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Werte Leserinnen und Leser,
nach der Jubiläumsausgabe, dem FANZINE-KURIER 100, gibt es nur wenig zu berichten. Im Grunde bleibt mir nur, die Rezensionen anzukündigen, die im FK 102 erscheinen sollen, und das sind nach dem heutigen Stand nicht allzu viel: PHANTASTISCH! 2, DÄMONIUM und wahrscheinlich wieder eine SOLAR- X-Ausgabe. Aber das ist für mich kein Grund für Pessimismus...
Viele Grüße
Armin Möhle


DAEDALOS 10
ÄON INTERN 233
DIE ERWECKUNG 1: JÄGER UND GEJAGTE/DAS BLATT WENDET SICH
ENPUNKT 35
ÜBERALL MEINUNGEN 113
RETTUNGSKREUZER IKARUS 5/6: REQUIEM/KONVOI
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 113
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 52
DER VISIONÄR 3
LIGHT EDITION: ZEIT DER UNSCHULD
NOCTURNO 1
SOL 22
DAEDALOS 11



DAEDALOS 10
100 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 12,00 DM, 2er-Abonnement 22,00 DM.
Bezug: Hubert Katzmarz, Holunderweg 15, 53127 Bonn, E-Mail: hubert.katzmarz@phantastik.online.de.

Die zehnte Ausgabe des Literaturmagazins unter der redaktionellen Leitung von Michael Siefener ist eine Themenausgabe. Das Heft dreht sich inhaltlich ausschließlich um die mittlerweile im deutschen Sprachraum wohlbekannte Phantastik-Autorin Eddie Angerhuber, die durch ihre leicht gruseligen Weird-Fiction-Stories mittlerweile einen eigenen Stil und eine eigene Reputation als Autorin gefestigt hat. In dieser Ausgabe von DAEDALOS präsentiert Redakteur Siefener fünf Kurzgeschichten der Autorin, ergänzt wird der primärliterarische Teil durch einen Artikel über das literarische Schaffen sowie ein Interview mit der Autorin selbst. Das Interview hält leider nicht ganz, was man sich hätte erwarten können, es werden nur einige wenige Standardfragen gestellt, die notwendigerweise auch nur mit Standardantworten abgespeist werden, da hätte man sicher mehr draus machen können.
Doch die Stories lassen eigentlich keine Wünsche offen. Besonders beeindruckend war für mich "Das Herz der Dunkelheit". Eine arbeitslose, namenlose Person beschreibt ihren Alltag, nachdem sie ihren Job verloren hat und wie sie durch die Stadt streift und dabei immer mehr den Bezug zur scheinbaren Realität verliert, auf der Suche nach dem "Herz" der Stadt, ihrem Wesen, das sich ihr am Ende dann auch offenbart. Wenn man Eddie Angerhuber als Vertreterin der "urbanen Phantastik" einordnet, dann paßt diese Story da wirklich wie die Faust aufs Auge. Die Schilderung aus individueller Hoffnungslosigkeit und Vereinzelung, vermischt mit dem zunehmend hineindrängenden übernatürlichen Element, von dem man nicht sicher sein kann, ob es der Einbildung der handelnden Person oder tatsächlichem Erleben entspringt, macht den Reiz dieser Geschichte aus.
DAEDALOS ist auch in der vorliegenden Ausgabe 10 ein sehr sorgfältig gemachtes Magazin, in dem sich die Liebe der Herausgeber zur adäquaten optischen Umsetzung mit gleichwohl begrenzten Mitteln niederschlägt. Passende Illustrationen und ein sparsames, dennoch angepasstes Layout machen die Ausstrahlung dieses Magazins aus, die ich mit "zurückhaltender Seriosität" bezeichnen möchte. Für eine Publikation dieser Art ist der fast schon bibliophile Eindruck des Magazins durch überraschend einfache Stilmittel erreicht worden. In Zusammenhang mit den ausgezeichneten Kurzgeschichten der hier vorgestellten Autorin ein rundum gelungenes Lesevergnügen, da kann man auch das oberflächliche und etwas inhaltsleere Interview gerne übersehen.
Für alle Freunde der gepflegten Phantastik sicher ein Muß!

Dirk van den Boom, Saarbrücken



ÄON INTERN 233
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 3,00 DM, 4er-Abonnement 10,00 DM.
Bezug: ÄON TEAM, Thorsten Grewe, Prinz-Friedrich-Karl-Str. 24a, 44135 Dortmund.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ 440 100 46), Konto 106878461.

Wer das Geheimnis langlebiger Fanzines erforschen will, sollte das ÄON TEAM fragen. 233 Ausgaben ihres Intern-Zines liegen vor. Nur wenige fannische Produkte können eine so hohe Ausgabenzahl aufweisen. Nicht einmal die ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD können mithalten. Und wenn doch das eine oder andere Fanzine diese Zahl übertrifft, wie z. B. die SF-NOTIZEN von Kurt S. Denkena, der locker eine doppelt so hohe Ausgabennummer auf seine Hefte schreiben kann, so sind es in aller Regel regelmäßig erscheinende und nicht sehr umfangreiche Informationsblätter.
Nun wird auch das ÄON INTERN klein angefangen haben. Mittlerweile sind die 60 Seiten jeder Ausgabe allerdings prall gefüllt mit Informationen rund um die Phantastik und verwandte Gebiete. So ist das ÄON INTERN mehr oder weniger auch ein Informationsblatt, in dem sich die Mitglieder des ÄON TEAMS über Neuigkeiten aus dem Genre und der Fanszene informieren.
Neben Videos und Bücher werden Comics und Fanzines (von der FK-Mitarbeiterin Irene Salzmann) besprochen. Und darum geht es in erster Linie, Produkte aus dem phantastischen Bereich vorzustellen. Kritik oder auch nur inhaltliche Distanz findet man selten. Die Vorstellungen sind dabei meist sehr ausführlich und fundiert, so daß es dem Leser ermöglicht wird – allerdings auch überlassen bleibt, sich eine eigene Meinung über ein Buch, einen Comic oder ein Fanzine zu bilden. Man spürt bei allen Autoren die Begeisterung für das Genre und ihren Wunsch, diese Begeisterung weiterzutragen.
Das ist gut und schön. Und damit kann ich das ÄON INTERN als internes Informationsmagazin abhaken. Es bietet mir eine Reihe von Kaufhinweisen. Es informiert die Mitglieder des ÄON TEAMS sicherlich nicht umfassend, aber weitreichend über aktuelle und nicht mehr ganz so aktuelle Produkte. Es bietet allerdings wenig Angriffspunkte für einen Rezensenten. Sicherlich kann ich darüber lamentieren, was mir ein zweiseitiger Artikel bringt, in dem über einen Besuch von Hubert Haensel in Leipzig berichtet wird. Ich kann über lange Inhaltsangaben klagen, denen oft keine fundierte Bewertung folgt. 
Ich muß das aber nicht. Ich kann ÄON INTERN lassen wie es ist, und mich damit nicht über die Intentionen der Macher hinwegsetzen. Trotzdem würde ich mir natürlich als Rezensent für die Zukunft etwas mehr Angriffsfläche wünschen.

Holger Marks, Marburg



DIE ERWECKUNG 1: JÄGER UND GEJAGTE/DAS BLATT WENDET SICH
52 Seiten DIN A 4, Offset, Klammerheftung mit Zierschiene.
Auflage: 100 Exemplare, 13,00 DM.
Bezug: Bjarkan-Comix, Postfach 440337, 12003 Berlin.

Curtis Nike deckt mit ihren Publikationen viele Bereiche ab: Kalender; Fanzines mit Lyriken und Erzählungen aus den Bereichen Horror, Dark Fantasy, Gothic, DS 9-Stories, Sachtexte... und jetzt auch Comics. Ein so breites Spektrum bieten die wenigsten Künstler und Verlage an.
DIE ERWECKUNG ist der erste Comic von Curtis Nike. Sie erläutert im Nachwort, daß sie eigentlich gar nichts mit der Comic-Szene zu tun hat und außer einzelnen Illustrationen, wie man sie aus ihren anderen Heften und dem Kalender kennt, noch nie etwas Vergleichbares versucht hat. Von daher muß man zunächst ihr Durchhaltevermögen bewundern, das vor ihr nur wenige andere Grafiker im Fandom bewiesen haben (beispielsweise Henning Way, Britta van den Boom, Dirk de Lange); den meisten geht bei solch langwierigen Projekten mittendrin die Luft aus.
Die in vielen Schwarzweißbildern erzählte Geschichte ist im DS 9-Universum angesiedelt und schildert eine Episode aus den Anfängen des Dominions. Wer bereits die anderen entsprechenden Publikationen kennt, weiß, dass sich Curtis Nike, da in der Regel schon genügend Fans die Abenteuer der Föderations-Heroen weiterspinnen, der Gegenseite zuwandte und die Ereignisse aus deren Sicht darzulegen versucht.
Coverabbildung DIE ERWECKUNG 1Der Formwandler Nion wird von einer Gruppe Jäger verfolgt. Für seine Ergreifung, ob tot oder lebendig, wird gut gezahlt. Eine Weile kann er sich verbergen, aber seine Verletzungen machen ihn langsam, und so wird er schließlich von zwei Häschern aufgespürt. Während die beiden um ihr Opfer streiten, wird Nion von den Eingeborenen gerettet und gepflegt. Verwirrt stellt er fest, daß man ihm erstmals frei von jeglichen Vorurteilen begegnet. Wesen seiner Art sind überall Außenseiter, denen man mit Mißtrauen, Furcht und Haß begegnet – warum sind diese Monoformen anders? Unterdessen suchen die zwei Jägerinnen ihre Gefährten und trennen sich. Während die eine die Stadt der Eingeborenen entdeckt, stürzt die andere in eine Art künstliche Höhle, wo sie eine grausige Entdeckung macht. Aber damit sind die Überraschungen längst noch nicht vorbei...
Curtis Nike erzählt kontinuierliche die Geschichte ihrer Hauptfigur und deren Gegner, ohne dabei den roten Faden zu verlieren oder sich in Widersprüche zu verstricken. Im Mittelpunkt stehen die Motive der einzelnen Personen, ihre Wünsche und Ängste.
Die Zeichnungen erinnern ein wenig an den Jugendstil: Sie sind klar, deutlich, wenig verspielt, setzen auf Schwarzweißkontraste. Die Aufteilung der Paneels ist abwechslungsreich, sie variieren in Größe und Anordnung. Auch wenn es wenig Action-Elemente gibt, gelingt es Curtis Nike, ihren Bildern und Figuren Leben einzuhauchen und auch handlungsarme Szenen überzeugend darzustellen.
Natürlich kann man diesen Comic nicht mit einem von Image, Marvel oder wem auch immer vergleichen. Man darf nicht vergessen, daß es sich hierbei um ein Erstlingswerk handelt von jemandem, der sich nie mit dem Genre beschäftigt hat. Es gibt Ungenauigkeiten bei den Proportionen, die Texte weisen ab und zu Zeitenfehler auf, und die Namen der Figuren wurden erst im Laufe der Handlung erwähnt, statt gleich zu Beginn – ich hätte mir außerdem eingangs eine Seite gewünscht, auf der die Figuren alle kurz vorgestellt werden. Das sind aber nur Kleinigkeiten, welche die Gesamtleistung nicht schmälern sollen und die, mit etwas mehr Erfahrung, sicher verschwinden werden.
Wer Comics und DS 9 mag, wird an diesem Band nicht vorbei kommen. Die Fortsetzung ist bereits in Arbeit!
Ferner wird das Heft musikalisch ergänzt von Lug. Man kann eine MC mit 14 Synthesizer-Stücken (60 Minuten Sound), die eigens für den Comic komponiert wurden, bestellen. Sie kostet ebenfalls 13,00 DM, MC und Comic zusammen erhält man für 25,00 DM.

Irene Salzmann, Kranzberg



ENPUNKT 35
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 600 Exemplare, 3,50 DM, 4er-Abonnement 12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Hirschstr. 63, 76133 Karlsruhe, E-Mail: kfrick@vpm.gni.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt (BLZ 642 510 60), Konto 187 954.

Wie immer hinterläßt das Punk-Fanzine aus der Feder des Altfans und Perry-Redakteurs Klaus N. einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir. Das hängt sicher auch damit zusammen, daß mir die musikalischen Neigungen des Krawattenpunkers Klaus N. Frick nicht viel sagen, so daß die Besprechung von Konzerten und neuen Platten und CDs nicht wirklich mein Interesse trifft. Umso interessanter sind die Darstellungen des "nebenher", und die werden, wenn man Klaus kennt, beinahe notwendigerweise auch immer politisch. Daß Klaus da einiges umtreibt, wird bereits in seinem "Vorwort zur Lage der Nation" deutlich, in dem er gegen den Terror von Rechts zu Felde zieht und für eine "unglaubliche Koalition guter Bürger gegen die bösen Nazis" nur Verachtung, Hohn und Spott übrig hat. Angesichts der Tatsache, daß sowas offenbar in Deutschland immer zu spät und zu lasch kommt, möchte man ihm fast zustimmen, wäre da nicht das leichte Zwicken im Hinterkopf, das notwendigerweise entsteht, wenn Klaus SPD, CDU, FDP, Grüne, PDS und Republikaner – eine gewagte Mischung! – frei nach dem Motto zusammenfaßt: Alle in einen Sack, draufhauen, ich treffe garantiert die Richtigen.
Coveraabbildung ENPUNKT 35Weitaus differenzierter und auch um einiges interessanter sind jedoch erneut die Erinnerungen des Herausgebers an seine mittlerweile zahlreichen Afrika-Reisen. Auch die vorliegende ENPUNKT-Ausgabe kann da mit einigen Schlaglichtern aufwarten, wovon aber nicht alle angenehme Begebenheiten erzählen. Ich habe über die Jahre so viele der Afrika-Impressionen von Klaus gelesen, daß ich versucht bin, ihm vorzuschlagen, all diese doch mal in einem Fanzine gebündelt herauszugeben. Könnte vielleicht auch so manchem SF-Fan, der sich für einen Weltbürger hält, sein Heimatdorf aber nie verlassen hat, durchaus mal die Augen öffnen. 
Natürlich ebenfalls recht interessant ist die Schilderung der letzten Chaos-Tage, vor allem die Diskrepanz zwischen den Darstellungen derselben in den Medien und der persönlichen Erfahrung. Daß es dabei bisher immer nicht mit ganz rechten Dingen zuging, ist keine Neuigkeit. 
Völlig gefehlt hat mir als Leser im aktuellen ENPUNKT die Diskussion in der Punk-Szene um die Wiedergründung der APPD – da dies in der Vergangenheit immer mal wieder Thema war, hatte ich im Stillen auch einen Frickschen Kommentar dazu erwartet. Aber vielleicht in der Nr. 36?
ENPUNKT ist ein tolles Afrika-Fanzine und hat mir deswegen gut gefallen.

Dirk van den Boom, Saarbrücken



ÜBERALL MEINUNGEN 113
28 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, Preis: unbekannt (bitte erfragen).
Bezug: SFC ÜBERALL, Harald Rosenkranz, Am Bahnhof 8, 59514 Welver-Borgeln, E-Mail: harald.rosenkranz@t-online.de.
Internet: www.sfcue.de.

Seit ich die ÜM beziehe sind sie kontinuierlich dünner geworden: Von einstmals um 60 Seiten sind es inzwischen nicht einmal mehr 30. Die fast 50 Mitglieder sind offensichtlich zufrieden, ihr monatliches Schrumpf-Zine hinzunehmen, wenn es in einigen Monaten vielleicht nur noch aus weißen Blättern bestehen wird, statt dieser Entwicklung entgegenzuwirken und selbst zu produzieren. 
Was passiert, wenn die wenigen aktiven Ausnahmen, die das Heft bislang getragen haben, plötzlich ausfallen? Nun, die Antwort gibt die 113 noch nicht, vielleicht jedoch schon die 114. Redakteur Stefan König sieht in seinem Vorwort schwarz...
Bereits diesmal musste er sich arg strecken, um wenigstens noch den Umfang von mageren 28 Seiten zu erreichen. In Folge findet man wenige Leserbriefe, eine Story von einem Nicht-Mitglied und die bekannten interessanten Artikel von Daniela Detemple-Hertrampf, sowie einzelne Grafiken. Das war es auch schon.
Die Story "Valentinstag" von Simon Mildner habe ich angelesen und es dann kopfschüttelnd aufgegeben. Praktisch kein einziger Satz war frei von grammatikalischen Fehlern, Tippfehlern, Wortwiederholungen etc. Eine derartige Oberflächlichkeit eines Autors, selbst wenn es womöglich sein Erstlingswerk ist, trübt jegliches Lesevergnügen, so daß ich überhaupt kein Interesse mehr hatte herauszufinden, ob die Geschichte von der Idee her an sich vielleicht doch ganz gut ist. Man darf voraussetzen, daß jeder Nutzer eines PCs, der sich nicht ganz sicher ist in der deutschen Rechtschreibung, zumindest sein Korrekturprogramm über den Text laufen läßt. Zu erwarten, daß andere vor dem Druck einen Fehlereliminierservice betreiben oder die Leserschaft die Macken stillschweigend schluckt, ist schon frech.
Zu Danielas Beiträgen etwas zu sagen, heißt, sich zu wiederholen: Sie sind interessant, lesenswert, unterhaltsam, informativ – wie immer eben. Die Themen: "Dämonen", "Lebende Vampire", drei Rezensionen. Es ist bedauerlich, daß ein Unfall sie zu pausieren zwingt, denn die ÜM verlieren dadurch ihre Highlights, der Club seine aktivste Stütze. An dieser Stelle: Gute Besserung, Daniela!
Tja, bleibt zu hoffen, daß das ernste Vorwort einige Mitglieder wachrüttelt und sich endlich auch die reinen Konsumenten bemühen, ihr Clubzine am Leben zu erhalten. Andere Hefte werden eingestellt mangels Abnehmer; hier sind diese zwar vorhanden (der Vorteil eines Vereins), doch wenn die Beiträge ausbleiben, bedeutet das genauso schnell den Exitus. Überall bekommt man vorgejammert, dass es weniger und weniger Zines gibt, die Autoren und Zeichner kaum noch Veröffentlichungsmöglichkeiten finden – und hier tritt man die Gelegenheit mit Füßen...

Irene Salzmann, Kranzberg



RETTUNGSKREUZER IKARUS 5: REQUIEM
92 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90 DM, 4er-Abonnement 51,60 DM.
Beileger: RETTUNGSKREUZER IKAKUS MAGAZIN 3
4 Seiten DIN A 4, Kopie.
Auflage: unbekannt.
RETTUNGSKREUZER IKARUS 6: KONVOI
104 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90 DM, 4er-Abonnement 51,60 DM.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Hermann-Seger-Str. 33 - 35, 50226 Frechen.
Internet: www.pre.de/ikarus.

In REQUIEM von Dirk van den Boom folgt der RETTUNGSKREUZER IKARUS jener Spur, die von den zwei geheimnisvollen, sich dem menschlichen Verständnis weitgehend entziehenden Aliens aus dem vierten Band ausgelegt wurde. Die Besatzung des Rettungsschiffes erhielt die Koordinaten eines abgelegenen Planeten, den sie anfliegt und auf dem sie das Wrack eines jahrhundertealten Raumschiffes vorfindet, das aus der Epoche vor jenen "Großen Stille" stammt, in der interstellare Raumfahrt und Kommunikation nicht möglich war.
Die Ökologie des Planeten stellt sich rasch als ungewöhnlich heraus, doch die Lösung dieses Rätsels ist relativ einfach, da es sich nicht um ein natürliches Phänomen handelt, das die IKARUS-Besatzung aufzudecken hätte. Außer Kontrolle gerät das Geschehen jedoch erst, als zwei Besatzungsmitglieder in die Zentrale des abgestürzten Raumschiffes vordringen. Die Menschen und ihre Ausrüstung sind willkommene Energiequellen, so daß die Systeme des alten Raumschiffes wieder zu funktionieren beginnen und ihren Zielen folgen. Das Wrack übernimmt die Kontrolle über die IKARUS und zerstört sie mittels einer Bombe, die ein Attentäter zurückließ. Selbstverständlich kann die IKARUS-Besatzung entkommen.
Coverabbildung RETTUNGSKREUZER IKARUS 5Die Vereinnahmung der IKARUS durch das fremde Raumschiff mutet etwas unplausibel an. Daß das Wrack seine Außensensoren zu Sendern umfunktionieren kann, ist zwar akzeptabel, daß es aber über den Empfänger der IKARUS auf die Kontrollen des Rettungsschiffes zugreifen kann, heißt nicht anderes, als daß sich mit einer TV-Fernbedienung ein PC beeinflußen ließe... Und natürlich wird es eine ORION II, pardon, ENTERPRI..., äh, IKARUS II geben. Alles in allem ist REQUIEM im Rahmen der Serie, der bekanntlich auch eine Reihe von bekannten Sujets beinhaltet, ein gelungener Roman.
In dem sechsten Band der Serie gelangt die neue IKARUS aber noch nicht zum Einsatz. Die Besatzung der IKARUS wird auf das Lazarettschiff PARACELSUS abkommandiert, das den KONVOI begleiten soll. Der KONVOI besteht aus zwei gigantischen Trägerschiffen, die die Komponenten eines Hyperraumsprungtores transportierten und von zwei Kreuzern des Freien Raumcorps, das auch die IKARUS betreibt, begleitet werden.
Mit KONVOI geht auch eine äußerliche Veränderung der Serie einher, die das Erscheinungsbild der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Ausgaben deutlich verbessert. Anstelle der handschriftähnlichen, offenen Titelschriftzüge traten geschlossene Lettern, und der bisherige Titelbildzeichner Thorsten Pankau, der durch seine diffusen Motive auffiel, wurde durch Klaus G. Schimanski (der zwar mit dem Raumschiffmotiv auf dem Cover sicherlich keinen Innovationspreis gewinnen wird) und durch umlaufende Titelbilder ersetzt. Mit dem Roman stößt Martin Kay zu den Autoren der Serie.
Genau wie in REQUIEM muß die IKARUS-Besatzung auch in KONVOI sich selbst retten. Das Trägerschiff HOPE wird durch den Begleitkreuzer LIEBENFELS attackiert, die ihrerseits von der PARACELSUS angegriffen wird, die in dem folgenden Kampf vernichtet wird, nicht bevor sie die LIEBENFELS noch rammen und sich die IKARUS-Besatzung auf die HOPE retten kann. Die HOPE wird von den Überlebenden der LIEBENFELS geendet – und das Duell zwischen den sechs Besatzungsmitgliedern der IKARUS und einhundert Medo-Robotern einerseits und den vierzig Raumsoldaten der LIEBENFELS andererseits beginnt.
Zwar enthielt bislang jeder Roman der RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie diverse Kampfszenen, doch in KONVOI nehmen sie einen bislang nicht dagewesenen Umfang an und werden zum Selbstzweck. Der hier geschilderte Weltraumkrieg läuft den Intentionen der IKARUS völlig zuwider. Es ist nicht nur zu wünschen, daß sich eine solche Ballerei nicht wiederholt, sondern auch, daß demnächst die ersten Informationen über die Hintergründe der Intrigen im Freien Raumkorps, zu denen auch der Angriff auf die HOPE gehört, gegeben werden, bevor dieser Aspekt der Handlung für den Leser völlig unbefriedigend wird.
Übrigens hat auch die PARACELSUS ein MHN an Bord. Nein, so fortgeschritten ist die Technologie im RETTUNGSKREUZER IKARUS-Universum nicht, es handelt sich um eine Androidenärztin, die aber immerhin jenen Standardsatz beherrscht: "Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls." (Seite 21). Ihr Tod führt zu psychischen Problemen bei Arthur Trooid, dem Androiden der IKARUS. Ich bin aber geneigt, das als Satire durchgehen zu lassen...

Armin Möhle, Wallenhorst



RISSZEICHNUNGS-JOURNAL 113
40 Seiten DIN A 4 quer, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 11,50 DM; 4er-Abonnement 40,00 DM.
Bezug: RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND (RCD), Georg Joergens, Talstr. 60a, 40217 Düsseldorf, E-Mail: GJoergens@aol.com.
Internet: http://www.rz-journal.de.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ 360 100 43), Konto 3687 44-437.

Ich hatte das Heft noch gar nicht ganz aus dem Umschlag gezogen, da befand es sich bereits in den Händen meines Ältesten, und ich mußte aufpassen, daß es nicht mit ihm verschwand in den unergründlichen Weiten seines Zimmers, where never a man has gone before. Das macht zweifellos deutlich, wie beliebt Risszeichnungen, Erläuterungen zu Raumschiffen und futuristischer Technik (zumindest bei den männlichen SF-Fans) sind.
Das Heft ist auch optisch sehr schön gestaltet, lenkt mit einem Farbcover das Auge auf sich und bietet im Innenteil ein ausgewogenes Verhältnis von Text und Bild auf hochwertigem Papier. Die Zeichnungen sind sehr sorgfältig erstellt - in den jeweiligen Stilen der einzelnen Künstler -, sie sind detailverliebt und werden durch die passenden Daten und Erklärungen sinnvoll ergänzt.
Zu den Mitarbeitern zählen diesmal Lars Bublitz, Gregor Paulmann u.a. Gezeigt werden die Infektor aus dem WARHAMMER-Universum, ein siganesischer Spezialkreuzer usw. Der Schwerpunkt liegt auf PR, doch auch andere Serien werden berücksichtigt, sofern Material vorliegt.
Toll, fand mein Ältester und kritisierte lediglich, daß wieder nichts von RAUMPATROUILLE und STAR TREK dabei war – aber allen recht machen kann man es nie, und es hat ihn auch nicht davon abgehalten, sich das RZJ 113 nach erfolgter Besprechung freudig seiner Sammlung einzuverleiben. Der Virus scheint überzuspringen, und vielleicht gehört er irgendwann zur nächsten Generation Risszeichner...?!

Irene Salzmann, Kranzberg



PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 52
68 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str. 119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: http://www.light-edition.midroth.com/prplight.htm.

Mit einem recht professionellen Vierfarbcover wartet das Magazin für PPERRY RHODAN-Fans auf. Peter Land hat einen Blue, eine der Milchstraßenvölker aus der Serie, aufs Papier gebannt. Im Inneren geht es dann allerdings schwarzweiß weiter.
Mehr als die Hälfte des Heftes wird von Heftkritiken gefüllt. Markus Kubach und Andreas Nordiek nahmen sich die Bände 2044 bis 2053 vor. Eingeführt werden die Leser jeweils durch eine kurze Inhaltsangabe von Heiko Raff, Michael Thiesen gibt außerdem noch ein paar Kommentare zu den Heftcovern ab. Diese Vorgehensweise, zwei Rezensenten besprechen unabhängig voneinander dasselbe Heft, könnte ganz interessant sein: Wenn sich die beiden nicht immer so einig wären. Nur in zwei Fällen weicht ihre Beurteilung der Romane wirklich gravierend voneinander ab. Es mag daran liegen, daß überdurchschnittlich viele gute Romane zum Ende eines Zyklus zu erwarten sind. Den Nicht-PR-Leser werden diese 30 Seiten allerdings sehr ermüden und selbst begeisterte Fans werden in Versuchung geführt, den einen oder anderen Absatz doch lieber zu überspringen.
Nach dem Besprechungsmarathon folgt ein Interview mit Leo Lukas, einem mir bis dato völlig unbekannten österreichischen Kabarettisten, der sich kürzlich seinen Lebenstraum verwirklichen konnte: Er durfte einen Gastroman für PERRY RHODAN schreiben! Das Interview befaßt sich überwiegend mit dem Verhältnis des Autoren zu PR, aber man merkt Lukas deutlich an, daß PR nicht sein Leben ist und er vielfältige andere Interessen und Betätigungsfelder hat. Damit bleibt das Interview erfrischend und man kann der Serie wünschen, daß sie sich öfter solche Gastautoren an Land zieht.
Coverabbildung PERRY RHODAN PERSPEKTIVE 52Etwas ausführlicher befaßt sich Robert Hector in gleich zwei Beiträgen mit der derzeitigen Entwicklung bei PR. Er kritisiert die Abkehr vom Voltzschen Zwiebelschalenmodell und die unlogische Verfolgung eines sogenannten "dritten Weges", also die Abkehr von den guten und bösen Mächten des Kosmos und den Versuch einer unabhängigen Entwicklung. Das sind gute Überlegungen, die auf viele Inkonsistenzen im Handlungsablauf der Serie aufmerksam machen. Inkonsistenzen, die sich im Laufe der Jahre und bei den Entwicklungsbedingungen einer Romanheftserie nicht vermeiden lassen. Die gravierendere Äußerung ist allerdings die, daß nach seiner Meinung die Serie in konventioneller Form auserzählt ist, "und zwar schon seit längerer Zeit". Kosmologie und Technik sind ausgereizt, was bleibt sind Aufgüsse bereits Vorhandenem. Zwei sehr lesbare und ungewohnt kritische Beiträge. Rätselhaft bleibt mir als Rezensent nur, warum die beiden Beiträge nicht zu einem einzigen zusammengefaßt wurden, da sie in weiten Strecken nicht nur inhalts- sondern auch wortgleich sind.
Informationen zur den Oxtornern, an eine höhere Schwerkraft angepaßte Menschen im PR-Universum, sowie zwei kürzere Stories runden das Heft ab.
Als Fazit kann ich nur wiederholen: für PR-Fans ist das Heft trotz einiger Längen interessant und geeignet, sich intensiver und durchaus nicht unkritisch mit ihrer Lieblingslektüre auseinander zu setzen. Alle anderen dürften nur schwer einen Zugang finden.

Holger Marks, Marburg



DER VISIONÄR 3
40 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 60 Exemplare, 4,50 DM.
Bezug: Henning Way, c/o Wiesenmüller, Tieckstr. 3, 30625 Hannover.

Die dritte Ausgabe des VISIONÄRS ließ diesmal nicht lange auf sich warten.
Das Heft präsentiert sich in einem mittlerweile bekannten Layout und wird routiniert von dem Comic-Zeichner Henning Way zusammengestellt.
Getreu dem Motto "Visionary, but not Ordinary!" werden hier keine gewöhnlichen bzw. fanzinetypischen Themen behandelt, sondern Visionen der etwas anderen Art. Statt in fremde Welten und in die Zukunft zu schweifen, wenden sich die Mitarbeiter dem Hier und Jetzt zu, reflektieren weltliche Probleme und suchen Antworten nicht in Ersatzreligionen, sondern in der Bibel.
Der Leser findet eine Mischung aus Bibelzitaten, Gebeten, zur Meditation anregenden Bildern, legendenartige Geschichten u. v. m. Einzelne Cartoons lassen Humor zu und lockern die mitunter recht ernsten Texte auf. Hier einige Beispiele:
"Der heilige Kuss" erzählt von einem nahezu vergessenen Weisen, der seine Besucherin erst einer Prüfung unterzieht, bevor sie von ihm belohnt wird. Es ist eine Parabel auf das Leben: Wer trotz der Hindernisse auf dem richtigen Weg bleibt, erreicht sein Ziel.
Die "Klostergedanken" zeigen, daß der teilweise existierende Klostertourismus nicht zwangsläufig dem Gast die gesuchte Ruhe bringt, sondern er diese in sich selbst finden muß, wobei ihm die Umgebung gern behilflich ist.
"Pater Daniel Oswald Rufeisen" – ihm ist eine kurze Biographie gewidmet.
Bei "Bibel contra Coca-Cola" könnte es sich um einen Predigttext handeln. Was ist heute wichtig für die Menschen? Erst wenn Probleme auftauchen, besinnt man sich der vergessenen Bibel, in der Hoffnung, hier Antworten zu finden. Aber das Buch allein ist kein Allheilmittel, es bedarf der Menschen, um die darin enthaltenen Worte lebendig zu machen.
"Eine beeindruckende Begegnung" schildert, wie sich ein halbverhungertes Kind über ein wenig Essen freut und wie seine Freude sogar noch wächst, als es seine wenige Habe teilen kann. Man muß nichts Großartiges leisten, schon eine kleine Geste ist bedeutungsvoll, wenn sie von Herzen kommt.
Die Beiträge stammen u .a. von Hennig Way, dem Theologen und Grafiker Thorsten Grewe, Pfarrer Michael Becker, Sr. Heidrun Bauer u. a., was deutlich macht, daß das Heft nicht vom üblichen Fanzine-Konsumentenkreis für seinesgleichen konzipiert wird, sondern andere Zielgruppen zu erreichen versucht.
Wer oberflächliche Unterhaltung erwartet, wird schwerlich den Zugang zum VISIONÄR finden. Die teils kryptischen Bilder und Texte sollen zum Nachdenken anregen, dem Leser Gelegenheit zur Besinnung geben und an etwas erinnern, das meist vergessen wird, an den Glauben.

Irene Salzmann, Kranzberg



LIGHT EDITION: ZEIT DER UNSCHULD
74 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,50 DM.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str. 119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: http://www.light-edition.de.

Bei ZEIT DER UNSCHULD handelt es sich um einen Fan-Roman aus dem PERRY RHODAN-Universum. Die Ideen und Handlungsabläufe versprechen an sich flotte Unterhaltung, wie man sie auch in der Hauptserie erwartet; ein bißchen Horror, ein bißchen Action, eine geschachtelte und verwobene Geschichte, mit phantastischen Elementen gewürzt. Der Roman enthält nichts wirklich Neues – weder die Klon-Thematik noch eine Robot-Ratte noch der "Erinnerungsverlust" der Hauptperson sind bahnbrechende Ideen. Gleichwohl würde der Stoff sicherlich für einen unterhaltsamen Roman auf gutem PR-Niveau reichen
ZEIT DER UNSCHULD ist ein Fan-Projekt. Es ist also eigentlich nicht fair, eine ebenso flüssige Darstellungsweise zu erwarten wie bei PR-Routiniers. Aber auch als wohlwollender Leser muß ich zugeben, daß mich der Roman nicht gefesselt hat. Trotz aller rasenden Action, auflockernden Umblendungen und abwechslungsreichen Themen wollte sich bei mir keine innerliche Beteiligung einstellen. Dies mag in erster Linie daran liegen, daß keine attraktiven Identifikationsmöglichkeiten angeboten werden. Die Hauptperson leidet unter Erinnerungslücken, eine Identität ist nicht auszumachen, und auch im erotischen und kämpferischen Konflikt mit einer Piratin gewinnt sie nicht an Tiefe. Die Figuren sind holzschnittartig, "Sex and Crime" werden zwar reichlich geboten, bleiben aber ohne Nachhall.
Völlig überflüssig und plump erscheint es schließlich, als eine "nackte Frau mit großer Waffe" auftaucht. (Um den "Genuß" zu steigern, wird sie auch noch abgebildet.)
ZEIT DER UNSCHULD wirkt wie ein Versuch, große SF nachzumachen – mit einer Reihe gängiger, darunter auch sehr markanter Versatzstücke, einem tauglichen Konzept etc. Eine eigene Idee, geschweige denn ein eigenes Anliegen des Autors, sind jedoch nicht zu erkennen. Da es sich somit um eine – zudem nicht sonderlich gelungene – bloße Kopie von Vorbildern handelt, ist die Lektüre unbefriedigend.

Clemens Nissen s. ps., Neuenburg



NOCTURNO 1
68 Seiten DIN A 4, Kopie, Spiralbindung.
Auflage: 100 Exemplare, 10,00 DM.
Bezug: Markus Kastenholz, Rothenbergstr. 39, 65366 Geisenheim/Rhg.

Mit NOCTURNO meldet sich der ehemalige MISHARA- und MSM-(Mit-) Herausgeber Markus Kastenholz im bundesdeutschen Fandom zurück – dienstältere Fandomler werden sich sicherlich noch an seine früheren Fanzines erinnern. NOCTURNO 1 steht im Zeichen des Horrors, allerdings sollen in den kommenden Ausgaben auch Kurzgeschichten aus anderen phantastischen (Sub-) Genres erscheinen können.
Angesichts von Markus‘ Fanzineerfahrungen überrascht das DIN A 4-Format. Das zweispaltige Layout hätte auch im DIN A 5-Format realisiert werden können, die Möglichkeiten, die das größere Seitenformat bietet (Mehrspaltensatz, Verwendung kleinerer Schrifttypen u. a. m.), wurden in NOCTURNO 1 nicht genutzt. So führt das DIN A 4-Format lediglich zu einer unnötigen Verteuerung der Ausgabe.
Etwa ein Dutzend Kurzgeschichten hat der Herausgeber für NOCTURNO 1 zusammengetragen. An ihnen bestätigt sich, was für Storyzines offenbar typisch ist, nämlich daß sie viel Mittelmaß enthalten. In "La Luna" von Markus Kastenholz begegnet der Protagonist auf einer nächtlichen Landstraße einer jungen Frau, die ihn von seinen psychischen Problemen zu befreien verspricht, dies aber nicht zu realisieren vermag und ihn tötet. "Eine Tote wird verhört" von Stephan Peters schildert die Begegnung einer Frau mit einem psychopathischen Mörder. "Ich wünschte..." von Monika Wunderlich beschreibt die letzten Momente und Gedanken einer Selbstmörderin. In "Der Glanz ihrer Augen, die Sehnsucht meines Herzens" von Kuno Liesegang folgt der Protagonist seiner Geliebten in das verfallende Stadtzentrum, wo er getötet wird.
Coverabbildung NOCTURNO 1Diesen Stories ist eine gewisse Perspektivlosigkeit ihrer Protagonisten gemein. Das mag für Horror-Kurzgeschichten typisch sein, ob es aber für den Leser befriedigend ist, sei dahingestellt. Das es auch anders geht, zeigt Simon Rhys Beck in "Mondkind", einer Begegnung eines Vampirs mit einem Dämon, die zwar zunächst mit einer Vergewaltigung beginnt, aber einigermaßen versöhnlich endet. Geradezu spielerisch kommt die Story "Vorsicht, ich beisse!" von Irene Salzmann daher, in der eine junge Frau eine besondere Erfahrung macht.
Den Höhepunkt des harten Horrors markiert Boris Koch "Alltägliche Kuriositäten". Der Protagonist kauft in einem Antiquariat regelmäßig Tagebücher von Verstorbenen und findet eines Tages per Zufall heraus, wie sie produziert werden.
Ärgerlich ist wegen seiner Abgedroschenheit dagegen der Dialog "Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende" von Martin Munsonius, den die Protagonisten während ihres Eindringen ins ein Haus führen, das von Geistern beherrscht wird. Immerhin ansprechender geschrieben ist "Fabienne" von Christel Scheja, auch wenn es sich um eine INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR-Variante handelt (was die Autorin fairerweise nicht verschweigt).
Der sekundärliterarische Part von NOCTURNO 1 sorgt für Irritationen. Es ist zwar lobenswert, ausschließlich die Produktionen von Kleinverlagen zu besprechen, doch scheinen diese dermaßen herausragend zu sein, daß keine der Besprechungen mit einem negativen Fazit endet. Einige der besprochenen Bücher sind zudem bei dem NOCTURNO-Herausgeber selbst zu beziehen. Die Artikel über die Serien DÄMONENJÄGER DAVID MURPHY und RETTUNGSKREUZER IKARUS sind Promotiontexte und keine kritische Vorstellungen.
Auch inhaltlich zeigt sich NOCTURNO verbesserungs- und ausbaufähig. Die Kurzgeschichten sollten eine größere inhaltliche Vielfalt aufweisen, vor allem aber bedarf der sekundärliterarische Part einer grundlegenden Überarbeitung.

Armin Möhle, Wallenhorst



SOL 22
84 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.100 Exemplare, 9,00 DM, 4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e. V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.

Protegiert von der PERRY RHODAN-Redaktion und VPM hat die SOL, das nichtkommerzielle Magazin der PRFZ, bereits die Nr. 22 erreicht. Das Layout und der Inhalt sind längst zur Routine geworden, und jeder, der als Mitglied des Vereins die Publikation regelmäßig bezieht oder schon seit Ewigkeiten im Fandom aktiv ist, kennt die Namen der Mitarbeiter, angesichts derer man sich stets fragt, weshalb die FANZENTRALE kaum bis gar nicht auf Fanbeiträge zurückgreift, wenn sie sich schon so nennt...
Die Namen der Illustratoren lesen sich wie das "Who is Who" der PR-Familie: Johnny Bruck, Alfred Kelsner und Swen Papenbrock natürlich, dazu die Macher des RISSZEICHNUNGS-JOURNALS. In Folge ist die Qualität hoch, bekannt, einheitlich, und es gibt nichts wirklich Neues.
Neben der direkten Werbung für den PR-Con in Garching und einigen Merchandising-Artikeln bieten die gut recherchierten Berichte mehr oder minder versteckte Werbung für weitere Produkte rund um unseren Mann im All. Aber einige Beiträge sind doch ganz interessant oder lassen zumindest in den Älteren von uns einige nostalgische Erinnerungen an glanzvolle Tage aus der Frühzeit der Serie wach werden.
Martin Lange informiert im "Info-Center" tabellarisch über die Mitglieder des legendären Mutantenkorps, von denen einige nur in den Taschenbüchern oder lediglich in zwei bis drei Heften in Erscheinung getreten sind. Gerade jene Fans, die später eingestiegen sind und die alten Bände nicht kennen, haben hier so einiges, wenn nicht gar das Beste versäumt.
"Unbekannten Raumschiffmodellen" widmet sich Willi Diwo. Erste Bastelbögen zur PR-Serie gab es bereits 1968, erst aus Pappe, später aus Plastik, und noch heute erfreuen sie die Sammler. Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass diese Dinger einmal gesuchte Raritäten sein würden?
Das "Interview mit Leo Lukas", dem neuen Gastautor, geführt von Werner Höbart, ist auch in der PR PERSPEKTIVE erschienen. Es ist üblich, Material in alle Richtungen zu streuen wie ein Farn seine Sporen..., und in der Regel gibt es nur wenige Überschneidungen.
Des weiteren gibt es "Risszeichnungsklassiker" und informative "Tipps für angehende Risszeichner", natürlich von den Fachleuten des RZJ.
Jürgen Kirchner stellt die "Hits und Flops" des phantastischen Kinos 2000 vor.
Nicht fehlen dürfen einige ironische Gedanken zur PR-TV-Serie von Robert Vogel.
Ferner gibt es wieder ein Völkerdatenblatt, ein Rätsel, eine Story, einen Leser-Kommentar und –Briefe u. v. m.
Es ist deutlich: Von wenigen Ausflügen bis zum Tellerrand einmal abgesehen, befaßt sich die SOL-Crew ausschließlich mit Themen aus dem Perryversum, ohne dabei allzu kritisch vorzugehen (aber man beißt ja auch nicht die Hand, die einen streichelt). Das Magazin ist optisch sehr ansprechend, der Inhalt allein für eingefleischte PR-Leser interessant, die mit ihrem wöchentlichen Heft noch nicht genug haben; es gibt leichte Kost rund um die Serie und ihre Macher. Wer es braucht, wird seine Freude daran haben, wer es für unnötig hält, versäumt ebenfalls nichts, und wer mit PR nichts am Hut hat, wird ohnehin die Finger davon lassen.

Irene Salzmann, Kranzberg



DAEDALOS 11
112 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.), Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 12,00 DM, 2er-Abonnement 22,00 DM.
Bezug: Hubert Katzmarz, Holunderweg 15, 53127 Bonn, E-Mail: hubert.katzmarz@phantastik.online.de.

Phantastik wird zunehmend allein in ihrer unheimlichen Spielart wahrgenommen, alles andere (sei es nun klassisch oder modern) der Science Fiction bzw. Fantasy zugeschlagen. Das kann man bewerten wie man will, ein gutes Beispiel für diese gängige Praxis ist jedoch der "Story-Reader für Phantastik" DAEDALOS, welcher ausschließlich Schauer- und Gespenstergeschichten enthält. Diese sind aber zum Glück von solider literarischer Qualität, keine simplen Vampir-Gruselmärchen und Kettensägenmassaker. Der Herausgeber Dr. Michael Siefener hat fünf Geschichten zu einer kleinen Anthologie zusammengestellt, die, psychologisch alle sehr dicht erzählt, sich dem Unheimlichen bzw. Ungreifbaren verschiedentlich nähern. Für die Protagonisten sieht es aber letztlich stets düster aus. Ob nun unüberwundene Jugendsünden sich im Leben bitter rächen oder auch nur Streß einen futuristischen Polizisten auf dem "Speedway to Hell" plagt, es sind die ge- und zerbrochenen Antihelden, deren Scheitern quasi Programm ist. Der Höhepunkt ihrer Resignation bzw. ihre endgültige Auslöschung stellen das Gegenstück zum Happy End in der optimistischeren Literatur dar.
Den Auftakt des Heftes machen zwei erotische Schauergeschichten: Die merkwürdige Obsession für Puppen in Paul Bradshaws "Der Nachtträumer" hat genau wie die Suche nach der vergangenen Jugendliebe in Frank W. Haubolds "A flor dos sonhos" einen morbiden Kern, der in die tiefsten Abgründe der Seele führt. Atemloser geht es mit "Speedway To Hell" von Sven Klöpping weiter, der in angeldeutschem Slang den Dienst des bereits erwähnten Polizisten beschreibt, wohingegen John B. Fords "Die infizierte Zeit" mehr als obskur und psychedelisch daherkommt. Wieder ist es eine Heimkehr, aber keine zur Geliebten, sondern an einen gleichsam der Verdammnis anheim gefallenen Ort. Als sehr gut gewählter Abschluß erweist sich darum eine klassische Gespenstergeschichte von Joseph Sheridan LeFanu’s Nichte Rhoda Broughton (1840 – 1920), ihr Story-Debüt aus dem Jahre 1868. Nach all den alphaften Erzählungen ist diese, als fiktiver Briefwechsel zwischen Freundinnen angelegte, subtile Gespenstergeschichte eine wahre Erholung.
Die sorgsam ausgewählten Illustrationen stellen ein großes Plus des Heftes dar, kleine grafische Kostbarkeiten aus dem fünfzehnten bis neunzehnten Jahrhundert, und keine Horror-Dutzendware, wie man sie sonst in jedem Fanzine findet. Die Paginierung des Story Readers hingegen ist etwas gewöhnungsbedürftig, da bei Heften normalerweise der Umschlag zu den Seiten zählt.
DAEDALOS 11 ist für alle Freundinnen und Freunde der dunklen Phantastik wieder das richtige Lesefutter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Siegfried Breuer, Berlin



Der FANZINE-KURIER erscheint in der EDITION WHISPERING TIMES.

Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de

Preise: Einzelexemplar 1,20 DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck). Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im Fanzinetausch zu beziehen.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps., Irene Salzmann. 
Auflage: 90 Exemplare. 

Für Rezensionsexemplare sind wir stets sehr dankbar!