht neu ist.
Unter den wenigen Zeichnungen fallen die
Porträts diverser Film- und Fernsehserienfiguren von Maren Frank auf.
Dem Mitgliederschwund will der TCE übrigens
durch andere Werbemethoden begegnen: Ansprache von potentiellen Interessenten
anstelle des Abwartens hinter dem Clubtisch. Solange das nicht zu südländischen
Verhältnissen führt...
Armin Möhle, Wallenhorst
SOLAR-TALES 9
72 Seiten DIN A 4, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 4,00 €.
Bezug: ANDROMEDA SF-CLUB HALLE, Wilko
Müller jr., Hordorfer Str. 6a, 06112 Halle/S., E-Mail: asfc@wilkomueller.de.
Internet: people.freenet.de/dircaea/.
Dieser Ausgabe der SOLAR-TALES liegt kein
bestimmtes Thema zugrunde, trotzdem konzentrieren sich die Stories im SF-
und Horrorbereich. Viele verschiedene renommierte Autoren sind mit jeweils
einer Geschichte vertreten. Insgesamt lassen sich hier zwölf teils
sehr gute Werke finden.
"Der Computer lügt doch" sagt sich
der etwas aufrührerische Pablo Kamakau in der gleichnamigen Story
von Alfred Bekker. Getreu dem typischen post-apokalyptischen Endzeitszenario
ist die Erde nach einem Atomkrieg ein verbotener Planet, Luna und Mars
liegen miteinander fast im Krieg. Die Bevölkerung wird von einem Computer
beherrscht. Größere Truppenbewegungen machen Pablo stutzig.
Er schleicht sich an Bord eines Schiffes, in das Kampfroboter verladen
wurden. Doch mit seiner Hypothese, die Einheiten seien für einen unmittelbar
bevorstehenden Krieg mit dem Mars gedacht, liegt er völlig falsch...
Alle
Menschen reden sich mit "du" an, ein Computer regiert die Massen, Überwachungsstaat
– das hört sich nach einer ziemlich degenerierten Menschheit an. Was
ist aus der Menschheit geworden, fragt sich Pablo zu Recht. Am Schluß
der gut geschriebenen Geschichte weiß er Bescheid, besser als ihm
lieb ist. Der flüssige Schreibstil und das überraschende Ende
bieten einiges an Lesespaß, auch wenn man etwas mehr aus dem Plot
hätte herausholen können. Für eine Kurzgeschichte dieser
Klasse ist die Länge aber völlig ausreichend.
Der altbabylonische Gott Marduk spielt
in gleichnamiger Geschichte von Bernhard Brunner eine wesentliche Rolle,
auch wenn er hier – etwas untypisch für diese Gottheit – als Basis
für eine Art "Vodoozauber" angeführt wird. Das Wissen dazu erhält
der Protagonist aus einer (sic!) lateinischen Quelle... Als seine geliebte
Ehefrau im Krankenhaus liegt und nicht mehr lange zu leben hat, ergreift
Johannes ein ungewöhnliches Mittel, um seine Lebenskraft auf sie zu
übertragen: Die babylonische Gottheit Marduk wird sein mystischer
Helfer. Jedoch muss er später erkennen, daß Melanie sich von
ihm abwendet. Er ruft Marduk ein weiteres Mal an...
Es wirkt undurchdacht, wenn afrikanisch
anmutende Magie mit babylonischen Gottheiten und lateinischen Schriften
in Verbindung gebracht wird. Trotzdem ist diese im Horror-Genre anzusiedelnde
Story gut aufgebaut und unterhaltsam zu lesen. Wofür braucht Johannes
eigentlich Nelkenpfeffer (pimenta dioica), der zum Würzen von Wurst
und Fisch verwendet wird, beim Zaubern?
Der Verfasser der Erzählung namens
"Rollenspiele", Axel Kruse, versteht es, stufenweise Spannung aufzubauen.
Manfred ist ein begeisterter Rollenspielfan.
Seine Leidenschaft geht soweit, dass er seine Wohnung komplett im mittelalterlichen
Stil eingerichtet hat. Seine Freunde jedoch befürchten, dass er sich
in etwas hineinsteigert. Doch das ist noch gar kein Ausdruck dafür,
was geschieht, als Manfred jeden Bezug zur Realität einbüßt.
Er geht im Laufe einer Partie mit seinen Freunden völlig in dieser
fantastischen Welt auf, verliert sich in ihr und handelt so, wie wenn er
gerade dort wäre und sich gegen dortige Feinde verteidigen würde.
Dummerweise sind seine Freunde in der realen Welt im gleichen Zimmer wie
er...
Richtig böse Züge trägt
diese Horrorgeschichte, die in den Zeiten gewissenloser Amokläufe
nicht mehr leicht herunterzulesen ist. Parallelen zur Realität im
RSP-Fandom existieren zweifellos, auch wenn diese Erzählung den Sachverhalt
auf jeden Fall überspitzt darstellt.
Alles in allem sind diese und die weiteren
neun Kurzgeschichten interessant, sie werfen manchmal Rätsel auf oder
sind einfach gut zu lesen. Die Schreibstile der Autoren divergieren teilweise
recht stark, sind aber alle flüssig.
Aufgelockert wird der Text durch einige
Illustrationen, wobei besonders die Collagen von Wilko Müller und
die Grafiken vom bekannten RETTUNGSKREUZER IKARUS-Covergestalter Klaus
G. Schimanski positiv ins Auge fallen. Lutz Buchholz steuerte ein Porträt
der Vampirella bei – eine Hommage an seine Lieblingsfigur?
Für einen relativ geringen Preis
kann der SF- (und auch Horror-) Freund eine gelungene Storysammlung erwerben,
an der er viel Freude haben wird!
Richard Salzmann, Kranzberg
MIRAKEL 6
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 2,00 €.
Bezug: Martin Becker, Reventlowstr.
1, 25335 Elmshorn, E-Mail: martin@arason.de.
In einer Zeit, in der sich gerade die Aktivitäten
der Rollenspieler (wenn sie denn nicht gerade in einer fröhlichen
Abenteuerrunde um den Tisch sitzen) immer mehr in das Internet verlagern
sind Rollenspiel-Fanzines eher selten geworden. MIRAKEL – wie auch die
Anzahl der Rezensionen von anderen Heften in der Ausgabe selber beweisen
– eines der wenigen noch auf Papier erscheinenden Hefte.
Nicht nur in der Form, sondern auch im
Inhalt bleibt MIRAKEL alten Traditionen treu. So finden sich neben dem
obligatorischen Abenteuern "Der Fluch des Blutrubins", "Die Totenliste",
einer Artefaktbeschreibung um einen "Feengürtel"," der es in sich
hat, auch verschiedene Rezensionen zu Spielen und Magazinen, ein Hintergrundartikel
zu "Hexen", der in seiner Kürze das Thema zwar nur anreißt,
aber trotzdem auch Aspekte vorstellt, die weit über die üblichen
Schlagworte Hexenverbrennung und Inquisition hinausgehen.
Die drei Kurzgeschichten erinnern sehr
an die Erlebnisse von Rollenspielfiguren wie "Isa der Diebin" und sind
eher eine Aneinanderreihung von Erlebnissen, was aber der Atmosphäre
des Heftes nur förderlich ist.
Auch für Nicht-Rollenspieler ist
letztlich noch ein Artikel über die Bösewichte der JOHN SINCLAIR-
Heftserie interessant, der Nostalgie aufkommen läßt.
Alles in allem ist MIRAKEL ein sehr schön
gestaltetes Heft mit sehr viel Inhalt, das genau die Erwartungen erfüllt,
die man an ein Rollenspiel-Fanzine stellt, aber auch gerade deswegen zum
Hineinschnuppern in die Szene sehr geeignet ist.
Christel Scheja, Solingen
STORY CENTER 2002
90 Seiten DIN A 4, Kleinoffset, Klebebindung.
Auflage: 530 Exemplare, 4,00 €.
Bezug: SFCD e.V., Birgit Fischer, Am
Schafbuckel 6, 64853 Otzberg.
Bankverbindung: SFCD e.V.: Saar Bank
e. G., (BLZ 591 900 00) Kto. 001 133 11.
Internet: www.sfcd-online.de.
Die diesjährige Ausgabe des STORY
CENTER steht unter dem Motto "Kosmische Geschäfte". Das war keineswegs
beabsichtigt, wie Redakteur Arno Behrend erklärt, da eine Reihe der
Kurzgeschichten ursprünglich für den Storywettbewerb des EuroCons
99 (TRINITY) eingesandt wurden, der das Thema "Money Makes The Space Go
Round" vorgegeben hatte. Kann daraus der Schluß gezogen werden, daß
aus den Reihen des SFCD und des übrigen Fandoms nicht genügend
Stories eingesandt wurden, um diese Ausgabe zu füllen...?! Ich hoffe
nicht.
"Kosmische Geschäfte" – das sind
Ausblicke auf diverse Aspekte der Gentechnik, die in Stories verpackt wurden.
Martin Carter schildert die maßgeschneiderte Produktion menschlichen
Nachwuchses und deren "Lieferung frei Haus". In "Leuchtende Zukunft" von
Klaus Eylmann werden genetische Manipulationen an Menschen vorgenommen,
um deren Intelligenz zu steigern. Den "Ausbruch" wagt der Protagonist von
Kathleen Weise aus seinem genetisch programmierten Leben, allerdings abrupt
und unvermittelt. In "Blutspuren" von Charlotte Engmann geraten zwei Urlauberinnen
in einen Konflikt mit Hybriden aus Menschen und Tieren, die sich als potentielle
Vergewaltiger entpuppen.
Die Autorinnen und Autoren bieten konventionelle
Ideen, aber keine spektakulären oder innovativen Zukunftsvisionen.
Das gilt auch für Christiane Liekes "Ruhestand", der sich mit einer
anderer High Tech beschäftigt, und zwar mit der Nanotechnologie. In
der weitschweifigen Story beendet der Protagonist nach fast 70 Jahren seine
Karriere in einem Nanotechnik-Konzern, um unmittelbar danach das Angebot
einer Konkurrenzfirma zu erhalten (freilich nicht für einen neuen
Arbeitsplatz).
"Kosmische
Geschäfte" – das sind aber auch humoristische Kurzgeschichten, deren
Lektüre Spaß macht. Uwe Lammers beschreibt "Edgars Sorgen" mit
einem Kühlschrank, der in sich in ein unbekanntes Raum/Zeit-Kontinuum
ausdehnt. "Der Schirm" stellt einen Psychotherapeuten vor ein unlösbares
Problem. Was die PCs für die heutige Elterngeneration sind (teilweise
zumindest), stellen in der Zukunft jene Schirme dar. "Gott wohnt im Hyperraum"
muß Wolfgangs Bolz‘ Raumschiffcaptain feststellen, als ihn seine
Passagiere nicht zur Ruhe kommen lassen. Über "Allgemeine Geschäftsbedingungen
und ihre Auswirkungen auf den Planetenkauf" schreibt Jörg Ramm und
zeigt auf, daß auch in der Zukunft das Kleingedruckte aufmerksam
gelesen werden sollte – vielleicht noch aufmerksamer als heute.
Mit einer ungewöhnliche Idee wartet
Stephan Roland in "Inflation" auf. Ein explodierendes Shuttle hinterläßt
in der Jupiteratmosphäre unzählige gefrorene Sauerstoffklumpen,
die die wertvollste Substanz für die einheimische Lebensform darstellen
– in dieser Masse allerdings wertlos sind. Dem steht mit "Exodus" von Rainer
Innreiter eine weitere Endzeitstory gegenüber, deren Gesamtzahl in
den Fanzines des bundesdeutschen Fandom nicht erst seit dem Abdruck dieses
Textes nicht mehr feststellbar ist.
"Aufbruch" von Michael Heilmann und "Hillock"
von Jürgen Müller ähneln sich, bieten aber gleichsam flotte
Lektüre. Erstere ist erkennbar und zugegebenermaßen von DAS
IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK inspiriert; zwei Asteroiden-Prospektoren
stoßen auf eine Weltraumschnecke, die sie und ihr Fahrzeug verschluckt.
In "Hillock" ist ein gigantischer Land-Wal, der einen Planetentester verschlingt
und ausspuckt.
Das Titelbild und die (zu den Stories
passenden) Illustrationen im STORY CENTER 2002 stammen von Klaus Brandt,
aufgrund seines Stiles (großflächige Bildelemente, keine Strichzeichnungen)
unverwechselbar ist.
Das Fazit über diese Ausgabe fällt
zwiespältig aus: Zufriedenstellend sind etwa die Hälfte bis zwei
Drittel der angebotenen Kurzgeschichten. Aber das ist für fannische
Storysammlungen nicht ungewöhnlich, und vielleicht bereits ausreichend...?!
Armin Möhle, Wallenhorst
SFGH-CHRONIKEN
198
68 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 100 Exemplare, 2,80 €, 5er-Abonnement
14,00 €.
Bezug: SCIENCE FICTION GRUPPE HANNOVER,
Fred Körper, Ferdinand-Wallbrecht-Str. 82, 30163 Hannover, E-Mail:
Fkoerper@iname.com.
Bankverbindung: Postbank Hannover (BLZ
250 100 30), Konto 195876308, lautend auf Wolfgang Thadewald.
Die CHRONIKEN DER SCIENCE FICTION GRUPPE
HANNOVER präsentieren sich diesmal als Horror-Special. Wolfgang Thadewald
verbindet die Hommage an E. T. A. Hoffmann (1776 – 1822) und Edgar Allan
Poe (1809 – 1849) mit einer Themenausgabe um das Thema unheimliche Literatur
und Horror allgemein. Zu Wort kommen nicht die üblichen Experten,
sondern zeitgenössische Biografen und Kritiker, die Thadewald aus
alten Quellen zitiert.
Dr. Ernst Heilborn porträtierte 1912
recht eigenwillig und im Stil der Zeit E. T. A. Hoffmann, während
G. Edmund Gündel 1895 den US-amerikanischen Altmeister E. A. Poe ausführlich
würdigte. Diesen Texten schließen sich jeweils eine Story der
so geehrten Autoren an. Im Falle Poes ein Klassiker schlechthin: "Die Maske
des roten Todes". Hoffmann ist zwar vielen dem Namen nach bekannt, doch
teilt er das Schicksal anderer deutscher Dichter: Sie werden gewürdigt,
manchmal zitiert, aber nicht mehr gelesen. "Der Vampir" ist eine der damals
beliebten , etwas betulichen Gruselgeschichten, in denen ganze Adelsgeschlechter
von Untoten und Blutleeren dahingerafft werden. Das gleiche lässt
sich aber auch von Poes Geschichte sagen. Der Lesegeschmack ändert
sich mit den Zeiten und wer weiß, wie Stephen Kings Romane in fünfzig
oder einhundert Jahren einmal beurteilt werden.
Um das Heft nicht ganz so zeitlos erscheinen
zu lassen, komplettiert Wolfgang Thadewald die Ausgabe mit zwei weiteren
kurzen Geschichten, die erst in jüngster Zeit geschrieben wurden und
sich den Status als Klassiker erst erarbeiten müssen. Maren Bonaker
schildert auf wenigen Zeiten in "Die Tierliebe einer alten Dame" die ausufernden
Folgen unkontrollierter Tierliebe. Die Story läuft auf eine vorhersehbare
Pointe zu und ist eher skurril denn unheimlich. Auch Cathrin Block sucht
den Horror vornehmlich im Alltag. Im düsteren Zukunftsszenario "Kleine
Tochter, dunkles Kind" vegetieren Überlebende einer Katastrophe in
der Kanalisation, da sie das Sonnenlicht nicht mehr ertragen. Die Geburt
eines "normalen" Kindes passt aber auch nicht in die Pläne der Anführer,
denn die Gruppe der Infizierten wurde von den Menschen längst abgeschrieben,
sie überwachen nur noch die "biologische Lösung" des Problems.
Zum Abschluß gibt es dann wieder
etwas Historisches. Wolfgang Thadewald rezensiert John Fridericis Roman
DER BLUTSAUGER aus dem Jahre 1952. Die Besprechung, nicht gerade eine Leseempfehlung,
zeigt deutlich, daß auch früher schon bei weitem mehr schlechte
Bücher gedruckt wurden als lesbare, geschweige denn gute.
Das neue Layout tut den CHRONIKEN sichtbar
gut. An der weiterhin bestehenden Bleiwüstigkeit dürften sich
hingegen nur wenige Leser stören, die Stammleser kaufen das Heft ohnehin,
um es zu lesen.
Siegfried Breuer, Berlin
LEGENDENSÄNGER-EDITION
102: DRACHENFLUCH
64 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.).,
Mittelheftung.
Auflage: 35 Exemplare, 2,56 €.
Bezug: Christel Scheja, Lenbachstr.
8, 42719 Solingen, E-Mail: kris.scheja@t-online.de.
DRACHENFLUCH ist eine Anthologie mit den
Fantasy-Geschichten und -Grafiken von vier Autorinnen und Autoren sowie
von drei Zeichnerinnen und Zeichnern.
Die Herausgeberin und ihre Freundin Freawyn
setzen die in "Greifenflug" begonnene Story um ihre selbst erschaffenen
Rollenspielfiguren Jianne, die Bardin, und Framhorn, den Greif, fort. "Die
Suche nach den Phönixen" führt sie nicht nur in ferne, sonderbare
Länder, sondern auch zu einem Crossover mit den Charakteren des STAR
WARS-Universums.
Auch Uwe Gehrke bedient sich einer Spielwelt:
Magira. In "Die Bekehrten" schildert er, wie immer mehr Stadtbewohner zu
bigotten Anhängern einer asketischen Religion werden, da sie hoffen,
auf diese Weise ihrem Untergang zu entgehen. Dabei legen sie sich mit den
geheimnisvollen Tigersöldnern an. Eine junge Frau erweist sich als
das Zünglein an der Waage… Erneut um die Tigersöldner geht es
in "Die Anwerbung". Ein Söldner steht vor dem Problem, seine Heimatstadt
dem Erdboden gleichmachen zu müssen oder den Befehl zu verweigern.
"Die Stimmen der Insel" von Angelika Oehrlein
sind der Auftakt zu ihrem Elemente-Zyklus, der in einem anderen Band der
LEGENSÄNGER-EDITION fortgesetzt wird. Der Bucklige Lohe wird zum König
gekrönt. Schon bald überläßt er die Regentschaft seiner
Schwester. Auf einer Reise begegnet er der maskierten Prinzessin Seide,
die ein eigentümliches Spiel mit ihm zu treiben beginnt.
Bei allen Erzählungen handelt es
sich um längere, stimmungsvolle Texte, in denen die Charaktere und
ihr Milieu detailliert geschildert werden. Es sind nicht gerade spannende
Stories, die mit viel Metzeleien und Magie aufwarten, sondern stillere
Geschichten mit einer gelegentlichen Prise Humor (kann die Bardin nun Eier
legen?), in der Einzelschicksale im Mittelpunkt stehen und mit relativ
realistischen Problemen konfrontiert werden.
Abgerundet wird der Band durch die Grafiken
Freawyns, Christel Schejas und Frank H. Schmitz‘.
Wer Fantasy schätzt, dabei jedoch
den klischeehaften Themen etwas aus dem Weg gehen möchte, bekommt
hier eine Alternative geboten.
Irene Salzmann, Kranzberg
Der FANZINE-KURIER erscheint
in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de.
Preise: Einzelexemplar 0,60
€, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 3,00 € (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im
Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann,
Richard Salzmann, Christel Scheja.
Auflage der Printausgabe: 85
Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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