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Werte Leserinnen und Leser,
nach der Jubiläumsausgabe, dem FANZINE-KURIER
100, gibt es nur wenig zu berichten. Im Grunde bleibt mir nur, die Rezensionen
anzukündigen, die im FK 102 erscheinen sollen, und das sind nach dem
heutigen Stand nicht allzu viel: PHANTASTISCH! 2, DÄMONIUM und wahrscheinlich
wieder eine SOLAR- X-Ausgabe. Aber das ist für mich kein Grund für
Pessimismus...
Viele Grüße
Armin Möhle
DAEDALOS 10
ÄON INTERN 233
DIE ERWECKUNG 1: JÄGER
UND GEJAGTE/DAS BLATT WENDET SICH
ENPUNKT 35
ÜBERALL MEINUNGEN
113
RETTUNGSKREUZER IKARUS
5/6: REQUIEM/KONVOI
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL
113
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE
52
DER VISIONÄR
3
LIGHT EDITION: ZEIT
DER UNSCHULD
NOCTURNO 1
SOL 22
DAEDALOS 11
DAEDALOS
10
100 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 12,00 DM, 2er-Abonnement
22,00 DM.
Bezug: Hubert Katzmarz, Holunderweg
15, 53127 Bonn, E-Mail: hubert.katzmarz@phantastik.online.de.
Die zehnte Ausgabe des Literaturmagazins
unter der redaktionellen Leitung von Michael Siefener ist eine Themenausgabe.
Das Heft dreht sich inhaltlich ausschließlich um die mittlerweile
im deutschen Sprachraum wohlbekannte Phantastik-Autorin Eddie Angerhuber,
die durch ihre leicht gruseligen Weird-Fiction-Stories mittlerweile einen
eigenen Stil und eine eigene Reputation als Autorin gefestigt hat. In dieser
Ausgabe von DAEDALOS präsentiert Redakteur Siefener fünf Kurzgeschichten
der Autorin, ergänzt wird der primärliterarische Teil durch einen
Artikel über das literarische Schaffen sowie ein Interview mit der
Autorin selbst. Das Interview hält leider nicht ganz, was man sich
hätte erwarten können, es werden nur einige wenige Standardfragen
gestellt, die notwendigerweise auch nur mit Standardantworten abgespeist
werden, da hätte man sicher mehr draus machen können.
Doch die Stories lassen eigentlich keine
Wünsche offen. Besonders beeindruckend war für mich "Das Herz
der Dunkelheit". Eine arbeitslose, namenlose Person beschreibt ihren Alltag,
nachdem sie ihren Job verloren hat und wie sie durch die Stadt streift
und dabei immer mehr den Bezug zur scheinbaren Realität verliert,
auf der Suche nach dem "Herz" der Stadt, ihrem Wesen, das sich ihr am Ende
dann auch offenbart. Wenn man Eddie Angerhuber als Vertreterin der "urbanen
Phantastik" einordnet, dann paßt diese Story da wirklich wie die
Faust aufs Auge. Die Schilderung aus individueller Hoffnungslosigkeit und
Vereinzelung, vermischt mit dem zunehmend hineindrängenden übernatürlichen
Element, von dem man nicht sicher sein kann, ob es der Einbildung der handelnden
Person oder tatsächlichem Erleben entspringt, macht den Reiz dieser
Geschichte aus.
DAEDALOS ist auch in der vorliegenden
Ausgabe 10 ein sehr sorgfältig gemachtes Magazin, in dem sich die
Liebe der Herausgeber zur adäquaten optischen Umsetzung mit gleichwohl
begrenzten Mitteln niederschlägt. Passende Illustrationen und ein
sparsames, dennoch angepasstes Layout machen die Ausstrahlung dieses Magazins
aus, die ich mit "zurückhaltender Seriosität" bezeichnen möchte.
Für eine Publikation dieser Art ist der fast schon bibliophile Eindruck
des Magazins durch überraschend einfache Stilmittel erreicht worden.
In Zusammenhang mit den ausgezeichneten Kurzgeschichten der hier vorgestellten
Autorin ein rundum gelungenes Lesevergnügen, da kann man auch das
oberflächliche und etwas inhaltsleere Interview gerne übersehen.
Für alle Freunde der gepflegten Phantastik
sicher ein Muß!
Dirk van den Boom, Saarbrücken
ÄON INTERN
233
60 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 300 Exemplare, 3,00 DM, 4er-Abonnement
10,00 DM.
Bezug: ÄON TEAM, Thorsten Grewe,
Prinz-Friedrich-Karl-Str. 24a, 44135 Dortmund.
Bankverbindung: Postbank Dortmund (BLZ
440 100 46), Konto 106878461.
Wer das Geheimnis langlebiger Fanzines
erforschen will, sollte das ÄON TEAM fragen. 233 Ausgaben ihres Intern-Zines
liegen vor. Nur wenige fannische Produkte können eine so hohe Ausgabenzahl
aufweisen. Nicht einmal die ANDROMEDA NACHRICHTEN des SFCD können
mithalten. Und wenn doch das eine oder andere Fanzine diese Zahl übertrifft,
wie z. B. die SF-NOTIZEN von Kurt S. Denkena, der locker eine doppelt so
hohe Ausgabennummer auf seine Hefte schreiben kann, so sind es in aller
Regel regelmäßig erscheinende und nicht sehr umfangreiche Informationsblätter.
Nun wird auch das ÄON INTERN klein
angefangen haben. Mittlerweile sind die 60 Seiten jeder Ausgabe allerdings
prall gefüllt mit Informationen rund um die Phantastik und verwandte
Gebiete. So ist das ÄON INTERN mehr oder weniger auch ein Informationsblatt,
in dem sich die Mitglieder des ÄON TEAMS über Neuigkeiten aus
dem Genre und der Fanszene informieren.
Neben Videos und Bücher werden Comics
und Fanzines (von der FK-Mitarbeiterin Irene Salzmann) besprochen. Und
darum geht es in erster Linie, Produkte aus dem phantastischen Bereich
vorzustellen. Kritik oder auch nur inhaltliche Distanz findet man selten.
Die Vorstellungen sind dabei meist sehr ausführlich und fundiert,
so daß es dem Leser ermöglicht wird – allerdings auch überlassen
bleibt, sich eine eigene Meinung über ein Buch, einen Comic oder ein
Fanzine zu bilden. Man spürt bei allen Autoren die Begeisterung für
das Genre und ihren Wunsch, diese Begeisterung weiterzutragen.
Das ist gut und schön. Und damit
kann ich das ÄON INTERN als internes Informationsmagazin abhaken.
Es bietet mir eine Reihe von Kaufhinweisen. Es informiert die Mitglieder
des ÄON TEAMS sicherlich nicht umfassend, aber weitreichend über
aktuelle und nicht mehr ganz so aktuelle Produkte. Es bietet allerdings
wenig Angriffspunkte für einen Rezensenten. Sicherlich kann ich darüber
lamentieren, was mir ein zweiseitiger Artikel bringt, in dem über
einen Besuch von Hubert Haensel in Leipzig berichtet wird. Ich kann über
lange Inhaltsangaben klagen, denen oft keine fundierte Bewertung folgt.
Ich muß das aber nicht. Ich kann
ÄON INTERN lassen wie es ist, und mich damit nicht über die Intentionen
der Macher hinwegsetzen. Trotzdem würde ich mir natürlich als
Rezensent für die Zukunft etwas mehr Angriffsfläche wünschen.
Holger Marks, Marburg
DIE ERWECKUNG 1:
JÄGER UND GEJAGTE/DAS BLATT WENDET SICH
52 Seiten DIN A 4, Offset, Klammerheftung
mit Zierschiene.
Auflage: 100 Exemplare, 13,00 DM.
Bezug: Bjarkan-Comix, Postfach 440337,
12003 Berlin.
Curtis Nike deckt mit ihren Publikationen
viele Bereiche ab: Kalender; Fanzines mit Lyriken und Erzählungen
aus den Bereichen Horror, Dark Fantasy, Gothic, DS 9-Stories, Sachtexte...
und jetzt auch Comics. Ein so breites Spektrum bieten die wenigsten Künstler
und Verlage an.
DIE ERWECKUNG ist der erste Comic von
Curtis Nike. Sie erläutert im Nachwort, daß sie eigentlich gar
nichts mit der Comic-Szene zu tun hat und außer einzelnen Illustrationen,
wie man sie aus ihren anderen Heften und dem Kalender kennt, noch nie etwas
Vergleichbares versucht hat. Von daher muß man zunächst ihr
Durchhaltevermögen bewundern, das vor ihr nur wenige andere Grafiker
im Fandom bewiesen haben (beispielsweise Henning Way, Britta van den Boom,
Dirk de Lange); den meisten geht bei solch langwierigen Projekten mittendrin
die Luft aus.
Die in vielen Schwarzweißbildern
erzählte Geschichte ist im DS 9-Universum angesiedelt und schildert
eine Episode aus den Anfängen des Dominions. Wer bereits die anderen
entsprechenden Publikationen kennt, weiß, dass sich Curtis Nike,
da in der Regel schon genügend Fans die Abenteuer der Föderations-Heroen
weiterspinnen, der Gegenseite zuwandte und die Ereignisse aus deren Sicht
darzulegen versucht.
Der
Formwandler Nion wird von einer Gruppe Jäger verfolgt. Für seine
Ergreifung, ob tot oder lebendig, wird gut gezahlt. Eine Weile kann er
sich verbergen, aber seine Verletzungen machen ihn langsam, und so wird
er schließlich von zwei Häschern aufgespürt. Während
die beiden um ihr Opfer streiten, wird Nion von den Eingeborenen gerettet
und gepflegt. Verwirrt stellt er fest, daß man ihm erstmals frei
von jeglichen Vorurteilen begegnet. Wesen seiner Art sind überall
Außenseiter, denen man mit Mißtrauen, Furcht und Haß
begegnet – warum sind diese Monoformen anders? Unterdessen suchen die zwei
Jägerinnen ihre Gefährten und trennen sich. Während die
eine die Stadt der Eingeborenen entdeckt, stürzt die andere in eine
Art künstliche Höhle, wo sie eine grausige Entdeckung macht.
Aber damit sind die Überraschungen längst noch nicht vorbei...
Curtis Nike erzählt kontinuierliche
die Geschichte ihrer Hauptfigur und deren Gegner, ohne dabei den roten
Faden zu verlieren oder sich in Widersprüche zu verstricken. Im Mittelpunkt
stehen die Motive der einzelnen Personen, ihre Wünsche und Ängste.
Die Zeichnungen erinnern ein wenig an
den Jugendstil: Sie sind klar, deutlich, wenig verspielt, setzen auf Schwarzweißkontraste.
Die Aufteilung der Paneels ist abwechslungsreich, sie variieren in Größe
und Anordnung. Auch wenn es wenig Action-Elemente gibt, gelingt es Curtis
Nike, ihren Bildern und Figuren Leben einzuhauchen und auch handlungsarme
Szenen überzeugend darzustellen.
Natürlich kann man diesen Comic nicht
mit einem von Image, Marvel oder wem auch immer vergleichen. Man darf nicht
vergessen, daß es sich hierbei um ein Erstlingswerk handelt von jemandem,
der sich nie mit dem Genre beschäftigt hat. Es gibt Ungenauigkeiten
bei den Proportionen, die Texte weisen ab und zu Zeitenfehler auf, und
die Namen der Figuren wurden erst im Laufe der Handlung erwähnt, statt
gleich zu Beginn – ich hätte mir außerdem eingangs eine Seite
gewünscht, auf der die Figuren alle kurz vorgestellt werden. Das sind
aber nur Kleinigkeiten, welche die Gesamtleistung nicht schmälern
sollen und die, mit etwas mehr Erfahrung, sicher verschwinden werden.
Wer Comics und DS 9 mag, wird an diesem
Band nicht vorbei kommen. Die Fortsetzung ist bereits in Arbeit!
Ferner wird das Heft musikalisch ergänzt
von Lug. Man kann eine MC mit 14 Synthesizer-Stücken (60 Minuten Sound),
die eigens für den Comic komponiert wurden, bestellen. Sie kostet
ebenfalls 13,00 DM, MC und Comic zusammen erhält man für 25,00
DM.
Irene Salzmann, Kranzberg
ENPUNKT 35
52 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 600 Exemplare, 3,50 DM, 4er-Abonnement
12,00 DM.
Bezug: Klaus N. Frick, Hirschstr. 63,
76133 Karlsruhe, E-Mail: kfrick@vpm.gni.de.
Bankverbindung: Kreissparkasse Freudenstadt
(BLZ 642 510 60), Konto 187 954.
Wie immer hinterläßt das Punk-Fanzine
aus der Feder des Altfans und Perry-Redakteurs Klaus N. einen etwas zwiespältigen
Eindruck bei mir. Das hängt sicher auch damit zusammen, daß
mir die musikalischen Neigungen des Krawattenpunkers Klaus N. Frick nicht
viel sagen, so daß die Besprechung von Konzerten und neuen Platten
und CDs nicht wirklich mein Interesse trifft. Umso interessanter sind die
Darstellungen des "nebenher", und die werden, wenn man Klaus kennt, beinahe
notwendigerweise auch immer politisch. Daß Klaus da einiges umtreibt,
wird bereits in seinem "Vorwort zur Lage der Nation" deutlich, in dem er
gegen den Terror von Rechts zu Felde zieht und für eine "unglaubliche
Koalition guter Bürger gegen die bösen Nazis" nur Verachtung,
Hohn und Spott übrig hat. Angesichts der Tatsache, daß sowas
offenbar in Deutschland immer zu spät und zu lasch kommt, möchte
man ihm fast zustimmen, wäre da nicht das leichte Zwicken im Hinterkopf,
das notwendigerweise entsteht, wenn Klaus SPD, CDU, FDP, Grüne, PDS
und Republikaner – eine gewagte Mischung! – frei nach dem Motto zusammenfaßt:
Alle in einen Sack, draufhauen, ich treffe garantiert die Richtigen.
Weitaus
differenzierter und auch um einiges interessanter sind jedoch erneut die
Erinnerungen des Herausgebers an seine mittlerweile zahlreichen Afrika-Reisen.
Auch die vorliegende ENPUNKT-Ausgabe kann da mit einigen Schlaglichtern
aufwarten, wovon aber nicht alle angenehme Begebenheiten erzählen.
Ich habe über die Jahre so viele der Afrika-Impressionen von Klaus
gelesen, daß ich versucht bin, ihm vorzuschlagen, all diese doch
mal in einem Fanzine gebündelt herauszugeben. Könnte vielleicht
auch so manchem SF-Fan, der sich für einen Weltbürger hält,
sein Heimatdorf aber nie verlassen hat, durchaus mal die Augen öffnen.
Natürlich ebenfalls recht interessant
ist die Schilderung der letzten Chaos-Tage, vor allem die Diskrepanz zwischen
den Darstellungen derselben in den Medien und der persönlichen Erfahrung.
Daß es dabei bisher immer nicht mit ganz rechten Dingen zuging, ist
keine Neuigkeit.
Völlig gefehlt hat mir als Leser
im aktuellen ENPUNKT die Diskussion in der Punk-Szene um die Wiedergründung
der APPD – da dies in der Vergangenheit immer mal wieder Thema war, hatte
ich im Stillen auch einen Frickschen Kommentar dazu erwartet. Aber vielleicht
in der Nr. 36?
ENPUNKT ist ein tolles Afrika-Fanzine
und hat mir deswegen gut gefallen.
Dirk van den Boom, Saarbrücken
ÜBERALL MEINUNGEN
113
28 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: 50 Exemplare, Preis: unbekannt
(bitte erfragen).
Bezug: SFC ÜBERALL, Harald Rosenkranz,
Am Bahnhof 8, 59514 Welver-Borgeln, E-Mail: harald.rosenkranz@t-online.de.
Internet: www.sfcue.de.
Seit ich die ÜM beziehe sind sie kontinuierlich
dünner geworden: Von einstmals um 60 Seiten sind es inzwischen nicht
einmal mehr 30. Die fast 50 Mitglieder sind offensichtlich zufrieden, ihr
monatliches Schrumpf-Zine hinzunehmen, wenn es in einigen Monaten vielleicht
nur noch aus weißen Blättern bestehen wird, statt dieser Entwicklung
entgegenzuwirken und selbst zu produzieren.
Was passiert, wenn die wenigen aktiven
Ausnahmen, die das Heft bislang getragen haben, plötzlich ausfallen?
Nun, die Antwort gibt die 113 noch nicht, vielleicht jedoch schon die 114.
Redakteur Stefan König sieht in seinem Vorwort schwarz...
Bereits diesmal musste er sich arg strecken,
um wenigstens noch den Umfang von mageren 28 Seiten zu erreichen. In Folge
findet man wenige Leserbriefe, eine Story von einem Nicht-Mitglied und
die bekannten interessanten Artikel von Daniela Detemple-Hertrampf, sowie
einzelne Grafiken. Das war es auch schon.
Die Story "Valentinstag" von Simon Mildner
habe ich angelesen und es dann kopfschüttelnd aufgegeben. Praktisch
kein einziger Satz war frei von grammatikalischen Fehlern, Tippfehlern,
Wortwiederholungen etc. Eine derartige Oberflächlichkeit eines Autors,
selbst wenn es womöglich sein Erstlingswerk ist, trübt jegliches
Lesevergnügen, so daß ich überhaupt kein Interesse mehr
hatte herauszufinden, ob die Geschichte von der Idee her an sich vielleicht
doch ganz gut ist. Man darf voraussetzen, daß jeder Nutzer eines
PCs, der sich nicht ganz sicher ist in der deutschen Rechtschreibung, zumindest
sein Korrekturprogramm über den Text laufen läßt. Zu erwarten,
daß andere vor dem Druck einen Fehlereliminierservice betreiben oder
die Leserschaft die Macken stillschweigend schluckt, ist schon frech.
Zu Danielas Beiträgen etwas zu sagen,
heißt, sich zu wiederholen: Sie sind interessant, lesenswert, unterhaltsam,
informativ – wie immer eben. Die Themen: "Dämonen", "Lebende Vampire",
drei Rezensionen. Es ist bedauerlich, daß ein Unfall sie zu pausieren
zwingt, denn die ÜM verlieren dadurch ihre Highlights, der Club seine
aktivste Stütze. An dieser Stelle: Gute Besserung, Daniela!
Tja, bleibt zu hoffen, daß das ernste
Vorwort einige Mitglieder wachrüttelt und sich endlich auch die reinen
Konsumenten bemühen, ihr Clubzine am Leben zu erhalten. Andere Hefte
werden eingestellt mangels Abnehmer; hier sind diese zwar vorhanden (der
Vorteil eines Vereins), doch wenn die Beiträge ausbleiben, bedeutet
das genauso schnell den Exitus. Überall bekommt man vorgejammert,
dass es weniger und weniger Zines gibt, die Autoren und Zeichner kaum noch
Veröffentlichungsmöglichkeiten finden – und hier tritt man die
Gelegenheit mit Füßen...
Irene Salzmann, Kranzberg
RETTUNGSKREUZER
IKARUS 5: REQUIEM
92 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90 DM, 4er-Abonnement
51,60 DM.
Beileger: RETTUNGSKREUZER IKAKUS MAGAZIN
3
4 Seiten DIN A 4, Kopie.
Auflage: unbekannt.
RETTUNGSKREUZER IKARUS 6: KONVOI
104 Seiten DIN A 5, Offset, Klebebindung.
Auflage: unbekannt, 12,90 DM, 4er-Abonnement
51,60 DM.
Bezug: Roman-Truhe Buchversand, Hermann-Seger-Str.
33 - 35, 50226 Frechen.
Internet: www.pre.de/ikarus.
In REQUIEM von Dirk van den Boom folgt
der RETTUNGSKREUZER IKARUS jener Spur, die von den zwei geheimnisvollen,
sich dem menschlichen Verständnis weitgehend entziehenden Aliens aus
dem vierten Band ausgelegt wurde. Die Besatzung des Rettungsschiffes erhielt
die Koordinaten eines abgelegenen Planeten, den sie anfliegt und auf dem
sie das Wrack eines jahrhundertealten Raumschiffes vorfindet, das aus der
Epoche vor jenen "Großen Stille" stammt, in der interstellare Raumfahrt
und Kommunikation nicht möglich war.
Die Ökologie des Planeten stellt
sich rasch als ungewöhnlich heraus, doch die Lösung dieses Rätsels
ist relativ einfach, da es sich nicht um ein natürliches Phänomen
handelt, das die IKARUS-Besatzung aufzudecken hätte. Außer Kontrolle
gerät das Geschehen jedoch erst, als zwei Besatzungsmitglieder in
die Zentrale des abgestürzten Raumschiffes vordringen. Die Menschen
und ihre Ausrüstung sind willkommene Energiequellen, so daß
die Systeme des alten Raumschiffes wieder zu funktionieren beginnen und
ihren Zielen folgen. Das Wrack übernimmt die Kontrolle über die
IKARUS und zerstört sie mittels einer Bombe, die ein Attentäter
zurückließ. Selbstverständlich kann die IKARUS-Besatzung
entkommen.
Die
Vereinnahmung der IKARUS durch das fremde Raumschiff mutet etwas unplausibel
an. Daß das Wrack seine Außensensoren zu Sendern umfunktionieren
kann, ist zwar akzeptabel, daß es aber über den Empfänger
der IKARUS auf die Kontrollen des Rettungsschiffes zugreifen kann, heißt
nicht anderes, als daß sich mit einer TV-Fernbedienung ein PC beeinflußen
ließe... Und natürlich wird es eine ORION II, pardon, ENTERPRI...,
äh, IKARUS II geben. Alles in allem ist REQUIEM im Rahmen der Serie,
der bekanntlich auch eine Reihe von bekannten Sujets beinhaltet, ein gelungener
Roman.
In dem sechsten Band der Serie gelangt
die neue IKARUS aber noch nicht zum Einsatz. Die Besatzung der IKARUS wird
auf das Lazarettschiff PARACELSUS abkommandiert, das den KONVOI begleiten
soll. Der KONVOI besteht aus zwei gigantischen Trägerschiffen, die
die Komponenten eines Hyperraumsprungtores transportierten und von zwei
Kreuzern des Freien Raumcorps, das auch die IKARUS betreibt, begleitet
werden.
Mit KONVOI geht auch eine äußerliche
Veränderung der Serie einher, die das Erscheinungsbild der RETTUNGSKREUZER
IKARUS-Ausgaben deutlich verbessert. Anstelle der handschriftähnlichen,
offenen Titelschriftzüge traten geschlossene Lettern, und der bisherige
Titelbildzeichner Thorsten Pankau, der durch seine diffusen Motive auffiel,
wurde durch Klaus G. Schimanski (der zwar mit dem Raumschiffmotiv auf dem
Cover sicherlich keinen Innovationspreis gewinnen wird) und durch umlaufende
Titelbilder ersetzt. Mit dem Roman stößt Martin Kay zu den Autoren
der Serie.
Genau wie in REQUIEM muß die IKARUS-Besatzung
auch in KONVOI sich selbst retten. Das Trägerschiff HOPE wird durch
den Begleitkreuzer LIEBENFELS attackiert, die ihrerseits von der PARACELSUS
angegriffen wird, die in dem folgenden Kampf vernichtet wird, nicht bevor
sie die LIEBENFELS noch rammen und sich die IKARUS-Besatzung auf die HOPE
retten kann. Die HOPE wird von den Überlebenden der LIEBENFELS geendet
– und das Duell zwischen den sechs Besatzungsmitgliedern der IKARUS und
einhundert Medo-Robotern einerseits und den vierzig Raumsoldaten der LIEBENFELS
andererseits beginnt.
Zwar enthielt bislang jeder Roman der
RETTUNGSKREUZER IKARUS-Serie diverse Kampfszenen, doch in KONVOI nehmen
sie einen bislang nicht dagewesenen Umfang an und werden zum Selbstzweck.
Der hier geschilderte Weltraumkrieg läuft den Intentionen der IKARUS
völlig zuwider. Es ist nicht nur zu wünschen, daß sich
eine solche Ballerei nicht wiederholt, sondern auch, daß demnächst
die ersten Informationen über die Hintergründe der Intrigen im
Freien Raumkorps, zu denen auch der Angriff auf die HOPE gehört, gegeben
werden, bevor dieser Aspekt der Handlung für den Leser völlig
unbefriedigend wird.
Übrigens hat auch die PARACELSUS
ein MHN an Bord. Nein, so fortgeschritten ist die Technologie im RETTUNGSKREUZER
IKARUS-Universum nicht, es handelt sich um eine Androidenärztin, die
aber immerhin jenen Standardsatz beherrscht: "Bitte nennen Sie die Art
des medizinischen Notfalls." (Seite 21). Ihr Tod führt zu psychischen
Problemen bei Arthur Trooid, dem Androiden der IKARUS. Ich bin aber geneigt,
das als Satire durchgehen zu lassen...
Armin Möhle, Wallenhorst
RISSZEICHNUNGS-JOURNAL
113
40 Seiten DIN A 4 quer, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 500 Exemplare, 11,50 DM; 4er-Abonnement
40,00 DM.
Bezug: RISSZEICHNER CLUB DEUTSCHLAND
(RCD), Georg Joergens, Talstr. 60a, 40217 Düsseldorf, E-Mail: GJoergens@aol.com.
Internet: http://www.rz-journal.de.
Bankverbindung: Postbank Essen (BLZ
360 100 43), Konto 3687 44-437.
Ich hatte das Heft noch gar nicht ganz
aus dem Umschlag gezogen, da befand es sich bereits in den Händen
meines Ältesten, und ich mußte aufpassen, daß es nicht
mit ihm verschwand in den unergründlichen Weiten seines Zimmers, where
never a man has gone before. Das macht zweifellos deutlich, wie beliebt
Risszeichnungen, Erläuterungen zu Raumschiffen und futuristischer
Technik (zumindest bei den männlichen SF-Fans) sind.
Das Heft ist auch optisch sehr schön
gestaltet, lenkt mit einem Farbcover das Auge auf sich und bietet im Innenteil
ein ausgewogenes Verhältnis von Text und Bild auf hochwertigem Papier.
Die Zeichnungen sind sehr sorgfältig erstellt - in den jeweiligen
Stilen der einzelnen Künstler -, sie sind detailverliebt und werden
durch die passenden Daten und Erklärungen sinnvoll ergänzt.
Zu den Mitarbeitern zählen diesmal
Lars Bublitz, Gregor Paulmann u.a. Gezeigt werden die Infektor aus dem
WARHAMMER-Universum, ein siganesischer Spezialkreuzer usw. Der Schwerpunkt
liegt auf PR, doch auch andere Serien werden berücksichtigt, sofern
Material vorliegt.
Toll, fand mein Ältester und kritisierte
lediglich, daß wieder nichts von RAUMPATROUILLE und STAR TREK dabei
war – aber allen recht machen kann man es nie, und es hat ihn auch nicht
davon abgehalten, sich das RZJ 113 nach erfolgter Besprechung freudig seiner
Sammlung einzuverleiben. Der Virus scheint überzuspringen, und vielleicht
gehört er irgendwann zur nächsten Generation Risszeichner...?!
Irene Salzmann, Kranzberg
PERRY RHODAN PERSPEKTIVE
52
68 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 6,50 DM.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str.
119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: http://www.light-edition.midroth.com/prplight.htm.
Mit einem recht professionellen Vierfarbcover
wartet das Magazin für PPERRY RHODAN-Fans auf. Peter Land hat einen
Blue, eine der Milchstraßenvölker aus der Serie, aufs Papier
gebannt. Im Inneren geht es dann allerdings schwarzweiß weiter.
Mehr als die Hälfte des Heftes wird
von Heftkritiken gefüllt. Markus Kubach und Andreas Nordiek nahmen
sich die Bände 2044 bis 2053 vor. Eingeführt werden die Leser
jeweils durch eine kurze Inhaltsangabe von Heiko Raff, Michael Thiesen
gibt außerdem noch ein paar Kommentare zu den Heftcovern ab. Diese
Vorgehensweise, zwei Rezensenten besprechen unabhängig voneinander
dasselbe Heft, könnte ganz interessant sein: Wenn sich die beiden
nicht immer so einig wären. Nur in zwei Fällen weicht ihre Beurteilung
der Romane wirklich gravierend voneinander ab. Es mag daran liegen, daß
überdurchschnittlich viele gute Romane zum Ende eines Zyklus zu erwarten
sind. Den Nicht-PR-Leser werden diese 30 Seiten allerdings sehr ermüden
und selbst begeisterte Fans werden in Versuchung geführt, den einen
oder anderen Absatz doch lieber zu überspringen.
Nach dem Besprechungsmarathon folgt ein
Interview mit Leo Lukas, einem mir bis dato völlig unbekannten österreichischen
Kabarettisten, der sich kürzlich seinen Lebenstraum verwirklichen
konnte: Er durfte einen Gastroman für PERRY RHODAN schreiben! Das
Interview befaßt sich überwiegend mit dem Verhältnis des
Autoren zu PR, aber man merkt Lukas deutlich an, daß PR nicht sein
Leben ist und er vielfältige andere Interessen und Betätigungsfelder
hat. Damit bleibt das Interview erfrischend und man kann der Serie wünschen,
daß sie sich öfter solche Gastautoren an Land zieht.
Etwas
ausführlicher befaßt sich Robert Hector in gleich zwei Beiträgen
mit der derzeitigen Entwicklung bei PR. Er kritisiert die Abkehr vom Voltzschen
Zwiebelschalenmodell und die unlogische Verfolgung eines sogenannten "dritten
Weges", also die Abkehr von den guten und bösen Mächten des Kosmos
und den Versuch einer unabhängigen Entwicklung. Das sind gute Überlegungen,
die auf viele Inkonsistenzen im Handlungsablauf der Serie aufmerksam machen.
Inkonsistenzen, die sich im Laufe der Jahre und bei den Entwicklungsbedingungen
einer Romanheftserie nicht vermeiden lassen. Die gravierendere Äußerung
ist allerdings die, daß nach seiner Meinung die Serie in konventioneller
Form auserzählt ist, "und zwar schon seit längerer Zeit". Kosmologie
und Technik sind ausgereizt, was bleibt sind Aufgüsse bereits Vorhandenem.
Zwei sehr lesbare und ungewohnt kritische Beiträge. Rätselhaft
bleibt mir als Rezensent nur, warum die beiden Beiträge nicht zu einem
einzigen zusammengefaßt wurden, da sie in weiten Strecken nicht nur
inhalts- sondern auch wortgleich sind.
Informationen zur den Oxtornern, an eine
höhere Schwerkraft angepaßte Menschen im PR-Universum, sowie
zwei kürzere Stories runden das Heft ab.
Als Fazit kann ich nur wiederholen: für
PR-Fans ist das Heft trotz einiger Längen interessant und geeignet,
sich intensiver und durchaus nicht unkritisch mit ihrer Lieblingslektüre
auseinander zu setzen. Alle anderen dürften nur schwer einen Zugang
finden.
Holger Marks, Marburg
DER VISIONÄR
3
40 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 60 Exemplare, 4,50 DM.
Bezug: Henning Way, c/o Wiesenmüller,
Tieckstr. 3, 30625 Hannover.
Die dritte Ausgabe des VISIONÄRS ließ
diesmal nicht lange auf sich warten.
Das Heft präsentiert sich in einem
mittlerweile bekannten Layout und wird routiniert von dem Comic-Zeichner
Henning Way zusammengestellt.
Getreu dem Motto "Visionary, but not Ordinary!"
werden hier keine gewöhnlichen bzw. fanzinetypischen Themen behandelt,
sondern Visionen der etwas anderen Art. Statt in fremde Welten und in die
Zukunft zu schweifen, wenden sich die Mitarbeiter dem Hier und Jetzt zu,
reflektieren weltliche Probleme und suchen Antworten nicht in Ersatzreligionen,
sondern in der Bibel.
Der Leser findet eine Mischung aus Bibelzitaten,
Gebeten, zur Meditation anregenden Bildern, legendenartige Geschichten
u. v. m. Einzelne Cartoons lassen Humor zu und lockern die mitunter recht
ernsten Texte auf. Hier einige Beispiele:
"Der heilige Kuss" erzählt von einem
nahezu vergessenen Weisen, der seine Besucherin erst einer Prüfung
unterzieht, bevor sie von ihm belohnt wird. Es ist eine Parabel auf das
Leben: Wer trotz der Hindernisse auf dem richtigen Weg bleibt, erreicht
sein Ziel.
Die "Klostergedanken" zeigen, daß
der teilweise existierende Klostertourismus nicht zwangsläufig dem
Gast die gesuchte Ruhe bringt, sondern er diese in sich selbst finden muß,
wobei ihm die Umgebung gern behilflich ist.
"Pater Daniel Oswald Rufeisen" – ihm ist
eine kurze Biographie gewidmet.
Bei "Bibel contra Coca-Cola" könnte
es sich um einen Predigttext handeln. Was ist heute wichtig für die
Menschen? Erst wenn Probleme auftauchen, besinnt man sich der vergessenen
Bibel, in der Hoffnung, hier Antworten zu finden. Aber das Buch allein
ist kein Allheilmittel, es bedarf der Menschen, um die darin enthaltenen
Worte lebendig zu machen.
"Eine beeindruckende Begegnung" schildert,
wie sich ein halbverhungertes Kind über ein wenig Essen freut und
wie seine Freude sogar noch wächst, als es seine wenige Habe teilen
kann. Man muß nichts Großartiges leisten, schon eine kleine
Geste ist bedeutungsvoll, wenn sie von Herzen kommt.
Die Beiträge stammen u .a. von Hennig
Way, dem Theologen und Grafiker Thorsten Grewe, Pfarrer Michael Becker,
Sr. Heidrun Bauer u. a., was deutlich macht, daß das Heft nicht vom
üblichen Fanzine-Konsumentenkreis für seinesgleichen konzipiert
wird, sondern andere Zielgruppen zu erreichen versucht.
Wer oberflächliche Unterhaltung erwartet,
wird schwerlich den Zugang zum VISIONÄR finden. Die teils kryptischen
Bilder und Texte sollen zum Nachdenken anregen, dem Leser Gelegenheit zur
Besinnung geben und an etwas erinnern, das meist vergessen wird, an den
Glauben.
Irene Salzmann, Kranzberg
LIGHT EDITION:
ZEIT DER UNSCHULD
74 Seiten DIN A 5, Kleinoffset, Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 7,50 DM.
Bezug: Achim Havemann, Harlinger Str.
119, 29456 Hitzacker, E-Mail: ahavemann@t-online.de.
Internet: http://www.light-edition.de.
Bei ZEIT DER UNSCHULD handelt es sich um
einen Fan-Roman aus dem PERRY RHODAN-Universum. Die Ideen und Handlungsabläufe
versprechen an sich flotte Unterhaltung, wie man sie auch in der Hauptserie
erwartet; ein bißchen Horror, ein bißchen Action, eine geschachtelte
und verwobene Geschichte, mit phantastischen Elementen gewürzt. Der
Roman enthält nichts wirklich Neues – weder die Klon-Thematik noch
eine Robot-Ratte noch der "Erinnerungsverlust" der Hauptperson sind bahnbrechende
Ideen. Gleichwohl würde der Stoff sicherlich für einen unterhaltsamen
Roman auf gutem PR-Niveau reichen
ZEIT DER UNSCHULD ist ein Fan-Projekt.
Es ist also eigentlich nicht fair, eine ebenso flüssige Darstellungsweise
zu erwarten wie bei PR-Routiniers. Aber auch als wohlwollender Leser muß
ich zugeben, daß mich der Roman nicht gefesselt hat. Trotz aller
rasenden Action, auflockernden Umblendungen und abwechslungsreichen Themen
wollte sich bei mir keine innerliche Beteiligung einstellen. Dies mag in
erster Linie daran liegen, daß keine attraktiven Identifikationsmöglichkeiten
angeboten werden. Die Hauptperson leidet unter Erinnerungslücken,
eine Identität ist nicht auszumachen, und auch im erotischen und kämpferischen
Konflikt mit einer Piratin gewinnt sie nicht an Tiefe. Die Figuren sind
holzschnittartig, "Sex and Crime" werden zwar reichlich geboten, bleiben
aber ohne Nachhall.
Völlig überflüssig und
plump erscheint es schließlich, als eine "nackte Frau mit großer
Waffe" auftaucht. (Um den "Genuß" zu steigern, wird sie auch noch
abgebildet.)
ZEIT DER UNSCHULD wirkt wie ein Versuch,
große SF nachzumachen – mit einer Reihe gängiger, darunter auch
sehr markanter Versatzstücke, einem tauglichen Konzept etc. Eine eigene
Idee, geschweige denn ein eigenes Anliegen des Autors, sind jedoch nicht
zu erkennen. Da es sich somit um eine – zudem nicht sonderlich gelungene
– bloße Kopie von Vorbildern handelt, ist die Lektüre unbefriedigend.
Clemens Nissen s. ps., Neuenburg
NOCTURNO 1
68 Seiten DIN A 4, Kopie, Spiralbindung.
Auflage: 100 Exemplare, 10,00 DM.
Bezug: Markus Kastenholz, Rothenbergstr.
39, 65366 Geisenheim/Rhg.
Mit NOCTURNO meldet sich der ehemalige
MISHARA- und MSM-(Mit-) Herausgeber Markus Kastenholz im bundesdeutschen
Fandom zurück – dienstältere Fandomler werden sich sicherlich
noch an seine früheren Fanzines erinnern. NOCTURNO 1 steht im Zeichen
des Horrors, allerdings sollen in den kommenden Ausgaben auch Kurzgeschichten
aus anderen phantastischen (Sub-) Genres erscheinen können.
Angesichts von Markus‘ Fanzineerfahrungen
überrascht das DIN A 4-Format. Das zweispaltige Layout hätte
auch im DIN A 5-Format realisiert werden können, die Möglichkeiten,
die das größere Seitenformat bietet (Mehrspaltensatz, Verwendung
kleinerer Schrifttypen u. a. m.), wurden in NOCTURNO 1 nicht genutzt. So
führt das DIN A 4-Format lediglich zu einer unnötigen Verteuerung
der Ausgabe.
Etwa ein Dutzend Kurzgeschichten hat der
Herausgeber für NOCTURNO 1 zusammengetragen. An ihnen bestätigt
sich, was für Storyzines offenbar typisch ist, nämlich daß
sie viel Mittelmaß enthalten. In "La Luna" von Markus Kastenholz
begegnet der Protagonist auf einer nächtlichen Landstraße einer
jungen Frau, die ihn von seinen psychischen Problemen zu befreien verspricht,
dies aber nicht zu realisieren vermag und ihn tötet. "Eine Tote wird
verhört" von Stephan Peters schildert die Begegnung einer Frau mit
einem psychopathischen Mörder. "Ich wünschte..." von Monika Wunderlich
beschreibt die letzten Momente und Gedanken einer Selbstmörderin.
In "Der Glanz ihrer Augen, die Sehnsucht meines Herzens" von Kuno Liesegang
folgt der Protagonist seiner Geliebten in das verfallende Stadtzentrum,
wo er getötet wird.
Diesen
Stories ist eine gewisse Perspektivlosigkeit ihrer Protagonisten gemein.
Das mag für Horror-Kurzgeschichten typisch sein, ob es aber für
den Leser befriedigend ist, sei dahingestellt. Das es auch anders geht,
zeigt Simon Rhys Beck in "Mondkind", einer Begegnung eines Vampirs mit
einem Dämon, die zwar zunächst mit einer Vergewaltigung beginnt,
aber einigermaßen versöhnlich endet. Geradezu spielerisch kommt
die Story "Vorsicht, ich beisse!" von Irene Salzmann daher, in der eine
junge Frau eine besondere Erfahrung macht.
Den Höhepunkt des harten Horrors
markiert Boris Koch "Alltägliche Kuriositäten". Der Protagonist
kauft in einem Antiquariat regelmäßig Tagebücher von Verstorbenen
und findet eines Tages per Zufall heraus, wie sie produziert werden.
Ärgerlich ist wegen seiner Abgedroschenheit
dagegen der Dialog "Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende"
von Martin Munsonius, den die Protagonisten während ihres Eindringen
ins ein Haus führen, das von Geistern beherrscht wird. Immerhin ansprechender
geschrieben ist "Fabienne" von Christel Scheja, auch wenn es sich um eine
INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR-Variante handelt (was die Autorin fairerweise
nicht verschweigt).
Der sekundärliterarische Part von
NOCTURNO 1 sorgt für Irritationen. Es ist zwar lobenswert, ausschließlich
die Produktionen von Kleinverlagen zu besprechen, doch scheinen diese dermaßen
herausragend zu sein, daß keine der Besprechungen mit einem negativen
Fazit endet. Einige der besprochenen Bücher sind zudem bei dem NOCTURNO-Herausgeber
selbst zu beziehen. Die Artikel über die Serien DÄMONENJÄGER
DAVID MURPHY und RETTUNGSKREUZER IKARUS sind Promotiontexte und keine kritische
Vorstellungen.
Auch inhaltlich zeigt sich NOCTURNO verbesserungs-
und ausbaufähig. Die Kurzgeschichten sollten eine größere
inhaltliche Vielfalt aufweisen, vor allem aber bedarf der sekundärliterarische
Part einer grundlegenden Überarbeitung.
Armin Möhle, Wallenhorst
SOL 22
84 Seiten DIN A 4, Offset, Mittelheftung.
Auflage: 2.100 Exemplare, 9,00 DM,
4er-Abonnement 30,00 DM.
Bezug: PERRY RHODAN FANZENTRALE e.
V., Klaus Bollhöfener, Postfach 2352, 76413 Rastatt.
Bankverbindung: Sparkasse Pforzheim
(BLZ 666 500 85), Konto 2862050, lautend auf Peter Fleissner.
Protegiert von der PERRY RHODAN-Redaktion
und VPM hat die SOL, das nichtkommerzielle Magazin der PRFZ, bereits die
Nr. 22 erreicht. Das Layout und der Inhalt sind längst zur Routine
geworden, und jeder, der als Mitglied des Vereins die Publikation regelmäßig
bezieht oder schon seit Ewigkeiten im Fandom aktiv ist, kennt die Namen
der Mitarbeiter, angesichts derer man sich stets fragt, weshalb die FANZENTRALE
kaum bis gar nicht auf Fanbeiträge zurückgreift, wenn sie sich
schon so nennt...
Die Namen der Illustratoren lesen sich
wie das "Who is Who" der PR-Familie: Johnny Bruck, Alfred Kelsner und Swen
Papenbrock natürlich, dazu die Macher des RISSZEICHNUNGS-JOURNALS.
In Folge ist die Qualität hoch, bekannt, einheitlich, und es gibt
nichts wirklich Neues.
Neben der direkten Werbung für den
PR-Con in Garching und einigen Merchandising-Artikeln bieten die gut recherchierten
Berichte mehr oder minder versteckte Werbung für weitere Produkte
rund um unseren Mann im All. Aber einige Beiträge sind doch ganz interessant
oder lassen zumindest in den Älteren von uns einige nostalgische Erinnerungen
an glanzvolle Tage aus der Frühzeit der Serie wach werden.
Martin Lange informiert im "Info-Center"
tabellarisch über die Mitglieder des legendären Mutantenkorps,
von denen einige nur in den Taschenbüchern oder lediglich in zwei
bis drei Heften in Erscheinung getreten sind. Gerade jene Fans, die später
eingestiegen sind und die alten Bände nicht kennen, haben hier so
einiges, wenn nicht gar das Beste versäumt.
"Unbekannten Raumschiffmodellen" widmet
sich Willi Diwo. Erste Bastelbögen zur PR-Serie gab es bereits 1968,
erst aus Pappe, später aus Plastik, und noch heute erfreuen sie die
Sammler. Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass diese Dinger einmal
gesuchte Raritäten sein würden?
Das "Interview mit Leo Lukas", dem neuen
Gastautor, geführt von Werner Höbart, ist auch in der PR PERSPEKTIVE
erschienen. Es ist üblich, Material in alle Richtungen zu streuen
wie ein Farn seine Sporen..., und in der Regel gibt es nur wenige Überschneidungen.
Des weiteren gibt es "Risszeichnungsklassiker"
und informative "Tipps für angehende Risszeichner", natürlich
von den Fachleuten des RZJ.
Jürgen Kirchner stellt die "Hits
und Flops" des phantastischen Kinos 2000 vor.
Nicht fehlen dürfen einige ironische
Gedanken zur PR-TV-Serie von Robert Vogel.
Ferner gibt es wieder ein Völkerdatenblatt,
ein Rätsel, eine Story, einen Leser-Kommentar und –Briefe u. v. m.
Es ist deutlich: Von wenigen Ausflügen
bis zum Tellerrand einmal abgesehen, befaßt sich die SOL-Crew ausschließlich
mit Themen aus dem Perryversum, ohne dabei allzu kritisch vorzugehen (aber
man beißt ja auch nicht die Hand, die einen streichelt). Das Magazin
ist optisch sehr ansprechend, der Inhalt allein für eingefleischte
PR-Leser interessant, die mit ihrem wöchentlichen Heft noch nicht
genug haben; es gibt leichte Kost rund um die Serie und ihre Macher. Wer
es braucht, wird seine Freude daran haben, wer es für unnötig
hält, versäumt ebenfalls nichts, und wer mit PR nichts am Hut
hat, wird ohnehin die Finger davon lassen.
Irene Salzmann, Kranzberg
DAEDALOS 11
112 Seiten DIN A 5, Kopie (verkl.),
Mittelheftung.
Auflage: unbekannt, 12,00 DM, 2er-Abonnement
22,00 DM.
Bezug: Hubert Katzmarz, Holunderweg
15, 53127 Bonn, E-Mail: hubert.katzmarz@phantastik.online.de.
Phantastik wird zunehmend allein in ihrer
unheimlichen Spielart wahrgenommen, alles andere (sei es nun klassisch
oder modern) der Science Fiction bzw. Fantasy zugeschlagen. Das kann man
bewerten wie man will, ein gutes Beispiel für diese gängige Praxis
ist jedoch der "Story-Reader für Phantastik" DAEDALOS, welcher ausschließlich
Schauer- und Gespenstergeschichten enthält. Diese sind aber zum Glück
von solider literarischer Qualität, keine simplen Vampir-Gruselmärchen
und Kettensägenmassaker. Der Herausgeber Dr. Michael Siefener hat
fünf Geschichten zu einer kleinen Anthologie zusammengestellt, die,
psychologisch alle sehr dicht erzählt, sich dem Unheimlichen bzw.
Ungreifbaren verschiedentlich nähern. Für die Protagonisten sieht
es aber letztlich stets düster aus. Ob nun unüberwundene Jugendsünden
sich im Leben bitter rächen oder auch nur Streß einen futuristischen
Polizisten auf dem "Speedway to Hell" plagt, es sind die ge- und zerbrochenen
Antihelden, deren Scheitern quasi Programm ist. Der Höhepunkt ihrer
Resignation bzw. ihre endgültige Auslöschung stellen das Gegenstück
zum Happy End in der optimistischeren Literatur dar.
Den Auftakt des Heftes machen zwei erotische
Schauergeschichten: Die merkwürdige Obsession für Puppen in Paul
Bradshaws "Der Nachtträumer" hat genau wie die Suche nach der vergangenen
Jugendliebe in Frank W. Haubolds "A flor dos sonhos" einen morbiden Kern,
der in die tiefsten Abgründe der Seele führt. Atemloser geht
es mit "Speedway To Hell" von Sven Klöpping weiter, der in angeldeutschem
Slang den Dienst des bereits erwähnten Polizisten beschreibt, wohingegen
John B. Fords "Die infizierte Zeit" mehr als obskur und psychedelisch daherkommt.
Wieder ist es eine Heimkehr, aber keine zur Geliebten, sondern an einen
gleichsam der Verdammnis anheim gefallenen Ort. Als sehr gut gewählter
Abschluß erweist sich darum eine klassische Gespenstergeschichte
von Joseph Sheridan LeFanu’s Nichte Rhoda Broughton (1840 – 1920), ihr
Story-Debüt aus dem Jahre 1868. Nach all den alphaften Erzählungen
ist diese, als fiktiver Briefwechsel zwischen Freundinnen angelegte, subtile
Gespenstergeschichte eine wahre Erholung.
Die sorgsam ausgewählten Illustrationen
stellen ein großes Plus des Heftes dar, kleine grafische Kostbarkeiten
aus dem fünfzehnten bis neunzehnten Jahrhundert, und keine Horror-Dutzendware,
wie man sie sonst in jedem Fanzine findet. Die Paginierung des Story Readers
hingegen ist etwas gewöhnungsbedürftig, da bei Heften normalerweise
der Umschlag zu den Seiten zählt.
DAEDALOS 11 ist für alle Freundinnen
und Freunde der dunklen Phantastik wieder das richtige Lesefutter. Nicht
mehr, aber auch nicht weniger.
Siegfried Breuer, Berlin
Der FANZINE-KURIER erscheint
in der EDITION WHISPERING TIMES.
Herausgabe, Redaktion und Vertrieb:
Armin Möhle
Eibenweg 18
49134 Wallenhorst.
E-Mail: armoe@gmx.de
Preise: Einzelexemplar 1,20
DM, Jahresabonnement (6 Ausgaben) 6,00 DM (in Briefmarken oder als Verrechnungsscheck).
Der FANZINE-KURIER ist außerdem im PRBCBS im Interesseabo oder im
Fanzinetausch zu beziehen.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Dirk van den Boom, Siegfried Breuer, Holger Marks, Clemens Nissen s. ps.,
Irene Salzmann.
Auflage: 90 Exemplare.
Für Rezensionsexemplare
sind wir stets sehr dankbar!
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